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Natur brüllt! XXXV

Tagesmail vom 24.11.2023

Natur brüllt! XXXV,

Wächst die Welt zusammen – wenn sie gemeinsame Probleme hat?

Oder ist sie dabei, ihre Probleme so gewaltig und unlösbar zu potenzieren, dass bald Schluss sein wird mit dem Weltentheater?

Zuerst kam die christliche Religion im Reigen der abendländischen Konflikte: welche steht dem Himmel am nächsten: Rom, Wittenberg oder Genf?

Dann der kolonialistische Wettlauf, der wirtschaftliche und technische Fortschritt? Wer wird Sieger in der Konkurrenz um die irdische Herrschaft?

Wer ist zuerst im Weltraum und wird den Thron des Universums besteigen?

Wer wird zum Gesamtsieger über die Natur? Die Sanften oder Rabiaten, die Bescheidenen, Unersättlichen, Endlichen, Genügsamen oder die gehetzten und maßlosen Zukunftsstürmer?

Wer bestimmt das Ziel der Geschichte? Die Rationalen, Guten und Vorsichtigen oder die Risikospieler und Alleswagenden?

Wer wird demnächst Regie führen über die Erde: die Wahren, Guten und Schönen oder die gesichtsverzerrten Berserker?

Dann das Weltproblem der Naturerrettung: wird es den Völkern des Weltparlaments gelingen, die Natur so zu bewahren, dass wir gemeinsam überleben werden?

Oder ist der drohende Weltkrieg die Furcht vor dem kollektiven Suizid?

Die Rettung der Natur ist abgesagt. Übermächtige Naturbeherrscher haben es wieder geschafft und lachen schallend über ohnmächtige Froschliebhaber und Waldanbeter?

Sie setzen sich in ihre Raketen und gründen etwas Neues im Unendlichen – so glauben sie. Und wenn doch nicht, haben sie die Welt eigenhändig verunstaltet.

Der Geschichte willkürlich ein Ziel geben: ist das nicht wie dem Unendlichen ein Ende diktieren? Und nun, kurz vor dem möglichen Ende auch noch das jüdische Problem.

„Wenn ein Jude die Frage stellt: „Warum liebt man uns nicht?“ antwortet seit alters die jüdische Lehre: „Weil wir schuldig sind.“

Würde jemand fragen, warum das so sei, so könnte ich an dieser Stelle nur hinweisen auf die schreckliche Tatsache, dass die jüdische Geschichte durch fast dreitausend Jahre nur eine Leidensgeschichte gewesen ist. Und zwar eine Geschichte hoffnungsloser, unablösbarer Leiden.“ (Theodor Lessing, Der jüdische Selbsthass)

„Mit der Auffassung seiner Leiden als einer Strafe ist dann freilich schon der Ansatz zu dem Phänomen „Selbsthaß“ gegeben.

Es ist nun eine der tiefsten und sichersten Erkenntnisse der Völkerpsychologie, dass das jüdische Volk das erste, ja, vielleicht das einzige Volk war, welches die Schuld am Weltgeschehen einzig in sich selber gesucht hat.“

„Wenn andere Völker fragen: „Warum ist der Jude unbeliebt?“ können sie antworten: „Er sagt es selber. – Er ist schuldig.“

Hinter der als Antisemitismus bezeichneten Erscheinung … steht also nicht allein der böse Wille, der nationale Egotismus, oder der Neid und Hass des völkischen Wettbewerbs. Es steht ein Gesetz dahinter. Ein Gesetz der „Sinngebung des Sinnlosen“.“ (ebenda)

Wenn ich einem Sinnlosen Sinn verleihe – ist dann das Sinnlose verschwunden? Oder blamiere ich mich, weil jede Sinngebung am Sinnlosen scheitern muss?

Gäbe es keine Menschheit auf Erden – wäre die Existenz des Planeten ohne Sinn? Oder ist er angewiesen auf eine Gattung, die ihm nachträglich Sinn verleiht?

Nehmen wir an, die Menschheit würde sich zusammen in die Luft sprengen: was würden spätere außerplanetarische Aliens über die Erde sagen?

Was für ein belangloser Himmelskörper? Was muss sich hier an Tragischem ereignet haben, dass überall Spuren von Wesen zu sehen sind – die Wesen selbst aber alle verschwunden?

Fragen wie Lessing stellt heute niemand mehr. Was will Netanjahu? Was soll der wollen, außer Macht – bis sein messianischer Herr kommen und ihn vor aller Welt auszeichnen wird?

„Was erwartet die Welt, dass wir Juden tun?“ „Müde all der Unsicherheit und Ungewissheit hat das älteste unter den Erdenvölkern versucht, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Aber wenn kein Geschäft mehr mit den Juden zu machen ist, dann lässt man sie fallen.

Die übermächtigungssüchtigste Erdausnützergewalt, die englisch-amerikanische, wird auch das Judentum opfern für das erstbeste Kolonial- und Expansionunternehmen.“

Das schrieb der Verfasser im Jahre 1930. Hitler war noch eine Randfigur. Versteht man, dass der Westen an einem jüdischen Volk nicht sonderlich interessiert schien – und die Vernichtung desselben einem hergelaufenen Raubritter überließ?

Heute wollen die Zionisten mit aller Gewalt ihrem ewig schuldigen Schicksal enteilen – indem sie der Welt zeigen, dass sie die besten Waffen, die genialsten Techniker und die erfolgreichsten Start-ups ins Spiel bringen.

Vor dem Krieg waren sie noch tiefe Grübler, religiöse und weltliche Denker.

„Es ist nun eine der tiefsten Erkenntnisse der Völkerpsychologie, dass das jüdische Volk unter allen Völkern das erste, ja vielleicht das einzige Volk war, welches die Schuld am Weltgeschehen einzig in sich selber gesucht hat. Der Mensch muss glauben, dass das Schicksal mit ihm eine besondere Absicht habe. »Wen Gott liebt, den züchtigt er.«“

Hat Israel alle Schuld der Welt – wie später der Heiland der abgefallenen Christen – auf sich genommen, um am meisten geliebt zu werden?

Gottes meistgeliebtes Volk muss am meisten leiden, um seine Ausnahmestellung vor aller Welt zu beweisen?

Leiden ist Lieben? Dann wären die schlimmsten Leiden wie der Holocaust eine schreckliche Art des Geliebtwerdens? Dann wären die Deutschen gar keine Bösen, um den Auserwählten zu schaden, sondern – wie Judas, der Verräter Jesu – nur ein Werkzeug Gottes, um seine Liebe an seinem Volk zu erweisen?

Die Deutschen müssten geradezu geehrt werden, weil sie den Schein des Bösen auf sich nahmen, um den Juden Böses – also Gutes – anzutun?

Ist das der Grund, warum Juden heute in Deutschland so enttäuscht sind von der kalten Reaktion der Deutschen wegen des Hamas-Terrors? Sie wollen von bekehrten Bösen in die Arme geschlossen, verstanden und geliebt werden? Und nichts davon geschah?

„Der Jude steht draußen. Sein Held war: der Dulder. Wie kommt es, dass alle Menschen sich selber lieben und nur der Jude liebt sich so schlecht? Warum denn soll er sich erhalten, da er sich nicht liebt?“

„Drei Antworten: a) Es ist möglich, dass just der fehlhaft Geborene zum Weltrichter wird. Er wird Zuchtmeister, Eiferer; Sittenforderer, Bußprediger. … Dieser Moralismus martert die Nächsten (die zugleich die Fernsten sind) mit erhabenen Forderungen, die sie nicht erfüllen können. Ja, die in den meisten Fällen selbst der Prophet nicht erfüllt.

b) Du wirst dein eigener Richter und Henker. Du zeigst dem Freunde, wie du verwundbar bist. Unseliger! Er wird dich eines Tages morden mit den Waffen, die du ihm selber gabst. Sei Menschenschinder und die Menschen werden dich verehren. Sei Wüterich und sie werden dich ehrlich lieben. Aber mache dich zum Lamm, und die Wölfe werden dich fressen.“

c) „Du wirst einer von den anderen und wirkst fabelhaft echt. Du bist tot. Mit deinem Zwiespalt bist du gestorben. – So wären denn alle Wege vergeblich. Was soll geschehen?

Liebe dein Schicksal. Folge deinem Schicksal – auch in den Tod. Getrost durch alle Höllen unsres menschlichen Ichs gelangst du immer wieder in den Himmel deines Selbst. Zu deinem ewigen Volk.“

Die Tragödie ist das beste, was dir passieren kann. Am Ende aller Dinge aber wird der ans Ziel gelangen, der seine Freunde verkommen lässt. Wer das letzte Wort haben wird, hat gewonnen.

Nun, von der Vorkriegsgeschichte des Juden zur Nachkriegsgeschichte des Staates Israel:

Deutschland ist blind gegen die völkerrechtswidrigen Maßnahmen Israels. „Sollte sich etwa die abstrakte Solidarität mit einem völkerrechtlich verkommenen und verbrecherischen Israel als eine psycho-ideologisch motivierte Entlastung der historischen Schuld erweisen?“ fragt Moshe Zuckermann, der bei Adorno Philosophie studierte, in seinem Buch „Der allgegenwärtige Antisemit.“

Warum kann Deutschland die Situation in Israel nicht einschätzen? Weil es Politik nicht von Opfer-Theologie unterscheiden kann. Zudem kann man sich hierzulande kein reales Bild vom Lande machen.

Man weiß nicht, dass die Linke längst zugrunde gegangen ist, die Rechte überall das Sagen hat.

„Zum anderen erhält das sich zunehmend faschisierende rechte politische Lager starken Rückenwind durch die Präsidentschaft Trumps. Nur deshalb ist es Netanjahu möglich, seine Macht – trotz schwerster Korruptionsvorwürfe – fast unangefochten auszubauen, dabei auch jegliche Berührungsängste mit Faschisten skrupellos fallen zu lassen. Unter Netanjahu gerinnt Israels Realpolitik zur perfidesten Form opportunistischer Zweckrationalität.“

Die Hamas wurde hierzulande vor allem als Feind betrachtet – um Netanjahu einen Gefallen zu tun.

„Die Hamas ist ein Resultat israelischer Okkupationspolitik; und Israel wünscht sich die Hamas genau so, wie sie ist, um weiterhin ungestört Okkupationspolitik zu betreiben.“

Die BILD als gehorsame Boulevard-Stimme für Netanjahu und gegen die Palästinenser, ätzt unflätig gegen den Feind und behütet kritiklos den angeblichen Freund. Wer solch einen Freund hat, braucht keinen Feind mehr. BILD schaut bewegungslos zu, wie Israel unter die Räder kommt. Kein Wörtchen der Kritik, um den Freund ins heilsame Nachdenken zu bringen. Diese Freundschaft ist der hinterhältigste Antisemitismus, der seinen „Freund“ unter die Räder kommen lässt.

„Wann hat sich die BILD je hervorgetan, die Politik Israels zu kritisieren? Die mehr als fünfzig Jahre währende Besatzung mit all ihren menschen- und völkerrechtswidrigen Übertretungen und brutalen Verbrechen?

Das Nationalitätengesetz offenbart ganz unverhohlen, dass Israel nicht schon längst ein Apartheidstaat, sondern auch rassistisch ist, da es ein Fünftel der Bevölkerung offiziell zu Bürgern zweiter Klasse werden lässt.“ So viel zur „einzigen Demokratie in Nahost“.

„Durch all dies offenbart sich letztlich, dass Israel keine Demokratie ist und dass es mit dem hochgehaltenen Shoah-Andenken nur instrumentell umzugehen vermag.“

Was hat Theodor Lessings Selbsthass-Analyse des Juden mit einem Staat zu tun, der andere Völker nicht lieben darf, weil er sich selbst nicht liebt – um einst eine enorme Rolle in der Weltpolitik zu spielen? 

Fortsetzung folgt.