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Weltveränderung

Hello, Freunde der Weltveränderung,

vielleicht der Weltrevolution, die sich in vielen Ereignissen ankündigt. Der Rausch der Wirtschaft verfliegt, die technischen Illusionen zerplatzen, die Konflikte zwischen Rassen und Geschlechtern, West und Ost, Habenden und Überflüssigen verbreiten sich wie Buschfeuer. 2000 Jahre Christianisierung der Welt kommen an ihr Ende, 500 Jahre Neuzeit entlassen ihre Schreckensfiguren.

Revolutionen würden alles auf den Kopf stellen, aber wenig ändern. Wir brauchen grundlegende Veränderungen.

Die Sehnsucht nach Veränderung bricht an vielen Punkten der Welt auf. Die Regierenden klammern sich an Polizei und Militär, sie sind blind und taub geworden und haben Angst vor Menschen, die Veränderungen wollen.

Was muss verändert werden? Alles muss seine Humanität und seine Naturverträglichkeit nachweisen.

In Deutschland wird noch immer – und schon wieder – zwischen Mitmenschlichkeit und Interessen unterschieden. Deutsche Politik, so der Historiker Stürmer, dürfe sich nicht nur nach mitmenschlichen Prinzipien ausrichten, (wo richtet sich deutsche Politik nach Humanität? Bei der Aufnahme von Flüchtlingen? Bei der Demütigung ihrer Schwachen? Bei der wirtschaftlichen Ausbeutung „unterentwickelter“ Länder?), sondern nach knallharten Interessen, sprach er im letzten Presseclub.

Das ist die uralte Crux der Deutschen. Moral halten sie für edel und gut – aber für lebensuntauglich. Interessen halten sie für moralisch bedenklich und

machiavellistisch, aber für unerlässlich im Kampf ums Überleben. Professor Stürmer hat noch nicht verstanden, dass es nur ein einziges Interesse geben kann: das Interesse am Überleben als Voraussetzung des guten Lebens.

Das gute Leben ist humanes Leben. Nicht in imaginären Reichen der Einbildung, sondern auf dem Planeten Erde.

Von Kosmonauten kann man regelmäßig hören, wie schön die Erde ist – wenn man sie aus der Weltraumperspektive betrachtet. Selbst hartgesottenen Technikern kämen da die Tränen. Dann muss man wohl die ganze Menschheit in Weltraumvehikel verfrachten und in die Tiefen des Universums schicken, damit sie endlich sieht, was sie seit 1000en von Jahren ramponiert und in Einöden und Wüsten verwandelt.

Moral ist für den Himmel, so die theologischen Deutschen, wer auf der sündigen Erde existieren will, muss schweinisch sein. Die Erde ist des Teufels Revier und also hat man dem verruchten Meister der Welt zu gehorchen:

„Du musst ein Schwein sein in dieser Welt.
Du musst gemein sein in dieser Welt.
Denn willst du ehrlich durchs Leben geh’n,
Kriegst ’nen Arschtritt als danke schön.“

Die Prinzen haben das Schweinesystem des neu entdeckten Kapitalismus gemeint. Dass Sozialismus nichts anderes war als eine ärmliche Variante des Kapitalismus, das wollen die Linken bis heute nicht wahrhaben. Auch Marx wollte den Triumph der Maschinen und der naturzerstörenden Maloche. Das Reich der Freiheit wird beginnen, wenn die Natur zum Schweinetrog gemacht worden ist.

Schauen wir uns einige Punkte auf der Weltkarte an, an denen es zu rumoren beginnt.

Silicon Valley war bislang ein Hort messianischer Kreativität. Deutsche Edelschreiber wanderten auf dem Sankt-Jakobsweg übers große Meer ins heilige Kalifornien und beteten an. Vergangenheitsblind, wie sie sind, wollen sie davon heute nichts mehr wissen.

Thomas Schulz war bislang Hofprediger des SPIEGEL im Mekka des Fortschritts, in Silicon Valley. Über Nacht wurden ihm die Augen aufgetan, nun sieht er das Sündenbabel mitten im Allerheiligsten: Silicon Valley ist eine Männer-Zentrale. Die schwanztragenden Alphatiere halten Frauen für Ausschussware der Evolution. Frauen – können‘s einfach nicht. Eine Frau mit Insidererfahrung: „Die schlechte Behandlung von weiblichen Gründerinnen ist kein Programmierfehler, sondern ein Funktionsmerkmal des Silicon Valley.“ (Thomas Schulz in SPIEGEL Online)

Die Herren der Hochkultur halten die Weibchen gerade noch geeignet für Bettspielchen, doch für anspruchsvolles Onanieren mit Nullen und Einsen seien sie genetisch zu defekt. „Aber selten ist der Sexismus so institutionalisiert, wird er so offen ausgelebt, wie in der Tech-Industrie.“

Und jetzt festhalten, lasst phallische Trompeten blasen: „Schließlich, so heißt es dann, sei nicht nur die IT-Branche, sondern die ganze Technikwelt schon immer Männerdomäne gewesen.“

Auf den Punkt getroffen, ihr schnuckligen Penisverlängerer. Die Technik war eine Erfindung der Männer, sie ist eine Domäne der Männer und wird immer die Domäne der Männer bleiben.

Bleibt nur die Frage: Wann eigentlich kapieren das die genetisch verkrüppelten Weibchen und hören endlich auf, sich als kastrierte Männer zu geben und sich den Unkastrierten in karriere-devoter, karriere-demütiger Weise zu unterstellen? Die ganze Emanzipation der Neuzeit ist gescheitert, weil Frauen nichts anderes als zweitwertige Männer sein wollten.

Protest, sie wollten die Männer übertrumpfen – indem sie sich ihnen unterwarfen. Und was sagen die Risiko-Helden und Zukunftsheroen über die ehrgeizigen Weibchen:

„Frauen können es vielleicht schon aus genetischen Gründen einfach nicht. Das ist oft zu hören hier, von 25-jährigen Programmierern beim Bier genauso wie von 45-jährigen Wagniskapitalgebern beim Abendessen. Hinter vorgehaltener Hand natürlich, aber ihre Meinung ist klar: Frauen seien veranlagungsbedingt weniger risikobereit, von der Natur auf Sicherheitsdenken festgelegt. Nicht einmal bereit, das Studium hinzuschmeißen wie Marc Zuckerberg oder Bill Gates, um sich ganz auf eine Idee zu stürzen. Frauen wollten oft einfach keine Unternehmer sein.“

Das ist die Quittung der Männer für die Frauen, die sie überholen wollten. Paulus hat‘s keinen Deut anders formuliert: Die Frauen schweigen im Reich der Technik. Zu Hause können sie still vor sich hin menstruieren, wenn sie die Adams der Schöpfung nur unbelästigt lassen.

Frauen, süße Dummerchen, wollet doch endlich Vernunft annehmen und nicht länger die Kopistinnen und Äffchen der Männer spielen, sondern ihre abgeschotteten Wagenburgen in Schutt und Asche legen. (Das war, oh lauschende Verfassungsschützer, metaphorisch gemeint.)

Seit himmelsstürmende Mönche im Mittelalter die Technik erfunden haben, war sie von Geburt an frauenfeindlich. Wann wollt ihr das, liebwerte Frauen, endlich zur Kenntnis nehmen? Vor 800 Jahren schon begann der Vernichtungskampf der geistbegabten Herren gegen Frau und Natur. Sollen nochmal 800 Jahre vergehen, bis ihr merkt, dass es euch an den Kragen gehen soll?

Eins können Männer nicht verkraften: Wer Leben hervorbringen kann, ist auf natursprengende Idiotiemaschinen nicht angewiesen. Die Eifersucht der Männer auf die weibliche Lebenskompetenz ist derart verzehrend, dass sie eine ganze technische Zivilisation erfinden mussten, um die Frauen überflüssig zu machen. Was Frauen von Natur aus können, wollen Männer mit Wissenschaft und Technik schaffen – und übertrumpfen.

Also radikale Veränderung! Weg mit dem männlichen Irrsinn! Dieser selbstmörderischen Tellermine maskuliner Gottebenbildlichkeit! Wisset ihr nicht, Frauen, dass ihr niemals gottähnlich werden könnt? Wisset ihr nicht, dass Gott ein Macho ist? Ein omnipotenter, omniszienter, omnipräsenter Omni-Macho?

Wo sind eure weiblichen Göttinen? Wie könnt ihr verantworten, vor einem Männergott zu knien? Habt ihr kein weibliches Ehrgefühl? Hört endlich auf, heimlich die Männergenies zu bewundern. Ja, heimlich, denn vordergründig lästert ihr just über jene, die ihr in eurem geheimen Seelenkämmerchen noch immer bewundert. Noch immer spielt ihr das arm unschuldige Gretchen, das vor dem Professor im Staube liegt:

„Du lieber Gott! Was so ein Mann

Nicht alles alles denken kann!

Beschämt nur steh‘ ich vor ihm da

Und sag‘ zu allen Sachen ja.

Bin doch ein arm unwissend Kind,

Begreife nicht, was er an mir find’t.“

Äußerlich wollt ihr die Männer abservieren, innerlich sagt ihr noch immer zu allen Männer-Sachen ja. Weil ihr glaubt, Technik und Fortschritt seien allgemein menschlich und hätten genuin mit Männern nichts zu tun. Error, Ladies, ihr Möchtegernmänner. Ihr lasst euch mit der dümmsten Motivation der Welt bestechen: dass ihr Männer werden könnt, wenn ihr nur kuscht und buckelt.

Im amerikanischen Ort Ferguson ist der nächste Veränderungsherd. Was in Silicon Valley die Frauen, sind in Ferguson die Schwarzen. In Ferguson zeigen die Weißen den Schwarzen, dass sie noch immer zweite Wahl sind – und für immer bleiben sollen. Der ganze Ort ist schwarz, die Polizei durchweg weiß. So war‘s bereits in Zeiten von Onkel Toms Hütte.

Schwarze, Obdachlose, Arme, Abgestiegene, Versager, wollet doch endlich Vernunft annehmen und nicht länger den Ammenmärchen der Weißen folgen: jeder schafft‘s allein, wenn nur Gott mit ihm ist. Schafft er‘s nicht, muss er sich schämen, denn sein Gott habe ihn verlassen.

Warum können Amerikaner nicht systemkritisch werden? Weil sie im Gottesdienst gelernt haben, dass an allem sie selbst schuldig sind. Schuldig vor Gott. Zwischen Gott und Sünder passt kein menschlich Ding. Gott ist kein System, das man abservieren kann wie einen alten Oldsmobile.

Amerikanische Brüder und Schwestern: ihr seid nicht schuldig, hört endlich auf, die Schuld nur bei euch zu suchen. Habt ihr noch nicht durchschaut: das ist der Trick der weißen Männer, um euch in Schach zu halten? (Dorothea Hahn in der TAZ)

Also radikale Veränderung! Weg mit dem WASP-Irrsinn, den Lügenmärchen der weißen protestantischen Männer, diesen Fehl-Ausgaben der menschlichen Gattung! Wisset ihr nicht, dass ihr niemals den Aufstieg zur Menschengattung schafft, wenn ihr die weißen Männer kopiert? Also stürmt ihre kapitalistischen Villen und legt ihre ummauerten Traumorte in Schutt und Asche, metaphorisch natürlich!

Womit wir bei der nächsten Eiterpickelbeule der degenerierten Menschheit angekommen wären. Der Ausbeutung der Natur. Hand hoch, wer hat gewusst, dass die Menschheit mit dem heutigen Tag ihre jährlichen Ressourcen schon verbraucht hat?

Natürlich niemand! Wohlgemerkt, verbraucht nur für dieses Jahr. Die Menschen der Erde würden allein vier Planeten zum Frühstück verdauen, schrieb einst der Ökoforscher Ernst-Ulrich von Weizsäcker. Andere sprechen sogar von sieben Planeten. Was für eine gefräßige erdenvernichtende Gattung.

„Denn ab dem heutigen Tag lebt die Welt aufs Jahr gerechnet bei natürlichen Ressourcen über ihre Verhältnisse. Dieser „World Overshoot Day“ ist ein ökologisches Mahnmal. Er soll vor allem den Industrieländern vor Augen führen, dass sie mit ihrem Konsum die Erde ausbeuten.“ (Moritz Schröder in der TAZ)

Seit Anfang der 70er Jahre muss die Erde den Menschen mehr geben, als sie hervorbringen kann. Von Jahr zu Jahr muss sie in wachsendem Tempo schrumpfen und abmagern. Wie lange noch, bis wir an ihren letzten Knöchlein nagen und uns gegenseitig auffressen?

Menschen, wollet doch endlich Vernunft annehmen und eure verbrecherische und selbstzerstörerische Wirtschaft für immer zu Grabe tragen. Das gnadenlose Ausbeuten und Aussaugen der Natur ist nicht nur verhängnisvoll, es ist höchst ungerecht. Die hochentwickelten Länder „verbrauchen mehr, als sie selbst an Landfläche zur Verfügung stellen, allein Deutschland etwa dreimal so viel.“

O Menschen, wohlgelungene Geschenke der Mutter Natur, wollet doch endlich Einsicht annehmen und euren Größenwahnsinn einstellen. Ihr steht nicht über der Natur. Die Natur ist nicht das beliebig auszutauschende und wegzuwerfende Produkt eines überkandidelten Männergottes, der sie auf den Müllhaufen werfen will, wenn sie von seinen kaputten Geschöpfen pflichtgemäß ausgelutscht worden ist.

Also Veränderung! Weg mit dem Irrsinn einer angeblichen Überlegenheit über die niedere Natur. Die Natur ist von keinem aberwitzigen Übermann aus Nichts geschaffen worden. Menschen, Geschöpfe der Natur, stürmt die Denk- und Glaubenszentralen der Gottgleichen und legt ihre Tempel und Kathedralen in Schutt und Asche – rein metaphorisch natürlich, ihr Spaßvögel, die ihr nichts dabei findet, die Natur nicht metaphorisch in Schutt und Asche zu legen.

Kein Verfassungsschutz wird tätig, wenn in Gottesdiensten und Erbauungszirkeln die Natur als das Alte desavouiert wird, das zu Nichts ver-nichtet werden muss, damit die neue Creation aus Nichts aus Dünsten und Alpträumen des Silicon Valley algorithmisch aufsteigen kann.

Aus Nichts ins Nichts: die Moderne versteht sich als einziges Wunder, das allen Naturgesetzen widerspricht. Doch jedes Wunder ist ein Tötungsversuch an der verlässlich-gesetzmäßigen Natur.

Warum wurde Hippokrates zum Urarzt der westlichen Welt? Weil er dem Göttlichen vertraute. Dem Göttlichen in der Natur. In der Gesetzmäßigkeit der Natur erkannte er das Göttliche, nicht in der naturfeindlichen Wunderkraft von Illusionisten, die sich anmaßen, allmächtig zu sein. In der Natur gibt es keine Abstufungen des Göttlichen. Alles Natürliche ist göttlich.

Also Veränderung! Radikale Veränderung!

Oh wollet, kluge und weise Menschen, endlich Vernunft annehmen und dem Göttlichen vertrauen – dem Göttlichen der Natur!