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nichtsdesto-TROTZ XC

Tagesmail vom 01.11.2021

nichtsdesto-TROTZ XC,

Freude trinken alle Wesen
an den Brüsten der Natur,
Freude heißt die starke Feder
in der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
in der großen Weltenuhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,
Sonnen aus dem Firmament.
Droben überm Sternenzelt
wird kein Gott belohnen.
Allen Sündern soll vergeben,
und die Hölle nicht mehr seyn.
Schwestern, Brüder – überm Sternenzelt
Kann kein lieber Vater wohnen.

Jetzt gilt es. Wird die Menschheit sich für Weiterleben entscheiden? Oder macht sie ihrer Erdenzeit ein Ende?

Wird der Mensch in der Natur wieder die elementare Freude entdecken? Oder wird er sie mit den Rädern der Weltenuhr in Feinstaub zermahlen?

Wird er in die Annalen der Evolution mit einer vernichtenden Bilanz eingehen? Oder erkämpft er sich die Chance einer Wiedergutmachung und Versöhnung mit der Natur?

Wird er sich freimachen von allen jenseitigen Bestrafungs- und Belohnungsmärchen und lernen, als Geschöpf der Natur seine eigene Bilanz zu ziehen? Mit seinen fünf Sinnen, seinem Verstand und seinen intakten Empfindungen für das Zusammenleben mit der Natur beitragen?

Endlose Zahlenkolonnen, Untersuchungen und Rechnungen erst durften ihn überzeugen, dass er selbst der Urheber der Naturverwüstungen ist?

Misstraute er prophylaktisch seinen fünf Sinnen, um die Folgen seiner Taten in der Natur nicht wahr-zu-nehmen?

Erfand er Maschinen, die stellvertretend für ihn wahrnehmen mussten, weil er sich seiner natürlichen Erkenntnisorgane schämte?

Es war unter seiner Würde, die Natur zu erkennen, wie sie ist. Nicht sie sollte der Krone der Schöpfung vorschreiben, wie sie ihn in nackter Schönheit entzücken und verführen kann. Der Mensch wollte der Natur vorschreiben, wie er sie zu „nehmen“ und zu deflorieren gedenke.

„Schriebe die Natur unserem Verstande die Gesetze vor, so hätten wir davon nur eine empirische, unzulängliche Kenntnis: eine apriorische Erkenntnis der Natur ist also nur möglich, wenn es umgekehrt der Verstand ist, welcher der Natur die Gesetze vorschreibt. Unser Verstand kann die Natur nicht bestimmen, insofern sie als Ding-an-sich besteht, sondern nur insofern, als sie in unserem Denken erscheint. Apriorische Naturerkenntnis ist nur dann möglich, wenn auch der Zusammenhang, den wir zwischen den Anschauungen denken, nichts weiter ist als unsere Vorstellungsweise: auch die begrifflichen Beziehungen, in denen die Natur Gegenstand unserer Erkenntnis ist, dürfen nur „Erscheinung“ sein. In den analytischen Beziehungen der formalen Logik ist das Denken von den Gegenständen abhängig und erscheint schließlich mit Recht nur als ein Rechnen mit gegebenen Größen. Die synthetischen Formen der transzendentalen Logik dagegen lassen den Verstand in der schöpferischen Funktion erkennen, vermöge deren er aus den Anschauungen die Gegenstände des Denkens selbst erzeugt. Kant entdeckte, dass die Gegenstände des Denkens keine anderen sind als die Erzeugnisse des Denkens selbst. Diese Spontaneität der Vernunft bildet den tiefsten Kern seines transzendentalen Idealismus.“ (Windelband, Lehrbuch der Geschichte der Philosophie)

Hallo, noch jemand da? Kann mal jemand diese Hieroglyphen an der Wand ent-zaubern und dem schlichten Verstand eines Wohlstandsbürgers verklickern? Allein diese Fremdwörter, diese abstoßenden Fachbegriffe! Zum Davonlaufen.

Haben die Experten des Denkens es nötig, sich mit einem Wall esoterischer Begriffe zu verpanzern, um ihren magischen Ruf vom Pöbel nicht als das aufdecken zu lassen, was er ist: phallische Angeberei?

Festhalten und Luft holen: es geht um den uralten Kampf zwischen Männlein und Weiblein. Endlose Zeiten wussten die Männlein nicht, welchen Beitrag zur Zeugung eines Kindes sie beitrugen.

Pater semper incertus, der Vater eines Kindes ist immer ungewiss.

Mütter zeugten ihre Kinder ohne jedes Zutun männlicher Schöpfungskraft. Männer waren noch keine Väter, sondern beliebige Beilagen wechselnder, erotischer Bedürfnisse.

Als die Jäger und Hirten endlich aufwachten und sich verwundert die Frage stellten: und wir? Haben die Urmütter uns um unseren Anteil betrogen? Die Antwort brachte eine Wendung der Weltpolitik.

Nach dem Motto: wie du mir, so ich dir, schlug der Mann zurück – und wurde zum Alleinerzeuger, nicht nur kleiner Menschlein, sondern der gesamten Natur. Er wurde zum Schöpfer von allem, ja zum Schöpfer aus dem Nichts.

Die Erfindung eines religiösen Schöpfergottes war die Antwort der Männer auf die Unverschämtheit der Frauen, Kinder in alleiniger Vollmacht zur Welt zu bringen. Sie beschlossen, der Epoche des Matriarchats ein Ende zu bereiten: die „Hochkultur“ des Patriarchats begann. Versteht sich, dass die fortschrittlichen Genieprodukte des Mannes einen höheren Rang haben mussten, als die statischen Reproduktionsfähigkeiten der Frau.

Die Epochen der Mütter standen unter dem Gesetz der ewigen Wiederholung des Gleichen (weshalb Nietzsches Philosophie eine verdeckte Rückkehr ins Reich des Mütterlichen sein muss).

Die nun beginnende Alleinherrschaft der Väter langweilte sich mit dem Immergleichen der Natur. Ergo schalteten sie den Turbo ein, um der Monotonie des Mütterlichen zu entkommen – und begannen, die Natur zu erkennen, um sie zu beherrschen.

Erkennen ist, in religiöser Sprache, das Weib „nehmen“, es begatten. Und Adam erkannte Eva. Womit klar sein dürfte, dass der Geschlechtsakt ein Akt männlicher Herrschsucht ist. Erkennen ist ein actus purus:

„Actus Purus (lat.: „reiner Akt“) ist ein Ausdruck der scholastischen Philosophie für die absolute Vollkommenheit Gottes. Nicolaus von Cues bezeichnet Gott als „actus purissimum.“ (Wiki)

Was Gott tut, ist vollkommen. Mühsame Entwicklungen aus dem Unvollkommenen ins Vollkommene sind bei Ihm ausgeschlossen. Gott begnügt sich nicht Möglichkeiten, mit denen der Mensch auskommen muss. Der Mann allerdings kommt dem göttlichen Akt des Vollkommenen am nächsten.

Demgegenüber ist das Mütterliche die Natur, in der nichts ohne Ursache entstehen kann (nil sine causa). Es wird gesät, gepflanzt, um zu blühen und zu gedeihen. In der Natur gibt es keine ursachlosen Wunder und magische Zaubereien.

Sehr wohl aber in der Welt allmächtig sein wollender Männer. Unter ihnen die deutschen Genies, die dem allmächtigen actus purus am nächsten kommen. Ihre „Kreativität“ ist kein Lernen von der Natur, was für sie minderwertige Nachahmung wäre. Was sie aus dem Nichts erfinden, ist beispiellos und einmalig.

Weshalb alles, was nach (demokratischer) Gleichmacherei klingt, für sie minderwertig ist. In der deutschen Geniekultur wurde Lernen als Entbindung eines latent Vorhandenen zur billigen Nachahmung. Wer etwas von einem anderen lernt (außer in der preußischen Drillschule), äfft ihn imitativ nach. Deutsche Genies sind unvergleichlich in der Welt und können nur in billiger Weise imitiert und kopiert werden.

Ein actus purus ist ein Schöpfungsakt. Gott sprach, es werde … und es ward. Die Sprache Gottes ist mehr als eine Befehlssprache, die warten muss, bis das Befohlene irgendwann und irgendwie ausgeführt wird. Der Akt des Sprechens ist zugleich ein Akt der Schöpfung, der Kreation aus dem Nichts. Göttliches Sprechen ist Kreieren.

Der biblische Schöpfungsakt ist ein actus purus, in dem alles, was geschah, vollkommen war. Alles war sehr gut. Doch jetzt beginnt die Tragödie. Denn was soll noch geschehen, wenn das Drama schon in Vollkommenheit beginnt? Alles, was ab jetzt in der beginnenden Heilszeit folgte, müsste genauso vollkommen sein.

Uahh, wie langweilig. Wie soll sich da noch etwas entwickeln, durch Höhen und Tiefen zur Vollendung kommen, wenn die perfekte Reife schon am Anfang vorhanden ist. Unter solchen Vorzeichen kann es zu keiner spannenden Heilsgeschichte kommen, in der das Gute mit dem Bösen, Gott mit seinem Widersacher (der zugleich sein Diener und Knecht ist) in vielen wechselnden Akten kämpfen muss – bis am Ende die Entscheidung fällt, wer Sieger der Heilsgeschichte werden wird.

In einem wahren Dualismus, in dem Gott und Teufel gleichstarke Gegner sind, ist der Endsieg nicht prognostizierbar. Erlöserreligionen sind nur scheinbare Dualismen, denn hier gibt es keine Zweifel über den göttlichen Endsieger, zumal der Teufel ohnehin nur ein dienstbarer Geist ist.

Um Heilsgeschichte erst möglich und spannend zu machen, muss die anfängliche Vollkommenheit – niemand weiß wie – sich in Pfusch verwandeln.

„Als aber der HERR sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, da reute es den HERRN, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen, und er sprach: Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis hin zum Vieh und bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln unter dem Himmel; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe. Aber Noah fand Gnade vor dem HERRN.“

Das Böse, als Ausdruck des Verfehlten und Unvollkommenen, schiebt der allmächtige Männergott einfach seinen Geschöpfen in die Schuhe. Fortan sind diese Giftpilze allein an allen Übeln in der Welt schuldig. Spätestens hier aber wird die logische Vernunft dem Irrationalen geopfert. Der Mensch ist doch selbst das Geschöpf des Gottes. Wird er von Gott zum Bösewicht erklärt, konnte das nicht seine Schuld sein, sondern war ein Makel seines perfekten Kreators.

Typisch Mann, will der Allmächtige aus Wut und Zorn über seinen Pfusch all seine Kreationen vertilgen. Doch von einem göttlichen Versagen ist in der Schrift keine Rede. Hier beginnt die spezifische Buchführung des defekten Schöpfers: alles Gute wird sein Verdienst, alles Böse die Machenschaften eines „sündigen“ Menschen. Gegen einen solchen Schöpfergott und typischen Mann kann niemand gewinnen.

In jedem Streitgespräch über die Frage, wer zuständig sei für das Böse in der Welt, steht von vorneherein fest, wer das Böse getan haben muss: das Würmchen, der Mensch.

Von vorneherein heißt auf Lateinisch a priori: womit wir bei Kant wären. Die Fähigkeit des Menschen, a priori zu erkennen, ist die Überlegenheit des Mannes gegenüber der weiblichen Natur, über die Zeugung des Kindes – was der Zeugung einer Erkenntnis entspricht – selbstherrlich zu entscheiden.

Das Weib oder die Natur stellt nur das minderwertige Drumherum der Erkenntnis zu Verfügung, das eigentliche Erkennen ist das Privileg des Mannes. Er bestimmt die Bedingungen des Erkennens.

Doch nicht die gesamte Natur kann vom Mann in überheblicher Manier durchleuchtet werden. Da gibt es einen Rest der Natur oder des Dings an sich, das immer im Dunkeln bleiben wird. Kant, der Junggeselle, bezeichnet die Natur als Ding. So, wie man früher ein Mädchen ein dummes Ding nannte.

Das Ding ist kein Gegenüber, sondern ein dunkler, unerkennbarer Rest, den man vernachlässigen kann. Was auch immer dieses Ding sein soll, in der Männerwelt ist es ohne Interesse. Dieser uninteressante Rest entspricht dem, was heutige Männer mit überlegener Miene kommentieren: jetzt zicken sie wieder rum, die Weiber.

Erkennen ist ein Zeugungsakt. Eine Erkenntnis ist die Frucht der Zeugung oder das Kind. Der Mann erkennt, indem er die Natur begattet, die ihm eine Erkenntnis – oder einen Sprössling – schenken muss.

Schenken? Auf keinen Fall. Schenken bedeutet die Überlegenheit des Schenkenden über den Beschenkten. Der Beschenkte wäre der Mann, der abhängig wäre von der Gnade und dem Großmut der weiblichen Natur. Ausgeschlossen. Ergo muss der Verstand – das Männliche – der Natur oder dem Weiblichen vorschreiben, wie die Gesetze der Natur sein sollen oder, mit anderen Worten: der erkennende Mann schreibt der Natur die Erkenntnis vor, die er haben will.

Genau genommen lernt er nicht von einer gleichberechtigten oder gar überlegenen Natur, bei der er unterwürfig anklopfen muss, um Erkenntnisse zu erbetteln. Vielmehr benutzt er die Natur als minderwertige Magd, die ihm gefälligst zu bringen hat, was er an neuen Erkenntnissen wünscht.

Selbst das ist zu wenig. Was der Mann erkennen will, erzeugt er höchstselbst. Er empfängt nichts, wenn er erkennt. Er kreiert selbst, was er als seine Erkenntnis anerkennen wird. Erkennen ist Creatio ex nihilo. Wenn Adam seine Eva im Akt der Brunst erkennt, so holt er sie aus dem Staub und erhöht sie auf seine Ebene.

Es ist wie im Jus primae noctis, dem Recht der Fürsten, jede Jungfrau unter ihren Untertanen durch adlige Defloration zur wahren Frau zu erheben.

Auch heute noch soll es diesen oder jenen Mann geben, welcher der von ihm gnädig erwählten Frau vermittelt: erst durch meine gnadenreiche Penetration kannst du  zur wahren Frau werden. Hier wiederholt sich, was antike Götter taten, wenn sie Frauen aus dem Volk mit ihrem göttlichen Lustorgan beglückten.

Was die Heiden konnten, konnten die Frommen nicht minder.

„Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes; denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder. Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist. Und seine Barmherzigkeit währet für und für bei denen, die ihn fürchten. Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.“

Indem der göttliche Mann sich herablässt, um das minderwertige Weib zu beglücken, schenkt er ihr einen Sohn, der zum Heil der Welt werden soll. Dieser Gottessohn als Menschenkind ist das Vorbild aller Menschensöhne, die mit heiliger Gewalt Mensch und Natur auf die göttliche Ebene heben sollen.

Das tun sie, indem sie seit 1000enden von Jahren christlicher Heilsgeschichte die primäre Natur systematisch abtragen und ausschalten, um über ihr eine zweite und überlegene neue Natur zu installieren.

Francis Bacon hat die abendländische Naturwissenschaft präzis beschrieben, indem er das Erkennen der Natur als ihr Beherrschen definierte. Ein Ammenmärchen, dass moderne Naturwissenschaftler um des Erkennens willen die Natur erforschen würden. Da wären sie Lehrlinge der antiken Naturphilosophen gewesen, die es ablehnten, die Natur durch Forschen und Experimentieren zu verändern und den Kosmos zur Magd der Menschen zu erniedrigen. Erkennen war in der Antike Anschauen und Bewundern der gleichbleibenden Natur. Schon im frühen Mittelalter verfälschten die ersten Mönche mit wissenschaftlichen Ambitionen das antike Erkennen um des Erkennens willen in die Sucht, die Natur durch Forschen zu domestizieren.

Warum wohl schrieb Norbert Wiener, einer der wichtigsten Gründerväter der digitalen Maschinen, den eindeutigen Satz:

„Ich habe ernsthaft die Möglichkeit erwogen, meine wissenschaftlichen Bemühungen aufzugeben, weil ich keinen Weg sehe, etwas zu veröffentlichen, ohne dass meine Erfahrungen in die falschen Hände gelangten.“ (1945)

In einem Gespräch mit Luisa Neubauer offenbarte der neue Physik-Nobelpreisträger Hasselmann eine typische Nichtbeachtung der Realität, die die Wissenschaftler mit ihren Erkenntnissen nach Belieben umpflügen. Und wenn die Menschen wegen der drohenden Hitzewellen in ihrer Heimat nicht überleben können – na und? Da sollen sie eben umziehen.

Diese sträfliche Ignoranz der Menschenwelt durch ihre überlegenen a priori-Erkenntnisse, die beliebige a posteriori-Folgen nach sich ziehen, kennzeichnet 99 % der gesamten Wissenschaft. Will die Menschheit einen neuen Kurs einschlagen, genügt es nicht, Wirtschaft und Politik zu verändern. Auch die Wissenschaft muss in ihrer Tendenz zur Vernichtung der Natur durch eine zweite und bessere peinlich genau unter die Lupe genommen werden.

Die heutige Wissenschaft verhält sich, wie Kant das Verhalten des Genies beschrieb:

„Ein begeistertes Genie ist jederzeit undankbar, hochmütig, unbändig und hohnsprechend.“

Privat mögen bedeutende Wissenschaftler oft von beeindruckender Bescheidenheit sein. Doch ihre Rolle als rücksichtslose Veränderer, ja Zerstörer der Natur, wollen sie nicht wahrhaben.

Es war eine riesige Dummheit, darauf zu warten, bis die selbstgemachte Klimagefahr erst durch langwierige Berechnungen und Beobachtungen bewiesen werden konnte. Hätten wir unsere Augen aufgemacht, wie es die Menschen in vorwissenschaftlichen Zeiten noch taten, dann hätten wir wahrgenommen, was jene schon lange taten – und sogar darüber berichteten. Doch die Gelehrten unserer Geniekultur fühlen sich ebenfalls als Wissenschaftler, deren exquisite Bildung nicht den Säuen der Realität vorgeworfen werden darf.

Wer etwa schrieb den folgenden Satz: „Siegesgewiss blicken sie auf den Zusammenbruch der Natur“? Ein gewisser Plinius, römischer Gelehrter und Schriftsteller, der ein enzyklopädisches Werk über Naturkunde geschrieben hatte.

Oder den Satz: „Ringsum ist aller fette und weiche Boden weggeschwemmt, und nur das magere Gerippe des Landes übrig geblieben“? Ein gewisser Platon (alle Zitate in K. H. Weeber, Smog über Attika)

Wache Zeitbeobachter sprechen von der Misshandlung der Mutter Natur durch kapitalistische und militärische Aggressionen und Habgier. Selbst in der Bibel kann man lesen:

„Heulet, ihr Tannen, denn die Zedern sind gefallen. … Heulet, ihr Eichen Basans, denn der feste Wald ist umgehauen.“

Was die Menschheit seit 1000en von Jahren in allen Variationen wahrnehmen musste, erscheint der Moderne belanglos. Was ihnen nicht in Heller und Pfennig vorgerechnet wird, existiert nicht. Sie denken nur mit ihrem mathematischen Gehirn, ihre lebendige Wahrnehmung haben sie dem Moloch der Zahlen und Figuren geopfert.

Wir müssen von vorne beginnen, indem wir uns verändern und unsere Wahrnehmungsorgane regenerieren. Durch die Natur laufen wir wie sinnengeschädigte Roboter – denen wir immer ähnlicher werden.

Glücklich sein im Zusammenleben mit Mensch und Natur müssten wir erst wieder lernen. Würden wir uns der Natur und Menschen erfreuen, könnten wir nicht fortfahren, sie zu schänden und zu verachten.

Wir müssen Menschen werden.

Fortsetzung folgt.