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Welt retten! Aber subito! LII

Tagesmail vom 17.02.2023

Welt retten! Aber subito! LII,

alle Probleme der Menschheit sind Fragen von Krieg oder Frieden.

Wenn der Mensch weiterhin Krieg führt gegen die Natur und seine Gattung – mit Hilfe des technischen Fortschritts oder einer unersättlichen Wirtschaft – wird er mit Sicherheit untergehen.

Will er seine Probleme lösen, wird er seine kriegerische Einstellung aufgeben müssen: er muss ein neuer Mensch werden.

Nicht durch Wunder, nicht durch Offenbarung, sondern durch eigenes Bemühen. Also durch Lernen, Erkennen, sich selbst Erziehen, Nachdenken, mit anderen reden, streiten, sich gegenseitig verständigen: mit humaner Politik.

Seinem Selbstlob „homo sapiens“, weiser Mensch, müsste er endlich gerecht werden. Doch war das wirklich ein Selbstlob? War es nicht viel mehr eine Selbstverspottung? Schaut mal diesen weisen Wicht, der sich mehr durch Rivalität, Gehässigkeit und Abneigung auszeichnet, als durch Einsicht und Verständnis, Zuneigung und Unterstützung.

Für ihn scheint es nichts Wichtigeres zu geben, als Friedfertigkeit zu verhöhnen und zu verlachen. Auf seine menschenfeindlichen Eigenschaften hingegen ist er mächtig stolz. Alles, was den Mitmenschen erniedrigt, schwächt, klein und dumm aussehen lässt, das preist er in höchsten Tönen. 

Der unweise, unkluge, sich selbst zerstörende Mensch scheint der Gipfel der Evolution zu sein.

Vielleicht war es so: der frühe Mensch begann mit Weisheit, um sein Leben auf Erden sinnvoll zu bestehen. Dann geriet er in die Sackgasse mit langweiliger Weisheit und musste zu seinem Erschrecken feststellen, dass Völker das Ruder übernahmen, die auf Weisheit pfiffen. Sie protzten mit Stärke und Macht und unterwarfen alles ihrem Willen, das sich ihnen nicht unterwerfen wollte. 

Die naive Weisheit hatte sich als unfähig erwiesen, sich im Gerangel der Völker durchzusetzen. Sie musste sich umschauen, woher ihr Hilfe kommen könnte.

Da kam ihr die Idee, die Weisheit mit Macht auszustatten. Sie erfand einen Gott, der Weisheit mit Macht verband – einen allwissenden, allmächtigen und omnipräsenten Schöpfer Himmels und der Erden, der alles aus Nichts erschuf, um nach einer bestimmten Zeit – der Geschichte der Menschheit – wieder alles im Nichts zu versenken. Darauf ein Neues.

Der Epoche der naiven Weisheit folgte die Epoche der Religion – der Erlöserreligion, die ihren Anhängern die Macht über die Welt versprach, wenn sie den Befehlen des Erlösers gehorchte. Dann war ihnen der Sieg auf Erden sicher.

Stop, vielleicht nicht auf Erden, bestimmt aber nach Untergang der Welt in einer neuen Schöpfung. Wir befinden uns in der siegreichen Epoche der drei Erlöserreligionen Judentum, Christentum und Islam, die heute die Erdpolitik weitläufig bestimmen.

Auch Putins Krieg will die reine Lehre des russischen Cäsaropapismus wieder herstellen. Mit unterschiedlichen Nuancen versprechen die Erlöser zuerst den Frieden in innerer Form auf Erden, danach den inneren und äußeren Frieden im Jenseits. Dort erringen die Gläubigen die absolute Macht über Himmel und Erde, in inniger Kooperation mit ihrem Schöpfer.

Da unklar ist, ob das Jenseits nicht doch schon zu Lebzeiten der Sterblichen auf Erden beginnt, sind die Kriege der frommen Nationen davon bestimmt, das Neue Reich Gottes schon hienieden zu etablieren.

„Friede ist also nach dem Sprachgebrauch des Neuen Testaments etwas Subjektives, etwas Innerliches, ein Gemüts- und Seelenzustand. Das Wort bezeichnet den beglückenden Zustand des Sicheinswissens mit Gott, der Heilsgewissheit. Nicht der kriegsfreie Zustand der Ruhe zwischen verschiedenen Völkern wird als Friede bezeichnet, sondern die innere Ruhe derer, die zum rechten Glauben durchgedrungen sind. Daher sind die betreffenden Stellen des Neuen Testaments nicht zu fassen als Äußerungen über den Frieden als den dem Kriege entgegengesetzten Zustand im Leben der Völker, sondern als solche über den verheißenen inneren Frieden. Nirgends also in der Heiligen Schrift ist der Krieg an sich dargestellt als dem Willen Gottes widerstreitend. Die moderne Friedensidee entbehrt demnach der Begründung in der Heiligen Schrift. Vielmehr erscheinen Krieg und Frieden als gleichberechtigt, als sich ablösende, notwendige Formen des geschichtlichen Lebens.“ (Hans Prutz, Die Friedensidee)

Demnach können Christen mit bestem Gewissen für Krieg oder Frieden eintreten. Beides ist mit dem Willen Gottes vereinbar.

Das war auch der Grund, warum die Kirchen im Dritten Reich keinerlei Schwierigkeiten hatten, sich mit Leidenschaft für den Sohn der Vorsehung einzusetzen. Das Neue Reich der Vollendung sollte bereits auf Erden, unter der Führung der erwählten Deutschen, zur Wirklichkeit werden.

Jahrzehntelang haben die Kirchen arglistig ihre Verstrickung verschwiegen oder gar verleugnet. Jetzt erschien ein neuen Buch des Historikers Manfred Gallus, der der Verlogenheit der Kirchen ein Ende bereiten will:

„Es vergingen 57 Jahre seit Kriegsende, bis der damalige Bischof Wolfgang Huber in einer Bußtagspredigt (2002) die Dinge beim Namen nannte und fehlende Solidarität der Christen mit verfolgten „nichtarischen“ Christen und Juden beklagte. Auch die Bekennende Kirche (BK), so räumte er ein, habe damals versagt. Tatsächlich war die „deutsche Katastrophe“ zugleich eine protestantische Katastrophe. Bei Machtantritt Hitlers herrschte Freude und Jubel im protestantischen Berlin. Viele begrüßten das Ende der ungeliebten „Gottlosenrepublik“ von Weimar. Pfarrer erwarteten religiöse Erweckung durch den „nationalen Aufbruch“. Eine von Pfarrern geführte „Glaubensbewegung Deutsche Christen“ (DC) eroberte das Terrain und gestaltete kirchliches Leben in völkisch-antisemitischem Sinn um: Dankesfeiern zum „Führergeburtstag“, Massentrauungen im SA-Milieu und Sammeltaufen, Kirchenwahlen mit Zweidrittelmehrheiten für die DC, schließlich ein Arierparagraf, beschlossen von der braun uniformierten preußischen Generalsynode. Pfarrerkollege Hermann Priebe (Grunewald) verkündete, Hitler sei der von Gott gesandte Retter des Volkes: „Sein Tun war von einem unerhörten Gelingen begleitet. Das Unmögliche wurde Wirklichkeit.“ (TAGESSPIEGEL.de)

Mit einem Gewaltakt verdrängten und verleugneten die Deutschen ihre Leidenschaft für das Böse, das für sie – als Wille des Herrn – identisch war mit dem Guten und Heilen.

Die Verleugnung ihres verhängnisvollen religiösen Erbes macht es den Deutschen fast unmöglich, sich einen autonomen Frieden vorzustellen. Auch das „Friedensmanifest“ von Alice & Sahra lässt sich auf grundsätzliche Erwägungen nicht ein. Doch wenn Margot Käßmann und andere Fromme unterschreiben, darf man davon ausgehen: hier weht der Wind einer auferstandenen Friedensbewegung. Sie erweckt den Eindruck: nur Kirchen kennen das Geheimnis des Friedens. Ohne Gott keinen Beistand im Friedenskampf auf Erden.

Was bedeutet: die Verwirrung der Geister im Namen des Evangeliums geht weiter – unter mattem Wehen des Heiligen Geistes. Das letzte Wehen des Geistes war der Empfang der Flüchtlinge, die von der Magd Gottes ins Land gelassen wurden. Doch kaum begannen die Probleme vor Ort, war es aus mit dem Ausnahmezustand. Niemand hatte den Mut, die deutsche Kanzlerin an die ertrinkenden Flüchtlinge im Mittelmeer zu erinnern. Der Geist der Bergpredigt war – alle.

An diesen Stellen zeigt sich, was deutsche Politik ist. Entweder ist sie geistbewegte singuläre Tat, gefolgt von geistloser Normalität oder schnöde Amoralität, die dem Ungeist des Mammons und einer mephistophelischen Macht folgt.

Merkel verstand sich auf beide Aggregatzustände: von der Bewegtheit eines Atemzugs Gottes bis zur sadistischen Absenz aller jesuanischen Beilagen: Welt, ich kann auch ganz anders. Ich kann die Samaritanerin spielen, ich kann aber auch eine abgebrühte Realpolitikerin sein. Als Physikerin weiß ich, wo man die Knöpfe drücken muss, um die Welt zum Laufen zu bringen.

Vernunft kann auf Erleuchtungen und Offenbarungen verzichten. Beides sind Eingriffe von Oben in der Erlöserreligion. Vernunft geht davon aus: was richtig ist, muss immer richtig sein. Kein himmlischer Lektor ist nötig, um den Kairos – den wahren Augenblick – mit dem Pendel herauszufinden. Was wahr ist, ist immer wahr, was falsch, muss immer falsch sein. Das ödet die Sensitiven der Bergpredigt bis aufs Äußerste an. Im Bereich der Erkenntnis wollen sie mit ewig wechselnden Wahrheiten unterhalten werden.

Momentan stapeln sich kriegerische und ökologische Probleme, als wollten sie einen zweiten Babylonischen Turm errichten.

Doch noch immer versteht der eine Mensch nicht die Sprache des anderen, die Spuren der Verwüstung sind zu tief – auch wenn alle die Weltsprache der Technik fließend beherrschen.

Was fehlt, damit die Völker sich verstehen lernten? Die Sprache des Friedens. Da müsste jedermann sich darauf besinnen, was einst die Sprache der Geborgenheit des Kindes mit Mensch und Natur war.

Das führt uns in Zeiten zurück, von denen heute niemand mehr etwas wissen will. In jene Frühzeiten des Menschen, als er noch in Symbiose mit der Natur lebte. Die gilt heute als vorindustrieller Kitsch.

Selbst die schärfsten Kritiker des Kapitalismus weigern sich, in jene Zeiten zurückzukehren, in denen es keinen Krieg zwischen Mensch und Natur gab. Woher kennen wir die Sprache und Empfindungen jener Urmenschen, die von den einen romantisiert, von den anderen verabscheut wird?

Man muss nur indigenen Völkern zuhören, die noch immer die Sprache der Geborgenheit mit der Natur sprechen. In Deutschland gibt es kaum jemanden, der auf solch einen Sprachunterricht neugierig wäre.

Ulrike Herrmann beschreibt ausführlich, gelegentlich in bewundernden Vokabeln, den Werdegang des Kapitalismus, ohne die Warnung zu vergessen: eine wunderbare Erfindung, aber mit einem schrecklichen Ende.

Kapitalismus und ökologischer Friede seien unvereinbar.

„Das Ende des Kapitalismus wird nicht das Ende der Geschichte oder gar der Erde sein – und wird wahrscheinlich auch nicht das Ende des Menschen bedeuten, obwohl dieser sich maximal anstrengt, seine Lebensgrundlagen zu ruinieren. Es wird sich ein neues System herausbilden, das heute noch nicht zu erkennen ist. Aber es wird seine Zeitgenossen genau so überraschen, wie es der Kapitalismus tat, als er 1760 im Nordwesten Englands entstand. Niemand hat ihn erwartet, niemand hat ihn geplant – und trotzdem gibt es ihn. Es gehört zu den faszinierenden Eigenschaften des Menschen, dass er seine eigenen Kulturleistungen weder vorhersieht noch gänzlich versteht. Wo der Mensch ist, ist das Ende offen.“ (Der Sieg des Kapitals)

Verwunderliche Sätze. Was wurde vom Menschen schon vorhergesehen? Die technischen Wunderleistungen? Die Beherrschung der Natur? Hölderlin? Der Flug zum Mond? Außer Silicon-Valley-Propheten will niemand vorhersehen, welche Wunderwerke der Technik „über uns kommen“.

Herrmann ist rat-, aber nicht hoffnungslos. Was auch immer geschieht, es wird den Menschen nicht vernichten, es wird ihn retten. Herrmann spricht wie jemand, der in die Zukunft schauen kann. Es wird eine gute Zukunft geben, davon ist sie überzeugt. Und auch davon, dass die futurischen Fähigkeiten des Menschen groß genug sein werden, um kein Untergangsdesaster zu erleben.

Wie Herrmann die Faszination Marxens für den technischen Kapitalismus teilt, so teilt sie auch seine eschatologische Hoffnung auf eine „Revolution“ der Mühsamen und Beladenen, die das Ende der Ungerechtigkeit bringen wird.

Es ist dieselbe Hoffnung auf ein Reich der Gerechtigkeit wie die Hoffnung der Urchristen auf das Wiederkommen ihres Herrn.

„In jedem Fall wird der Kapitalismus untergehen und eine neue Wirtschaftsordnung entstehen. Sie ließe sich wohl am besten als „Überlebenswirtschaft“ bezeichnen, denn es geht um die Rettung der Menschheit.“ (Das Ende des Kapitals)

Wer gehofft hatte, Herrmann würde die Biografie des Kapitalismus untersuchen, um die Krankheitsherde des Patienten zu entdecken, damit sie eine gesunde Alternative zum Kapitalismus entwickeln kann, der sieht sich getäuscht.

Das Ende ihrer Nacherzählung ist die komplette Resignation: wir wissen nicht und werden nicht wissen. Das Einzige, das uns bleibt, ist die irrationale Hoffnung: credo, quia absurdum, ich glaube, weil es absurd scheint.

Herrmann verbreitet das Flair einer Urchristin, die den Abschied des Herrn mit der Zuversicht kompensieren muss: was er verheißen hat, wird er einhalten. Des lasst uns alle fröhlich sein, Kapitalismus wird unser Erlöser sein.

Wir wissen nicht, wie das Neue sein wird, wir wissen auch nicht, wie wir es selbst erfinden könnten. Wir können nur warten und beten.

Ist passive Gläubigkeit das, was wir bräuchten, um dem Tohuwabohu der Gegenwart zu entrinnen?

Ist Kapitalismus nur die raffinierte Form eines technisch-fortschreitenden, naturzerstörenden Geld- und Machtscheffelns? Ist er nicht die abendländische Art, das soziale Leben der ganzen Welt, mit Konkurrenz, Neid und Eifersucht zu vergiften?

Kapitalismus ist für die Autorin – wie für Marx – der Inbegriff des technischen Fortschritts, der seine Gläubigen mit Wohlstand überschüttet. Philosophische Fragen wie nach der Gerechtigkeit des Systems, dem Sinn der Arbeit, der inneren Zufriedenheit oder dem Opium der Grenzenlosigkeit der Kapitalisten, gibt es nur am Rande.

Zwar gibt es Schwächen des Systems, doch diese Schwächen – wie die extremen Schulden – sind notwendige Motoren, um den Lauf der Wirtschaft in Bewegung zu halten.

Es ist wie bei Mandeville oder bei Mephisto: die negative Seite des Kapitalismus ist die Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. 

Die Humanisierung des Kapitalismus wäre demnach ein Suizidversuch mit einem moralischen Schlachtmesser. Was ist das Schlimmste, was man der Moderne antun könnte? Sie mit moralischen Mitteln heilen zu wollen.

Welch Zufall, dass ausgerechnet in der TAZ, der Gazette Herrmanns, ein Artikel erschien, der die Fragen nach einer wirksamen Alternative zum Kapitalismus mit uralter indischer Weisheit beantwortet. Es ist ein Interview mit Vandana Shiva, einer Naturwissenschaftlerin in der Tradition Gandhis. Ihre Antworten müssten alle westlichen Klimafreunde intensiv debattieren.

„Die Idee, wir seien alle separate Individuen, ist für mich eine koloniale, ontologische Vorstellung des Menschen. Das zu verstehen, ist einer der wichtigsten Schritte im Prozess der Dekolonialisierung. Wir sind soziale Wesen, wir sind Gemeinschaft. Und wenn wir diesen Gemeinschaftssinn verloren haben, heißt das nicht automatisch, dass wir ihn nicht regenerieren können. Die industrielle Revolution und die grüne Revolution haben so viel zerstört, aber wir können es wieder heilen. Wir müssen neue Gemeinschaften schaffen und vor allem lokale Wirtschaften stärken.

Der Kapitalismus lässt uns glauben, dass Wettbewerb eine menschliche Eigenschaft ist, aber das stimmt nicht. Adam Smith sagte, wir seien mit einem Streben nach Wettbewerb geboren. Ich glaube, dass Kooperation in unserer Natur liegt, in der Natur aller Lebewesen. Und Frauen waren jene, die die Kooperation aufrechterhalten haben.“ (TAZ.de)

Ein fulminanter Angriff gegen die abendländische Philosophie, die viele Elemente des christlichen Glaubens in ihre Systeme aufnahm. 

Wir sind, sagt Shiva, keine atomisierten Einzelne, die von Gott auserwählt oder verdammt werden: ein Tiefschlag gegen ein Urelement des Kapitalismus.

Das Streben nach Wettbewerb muss kein Bestandteil einer menschlichen Wirtschaft sein. Wir sind soziale Wesen, keine unerbittlichen Rivalen.

„Aber wenn wir beginnen zu realisieren, dass eine Welt ohne fossile Energien möglich ist, in der wir alle gut leben können, dann mobilisieren wir nicht aus einer Angst heraus, sondern aus einer Liebe zur Natur. Dabei spielt auch das Zelebrieren anderer Kulturen eine Rolle, die aus dem westlichen Geist durch Kolonialisierungsprozesse verdrängt worden sind. Nur radikale soziale Transformationen werden uns Lösungen geben.“

In der Debatte um die wirksamsten Maßnahmen zur Klimarettung fehlen dem Westen durchgängig naturphilosophische Begriffe, die uns unsere Sünden an der Natur erst richtig verdeutlichen könnten. Kennen wir die Liebe zur Natur, die uns davor bewahren könnte, diese despotisch zu beherrschen?

„Ich glaube, zwei Dinge sind mit der Klimabewegung schiefgelaufen. Erst einmal reduziert sie ihre Gedanken, Vorstellungen und Lösungen auf Zahlen. Das ist eine Quantifizierung der Welt, ganz im Sinne von Descartes. Die Natur wird immer nur gemessen. Aber die Natur nur auf Zahlen, Systeme oder Prozesse zu reduzieren, lässt uns ihre eigentlichen, lebendigen Strukturen vergessen. Wir müssen sie als ganzheitliches System begreifen. Und zweitens liegt das Problem der Klimabewegung darin, dass sie versucht, über Angst zu mobilisieren.“

Einen solch distanzierten Blick auf die quantifizierte Messung der Natur – die zwar verlässliche Erkenntnisse liefert, gleichzeitig aber die Natur in den Schraubstock der Nützlichkeit spannt – gibt es im Westen nicht.

Wissen ist Macht, das ist die eigentliche Philosophie des Westens. Zusammen mit dem biblischen Wort: Macht euch die Erde untertan, hat sie die Gottgleichheit des Menschen begründet. Wer der Natur wie Gott gegenübertritt, behandelt sie wie eine minderwertige Kreatur.

Wer nichts kennt außer quantifizieren und messen, der kann die Natur nicht lieben. Wer Natur nicht liebt, kann niemals für sie eintreten.

Wenn wir nur Angst haben vor dem Untergang: woher nehmen wir die Zuversicht, die Symbiose mit der Natur zu entdecken? 

Fortsetzung folgt.