Kategorien
Tagesmail

Welt retten! Aber subito! XXXV

Tagesmail vom 16.12.2022

Welt retten! Aber subito! XXXV,

heute – fast – nur lustige Fakes, passend zum Heiligen Fest.

Pünktlich zur Geburt des Herrn haben Wissenschaftler das Wunder der Kernfusion vollbracht. Zuverlässig hat der Fortschritt sein Versprechen gehalten: Schäden, die er selbst verursacht, kann er auch selbst beheben. Er ist auto-therapeutisch.

Alle Untergangspropheten sind widerlegt. Die Zukunft der Menschheit ist gesichert. Selbst die Bildungsministerin ließ sich öffentlich befragen und antwortete mit leuchtenden Augen: wieder einmal hat die Wissenschaft bewiesen, dass sie Wunder à la carte liefern kann. Genie ist weder Glück noch Zufall, dank des Fortschritts ist es beliebig reproduzierbar geworden.

Äh stopp, Meldung unvollständig:

„Als Wunderwaffe im Klimawandel wird sie wohl nach derzeitigem Stand zu spät kommen.“ (ZEIT.de)

Unerwartete und verzögerte Wunder sind die wahren Wunder: kommentierte blitzschnell die Propagandaabteilung der Fusionisten. Zudem arbeite die Wissenschaft schon lange daran, den Menschen unsterblich zu machen: kein Wunder könne dann noch zu spät kommen.

Auch Theologen meldeten sich zu Wort: die sensationelle Kernfusion sei die säkulare Variante der Fusion zwischen Gott und Mensch, Vater und Sohn.

Selbst ein Stuttgarter ließ sich aus seinem Ehrengrab in Berlin in akzentfreiem Schwäbisch vernehmen:

Kleingläubige: das isch die finale Synthese, die ich euch versprochen habe: die Versöhnung aller Widersprüche, die ihr zum Vorbild eurer politischen Allversöhnung nehmen solltet. Kant hat vom ewigen Frieden nur gschwätzt, ich habe sie in Kleinarbeit dialektisch fusioniert: am Anfang war das Wort und das Wort ward Fleisch. Also ran an die Arbeit, worauf wartet ihr denn noch, um Wort und Fleisch ehelich zu verbinden?

Kein Fake, sondern eine Riesensauerei: der Hass der Deutschen auf ihre Kinder schreit zum Himmel. Wer den Aufenthalt in Kinderkrankenhäusern überlebt, dem steht erst die wahre Prüfung bevor: die Schulmaschine:

„Keine Minute des Schulstoffes darf verpasst werden. Unterrichtsmitschriften müssen von Mitschüler*innen abgeschrieben, Hausaufgaben nachgeholt und auf Klassenarbeiten muss gelernt werden, fordern die Lehrkräfte aller Fächer ein. Trotzdem. Dennoch. Weil sonst: abgehängt. Das ist das Signal, das die Schulen senden. Auf körperliche Befindlichkeiten kann und will seitens der Schulen selten Rücksicht genommen werden. Wer nach dem Kranksein zurückkehrt ohne die Mitschriften der verpassten Stunden, negativ benotet. Verpasster Unterrichtsstoff wird als nachgelernt vorausgesetzt. Thema der nächsten Klassenarbeit: ALLES OHNE AUSNAHME! Survival of the fittest – die Bildungsedition. Wenn Eltern jetzt nicht auf die Bremse treten, wenn wir unseren Kindern beibringen, dass Leistung mehr wert ist als Selbstfürsorge, dann werden wir auf eine Generation von Ausgebrannten, von Erschöpften und Zermürbten zusteuern. Wenn das Schulsystem ein laufendes Fließband ist, dann müssen wir als Eltern die Pausetaste sein. Kollektiv. Gegen die Leistungsgesellschaft. Zum Wohl unserer Kinder.“ (ZEIT.de)

Wohl ist die Würde des Menschen unantastbar – nicht aber die Würde des Kindes, das noch lange kein Mensch ist. Grund? Laut Experten verlaufen die Gehirnströme im Hypothalamus noch lange nicht so, wie sie im erwachsenen Gehirn verlaufen müssten.

Schule ist die Primärmaschine einer lebensmüden Gesellschaft. Der Dressurapparat muss ununterbrochen laufen, damit der Ausstoß am Ende des Fließbandes hinter dem Ausstoß der chinesischen Riesenmaschine nicht hoffnungslos zurückfällt. Sonst ist unser Wohlstand in Gefahr. Wohlstand ist Seligkeit als Brutto-asozial- Produkt.

Pädagogen sind Maschinisten, die keinen Stillstand dulden. Der kleinste Stillstand dezimiert die Bildung der Fließband-Lerner und verringert die Anhäufung von Geld, Macht und Dingen. Der kleinste Ausfall ist unersetzbar, denn Produktionszeit ist die ununterbrochene Strömung göttlicher Augenblicke. Jeder Augenblick aber ist einmalig und kann durch nichts ersetzt werden.

Kinder sind keine Wesen aus Fleisch und Blut, sondern kleine Wissens-Akkumulatoren im Auftrag der Wissenschaft, deren Motto bei Francis Bacon nachzulesen ist: a) Wissen ist Macht. b) dissecare naturam (Natur zerstückeln).

Da das Ziel der Geschichte – oder Heilsgeschichte – der Tod der Natur ist, um eine neue aus Nichts zu kreieren, gewinnt derjenige den Wettbewerb der Völker, der als erster rufen kann: alte Natur tot, neue wartet vor der Tür.

Da die Deutschen religiös taubstumm sind, wissen sie nicht, dass das Reden von der großen Apokalypse keine Beschwörung des Untergangs ist, sondern ein Hinweis der himmlischen Regie: vorbereiten zum Ende, um einen neuen Anfang zu ermöglichen. Wir stehen vor einer noch nie dagewesenen Wiederauferstehung der Schöpfung, nachdem wir die erste ans Kreuz genagelt haben.

Seit Erfindung der Maschine ist die Welt zur vollkommenen göttlichen Maschine erklärt worden. Die Uhr wurde zur ersten vollkommenen Gottesmaschine:

„Die Schöpfung funktioniert wie eine DVD. Wenn Gott auf die Play-Taste drückt, dann läuft ein Spielfilm ab. Wer bei diesem Welt-Modell an ein Computerprogramm denkt, liegt nicht falsch. Manchmal redet Leibniz auch vom Geist der Maschinen – davon, dass der Geist auch funktioniert wie eine Maschine.“

Die Erfindung unsterblicher Roboter und Menschen wird die Krone der Schöpfung sein. Mit anderen Worten: die Maschinisierung der Welt ist Gipfel ihrer Vergöttlichung. Der Mensch beweist, dass er durch Mechanisierung Gott werden kann. In Genies wie Elon Musk und Zuckerberg sehen wir die Umrisse kommender Götter. Das Starren in die Zukunft ist eine prophetische Vorschau ins Himmlische.

Lewis Mumford hat die Verwandlung der lebendigen Natur in eine tote Maschine unübertrefflich geschildert:

„Durch seine Konzentration auf Quantität hat Galilei die reale Welt der Erfahrung disqualifiziert; und hat auf diese Weise den Menschen aus der lebenden Natur in eine kosmische Wüste vertrieben, noch gebieterischer als Jehova Adam und Eva aus dem Garten Eden vertrieben hatte. Ein riesiges Gebiet der realen Welten der lebenden Organismen war aus dem Bereich der exakten Wissenschaften ausgeschlossen. Nur Kadaver und Skelette waren geeignete Kandidaten für wissenschaftliche Behandlung. Galileis Verbrechen bestand darin, dass er die Totalität menschlicher Erfahrung für das Berechnen von Masse und Bewegung opferte. Wenn er die subjektive Sphäre von der Wissenschaft ausschloss, um die objektive Berechenbarkeit zu erreichen, so ignorierte er einen wesentlichen Teil des menschlichen Wahrnehmens durch sinnliche und emotionale Erfahrung.“ (Mythos der Maschine)

Die heutigen Probleme der Medizin, die den Menschen objektiv analysiert, sein Innenleben aber als wertlos und überflüssig ignoriert, sind eine Folge des „Galilei-Verbrechens.“ Der einstige Fortschritt durch Messen und Berechnen wird erkauft durch die Negierung des subjektiven menschlichen Erlebens.

Der Placebo-Effekt beim Menschen – der übrigens auch in der objektiven Medizin eine Rolle spielt – wird verächtlich verworfen. Was der Patient selbst fühlt und denkt, wird ebenso beiseitegeschoben wie einst das verbotene Selberdenken über göttliche Dinge, das von den Priestern als Sünde verflucht wurde.

Diesem reziproken Dualismus zum Mittelalter verdanken wir die heute unauflösbaren Probleme von Psyche und Soma: weshalb gibt es heute keine sinnvolle Psychosomatik mehr? Warum Ist Homöopathie nicht ernst zu nehmen?

Gewiss, sie hat keine messbaren Folgen im Heilungsprozess vorzuweisen, sehr wohl aber erfahrbare und plausible. Man müsste sich halt aufmerksam beobachten und seine Erfahrungen durch Gespräche austauschen. Solche Phänomene gibt es in der exakten Laborwissenschaft nicht.

Benötigen wir Hebammen oder genügen mechanische Entbindungsroboter? Schon die Frage ist ein Sakrileg an den werdenden Müttern. Würden die Menschen schon in der Kinderstube lernen, ihre körperlichen Vorgänge sensibel zu beobachten, könnten wir uns den Großteil unserer auf körperlicher Dummheit beruhenden Krankheiten ersparen. Auch in dieser Hinsicht versagen die Schulen auf der ganzen Linie.

Eine exakte Wissenschaft, die sich am besten an der „toten“ Natur bewährt, darf sich nicht wundern, wenn sie unermüdlich daran arbeitet, die lebendige Natur zu begraben, um sie objektiv zu erforschen.

Noch immer ist die Welt fasziniert von der Exaktheit des galileischen Messens und Rechnens. Tatsächlich war dies ein riesiger Fortschritt gegenüber den Erkenntnisverboten der Theologen.

Dennoch hat die strenge Naturwissenschaft auch erhebliche Nachteile entwickelt. Die Psychefeindschaft der Exakten trug erheblich dazu bei, alles Springlebendige zu vernichten, um die Herrschaft über die Natur zu vollenden. Denn lebendige, sich verändernde Dinge kann man nicht messen, man muss sie verstehen. Verstehen aber ist in allen Disziplinen zum Gottseibeiuns geworden.

Schnell wurden die neuen Naturwissenschaften überheblich. Da sie die determinierte Natur erkennen konnten, glaubten sie, auch die nicht-determinierten Moralgesetze des Menschen zu erkennen. Festgelegte Natur verwechselten sie mit freiem Geist. Das war auch der Fehler von Karl Marx, an dem sein Kampf gegen den Kapitalismus scheitern musste.

Die politischen Folgen des Verstehensverbotes kann man am besten an den Gazetten der Rechten studieren: Verstehen ist für sie Verzeihen. Das „Böse“ darf man nicht verstehen, man muss es vernichten. Putinversteher sind für sie schlimmer als Versteher des Teufels. Statt verstehen müsste es heißen: Augen zu, Gehirn aus und die Peitsche auskramen.

Der Versuch der Geisteswissenschaften, die Exaktheit der Naturwissenschaften zu imitieren, ist auf der ganzen Linie gescheitert. Soziologische Umfragen sind so wenig exakt wie alle Tests und Noten in der Schule. Exakte Quantitäten lassen sich durch numinose Rangskalen nicht ermitteln. Diese sind subjektiver als sie zugeben.

Kommen wir zum traurigen Höhepunkt der deutsch-israelischen Beziehungen. Die Warnungen vor dem endgültigen Wandel Jerusalems in eine despotische Theokratie könnten nicht beunruhigender sein. Zugleich sind sie dringliche Hilferufe an die westlichen Verbündeten, vor allem an Deutschland, das Scheitern der jungen Demokratie zu verhindern.

Wie elementar waren einst die Hoffnungen der in Palästina einwandernden Zionisten, nach 1000en von Jahren Flucht und Unterdrückung wieder einen eigenen Staat zu gründen, um ein Licht der Hoffnung für die ganze Welt zu werden? Was ist daraus geworden? Das lähmende Gegenteil: maßlose Enttäuschung und Resignation auf Seiten ihrer selbstkritischen Demokraten.

Doch die befreundeten Völker lassen sie im Stich. An der Spitze der falschen Freunde stehen die Deutschen, der Staat der ehemaligen Täter. Wer sich bemüht, solidarisch mit den Kritikern die immer inhumanere Lage des Staates zu analysieren, um Auswege aus dem Unheil zu finden, wird wegen Antisemitismus schonungslos zur Strecke gebracht.

Der Kampf gegen Judenfeinde wurde vollständig zweckentfremdet zur absoluten Immunisierung des Staates, der keinen Fleck auf seiner angeblich weißen Weste duldet. Im Kampf gegen Antisemitismus wird weder die Vergangenheit erforscht, noch die verhängnisvollen theologischen Hassgesänge unter die Lupe genommen. Die Religionsführer der Juden und der christlichen Kirchen haben sich längst auf zwielichtige Formeln geeinigt, die keiner Prüfung standhalten.

Wie immer, werden die Texte der heiligen Schriften so lange gedrückt und geschüttelt, bis sie sagen, was sie aussagen sollen: Juden und Christen werden sich ab jetzt für immer lieben. Die Vergangenheit des Hasses ist für immer vorbei. Na klar, das kann man an der heutigen Politlage genau beobachten.

Der Historiker Tom Segev zeigt sich ratlos, wie es sinnvoll weitergehen könnte. In seinen Büchern hat er den frühen Zionismus entlarvt, der keineswegs die humane Absicht hatte, die Araber als Freunde zu gewinnen: selbst Ben Gurion und Teddy Kollek wollten die Ureinwohner systematisch vertreiben.

„Ich bin der Auffassung, dass Israel zumindest einen Teil der Verantwortung trägt für die Tragödie der Palästinenser, aber wir sind noch sehr weit davon entfernt, das anzuerkennen. Ben Gurion dagegen hat schon 1919, also vor über 100 Jahren, beschrieben, dass der Konflikt zwischen Juden und Arabern eigentlich nur zu verwalten ist. Es hängt von den Zionisten, von den Juden ab, wie sie den Konflikt gestalten. Ich habe das viele Jahre nicht eingesehen. Wenn Sie mich vor 40 Jahren getroffen hätten, hätte ich Ihnen gesagt, dass es heute bereits Frieden geben würde. Aber im Moment sieht es so aus, als ob es unter der neuen Regierung unter Netanjahu nur noch schlimmer wird. Ich bin wirklich nicht mehr optimistisch. Ich habe nicht einmal eine Lösung im Kopf, über die ich sagen würde, dass ich mich für sie einsetzen wollte, ich weiß nicht mehr, wie es weitergeht. Gut wird es sicherlich nicht. Ben Gurions Auffassung war, dass der Sinn des Zionismus darin besteht, soviel Juden wie möglich, so wenig Araber wie nötig im Land zu haben. Das hat er umgesetzt. Es ist eine fortdauernde zionistische Bemühung, das ganze Land zu beherrschen. Bei den Palästinensern ist es umgekehrt. Das ist die Schwierigkeit des Konflikts zwischen zwei nationalen Identitäten, die sich beide durch das Land definieren – und zwar das ganze Land.“ (Frankfurter-Rundschau.de)

Erschütternd und unmissverständlich klar sind die Anklagen von Avraham Burg:
„Wie in Polen oder Ungarn will die kommende Regierung Israels von oben alle traditionellen, demokratischen Institutionen schwächen oder ersetzen. Das Justizsystem ist bedroht, die Polizei wird politisiert, die Medien werden angegriffen, und das Bildungssystem wird in die Hände dogmatischer und extremistischer Religionen gegeben. Und in diesen Ruinen der Demokratie sind drei dunkle Kräfte am Werk: Der jüdische ethnische Vorherrschaftsanspruch; die religiösen und heilsideologischen Ziele der Mitglieder der Koalition; und die Bewahrung des korrupten Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu vor einer strafrechtlichen Verurteilung. Mit der Einladung Netanjahus, sich saftige Stücke aus dem Fleisch der verwundeten Demokratie zu reißen, wurde jede Form des fundamentalistischen Extremismus zum Partner im politischen Kannibalismus. Die Besatzung wird geleugnet, genau wie die Übernahme der Demokratie durch die Theokratie; die Diskriminierung, die Gewalt auf den Straßen und die Ungerechtigkeiten des Regimes. All das wird geleugnet, weil Leugnung eine notwendige Bedingung dafür ist, es bequem zu haben. Das Prinzip des „Auserwählten Volkes“ steht in völligem Widerspruch zum demokratischen Prinzip, nach dem jeder Wähler eine gleiche Stimme hat. Nur dank des automatischen Vetos in den Vereinten Nationen ist es möglich, dass Israel der einzige Staat der westlichen Welt ist, der seit Jahrzehnten das demokratische Recht von Millionen Palästinensern verweigert, in den besetzten Gebieten Unrecht verübt und schlicht nicht versteht, warum ihn alle verurteilen. Israel ist der Staat, der ein Arsenal an Atombomben besitzt (was natürlich geleugnet wird) und ein Monopol darauf fordert. Der Staat, der die Religion die Grenzen der Staatsbürgerschaft und der Freiheiten diktieren lässt und dies für Offenheit hält. Wird das heuchlerische globale Wegschauen gegenüber einem Israel, das immer mehr der Türkei oder zumindest Orbáns Ungarn gleicht, weitergehen? Oder wird vielleicht endlich jemand aufwachen und sagen – es reicht! Es gibt rassistische Juden, es gibt eine korrupte Besatzung und es gibt hier nationalistische Verbrechen, die wir nicht mehr zu tolerieren bereit sind. Die Gegenwart ist in der Hand des Bösen. Und genug ist genug.“ (Sueddeutsche.de)

Wird irgendjemand auf diesen Artikel reagieren? Unwahrscheinlich. Wenn doch, höchstens mit der Blindheitsformel von der bedingungslosen Loyalität.

Doch wer wirklich loyal sein will, ist kritisch-solidarisch. Wer dies nicht ist, kann kein Freund sein. Den Anderen lässt er ins Verderben rennen.

In BILD ist die geringste Kritik an Israel verboten. Das Blatt, bald so rechts wie die Ultrarechten in Israel, kennt nur die absolute Verteidigung des immer totalitärer werdenden, einst so hoffnungsvollen jungen Staates.

BILD geht mit keinem Satz auf einzelne Punkte der Kritiker ein. Ein strenges Streitgespräch zwischen Verteidigern und Kritikern Israels sucht man in den Medien vergeblich. Die Verteidiger Jerusalems kennen nur die Allzweckwaffe Antisemitismus, die sie inflationär zur moralischen Vernichtung der Israelkritiker missbrauchen. Nie geht es ihnen um die Erforschung der theologischen und historischen Gründe des Antisemitismus.

Sie kennen nur einen Maßstab: ihnen genügt es, wenn sich bestimmte Assoziationen bei ihnen einstellen: dann werden unfehlbare Folgerungen gezogen. Verständigungsgespräche mit den Angeklagten gibt es nicht.

Merkwürdig nur, dass das Ausmaß des Antisemitismus unaufhörlich steigt, obgleich der Kampf gegen ihn ständig intensiviert wird. Dass Israel sich in der Welt immer unbeliebter macht mit seinem menschenrechtsfeindlichen Kurs gegen die Palästinenser: das ist ausgeschlossen.

Berlin schweigt. So schwieg eine Ex-Kanzlerin, von der nie ein einziger Satz zur Erhellung des Konflikts zu hören war. Luther, ihr protestantisches Idol, war einer der hasserfülltesten Judenhasser der deutschen Geschichte. Na und? Schnee von gestern. Alles bekannt. Alles uninteressant.

Das offene Geheimnis der Deutschen ist: sie trauen den Juden keine Demokratie zu. Ihre Verachtung verstecken sie unter der Maske des Gegenteils. Es gibt weder offene Auseinandersetzungen, noch intensive Streitigkeiten, wie etwa zwischen den Staaten der EU. Auf offener Bühne lässt Deutschland den israelischen Staat ins Verderben laufen.

Diesmal, das steht fest, wird am Elend der Juden kein Deutscher schuldig sein.

Fortsetzung folgt.