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Weise Frauen

Hello, Freunde der weisen Frauen,

Wer ist genialer: Männer oder Frauen? Männer müssen genial sein, weil sie unfähig sind, Kinder zu gebären. Ihre Genialität – ein zwanghaftes Kopieren weiblicher Gebärfähigkeit mit naturfeindlichen Mitteln – kennt nur ein Ziel: das Gebärmonopol der Frauen zu brechen, technische „Kinder“ auf die Welt zu bringen und Frauen überflüssig zu machen.

Frauen sind die Hüterinnen der ersten Natur. Männer kreieren eine zweite Natur aus dem abgespaltenen Gehirn, verwandeln die Kopfgeburten in „geniale“ Technik und Wissenschaft, in machtgeleitete Wirtschaft und Politik.

Das Ergebnis ihrer zweiten creatio ex nihilo ist die männliche Hochkultur, die nichts mehr gemein haben will mit niederen Naturreligionen, vegetativen Matriarchaten und sonstigen pflanzenhaften Phantasmen aus dem Wörterbuch verrückter Weiber.

Die Errichtung einer zweiten Natur mit Mitteln der Gewalt und männerzentrierter Offenbarung ist auch unter dem Begriff Religion bekannt. Genauer: dem Begriff Erlöserreligion, um sie zu unterscheiden von primitiven Religionen un-genialer und un-kreativer Wilder und Eingeborener.

Archetypen und Helden der männlichen Hochkultur sind die Erlöser, die nicht Produkte natürlicher Zeugung und einer mutterzentrierten Geburt sein dürfen, aus übernatürlichen Regionen stammen, Erde und Natur als bedrohliches Revier ihres satanischen Gegners, als Schlachtfeld eines auf Sein oder Nichtsein zielenden gigantischen Kampfes betrachten, den teuflischen Gegner besiegen, die Natur vernichten müssen, um eine zweite wahre Natur als künftiges Paradies für

jene Menschen zu installieren, die sich von Tod und Teufel losrissen und sich ihnen als gläubige Jünger und Jüngerinnen angeschlossen haben.

Schluss mit dem enervierenden theatrum mundi – die Akten der Heilsgeschichte müssen geschlossen, die Welt neu erfunden werden:

„Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird. Freuet euch und seid fröhlich immerdar über das, was ich schaffe.“ „Wir aber warten eines neuen Himmels und einer neuen Erde nach seiner Verheißung, in welchen Gerechtigkeit wohnt.“

Was hat Ray Kurzweil, hochdekorierter Naturüberwinder und Unsterblichkeitserfinder, mit einem plärrenden Neugeborenen zu tun? Natürliche Zeugungen will er überflüssig machen, Menschen in unsterbliche Götter verwandeln, die keinen minderwertigen Nachwuchs dulden, um die Erde als ewiges Elysium einzurichten. Werden alle Menschen unsterblich, gibt es keinen Platz mehr für natürlich gezeugten Nachwuchs.

Silicon Valley bringt den jahrhundertealten biblischen Traum vom Menschen, der seine sündige Hülle abstreift und ein ätherisch neues und unsterbliches Gewand anzieht, auf den technischen Punkt. Seit dem 13. Jahrhundert beginnt die Transformation des christlichen Glaubensbekenntnisses in Technik und Macht.

Wissen ist Macht; machtgestütztes Wissen verwandelt den Menschen in ein unsterbliches Wesen. Glaube versetzt Berge und die gesamte Natur. Glaube macht sich die ganze Erde untertan. Das Christentum löst sich von gesprochenen Glaubensbekenntnissen und wird zur Struktur der Moderne.

Ob Menschen offiziell noch glaubten oder nicht, die Welt wurde täglich christlicher. Das religiöse Bewusstsein prägte das materielle Sein bis in die Eingeweide. Seitdem bestimmt das Sein das Bewusstsein.

Von außen betrachtet schien es, als schwinde der Glaube und christliche Kulturen würden sich säkularisieren. Das Gegenteil war der Fall: selbst Atheisten können, sofern sie nicht als Eremiten in Wäldern hausen, nicht anders als christlich sein. Denn sie sind tägliche Akteure und Mitspieler in der christlichen Zivilisation der Moderne.

Den Unterschied zwischen Christen und Nichtchristen erkennt man nicht mehr an gesprochenen, gestammelten und rituell hergeleierten Glaubensbekenntnissen, sondern am Tun: wer Natur wirklich retten will, muss die naturfeindliche Religion bekämpfen. Nicht nur in Worten, sondern in politischen Taten. Atheisten, die den naturfeindlichen Kapitalismus rechtfertigen, sind nolens volens immer noch praktizierende Gläubige.

(Warum sind die Grünen zu schleichenden Verrätern der Ökopolitik geworden? Weil sie unaufhaltsam frommer wurden. Die „Bewahrung der Schöpfung“ halten sie mittlerweilen für eine genuin christliche Politik. Gelegentliche Bibellektüre könnte den Wahrheitswert ihrer politischen Agenda erhöhen: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“)

Männliche Hochkulturen haben natura mater und alle Mütter aus dem Zentrum des menschlichen Lebens vertrieben. Zugunsten eines omnipotenten Über-Mannes, der sich als Schöpfer der Welt über die Natur erhob und seitdem – in Form einer linearen Geschichte – die Weltläufte des homo religiosus bestimmt.

Was der Omnipotente am Anfang der Zeit erschaffen hatte, wird er am Ende wieder kassieren. Die Geschichte brachte es an den Tag, dass der Allmächtige gar nicht allmächtig war und Murks gebaut hatte, den er in Selbsthass vertilgen muss. Nicht sofort. Aber im Verlauf seiner Heilsgeschichte, die eher eine Unheilsgeschichte ist. Denn für die meisten seiner Murks-Kreaturen wird das ganze Schöpfungstheater schlecht ausgehen.

Der Allmächtige – sein Name werde geheiligt – war nämlich ein Gutmensch. Die Natur wollte er zu einem perfekten Paradies gestalten, in dem Milch und Honig fließen. Doch sein zwangsverordneter Himmel wurde zur Hölle auf Erden. Jedes politische Verbessern der condition humaine steht seitdem – auch wenn es nicht religiös ist – unter religiösem Himmel- und Höllenverdacht. Wehe, der Mensch versucht, seinem auferlegten Jammertal zu entkommen. Aus seinem Beglückungsversuch entstünde ein totalitäres Zwangsgebilde. Was Gott nicht kann, darf der Mensch nimmermehr können.

Sollte es dem göttlichen Mann gelingen, mit Hilfe seiner Technik und Wissenschaft unsterblich zu werden, hätte er den frauen- und kinderfeindlichen Charakter seiner Hochkultur zur Kenntlichkeit entlarvt. Kinder gebären wäre endgültig von gestern. Wohin mit der unendlich nachdrängenden Lebensbrut, wenn Unsterbliche den Planeten besetzt halten?

Braucht man keine Kinder, braucht man auch keine Frauen mehr. Der gottgleiche Mann hätte erreicht, was er seit frühen Zeiten schon immer gefordert hatte: Ihr sollt keine anderen Götter haben neben mir. Der männliche Gott ist ein eifersüchtiger. Er kann es nicht leiden, auf Frauen angewiesen zu sein. Mit Kindern konnte er noch nie etwas anfangen. Es sei, sie stellen sich als Mägde und Knechte seiner Omnipotenz zur Verfügung.

Religionen sind Erfindungen des Menschen und dienen ihnen als selbsterfüllende Prophezeiungen. Wer im Verbund mit der mächtigsten Religion auftritt, hat beste Chancen, seine Ziele gegen alle anderen durchzusetzen, deren religiöse PR-Werbung weniger grandios ausfällt. Feiglinge und Angsthasen können alle Gegner in die Flucht schlagen, wenn sie in der Maske schreckenerregender Geister und Dämonen daherkommen.

„David aber sprach zu dem Philister: Du kommst zu mir mit Schwert, Spieß und Schild; ich aber komme zu dir im Namen des HERRN Zebaoth, des Gottes des Heeres Israels, das du gehöhnt hast.“

Die moderne Macht der Werbung ist angewandte Religion. Wer am meisten verspricht, bei dem klingeln die Kassen. Welcher Gott das Blaue vom Himmel verheißt, dessen blökende Schafe werden zu reißenden Wölfen. Der christliche Westen hat sich die Welt unter den Nagel gerissen, weil er die himmlischsten Freuden versprach und mit den höllischsten Strafen drohte.

Die westliche Hochkultur verherrlicht in religiöser Form die Macht und Gewalt des Mannes. Machtlose Wesen wie Frauen und Kinder stören nur beim erbarmungslosen Fighten um die finale Herr-Schaft, die niemals Frau- oder Kinderschaft heißen könnte. Den siegreichen Herren dienen Frauen als Lust-Beute ihrer überlegenen Brutalität. Kinder werden sofort eliminiert oder dienen als Sklaven und Knechte der Übermänner.

Wann begann der Feldzug der frommen Männer gegen Frauen und Kinder? Es dauerte einige Jahrhunderte, bis Priester die unumschränkte Gewalt in Europa an sich gerissen hatten. Doch dann gab‘s kein Halten. Der Angriff gegen den bis dahin autonomen Bereich heidnischer Mütter und Hebammen war direkt und erbarmungslos.

Die mittelalterlichen Popen „verabscheuten die Hebammen wegen ihrer Verbindung mit dem heidnischen Matriarchat und ihrer Verehrung der Großen Göttin. Die Geistlichen sahen in ihnen unversöhnliche FeindInnen des katholischen Glaubens. In den Handbüchern der Inquisition wurde festgestellt, dass niemand dem katholischen Glauben mehr schade als die Hebammen; angeblich weihten die Hebammen neugeborene Kinder mit einer magischen Taufe am Küchenfeuer dem Teufel.

Der wirkliche Grund für die Feindseligkeit der Kirche war, dass Hebammen den Frauen helfen konnten, selbst ihr Schicksal zu bestimmen, die Geheimnisse der Sexualität und Geburtenkontrolle zu erfahren oder Abtreibungen vorzunehmen. Die heidnischen Frauen des Altertums besaßen großes Wissen über solche Dinge, die als ureigenste Angelegenheiten der Frauen betrachtet wurden und keiner männlichen Autorität unterworfen waren.

Die patriarchalische Religion verbot den Hebammen, ihren Patientinnen bei der Verhütung oder Befreiung von unerwünschten Schwangerschaften Beistand zu leisten oder die Geburtswehen der Frauen zu lindern.“

(Alle Zitate aus dem Lexikon „Das geheime Wissen der Frauen“, herausgegeben von Barbara Walker)

Alles Schnee von gestern? Von wegen. Schon wieder werden Hebammen männlichen Ärzten unterworfen. Hebammen dürfen zwar Vorbereitungskurse anbieten. Doch mehr als somatische Vorgänge und Windel-Petitessen dürfen sie nicht vermitteln. Die psychologische Rolle der Männer vor und nach der Geburt, die Ängste der Frauen vor der Ablehnung der Männer wird kaum thematisiert.

Kaum ist das plärrende Wesen da, schon seilen sich die ersten Familienernäher ab, schlafen in einem anderen Zimmer und wollen von Mutter und Kind nicht gestört werden. Nicht selten, dass Mütter aus Selbsthass ihre aufgequollenen Säuglinge als hässliche und stinkende Strafen der Natur ablehnen. Die frisch gebackenen Väter sind unfähig, über ihre Rolle zwischen kapitalistischem Job und fürsorglichem Vater nachzudenken.

Warum gibt es so viele postnatale Depressionsphasen bei den Frauen? Oft haben sie Versagensgefühle, weil sie ihre Geburtswehen nur mit Medikamenten oder gar – horribile dictu – mit einem Kaiserschnitt bewältigten. Sollte nicht alles naturnah und ohne künstliche Interventionen von statten gehen?

Auch hier spielen klerikale Männerbrutalitäten eine emotionale Rolle. Jahwe verfluchte die aufsässige Eva mit körperlichen Schmerzen. „Viel Mühsal werde ich dir in der Schwangerschaft machen, mit Schmerzen sollst du Kinder gebären! Nach deinem Mann sollst du verlangen, er aber soll dein Herr sein.“

Wenn die Frau in ihren Schmerzen liegt, soll der Mann seine Despotie unter Beweis stellen. In fast allen Naturreligionen ruht die Sexualität nach der Geburt und in der Zeit des Stillens. Nur im Bereich des göttlichen Mannes hat die Frau ihr Kind zu vernachlässigen und den eifersüchtigen Erzeuger bei der Stange zu halten. Die Mutter-Kind-Symbiose ist für den überflüssigen Vater eine schwere Kränkung, die er sich, tumb, wie er ist, nicht bewusst machen darf.

Das Matriarchat war polygam. Der Mann hatte genügend Frauen zur Auswahl, wenn die Mutter seines Kindes in Wehen lag und keine sexuellen Bedürfnisse entwickeln konnte. Doch die göttlich vorgeschriebene Einehe der männlichen Hochkultur – die zur Grundlage des kapitalistischen Geld- und Machterwerbs wurde, weil der erworbene Besitz nur über legitime Erben akkumuliert werden konnte – verbietet dem Mann eigentlich das Begehren einer fremden Frau. Zwar gilt das Verbot des Ehebruchs für beide Geschlechter, doch selbst Herr Jesu schaut bei den Männern durch die Finger, gestattet aber dem Mann, die Frau wegen Fremdgehens zu verlassen. (Bergpredigt, Matth. 5, 31 ff)

Was dem hohen Herrn geziemt, geziemt der Frau noch lange nicht. Die Frau, immer in der Angst, durch Schwangerschaft und Geburt sexuell unansehnlich zu werden, fürchtet, der Mann könnte sie verlassen und fühlt sich genötigt, ihre eigenen körperlichen Bedürfnisse zugunsten der männlichen zu verleugnen. Schnell muss sie sich „rückbilden“, um ihre vorgeburtliche Attraktivität zurückzugewinnen.

Die Geburt wird zu einer Orgie aus Versagensängsten, die die Mutter automatisch auf ihr Kind überträgt. Ab jetzt fühlt sie sich allein zuständig für das Körper- und Seelenheil des Kindes. Der Mann kann jederzeit verschwinden, an der Mutter bleibt alles hängen.

Da Gott die gebärende Frau mit Schmerzen strafte, verboten die Priester alle Mittel, um die Schmerzen zu lindern. Wer es dennoch versuchte, wurde verflucht. „Der offizielle Standpunkt des Christentums war, dass eine Linderung der Leiden der Frauen bei der Geburt bedeute, sich Gottes Willen in bezug auf den Fluch gegen Eva zu widersetzen. Die Ärzte lehnten es infolgedessen bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts ab, eine Behandlung der häufigsten Todesursache von Frauen, des Kindbettfiebers, in Erwägung zu ziehen. Der Klerus hielt solche Todesfälle entweder für die gerechte Strafe für ein unmoralisches Leben oder für den Ausdruck der fortdauernden Verurteilung des Geschlechts.“

Chloroform, das erste Mittel gegen die Schmerzen der Geburt, galt für die Popen als „eine Verlockung des Teufels, der sich scheinbar anbietet, Frauen glücklich zu machen.“ Am Ende aber müsste das vermeintliche Glück mit Elend und Not bezahlt werden. Hier sehen wir die klerikale Giftwurzel des Glücksverbots: wer das irdische Jammertal durch Glück überwinden will, schafft noch größeres Unglück.

Die Schmerzensschreie der Mütter würden – so die Theologen – Gott Freude bereiten. Dass man Kinder nicht verwöhnen darf und längere Zeit schreien lassen soll: solche kinderfreundlichen Maßnahme gelten bis zum heutigen Tag. Alles, was Mutter und Kind quält und schmerzt, erfreut den Sadisten im Himmel – und seine irdischen Stellvertreter.

Schnell die Kinder abstillen, ablegen und loswerden! Der Mann will die Frau schnell wieder auf seine Seite ziehen. Modern klingt sein Verführungsgesang so: die Frau muss zügig dem Arbeitsprozess zugeführt werden. Warum? Nur in der Arbeitswelt (wo die Frau erst recht dem Mann untertan ist) könnte sie ihr Selbstvertrauen gewinnen.

Warum können die Franzosen Erziehung und Maloche besser vereinbaren als die „mutterschaftsfixierten“ Deutschen?

„Kein Mutter-Kult, kein Stress, kein schlechtes Gewissen. Annika Joeres verrät, wie die Franzosen mit bewundernswerter Leichtigkeit Kind und Karriere vereinen“:

„In Deutschland gibt es noch immer diesen Mutter-Kult nach dem Motto: Unser Kind ist am besten bei der Mutter aufgehoben. So denken die Franzosen nicht. Sie haben großes Vertrauen in staatliche Einrichtungen und wissen, dass es ihren Kindern dort gut geht. Das entlastet sehr. Das ist für mich auch die Erklärung dafür, warum die Geburtenrate in Frankreich so viel höher ist als in Deutschland.“ (Mira Gajevic in der BLZ)

In Deutschland gibt es keinen Mutterkult, sondern den Kult der Mutter, die ein schlechtes Gewissen haben muss, leidenschaftliche Mutter zu sein. Frankreich ähnelt hier in erstaunlicher Weise der früheren DDR. Dort wurden Kinder abgegeben, ob sie wollten oder nicht.

Ohnehin geht’s nur um das vermeintliche Wohl der Erwachsenen. Was Kinder wollen, steht nicht zur Debatte. Wenn Deutschland einen Mutterkult haben soll, hat Frankreich den Kult einer Frau, die sich durch Männerimitation emanzipieren soll. Getreu der Lehre der Simone de Beauvoir, eine gleichberechtigte Frau werde ein zweiter Mann, müssen die französischen Mütter ihre Kinder schnell los werden.

Das Wohl des Kindes spielt weder in Deutschland noch in Frankreich eine Rolle. Wen wundert‘s? Die eisernen Gesetze des männerdominierten Kapitalismus, der alles hasst, was seine Herrschaft einschränkt, sind dabei, die letzten Reste einer kinderfreundlichen – und elterngemäßen – Schutzzone zu untergraben.

„Helikoptereltern“ nennt man verächtlich jene Eltern, die es nicht lassen können, ständig über ihren Kindern zu kreisen, um sie vor den Tücken der Welt zu beschützen. Es gibt das Phänomen der Überbehütung. Doch der Kapitalismus wird der schlechteste Therapeut für elterliches Fehlverhalten sein. Die meisten Kinder werden heute nicht überbehütet, sondern vernachlässigt. Die Eltern, zumeist mit sich selbst beschäftigt, haben keine seelische Energie übrig, um sich angemessen mit den Kindern zu beschäftigen. Wen wundert es, dass emotional vernachlässigte Kinder früh die Blessuren der beschädigten Erwachsenengessellschaft an sich tragen.

Wo, bitte schön, sollen die Kinder Politik und Demokratie kennen lernen, wenn nicht in Begleitung ihrer politischen Eltern, die nicht von ihrem Beruf aufgefressen werden? Kitas, und mögen sie noch so professionell sein, sind keine politischen Einrichtungen. Auch sind sie unfähig, mit Kindern mäeutische Gespräche zu führen. Denn politisch und theologisch sind sie zur strikten Neutralität verpflichtet. Nur kirchliche Kitas – die sich in hohem Maß von Steuerzahlern finanzieren lassen – haben die Unverschämtheit, die prägsamen Seelen ihrer Zöglinge früh mit Höllenängsten zu bedrohen.

Nach biblischer Lehre waren Gebärende die ersten 66 Tage unrein. (3. Mos. 12, 4 ff) Das Kirchenrecht legte fest, dass eine Mutter bis 40 Tage nach dem Kindbett keine Kirche betreten durfte. (Bei Musliminnen gilt umgekehrt die 40-Tage-Regel als Schutz der Mütter vor den Ansprüchen der Männerwelt.)

Waren in matriarchalischen Zeiten Frauen die Kundigsten und Wissendsten beim Vorgang des Gebärens, hat die Kirche mit schrecklichen Hexenverbrennungen und fanatischem Hass gegen alle Lebenskompetenzen von Mutter und Kind die Macht der Männer über die Weisheit der Frauen etabliert. Heute kommen die Männer im weißen Kittel blasierter Akademiker daher.

Überall weichen die Frauen zurück, trauen sich nicht, ihre uralten Kompetenzen ins Feld zu führen, fühlen sich minderwertig, wenn sie nur Kinder, aber keine Reichtümer und Maschinen produzieren können. Maschinen, die alles Gebären überflüssig machen sollen. Der Mensch soll in toto überwunden werden. Amerikanische Zukunftsfaschisten sprechen verwegen von Transhumanismus. Einen größeren Antihumanismus kann es nicht geben.

Das Genie der Männer hat den Zweck, die Natur der Frauen und Kinder zu vernichten, um eine zweite Kunstnatur der Welt aufzuoktroyieren. Männer, Erfinder und Ebenbilder eines größenwahnsinnigen Gottes, sind nicht in der Lage, sich dem Glück des Gegebenen, der existierenden Natur hinzugeben. Solche „Passivität“ unter die wundersame Ordnung des Kosmos ist für sie nichts als Kränkung ihrer naturhassenden Eitelkeit. Sie beharren darauf: mit ihnen muss das Sein von vorne beginnen. Was sie ex nihilo nicht selbst aus dem Hut zauberten, hat für sie keine Existenzberechtigung.

Im Leben der Männer gibt es keine Kinder, sondern nur KKK: Karriere, Kapitalismus – und die Kreuzigung der Welt. Die Geburt der Mütter soll diffamiert und abgeschafft werden. Männer haben etwas Besseres gefunden: die Wieder-Geburt aus dem Geist ihrer unrettbaren Grandiosität. Was nicht aus diesem Heiligen Geist geboren ist, lassen die Gottgleichen zur Hölle fahren.

Oh weise Frauen dieser Welt! Wann stellt ihr euch die alles entscheidende Frage: Warum gibt es überhaupt Männer und nicht vielmehr keine?