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Tagesmail

Philosophie des Journalismus

Hello, Freunde von Hellersdorf,

in Berlin-Hellersdorf ist ein kleines Wunder geschehen, schreibt Anetta Kahane in der BLZ. Über Wochen hinweg hat eine Mahnwache vor dem Flüchtlingsheim in Hellersdorf pöbelnde Rassisten und Fremdenfeinde ferngehalten.

„Junge Leute, Anwohner und Berliner aus anderen Bezirken, hatten hier ein kleines Lager errichtet, von dem aus sie Tag und Nacht das Heim im Auge behalten konnten und Pöbler vertrieben, wenn die sich ein weiteres Mal zusammenrotteten, um die Flüchtlinge zu beschimpfen. Hellersdorf hat sich selbst befreit. Das kleine Stück Rasen neben dem Heim ist schon wieder bewachsen. Ab jetzt bedeutet es, dass mit Sicherheit über die Pogromstimmung vom Sommer kein Gras wachsen wird.“

(Anetta Kahane in der BLZ)

38 % der Berliner befürworten die Aufnahme von mehr Flüchtlingen, mehr als der Durchschnitt der deutschen Bevölkerung. Hier stimmt der Satz: Stadtluft macht freier. Warum nur erscheint ein solch „positiver Artikel“ nie in BILD?

Das Positive ist langweilig, Moral versteht sich von selbst. In einer gefestigten moralischen Gesellschaft wäre dieser Satz nicht falsch. Only bad news are good news – das Berichten über Wunden hätte die alarmierende Bedeutung, auf unnormale Wunden hinzuweisen: schaut auf die wenigen Defekte, um sie zu beheben und zu therapieren. Das schrille Herausstellen des Negativen wäre wie das Martinshorn der Sanitäter, um

die Opfer eines Unfalls zu bergen.

Für die Edelpresse ist das Gute gemein geworden. Der H. J. Friedrichs-Preis gilt als Krönung der öffentlich-rechtlichen Medienarbeit. „Ich kenne keine Parteien, ich kenne nur noch Deutsche“, sagte ein kriegslüsterner Kaiser. Wir kennen keine Moral, wir kennen nur das Objektive, sagen wilhelminische Tagesbeobachter.

Objektiv sein heißt für sie, in einer moralfreien Sphäre über schwarz-weißen Niederungen zu schweben, aus der Distanz alles zu beobachten, seine Hände in Unschuld zu waschen. Gleich, was in der gemeinen Welt passiert. Wie hätte ein objektiver Berichterstatter die Entstehung des Nationalsozialismus beschrieben? Gleich weit entfernt von Schergen und Opfern?

Der deutsche Journalismus ist nicht fähig, sich von dem verheerenden Satz ihres „Anchormans“ loszusagen. Und dies nach den Gräueln des Dritten Reiches.

Wollte die Presse die Realität objektiv abbilden, wie der Geograph die Landschaft abbildet, müsste sie Gutes und Böses in proportionaler Genauigkeit abbilden. Der Vorrang des Schlechten wäre eine absichtliche Verzerrung der Realität. Will ich mir ein Bild der Wirklichkeit per Medien machen, muss die Abbildung derselben so objektiv sein, wie der Astronom den Sternenhimmel ortet, berechnet und in seine Himmelskarten einzeichnet.

Erhielte ich durch die Medien den Eindruck, dass die Welt im Argen liegt, obgleich sie objektiv nicht im Argen liegt, hätten die Zeitbeobachter versagt und mich arglistig getäuscht. Solchen Medien sollte man durch Ignorieren das Licht auspusten. Aus Erfolgslüsternheit hätten sie ihre Leser mit amoralischen Sensationen gefüttert und das Publikum vorsätzlich verdorben.

Dazu passt, dass BILD sich von Zeit zu Zeit zum Sprachrohr der Moral aufbläst, weil es seine eigene marode Lüsternheit nicht erträgt. Eine objektive Schilderung der Welt muss Positives und Negatives so schildern, wie ein objektiver Gott sie sähe. (Subjektive Schilderungen sind Literatur.) Nicht mehr aus dem zufällig-partikularen Blickwinkel eines Menschen, sondern aus der panoptischen Sicht eines allwissenden Rechthabers.

Das Abendland betet einen allmächtigen Gott an, um sich dessen diktatorischer Überlegenheit in wahrnehmender Minderwertigkeit und sündiger Irrtumsfähigkeit zu unterwerfen. Da der Mensch seine Götter als bewunderte und gefürchtete Projektionen erfand, um seine Fähigkeiten anzuspornen und seine Defizite zu geißeln, müssen wir die gott-menschlichen Beziehungen unter die Lupe nehmen, um der Objektivität auf die Spur zu kommen.

Objektivität und Wahrheit gehören zusammen, ja, sie sind identisch. Warum fehlt dem deutschen Journalismus eine belastbare philosophische Grundlage? Weil er sich der postmodernen Wahrheitsallergie unterworfen hat. Wer Wahrheit für eine Fata Morgana hält, muss über Objektivität schweigen.

Da er nicht schweigen kann, will er mit der Linken objektiv sein, doch mit der Rechten verhöhnt er das Objektive, indem er die Wirklichkeit nach seinem Bilde konstruiert. Wer auf objektive Wahrheit – jene, die unabhängig von Beobachtern existiert – verzichtet, der muss alles, was er wahrnimmt, als seine Konstruktion anbeten und verdammen.

Anbeten, weil er gottgleich die Realität aus dem „Nichts“ seiner Sehnsüchte und Ängste konstruiert. Verdammen, weil er spürt, dass das subjektive Machwerk ein selbstfabriziertes Monstrum ist, das er sich vor die Augen stellt, weil er die unverstellte Wirklichkeit nicht erträgt.

Nehmen wir die Produktion von Götzen, die Jesaja verhöhnt. Götzen sind selbstproduzierte Götter im Unterschied zum wahren Gott, der vom Menschen nicht hergestellt werden kann, sondern umgekehrt die Menschen aus Lehm und Nichts produziert.

(Die Schöpfung aus Nichts war nicht von Anfang an, sondern war ein spätes Konstrukt in polemischer Absicht gegen alle heidnischen Weltentstehungstheorien, in denen es keine allmächtigen Götter gab. Bei den Griechen entstanden Menschen und Götter aus der Natur. Nicht das Mütterliche war bei Hesiod das Erste, sondern das gähnende Chaos. Danach kam Gaia, die Erde, die den ihr gleichen Himmel gebiert und Menschen und Götter hervorbringt.)

In Nietzsches gaya scienzia, der fröhlichen Wissenschaft, vernehmen wir noch ein fernes Echo der griechischen Auffassung, dass Erkennen eine weibliche und mütterliche Urquelle hat.)

In der Genesis des Alten Testament wird die Allmutter Erde entthront, ein Kulturbruch, der uns die ganze moderne Misere eingebracht hat.

(Was nicht bedeutet, dass Juden an allem schuld sind, um hier einem ordinären Antisemitismus entgegenzutreten. Diese Urvorgänge liegen Jahrtausende zurück. Sowenig die Deutschen für das Leben ihrer germanischen Vorfahren verantwortlich gemacht werden können, sowenig die lebenden Juden für die Fantasien ihrer Urahnen. Die Frage nach einer Verantwortung für den damaligen Wandel von einem Matriarchat zu einem Patriarchat ist müßig. Viele Einflüsse haben dazu beigetragen. Der Glaube der Hebräer ist einer dieser Einflüsse. Und grundsätzlich ist der Mensch zu neugierig und veränderungssüchtig, als dass er in Urdingen alles beim Alten lassen konnte.

Juden sind nicht gleich Juden. Die meisten Juden waren mit der alttestamentlichen Religion nicht identisch. Davon erzählt das Alte Testament in monotoner Wiederholung.

Moderne Juden haben Schwierigkeiten, ihre Identität als religiöse oder nationale zu definieren, selbst, wenn sie ausdrücklich areligiös sind. Das ist ein Treuebekenntnis zu all ihren von deutschen Herrenmenschen getöteten Angehörigen. So nachvollziehbar diese Loyalität, so verwirrend ist sie in Hinsicht auf die religionskritische Sicht vieler Israelis, die die Politik ihrer Ultras rundweg ablehnen – ohne aber Rückschlüsse auf deren Dogmen ziehen zu dürfen.

Religionskritik in Israel ist politisch leicht, theoretisch aber schwer. Vermutlich der Grund für den lähmenden Status quo zwischen demokratischer Gesinnung der Mehrheit und der faschistoiden Haltung der Ultras. Wer heute den Glauben an einen männlichen Erlösergott teilt – sei er Christ, Jude oder Muslim – der muss mit den Grundlagen der Moderne einverstanden sein: dass der Gang der Dinge seine Richtigkeit hat, wenn er dem apokalyptischen Ende entgegengeht und die jetzige Natur im Orkus versenkt.)

Dem Feminismus der Gegenwart sind solche Mythen schnurz. Er definiert sich als Teil der Männerwelt, die auf dem Fundament des deus omnipotens ruht. Wird er einen Tages die Rolle des besseren Mannes spielen, hat er sein Ziel erreicht. Die Frau als besserer Mann ist Quasi-Feminismus oder in der Wolle gefärbter vollendeter Maskulinismus.

In Jesaja 44 werden die Götterbilder der Menschen zunichte gemacht. Und dies, obgleich der Mensch seinem Schöpfer ähnlich, ja wesensgleich sein soll:

„Die Götzenmacher sind alle nichtig; woran ihr Herz hängt, das ist nichts nütze. Und ihre Zeugen sehen nichts, merken auch nichts, damit sie zuschanden werden. Wer sind sie, die einen Gott machen und einen Götzen gießen, der nichts nütze ist? Siehe, alle ihre Genossen werden zuschanden; die Meister sind auch nur Menschen. Wenn sie auch alle zusammentreten, sollen sie dennoch erschrecken und zuschanden werden. Der Schmied macht ein Messer in der Glut und formt es mit Hammerschlägen. Er arbeitet daran mit der ganzen Kraft seines Arms; dabei wird er hungrig, sodass er nicht mehr kann, und trinkt auch kein Wasser, sodass er matt wird. Der Zimmermann spannt die Schnur und zeichnet mit dem Stift. Er behaut das Holz und zirkelt es ab und macht es wie eines Mannes Gestalt, wie einen schönen Menschen; in einem Hause soll es thronen. Er haut Zedern ab und nimmt Kiefern und Eichen und wählt unter den Bäumen des Waldes. Er hatte Fichten gepflanzt und der Regen ließ sie wachsen. Das gibt den Leuten Brennholz; davon nimmt er und wärmt sich; auch zündet er es an und bäckt Brot; aber daraus macht er auch einen Gott und betet’s an; er macht einen Götzen daraus und kniet davor nieder. Die eine Hälfte verbrennt er im Feuer, auf ihr brät er Fleisch und isst den Braten und sättigt sich, wärmt sich auch und spricht: Ah! Ich bin warm geworden, ich spüre das Feuer. Aber die andere Hälfte macht er zum Gott, dass es sein Götze sei, vor dem er kniet und niederfällt und betet und spricht: Errette mich, denn du bist mein Gott!“

Das ist ein Generalangriff gegen alle Völker, die eine autonome Kultur entwickeln. Sei es als Kunst, Politik oder Wissenschaft. Alles Selbst-Verfertigte ist nichtig, weil der Mensch es hervorbringt. Gleichzeitig ist es unbewusste Selbstkritik, wenn man seine Erlösung von einem anderen, einem Gott erwartet.

Gewiss, der hebräische Gott ist nicht selbst hergestellt – doch das müssen die Frommen glauben. Hat nicht jeder Fromme sich schon insgeheim gefragt, ob die Götter nicht Erfindungen des Menschen sind und sonst nichts?

Warum muss Jahwe den Seinen einbläuen: machet euch kein Bildnis noch Gleichnis von mir? Weil er weiß, dass Menschen nicht anders können, als sich Bilder und Gleichnisse zu machen – wenn sie die Realität erkennen wollen. Jedermann braucht Ahnungen und Vermutungen als Hypothesen, die er im täglichen Leben überprüfen kann. Wahrnehmungen werden verglichen, Folgerungen der Wahrnehmungen in Experimenten und sonstigen Erfahrungen verifiziert oder falsifiziert.

Sich kein Bild der Wirklichkeit in Bildern machen zu dürfen, ist die Wiederholung des Erkenntnisverbots im Paradies: „Von allen Bäumen im Garten darfst du essen, nur von dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen, von dem darfst du nicht essen; denn sobald du davon issest, musst du sterben.“

An unvermuteter Stelle entdecken wir den Ursprung des Moralverbots bei H. J. Friedrichs. Mit Objektivität streben die Tagesbeobachter – die keine Akteure des politischen Geschehens sein wollen – einen prälapsaristischen (Epoche vor dem Sündenfall) oder paradiesischen Zustand an.

Es ist dasselbe Erkenntnismotiv wie bei Francis Bacon, der den maschinellen Fortschritt und das naturwissenschaftliche Erforschen als Sehnsucht nach dem Paradies definiert. Allmächtige Maschinen haben die Macht, den Sündengraben zu überspringen und im Garten Eden zu landen. Wissen ist Macht, die den Menschen erlöst.

Indem der Journalist seine Objektivität jenseits von Gut und Böse bewahrt, ist er der mühseligen Arbeit enthoben, sich Gedanken über Gut und Böse zu machen oder sich einzureihen in den politischen Kampf um eine bessere Welt. Durch moralische Enthaltsamkeit sind sie bereits in einer besseren Welt, die verlorenen Söhne sind heimgekehrt zum Vater aller Dinge.

Der Schöpfer, das Geschöpf des Menschen, ist wie sein Erschaffer: er hasst sich selbst und die Dinge, die er erschaffen hat. In Mensch und Gott regiert ein elementarer Selbsthass, der sich als Hass auf die Produkte des eigenen Schaffens niederschlägt. Kaum hatte der Schöpfer die Welt erschaffen, die er über den grünen Klee lobte (eins plus mit Stern), war sie durch die Sünde des Menschen schon wieder verschmutzt. Nur drei biblische Seiten nach dem Selbstlob will der Schöpfer die Welt dorthin zurückschicken, woher sie gekommen war: ins Nichts.

„Ich will die Menschen, die ich gemacht habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis auf das Vieh und bis auf das Gewürm und bis auf die Vögel unter dem Himmel; denn es reut mich, daß ich sie gemacht habe.“

Den Selbsthass seines Gottes verpflanzt Jesaja kurzerhand ins Innere des Menschen, der seine Machwerke genauso ablehnen muss wie sein imaginäres Vorbild. Wenn man dem Gott schon ähnlich sein will, muss man auch seine destruktiven Psychosen übernehmen. Der Mensch ist zur unendlichen Produktion verdammt, die er ins Nichts verflucht.

Das war die Kurzerklärung der Moderne. Den Hass aufs eigene Tun und Machen hat Hegel schon der Kinderpsyche beigelegt – als Vorbedingung der gottähnlichen Erfindungskunst des Menschen. „Das Vernünftigste aber, was die Kinder mit ihrem Spielzeug machen können, ist, dass die dasselbe zerbrechen.“

Warum soll es vernünftig sein, Dinge zu zerstören die einem Freude bereiten? Weil Freude und Harmonie Geschenke der Natur und nicht selbst hergestellt worden sind. „Daher ist das Kindesalter die Zeit der natürlichen Harmonie, des Friedens des Subjekts mit sich und mit der Welt … Das Kind lebt in Unschuld, ohne dauernden Schmerz, in Liebe zu den Eltern und im Gefühl, von ihnen geliebt zu sein. Diese unmittelbare, daher ungeistige, bloß natürliche Einheit des Individuums mit seiner Gattung und mit der Welt muss aufgehoben werden; das Individuum muss dazu fortschreiten, sich dem Allgemeinen, als der an und für sich seienden, fertigen und bestehenden Sache gegenüberzustellen, sich in seiner Selbständigkeit zu erfassen.“

Der Mensch muss alles zerstören, was er als Geschenk von der Natur erhält: auch das Paradies, um aus eigener Kraft alles auf höherer Ebene neu zu erschaffen. Die Harmonien des Kindseins, der Familie, der Natur müssen zerbrechen, um als zweite Schöpfung vom Menschen hergestellt zu werden.

a) Der Mensch hasst alles Selbstgemachte.

b) Der Mensch hasst alles Nichtselbstgemachte

Hier ist kein Entkommen. a) Die objektive Natur ist zum Revier des Bösen geworden und muss als teuflisches Geschenk zerstört werden, damit der Mensch sie neu erschaffen kann. b) Die Kultur des Menschen muss zerstört werden, weil der überhebliche Mensch seine selbst erschaffenen Dinge vernichten muss.

In dieser Sackgasse befinden wir uns. Wir können nichts lassen, was unabhängig von uns existiert. Wir können nichts ertragen, was wir selbst gemacht und zu verantworten haben.

Objektivität ist Unabhängigkeit vom Menschen, die wir nicht ertragen. Alles subjektiv Selbsthergestellte müssen wir vernichten.

Journalisten können objektive Dinge nicht ertragen, die sich ihrem Einfluss entziehen. Also ziehen sie sich auf distanzierte Beobachtung zurück. Sie müssten die unabhängige Wahrheit der Welt anerkennen, was der Gottähnlichkeit des Menschen widerspricht. Alles, was existiert, muss durch eigene Kreativität erfunden worden sein.

Objektivität ist nicht der Besitz, sondern die Suche nach der Wahrheit durch Offenlegen unserer Subjektivität.

Journalisten hassen alle abhängige und alle unabhängige Wirklichkeit. Die Konsequenz aus dem Dilemma: sie flüchten aus der Wirklichkeit in den Status des gottähnlichen Beobachters. Dort werden sie von niemandem behelligt und von niemandem zur Verantwortung gezogen. Sie haben die unfehlbare Ebene des Nur erreicht: nur Beobachter, nur passiver Zeuge, nur Statist des Weltgeschehens. Es ist der vollkommene amoralische Zustand des sündenlosen, paradiesischen Mauerschauers.

Auch für Habermas gibt es keine Objektivität, sondern nur erkenntnisleitende Interessen. Interesse ist aber Nutzeninteresse. Für Griechen war Nutzen und Erkennen wie Feuer und Wasser. Warum gibt es bei Habermas kein moralgeleitetes Interesse, das die unabhängige Natur erhalten und beschützen will? Als Marxist musste er an den Fortschritt der Gesellschaft durch Zerstören der Natur glauben. Dieses Interesse zerstört das Objekt seines Interesses.

In der distanzierten Beobachtung des Journalisten hat sich ein letzter Rest der reinen Schau griechischen Wahrnehmens durchgehalten. Schau war Theoria. Doch die Unschuld dieses erkennenden Schauens setzt eine Welt voraus, die in sich Bestand hat und – unbelästigt vom Menschen – von Ewigkeit zu Ewigkeit ist.

Den Status einer zeitlos-unzerstörbaren Natur hat das Christentum zerstört. Wer heute glaubt, er könne allen Gefahren unbehelligt und aus sicherer Entfernung zuschauen, riskiert seinen eigenen Untergang. Er versäumt es, die Zerstörung der Natur und des Menschen aufzuhalten.

Wer nichts tut, macht keine Fehler? Wer nichts tut, ist ein einziger Fehler.