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Italien

Hello, Freunde Italiens,

beinahe wäre in Italien das Fenster zur Zukunft geöffnet worden. Berlusconi, Obergockel der Eliten (Verzeihung, ihr Gockel), wurde ein bisschen bestraft und muss Sozialarbeit leisten. Aber: ist Pflege der Alten eine Strafe?

Welche furchtbaren Verbrechen müssen AltenpflegerInnen begangen haben, dass sie eine lebenslange Strafe mit Arbeit im Altersheim verbringen müssen? Haben es die Alten verdient, von mammonverseuchten Berlusconi-Greif-Händen unsittlich berührt zu werden?

Die Idee ist richtig: zieht die Eliten ab – sie können es einfach nicht – und verbannt sie ins wahre Leben. Aber doch nicht zur unsachgemäßen Betreuung unserer Schwächsten. Lasst die Weltherren die Müllberge in Neapel abtragen, was sie immer versprochen und nie gehalten haben. Lasst sie in Gefängnissen den einsitzenden Mafiabossen, unter höhnischem Gelächter aller Häftlinge, die Suppe bringen. Ein kleiner Dienst unter Freunden muss doch möglich sein.

 

Amerika ist noch nicht verloren. Den Zeitungen Guardian und WashingtonPost wurde für die Veröffentlichung der Snowden-Papiere der Pulitzer-Preis verliehen. Die Verleihung „ist ein Protestschrei gegen die Sammelwut eines ehemaligen Professors, der denkt, mithilfe von Daten sein Land regieren zu können. Was zählt, ist, dass es bei aller Kritik an den Vereinigten Staaten durchaus Kräfte gibt, die die demokratischen Grundwerte verteidigen. Es zählt die Kraft und die Bedeutung, die

eine mutige, eine wirklich freie Presse hat.“ (Ines Pohl in der TAZ)

 

Noch kann die Ukraine vor Krieg und Bürgerkrieg bewahrt werden – wenn Ost und West ihre Gespräche nicht abbrechen lassen.

Zur gleichen Zeit schießt Amerika in Pakistan immer mehr Kinder tot. Es sollen schon mehr als Tausend sein, die von Drohnen lautlos hingerichtet wurden. Den exekutierten Kindern weint kein westlicher Verbündeter der USA eine Träne nach. Pakistanische Eltern sind verzweifelt. Wie sollen sie ihre Kinder vor Obamas Killern schützen?

„Seit acht Jahren bombardieren Amerikaner im Kampf gegen islamistische Terroristen die pakistanische Bergregion Wasiristan. Den dort lebenden Eltern fehlen zum Schutz ihrer Kinder alle Mittel. Seit kurzem drucken sie Bilder ihrer Familien auf metergroße Planen, um sie auf dem Dach zu befestigen. Die Drohnenpiloten auf der anderen Seite der Welt sollen sehen, wen sie angreifen.“ (Stefan Schulz in der FAZ)

Den Killerboys an den weit entfernten Konsolen wird jede juristische und psychologische Hilfe von ihren Vorgesetzten verweigert:

„Die Piloten haben allenfalls einen Geistlichen aufsuchen dürfen. Der wiederum habe ihnen wenig mehr gesagt, als dass „all das Teil von Gottes Plan“ sei. Dieser Plan hat grausame Folgen. Durch das Wissen über die Strategie, dass amerikanische Piloten zur Steigerung der Effizienz der Einsätze viele Ziele doppelt bombardieren, helfen pakistanische Zivilisten verwundeten Drohnenopfern nur noch selten, um nicht selbst in Gefahr zu geraten.“

Ist es Gottes Plan, Kinder tot zu schießen? Muss man hinzufügen: unschuldige Kinder? Kinder sind immer unschuldig.

Der christliche Gott kennt nur erbsündige Menschen, unter ihnen schuldige Kinder. Sind sie nicht getauft, bleiben sie schuldbeladen. Pakistanische Kinder sind nicht getauft, ihre Eltern sind Muslime.

Ungetaufte Kinder kommen ohnehin ins Fegefeuer, also kann man sie gleich dorthin befördern. Obama befördert muslimische Kinder ins christliche Fegefeuer. In stillem Einverständnis mit dem Papa aller Katholiken, der Obama noch nie in aller Öffentlichkeit als frommen Kinderkiller kritisiert hat.

Wenn‘s um Ungläubige, Ketzer und Irrgläubige geht, pflegen Christi Jünger zusammenzuhalten. Dabei weiß der Rechtsprofessor im Weißen Haus, der im Grunde ein gewaltiger Theologe und Prediger vor dem Herrn ist, Erstaunliches zu berichten:

„Wir sind alle Kinder Gottes“. Trotz des Leides in der Welt sei er auch überwältigt von „der Gnade eines großartigen Gottes.“ Jeder sei dazu aufgerufen, Nächstenliebe zu üben, so wie Gott die Menschen geliebt habe. Niemand sei frei von Sünde, aber „wenn wir einander lieben, lebt Gott in uns und seine Liebe wird in uns vervollkommnet.“  (Obama im pro-Medienmagazin)

Soziales Handeln und Nächstenliebe gehören für Obama zu den wichtigsten Elementen des christlichen Glaubens. Dann muss es wohl – in bester Tradition des christlichen Credos – ein Akt der Nächstenliebe sein, unbekannte muslimische Kinder vom Leben in den Tod zu bringen.

Das ist unverfälschter Geist der Bergpredigt: Besser, die Kinder werden für den Himmel erschossen, als dass ihr sündiger Muslimenleib in die Hölle geworfen wird. Und wenn dich dein ungläubiger Kopf zur Sünde verführt, so wirf ihn von dir und lass ihn dir abschießen, denn es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder verloren geht und nicht dein ganzer Leib in die Hölle kommt.

Den wahren Christen ist der schwarze Präsident noch immer nicht christlich genug. Er wird von ihnen gescholten, weil er einst den Satz Muhammed Alis zitierte:

„Bäche, Teiche, Seen und Flüsse – sie haben alle unterschiedliche Namen, aber sie bestehen alle aus Wasser. So wie Religionen, sie alle enthalten Wahrheiten.“

Den Fundamentalisten stößt auf, dass alle Religionen dasselbe wollten. Glaubt Obama nicht an das unfehlbare Alleinstellungsmerkmal der Frohen Botschaft? Extra ecclesiam nulla salus – außerhalb der Kirche kein Heil?

Dann wäre der Präsident ein Wolf im Schafspelz, ein Teufel auf der Kanzel. Ist er nicht ein heimlicher Agent afrikanischen Heidentums zur Unterhöhlung des weißen Glaubens? Dann sollte er sich in Acht nehmen, ob nicht bereits ein Bible-Belt-Killer auf ihn angesetzt ist, um den amerikanischen Glauben im Weißen Haus nicht länger beschmutzen zu lassen.

Das Sturmgewehr gehört bekanntlich zum Hauptinstrument amerikanischer Nächstenliebe. Oh Barack, hüte dich vor der heißen Liebe deiner Untertanen. Oder willst du wie dein großes Vorbild John F. Kennedy als Märtyrer abtreten?

Muhammed Ali hatte unbedingt Recht: alle Religionen enthalten Wahrheiten. Gleichzeitig enthalten sie aber auch schreckliche Unwahrheiten, die für jene gefährlich werden können, die weder ihre Wahrheiten noch ihre Unwahrheiten teilen.

Alle Religionen wollen das menschliche Los erleichtern: das ist der Kern ihrer Wahrheiten. Gleichzeitig wollen sie diese Wahrheiten allen Menschen überstülpen, ob jene wollen oder nicht. Das ist ihre schreckliche Unwahrheit.

Was überwiegt: die Wahrheit oder die Unwahrheit?

Solange sie den Menschen überlassen, ob sie die Wahrheiten der Religionen als ihre akzeptieren, solange überwiegen die Wahrheiten. Wenn aber aus freiem Angebot gewalttätige Zwangsbeglückung wird, hat die Wahrheit verloren. Dann wird aus Wahrheit eine menschenfeindliche Despotie.

Obamas Drohnen fragen die pakistanischen Kinder nicht, ob sie ins Jenseits befördert werden wollen. Insofern ist Obamas Wahrheit keine Wahrheit der Bäche, Teiche, Seen und Flüsse. Sondern die Despotie der Hölle.

Vorsicht, Kinder der Welt, vor dem leutseligen, so lustig die Treppe hinauf federnden Onkel Obama und seinen glücksbringenden Tod- und Teufelsdrohnen.

Das war Gottes Wille im Westen. Im Vergleich mit seinem Amtskollegen in Washington ist der starke Mann im Osten ein Waisenknabe. Noch lässt er keine Kinder in Kiew und Transnistrien erschießen. Aber auch er ist ein Heiliger Krieger. Nicht wie der christliche Dschihadist und Heils-Sadist Obama, aber wie ein orthodoxer Christus mit dem Schwert im Mund. Die Frage ist nur: zieht er das Schwert? Und wenn ja, wann wird er es ziehen?

Seit Heimholung der Krim scheint sich in Russland das messianische Fieber wie ein Tsunami zu erheben. Das so lange und grausam geschundene russische Volk kuriert seine kollektiven Wunden mit dem Öl des rechten Glaubens:

„Ständig ist davon die Rede, dass wir ohne Gefühle von Gotterwähltheit, ohne imperiale Emotionen gar nicht mehr wir wären, das russische Volk“, schreibt Svetlana Alexijewitsch in der FAZ.

Es muss wie eine über Nacht ausgebrochene Psychose sein. Nein, Psychose trifft‘s nicht. Massenpsychose schützt vor Einzelpsychose. Man sollte von einem religiösen Schub sprechen. Stalinistische Fragmente verbinden sich mit russisch-orthodoxer Unfehlbarkeit.

Man habe das Gefühl, so die Schriftstellerin, als ob das Land sich im Kriegszustand befinde: „Man hat Angst, den Fernseher einzuschalten. Im Fernsehen wird gedroht, Amerika in Nuklearstaub zu verwandeln, und die Möglichkeit erwogen, ganz Europa zu besetzen.“

Die roten Fahnen sind wieder da, der rote Mensch ist wieder da. 15 Jahre lang habe der neue Zar Putin an der Wiederauferstehung des Cäsaropapismus gearbeitet.

„Orthodoxe Publikationen bezeichnen allen Ernstes Putin als Heiligen. Es stellt sich heraus, dass er in einem früheren Leben Fürst Wladimir war und Russland getauft hat. Es gibt Gerüchte, dass in einigen Kirchen aus Putin-Ikonen Myrrhe tropfe. Ein Heiliger! Ein Wundertäter! Er lebt wie ein Mönch. Er ist mit Russland verheiratet.“

Der Liberalismus des Westens war eine teuflische Konterbande, die Russland die uralte Spiritualität geraubt habe. Was ist denn russische Spiritualität, fragte Alexijewitsch einen Priester? Antwort:

„«Alle Homosexuellen in eine Stadt deportieren und dort erschießen!», lautete die Antwort. Und dass alle Russen sich in einem obrigkeitlichen Staatskörper zusammenschließen sollten. Wir seien jetzt stark und könnten unsere Leute auch im Baltikum oder in Tadschikistan beschützen.“

Obama predigt Nächstenliebe und exekutiert sie mit heiligen Drohnen. Putin wird zum neuen Heiligen der Popen und holt dem gedemütigten Riesenreich das verlorene Land zurück. Auf beiden Seiten stehen die Vertreter des Himmels und segnen die Gewalt.

Dem westlichen Dschihad steht der östliche Dschihad achsensymmetrisch gegenüber. Die Kirchen werden zu Unterstützern des Heiligen, das zu seinen todbringenden Erlösungsformen zurückgekehrt ist.

„Die Kirche, das sind nicht nur Ikonen, Kerzen, Gebete. Die Kirche ist eine der Reserven des Oberkommandierenden.“ Die Welt werde nicht mehr die gleiche sein. Putin habe die bekannte Nachkriegswelt in die Luft gesprengt.

Was für den Osten gilt, gilt auch für den Westen. Dabbelju Bush hat‘s begonnen, Obama, der Charismatiker mit der gottgesegneten Zunge, baut das Reich Gottes zügig und konsequent mit Folter, Ferntötung und Verletzung aller Völker- und Menschenrechte weiter aus.

Ob Putin sich seinen Amtskollegen zum Vorbild nimmt und ebenfalls zur Massentötung übergehen wird? Ganz nach dem Motto: was der kann, kann ich auch?

Prophete links, Prophete rechts, das deutsche Weltkind in der Mitten versteht nur Bahnhof. Meine deutschen Schwestern und Brüder: pennt weiter.

Nein, mit Religion hat die Weltpolitik nichts zu tun. Religion ist immer unschuldig und wird von bösen Menschen nur missbraucht. Das Christentum heuchelt nicht. Die Zwangsbeglücker tun, was in ihrem heiligen Buche steht.

Eine objektive Wahrheit gibt es nicht? Und wenn doch, ist sie eine totalitäre Betrügerin. Sagen vor allem Vertreter der Religion, die an die alleinseligmachende Wahrheit ihrer Botschaft glauben.

Liebe ist das Wesen der Religion? Bestimmt: sie töten, was sie lieben. Wer dies leugnet, der sei verflucht: „Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Gehet hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das mein Vater dem Teufel und seinen Engeln bereitet hat! Und diese werden in die ewige Strafe gehen, die Gerechten aber in das ewige Leben.“

Quizfrage aus Günter Jauch: Aus welcher heiligen Schrift waren die obigen Zitate?

a) aus der christlichen, b) der jüdischen oder c) der muslimischen? Wer‘s weiß, wird selig. Versprochen.