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Humanisierte Religion

Hello, Freunde der humanisierten Religion,

kann man Religionen humanisieren? Hängt davon ab,

a) ob sie humanisierungsfähig und humanisierungswürdig sind,

b) ob man ein selbst erarbeitetes Humanum zur Verfügung hat, mit dem man die Religion zu ihrem Vorteil verändern kann.

Ohne Humanisierung der Religionen keine Geschichte Europas. Fragt sich nur, was bleibt von den Religionen übrig, wenn sie humanisiert und reformiert worden sind? War die Veränderung und Verbesserung eine sanfte Entfaltung inwendiger Human-Kerne unter problemlosem Abstoßen inhumaner Religionsreste? Oder war es ein Kampf um Sein oder Nichtsein?

In ersterem Fall muss Religion bereits in hohem Maße in sich human gewesen sein. Ihre permanente Humanisierung folgte nur ihrem eigenen Entwicklungsgesetz. Religion und Humanität können eine Symbiose eingehen.

Im zweiten Fall müssen Religion und Humanität unverträglich gewesen sein. Das Humane kam von außen und hatte schwere Kämpfe mit inhumanen Wächtern der Religion zu bestehen. Je inkompatibler Religion und Humanität, je unmöglicher ein dauerhafter friedlicher Konsens. Jeder abgerungene Status quo ist für beide Seiten nur ein erzwungener Kompromiss, den man bei der erst besten Schwäche des Gegners aufkündigen würde, um die existentielle Schlacht fortzusetzen, den

Feind irreversibel zu schädigen und eine verlorengegangene Machtposition zurückzuerobern. Religion und Humanität bleiben auf ewig wie Feuer und Wasser. Ein echter Friedensschluss wäre ausgeschlossen.

Die griechische Geschichte ist ein Beispiel für den ersten Fall. Zwar gab es auch feindliche Akte zwischen Mythos und Philosophie – die Verurteilung des Sokrates im Namen einer reaktionären Religion, viele Freisinnige mussten aus bornierten Stadtstaaten flüchten –, gleichwohl kam es à la longue zum problemlosen Nebeneinander, nicht selten zu einem förderlichen Miteinander. Durch allegorische Deutung (sensus allegoricus) verstand es die Stoa, den humanen Gehalt der alten Mythen herauszudestillieren und für sich zu nutzen.

Die Geschichte des europäischen Mittelalters und der beginnenden Neuzeit ist ein Beispiel für den zweiten Fall. Die christlichen Kirchen widersetzten sich der Aufklärung mit Feuer und Schwert. Erst, als sie den Kampf um die Mehrheiten verloren hatten, warfen sie das Handtuch, setzten sich sogar – seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts – an die Spitze der gegnerischen Bewegung.

Heute definieren sie ihr Verhältnis zum einstigen Gegner als Symbiose. Angeblich sind Glauben und Vernunft für sie eine Einheit. Die Vernunft komme im Glauben erst zu sich selbst. Im Glauben erst werde Vernunft wahrhaft vernünftig. Ende der Geschichte?

Natürlich nicht. Wie kann irrende und fehlbare Vernunft verträglich sein mit einem System autoritärer Unfehlbarkeit?

Für traditionelle Vertreter der Religion ist der heutige Friedensschluss nur ein erzwungener Kompromiss aus bedauerlicher, aber vorübergehender Schwäche der Kirche. Unermüdlich arbeiten sie daran, die alte Stärke der Kirche zurückzuerobern, um die uralte Feindschaft zwischen Denken und Glaube erneut zu installieren. Eine unfehlbare und mächtige Kirche wird – wie im Mittelalter – den Menschen das ABC des Lebens wieder mit Himmel- und Höllenzangen beibringen.

Alles prüfet, das Beste behaltet – das ist das Motto der offenen Vernunft. Der Mensch kann aus allem lernen. Nicht nur aus der Geschichte, auch aus Religionen, Mythen, Märchen, aus der Mathematik, aus allen Wissenschaften und Künsten: aus schlechthin allem. Er kann es nicht nur, er soll es auch. Denn Lernen heißt auch Urteilen.

Der Mensch muss die Welt beurteilen, in der er lebt. Nicht nur aus reiner Neugierde und Erkennenwollen, sondern auch, um mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen und abzuwehren. Wer in der Nähe eines Vulkans siedelt, muss wissen, ob er gefährlich lebt.

Was Lernen ist, weiß die Moderne nicht mehr, eine christliche Offenbarungskultur schon gar nicht. Ich lerne nicht, wenn ich die Weisheiten unbezweifelbarer Autoritäten oder übermächtiger Institutionen blind, taub und gläubig einsauge. In diesem Sinn kann keine Geschichte mich etwas lehren (davon abgesehen, dass es keine Geschichte gibt).

Die Europäer haben abstrakte Begriffskürzel entwickelt, denen sie wie bei der Götzenbildung aus Lehm und Dreck Leben einhauchen, um vor ihnen zu knien und sie anzubeten. Solange man den Kürzelcharakter der Begriffe nicht vergisst, kann man sie gefahrlos benutzen. Doch im Zweifelsfall muss man wissen, dass es keinen Staat, keine Demokratie, kein Recht gibt. Es gibt nur Menschen, die mit einer bestimmten Macht und Kompetenz Recht sprechen, demokratisch handeln, staatliche Funktionen ausüben.

Eine Demokratie verteidigt sich nicht selbst – lebendige Menschen müssen sie verteidigen. Ein Staat verteilt keine Wohltaten, es sind solidarische Bürger, die ihren Wohlstand mit anderen teilen. Recht stellt sich nicht von selbst her – Verteidiger, Richter, Staatsanwälte müssen sich um Einhaltung des Rechts bemühen. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit bleiben leere Phrasen, wenn niemand da ist, der sich für ein freies, gleiches und geschwisterliches Gemeinwesen einsetzt.

Eine Madame Geschichte gibt es nicht, sie hat auch keinen Mund und kann nicht reden. Wie kann ich dann aus der Geschichte lernen? Genau so, wie ich von der Natur oder von Menschen lernen kann. Ich beobachte Natur, spreche mit Menschen, lese ein Buch über Geschichte, registriere meine Wahrnehmungen und Gedanken, vergleiche sie mit meinen früheren Gedanken, den Meinungen anderer, bilde mir eine vorläufige Meinung, die ich, wenn sie mir einleuchtet, zu Thesen verfestige – um mit konkurrierenden Meinungen in den Clinch zu gehen.

Ich führe ein Streitgespräch, einen Dialog, entdecke Übereinstimmungen und Differenzen, die mich nicht in Ruhe lassen, sodass ich weiter forsche, mich austausche, streite – und wenn ich nicht gestorben bin, staune und erkenne ich ein Leben lang.

Nicht die anderen belehren mich, ich belehre mich mit Hilfe der anderen, mit Hilfe der Natur, mit Hilfe der Geschichte. Wenn ich lerne, so heißt das: ich lerne, ich nehme wahr, ich mache mir meine Gedanken, ich ziehe meine Schlussfolgerungen, ich komme zu einem Gesamturteil. Ich muss meinen Kopf hinhalten, ich muss Verantwortung für mein Tun und Denken übernehmen.

Ich kann aus allem und von allen lernen, aber ich kann niemanden für mein Denken und Tun verantwortlich machen. Nicht Geschichte hat mir Unsinn eingeflüstert, nicht Natur meine Phantasmagorien erweckt, nicht Eltern sind lebenslang für meine politische Haltung verantwortlich. Ich allein war es, der Richtiges und Falsches, Wahres und Unwahres erdacht habe.

Habe Mut, Ich zu sagen. Dieses Ich ist nicht das Ego des kapitalistischen Egoismus, sondern das Ich, welches sich stets auf ein Du, auf das Wir der Gesellschaft bezieht. Es ist das Ich, das sich der Gesellschaft verpflichtet fühlt. Nur starke Ichs sind die Fundamente des Liberalismus und Individualismus. Ein starkes Ich zeigt sich nicht in der Bekämpfung und Verachtung aller anderen Ichs, die nicht sind, wie es selber ist.

Alles, was ich erkannt habe, lade ich vor den „Gerichtshof der Vernunft“, um das Erkannte zu überprüfen. Meine Vernunft ist nicht allein meine, die Vernunft ist ein Geschenk der Natur an alle Menschen. Im Gerichtshof der Vernunft sitzen imaginär alle Menschen, die ebenfalls Wahrnehmungen und Gedanken haben.

Im fortlaufenden Gespräch mit Menschen anderer Meinung – letztlich mit allen Menschen dieser Welt – kann ich die Stichhaltigkeit meiner Gedanken und der Gedanken anderer prüfen. Ich lade Geschichte, Natur, Religionen vor das Tribunal der Vernunft, stelle peinlich genaue Fragen, führe geradezu ein Verhör, streite mich mit anderen Positionen, bis ich glaube, ein verlässliches Urteil gewonnen zu haben – das aber jederzeit angezweifelt und erneut aufgerollt werden kann.

Für Popper gibt es keine endgültige Verifikation (Beweis) unserer Thesen, die immer vorläufige Hypothesen bleiben. Was keinesfalls zur postmodernen Wankelmütigkeit und Wahrheitsleugnung führen darf. Je mehr ich meine Gedanken der internen und externen Prüfung ausgesetzt habe, je selbstbewusster kann ich sie vertreten.

Für Grundwahrheiten seiner Lebensführung hat Sokrates mit dem Athener Volksgericht nicht nur bis aufs Messer gestritten, für seine Humanität ist er in den Tod gegangen. Wer in Grundprinzipien des Lebens seine Fahne immer nach dem Winde hängt, ist kein Vertreter der offenen Gesellschaft, sondern ein charakterloser Gimpel und Mitläufer.

Die Postmoderne ist eine Philosophie der hordenhaften Mitläufer. Indem sie Wahrheit leugnet, unterwirft sie sich wechselnden Wahrheiten des Zeitgeistes: heute hü, morgen hott. Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.

Wer sich täglich neu erfinden soll, muss täglich neue Wahrheiten vertreten, die er aus der Diktatur der Öffentlichkeit bezieht und konsumiert, wie man eine leicht verderbliche Ware verzehren muss.

Die stets wechselnden Wahrheiten der Postmoderne entsprechen den stets wechselnden Waren des konsumierenden Kapitalismus. Ohne postmoderne Begleitphilosophie gäbe es keinen Kapitalismus. Wer Kapitalismus bekämpfen will, ohne die ihn schützenden intellektuellen Bodyguards zu bekämpfen, wird sich eine blutige Nase holen.

Es hat keinen Sinn, immer wieder Marx als Allheilmittel aus den Tiefen verstaubter Bücherstapel zu ziehen und genießerisch die Augen zu verdrehen. Es wäre an der Zeit, seine Philosophie zu widerlegen, seine geheime Theologie ans Licht zu bringen – um ihn endgültig ad acta zu legen.

Marx war Kryptotheologe, das wollen die kryptotheologischen Linken von heute nicht wahrnehmen. Seine Geschichtstheorie war pure Heilsgeschichte, formuliert in ökonomischen Metaphern.

Ihre geheime Theologie verbindet die Linken unterschwellig mit der dreisten Theologie der C-Parteien. Auch die Grünen würden lieber heute als morgen mit einer gewissen Pastorentochter Vogelhochzeit feiern. Da wären die richtigen Ossi-Pastorinnen im selben Boot.

Die geheime Anziehungskraft Merkels auf alle Parteien liegt im gleichen theologischen Fundus aller deutschen Parteien von links bis rechts. Je mehr das Volk seinen Priestern offiziell die rote Karte zeigt, je fundamentalistischer werden die Eliten. In Zeiten wachsender Not benötigen unsere Volksvertreter einen überzeitigen Halt. In der Not ach, schrei ich zu Dir – ist ihre momentane Geheimhymne, die ihnen aus allen Poren dringt.

Hegel, Marx, fast die ganze deutsche Philosophie, selbst Kant und Nietzsche, sind Beispiele unzureichender Humanisierung der Himmelsoffenbarungen. Nimm ihnen ihre dogmatischen Bestandteile weg – und es bleibt von ihnen fast nichts übrig. Die Säkularisierung ist der fehlgeschlagene Versuch, sich von der Theologie loszureißen. Auch hier das altvertraute Popengelände, nur versehen mit neuen Etiketten und Namensschildchen.

Das Reich der Freiheit = das finale Reich Gottes.

Der Automatismus der Geschichte = Gott sitzt im Regiment.

Die Proleten werden das Reich der Freiheit erringen = selig sind die Auserwählten.

Die Ausbeuter gehen verschütt = wer nicht an mich glaubt, wird verdammt werden.

Die Proleten sind die Sieger der Geschichte, außer ihren Ketten haben sie nichts zu verlieren = durch Kreuz zur Krone; jeder nehme sein Kreuz auf sich, durch Leid zum Sieg; die Letzten werden die Ersten sein.

Die Ablehnung aller Muße, der Arbeitszwang als Arbeitsreligion = wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.

Warum gibt es keine gravierenden Unterschiede zwischen rechts und links? Weil die Mächtigen sich in der Mitte zusammenballen. Und die ist da, wo der Heilige Geist waltet. Deutschland ist unzureichend humanisiert und mangelhaft aufgeklärt.

Humanisieren und Aufklären sind identische Begriffe. Die europäischen Aufklärer haben in den letzten Jahrhunderten staunenswerte Arbeit geleistet. Doch vieles mussten sie unbewältigt liegen lassen – damit wir auch noch unser Scherflein beitragen können.

Wo sind die wichtigsten Baustellen?

Unter dem überwältigenden Eindruck der Newton‘schen Natur-Entdeckungen waren die Aufklärer allzu sehr beseelt von technischem Optimismus. Ihre geschichtliche Hoffnung zehrte von eschatologischen Messiaserwartungen. Die schrecklichen Kehrseiten der Technik und Wissenschaft mussten ihnen verborgen bleiben. Weder gab es Hiroshima, die Umweltzerstörung, noch die NSA. Technische Vervollkommnung konnten sie sich ohne moralische Vervollkommnung nicht denken.

Viele Aufklärer waren keine Demokraten. Selbst Rousseau vertraute mehr einem diffusen allgemeinen Willen – auf den sich später totalitäre sozialistische Staaten beriefen – als dem Willen konkreter Menschen. Voltaire misstraute der Menge, die er von einem aufgeklärten König regiert sehen wollte. Kant war Monarchist und Rassist, er teilte die Menschheit in vier Rassen ein, Indianer und Schwarze waren für ihn keine gleichwertigen Vernunftwesen.

Nicht wenige Aufklärer waren Antisemiten, Kant benutzte gar das Wort Holocaust.

Die Gleichheit der Frau fehlte fast bei allen Aufklärern.

Versteht sich, dass man an deutschen Hochschulen viel über synthetische Urteile a priori erfahren kann, aber so gut wie nichts über ordinäre politische Meinungen der tiefen Denker.

Versteht sich von selbst, dass alle Originalgenies der deutschen Vergangenheit mit Lametta bekränzt wurden. Politisch Lied, ein garstig Lied. Selbst Adorno machte nur einen kurzen Trip in die revolutionäre Szenerie und zog sich nach ersten Enttäuschungen und studentischen Angriffen in seinen Elfenbeinturm zurück.

In welchem Maß ist das Christentum humanisiert?

Die meisten Menschen, die sich Christen nennen, sind keine, sondern bemühte Humanisten. Da sie keine Kenntnisse über Humanismus und Christentum haben, wissen sie nicht, dass sie längst keine mehr Christen sind. Dennoch wollen sie unbedingt Christen sein. Der Grund liegt in ihrem schwachen Ich und ihrem allzu großen, noch immer strafenden und belohnenden Über-Ich, das bei den meisten identisch ist mit dem Gott ihrer Kinderfibel.

Im Islam und im Judentum liegen die Dinge nicht sehr viel anders. Keine der drei Erlösungsreligionen, die nicht in gewisser Hinsicht durch Prozesse der Humanisierung durchgegangen wäre. Die überwiegenden Majoritäten sind nicht mehr dem inhumanen Buchstabentext ihrer heiligen Schriften verpflichtet.

Doch für alle drei Religionen gilt: solange die Mehrheiten sich nicht kategorisch vom totalitären Ungeist der Texte lösen, solange sind sie in der Gefahr, durch Regression auf den archaischen Ungeist der Religion zurückzufallen.

Man kann seine Religion humanisieren. Man muss aber wissen, dass Humanisieren Emanzipieren und Loslösen heißt. Wer mit dem eigenen Kopf denken will, muss sich auf den eigenen Kopf berufen – und nicht in die unterdrückende Obhut einer unfehlbaren Autorität abtauchen.

Ein humanisiertes Christentum ist kein Christentum mehr. Also ist es fahrlässig und unzulässig, in einem Atemzug Christ und nicht Christ sein zu wollen.

Kant fordert Mut, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Dieser Mut, Ich zu sagen und kein religiöses Über-Ich aus Rückversicherungszwängen zu benötigen, fehlt in allen drei Religionen. Das ist der Stand der Dinge.

Die Humanisierung des Heiligen ist so weit gediehen, dass viele Menschen keine Kirche und keine Seelenhirten mehr brauchen, um nach eigener Facon selig zu werden. Doch von ihrem Gott und Herrn wollen sie nicht lassen. Also müssen sie sich weiterhin Christen, Juden und Muslime nennen – und dürfen noch keine Menschen sein.

Die Humanisierung wird erst ans Ziel gekommen sein, wenn der Mensch dem Menschen nur Mensch sein will. Und nicht Vertreter einer spaltenden, menschheitsfeindlichen Religion.

Kritik an den Gläubigen mit Verweis auf die totalitären Inhalte ihrer heiligen Schriften ist illegitim, sofern die Gläubigen den Inhalt für sich verändert haben. Die Intoleranz der jeweiligen Unfehlbarkeit ist nicht die angemessene Beschreibung ihres humanisierten Verhaltens.

Doch Kritik ist legitim, solange die humanen Gläubigen sich weigern, sich offiziell und unzweideutig vom inhumanen Inhalt der Schriften zu distanzieren. Die Gläubigen wollen nicht sehen, dass Fundamentalisten ihre schrecklichen Taten mit Verweis auf diese Schriften legitimieren.

Solche Zweideutigkeit ist den Frommen vorzuwerfen, sie unterstützt – ob sie will oder nicht – den inhumanen Gehalt und die verheerende Praxis dieser Schriften. Das gilt nicht nur für Muslime, sondern in gleicher Weise für Christen und Juden. Hasserfüllte Islamschelte von seiten der Christen und Juden ohne Schelte ihrer eigenen hasserfüllten Religion ist pure Heuchelei.

Die meisten Gläubigen haben sich so weit von ihrer ursprünglichen Religion gelöst, dass sie sich nicht mehr Christen, Juden oder Muslime nennen dürften. Die Tatsache dieser kritischen Lösung aber verheimlichen sie sich. Sie können nicht zugeben, dass sie ihre inhumanen Religionen moralisch längst überwunden haben. Sie wollen Distanz ohne Distanz, Kritik ohne Kritik.

Solange sie sich nicht offiziell und radikal vom eigenen Klerus und der eigenen heiligen Schrift verabschieden, so lange unterstützen sie dessen wahnwitzigen Machtansprüche.

Der momentane Stand der Weltpolitik ist ohne den Hass der drei Religionen untereinander nicht erklärbar. Die Politik der Völker wird erst weiter kommen, wenn die Gläubigen die feige Fixiertheit auf ihre Herkunftsreligion in aller Form lösen, um Kriege im Namen rivalisierender Unfehlbarkeiten unmöglich zu machen.

Wer seine Religion liebt, der kritisiert und zerlegt sie. Das aber wird nicht reichen. Wer die Menschheit liebt, der verlässt seine Religion – und wählt die weltumspannende Konfession der Humanität.