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Tagesmail

Selbstauslöschung

Hello, Freunde der Selbstauslöschung,

der lang erwartete Freitod der SPD: er ist vollbracht. Auf offener Bühne. Nirgendwo ein Mediziner oder Theologe, der Torsten Albig in den Arm gefallen und den ruchlosen Stoß ins eigene Herz verhindert hätte. Merket, auch das Leben der ältesten Partei Deutschlands ist ein Geschenk Gottes, das nicht einem Augenblicksaffekt – wenn auch nach langem und quälendem Siechtum – geopfert werden darf.

Die verfetteten, angela-süchtigen Proleten sehen keine Zukunft mehr. Also gehen sie. Das ist deutsch, das ist aufrecht. Gegen Merkels Gottesgnadentum kommen sie nicht an. Fehlt es noch immer am lebendigen Glauben in der Proletenpartei? Ist noch nicht jedes einzelne Parteimitglied mit heiligem Eid verpflichtet worden, seinen ganz persönlichen Gottesbezug von Altbischof Huber klären zu lassen?

Einst wollte Bismarck die gottlosen Horden vernichten – und machte sie nur stärker. Sich selbst vernichten, das können Genossen besser. Vorne raspelt Brutus Süßholz, hinten kommt er mit dem Dolch. Das aber ist nicht mehr deutsch. Das ist welsche Tücke.

a) „Lasst das mal die Merkel machen, die macht das ganz ausgezeichnet.“

Gleichwohl und dennoch (der Satz des Widerspruchs wurde vom Kabinett Merkel unter Hinweis auf Hegel abgeschafft: „Den Satz des Widerspruchs formell anerkennen heißt, ihn zugleich für falsch erkennen.“):

b) Sigmar Gabriel würde „das exzellent machen“.

c) „Merkel ist eine Kanzlerin, wie sie die Deutschen offensichtlich mögen. Ich glaube, es ist schwer, gegen diese Kanzlerin eine Wahl zu gewinnen.“ Das müsse man zur

Kenntnis nehmen und es mache auch keinen Sinn, „sich da jetzt jeden Tag ein Beißholz zu nehmen und da weinend reinzubeißen.“ (SPIEGEL.de)

d) Aus gut unterrichteten Kreisen erfahren wir, dass erste Maßnahmen, die überholte, abgelebte Demokratie in ein Gottesgnadentum zu verwandeln, bereits griffbereit in der Schublade lägen.

e) Es wird erwartet, dass auch die Grünen ihr Beißholz wegwerfen, das jämmerliche Gegreine einstellen und ins Lager der GROKO-mit-Ewigkeitsgarantie wechseln werden.

f) Linke Putinversteher sollen nach Russland ausgewiesen werden. Sie passen nicht mehr ins royale Gruppenbild mit Herzensdame. Seite an Seite mit Schröder und Berlusconi können sie entweder Minister für Öl- und Frauenfragen in Moskau oder mit den beiden Mimen Gérard Depardieu und Lukaschenko unter Benutzung von Original-Tolstoi-Sicheln in der weißrussischen Heuernte eingesetzt werden. (tz.de)

Der folgende Text aus der romantischen Feder eines ostdeutschen Adligen wird zum obligaten Vereidigungstext für Adlaten der Königin Angela:

„Wer den ewigen Frieden jetzt sehen und lieb gewinnen will, der reise nach Berlin und sehe die Königin. Dort kann sich jeder anschaulich überzeugen, dass ewiges Wachsen der Wirtschaft kein frommer Traum sein muss. Die Königin ist das gediegene Lebensprinzip des Staates; ganz dasselbe wie die Sonne im Planetensystem ist. Zunächst um das Wachstumsprinzip her, erzeugt sich mithin das höchste Leben im Staate: die Wohlstands- und Hegemonialatmosphäre. In der Nähe der Königin wird jeder Ausdruck des Staatsbürgers Ausdruck der höchsten, zurückgehaltenen Kraftfülle, Ausdruck der lebhaftesten Regungen, beherrscht durch die achtungsvollste Besonnenheit. Jeder Staatsbürger wird unter der Königin Staatsbeamter. Die künftige Monarchie ist echtes System, weil sie an einen absoluten Mittelpunkt geknüpft ist; an ein Wesen, das zwar zur Menschheit, aber weit über dem Staate steht. Die Königin ist ein zum irdischen Fatum erhobener Mensch. Ein wahrhaftes Königspaar ist für den ganzen Menschen, was eine Konstitution für den bloßen Verstand ist. Übrigens ist eine geborene Königin besser als eine gemachte. Wer so geboren ist, dem schwindelt nicht, den überreizt auch eine solche Lage nicht. Er bleibt königlich, sachlich und gelassen. Die Königin hat einen häuslichen Wirkungskreis, der zugleich ein politischer ist. Denn der Hof ist das große Muster einer Haushaltung. Nach ihm bilden sich die großen Haushaltungen des Staats, nach diesen die kleineren und so herunter. Der Königin kommt vorzüglich die Erziehung der Deutschen, die Kita-Aufsicht über die Kinder des ersten Alters, die ordentlichen Ehe-Sitten, die Anordnung der nationalen Feste, des Tanzverbots an christlichen Feiertagen, und die Einrichtung des Hoflebens von Rechts wegen zu. Sie sollte ihre eigene Kanzlei haben, und ihr Mann wäre ihr erster Minister. Das Kanzleramt oder der Hof soll das klassische Privatleben im großen sein. Wie die Hausfrau die Feder des Hauswesens, so ist die Königin die Feder des Hofs. Der Mann fourniert, die Frau ordnet an. Aus dem Hofe soll ein irdisches Paradies gemacht werden, das einfache Thema des Lebensgenusses durch unerschöpfliche Variationen führen und uns so die Gegenstände allgemeiner Bewunderung unserer europäischen Nachbarn verschaffen. In unsern Zeiten haben sich wahre Wunder der Transsubstantiation ereignet. Verwandelt sich nicht ein Kanzleramt in eine große Familie, das Amt der Königin in ein Heiligtum, die GROKO in einen ewigen Herzensbund?“

In rohen Worten: die deutsche Republik ist dabei, dem Beispiel ihrer ältesten Partei zu folgen und sich national ins Messer zu stürzen. Demokratie? Nein, danke. Wir wollen uns endlich neu erfinden. Und wenn das Neue auch das Älteste wäre, das Europa Kopf und Kragen gekostet hat!

Keine Angst, Deutschland kann seine Geschichte nicht wiederholen. Das Kabinett in Berlin hat jeglichen Wiederholungszwang – sei es im Privaten oder Kollektiven – strengstens untersagt. Nur an hohen Feiertagen dürfen Politiker – mit Sondererlaubnis – ihre nationalen Phrasen wiederholen. Solange ein Südamerikaner nicht Papst, eine Pastorentochter nicht deutsche Kanzlerin auf Lebenszeit geworden ist, kann die Welt nicht geheilt werden vom Übel humaner Illusionen.

Wenn die Kanzlerin in einer ihrer seltenen TV-Audienzen von unterwürfigen Lakaien gefragt wird, was sie von der Kritik an ihrer Tröstung eines weinenden Flüchtlingsmädchens hält, antwortet sie in preußischer Knappheit: Ich habe andere Dinge zu tun, ich muss arbeiten.

Das protestantische Arbeitsethos ist der Kanzlerin vertraut, das Debattenprinzip einer streitbaren Volksherrschaft aber nicht. Bei welchen Böckenfördes und Hayekianern hat die lutherische Sozialistin nach Fall der Mauer Demokratie gelernt? Kann es sein, dass sie bis heute nicht weiß, was eine Agora ist? Dass Debattieren und nicht stummes Malochen der Kern jeder autonomen Gesellschaft ist, in der die einen die anderen nicht unterwerfen dürfen? Merkel kennt nur die Sprüche Luthers:

„Das ist immer das Kennzeichen eines Löhners, daß er seiner Arbeit gern ein Ende sähe. Aber einen wahren Liebhaber, den verdrießt weder Arbeit, Zeit noch Mühsal.Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen. Und je mehr du nach diesem Gesetz handelst, um so besser ist es. Darum arbeite du und glaube und laß Gott frei walten.Gott sorgt, aber wir sollen arbeiten.„Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.Die Arbeit sollst du tun, aber nicht dich darauf verlassen, was du ausrichtest, als hättest du es selbst zuwege gebracht.

Arbeiten ist keine rationale Daseinsvorsorge, sondern masochistischer Lebenszweck. Dauerbestrafung für die Sünde der ersten Menschen. Gott allein ist es, der sorgt. Wir müssen wirkungs- und ergebnislos vor uns hinmalochen. Arbeit ist lebenslange Beschäftigungstherapie für Leute, die ihre Freizeit nur für Tand, fleischliche Lust und Unfug verwenden würden. Frei verwendbare Zeit muss im eigenen Interesse der Lüstlinge verboten werden. Muße ist Müßiggang und Müßiggang ist aller Laster Anfang.

Bislang war Arbeitslohn die miserable Vergütung für entfremdete Unlust am Arbeitsplatz. Solche Schmähung wollen sich die Arbeit-Geber nicht länger gefallen lassen. Sind sie denn die Schinder derer, denen sie unter viel Mühe einen Arbeitsplatz geschaffen haben? Zum Vertrauen gehört, dass der Feierabend kein absolutes Refugium der Abhängigen sein darf, zu welchem der „böse“ Chef keinen Zutritt haben darf. Diese Schikane der Arbeit-Nehmer muss ein Ende haben. Das Private darf nicht länger das Gegenteil arbeitsabhängiger Tätigkeit sein. Wie im preußischen Hof der Königin Luise muss privates und öffentliches Leben zur Einheit verschmelzen.

Die Geheimdienste haben schon für die nötigen Vorarbeiten gesorgt. Sie spähen gleichermaßen das private, politische und wirtschaftliche Leben der Untertanen aus. Warum tut Merkel nichts gegen die verfassungsfeindlichen Überwacher? Weil in einem frommen Hofstaat alles dem wachsamen Auge Gottes ausgeliefert sein muss.

„HERR, Du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht alles wissest. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Solche Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch; ich kann sie nicht begreifen.“

Es zeugt von schlechtem Gewissen, wenn man zu seinem eigenen Besten nicht von morgens bis abends überwacht werden will. Verstockter Sünder, was hast du zu verbergen? Schon die Absicht, sich zu verstecken, ist fluchwürdig.

„Und sie hörten die Stimme Gottes des HERRN, der im Garten ging, da der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes des HERRN unter die Bäume im Garten. Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du? Und er sprach: Ich hörte deine Stimme im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich.“

Sünder und Verbrecher verstecken sich, Menschen mit reinem Gewissen bieten freiwillig ihre Blöße der Obrigkeit: den Reinen ist alles rein. Die stasi-überwachten Ossis liebten ihr hüllenfreies FKK. Hatten sie denn etwas zu verbergen?

Verfassungsfreunde rätseln, warum Deutsche sich nicht gegen den NSA-Skandal wehren. Warum Merkel nicht daran denkt, einen einzigen Finger zu krümmen. Warum sollte sie? Hat sie nicht das Stasi-Regiment überlebt? Genießt sie nicht bis zum heutigen Tag die fürsorgliche Totalüberwachung ihres Gottes? Doch, sie lässt etwas unternehmen. Wer sich so hysterisch gegen das Überwachen wehrt, muss selbst Dreck am Stecken haben. Der muss vom Staat viel genauer unter die Lupe genommen werden.

Sascha Lobo, eifriger Verfassungsschützer, solange du die Religion ignorierst, wirst du das Rätsel der rund um die Uhr überwacht sein Wollenden nicht lösen.

Nun kommt der nächste Akt des erzwungenen Untertanenvertrauens. Die Arbeitgeber wollen es nicht länger leiden, dass man ihre nächstenliebenden Arbeitsplatzbeschaffungsmaßnahmen mit schnödem Undank belohnt. Dankbarkeitsgefühle gegen ökonomische Fürsorge sind das Mindeste, was man von Leuten verlangen darf, die noch keinen einzigen Arbeitsplatz in ihrem freudlosen Dasein erschaffen haben. Vertrauen soll zur tariflich festgelegten Gefühlspflicht der Malocher gehören. Es muss Schluss sein mit dem gehässigen Gerede von der entfremdeten Akkordarbeit und ausgebeutetem Werkeln.

Arbeiter, seid stolz, von deutschen Charaktermasken zur Ader gelassen zu werden. Denkt an die Griechen, die neidisch sind auf eure unterbezahlten Tätigkeiten. Die Gefühlsbeziehungen zwischen Wohltaten-Gebern und -Nehmern müssen sich in Zukunft radikal ändern. Schon Münte, natürlich SPD, erboste sich über die Rede vom Klassenkampf. Weder gibt es einen Klassen- noch einen Gefühlskampf zwischen Herren und Knechten. Was auf uns zukommt, ist eine Revolution der Herzen.

Gehören wir nicht einer nationalen Brigade an, die gegen andere nationale Brigaden um Sein oder Nichtsein antreten muss? Können wir uns noch lächerliche binnen-nationale Konflikte leisten? Wir müssen am selben Strang ziehen. Vor kurzem sprach man von völkischem Bewusstsein. Heute haben wir ein Volk, ein Land, eine brummende Exportwirtschaft.

Vertrauen und Wohlwollen gegen Grillo und Middelhoff, gegen Schlecker und Bankiers, deren gigantische Leistungen selbst durch höchste Vergütungen nicht gedeckt sein können. Das Paradies des Neoliberalismus werden wir erst betreten, wenn die Gepeinigten ihre Peiniger zu lieben beginnen. Wenn dir einer dein Erspartes nimmt, so gib ihm auch noch deine Aktien und Hedgefonds. Es muss Wohlwollen herrschen unter denen da oben und denen da unten. Kluft zwischen Reichen und Armen? Volksschädliche Klüfte können wir uns aus ökonomischen Wettbewerbsgründen nicht länger erlauben.

„Was uns an unserem Wohltäter mehr entzückt als alles andere, das ist die Übereinstimmung zwischen seinen und unseren Gefühlen in bezug auf etwas, was uns so nahe geht, wie der Wert unseres eigenen Charakters und die Achtung, die uns gebührt. Wir freuen uns, einen Menschen zu finden, der uns so schätzt, wie wir uns selbst schätzen.“ (Adam Smith, Theorie der ethischen Gefühle)

Freilich, das Wohlwollen ging Adam Smith verloren, als er den kapitalistischen Urtausch zu analysieren begann. Eigenartigerweise soll hier die Geschichte des Kapitalismus beginnen:

„Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Brauers oder Bäckers erwarten wir das, was wir zum Essen brauchen, sondern davon, dass sie ihre eigenen Interessen wahrnehmen. Wir wenden uns nicht an ihre Menschen-, sondern an ihre Eigenliebe, und wir erwähnen nicht die eigenen Bedürfnisse, sondern sprechen von ihrem Vorteil. Niemand möchte weitgehend vom Wohlwollen seiner Mitmenschen abhängen, außer einem Bettler und selbst der verlässt sich nicht darauf. (Adam Smith, Der Wohlstand der Nationen)

Das ist die Verfallsbiografie eines wertvollen Gefühls. Der junge Smith setzte noch auf gegenseitiges Wohlwollen. Der Erfinder des Kapitalismus ersetzte Wohlwollen durch misstrauische Interessen. Doch Smith, der Menschenfreund, wollte sich mit diesem Verlust nicht abfinden. Also musste er darauf sinnen, die schmerzliche Lücke zwischen antagonistischen Interessen zu schließen. Wie macht man das? Wie immer im christlichen Abendland: durch Lückenbüßer Gott, den Smith die Unsichtbare Hand nannte.

Die Hand des Herrn war mit dem Frommen, kein Bösewicht wollte in die Hände des lebendigen Gottes fallen. Die Unsichtbare Hand sollte für die – völlig unwahrscheinliche – Koordination feindlicher Interessen sorgen. Wenn der Mensch versagt, wozu hat er den lieben Gott erfunden? Um sein Versagen unter dem Mantel der Frömmigkeit zu kaschieren. Was interessegeleitete Egoisten nicht mal wollten, dafür sollte die unsichtbare Hand automatisch sorgen: für Übereinstimmung der disparaten Interessen und für ein a posteriorisches Wohlwollen der Kontrahenten.

Solche Glaubenssätze an eine übermenschliche Vernunft waren es, die Hayek zu einem Gegenaufklärer werden ließen. Menschen: ihr schafft es nicht. Euer Gehirn ist zu klein. Es gibt etwas, was eure Intelligenz um Welten übertrifft und das nenne ich – den Markt. So wurde der Markt zu einem Gott. Und Rainer Hank von der FAZ, der als Student noch an den lieben Gott glaubte, glaubt heute an den lieben Markt und betet ihn an.

Zum billigen Vertrauen – billig im alten Sinn des Kostbaren – gehört die beliebige Ausdehnung der Arbeitszeit. Die Wohltäter des Kapitalismus ertragen es nicht länger, rund um die Uhr für ihre Angestellten zu malochen. Diese machen pünktlich um fünf Uhr Feierabend. Also fordern sie „Schluss mit der Acht-Stunden-Lüge. Der Chef will zu jeder Tages- und Nachtzeit Zutritt ins private Leben seiner Abhängigen haben. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Die Chefs wollen geliebt werden. Mit Beginn einer neuen digitalen Revolution der Arbeit sehen sie eine veritable Chance, sich die Liebe ihrer Hörigen zu erzwingen. Nein, doch nicht erzwingen. Sind sie denn Vergewaltiger? Zwangsbeglücker? Das sei ferne von ihnen. Nein, es sind die heraufkommenden digitalen Konkurrenzverhältnisse, die die Arbeitszeiten ganz neu definieren müssen.

„Viele Arbeitnehmer haben in den vergangenen Jahren die Entgrenzung der Arbeitszeit am eigenen Beispiel erfahren. Abends noch ein paar dienstliche Mails zu schreiben, Home Office auch mal an freien Tagen oder eine Video-Konferenz um Mitternacht mit Kollegen aus Übersee gehören für Millionen längst zum Arbeitsalltag. Mehrarbeit ist natürlich kein neues Phänomen. Aber die Globalisierung hat den Bedarf der Unternehmen an solcher internen Flexibilität drastisch erhöht und die Digitalisierung macht das Ausmaß der Abweichungen für alle sichtbar, die es sehen wollen.“ (FAZ.NET)

Es geht um die Anpassung der falschen – vergangenen – Wirklichkeit an die wirkliche Wirklichkeit der Zukunft, die mit unvermeidlicher Gewalt auf uns zukommt. Und jetzt schon da ist.

„Im Kern geht es um die Frage, ob eine gesetzliche Deckelung des Arbeitstages bei acht Stunden noch der Wirklichkeit entspricht.“

Nicht der Mensch bestimmt seine Wirklichkeit. Die Wirklichkeit bestimmt über den Menschen. Das ist der absolute Triumph der kapitalistisch-sozialistischen Entmündigung des Menschen. Das Sein bestimmt das Bewusstsein.

Die materiellen, technischen, ökonomischen Verhältnisse bestimmen das lächerliche, ohnmächtige Bewusstsein des homo sapiens. Der ach so selbstbewusste, kühl seinen Vorteil berechnende homo oeconomicus rationalis ist der Sklave seiner selbsterarbeiteten Verhältnisse.

Laut Umfragen vertrauen die meisten Industriekapitäne den wirtschaftlichen Analysen der FAZ. Die FAZ dankt es ihnen, indem sie deren Vorhaben und Pläne blindlings für richtig hält und durchwinkt. Das absolute Vertrauen zwischen Handlangern: hier ist es Wirklichkeit geworden.

Der globale Kapitalismus steht kurz vor seinem historischen Höhepunkt: alles, was sein Herz begehrt, kann er sich kaufen. Nicht nur Dinge. Sondern auch Gefühle. Nicht irgendwelche Gefühle, sondern die höchsten: Vertrauen, Glaube, Liebe und Hoffnung.

Nach dem absoluten Gipfel seines Triumphs folgt nur noch ein Akt: seine endgültige Selbstauslöschung.