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BGE

Hello, Freunde des Grundeinkommens,

leben ohne Arbeiten? Das kann sich kein Sozialist vorstellen. Ein Kapitalist schon gar nicht, der tägliches Geldzählen und mit Privatjet in der Welt herumdüsen als Arbeit betrachtet.

Der Finanzkapitalismus hat mit dem ursprünglichen Kapitalismus ohnehin nichts zu tun, bei dem noch gearbeitet werden muss, damit man die Malocher übers Ohr hauen kann. Banker und Zocker machen Geld aus Geld, auf Arbeit können sie verzichten.

Von Kleinigkeiten abgesehen, sind Kapitalismus und Sozialismus ein einziges System, das man Paulinismus nennen müsste: Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.

Die Sozialisten wollten die Früchte der Arbeit gerechter verteilen. Warum taten sie es nicht? Keynes-Kapitalisten wollten die Arbeit von Maschinen machen lassen und die Malocherzeiten zurückfahren. Warum reduzierten sie die Arbeitszeit nicht?

Heute wimmelt die Welt von Robotern, Automaten, denkenden Maschinen, stählernen Ungetümen und Supergehirnen in Miniformat, die alles besser können als ihre Erfinder – und der doofe homo sapiens malocht sich zu Tode. Das Absurdeste: solche Absurditäten bemerken nur Kinder – bevor man ihnen in Schulen das Denken abgewöhnt.

Kein IQ-Test stellt die Frage, wie man sich erklären kann, dass in der reichsten Epoche der Weltgeschichte ein Fünftel der Weltbevölkerung unterernährt sein kann oder verhungern muss. Seit wann hat

Wirtschaft mit Intelligenz zu tun? Der homo oeconomicus soll ein homo rationalis sein, hören wir von Ökonomen, denen die Intelligenz nur so aus den Ohren dringt. Menschen schänden ist ein Verbrechen, Vernunftschänden sollte als Verbrechen an der Menschheit geahndet werden.

Rational soll sein, wenn das allerheiligste Individuum egoistisch ist. Ego heißt Ich. Die Kleinsten kennen die Reihe: Ich, Du, Er, Sie Es, Wir, Ihr, Sie. Was wird aus Dir, Ihr, Ihm, Uns, Euch und Ihnen, wenn es nur Mich gibt?

Wir reden nicht vom Egoismus des Adam Smith‘schen Kapitalismus. Der schottische Aufklärer traute jedem Einzelnen mehr zu, als die Kirche ihm zutraute. Jeder hat Vernunft und kann sie anwenden, um sein Leben zu gestalten. Nicht nur wirtschaftlich. Sein Egoismus ist das Gegenteil zum Egoismus der Neoliberalen.

Die Kirche hatte die Menschen klein und hässlich gemacht, sodass sie sich nicht mal ernähren konnten. Kunststück, größter Landbesitzer in Europa war die Kirche, die die bankrottierenden Bäuerchen von der Scholle vertreiben ließ. Riesige Bettlerhorden wurden zu Bataillonen der Bischöfe im Kampf um wirtschaftlichen und politischen Einfluss.

Wenn das nicht eine geniale Anschlussverwendung der verelendeten Landbevölkerung war. Zuerst wurden die Bauern gelegt, als Freigestellte wurden sie zu manipulierbaren Body-Guards der Fürstenpopen.

Das Ego der Aufklärung war das Ich jedes Einzelnen, an den Kant & Smith appellierten: Habe Mut, dich wirtschaftlich selbständig zu machen, habe Mut, dich deines eigenen Kopfes zu bedienen und die Welt mit deinen eigenen Augen zu sehen. Wenn das Ego für sich sorgen konnte, konnte es auch für die Gemeinschaft sorgen.

Der nüchterne, mit beiden Beinen auf dem Boden stehende Mensch ist autonom und autark. Nur selbstbewusste Ichs können eine selbstbewusste Gesellschaft bilden. Der Egoismus der Aufklärung stellte seine neuentdeckten Fähigkeiten in den Dienst der Gesellschaft.

Völlig anders das Ego der aufklärungsfeindlichen Neoliberalen. Hayek, der katholische Althabsburger, hasste die „protestantische“ Aufklärung. Doch gewitzt, wie die neuen Generationen der Gegenaufklärer waren, führten sie keinen direkten Angriff gegen Kant & Co, sondern bemächtigten sich der Wirtschaft.

Im Gewand einer objektiven, sich naturwissenschaftlich gebenden Disziplin begruben sie den autarken und autonomen Menschen der Aufklärung. Nicht der Einzelne ist Herr der Dinge, sondern eine höhere Macht, die man früher Heilsgeschichte nannte und heute – Markt nennt. Der Markt wurde zum Erben der alleinseligmachenden Kirche.

Der Einzelne war unfähig, die überkomplexen Dinge der Wirtschaft zu durchschauen. Der Markt war die göttliche Instanz, die alles besser durchrechnen und beurteilen konnte als die jämmerliche Vernunft des Einzelnen. Es war die katholische Gegenaufklärung, die mit ökonomischen Tarnbegriffen das protestantische Ich aushebelte.

(Luther befreite das Ich des einzelnen Gläubigen vom Joch der Priester, um es dem Joch des Himmels und seiner Offenbarung zu unterstellen. Was die Despotie des Klerus für die Katholen, war die Despotie eines heiligen Buches für die Protestanten. Da zur geistbegabten Deutung der Schrift Pfarrer notwendig waren, hatte der Klerus durch die Hintertür erneut Macht über die Schäfchen errungen.)

Der Mensch ist Herr seines Schicksals, so die frohe, aber anstrengende Botschaft der Aufklärer. Ein Appell an alle, jene Gesellschaftsbedingungen herzustellen, die es dem Einzelnen gestatten, seinen eigenen Weg zu gehen – und dennoch der Gesellschaft förderlich zu sein. Das vernünftige Ego ist nicht der Feind aller anderen Egos. Ein starkes Ich ist ein zuverlässiger Partner aller anderen Ichs.

Jeder Dropskicker weiß, je besser die Elf in allen Positionen aufgestellt ist, umso besser wird die gesamte Mannschaft. Solche Plattitüden werden von heutigen Politologen und Ökonomen nicht mehr gewusst. Sie predigen einen Egoismus, der alle anderen Mitspieler platt macht, um als Einzelner – auf den Leichen seiner Mitspieler – den Pokal zu holen. Der homo oeconomicus ist zu einem Kretin geworden oder auf bayrisch: zu einem Volldeppen.

Die Wirtschaft ist keine Naturwissenschaft, wie Ludwig von Mises und sein bester Schüler Hayek in die Welt posaunten, indem sie die Newtons der neuen Wissenschaft zu sein begehrten. Wäre sie eine berechenbare Naturwissenschaft, hätten alle Ökonomen dieser Welt die Finanzkrisen prognostizieren müssen. Leute mit gesundem Menschenverstand sahen mehr als die Illuminati der Wirtschaft.

Die Antimarxisten erwiesen sich als gelehrige Schüler von Karl Marx. Das ehrgeizige Karlchen aus Trier wollte 100 Jahre vor den schlauen Habsburgern der Newton der Geschichtswissenschaft werden. Wie Newton die ehernen Gesetze der Natur entdeckt hatte, so wollte Marx die Gesetze der Geschichte gefunden haben, die eisernen Gesetze des so wankelhaft und unberechenbar sein wollenden Subjekts der Geschichte.

(Auch hier ein ewiges Wirrwarr mit Subjekt und Objekt. Ist der Mensch Herr seines Schicksals, wird er zumeist Subjekt genannt: selbstbestimmter Autor der Geschichte. Genau dies ist weder bei Marx noch bei Hayek der Fall.

Bei Marx ist der Mensch Marionette (also Objekt) der ökonomischen Heilsgeschichte, in der er – wenn er devot den Funktionären der Partei glaubt – bei der Geburtshilfe des Reiches der Freiheit ein klein wenig assistieren darf.

Bei Hayek ist der Mensch blinder Untertan der Evolution: so heißt Gott bei modernen Österreichern. Ein Landsmann von Hayek nannte Evolution Vorsehung. Bei Hayek spielt die Evolution Mensch-ärgere-dich-nicht gegen die Natur. Die Männchen, die sie nach Belieben setzt, hatte der flügge Hayek bei seiner Kommunion noch geistbegabte Ebenbilder Gottes genannt.

Wenn der Mensch sein Schicksal nicht selbst bestimmt, ist er Untertan der Geschichte. Einen freien Willen hat er nur erhalten, damit man ihm die Schuld geben kann, wenn er wieder versagt hat.

Die Gehirnforschung ist die moderne Fortsetzung der Geschichtsdeterministen. Die Urväter dieser Drahtpuppenrepublik sind Augustin und seine besten protestantischen (!) Schüler Luther und Calvin. Ja, auch Luther war Anhänger der Vorherbestimmung, kein Deut anders als sein Genfer Kollege, der keine Probleme hatte, Andersdenkende ins Feuer zu bringen. Pardon, natürlich nicht er, sondern der prädestinierende Gott, der dieses bereits vor Beginn der Schöpfung entschieden und in seine Festplatte eingetragen hatte.

Die Katholiken predigen den freien Willen, damit die übergroße Schuld des Einzelnen nicht dem Schöpfer angelastet werden kann. Luther und Calvin scheinen in diesem Punkt reaktionärer als die erzreaktionären Papisten, die dem Menschen die Illusion des Freien Willens lassen.

Die Hirnforschung ist mit calvinistischer Leidenschaft dabei, dem Menschen diese letzte Illusion zu rauben, damit er endlich bekennen soll: ich bin klein, mein Herz ist rein, soll niemand drin wohnen als die Wirtschaft allein. Unfreie Konsumenten sind der prädestinierenden Wirtschaft die gefügigsten Opfer. Was glaubt ihr eigentlich, wer die Hirnforschung subventioniert?)

Die Gegner des Kapitalismus machen einen kardinalen Fehler, wenn sie ein anderes System fordern, aber nicht wissen, wie es aussehen soll. Der Fehler ist: sie haben dieses System nicht durchschaut. Auch sie beten dieses System an als ein teuflisch kompliziertes Geflecht aus Mathematik, unheilbarer Habsucht und Geschichtsastrologie.

Man höre nur Sahra Wagenknecht zu. Sie quasselt denselben Sound wie die Neoliberalen, nur um zu beweisen, dass sie eine bessere Ökonomin ist als die Professoren Sinn und Hüther zusammen.

Einspruch: ist es nicht sinnvoll, den Gegner mit dessen eigenen Waffen zu schlagen?

Der Versuch ist ehrenwert. Doch das eine schließt das andere nicht aus. Nach dem preußischen General Schlieffen muss man von links kommen, wenn rechts kein Durchkommen ist. Noch wichtiger ist es, das System in seiner historischen Entstehung zu durchschauen und dessen theologischen Erbcharakter zu decodieren.

Es gibt nur eine Sprache, die bei Deutschen emotional ankommt – wenngleich sie es nicht zugeben –: es ist die Sprache ihres Herrn und Heilands. Bill Clinton hat eine irreführende Spur gelegt, um seine heilige amerikanische Wirtschaft vor Michael Moore & Co zu retten. It‘s economy, stupid? No, it‘s theology, du Opfer Monikas.

Neoliberalismus ist nichts anderes als individueller Heilsegoismus amerikanischer Biblizisten – übertragen in Ökonomie. Ökonomische Begriffe sind der Verschlüsselungscode der Wiedererweckten, um den heilsegoistischen Charakter ihres Glaubens nicht zu enttarnen. Heilsegoismus ist kein rationaler Egoismus, der sein Leben mit dem Leben anderer sinnvoll verknüpfen kann. Heilsegoismus nützt dem Einen, um allen anderen zu schaden. Dieser Egoismus geht immer zu Lasten anderer.

Der Run auf die knappen Himmelsplätze kann nur von wenigen gewonnen werden. Also müssen sie alle Konkurrenten über den Haufen rennen, damit sie einen der wenigen Plätze im Jenseits ergattern.

Der theologische und neoliberale Egoismus ist ein fremdschädigender Egoismus. Du oder Ich? Ich und Ich in alle Ewigkeit. Die christliche Moral gilt als uneigennützige, die mit Nächstenliebe alles degradiert, das nur vernünftig-rational ist.

Christliche Moral ist alles andere als uneigennützig. Selbst wenn sie sich für andere opfert, tut sie dies nur, um ihr himmlisches Konto zu vergrößern und dem Hilfsobjekt „glühende Kohlen aufs Haupt zu sammeln“. (Röm. 12,20) Die Ketzer ins Feuer zu bringen, war immer eine Tat allerhöchster Nächstenliebe. Liebe und verwandle den anderen in eine brennende Fackel, dann gibt’s ein Extralob im Himmel.

Das Gebot der Nächstenliebe geht über die heidnische Goldene Regel nicht hinaus. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Aber nicht mehr als dich selbst. Von Uneigennützigkeit und Selbstaufopferung keine Rede. Wie kann ein Christ sich lieben, wenn er sich und die Welt hassen soll, als Vorbedingung, um von seinem Erlöser geliebt zu werden?

Christen sind nicht altruistisch. Sie denken nicht daran, ihre ewige Seligkeit zu riskieren, um sie anderen zu verschaffen. Als ein Christ in den Himmel kam und ferne unter ihm seine Liebsten in der Hölle bruzzeln sah, bat er Abraham, dorthin geschickt zu werden, damit seine Lieben in den Himmel kämen. Doch was wäre damit gewonnen? Die Distanz der Liebenden wäre unverändert. Abraham antwortet dem Bittenden: Gedenke, dass die anderen in ihrem Leben viel Gutes erfahren haben und du viel Böses. Nun ist es umgekehrt. Jetzt wirst du getröstet, deine Brut aber erleidet Pein. Soviel zur Kraft der Agape.

Das Christentum hat es mit außerordentlichem Ingenium verstanden, sich als höchste Form aller denkbaren Moralen in der Welt darzustellen. Dabei ist sie die eigensüchtigste und nächstenhassendste Moral, die es je in der Geschichte gab – doch dies im Mäntelchen der uneigennützigsten. Eine PR-Leistung der himmlischen Art.

Wie kommt es, dass in der westlichen Christenkultur das BGE (Bedingungsloses GrundEinkommen) fast keine Chance hat, realisiert zu werden? Müssten die Nächstenliebenden dieser Länder nicht das größte Interesse haben, wirtschaftliche Not durch ein allgemeines Grundeinkommen für immer zu beheben?

Der vorhandene Reichtum ist unermesslich. Gibt’s noch Komiker, die die Verteilung des gemeinsam erarbeiteten Profits für gerecht halten? Womit wir wieder bei der Arbeit wären. Welche Antwort hören wir von linken, rechten, kapitalistischen und sozialistischen Paulinern? Wer nicht arbeiten will, soll verrecken. So spricht die allerhöchste Nächstenliebe.

Ist denn Arbeit nicht nötig, um sein Leben zu fristen? Hesiod, der dichtende Bauer aus Griechenland, stimmt ein Loblied auf die Arbeit an.

„Vor das Gedeihen jedoch haben die ewigen Götter den Schweiß gesetzt. Lang und steil ist der Pfad dorthin und schwer zu gehen am Anfang. Kommst du jedoch zur Höhe empor, wird er nun leicht, der anfangs so schwer war.“

Das Nichtstun wird sogar mit Schande gleichgestellt:

„Keinerlei Arbeit ist Schande, nur Nichtstun ist eine Schande.“

Haben die Griechen nicht ähnliche Vorstellungen von Arbeit wie die Erlösungsgläubigen?

In der Sündenfallgeschichte wird Arbeit zur Sündenstrafe. Nicht weil er sich ernähren muss, soll der Mensch arbeiten, sondern weil er vor Gott gesündigt hat.

Hesiod wusste, dass Arbeit mühsam sein kann. Dennoch war er stolz auf sein Ackern und Pflügen und dichtete Hymnen auf die Arbeit. Arbeitend war er allen überlegen, die auf der faulen Haut lagen, um sich von anderen ernähren zu lassen: dem Adel. Die Bauern hatten sich vom Adel befreit und bewiesen ihre Überlegenheit über die Adligen, indem sie sich eigenständig ernährten.

Dank einer freigebigen Natur konnten sie sich ein selbstbestimmtes Leben erarbeiten. In der Arbeit konnten sie ihre Fähigkeiten entwickeln, in Früchten der Arbeit sich selbst entdecken. Von Strafe keine Spur.

Mühseligkeit ist keine Strafe, wenn sie selbstbestimmt ist und der Logik einer Arbeit entspringt. Keine körperliche Anstrengung schändet. Sie kann lustvoll sein, wenn man seine Kräfte erproben will. Nur Strafe schändet; von unverdienter Strafe gar nicht zu reden.

Völliger Unfug, dass die Griechen die Arbeit ablehnten, um sich dem dolce far niente hinzugeben. Aristoteles propagierte die Muße, Muße aber war Arbeit – nämlich selbstgewählte Arbeit. Was sie ablehnten, war jede Form abhängiger Arbeit. Oder Arbeit in menschenunwürdigen Umständen. Umstände waren unwürdig, wenn sie dem Menschen die Selbstbestimmung absprachen.

Heute fiele darunter die gesamte fremdbestimmte Maloche des Kapitalismus. Vor kurzem sprach man von entfremdeter Arbeit. Den Stolz auf Arbeit hat der Kapitalismus nicht gerettet, sondern vernichtet. Moderne Arbeit unter aufgezwungenen Bedingungen ist Selbsterniedrigung. Wer lustvolle und autonome Arbeit retten will, muss das BGE fordern.

Der Kapitalismus zwingt die Menschen unter das Joch einer ausbeutenden und naturzerstörenden Maloche. Das ist Wiederkehr der Sklaverei auf der Ebene des Tariflohnes. Warum sind alle Menschen ausgebrannt? Weil ihre Arbeitsbedingungen das Selbstwertgefühl der Abhängigen stärken? Durch freigewählte Arbeit in der Natur fühlt sich niemand vergewaltigt. Doch jeder Mensch fühlt sich erniedrigt, wenn er von Menschen zur Arbeit unter fremdbestimmten Umständen gezwungen wird.

Was früher Sklaverei war, ist heute ungerecht bezahlte Sklaverei. Wer diese Form der Sklaverei abschaffen will, muss das BGE einführen.

Wen wundert‘s, dass jene, die am meisten von Systemveränderung sprechen, diese Alternative am heftigsten ablehnen? Sie wissen nicht, was ein humanes System von einem inhumanen unterscheidet: lustvolle Freiwilligkeit, Einhelligkeit mit der Natur und problemlose Verknüpfung mit einem erfüllten Leben in Familie, Gemeinde und Staat.

Der heutige Kapitalismus lässt seinen Abhängigen keine Energie mehr zu politischem und geselligem Tun. Durch unmäßiges Malochen werden Familien gespalten, Partnerschaften zerstört und politische Partizipation verhindert. Der Mensch wird als Parasit betrachtet, der nur durch Not zur Arbeit gezwungen werden kann. Dass Menschen von Natur aus tätig sein wollen, ist neoliberalen Sklavenhaltern unbekannt.

Kinder müssen zum Lernen nicht gezwungen werden. Je freier sie sind, desto eifriger und lernbegieriger sind sie. Erwachsene sind auch nur Kinder, die aber keine Kinder mehr sein dürfen. Ein Leben lang muss man sie mit Abstieg und Schande bedrohen, um sie in die Ausbeuterhallen und Blutsaugerbüros zu zwingen.

Freie Menschen wollen sich betätigen, weil sie es für sinnvoll halten. Nicht um eines prostituierendes Lohnes willen. Wie Christen ihr irdisches Kreuz auf sich nehmen müssen, um mit himmlischem Manna belohnt zu werden, so müssen kapitalistische Knechte ihre Frondienste tun, um mit Brosamen abgespeist zu werden. Löhne sind gnädig erteilte Beschämungsgaben.

Ein Feminismus, der sich ernst nähme und nicht nur als Steigbügelhalter eines maskulinen Kapitalismus fungierte, müsste auf Einführung eines BGE dringen. Nur so könnte die Frau vom zweifelhaften Privileg eines erwerbsarbeitenden Mannes unabhängig werden. Man glaubt es nicht, dass die Arbeit mit Kindern in einer vitalen sozialen Netzgruppe keine Arbeit sein soll.

Die selbstbestimmteste Arbeit in unserer Gesellschaft wird verhöhnt, damit die Frauen endlich unters Joch der Ausbeuter kriechen. Zu leugnen, dass selbstbewusste Frauen sehr wohl wüssten, was sie tun könnten, um nicht als Heimchen am Herd zu verdummen und zu versauern – das ist eine der heftigsten Beleidigungen des weiblichen Geschlechts. Noch schlimmer: die Frauen bemerken diese Kränkung nicht mehr. Sie dürfen sie nicht bemerken.

Justament in einer der kapitalistischsten Nationen der Welt besteht jetzt die Chance, das BGE durch Volksabstimmung einzuführen. Andreas Zumach berichtet in der TAZ.

Erst muss der Mensch anerkannt und geliebt werden. Dann sind seiner Betätigungsfreude, seinem Gestaltungswillen und seiner Neugier keine Grenzen gesetzt. Muss er aber Liebe durch Arbeit verdienen, wird er nicht um seinetwillen, sondern um seiner Leistung willen anerkannt. Er fühlt sich minderwertig, sein ganzes Leben wird zur Abfolge von Kränkungen und Beschämungen.

Was ist die Alternative zum Kapitalismus? Selbstbestimmte Arbeit und bedingungslose Akzeptanz  die höchste Form der Sicherheit, die Menschen sich gegenseitig schenken können. Kein Mensch verdient Liebe, die er sich verdienen muss. Der Kapitalismus verdirbt den Menschen an der Wurzel seiner Ich-Bildung. Nur der um seinetwillen geliebte Mensch erbringt jene Leistung, in der er sich wiederfindet und sich mit Mensch und Natur verbunden fühlt.

Dem Erpressungssystem mit fremdbestimmter Maloche in Angst und Schrecken muss ein Ende bereitet werden. Das zukünftige Wirtschaftssystem muss ein liberales sein.

Liberal heißt frei, selbstbestimmt und um seinetwillen anerkannt.