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Göttliche Bestimmung

Hello, Freunde der Göttlichen Bestimmung,

oder der Manifest Destiny – der Prädestination Amerikas zur führenden Nation der Welt. Amerikaner reden auch von Exzeptionalismus, ihrer Sonderrolle in der Geschichte der Menschheit. Oder von Gods own Country, Gottes Augapfel unter den Völkern. Oder von Neu-Kanaan, dem Gelobten Land, das im Alten Bund den Juden, im Neuen Bund aber Calvinisten und Lutheranern verheißen wurde.

Beginnt zurzeit die verdrängte Rivalität zwischen den beiden auserwählten Völkern im Konflikt zwischen Obama und Netanjahu aufzubrechen? Können zwei Lieblingsvölker Gottes friedlich nebeneinander bestehen?

Die gesamte Menschheit könnte Augapfel eines all-liebenden Schöpfers sein. Doch da rebelliert die Bibel. Sie legt Wert auf den Akt der Selektion: die einen werden erwählt, die anderen verworfen.

Gott sah wohlgefällig auf Abel und sein Opfer, auf Kain aber und sein Opfer sah er nicht. „Und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet. Denen zu seiner Linken wird er sagen: gehet hinweg von mir, ihr Verfluchten in das ewige Feuer, das mein Vater dem Teufel und seinen Engeln (auch der Teufel besitzt Engel. Eine Angela muss kein Engel Gottes sein!) bereitet hat. Diese werden in die ewige Strafe gehen, die Gerechten aber in das ewige Leben.“

Links die Bösen, rechts die Guten. Kein Zufall, dass christliche Demokratien die Linken zu gottlosen Aufrührern, die Rechten zu wahren Kindern Gottes erklärten, denen die Macht als Gnadengabe bis zum Jüngsten Gericht zusteht.

In der mittelalterlichen Ikonographie stand die Kirche zur Rechten, die Synagoge zur Linken des Gekreuzigten. Links und Jüdischsein war ein Synonym im antijüdischen Hassrepertoire der Nationalsozialisten. In der Nachkriegszeit führte das zu der

Reaktionsbildung, linke Kapitalismuskritiker seien verkappte oder sekundäre Antisemiten.

Selektion wurde zum Kern der christlichen Erlösungsreligion, die die Welt eroberte und die Menschheit in Spreu und Weizen, Verworfene und Erwählte, Böse und Gute irreparabel spaltete. Während die griechische Menschenrechtstradition das universelle Recht und die grundsätzliche Gleichheit aller Menschen herausstellte, predigte der jesuanische Klerus die Zweiteilung der Menschen in Gläubige und Ungläubige, Fromme und Heiden, Lieblinge und Feinde Gottes.

Diese beiden Moral-Prinzipien kämpfen seitdem um die Zustimmung der Abendländer. Sei es unversöhnlich und kompromisslos (wenn die Kirchen an der Macht sind), sei es in Überlappungen und faulen Kompromissen, wenn die Kirchen – durch Anpassung an den aufgeklärten Zeitgeist – um die Anerkennung der Massen buhlen.

Wie steht‘s mit dem meist zitierten Satz des Neuen Testaments: Vor Gott sind alle Menschen gleich?

Er ist eine dreiste Fälschung und gehört zu den abendländischen Fundamentallügen der Frommen, die sich bei Anhängern der Vernunft einschmeicheln wollen.

(Die beiden andern Generallügen sind a) Demokratie und Menschenrechte beruhen auf dem biblischen Menschenbild der Gottebenbildlichkeit, und b) die moderne Gewaltenteilung ist Folge des jesuanischen Satzes: gebet dem Kaiser, was des Kaisers und Gott, was Gottes ist. Womit der Herr seinen Jüngern nur sagen wollte: ignoriert die weltlichen Dinge. Morgen kehre ich als Universalherrscher zurück, dann ist ohnehin Schluss mit lustig.)

Da die meisten Christen unter „Glauben“ etwas Humanes verstehen, das sie – aus totaler Ignoranz des griechischen Erbes – in die Heilige Schrift projizieren, verfallen sie bis zum heutigen Tag den Generallügen ihrer Hirten. Kopfmäßig haben sie die priesterlichen Selektionsparolen überwunden, doch die emotionalen Restbestände ihres Religionsunterrichts scheuen noch immer vor Andersdenkenden, Fremden und Flüchtlingen.

Momentan scheint es in der Gesellschaft einen Schub zu geben, der das Fremde vorurteilsfreier akzeptieren will. Wohl haben die BürgerInnen die menschenfeindliche Spaltung in Gute und Böse in hohem Maße überwunden. Dennoch trauen sie sich nicht, den Lockrufen des himmlischen Vaters für immer zu widerstehen. Kommen Notzeiten, spüren sie das infantile Bedürfnis, beim Schöpfer aller Dinge Unterschlupf zu suchen.

Das ist die Situation der heutigen Christen in Deutschland. Sie fühlen sich zu aufgeklärt, um bloße Kirchenschäfchen zu sein. Doch sie brauchen die Zuversicht, dass die Kirche im Dorf geblieben ist, damit sie in existentiellen Grenzsituationen auf sie zurückgreifen können.

Das angebliche Zitat: Vor Gott sind alle Menschen gleich, ist die Fälschung von Römer 2,11: „Bei Gott ist kein Ansehen der Person.“ Wohl sind vor der Erwählung alle Menschen gleich wertlos. Nach der Erwählung aber gibt’s nur Erwählte und Verworfene. Da nach Calvin die Selektion schon vor der Erschaffung der Welt stattgefunden hat, kann es nie einen Status der Gleichheit gegeben haben.

Gott selektiert nicht nach verlässlichen und berechenbaren Gründen der Tüchtigkeit oder Reputation der Menschen. Seine Auswahlkriterien sind willkürlich und unüberprüfbar:

„Nicht hat euch der HERR angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker – denn du bist das kleinste unter allen Völkern –, sondern weil er euch geliebt hat und damit er seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat.“

Im Ersten Korintherbrief zählt Paulus die Prinzipien der christlichen Erwählung auf – die mit denen des Judentums nicht identisch sind:

„Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit.

Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.

Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen.

Seht doch auf eure Berufung, Brüder! Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen.

Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott.

Von ihm her seid ihr in Christus Jesus, den Gott für uns zur Weisheit gemacht hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung.

Wer sich also rühmen will, der rühme sich des Herrn.“

Keine Weisen, keine Mächtigen, keine Vornehmen. Alles, worauf Menschen stolz sein können, scheidet aus.

Keine Klugen und Weisen: dies ist gegen die Griechen gerichtet.

Keine Mächtigen und Vornehmen: dies ist gegen die Eliten der Welt gerichtet.

Damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott: dies ist gegen die Juden gerichtet, die den Ehrgeiz hatten, die göttlichen Gebote aus eigener Kraft zu befolgen. Für ihre Gehorsamsleistung forderten die Juden die versprochene Gegenleistung Jahwes. Leistung gegen Leistung: das war das jüdische Verständnis des „Bundes“ zwischen den Kindern Israels und ihrem Gott.

Die geringste autonome Fähigkeit der Menschen wird von Gott aussortiert und in den Staub getreten. Gottes Gunst muss reine, unverdiente Gnade sein. Der Mensch muss ein Nichts, Gott muss Alles sein. Alle Menschen sind schlechthin fluchwürdig und moralisch bankrott. Gott allein darf gerühmt und gepriesen werden:

„Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer.

Da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der nach Gott fragt.

Sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben. Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer.

Ihr Rachen ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen betrügen sie, Otterngift ist unter ihren Lippen;

ihr Mund ist voll Fluch und Bitterkeit.

Ihre Füße eilen, Blut zu vergießen;

auf ihren Wegen ist lauter Schaden und Jammer,

und den Weg des Friedens kennen sie nicht.

Es ist keine Gottesfurcht bei ihnen.“

Gott verwirft griechische Weisheit, weil seine Weisheit (die für Heiden Torheit ist) wahre Weisheit ist und die Vernunft der Menschen zur Torheit verurteilt.

Gott verwirft irdische Macht und elitäre Vornehmheit, weil seine Schwäche sich am Ende der Geschichte als wahre Stärke erweisen wird. Göttliche Schwäche und Unvornehmheit besiegen irdische Stärke und elitäres Gehabe, um wahre Stärke am Ende aller Tage zu werden.

Paulus weist griechische Weisheit zurück, um allein Gottes Weisheit – die als Torheit auftritt – zur Geltung zu bringen.

Paulus verweigert den Juden Zeichen und Wunder als Beglaubigung Christi. Entweder sie unterwerfen sich blind – oder sie lassen es ganz. Die Quittung am Ende der Tage werden sie erhalten.

Auf den ersten Blick scheint es, als verkehre Gott alle Werte der Griechen ins Gegenteil. Nietzsche sprach von der christlichen Umwertung aller Werte. Strikt gesprochen täuschte er sich. Die angebliche Umwertung war nur die intermediäre Antithese zu den Thesen der Nichtchristen. Die am Ende aller Dinge zur Synthese und Rehabilitierung aller nichtchristlichen Werte auf einer neuen Ebene führen würden. Gott ist Inbegriff der wahren Weisheit (die alle griechische Weisheit übertrifft), der wahren Macht und Stärke (die alle staatlichen Mächte übertrifft) und der wahren Zeichen- und Wundervollbringer (die alle Zeichen der Juden übertrifft).

Was hier stattfindet, ist eine metaphysische Totalkonkurrenz zwischen Schöpfer und Geschöpf. Gott muss sich und den Menschen beweisen, dass er in allen Dingen besser ist als seine Kreaturen, indem er all ihre Fähigkeiten zunichte macht, ihre vollständige Niederlage erklärt und das demütige Bekenntnis fordert, dass ER der Größte, Weiseste und Mächtigste im Himmel und auf Erden ist.

Wir können jetzt die überall grassierende und penetrante Rankingsucht der westlichen Christenheit verstehen. Schon im Garten Eden fürchtete Jahwe, von seinen Geschöpfen im Wissen des Guten und Bösen übertroffen zu werden. Es ist das Weib, das ihm das Wissensprivileg streitig macht – wofür sie und ihre Nachkommen ewig werden büßen müssen. „Siehe, der Mensch ist worden wie unsereiner.“ Jahwe kann gerade noch verhindern, dass das Urpaar vom Baum des Lebens breche und ewig lebe.

Musste Gott bei Adam und Eva eine partielle Niederlage eingestehen, gelingt es ihm auch nicht, den Jakob im Ringkampf vollständig zu besiegen. Jakob kann ihn zwingen, ihm den Segen zu geben:

„Jakob blieb allein zurück. Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte heraufkam. Und als er sah, daß er ihn nicht überwältigen konnte, berührte er sein Hüftgelenk; und das Hüftgelenk Jakobs wurde verrenkt, während er mit ihm rang. Da sagte er: Laß mich los, denn die Morgenröte ist aufgegangen! Er aber sagte: Ich lasse dich nicht los, du segnest mich denn.“

Solche beschämenden Teilniederlagen musste Gott für immer verhindern. Also sandte er seinen Sohn, der Tod und Teufel besiegte und den Menschen zur totalen Unterwerfung aufforderte. Die absolute Selbstentwertung des Menschen zugunsten einer unendlichen Erhöhung Gottes zum Allmächtigen, Allwissenden und Allpräsenten – das war die Erfindung des Christentums.

Alle staunenswerten Zivilisationsleistungen des christlichen Westens sind nicht das Verdienst der Gläubigen, sondern die Erlösungstaten des Schöpfers. War in der griechischen Philosophie der Mensch das autonome Subjekt seiner stolzen Taten, schrumpft er im Christentum zum Versager der Geschichte, der nichts zustande bringt, wenn er nicht alles von seinem Gott erfleht, für dessen Gnadengaben er ewig dankbar sein muss.

Und nun das Erstaunliche: indem er seinen Bankrott erklärt, wird der Mensch zum absoluten Herrn der Welt. In grenzenloser Macht, die der Mensch durch Selbsterniedrigung zusammenrafft, wird der Mensch seinem Gotte ebenbildlich. „Gott und ich, wir sind eins“, das Credo des Mystikers Eckhart wird in der Moderne zur weltpolitischen Realität.

Gott und wir sind eins, so könnte man das Manifest Destiny der Amerikaner übersetzen. Destiny kommt von der calvinistischen Prädestination. Vor Erschaffung der Welt hat Calvins Gott bestimmt, welcher Mensch selig werden und welcher in die Hölle wandert. Der Mensch hat nicht den geringsten freien Willen. Sklavisch muss er ausführen, was sein Schöpfer in seine seelische Festplatte einprogrammierte.

Der Mensch ist für Gott, was der Roboter für Ray Kurzweil. Mit anderen Worten: Silicon Valley will nichts weniger als eine zweite Genesis in Gang setzen. Der Mensch nimmt Gottes Stelle, der Roboter die Stelle des Menschen ein. Da capo al fine.

Gottes Schöpfung ist gescheitert, der Mensch muss Gott durch eine eigene Creation überflüssig machen. Silicon Valley ist die religions-stiftende Neue Stadt auf dem Hügel.

Den Slogan Manifest Destiny „hatte der New Yorker Journalist John L. O’Sullivan 1845 in einem Artikel der Zeitschrift „The United States Democratic Review“ geprägt, als er schrieb, es sei „die offenkundige Bestimmung der Nation, sich auszubreiten und den gesamten Kontinent in Besitz zu nehmen, den die Vorsehung uns für die Entwicklung des großen Experimentes Freiheit anvertraut hat.“

Damals war die Expansion noch auf den nordamerikanischen Kontinent beschränkt. Spätestens seit dem Zweiten Weltkrieg will Amerika die ganze Welt führen. Warum wird Putin gescholten, wenn er Washington ein aggressives Hegemonialbedürfnis vorwirft, da doch in vielen ideologischen und literarischen Äußerungen Amerikas das Auserwähltheitsprinzip in vollendeter Klarheit formuliert wird?

In seinem herrlich rotzfrechen Buch „Revolution, Anleitung für eine neue Weltordnung“ prangert Russell Brand den amerikanischen Allmachtswillen an. „‘Manifest destiny‘ ist eine der ideologischen Säulen des expansionistischen Amerika, das eine göttliche Berechtigung, wenn nicht gar die Stimmung, für sich reklamiert, in unbekannte Länder einzufallen, sie zu besetzen und ihnen die amerikanischen Werte aufzuzwingen.“ Die westliche Welt solle nach dem Bilde Amerikas erlöst und erneuert werden. Diese amerikanische Mission sei unausweichlich. „Wie Chomsky erläutert, hat sich Amerika immer als Nation kapitalistischer christlicher Soldaten betrachtet, gleichsam in den Krieg marschierend mit dem vorgeblichen Ziel, sein von Gott auserwähltes Volk vor dem „Bösen“ zu beschützen.“

Als sich aber das Böse in Gestalt des Sowjetkommunismus in Luft auflöste – hat Amerika da seine expansionistischen Militärprogramme in der ganzen Welt geändert? Im Gegenteil. Die calvinistischen Herren der Welt wurden noch aggressiver und suchten sich neue ideologische Gegner in der ganzen Welt. Allein Amerikas Unterstützung Israels sorgt in Nahost für den Erhalt bewährter Feinde.

Gibt es einmal keine Krisen in der Welt, müssen sie sofort geschaffen werden, damit Amerika sich berechtigt fühlt, zwangsbeglückende Invasionen durchzuführen. Russell Brand beruft sich auf den scharfen Amerika-Kritiker Chomsky, dessen These lautet, Amerika habe es gerne instabil.

Die wirkungsvollste Macht der Amerikaner jedoch ist die, die die Welt gar nicht sieht. „Die Architekten der amerikanischen Staatsmacht müssen eine Macht kreieren, die spürbar, aber nicht sichtbar ist. Am wirkungsvollsten ist die Macht, wenn sie im Dunkeln bleibt. Im Licht beginnt sie zu verdampfen.“ (Huntington)

Zu der unsichtbaren Macht gehört die gigantische Weltausspähmaschine NSA, die selbst von der deutschen Regierung unterstützt wird, um ihre eigene Bevölkerung widerrechtlich zu durchleuchten und abzuschöpfen.

Welch Irrtum, anzunehmen, die amerikanische Macht schütze die Interessen ihrer Bevölkerung. Ihre Macht ist das Instrument führender Eliten, ihre Zasterinteressen gegen die eigene Bevölkerung zu schützen. „Es liegen genügend Beweise vor, dass die Absicherung der Staatsmacht gegen die heimische Bevölkerung zugunsten der Absicherung der Macht in wenigen privaten Händen die treibenden Faktoren bei der Ausrichtung von Politik sind.“

TTIP und CETA dienen nicht dem bilateralen Wohlstand der Völker. Sondern der Sicherung der Geld- und Einflussinteressen mächtiger Investoren. Geheime Absprachen mit Heerscharen von Konzernanwälten sollen die Profite der Weltkonzerne in Granit meißeln.

Warum muss dies alles im Geheimen geschehen? „Weil wir durch die Konditionen, von denen diese Typen profitieren, über den Tisch gezogen werden. Sie spionieren uns aus, sie lügen uns an, sie kontrollieren uns mit Gewalt, sie verkaufen uns beschissenes Essen und zerstören den Planeten. Sie tun alles für ein mickriges bisschen Zaster.“

Fragen nach Völkerrecht und menschenfreundlicher Moral werden abgeschmettert. Amerika, das nach dem Weltkrieg mit missionarischem Eifer an der Erarbeitung der UN-Charta mitgewirkt hatte, unterlässt seit dem Fall der Mauer nichts, um diese Charta zu destruieren. Es ist, als ob sie geradezu bedauerten, das Böse in Gestalt der Sowjetunion verloren zu haben. Vor keiner Täuschung schrecken sie zurück, um sich eine Berechtigung zusammenzulügen, in fremde Länder einzudringen. Äußerlich geht es ihnen um die Demokratisierung der Welt. Doch seltsam, dass ihre modernen Kreuzzüge stets reiche Rendite bringen müssen.

Im Dienste ihrer Weltbeherrschungsmission ist die Wahrung von Menschen- und Völkerrechten nur hinderlich. Das UN-Parlament der Völker oder der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag werden von Washington ignoriert oder offen bekämpft. Der berüchtigte „Netherlands Invasion Act“ besagt: Sollte jemals ein amerikanischer Staatsbürger vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gestellt werden, nehmen sich die Amerikaner das Recht, mit Hubschraubern und Motorrädern das Gericht zu stürmen, um den Angeklagten zu befreien. Dabbelju Bush muss keine Sorge haben, in den Niederlanden je angeklagt zu werden.

Amerika selektiert die Welt in erwählte und verworfene, mächtige und ohnmächtige, superreiche und hungernde Staaten. In Gewinner und Verlierer. Die Gewinner erhalten alles, die Loser schauen in die Röhre. Das religiöse Prinzip der Seligpreisungen und Weherufe, der Erlösung und Verdammung, hat sich in reale Weltpolitik verwandelt. Religion wurde zum dekorativen Feigenblatt eines unverhohlenen globalen Machiavellismus.

Deutschland hat seine „Heilige Bestimmung“ bereits im Dritten Reich mit fürchterlicher Gewalt in der Welt exekutiert.

Kritiklos duckt sich Merkel unter die amerikanische Hybris, die sich selbst nützt, indem sie vorgibt, der Welt zu nützen und das politische und ökonomische Heil zu bringen.

Den Amerikanern gelingt das Kunststück, ihre Demokratie aus biblischen Traditionen abzuleiten, obgleich ihre calvinistische Vorherbestimmung nicht die geringste Freiheit zulässt. Freiheit ist für sie, blind den Willen Gottes zu exekutieren. Hegel und Hitler hätten das unterschreiben können.