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nichtsdesto-TROTZ XLIV

Tagesmail vom 16.07.2021

nichtsdesto-TROTZ XLIV,

Diese Katastrophe haben wir uns redlich verdient.

„Niemand kann ernsthaft bezweifeln, dass diese Katastrophe mit dem Klimawandel zusammenhängt. In der Gesamtbetrachtung müsste doch jeder vernünftige Mensch kapieren, dass Wetterkapriolen in dieser Dichte und Heftigkeit kein normales Phänomen in unseren Gefilden sind, sondern Folgen der menschengemachten Erderwärmung.“ (Seehofer)

Doch, immer noch wird es bezweifelt. Gibt es in der WELT noch vernünftige Menschen? Ihre Wissenschaftsredakteure scheinen die unvernünftigsten zu sein:

„Ist die menschengemachte Erwärmung verantwortlich für die tödlichen Unwetter in Westdeutschland? Das Klima-Argument dient Politikern, um von der eigenen Verantwortung für eine Katastrophe abzulenken. Aufzeichnungen belegen, dass Sturzfluten trotz Klimawandels weniger gefährlich sind als früher. Unwetter wie diese Woche ereignen sich in Deutschland den Daten zufolge also bislang nicht öfter, trotz globaler Erwärmung. Auch Flusshochwasser kämen hierzulande nicht häufiger als früher, berichtet das Umweltbundesamt. Obwohl die Theorie bei nahezu jedem Unwetter hervorgeholt wird, widerspricht sie dem Stand der Wissenschaft. Eine Häufung verharrender Wetterlagen sei in Mitteleuropa nicht festzustellen, berichten Klimaforscher. Statistiken belegen, dass trotz globaler Erwärmung sowohl Sturzfluten als auch Flusshochwasser weniger gefährlich sind als früher. Bezogen auf die zunehmende Bevölkerung, richten Regenfluten immer weniger Schaden an. Auf ähnliche Weise nutzt Laschet das Klima-Argument, das bei den Deutschen populär ist. Damit scheint sichergestellt, dass auch das aktuelle Unwetter nicht zu einer Debatte über Sicherungsmaßnahmen führen und Starkregen weiterhin Katastrophen auslösen wird – von der globalen Erwärmung wohl künftig noch verstärkt.“ (WELT.de)

Von welcher globalen Erwärmung? Von jener, die es laut Verfasser gar nicht gibt? Oder gibt es sie zwar, aber ohne übermäßige Folgen? Ja, sind die Folgen der Erwärmung etwa harmloser, als sie in normalen Zeiten wären? Dann müssten wir die Erwärmung noch zusätzlich anheizen, damit es gemütlicher wird auf dem Planeten?

Wird die Klimaerwärmung tabuisiert, damit kein Politiker sich auf sie berufen kann – um seine Untätigkeit zu kaschieren? Wenn aber Klimaaktivisten untätige Politiker anklagen, werden sie gleichermaßen gegeißelt: ihren Alarmismus würden sie nur zur eitlen Selbstdarstellung nutzen.

Auch Naturwissenschaftler dürfen die Logik verachten – wenn sie einen Millimeter außerhalb ihrer Disziplin stehen. Kein einziger Hinweis im Artikel auf die Argumente jener, die schon seit Jahrzehnten vor der Katastrophe warnen. Keine Auseinandersetzung mit konträren Positionen, kein Streitgespräch mit Andersdenkenden.

Die Lagerbildung der Medien wird immer hermetischer. Sektiererisch schreiben sie vor sich hin, sie, die die Sektierer auf der Straße am liebsten als Esoteriker deklassieren.

Audiatur et altera pars, auch die andere Seite muss gehört werden: das Grundprinzip der strengen Debatte scheint in der WELT unbekannt zu sein – obgleich WELT-Chef Döpfner mit dem Prinzip öffentlich brilliert:

„Das Prinzip „Audiatur et altera pars“ ist nicht veraltet. Es ist und bleibt die Grundlage unserer Glaubwürdigkeit.“ (WELT.de)

Die WELT macht klägliche Rückzugsgefechte. Nicht länger können sie behaupten, es gebe keinen Klimawandel – wenn die Fluten den Menschen den Boden unter den Füßen wegreißen. Zweifel aber kann man immer noch schüren:

„Mit Blick auf die dramatischen Überschwemmungsbilder ist für viele schnell klar: Die Ursache ist der Klimawandel. Aber lässt sich der kausale Zusammenhang wirklich herstellen? Viel wichtiger ist: Die Frage führt in die falsche Richtung – und lenkt vom drängendsten Problem ab. Doch bei chaotischen Vorgängen wie dem Wettergeschehen lässt sich niemals ein zwingender kausaler Zusammenhang zwischen einem Einzelereignis und dem globalen Trend der Klimaerwärmung herstellen. Es geht da immer nur um Wahrscheinlichkeiten. Im Grunde lenkt an dieser Stelle die seit vielen Jahren in ähnlichen Situationen immer wieder gestellte Frage „Ist das der Klimawandel?“ eher vom dringenden Handlungsbedarf bei der Vorsorge ab. Das Perfide an dieser Herausforderung ist, dass wir durch Klimaschutzmaßnahmen, wie sie beispielsweise in dieser Woche von der EU beschlossen worden sind, das Wetter auf absehbare Zeit nicht werden beeinflussen können. Wenn häufigere Extremwetter in erster Linie Folge des Klimawandels sind, dann sind die Wetterkapriolen der kommenden zehn Jahre längst im Klimasystem eingepreist. Wir können sie also gar nicht mehr verhindern – egal, was wir tun. (WELT.de)

Da werden Fragen gestellt, die durch vorweggenommene Formulierungen bereits beantwortet sind:

„Doch bei chaotischen Vorgängen wie dem Wettergeschehen lässt sich niemals ein zwingender kausaler Zusammenhang zwischen einem Einzelereignis und dem globalen Trend der Klimaerwärmung herstellen. Es geht da immer nur um Wahrscheinlichkeiten.“

Das Wort chaotisch soll von vorneherein das Fehlen von Kausalität suggerieren. Naturvorgänge aber sind nie chaotisch, sondern verlaufen immer nach den gleichen Gesetzen. (Heisenbergs Wahrscheinlichkeiten gelten nur für den Quantenbereich. Wie sich beide Welten miteinander vertragen, ist noch immer das große Rätsel.)

Solange etwas chaotisch erscheint, haben wir die zugrunde liegenden Kausalitäten noch nicht erfasst. Die Wahrscheinlichkeiten, die wir nur statistisch berechnen können, sind keine Heisenberg‘schen Unveränderlichkeiten, sondern Ausdruck unseres mangelhaften Wissens. Bei Heisenberg schließen sich 100%ige Kausalität und Wahrscheinlichkeit aus, beim Wetter nicht. Wir müssen weiterforschen, bis wir die Vorgänge im Idealfall restlos berechnen können.

Die Frage nach dem Klimawandel lenkt nur jene von Gegenmaßnahmen ab, die die selbstgemachte Klimakatastrophe ohnehin für Unsinn halten. Ansonsten ist die Frage nach den Ursachen die einzige Chance zur Lösung des Problems.

Wie überall in der Natur gilt auch hier: ohne Ursachen keine Therapie. Ist der Klimawandel tatsächlich die Ursache, müssen wir unser gesamtes globales Dasein unter die Lupe nehmen, um zu prüfen, was wir verändern müssen und was wir retten können.

Gänzlich absurd sind die folgenden Überlegungen:

„Das Perfide an dieser Herausforderung ist, dass wir durch Klimaschutzmaßnahmen, wie sie beispielsweise in dieser Woche von der EU beschlossen worden sind, das Wetter auf absehbare Zeit nicht werden beeinflussen können.“

Trivial, dass wir das gigantischste Problem der Weltgeschichte nicht auf einen Schlag lösen können. Ebenso trivial, dass wir umso eher ans Ziel gelangen, je früher und energischer wir uns ans Werk machen. Alles andere sind Traumtänzereien. Noch immer will der Artikel Zweifel am Klimawandel schüren, obgleich ihm alle Argumente abhandengekommen sind.

Die WELT-Artikel entbehren jeder Logik, zur deutschen Dialektik aber – der Harmonie am Ende aller Dinge – sind sie gleichermaßen unfähig. Sie wollen nicht mehr dialektisch sein, schaffen es aber nicht – und wollen logisch werden, können es aber nicht. Weder logisch noch dialektisch, weder Fisch noch Fleisch: das ist der modrige Zustand des deutschen Geistes.

Die Synthese aller Widersprüche war kein Erbe Heraklits, sondern die Übertragung des christlichen Glaubens auf die Logik der Griechen.

Höchste Zeit, den dialektischen Spuk seit Hegel und Marx zu entsorgen und zurückzukehren zur Folgerichtigkeit der Heiden, bei denen sich Widersprüche ausschlossen, um unserem Tun Klarheit zu verleihen.

Warum scheint alles zu wanken und zu weichen? Weil die deutschen Gemüter folgerichtiges Denken verlernt haben. Sie schreiben A, doch Nicht-A wollen sie nicht negieren. Was sie heute sagen, haben sie morgen vergessen. Na und? Geht doch um nichts. Nur keinen falschen Ehrgeiz. Wir brauchen Ruhe und Entspannung.

Haben wir in der Nachkriegszeit der erstaunten Welt nicht bewiesen, wozu wir noch immer fähig sind? Jetzt wollen wir uns auf unseren Lorbeeren ausruhen.

Die Aufklärung mit ihrer eindeutigen Vernunft war die letzte Epoche der Deutschen, die sie mit ihren europäischen Nachbarn verband. Danach gings bergab: als sie die Logik der Vernunft, die naturwissenschaftliche Mechanisierung der Welt und die Prinzipien der Demokratie abzulehnen begannen und in die trügerische Harmonie der Dialektik flüchteten. Die Fehler der Französischen Revolution wollten sie vermeiden. Ihr Allmachtsglaube führte sie in die Rolle messianischer Weltverderber, gemäß dem biblischen Allmachtsversprechen:

„Nichts wird euch unmöglich sein.“ „Was unmöglich ist bei den Menschen, ist möglich bei Gott.“

Dazu zählten alle Konflikte, Spannungen und Widersprüche der Welt – kurz: das Böse –, was für die Deutschen zum Motor aller Veränderungen geworden war.

Ihre Aversion gegen Logik wird heute unterstützt von der wachsenden Ablehnung ihrer Sprache. Sie mögen sie nicht mehr, diese alten verseuchten Wörter, mit denen ein Führer ihre Väter und Mütter verführte. Weshalb sie immer mehr in die amerikanische Sprache flüchten, um ihr erworbenes Weltniveau zu beweisen.

Nein, es geht nicht um eine sentimentale oder gar deutschtümelnde Verehrung der Sprache Goethes und Kants. Wer dieser Sprache überdrüssig ist, mag nach Belieben in fremde Sprachen flüchten. Allein: weiß er, was er tut?

Bei Fichte wurde die deutsche Sprache zur messianischen Zungensprache all derer, die die Trennung der Menschheit in viele Sprachen durch die Gabe der Erleuchtung überwunden hatte. Davon träumen sie noch immer, die deutschen Post-Erlöser, die sich der Sprache der Weltmacht bedienen, um sich als Juniorpartner von Gods own Land aufzublasen.

Um ihre trügerische Neutralität nicht wahrzunehmen, hat sich die deutsche Presse in eine Denglisch-Mixtur geflüchtet. Mit der neuen Elitensprache kann sie sich ihre wachsende Unbeliebtheit erklären, denn immer öfter versteht der Pöbel nur noch Bahnhof.

Obwohl es um Sein oder Nichtsein geht, dürfen sie ihr Motto: sich mit nichts gemein zu machen, nicht mal mit der guten Sache, nicht aufgeben. Aber dieses Raushalten, das sie mit Objektivität verwechseln, bringt ihnen immer mehr den Vorwurf der Parteilichkeit ein. Warum? Sie wären nicht neutral, stünden untergründig auf der Seite der Alarmisten.

Die Vierte Gewalt müsse besser überprüft werden, fordern ehrenwerte Persönlichkeiten wie Hans-Georg Maaßen und Michael Wolffsohn. Dies sei notwendig, auch wenn er nicht wüsste, wie man die Presse wirksam an die Leine legt, wie Wolffsohn seine Forderung sofort entschärfte – vorläufig.

Es gibt rühmliche Ausnahmen unter den Schreibern, die aus ihrem Herzen keine Mördergrube machen. Die Dringlichkeit einer ökologischen Politik vertreten sie ohne Wenn und Aber. Zu ihnen zählt Eckart von Hirschhausen, der den Einsatz für Klimarettung als Imperativ jedes verantwortlichen Menschen betrachtet.

„Ich habe eine neue Form der Darstellung gewählt, ein subjektives Sachbuch, in dem auch meine persönlichen Erfahrungen und Sorgen eine Rolle spielen. Ich möchte vermitteln, auch aufrütteln, aber vor allem Menschen erreichen, die sich bisher nicht für dieses Themenfeld interessiert haben. Sie beziehen sich bei Ihrer Frage auf den alten journalistischen Ehrenkodex, wonach man sich nicht gemein mit einer Sache machen darf, auch nicht mit einer guten. Ich habe jedenfalls für mich eingesehen, dass ich damit selbst zu einem Teil des Problems werde. Wenn man Dinge nicht klar benennt und einordnet, lässt sich die Bevölkerung in der Vielfalt der Gesellschaft nicht erreichen.“ (WELT.de)

Hirschhausens Kritik gilt nicht nur den Medien. Sie gilt auch der Wissenschaft, die das Prinzip ihrer objektiven Erkenntnis flächendeckend in apolitische Unmündigkeit übersetzt hat. Die Warner gehören seit Jahrzehnten zu einer kleinen Minderheit. Man müsste sogar von Idiotie sprechen, wenn man sich erinnert, dass Idiot der griechische Privatmensch war, der seine Pflichten als zoon politicon verleugnete:

„Wissenschaftler sind immer in Sorge um ihren guten Ruf als objektiv Beschreibende. Das hat zur Folge, dass sie ohne Emotionen zu zeigen, Prognosen präsentieren, die man nicht anders als Horrorvorstellung bezeichnen kann. Man hört aber keine Sätze wie „Ich mache mir Sorgen“ oder „Ich habe Angst“. Nach seinem Vortrag auf einer Klimakonferenz habe ich einem Forscher mal geraten: „Wenn sie vorneweg sagen würden, ich bin Vater von kleinen Kindern und mache mir ernsthaft Sorgen und Gedanken darüber, was wir tun müssen, damit meine Kinder eine lebenswerte Zukunft haben – dann würde ich dem wissenschaftlichen Vortrag doch ganz anders zuhören.“ Aber genau das ist für Forscher bislang tabu. Ich hoffe, dass sich das ändert.“

Trotz seines Mottos: schreiben, was ist, hat Rudolf Augstein nie einen Hehl aus seiner Meinung gemacht, die er in unmissverständlicher Weise formulierte.

Ohnehin ist es für Schreibende unmöglich, ihre Positionen zu verbergen. Der Selbstverrat dringt den Journalisten aus allen Poren. Sind sie wirklich unfähig, die Ereignisse des Tages korrekt zu berichten – und separat das Geschehen mit Leidenschaft zu kommentieren?

Warum hat die Presse viel zu lange die meinungslose Machtpolitik der Kanzlerin nicht wahrgenommen? Weil sie sich selbst jede prononcierte Stellungnahme verbot. Wer sich selbst das Denken verbietet, wie soll der das Nichtdenken anderer bemerken?

Wie beantwortete Merkel die Frage amerikanischer Studenten, ob die Unwetter in Deutschland den menschengemachten Klimawandel bestätigen würden?

„Es habe schon immer Fluten oder Stürme gegeben, antwortete die Kanzlerin. »Aber die Häufung macht einfach Sorge und fordert uns zum Handeln auf.«“ (SPIEGEL.de)

Das ist blinder Obrigkeitsgehorsam einer lutherischen Pastorentochter, die es mit ihrem Gott nicht verderben will, der seinen Gläubigen jede Werkgerechtigkeit verbot. Werkgerechtigkeit war der sündige Versuch des Menschen, aus eigener Kraft das moralisch Richtige zu tun, das bei Juden identisch war mit Geboten Gottes und bei den Heiden mit den Ergebnissen ihrer eigenen Vernunft.

Merkel beantwortet keine Sachfragen – sachlich. Sie transformiert alles auf die Ebene emotionalen Bemühens. Ist sie nicht auch nur ein Mensch mit Fehlern und Unvollkommenheiten? Ob das Bemühen erfolgreich sein wird, darüber entscheidet ohnehin nur der Herr der Geschichte.

„Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.“

Nie schenkt sie ihren Untertanen reinen Wein ein über ihren Glauben: „Ich tue, was ich kann, doch Gott allein entscheidet über meine kindliche Demut“ – die sie stets in Wir-Form formuliert. Haben wir alle nicht genug getan, fällt ihr eigener Anteil als Kanzlerin nicht mehr ins Gewicht.

Die Deutschen sind apokalypsemüde. Seit 2000 Jahren wartet das Abendland auf den „lieben jüngsten Tag“, wie Luther seine Untergangssehnsucht formulierte. Als der christliche Glaube in der Renaissance an Kraft verlor, verlor sich keineswegs das brünstige Warten auf den Untergang. Die Apokalypse verwandelte sich in die Schattenseite des modernen Fortschrittsglaubens.

Als die von der Aufklärung angekündigte glänzende Zukunft ausblieb, wurde der pessimistische Schatten des Fortschritts immer stärker. Rousseaus Attacke gegen eine verrottete Kultur eröffnete die Reihe der europäischen Pessimisten, die in keinem Kapitalisten- und Fortschrittsland fehlen durften.

Hegels finalem Optimismus folgte der abrupte Umschlag in den Pessimismus Schopenhauers, der nicht nur den Willen zu Ruhm und Ehre verneinte, sondern jeden Willen überhaupt. Nietzsche drehte den indischen Willen zum Nirwana um in den Willen des Übermenschen zur Erdherrschaft. Ständig schwankten die Deutschen zwischen der Sucht nach Untergang und dem Bedürfnis nach Weltgeltung.

Nietzsches Drang nach Herrschaft über die Erde konterte Oswald Spengler mit seinem Welterfolg: „Der Untergang des Abendlands“. Was aber nicht bedeutete, dass er Deutschland abschrieb.

Dazu aber musste der Eine kommen, der das Schwanken zwischen Heil und Untergang beendete: der Führer betrat die Bühne deutscher Urängste und Hoffnungen und verkündete dem verzweifelten Land:

„Das ist das Wunder unserer Zeit, dass ihr mich gefunden habt, (hier unterbrach ihn langer Beifall), dass ihr mich gefunden habt unter so vielen Millionen! Und dass ich euch gefunden habe, das ist Deutschlands Glück. Deutschland hat sich gefunden. Unser Volk ist wiedergeboren. Dann wird Gott der Herr unser Volk nie verlassen.“ (Domarus, Hitler, Reden 1932 bis 1945)

Das war die lang ersehnte Synthese aus Untergangssehnsucht und Willen zur Macht. Die Deutschen mussten alles auf eine Karte setzen, ja, den Untergang riskieren, um den verheißenen Triumph zu erringen. Nur wem dem Tode ins Auge schauen kann, verdient  den finalen Sieg. Sie wären ins Nichts abgesunken, die Deutschen, wäre ER nicht gekommen, um den drohenden Untergang zu verwandeln in den Aufstieg in das eschatologische Dritte oder 1000-jährige Reich.

Wie oft wurden die Deutschen von ihren Heroen der Macht „erlöst“. Nie hatten sie die Kraft, ihre Probleme in gemeinsamer Anstrengung selbst anzugehen. Immer mussten sie an eine Lichtperson glauben, die sie durch die Wüste führen würde.

Wie Evangelisten die irdischen Spuren ihres Erlösers getreulich aufzeichneten, so werden Merkels Stationen ihrer Karriere minutiös nachgezeichnet, um den Ruhm der Erwählten für immer den Geschichtsbüchern zu überliefern. Während ihr Land in Schlendrian und Unfähigkeit, in Sintfluten und Hitzewellen unterzugehen droht, wird die Hauptverantwortliche zur Heiligen erklärt.

Noch immer verstehen die Deutschen nicht, dass es auf sie allein ankommt, einem Untergang zu entgehen, dem keine Auferstehung folgen wird.

Wenn die Mutter der Nation in wenigen Monaten verschwunden sein wird – und niemand sie ersetzen kann –, wird es zu einer der tiefsten Krisen im Land kommen. Die Krise wird eine der letzten Chancen für die Deutschen sein, aus Enttäuschung und verdrängten Urängsten zur nüchternen Besinnung zu kommen – und selbst Hand anzulegen.

Unsere Kinder warten.

Fortsetzung folgt.