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Kinder

Hello, Freunde der Kinder,

wer nur hat die Kinder erfunden? Diese moraltriefenden kleinen Monster und Ungeheuer, diese Minispießer im nervenden Charme ihres Kindchen-Schemas?

Da lob ich mir die erbarmungslose Härte der Greise, denen nichts mehr gut genug ist, da sie nicht mehr lange zu leben haben und verbittert auf ihr Leben zurückschauen. Warum sterben Greise, wenn Kinder geboren werden? Sie ertragen es nicht, wenn es eine Zukunft gibt, die ihre Unersetzbarkeit widerlegt.

Die Zukunft gehört den Kindern? – da schauert‘s die Alten, die ihr Leben vermasselt haben. Die Erde, Schauplatz des Bankrotts der Alten, muss vernichtet werden – damit die Jungen keine Beweise mehr haben für die Unfähigkeit der Alten, die Erde zu hüten und zu erhalten.

Die Lebensunfähigen, die Greise, haben das Jenseits erfunden, damit das irdische Corpus delicti sich in Nichts auflösen kann, in jenes Nichts, aus dem es geschaffen wurde. Gott, der Greis aller Greise, muss seine Schöpfung vernichten, damit die infame Lüge und Selbstverblendung seines „Sehr gut“ nicht aktenkundig wird. „Ich will die Menschen, die ich erschaffen habe, vom Erdboden vertilgen.“ So sprechen Greise, die nicht zugeben wollen, dass sie versagt haben.

Warum unternimmt die Menschheit zu wenig, um ihre Zukunft auf Erden zu sichern? Weil sie von Greisen regiert wird. Sie sehen noch agil aus, man soll nicht merken, dass

sie ihren Bankrott-Status-quo verteidigen.

(In der untergegangenen Sowjetunion waren alle führenden Köpfe todkrank, doch nicht mal die engsten Mitarbeiter sollten es bemerken. Gorbatschow konnte nur Parteichef werden, weil alle Vorgänger binnen kürzester Zeit wegstarben. Im Westen sind fast alle führenden Politiker mental längst mausetot, doch es fällt nicht weiter auf: die fortgeschrittene Medizin hält Schwanz und Schnauze, die beiden wichtigsten Körperteile, fit.)

Greise regieren und ruinieren die Welt. Wie viele Greise gibt es unter dem EINPROZENT der Weltbesitzer? Natürlich gibt es einige Jungdachse, die tun, als gehöre ihnen die Welt. Doch sie sind nur Handlanger weniger Greise.

Jesus war solch ein Jungdachs, der sich als Messias vorstellte. Das konnte er nur, weil er sich als Sohn und Statthalter Gottes, des ältesten aller Greise, ausgab, dem er sich widerstandslos unterwarf. Schon als Schöpfergreis versagte Gott, also wollte er sein Sechstagewerk vernichten. Warum wohl war er am siebenten Tag so erschöpft, dass er ausruhen musste? Weil ihm schwante, dass er Mist gebaut hatte. Leute, die auf ihr gelungenes Werk stolz sind, schwappen über vor Energie.

Die gesamte Heilsgeschichte der drei Erlöserreligionen ist eine Beinahe-Vernichtungsgeschichte der Schöpfung. Seit 2000 Jahren schrammt Europa ununterbrochen und haarscharf an der Apokalypse vorüber. Es gibt keine einzige Epoche, die nicht den wiederkehrenden Herrn am Ende des Tunnels erblickt hätte.

Unter deutschen Edelschreibern gehört es zur regelmäßigen Selbstertüchtigung, die schwarzsehenden untergangssüchtigen Deutschen zu dengeln. Dass deren apokalyptische Dauerkultur ihrer Religion entstammt, ist bei den digitalen Tintenklecksern noch nicht angekommen. Kunststück, gehören sie doch selbst zu den koketten Schafen dieser Religion.

Warum tun wir so wenig gegen den Weltuntergang? Weil wir ihn erwarten. Erwarten müssen. Unsere ganze Hoffnung beruht auf dem Abbruch der Geschichte und dem erhofften Untergang – dann die Neuerfindung. Untergehen ist Reinigen. Die Lehre von den letzten Dingen ist die Lehre der Welt-Katharsis. Oh Sinfluten, kommt über uns und waschet uns rein. Oh Feuer vom Himmel, kommet über uns und löst uns auf in Nichts, auf dass wir jungfräulich von vorne beginnen können.

Die Zukunft gehört den Kindern, also müssen wir die Erde für sie bewahren? Warum sagte der Heiland das Wort: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn ihrer ist das Reich der Himmel? Je früher die Kinderlein aufs Jenseits programmiert werden, umso weniger merken sie, dass sie um die Erde betrogen werden.

Die heimtückische Kinderfeindschaft der Erlöser hat System. Kaum geboren, müssen die Kleinsten getauft werden. Warum? Damit sie neue Geschöpfe werden – sie, die gerade als neue Geschöpfe das Licht der Welt erblickten. Neue Geschöpfe sollen neue Geschöpfe werden!!!

Tickt‘s langsam, meine schnellmerkenden Geschwister? Es gibt keinen größeren Hass der Männer als auf das werdende Leben. Wie nannten die US-Flieger im 2. Weltkrieg die erste Atombombe, die sie auf eine japanische Stadt warfen? Little Boy. Little Boy wie der kleine Jesusknabe im Stall von Bethlehem. Welchen Satz sprach Truman, als man ihm den erfolgreichen Abwurf einer Atombombe meldete? Geburt erfolgreich, Kind gesund.

Den von ihnen produzierten Tod nennen die Herren der Schöpfung Geburt, Kind, neues Leben. Sie hassen das Leben, über das sie keine Macht haben. Also muss der Tod das plagiierte Leben der Männer sein. Nur wenn sie eliminieren, was sie kurzfristig produziert haben, fühlen sich Männer kreativ.

Was hieß konsumieren nochmal? „Aufreiben, erschöpfen, vernichten, hinraffen“. Eine Konsumgesellschaft ist eine Vernichtungsgesellschaft. Schnell aus dem Nichts erfinden, schnell im Nichts verschwinden lassen. Weg mit dem alten Schrott, wir müssen die Welt täglich neu erfinden. Zum alten Schrott gehört die uralte Natur, gehören zukunftsträchtige Kinder.

Wenn die Welt untergeht, wer ist am meisten gefährdet im heilsgeschichtlichen Pandämonium der Machos? Das werdet ihr nicht glauben, meine zweifelstarken Geschwister. Also höret das unverfälschte Wort der Schrift:

„Wenn ihr nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung (davon gesagt ist durch den Propheten Daniel), daß er steht an der heiligen Stätte (wer das liest, der merke darauf!), alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Lande ist; und wer auf dem Dach ist, der steige nicht hernieder, etwas aus seinem Hause zu holen; und wer auf dem Felde ist, der kehre nicht um, seine Kleider zu holen. Weh aber den Schwangeren und Säugerinnen zu der Zeit!“ (Matth. 24,15 ff)

Wenn die absolute Katastrophe kommt, müssen schwangere Frauen und Kinder als erste dran glauben. In der Apokalypse entlarvt sich der Urhass der Männer auf die Lebenskompetenz der Frauen am deutlichsten.

Zwischenfrage: darf man solche verstaubten Mythen überhaupt noch ernst nehmen? Man muss sie ernst nehmen. Sie sind geschichtsträchtig gewordene, ritualisierte, das ganze Leben strukturierende Kollektiv-Psychologien. Keine Religion ist eine bloße Erfindung. Was die Menschen erobert hat, entstammt der Urseele der Menschen.

Studieret die Religion und ihr erfahrt, was die Menschen bewegt. Wessen sie bedürfen, wonach sie sich sehnen. Ob die Antworten, die die Religionen geben, allerdings die richtigen sind, darf bezweifelt werden. Erlösungsreligionen sind trügerische und betrügerische Antworten auf echte Fragen der Menschen.

Sage mir, woran dein Herz hängt und ich nenne dir deinen Gott, sagte Doktor Martin Luther. Woran hängt unser bedürftiges Herz? Am Glück und gelingenden Leben auf Erden. Die Religion geht auf unser Bedürfnis ein und leitet es in die Irre. Das Glück der Menschen findet nicht auf Erden statt, sondern im illusionären Himmelreich.

Die zugrunde liegenden Fragen der Religion können gar nicht falsch sein. Wie sonst hätte sie die Menschheit überwältigen können? Die Antworten aber führen die Menschen in die Irre wie eine Bratwurst vor der Nase, die man nie einholt.

Was ist das Geheimnis der weltbesiegenden christlichen Religion? Sie ist unwiderlegbar, also ist sie vollkommen. Glaube und Hoffnung, wenn sie sich auf ein Jenseits beziehen, können nie widerlegt werden. Wenn der Messias in dieser Epoche nicht kommt, tja, dann wird er eben in der nächsten kommen. Nur nicht ungeduldig werden, ihr ungläubigen Thomasse und ThomasInnen.

Wissenschaftliche Theorien müssen widerlegbar sein, hatte Meister Popper gelehrt. Religiöse Theorien müssen unwiderlegbar sein, sonst wären Wissenschaft und Religion ja verwechselbar.

Auch Lukas kennt eine furchterregende Schwangeren-Dystopie:

„Jesus aber wandte sich um zu ihnen und sprach: Ihr Töchter von Jerusalem, weinet nicht über mich, sondern weinet über euch selbst und über eure Kinder. Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in welcher man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht gesäugt haben.“ (23,28 ff)

Das ist der Hass der Männer, der Herren der Erde, der mächtigen Greise auf werdendes Leben, auf Kinder und schwangere Frauen. Die nächsten Generationen könnten Zeugen ihres terrestrischen Versagens sein, also müssen sie aus dem Weg geräumt werden.

Wir müssen die Erde für unsere Kinder bewahren: so können nur Indianer und Naturreligionen sprechen. Nur Indianer haben die Weisheit der Natur und kennen die Abgründe und Perversionen der Weißen, die ihre Völker ermordet haben.

„Wir wissen, dass der weisse Mann unsere Art nicht versteht.
Ein Teil der Erde ist ihm gleich jedem anderen,
denn er ist ein Fremder, der kommt in der Nacht
und nimmt von der Erde, was er braucht.
Die Erde ist sein Bruder nicht, sondern Feind,
und wenn er sie erobert hat, schreitet er weiter …

Als ich Kind war, verstand ich zu geben und zu teilen,

seit ich zivilisiert wurde, habe ich das Teilen verlernt.“

Indianer denken wie Griechen, Griechen denken wie Kinder.

Wie denken Kinder? Eine wissenschaftliche Umfrage teilt uns naseweis mit, was kluge Eltern schon immer wussten: Kinder sind rückwärts gewandte traditionelle Tugendbolde. Sie glauben an Freundschaft, Geborgenheit, Ehrlichkeit, Toleranz, Umweltschutz. Am wenigsten halten sie von Ordnung, Geld und Glauben.

Nun verstehen wir, warum Kinder nicht wählen dürfen. Diese notorischen Gutmenschlein sind völlig wirtschafts- und profituntauglich. Sie hassen unsolidarische Konkurrenz und können bigotte Schwätzer nicht ausstehen. Welche Partei könnten Kinder heute wählen? Nicht mal die Veggie-Grünen, die alle Moral inzwischen verabscheuen, weil sie wirtschaftsschädlich ist. Immer vorneweg unter den Moralhassern der tiefgläubige Katholik Kretschmann und die tiefgläubige Pastorin Göring-Eckart.

Wenn Kinder die Welt regierten, wären alle Probleme in den nächsten 10 bis 20 Jahren gelöst. Vorsicht vor den Kindern.

Versteht man allmählich, welche Mühe Eltern und Erwachsene aufbringen müssen, um ihren Kindern diese trostlos idealistische Moral auszureden und sie in profitgierige BWL-Studenten zu verwandeln?

Das Dogma der westlichen Standard-Pädagogik besteht im bedingungslosen Ausrotten der kindlichen Moral und dem Einbrennen der erwachsenen Unmoral in die Seelen der Heranwachsenden. Das geschieht in der Pubertät, weshalb diese Phase aus biologischen Gründen zur schwierigsten der Jugendlichen ernannt wird, damit man die ideologische Indoktrination der Pubertierenden verleugnen kann. Kind, sei nicht kindisch und blauäugig, in der Welt der Erwachsenen gelten andere Regeln als in deiner Kinderstube.

In der Zeit der Pubertät geschieht es: die kollektive Gehirnwäsche der Kinder, auf dass sie die Welt der gebrochenen Erwachsenen nicht mehr in Frage stellen.

Ungebrochenen Kindern kann man nicht erklären, was Politiker und Erwachsene treiben. Dass sie Menschen ausbeuten, Natur zerlegen und viele Kinder rund um den Globus zum Hungertod verurteilen.

Diesen absoluten Bruch zwischen Kinder- und Erwachsenenmoral gibt es in keiner einzigen Naturreligion, in keiner einzigen Kultur der Eingeborenen – nur im Kulturkreis des westlichen Christentums, das die Welt im Würgegriff hat.

Eine CDU-Bildungsministerin ist zufrieden mit den Ergebnissen der Umfrage:

„Bildungsministerin Johanna Wanka (63, CDU) ist zufrieden mit den Ergebnissen der Studie: „Der Kinderwertemonitor zeichnet das Bild einer Generation, der Werte wichtig sind, die Bildung schätzt und überwiegend gerne zur Schule geht. Eltern und Lehrer müssen in den vergangenen Jahren also eine Menge richtig gemacht haben“.

Die Eltern haben alles richtig gemacht? Sie haben dann alles richtig gemacht, wenn sie nichts falsch gemacht und den Kindern ihre Moral gelassen haben. Wie können Eltern etwas richtig machen, wenn sie in ihrer erwachsenen Welt das Gegenteil von dem tun, was ihre Kinder für vorbildlich halten?

BILD und BILDungsexperten übertreffen sich in pharisäischen Erwachsenensprüchen, um die Gehirnwäsche der Jugendlichen in der Pubertät ungeschehen zu machen. Moral für Kinder, Unmoral für Erwachsene: das ist die antinomische Welt der kapitalistischen Moderne.

Was gut ist für Familie und enge Freunde, ist schlecht für die Welt. Das ist die zwiegeteilte Moral der Deutschen Bewegung, die nur Familie, Volk und Vaterland, aber nicht die Welt lieben kann. Universelle, kosmopolitische Moral für alle Menschen – das ist Sünde wider das Gebot der wirtschaftssteigernden und fortschrittsfördernden Ungleichheit unter den Menschen.

Das Schlachtfeld der westlichen Moderne ist ein Gemenge aus verschiedenen Kämpfen. Zuoberst wogt der Kampf des erlösungsgläubigen Menschen gegen die Natur. Da Natur für Frau steht und Erlösungsgläubige an einen göttlichen Mann glauben, zerlegt sich der Kampf gegen die Natur in den Geschlechterkampf Weib gegen Mann und Kinder gegen Erwachsene. Kinder stehen bedingungslos auf der Seite ihrer Mütter. Erst als Erwachsene wechseln sie die Fronten oder werden schizophren. Ihr Gefühl gibt Muttern, ihr Verstand dem Vater Recht.

Warum liegt der Feminismus der Gegenwart am Boden? Weil er den Geschlechterkampf nicht als Kern der ökologischen Krise erkennt. Die feministische Frau fühlt sich gleichberechtigt, wenn sie dem Mann in Beruf und Karriere gleich gestellt ist. Die Wahrheit ist umgekehrt; erst, wenn der Mann sich dem Weib, der Natur integriert, darf er sich gleichberechtigt und in Eintracht mit Mutter Natur fühlen.

Auch der Kampf der Generationen wird als Bestandteil der Ökokrise ausgeblendet. Nehmen wir Messner, den Berge- und Naturbezwinger, und seinen Sohn. Der Vater ist mit dem Sohn nicht zufrieden, solange jener nicht zum Weltmeister in allen Kraxeldisziplinen geworden ist. Ehrgeizige Väter sind mit ihren Kindern immer unzufrieden, es sei, die Kinder erreichen die Ziele der Väter, die diese selbst nie erreichten.

Marcel Reich-Ranicki bemängelte unentwegt die Kleidung seines Sohnes, eines erfolgreichen Mathematik-Professors. In Wirklichkeit verübelte er seinem Sohn, dass er Einstein nicht in den Schatten stellte.

Messner junior wehrt sich gegen die maßlosen Erwartungen seines Vaters und hat umgekehrt „Mitleid“ mit seinem Vater, wenn diesem bei einem Sechstausender die Puste ausgeht. Mitleid ist Maske der Verachtung. Vater und Sohn betreiben ihren Kampf um Anerkennung auf Kosten der Natur. Wer Mutter Natur am besten besteigen kann, ist Mann der Männer.

„Da gehe ich lieber einen Sechstausender in Eigenregie oder mit meinem 23-jährigen Sohn in Südtirol zum Klettern. Wenn es schwieriger wird, geht er vor. Dann sagt er: „Papa, wenn du nicht ordentlich trainierst, dann kommst du bald nicht mehr hinterher.“ Das sind die Momente, in denen er Mitleid mit seinem alten Vater hat.“ (Messner in SPIEGEL Online)

Messners Besteigungsphilosophie ist die alpinistische Variante der modernen Naturbeherrschungsphilosophie. Nein, um Rekorde sei es ihm nie gegangen. Worum denn?

„Ihm geht es um Erkenntnis im Grenzbereich zwischen Diesseits und Jenseits, im „Widerstand gegen den herausgeforderten Tod“, wie er Gottfried Benn zitiert. Die Todesnähe wurde bisweilen zur Sucht, und jeder Erfolg forderte in logischer Konsequenz den nächsten, größeren heraus, weshalb der Euphorie unmittelbar die Depression folgen konnte. Überlebt zu haben aber glich ihm jedes Mal einer Wiedergeburt.“

Nur das Risikospiel mit dem Tod gibt der Moderne das Gefühl des Lebens. Ohne Tod und Risiko gibt’s nur Leere und Depression. Worin zeigt sich das Risiko, dem Tod in den Rachen zu greifen, um einen flüchtigen Kick im langweiligen Leben zu spüren? In der Befreiung von der Moral, in der Idolisierung des eigenen Ichs zu einem Übermenschen à la Nietzsche. Bergsteigen ist Kunst, die ästhetische Fähigkeit, „im Moment der Lebensgefahr Einblicke in die Natur des Menschen zu gewinnen.“ (FAZ.NET)

Auch die Moderne muss ständig die Apokalypse, die Gefahr der Selbstauslöschung anpeilen, damit sie das schnöde Leben auf Erden ertragen kann.

Der männliche Naturbeherrscher muss hart zu sich sein, damit er die „Grenzerfahrung“ des Todes erleben kann.

„Wer sich stets viel geschont hat,
der kränkelt zuletzt an seiner vielen Schonung.
Gelobt sei, was hart macht!
Ich lobe das Land nicht, wo Butter und Honig – fließt!

Von sich absehen lernen ist nötig,
um viel zu sehn:
diese Härte tut jedem Bergsteigenden Not.“ (Also sprach Zarathustra)

Messner und die Moderne sind Abenteurer. Abenteurer sind Wandernde, die ständig neue Todes- und Grenzerfahrungen benötigen, um das irdische Leben erträglich zu machen. Wandernde Abenteurer sind Abkömmlinge des wandernden Volk Gottes, das hienieden keine Heimat hat, die himmlische aber anstrebt: Wir haben hier keine bleibende Stadt, die zukünftige aber suchen wir.

Nur im Wandern, im Abenteuern, im Spiel mit dem Risiko zeigt sich die wahre Qualität des Einzelnen, die bei jedem Menschen ungleich ist und ungleich sein muss, damit Fortschritt, Wachstum und Höherentwicklung der Gattung möglich sind.

„Der Segen des Wanderns liegt gerade darin, dass es gefährlich ist und Fertigkeiten verlangt, um Übel abzuwehren. Daher müssen wir erwarten, dass die Zukunft Gefahren enthüllen wird. Es ist die Aufgabe der Zukunft, gefährlich zu sein. Fast ebenso gefährlich ist das Evangelium der Gleichheit. Die Unterschiede zwischen den Nationen und Völkern sind notwendig, um die Bedingungen beizubehalten, unter denen eine Höherentwicklung möglich ist. Ein Hauptfaktor im Aufwärtstrend des Lebens ist immer die Fähigkeit des Wanderns gewesen. Vielleicht ist das der Grund, aus dem die schwer gepanzerten Ungeheuer ausstarben. Sie konnten nicht wandern. Die Menschheit wanderte von den Wäldern in die Ebenen, von den Ebenen an die Meeresküsten, von Klima zu Klima, von Kontinent zu Kontinent und von Lebensgewohnheit zu Lebensgewohnheit. Wenn der Mensch aufhört zu wandern, dann wird er aufhören, auf der Skala des Seins zu steigen. Zwar ist das physische Wandern von Bedeutung, aber noch größer ist die Macht der geistigen Abenteuer des Menschen – Abenteuer des Denkens, Abenteuer des passionierten Empfindens und Abenteuer der ästhetischen Erfahrung. Große Zeitalter sind immer unstabile Zeitalter gewesen.“ (Whitehead, Wissenschaft und moderne Welt)

Das Christentum ist die Religion des wandernden Abenteuers, der nie zur Ruhe kommenden Reise durch irdische Zeit und irdisches Land. „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und dein Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.“ (Psalm 23,4 f)

Vitale Kinder kennen keinen Kitzel der Gefahr und ewiger Unruhe. Sie wollen Geborgenheit und Heimat im Kreis ihrer Lieben und im Einklang leben mit Natur und allen Menschen. Kinder wollen lernen, spielen und sich ihres Lebens freuen. Mit Kindern ist kein Kapitalismus zu machen.

Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr das Reich der Erde nie erlangen.