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Welt retten! Aber subito! XXXII

Tagesmail vom 05.12.2022

Welt retten! Aber subito! XXXII,

Adieu tristesse! Bald werden die Kerzen des Weihnachtsbaums unsere düsteren Herzen erleuchten.

Beginnen wir zu verzweifeln? Werden wir zu Schlafwandlern, die Kriege begannen, um ihre Alpträume zu beenden? Das würde zur Ideologie deutscher Eliten passen, bei ihnen gibt’s kein Versagen, Rücktritte ausgeschlossen.

Schuld? Keine. Das gilt noch heute. In jedem Augenblick der Geschichte tun sie das Angemessene. Verabschiedet sich der Augenblick und verurteilt ihr Tun zur Makulatur, sind sie für das Vergangene nicht mehr zuständig.

Bevor Deutschland reich und mächtig wurde, war es lange Zeit praeceptor mundi – Lehrer des Erdkreises.

In allen Disziplinen auf Weltniveau, in Chemie den Konkurrenten um 20 Jahre voraus. Die BASF leuchtete bei Tag und Nacht.

Dabei waren sie ursprünglich Gegner der Naturwissenschaften gewesen. Von der Natur lernen? Erkennen, was das Objektive bietet – und das Subjektive zum Verstummen bringt, also die tiefen Gedanken ihrer Innerlichkeit? Nicht mit ihnen, die ihre Genialität im Innern fanden.

Galilei, der die Natur zur neuen Offenbarung erklärt hatte und Newton, neben dem Leibniz und Goethe verblassten, hatten die Schöpfung zur Maschine degradiert, die nur jenen gehorchte, die rechnen und konstruieren konnten.

Da mussten erst germanische Gefühlsmenschen kommen, um die naturdevoten Mathematiker davonzujagen.

„Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen,
Wenn die, so singen oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich die Welt ins freye Leben
Und in die Welt wird zurück begeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu ächter Klarheit werden gatten,
Und man in Mährchen und Gedichten
Erkennt die wahren Weltgeschichten,
Dann fliegt vor Einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.“ (Novalis, Bergbauingenieur)

Ein geheimes Wort: das war die Übersetzung des biblischen „Es werde“ in magische Beherrschung der Natur durch den Menschen.

Hegel hatte die gesamte Schöpfung im Kopf aus dialektischen Legosteinen zusammengepuzzelt: Behauptung, Widerspruch und Streit, Versöhnung als Energie des Guten. Luthers Zweireichelehre, der Kampf zwischen Satan und Gott, verwandelte der Harmoniedenker in eine Evolution mit glücklichem Ausgang. Gott wird doch wohl fähig sein, das Gift des Bösen in Energie eines geglückten Endes zu verwandeln?

Hegel vollbrachte das Kunststück, die Existenz eines Sternes stringent zu widerlegen, der von einem dänischen Astronom längst gesichtet worden war.

Das war zu viel des Guten. Mit Hegels Tod begann ein neuer Abschnitt. Hungrige Nachwuchswissenschaftler gingen ins Ausland, um sich mit exakten Zahlen und Figuren zu beschäftigen. Die strenge Logik des Aristoteles, zugleich die der modernen Naturwissenschaft, löste die himmlische Logik ab, welche alle bösen Widersprüche dialektisch in Harmonien verwandelt hatte. Nicht länger wurde göttliche Hexerei als Logik des menschlichen Kopfes anerkannt.

Wie konnte dieses „Wunder“ geschehen?

Durch den Niedergang des deutschen Idealismus, jener Lehre von der Allgewalt des Denkens über minderwertige Natur. Fichte war der gewaltigste Idealist jener Zeit:

„Das titanische Kraftgefühl des selbstbewussten Geistes, in seiner Unabhängigkeit von allem Objektiven, hat im deutschen Idealismus vielleicht niemand so gewaltig zum Ausdruck gebracht wie Fichte: »Mein Wille allein mit seinem festen Plane soll kühn und kalt über den Trümmern des Weltalls schweben. Denn ich habe meine Bestimmung ergriffen und die ist dauernder als ihr; sie ist ewig und ich bin ewig wie sie, ich trotze eurer Macht.«“ (in Kronenberg, Geschichte des deutschen Idealismus)

Idealismus war die Fortsetzung der Religion in einer Zeit des beginnenden Abschieds von Gott. Die Gläubigen kamen noch auf ihre Kosten – aber auch jene Gottesleugner, die auf eine Instanz der Allmacht und Allwissenheit nicht verzichten wollten – eine der verhängnisvollsten Kompromisse aus Athen und Jerusalem in der gesamten Geschichte.

Vermutlich wären jene revolutionären Umtriebe kurz vor 1848 nicht möglich gewesen ohne den krachenden Niedergang des Idealismus. Die ersten Kritiker, die Deutschland in eine freie Republik nach dem Vorbild Frankreichs verwandeln wollten, verhöhnten die Denker der Innerlichkeit:

„Die Deutschen, ein ruhesüchtiges Volk des bloßen Denkens und Dichtens, müssten hinausgetrieben werden in das freie offene Feld der Wirklichkeit und der Tatsachen, um in politisch-sozialer Arbeit realistisch hart geschmiedet zu werden.“

„Als Frau von Stael das Land der idealistischen Geisteskultur näher kennen lernte, schrieb sie, dass sie in Deutschland eingetreten sei wie in einen Tempel.“

Junge Revolutionäre wie Feuerbach, Marx, Ruge wollten sich nicht länger mit dem Elysium im eigenen Kopf begnügen, sondern in der harten Realität Könige, Fürsten und Bischöfe von ihren Thronen verjagen, um dem Volk freie und gleiche Mitwirkungsmöglichkeiten im Staat zu erringen.

Was haben jene Zeiten mit den unsrigen zu tun?

Wie jene Deutschen keine Politik betrieben, sondern sich mit den Verhältnissen zufrieden gaben, indem sie in phantastische Weltentwürfe ihres Kopfes entflohen , so wollen die Eliten von heute sich mit einem statischen Wohlstandsstaat begnügen und jede Veränderung vermeiden – auch wenn sie eine klimatische Katastrophe verhindern könnten.

Freilich, sie reden viel von rasantem Fortschritt und Umwälzung des Bestehenden, doch nur, um die Wahrung der Macht- und Besitzverhältnisse zu betonieren. Mit welchen Maschinen sie ihre Überlegenheit verteidigen, ist ihnen schnuppe – Hauptsache, sie sind ihr Eigentum und sie können ihre Wohlstandreligion nach allen Seiten verteidigen.

Der Elitenforscher Hartmann bestätigt:

„Knapp zwei Drittel der Elitenmitglieder kamen damals aus den oberen vier Prozent der Bevölkerung, dem Bürger- und Großbürgertum. Es hat sich über ein halbes Jahrhundert so gut wie nichts verändert. Der Anteil der „Aufsteiger“ aus den Mittelschichten und der Arbeiterschaft ist bei den Vorstandschefs der 100 größten Unternehmen gerade einmal von 17 auf 19 Prozent gestiegen. Über den gesamten sehr langen Zeitraum waren über vier Fünftel von ihnen Bürger- oder Großbürgerkinder. In der politischen Elite, dem klassischen Gegenpol zur Wirtschaftselite, sind die Verhältnisse seit 2012 auch gleich geblieben. Gut die Hälfte der Spitzenpolitiker stammt aus den oberen vier Prozent der Bevölkerung, während es bis Ende der 1990er Jahre nur ein Drittel war. Die Medienelite, die schon damals die zweitexklusivste war, ist sozial sogar noch exklusiver geworden. Auch im Bundesverfassungsgericht ist die Dominanz der Bürgerkinder ungebrochen. Söhne und Töchter von Professoren, Schuldirektoren oder leitenden Oberstaatsanwälten prägen das Bild.“ (Berliner-Zeitung.de)

Es gab Zeiten, da wurde jeder, der den Begriff Elite in den Mund nahm, als Verschwörungstheoretiker angeprangert. Seit Beginn der Ökobewegung in den USA wussten milliardenreiche Besitzer der Öl- und Gasindustrie Bescheid über die Gefahren des Klimas. Dennoch, um ihre Einnahmen nicht zu gefährden, bauten sie ein weltweites Netz mit Experten auf, die alles unternahmen, um diese wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diskriminieren. Das gelang ihnen perfekt, denn alle klimaschädlichen Machenschaften „hinter den Kulissen“ gelten heute als paranoide Einbildungen von Querdenkern und Dumpfbacken.

Hartmanns Erkenntnisse widerlegen die SPD-Legende von der Gleichheit der Aufstiegschancen. Wenn es schon keine reale Gleichheit gibt, die zum Kernkonzept der Proletenpartei gehörte, so wenigstens der Schein eines gleichen Aufstiegs. Als ob es nicht bekannt wäre, dass Bildungsfaktoren und gesellschaftliches Benehmen in elitären Sippen schon ab der Kinderkrippe erworben werden.

Pardon, Bildungs-elemente natürlich nicht. Bildung ist in deutschen Schulen unerwünscht. Es handelt sich um Machtwissen, das jeder Ehrgeizling benötigt, um nicht als Außenseiter abgelehnt zu werden. Bildung als Entfaltung humaner Reife wird verfälscht zum Know how schlitzohriger Ehrgeizlinge.

Dass auch Medien immer mehr zu auserwählten Gruppen werden, spricht nicht für den Gleichheitsgeist, der eine offene Demokratie auszeichnen sollte. Ihre täglichen Begriffe werden immer mehr zum Jargon der Eigentlichkeit. Wer diesen nicht beherrscht, wird schon an der Pforte abgewiesen.

In ihren Journalistenschulen wird ihnen vor allem Stil beigebracht, vergleichbar mit der sophistischen Rhetorik im alten Athen. Was geschrieben wird, ob durchdacht, belegbar oder nachvollziehbar, das bleibt belanglos. Es kommt nur auf das Wie an, nicht auf das Was.

Begriffe werden immer unklarer, selbst bei Streitigkeiten wird nichts geklärt. Grundsätzliche Definitionen – unerwünscht. Man begnügt sich mit Assoziationen und der Angeberei, als Mitglied erwählter Kreise zu brillieren.

Wenn Eliten der Gesellschaft stabil bleiben, kann die Gesellschaft nicht dynamisch sein. Fortschritt wird zum Symbol eines lernunfähigen Machtblocks.

Mit welchen Mitteln die Ökonomie sich zur Machtmethode aufgebläht hat, zeigt Thomas Piketty, der französische Kritiker des Neoliberalismus. Die Ökonomie tritt als berechenbare Wissenschaft auf, mit der man die Geldverhältnisse einer Gesellschaft zuverlässig lenken und leiten könne. In Wirklichkeit ist sie eine degenerierte Amoral, mit der man die Reichen zuverlässig reicher und die Armen immer schwächer machen kann:

„Der französische Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty erkennt eine Entwicklung zu mehr Gleichheit hin. Er ruft Europa zu mehr Selbstbewusstsein auf. Die Hauptaussage ist tatsächlich, dass es eine langfristige historische Entwicklung hin zu mehr sozialer, politischer und wirtschaftlicher Gleichheit gibt. Diese langfristige Perspektive ist ein sehr bemerkenswerter Befund, dass wir nämlich eine Entwicklung hin zu mehr Distribution in Bezug auf politische Macht und auch in Bezug auf Einkommen erkennen können. Ich denke, dass wir noch viel stärker in diese Richtung gehen können. Das Buch will die Menschen hierfür mobilisieren. Die Welt von heute ist egalitärer als die von 1950 oder die von 1900. Aber schon die war egalitärer als die von 1850 oder 1780.Die Beobachtung widerspricht der These, dass wir nichts gegen die Ungleichheit tun könnten. Die der Ungleichheit zugrunde liegenden Entscheidungen sind immer politischer Natur. Die Verteilung des Reichtums erfolgt durch Regeln und Institutionen. Sie sind immer eine Erfindung der Menschen. Das Buch ist eine Reaktion auf die Annahme, wir könnten nichts gegen die Ungleichheit tun. Diese Entwicklung beruht auf unseren eigenen Entscheidungen und ist kein Naturgesetz. Es hat etwas mit den von uns gewählten Institutionen zu tun, die Ausdruck der Machtbalance zwischen sozialen Klassen sind. Es ist ein materieller und ein ideologischer Machtausgleich, der dem zugrunde liegt.“ (Frankfurter-Rundschau.de)

Melanie Amann hat untersucht, was die Ampelkoalition in einem Jahr zustande gebracht hat:
„Was haben SPD, Grüne und FDP einander auf 141 Seiten versprochen, was wurde daraus? Aus den großen Plänen für ein neues Familienbild, ein besseres Europa, einen schuldenfreien, digitalisierten Staat? Und aus dem Klimaschutz?“ (SPIEGEL.de)

Versprochen? Das ist Kinderstubenjargon. Politiker haben nichts zu versprechen. Sie haben zu sagen, was sie vorhaben, welche Ziele sie erreichen wollen, von welchen Ideen sie geleitet werden. Dann kann anhand ihrer Taten überprüft werden, was sie gemacht und erreicht haben.

Ernstzunehmende Politiker können nichts versprechen, denn sie sind keine Hellseher. Sie können nicht voraussehen, welche Mächte ihnen in die Quere kommen werden. Schon gar nicht Kriege oder sonstige unvorhersehbare Katastrophen.

BILD schlägt dem Fass den Boden aus, als hätte die Ampelregierung wissen müssen, dass Putin einen verbrecherischen Krieg beginnen wird. Versprochen ist versprochen. Das ist Volksverdummung.

Lerneffekte darf es ohnehin nicht geben. Jeder Meinungswechsel ist ein Versagen. Dass es auch ein Reifen und Hinzulernen sein kann, ist bei Eliteschreibern nicht vorgesehen.

„Mit der grünen Verteidigungspolitikerin Sara Nanni zum Beispiel, die vor der russischen Invasion eine große Gegnerin von Waffenlieferungen war, und heute eine der größten Treiberinnen ihrer Regierung. »Ich war blind«, sagt Nanni über ihr altes Russlandbild.“

Wer sich in der Einschätzung Putins geirrt hat und diesen Irrtum zugibt, ist ein wacher Demokrat und keineswegs ein wankelmütiger Charakter. Das gilt auch für die Frage des Pazifismus.

Wer einem christlichen Friedensgebot anhing, das nicht zu politischen Zwecken verkündet wurde, sondern zur Qualifikation für jenseitigen Lohn und Strafe, der hatte die Reste seines Jugendglaubens neu zu überdenken. Muss ein Volk sich widerstandslos seinen Feinden ergeben? Ist man pazifistisch, wenn man sich in eine himmlische Passivität flüchtet, die dem Leben auf Erden nicht gerecht wird?

Pazifist ist, wer den Frieden mit möglichst wenig Töten und Verwüsten verteidigt oder wieder herstellt. Bergpredigende Christen hingegen leben nicht mehr auf Erden, sondern schwärmen schon von den Segnungen des Himmels.

Sollten PolitikerInnen lesende Menschen sein, die sich informieren, welche Erkenntnisse in neuen Büchern publiziert werden, um ihr Wissen auf den neuesten Stand zu bringen? Amann ist gar nicht einverstanden mit einem lesenden Kanzler:

„Scholz liest immer irgendein Buch. Bücher prägen seinen Blick auf die Welt, sie helfen ihm, politische Ziele zu definieren, die großen Linien zu erkennen. Olaf Scholz nimmt für sich in Anspruch, Jahre im Voraus zu denken, eigentlich sogar Jahrzehnte. Das mag übertrieben sein, doch für einen Regierungschef ist das eine gute Eigenschaft. Wer liest, erschließt sich dadurch die Welt. Er verschließt sich aber, zumindest für die Zeit der Lektüre, auch ein Stück vor der Welt. Scholz ist nicht bekannt dafür, dass er das ausgiebige Bad in der Menge liebt. Er ist gern allein, mit sich, mit den Büchern. Wer sich zu sehr im großen Ganzen bewegt, gerät in Gefahr, das Gespür für die schnelle politische Entscheidung zu verlieren, für einen populären Punktsieg. Seit Amtsantritt sind die Beliebtheitswerte des Kanzlers gefallen. Es könnte auch daran liegen, dass er für viele zu abgehoben wirkt, dass ihm seine Wählerinnen und Wähler manchmal kaum folgen können. Viele, die mit ihm zu tun haben, beschreiben ihn als arrogant, auch als beratungsresistent. Am Ende verlasse er sich vor allem auf sich selbst. Seine Leidenschaft für die Lektüre macht Olaf Scholz zu einem klugen Regierenden. Sie macht ihn aber auch zu einem regierenden Besserwisser.“ (SPIEGEL.de)

Wer entscheidet, ob Besserwisser tatsächlich etwas besser wissen – oder nur so tun, als ob? Entscheiden Schlechterwisser über angebliche Besserwisser? Dann wären sie besser gebildet als die Besserwisser. Oder darf man gar nicht erst etwas besser wissen wollen, um nicht unangenehm aufzufallen?

Hier sehen wir die Verschränkung von Aufklärung, die alles besser wissen wollte, und Gegenaufklärung, die alles irdische Wissen für Sünde hielt und zurück in den Glauben strebte.

Kann es sein, dass Amann nicht verstanden hat, was eine Demokratie ist? Sie ist eine Arena, in der alle am Wettbewerb um die beste Erkenntnis und die humanste Wahrheit teilnehmen sollten.

In Dialogen auf der Agora, in Volksversammlungen sollte der Streit mit den besten Argumenten ausgefochten werden. Mehrheitsentscheidungen sind keine Entscheidungen über endgültige Wahrheit, aber Versuche, sich mit Kompromissen dieser zu nähern. Indem man sie in der Politik ausprobiert, kann das Volk Erfahrungen mit seinen Mehrheitsentscheidungen machen und nach einiger Zeit mit neuem Wissen die Fragen erörtern und abstimmen.

Eine Demokratie dient nicht nur dem Kampf der Interessen, sondern dem edlen Wettkampf um die Wahrheit. Das hat man heute von der Tagesordnung gestrichen. Auch die Medien wissen nicht mehr – siehe ihre Aversion gegen Besserwisserei –, wozu sie eigentlich da sind. Was früher die Agora war, sollten heute die Gazetten sein. Sind denn Schlechterwisser, Ignoranten und Blödiane die besseren Demokraten, Frau Amann?

Die deutsche Verehrung der Demut scheint mit der Ablehnung des Besserwissens zusammenzugehören. Wie kann man eine Frau ob ihrer Demut rühmen, die nichts weniger als jahrelang die mächtigste Frau der Welt gewesen ist? Wer solches fassen kann, der fasse es.

Wer Bücher liest, muss seiner Zeit nicht voraus sein. Denn auch Bücher enthalten nur Meinungen,  und Meinungen sind keine prophetischen Gaben. Den Unterschied zwischen Prophetie und Schlussfolgerungen aus empirischen Daten kennt kein Schreiber mehr.

Als die Denker des Idealismus ihren Einfluss verloren, gab es keine freudige Hinwendung zur Demokratie. Stattdessen verbreiteten sich Pessimismus, Nihilismus und Tristesse – die sich nicht anders zu helfen wussten, als sich auf das Nichts vorzubereiten.

„Stirb und werde“, nach diesem Gesetz sollte sich Deutschland auf schreckliche Katastrophen einrichten – um danach in Glanz und Gloria wieder aufzuerstehen und zur Herrscherin der Welt zu werden.

Gottlob haben wir Fußball-Recken, die uns vor solchem Irrsinn bewahren.

Fortsetzung folgt.