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Natur brüllt! LXIX

Tagesmail vom 29.03.2024

Natur brüllt! LXIX,

„Oh Welt, sieh hier dein Leben,

am Stamm des Kreuzes schweben,

dein Heil sinkt in den Tod.“

Am Karfreitag stirbt die Welt – mit ihrem Erlöser.

An Ostern aufersteht der Erlöser – und wird Herr der Welt.

Welcher Welt? Ist sie nicht gestorben?

Brauchte der Erlöser die sterbende Welt, um scheinbar zu sterben, in Wirklichkeit aber ewig zu leben?

Wir Menschen wären dann die Erlöser des Erlösers – durch unseren wirklichen Tod?

„Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen,

Daß man solch ein hart Urteil hat gesprochen?

Was ist die Schuld, in was für Missetaten

Bist du geraten?“

Soll das eine Frage sein? Eine seriöse?

Oder sind wir schon in Oberammergau?

Die ganze Welt weiß: Jesus kennt keine Schuld.

Das harte Urteil ist ein Scheinurteil,

um über die Menschen ein wirkliches Urteil zu fällen?

Paul Gerhardt merkt es gelegentlich:

„Du bist ja nicht ein Sünder wie wir und unsere Kinder,

von Übeltaten weißt du nicht.“

Unsere Kinder müssen auch dran glauben,

auch sie müssen schuldig sein, obwohl sie es nicht sind?

Nur weil Du Golgatha inszenieren musst

mit Dir als grandiosem Hollywood-Opfer,

das uns zwei Stunden lang das Herze bricht?

Dann zurück in die schöne Welt,

die nichts mit Dir zu tun hat?

Die schöne Welt ist aber gar nicht schön,

sie geht tatsächlich zugrunde,

und niemand ist da, der sie rettet?

Du tust nur, als ob Du uns retten könntest,

in Wirklichkeit lässt Du uns verrecken?

Du bist nichts als ein ALS-OB-Erretter und ALS-OB-Erlöser,

der uns eine trügerische Show vorführt?

Ist Schuld eine beliebig übertragbare Sache?

Das irdische Recht muss davon noch nichts gehört haben,

sonst säßen Millionen Unschuldige in den Knästen der Welt, lebenslang an der Stelle ihrer bösen Männer und Söhne, Mütter, die sich schuldig fühlen, weil sie keine guten Mütter und Ehefrauen waren.

Doch plötzlich bist Du der Unschuldige, dem ich meine Schuld auf den Rücken packen kann:

„Du nimmst auf deinen Rücken die Lasten, die mich drücken viel schwerer als ein Stein;

Du wirst ein Fluch,

dagegen verehrst du mir den Segen, dein Schmerzen muss mein Labsal sein.“

Einmal bist Du voller Unschuld von Kindesbeinen an.

Ein ander mal bist Du voller Schuld der ganzen Welt.

Darf ich vermuten, dass Du Gott sein musst,

der nach Belieben machen kann, was er will,

zum einzigen Zweck: die bösen Menschen auf die Knie zu zwingen,

damit sie Dich vor der ganzen Welt anbeten?

Da ich zu trotzig und böse bin, um Deinen Lastenausgleich zu akzeptieren,

steh ich am Ende doppelt schuldig da:

schuldig vor der Welt

und schuldig vor Dir, dem ich nicht gestatte, meine Schuld zu übernehmen.

Vom irdischen Recht, das für immer am Menschen hängen bleibt,

scheinst Du nichts zu halten.

Vor Deinen Augen ist Dein Geschöpf ein ewiger Versager,

es sei denn, Du entmündigst es und machst es zum dummen Kind,

das aber auch nicht unschuldig sein kann.

Du hast keinerlei Achtung vor Deinen Geschöpfen,

die Dir gleich sein sollen.

Eine winzige Minderheit rettest Du in den Himmel.

Die Völkermassen erklärst Du zur Höllenbrut.

Alles taugt nichts, was Du dem Menschen selber eingepflanzt hast.

Am Anfang willst Du alles erschaffen haben,

am Ende vernichtest Du alles,

pardon, Du nennst Dein Vernichten Erneuern.

„Und ich sah einen neuen Hille und eine neue Erde,

denn der erste Himmel und die erste Erde sind verschwunden und das Meer ist nicht mehr. Und er wird alle Tränen abwischen von ihren Augen,

und der Tod wird nicht mehr sein und kein Leid noch Geschrei noch Schmerz wird sein;

denn das Erste ist vergangen.“

Das Erste war nur ein amüsantes hors d`oeuvre, das Zweite wird das Erste ausstechen.

Du scheinst ein Voyeur zu sein und machst Dir ein lockeres Vergnügen aus Deiner Schöpfung.

Menschen sind vor Deinen Augen völlig ungleich,

die einen sind Deine Lieblinge,

die anderen versenkst Du grundlos im Pfuhl: das wird ihr zweiter endgültiger Tod sein.

Du bist alles andere als ein friedlicher Schöpfer:

„Und ich sah den Himmel geöffnet

Und siehe da, ein weißes Pferd und der darauf saß, heißt „Treu und Wahrhaftig“.

Und mit Gerechtigkeit richtet er und führt er Krieg.

Seine Augen aber waren wie die Feuerflamme und auf seinem Haupte waren viele Kronen und er trug einen Namen geschrieben, den niemand weiss.

Und er war angetan mit eine Kleide, das in Blut getaucht war,

Und aus einem Mund geht ein scharfes Schwert hervor, dass er die Heiden damit schlage.“

Nur gut, dass es so viele Heiden gibt auf der Welt, dass sie geschlachtet werden können. Warum muss ein aufrechter Gott seinen Namen verschweigen? Hat er was zu verbergen?

Das ist noch lange nicht alles.

„Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden.

Und es fiel Feuer vom Himmel und verzehrte sie. Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den See des Feuers und Schwefels geworfen –

und sie werden gepeinigt werden Tag und Nacht in alle Ewigkeit.

Und die Toten wurden gerichtet auf Grund dessen, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken.“

Nach ihren Werken? Und nicht nach ihrem Glauben an den gnädigen Erlöser?

Das ganze Gnadenwerk am Kreuz war also Lug und Trug??

Bücher sorgen demnach für messerscharfe Gerichtsurteile, keine gnädigen ErlöserInnen weit und breit!

Würden Christen heute Tests machen, – wie Flüchtlinge aus andersgläubigen Ländern nachweisen müssen, dass sie über die Geschichte der Juden in Mitteleuropa Bescheid wissen –, so würden alle in den Feuersee geworfen.

Wir wünschen viel Gnade und Erbarmen in den Feuerfluten.

Gott, Du kennst nicht die geringste Gnade, Du kennst nur höllisches Theater auf Erden und spielst mit Deinen „Geschöpfen“ wie mit KI-Robotern.

Bleibt uns nur noch eine Frage zu stellen, damit wir nicht irre gehen:

ChatGPT, was sagst du über das ganze Heilsspektakel?

ChatGPT: In der Liga des religiösen Wahns spiele ich nicht. Aber die Adresse deines nächsten Seelsorgers kann ich dir verraten.

Macht’s gut, liebe Schwestern und Brüder. Ein gelungener Tag auf Erden ist immer noch besser als eine misslungene Ewigkeit.

Fortsetzung folgt – am nächsten Freitag.