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nichtsdesto-TROTZ L

Tagesmail vom 30.07.2021

nichtsdesto-TROTZ L,

Baerbock und die Grünen folgen Merkels Spur der Entwertung aller Werte.

Solange sie vor den Toren der Macht standen, hörte man noch gelegentliche Forderungen nach einer moralischen Politik. Seitdem sie die Tore öffneten, beginnt ihr Kampf um den bloßen moralischen Schein. Plötzlich wird für sie entscheidend, wie etwas beim ominösen Zeitgeist ankommt, nicht, wie sie es für richtig halten. Der Schein besiegt das Sein.

Die aufsehenerregende Umweltpolitik der Grünen war astreine Moralpolitik. Moral ist das einzige Orientierungssystem, um die Menschheit kollektiv am Leben zu erhalten. Ohne Moral werden nur diejenigen davonkommen, die mit allen Mitteln ihre Konkurrenten aus dem Weg räumen können. Die Starken werden durchkommen, die Schwachen untergehen.

Solange die Natur die Menschen mit überfließenden Ressourcen verwöhnte, gab es keine Nötigung zur Solidarität. Rücksichtslos kann der Starke die Schwachen aus dem Weg räumen, um auf deren Kosten zu überleben.

Zeigen sich, wie im HIER und JETZT, die Grenzen der Natur, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder kommt es zum unerbittlichen Hauen und Stechen, ein globaler Bürgerkrieg räumt die Überflüssigen aus dem Weg – oder die Menschheit rauft sich zusammen, um für alle Menschen, ja für die ganze Natur, lebenswerte Perspektiven zu entwickeln.

Baerbock hatte die rassistische Benutzung des N-wortes scharf kritisiert – machte aber den „Fehler“, das N-wort auszusprechen. Dafür wurde sie selbst attackiert, weshalb sie sich entschuldigte. Sie hatte gegen das Gesetz verstoßen: inkriminierte Wörter müssen durch Schweigen aus dem Verkehr gezogen werden. Doch wofür hatte sie sich entschuldigt? Für etwas demokratisch Gebotenes, dass sie eine inhumane Tat durch einen Akt der Aufklärung an den Pranger gestellt hatte.

Stefan Kornelius findet die richtigen Worte:

„Das Zeitalter der Aufklärung war gekennzeichnet von der Kraft der Vernunft und der Wissenschaft, die plötzlich der Religion und den Glaubensdogmen Konkurrenz machte. Der Mensch entdeckte eine universelle Sprache, die von seinem Verstand geleitet war. Deswegen ist die Baerbock’sche Reaktion nachgerade unvernünftig, weil sie sich nun für den Gebrauch des (in aufklärerischer Absicht benutzten) Wortes entschuldigt – denn damit würde das Wort ja „reproduziert“. Heute weiß man: Seit der Aufklärung muss man Dinge beim Namen nennen und Begriffe besetzen, wenn man den Lauf der Geschichte steuern will.“ (Sueddeutsche.de)

Worte an sich sind immer unschuldig. Ihr Gebrauch in Zusammenhängen aber kann Menschen verletzten und diskriminieren. Dieser Missbrauch muss, wiederum durch Worte, missbilligt werden: ein Akt der aufklärenden Moral.

Wer verurteilte Baerbocks Aussprechen des N-Begriffes am heftigsten? Jene Sympathisanten der Amoral, die jedes Moralisieren aus der Politik verbannen. Sie wollen eine garantiert moralfreie Politik der Interessen – oder eine machiavellistische Politik. Machiavelli verbannte alle moralischen Normen aus der Politik, die nur machtgeleiteten Interessen zu dienen habe.

Der Griff der Grünen nach der Macht hatte sich in dem Moment angekündigt, als Habeck sich jedes Moralisieren in der Politik verbat. Doch das kann ihre vorangegangene moralische Epoche nicht ungeschehen machen.

Zum Irrwitz der Geschichte gehört, dass sie jetzt, im Zugriff auf das machiavellistische Revier der Interessen, nicht für Moral eintreten dürfen, sondern um den bloßen Schein der Moral einen moralischen Schaukampf kämpfen müssen. Das ist Merkels Abwertung der Sprache zu einer stummen Dienerin der Macht.

Sprache wird zu einem sinnfreien Machtsystem degradiert. Kontextlose Wörter haben keinen Sinn. Sinn erhalten sie nur durch Zusammenhang mit anderen Wörtern oder in unmissverständlichen expressiven Zusammenhängen.

Wer „antisemitisch- konnotierte“ Einzelbegriffe benutzt, kann des Antisemitismus‘ verdächtigt werden. Hinter seiner Wortbenutzung könnten sich durchaus finstere Gedanken verbergen und verraten.

Ein Verdacht aber ist noch kein Beweis. Ein Symptom kann den Arzt auf die richtige Spur einer verborgenen Krankheit führen. Doch die meisten Symptome sind vieldeutig. Wenn nicht andere unmissverständliche Symptome hinzukommen, die zu einer klaren Diagnose führen, kann es keine effektive Therapie geben.

Das trifft auch für den Kampf gegen Antisemitismus zu. Anstatt nach den wahren Gründen im religiösen und ideologischen Denken der deutschen Geschichte zu suchen, begnügt man sich mit bloßen Verdächtigungen und wundert sich über die zunehmende Wirkungslosigkeit des Kampfes gegen den Antisemitismus – und das stetige Anwachsen des Judenhasses.

Bislang propagierten die Grünen eine Politik, die sie für richtig hielten. Wenn sie jetzt Merkels Spuren folgen, entscheiden sie sich für eine Politik des Scheins, die keinen klaren Inhalt kennt, sondern nach Macht giert.

Was wollen die WählerInnen hören? Das allein wird ihre Leitfrage der Grünen werden. Die allpräsenten Kompromissdogmen geben der Entleerung der Sprache den letzten Kick. Im Übrigen gibt es gar keine Kompromisse mehr. Die könnte es nur geben, wenn glasklare Alternativen miteinander stritten und sich auf ein Mittleres einigen müssten. Solche gibt es längst nicht mehr. Was es gibt, sind gestampfte, profillose Mixturen, die in allen Farben schillern.

„Die Kanzlerin hat sich längst rausgeschossen aus den Fesseln von Ethik und Moral. Sie wirkt in einem wertfreien Raum, wo es nur noch um Instrumente der Macht geht. Schon bis zum Jahre 2012 hatte sie es geschafft, die Erwartungen der Öffentlichkeit so umzupolen, dass niemand mehr ethische Kriterien an ihr Handeln anlegt. Ob die Kanzlerin „ehrlich“ sei, ob man sich auf sie „verlassen kann“, fragt niemand mehr. Merkel hat den Deutschen beigebracht, dass diese Fragen falsch sind.“ Gertrud Höhlers hellsichtiges Buch „Die Patin“ wurde von den Medien, Merkels treuesten Paladinen, als Buch einer zickigen und neidischen Professorin vernichtet.

Nichts als tiefenpsychologische Vermutungen ohne Hauch eines Belegs, kein einzig sinnvoller Satz zu Höhlers ausführlich begründeten Bewertungen ist in der folgenden Kritik zu lesen:

„Wie kann jemand, der die Regierungschefin in Grund und Boden schreibt, kein tiefergehendes Problem mit ihr haben? Die Frage steht im Raum, sie wird gestellt, immer wieder. „Es gibt keine Fehde, es gibt sie nicht!“, bricht es irgendwann aus Höhler heraus.“ (SPIEGEL.de)

Was geschieht im Land der europäischen Mitte? Machiavellismus, das beherrschende Politprinzip der Deutschen von Hegel bis Hitler, muss sich immer energischer gegen das aufbäumende Moralprinzip der erwachenden Unterschichten wehren, ohne dass den Deutschen bewusst wäre, was sie tun.

Im ganzen Westen zeigen sich ähnliche Prozesse. Selbst die vorbildlichste und mächtigste Demokratie der Welt, die USA, beginnt, ihre universalistischen Nachkriegsbemühungen abzubauen. Schon in ihrer Verfassung hatten sie einen fundamentalen Widerspruch zwischen altgriechischen Polisvorstellungen und neucalvinistischer Machtpolitik.

Ständig schwankte die Entwicklung der USA zwischen diesen beiden Polen. Erst der Krieg gegen die deutsche Verbrechernation stärkte die Vorstellung einer humanen Völkergemeinde, die durch die UN und viele internationale Verträge das Ziel einer befriedeten Menschheit anstrebte.

In der Tat schien es, als könnten die Völker ihre historischen Zerwürfnisse im Parlament der Völker ad acta legen. Doch nach wenigen Dezennien zeigten sich immer stärker die Risse zwischen den Völkern. Ursachen dieser Zerrüttung waren jene Faktoren, die die Grundwerte der Humanität von Anfang an blockiert hatten: der Wettbewerb um die stärkste Macht der Welt, die Gier nach Beherrschung der Natur durch endlosen Fortschritt.

Der Neoliberalismus begann seinen Triumphgang über die Welt und zerstörte die noch vorhandenen moralischen Grundwerte. Amerikas Kriegseinsätze, unter dem Vorwand demokratischer Missionierung, beschleunigten den Niedergang der Nachkriegsphase.

SPD-Schröder verweigerte sich zwar einem Krieg, doch bei der ökonomischen Erbeutung der Welt wollte er nicht abseits stehen – und schwang sich auf, bei der Inthronisation des hemmungslosen Geldes ein Wörtchen mitzureden. Verloren ging das moralische Gerede von einer sozialen Marktwirtschaft. Privatisiert wurde alles, was nicht niet- und nagelfest war. Die Schwachen wurden noch schwächer, die Industrie der Welt wurde zum Machtkoloss, der den Globus beherrschte.

Hinzu kam die zunehmende Politisierung der Bevölkerung, die in Deutschland seit Jahrhunderten entpolitisiert war. Allmählich durchschauten die Untertanen die Machenschaften der Eliten. Die neu erfundenen sozialen Netze ermöglichten ihnen zudem eine bis dahin nicht vorstellbare Mitsprachemöglichkeit, die, in Ermangelung echter Streitgespräche, in wüste Shitstorms entarten konnte.

Der Kern der Kritik von UNTEN: Ihr seid Heuchler, ständig redet ihr von abendländischen Werten, dabei tut ihr unverhohlen das Gegenteil. Die Untertanen wollten den Schein der Eliten-Rechtschaffenheit in Grund und Boden stampfen.

Kurz: die immer noch gültige machiavellistische Staatsraison – die bei Merkel unter der Maske der Demut immer stärker wurde – wurde mit der „Spießer-Moral“ des „einfachen Mannes“ angegriffen.

Ein CDU-Mann formulierte trefflich:

„Jeder von uns verstößt gegen den Wertekodex, den wir für zeitlos gültig halten. Wenn aber die Werte und Normen insgesamt, die doch auch unser Rechtssystem stützen, wie ein Baukasten mit beliebigen Spielsteinen von der politischen Führung beiseitegeschoben werden, dann entsteht eine Bindungslosigkeit, die uns alle unberechenbar macht.“ (ebenda)

Unberechenbar! Das war der Aufstand einer wieder auferstandenen deutschen Lebensphilosophie, die, im Gegensatz zur Berechenbarkeit westlicher Naturwissenschaften, als „Ungründe“ des Irrationalen, Unbewussten nicht berechenbar und überprüfbar sein wollte.

Die Lebensphilosophen der Gegenaufklärung von Böhme, Hamann, Görres, über Hegel bis zur Gewaltekstase Nietzsches sind zurückgekehrt. Ihr Ziel ist die wortlose Vollstreckung eines göttlichen Willens, der keinem Sterblichen Rechenschaft ablegen muss.

Merkels System ist weder „lesbar“ noch berechenbar. Eine Sprache, die man nicht hat, kann man nicht lesen. Ein rationales System, das man zertrümmert, kann man nicht berechnen. Unberechenbarkeit wird zum Markenzeichen einer Physikerin, die in der Alltagspolitik mit wissenschaftlichen Fähigkeiten brillieren will – unter begeisterter Zustimmung ihrer Edelschreiber, die in Mathematik keine Leuchten waren und nun stolz sind auf eine Mutterfigur, die männliche Kompetenzen zeigt.

Merkel kennt keine Hemmungen, die deutsche Sprache dafür verantwortlich zu machen, dass sie keine Worte findet, ihre tiefe Ergriffenheit bei der Sturmflut zu artikulieren.

Von allen Seiten wird die deutsche Sprache in die Mangel genommen. Experten können ihre genialen Erkenntnisse nur noch mit amerikanischen Begriffen auf den Punkt bringen. Mit der rasanten Entwicklung der Moderne kommt die deutsche Sprache nicht mehr mit. Sie ist „Old School“. Merkel, die Engelgleiche, verachtet die babylonische Sprachverwirrung unter den Menschen. Träumt sie von der reinen Sprache des Himmels?

Man könnte die berechtigte Frage stellen: wer wen? Hat Merkel die Deutschen verführt oder vice versa: hat sie den westdeutschen Braten gerochen und sich listig angepasst, weil es ihrem eigenen Kalkül entsprach? Gab es etwa eine prästabilierte Harmonie zwischen Ost- und Westdeutschland?

Der lutherische Glaube war ohnehin das Erbe Gesamtdeutschlands. Luther verdammte die Moral als eitle Werkgerechtigkeit. Gott hat fröhliche Sünder lieb. Sündige tapfer, deutscher Untertan, dein Erlöser wird dir alles vergeben, wenn du niederkniest und Ihn anbetest.

Aber auch der Marxismus war in gleichem Maße moralfeindlich wie der westliche Neoliberalismus.

„Das Grundproblem der Wirtschaftsethik besteht darin, dass der für Marktwirtschaften typische Wettbewerb für moralisch motivierte Vor- und Mehrleistungen Einzelner, die zu Kostenerhöhungen oder Gewinneinbußen führen, keinen Raum lässt. Moral und Wettbewerb scheinen sich im Handlungsvollzug auszuschließen.“ (Gabler, Wirtschaftslexikon)

Diese amoralischen Grundprinzipien gelten nicht nur für Deutschland, sondern auch für die EU. Jeder, angeblich in Solidarität verbundene, Staat Europas ist gnadenloser Konkurrent jedes anderen. Die oberste Norm lautet: no bail out, kein Beistand zwischen Verbündeten.

Für den Marxismus, den die Pastorentochter als unvollendeten Heilsgeschichtsglauben betrachtete, gab es nichts Abscheulicheres als den „utopischen Sozialismus“, der mit Moral den Kapitalismus überwinden wollte.

Moral gab es für Marx nur als Wolkenkuckuckstraum im Reich der Freiheit, der am Sankt Nimmerleinstag nicht vom Himmel fallen, sondern aus den materiellen Urgründen zur Erde aufsteigen würde. Bis dahin galt das eherne Gesetz des von Marx bewunderten amoralischen Kapitalismus:

„Die Gewalt ist die Hebamme jeder gebärenden Gesellschaft“ (das war der absolute Kontrapunkt zu Sokrates, aber im Einklang mit dem Erlöser: ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.). Hier ist keine falsche Gefühlsseligkeit am Platze. Elend und Leiden sind unentbehrliche Triebfedern der Entwicklung. Wenn man die Sklaverei, die Hörigkeit, die Expropriation der Handwerker durch die Kapitalisten hätte verhindern können, so wäre mehr Übel als Gutes daraus entstanden. Jeder Zustand bringt gewisse unglückselige, aber für das Kommen der höheren Formen unentbehrliche Bedingungen mit sich. Deshalb würden die Reformbestrebungen der bürgerlichen Philanthropen und ihre Predigten vom sozialen Frieden verderblich sein, wenn sie Erfolg hätten. »Ohne Antagonismus kein Fortschritt«.“ (Gide, Rist)

Marx übernahm die Grundformel der christlichen Heilsgeschichte: kein Fortschritt ins himmlische Reich auf Erden ohne Motor des Bösen. Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Mephistos Motiv ist die Grundüberzeugung des gesamten christlichen Abendlands. Ohne Satan, den bösen Knecht, kann Gott nichts Gutes schaffen. Das ist Merkels Glaubensdogma Nummer eins.

Die deutsche Einheit vollzog Merkel auf ideologischer Ebene. Zu ihrem Erstaunen stellte sie fest, dass es keine tieferen Gegensätze gab. Die nach außen feindlichen Brüder waren im Herzen einig. Die Einheit vollzog die Kanzlerin als dialektische Harmonie von Ost und West. Nun konnte die Wirtschaftslok mit Volldampf der Zukunft entgegenfahren.

Über Machiavelli wird in Deutschland nicht gesprochen. Doch jeder Politiker will ihn gelesen haben, sagt Historiker Münkler, der Merkels gutes Gewissen beim machiavellistischen Tun unterstützt:

„Und weil das so ist, lebt der Machiavelli natürlich heute auch, also nicht nur, weil die Politiker ihn Tag und Nacht lesen, was, ich glaube, sie gar nicht tun, sondern weil die Korona der Beobachter natürlich den Machiavelli im Kopf haben und sich ab und zu ein bisschen mehr Machiavelli wünschen, aber dann auch wieder im Gestus der Empörungen jemandem vorhalten, er sei ja ein Machiavellist.“ (Deutschlandfunk-Kultur.de)

Natürlich unternehmen deutsche Machiavellisten alles, um ihren großen Paten zum kühl kalkulierenden Interessenvertreter zu verharmlosen.

Auch die Medien sind praktizierende Machiavellisten, wenn sie sich weder mit der guten, noch mit der bösen Sache gemein machen. Jenseits von Gut und Böse ist die Formel Nietzsches für seinen planetarischen Machiavellismus.

Sie alle werden Bertrand Russells Einschätzung des Italieners ungern zur Kenntnis nehmen:

„Machiavelli hätte Hitlers Reichstagsbrand, der Reinigung seiner Partei im Jahre 1934 und seinem Treuebruch nach München Beifall gezollt. Il Principe lehnt ausdrücklich die anerkannten Moralgesetze ab. Wenn ein Herrscher immer nur gut sein würde, wäre er verloren. »Freilich ist es nötig, dass man diese Natur geschickt zu verhehlen versteht und in der Verstellung und Falschheit ein Meister ist. Denn Menschen sind so einfältig und gehorchen so sehr dem Eindruck des Augenblicks, dass der, der sie hintergeht, stets solche findet, die sich betrügen lassen. Ein Fürst braucht also keine Tugenden zu besitzen, muss aber im Rufe davon stehen.«“ (Philosophie des Abendlandes)

Die Deutschen sind ideale Untertanen machiavellistischer Politiker. Was mit religiöser oder schein-wissenschaftlicher Kompetenz auftritt, hat bei ihnen schon gewonnen.

Merkel hat die geniale Leistung vollbracht, eine machiavellistische Politik in christlicher Intonation zu zelebrieren. Das schließt sich keineswegs aus. In beiden Fällen handelt es sich um Botschaften der Macht mit amoralischen Antinomien.

In wenigen Monaten geht Merkels Amtszeit zu Ende. Sie hat es geschafft, ihre Politik in „unlesbarer“ und unberechenbarer Manier zu vollstrecken. In allen Bereichen verfällt und verkommt ihr Obrigkeitsstaat zu einem „failed state“.

„Ohnehin glaubt sie nur an die Vorläufigkeit aller Systeme. Auch das vom Westen geprägte System der deutschen Demokratie, so ihr Eindruck, muss überwunden werden.“ (Höhler)

Dieses Misstrauen in die Demokratie vertrüge sich tatsächlich mit ihrer Bewunderung des hocheffizienten totalitären China.

Kein Tag ohne neue katastrophale Fehlleistung. Was stand heute auf dem Programm des Grauens?

„Es gibt jedoch eine weitere Episode in ihrer Karriere, die nicht nur die nächste Regierung, sondern womöglich ganze Generationen belasten wird: ihre Sozialpolitik. In einem der wohlhabendsten Länder der Erde, das der Legende nach immer wohlhabender geworden ist, müssen immer mehr Personen in Armut leben, allen voran Kinder und alte Menschen. Unter armutspolitischen Gesichtspunkten kann man das Ergebnis nur als verheerend bezeichnen. In Deutschland lebt fast jedes vierte Kind oder Jugendlicher in Armut.“ (SPIEGEL.de)

Merkel hinterlässt eine allseits ramponierte, untergründig immer ängstlicher und hoffnungsloser werdende, moralisch verkommene Nation, die einer schrecklichen Zukunft wehrlos entgegengeht: eine civitas diaboli, reif für den Untergang.

Und nun das Wunder: als vorbildlichste und beliebteste Kanzlerin der Deutschen, als mächtigste Frau der Welt, wird sie in das Buch der Geschichte eingehen.

Fortsetzung folgt.