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Natur brüllt! LXV

Tagesmail vom 15.03.2024

Natur brüllt! LXV,

Weltrevolution!

Eine Weltrevolution der Frauen!

Nur Frauen sind friedensfähig – und mutig genug, allen Putins, Trumps und Xis dieser Welt entgegenzutreten.

Feminismus als gleichberechtigte, zweite Männerhorde? Das würde nur die Männergewalt der bereits herrschenden Maschinenwelt verdoppeln.

Wer wissen will, wie die Welt in Kürze aussehen könnte, schaue nach Haiti:

„Haiti steckt seit Jahren in einer schweren Krise, zu der neben Bandengewalt auch politische Instabilität und wirtschaftliche Not gehören. Im Sommer 2021 ermordete ein Killerkommando Jovenel Moïse, den letzten gewählten Präsidenten Haitis. Seitdem wurden keine Wahlen abgehalten, Haiti hat derzeit weder einen Präsidenten noch ein Parlament. Bewaffnete Banden sind seitdem ein immer größerer Machtfaktor im Land.“ (SPIEGEL.de)

Man übertrage Haiti auf Weltverhältnisse – und wird mit Leichtigkeit herausfinden, wie in den nächsten Dezennien die Welt ins Schleudern kommen könnte.

Wenn Frauen den Männern nicht das Ruder aus den Händen reißen werden, können wir in Kürze einpacken.

Wie ergreifend im Fernsehen der Bericht einer jungen ukrainischen Mutter war, die mitten im Chaos des Kriegs nicht ihre Menschlichkeit verlor und sich, zusammen mit ihrem Kind, nach Deutschland durchschlug!

Hier erschauern deutsche Moralverächter – wie bei Nachrichten aus dem Nahen Osten, wo Mütter, Kinder und Alte geschändet und zerstückelt werden – doch im eigenen Land lästern sie über jede moralische Leitlinie, die den Menschen den Weg in den Frieden bahnen könnte.

Nur wenn Humanität zum Prinzip der allgemeinen Völkerpolitik wird, können wir demnächst in wilden Freudentaumel ausbrechen und die letzte, aber friedliche Epoche der Menschheitsgeschichte zu feiern beginnen.

Weltrevolution!

Weltrevolution der Frauen!

Es reicht mit dummen Männern. Sie lernen es nicht, im Gegenteil, täglich verschlimmern sie alles. Die ganze Zeit mitten in stinkenden Sintfluten an Mammon, und jetzt beginnen Kanonen und Kalaschnikows die Ruhe der Natur zu zerreißen.

Wenn von bedingungsloser Gewalt die Rede ist, fällt auch bald der Name Machiavelli. Der Italiener wird dafür angeklagt, dass er die Gewalt von allen moralischen Bedenken befreit habe.

„Nur Montesquieu sah in ihm einen Denker der Demokratie, durchweg aber galt er als Lobredner der Tyrannei. Ab der Romantik wurde er in Deutschland zum Vorläufer des Faschismus. Erst nach 1945 kehrte die Verwerfung Machiavellis zurück. Er sei wertblind gewesen – dabei dachte man an die NATO. Die Trennung von Moral und Politik gilt seither als eine Grundgegebenheit des Denkens Machiavellis.“ (K. Flasch, Das philosophische Denken im Mittelalter)

Heute versteckt sich der Machiavellismus hinter den Gesetzen der Demokratie. Weshalb der Kampf um Verbesserung der Verhältnisse immer ein Nachweis ist, mit legalen Mitteln das Illegale und Eigensüchtige zu befördern. Demokratien werden immer mehr zu Attrappen „des Naturrechts der Starken“, dessen Prinzip lautet: Ich vernichte die Überflüssigen und Schwachen, so viel ich kann.

Dem Begriffe nach sollte jede Demokratie vom Willen beseelt sein, die Schwachen zu stärken und die Erfolgreichen zu schwächen. In Wirklichkeit ist es exakt anders rum. Die Armen bleiben arm, ja, werden immer ärmer – im Vergleich mit jenen, die immer mehr den Reichtum der Gesellschaft absahnen, am liebsten in der Pose der Heilande und Almosengeber.

Moderne Gesellschaften wurden zu Lügenmaschinen, die sich am liebsten den Mantel der Natur- und Menschenfreundschaft umwarfen.

So wurden die Staaten zu professionellen Bigotteriemaschinen. Was sie sagen, tun sie nicht, was sie tun, sagen sie nicht.

Um ihre Heranwachsenden nicht zu erfolgreichen Kritikern zu erziehen, werden sie zu Wirtschaftslügnern erzogen. Das nötige fachliche Wissen dient nur dazu, die Gesellschaftsmaschinen in Bewegung zu halten – was sie Berufsintelligenz nennen.

Die besten Absolventen haben zugleich die besten Chancen, in die Führungsschicht der Betrüger aufzusteigen.

Wo und wann begann die Verwilderung dieser sogenannten religiösen Kultur?

In Grimmelshausens phänomenalem Buch „Der abenteuerliche Simplicissimus“ finden wir interessante Spuren.

„Nach dem Tod seines Erziehers, des Eremiten, gelangt Simplicius nach Hanau; der schwedische Stadtkommandant nimmt ihn als Pagen zu sich, da der Junge in seiner Unschuld „jedem die Wahrheit so ungescheut sagt“, und die Verhältnisse unmittelbar an den christlichen Geboten misst, wird er in einer vorgegaukelten Höllenzeremonie zum Narren erkoren und in ein Kalbsfell gekleidet …“ (Kindlers Lexikon)

Mit anderen Worten: solange die Kinder „unschuldig“ sind, werden sie mit heiliger Moral indoktriniert. Dann werden sie in die Gesellschaft geschleudert und werden nie verstehen, warum sie sich lebenslang als Betrüger vorkommen müssen.

Denn dass die Moral, die man ihnen verpasste, gar nicht so rein ist, das haben nicht mal jene verstanden, die sie ihnen einbläuten.

In ihrer „Unschuld“ waren die Menschen von der Reinheit ihrer Kinderstubenmoral überzeugt. Das genügte. Heute wird niemand mehr – außer den Frommen vor allem in Amerika, Israel und in den muslimischen Staaten – auf die Idee kommen, logische Reinheit mit der Antinomie des göttlichen Wortes in Verbindung zu bringen.

Erst allmählich wird die antike Logik zum obersten Vernunft-Richter alles Irdischen, auch der heiligen Schriften. Wie jedoch kann ein sich ständig widersprechender Gott zum obersten Vertreter der logischen Reinheit werden?

Der klaffende Widerspruch zwischen heiligen Schriften, die man wörtlich nehmen sollte, und „machiavellistischen“ Betrügereien, ist ein Grundübel der Gegenwart, die zwar auf eine logisch exakte Naturwissenschaft stolz ist, gleichzeitig aber ein immer undurchdringlicheres Gewirr an Widersprüchen und unauflösbaren Konflikten mit sich schleppen muss.

Sie verweisen stolz auf die empirische Klarheit und logische Reinheit ihrer Naturwissenschaften – um mit ihnen das Chaos ihrer Politik zu begründen. Die Naturwissenschaftler selbst merken nicht den internen Widerspruch, dass sie mit den Resultaten ihrer vorzüglichen Forschung auf keinen Fall das wüste Feld der Realität verteidigen dürften. Das ist der Grund, warum selbst in den ökologischen Fachgebieten immer noch viel zu wenige Experten sich in die Alltagspolitik einmischen.

Grimmelshausen schrieb in der Barockzeit – als die Ergebnisse der jungen Naturwissenschaften langsam über die Alpen nach Deutschland krochen. Friedrich der Große, ein glühender Verehrer Voltaires, entdeckte die „moralische Lücke“ bei Machiavelli und schrieb einen leidenschaftlichen Antimachiavell.

Doch im täglichen Einerlei seiner politischen Leidenschaften erkannte er schnell, dass dies mit tugendhafter Reinheit nicht geht – und er näherte sich unvermeidlich dem Realismus Machiavellis.

Dieser berief sich auf den antiken Historiker Thukydides, der zwar die Moral der antiken Philosophen theoretisch für richtig, praktisch aber für undurchführbar hielt.

Fast zwei Jahrtausende mussten vergehen, ehe Machiavelli den Widerspruch zwischen Realität und Idealität bemerkte und zugunsten der Realität entschied.

Nicht alles, was selbst die idealsten Menschen für richtig hielten, konnten sie eins zu eins übernehmen. Was im platonischen Himmel möglich war, war es noch lange nicht in der düsteren Realität.

Auf diese unaufhebbaren Widersprüche hinzuweisen, war das Werk Machiavellis – in wildem Aufbegehren gegen die unerfüllbaren moralischen Forderungen der Kirche.

Erst Fichte wagt es 1807, den Machtgedanken Machiavellis in seine nationalistische Philosophie einzubauen.

Dahlmann, ein Abgeordneter im Frankfurter Parlament, nannte die deutsche Form des Machiavellismus „Realpolitik“. Wenn schon das Ganze nicht moralisch sein konnte, sollte es wenigstens so machtförmig wie möglich sein. Die deutsche Real- oder Machtpolitik musste das mangelhaft Moralische durch übermäßige Macht ausgleichen.

Die brutale Gewaltpolitik der Nazis war die Kompensation einer Nation mit Minderwertigkeitskomplexen. Denn das Böse gibt es nicht. Ergo muss das scheinbar Böse psychisch entlarvt werden. Das mindert nicht die Schuld der Bösen, aber ermöglicht es, es aus menschlichen Motiven abzuleiten. Das Böse ist die Summe einer lebensfeindlichen jugendlichen Erziehung.

Zurzeit erleben wir den sinnlosen Versuch, mit Polizeimaßnahmen den Antisemitismus der Deutschen zu minimieren.

Erstens geht es vor allem um Hass gegen die palästinenserfeindliche Landraubpolitik der israelischen Ultras.

Zweitens sind äußere Handlungen interpretationsbedürftig. Niemand kann in das Innere eines Menschen schauen. Äußerliche Indizien verweisen nur auf Möglichkeiten, beweisen aber keine Wirklichkeiten.

Was vor allem nötig wäre, um die Spuren des Antisemitismus aufzudecken, wären Kenntnisse über die christliche und jüdische Religion. Außer ihrem Auto kennen die Deutschen nichts – was nicht bedeutet, dass sie unschuldig wären. Aber in welchem Maße sie wirklich antisemitisch sind oder nicht sind, das ergäben nur präzise historische und dogmatische Untersuchungen.

Die deutsche Realpolitik wurde zur Grundlage der Bismarckzeit:

„Die Bahn der Macht ist die einzige, die den gärenden Freiheitstrieb befriedigen und sättigen wird – denn es ist nicht bloß die Freiheit, die der Deutsche meint, es ist zur größten Hälfte die Macht, nach der es ihn gelüstet.“

Treitschke endlich machte das Fass voll und erklärte, „dass das Wesen des Staates zum ersten Macht, zum zweiten Macht und zum dritten nochmals Macht ist.“ (alle Zitate in A. Rüstow, Ortsbestimmung der Gegenwart, Bd. 3)

Warum wir zurzeit nicht die geringste Ahnung von – militärischer – Machtpolitik haben, ist damit klar: wer so lange aus vollen Kanonen schoss, um sein böses Werk zu vollbringen, der verfällt nach seiner blamablen Niederlage ins Gegenteil, um seine Reue zu zeigen.

Dabei vergisst er: es gibt nur einen Beweis der korrektiven Selbsterkenntnis: dass man seine Vergangenheit ausgegraben und verstanden hat.

Den Höhepunkt des deutschen Machiavellismus finden wir bei Hegel, dessen schwäbisches Gottesvertrauen den Satz hervorbrachte:

„Was vernünftig ist, das ist wirklich, und was wirklich ist, das ist vernünftig.“

In preußisch: es gibt nichts auf der Welt, das von einem perfekten Schöpfer stammt und selbst nicht perfekt sein kann: selbst das nichtperfekt-Scheinende. Ein ungeheurer Satz eines perfekt Gläubigen. Zwar gibt es das Böse, aber das Böse ist nur zum Schein böse. In Wirklichkeit ist das Böse die Motivation des Guten.

Daraus entnahm Goethe die Idee des Mephisto, der über sich sprach: Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.

Die deutschen Denker, Vorfahren von Trump, haben das Böse abgeschafft. Alles, was sie tun, ist eine Frucht des Weltgeistes ohne geringsten Defekt.

Für sie war es kein Widerspruch, direkt neben Auschwitz ein hübsches Gärtlein mit einem innigen Familienleben zu zelebrieren.

Hegels Definition seiner dialektischen Philosophie (seiner widerspruchsvollen, gleichwohl jeden Widerspruch harmonisierenden Philosophie) ist, nach Hegel, „die Wahrheit, die in der Macht liegt“: sie befreit die Politik von den Satzungen der gewöhnlichen Moral – und von den idealen Ansprüchen der Individuen.“ (Meinecke, Die Idee der Staatsraison)

Mit anderen Worten: es gibt nichts in der Welt und sei es noch so bösartig und verkommen, das nicht in sich zugleich göttlich und vollkommen wäre. Warum hast du die Menschen so bösartig drangsaliert und vernichtet, du Bösewicht? Weil ich es konnte.

Hegel, der Schwabe, war der philosophische Vorläufer des Pfälzers Trump. Das ist die Grundlage des westlichen Christentums. An unseren bösen Taten sind wir alle unschuldig.

Stöckers neues hervorragendes Buch: „Männer, die die Welt verbrennen,“ bestätigt die Schuldlosigkeit jener Schurken, die gar keine sind. Auf der einen Seite verderben sie sehenden Auges die intakte Natur, um sich an Öl, Gas und anderen kostbaren Naturstoffen zu vergreifen und obszönen Profit zu machen. Was machen sie mit dem endlosen Gewinn? Macht anhäufen. Was wollen sie mit der Macht? Wissen sie nicht. Sie tun es, weil sie es können.

„Sehenden Auges facht diese Gruppe eine Katastrophe an, ohne dass wir, die große Mehrheit, uns dagegen wehren. Es ist ein Netzwerk aus real existierenden Verschwörungen, die durch gemeinsame Interessen und Ziele verbunden sind. Diese Interessen und Ziele stehen im Widerspruch zum gesicherten gesunden Fortbestand der menschlichen Zivilisation.“

Widersprüche? Gibt es keine im Hegelianismus der korrupten Welteliten. Denn: alles wird gut.

Wie widersetzen wir uns diesem maskulinen Größenwahn?

Mit einer Weltrevolution der Humanität!

Mit der Weltrevolution der Frauen!

Fortsetzung folgt.