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Globalisierung

Hello, Freunde der Globalisierung,

eine gelungene Globalisierung wäre eine Utopie. Da die Mächtigen der Gegenwart nur technische und ökonomische Utopien erlauben, werden politische Utopien als Gehirngespinste verspottet.

Global denken, regional handeln – das war gestern. Die weltumspannende Globalisierung ist tot. Mächtige Blöcke schließen sich zusammen, um anderen mächtigen Blöcken das Wasser abzugraben. Die Vereinten Nationen als Forum aller Völker haben ausgedient. Zum letzten Rennen auf die Weltherrschaft wird der Globus zerschnitten, werden Einflussbereiche abgesteckt, neue Grenzen und Mauern errichtet. Der christliche Westen wirkt am geschlossensten.

Das orthodoxe Russland suchte seit dem Mauerfall Anschluss an den Westen, wurde an den Katzentisch verwiesen, hat die Schnauze voll und sucht nun Anschluss an China.

Südamerika ist allergisch gegen Nordamerika, möchte am liebsten mit Europa. Europa muss auf Nordamerika Rücksicht nehmen, darf nicht ungeniert mit Yankee-Allergikern fremd gehen.

Indien, Japan, Afrika haben zu viel mit sich selbst zu tun, als dass die aufstrebenden Blöcke sich klar positionieren dürften.

Unsichtbare religiöse Grenzen verteilen Gut und Böse, sichtbare Wohlstandsdifferenzen definieren Macht und Ohnmacht, furchtbare Waffensysteme lauern im Hintergrund, um globale Friedensvisionen ad absurdum zu führen.

Die Wirtschaftsverhandlungen Europas mit USA und Kanada haben keine wirtschaftlichen, sondern geopolitische Zwecke. Experten behaupten, die

Wirtschaft beider Länder könnte durch die Verträge schrumpfen. Was zusammengehört, soll zusammenwachsen, um die internationalen Machtverhältnisse sichtbar zu machen. Bestehende Spannungen innerhalb der Blöcke werden ignoriert, Probleme in der Großfamilie kann man sich nicht mehr leisten. Welt-Clan steht gegen Welt-Clan.

In Berlin gab es nie eine Handy-Affäre der Kanzlerin, die Überwachungsdiktatur der NSA ist vom Tisch. Im willkommenen Konflikt gegen das orthodoxe Russland rückt das abendländische Lager noch enger zusammen, um den alten Graben zwischen westlichem und östlichem Christentum zu erneuern und zu vertiefen. Die Aufbruchsstimmung der Völker, die nach dem Debakel der Weltkriege alles besser machen wollten, ist passe.

Die Zerrüttung der UNO ist das Verfallsmerkmal der sich zurückziehenden und ein-igelnden Nationen. Was war das Ziel der UNO?

„Nach Artikel 1 der Charta der Vereinten Nationen sind die Hauptaufgaben der UNO:

1. die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit

2. die Entwicklung besserer, freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Nationen

3. die internationale Zusammenarbeit, Lösung globaler Probleme und Förderung der Menschenrechte

4. der Mittelpunkt zu sein, an dem die Nationen diese Ziele gemeinsam verhandeln.“

1) Weltfrieden und internationale Sicherheit sind heute gefährdet wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr.

2) An besseren und freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Nationen ist niemand mehr interessiert. Wirtschaftliche Beziehungen sind Beschädigungswettbewerbe, keine freundschaftlichen Beziehungen. Freundschaft will das gegenseitige Wohl der Freunde. Der calvinistische Neoliberalismus will Superiorität. Der Gang der Evolution – identisch mit dem Gang der selektierenden Heilsgeschichte – muss Untüchtige aus dem Weg räumen, um den Matadoren den Teppich auszurollen.

3) An der Lösung weltumspannender ökologischer Probleme ist kein Obama, keine Merkel, kein Putin und kein Xi Jinping interessiert. Merkel hält es nicht mal für nötig, an ökologischen Konferenzen teilzunehmen. Der Begriff Ökologie ist zum Unwort der Epoche geworden.

4) Es gibt keinen Mittelpunkt mehr, an dem die versammelten Nationen das Weltschicksal beraten würden. Es herrscht der Ungeist labyrinthischer Fatalität: konsumiert, akkumuliert und zerstört die Natur, denn morgen sind wir tot.

In Deutschland haben wir die erste Elterngeneration, die nicht mehr daran glaubt, dass es ihren Kindern besser gehen wird. Politik wurde auf Interessenpolitik reduziert, Interessen sind bornierte Egoismen. Gemeinsame Überlebensinteressen scheint es nicht zu geben. Jeder hofft, allein davonzukommen. Es herrscht der Geist der christlichen Apokalypsen:

„Denn es werden viele kommen unter meinem Namen, und sagen: „Ich bin Christus“ und werden viele verführen. Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen; sehet zu und erschreckt euch nicht. Das muß zum ersten alles geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da. Denn es wird sich empören ein Volk wider das andere und ein Königreich gegen das andere, und werden sein Pestilenz und teure Zeit und Erdbeben. Dies aber ist erst der Anfang der Wehen. Dann wird man euch der Drangsal preisgeben und euch töten, und ihr werdet um meines Namens willen von allen Völkern gehasst sein.“

Der hässliche Amerikaner ist der Auserwählte, den die Welt hasst um seines Auserwähltseins willen.

In Deutschland wird biblische Untergangsstimmung durch regelmäßige Hollywood-Verfilmungen der Bevölkerung unter die Weste gejubelt, damit sie unter Furcht und Zittern daran arbeitet, zu den Auserwählten zu gehören. Zwei aus dem Angebot der Woche:

A) „Matrix Revolutions, im Mittelpunkt der Handlung steht der verzweifelte Versuch mutiger Zivilisten und Soldaten, die feindlichen Maschinen von der Zerstörung der menschlichen Siedlung Zions abzuhalten. Nach der Befragung des Orakels setzt Neo [= Noah] alles daran, die Zukunft der Menschheit zu sichern. Mit Trinity [= Dreieinigkeit] kämpft er sich zur Hauptstadt der Maschinen durch.“

B) „Revolution: In der neuen Serie hat der totale Blackout die Erde ins Chaos gestürzt, die Elektrizität ist zum Erliegen gekommen. Familie Matheson [Matthäus] hat es sich zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, wie es dazu kommen konnte.“

Der wöchentlich applizierte Hollywood-Fusel ist das emotionale Gleitmittel der amerikanischen Großraumpolitik, die tut, was sie tun muss, denn die Tage werden kürzer. „Wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden.“

Die „Tage verkürzen“ ist identisch mit der unaufhörlichen Beschleunigung der Moderne, in der niemand mehr zur Besinnung kommen soll. Je mehr die Menschheit von morgens bis abends malochen muss, je beschleunigter die Zeit vergeht, je weniger kommen die geistesabwesenden Menschen auf revolutionäre Gedanken.

Der christliche Westen hat es verstanden, mit technischen und wirtschaftlichen Anreizen – deren Schattenseiten anfänglich nicht sichtbar waren – die ganze Welt in das stahlharte Gerüst ihrer Heilsgeschichte zu locken. Das politische Drehbuch der kommenden Dekaden – sofern die Menschheit nicht Abschied nimmt von ihren Erlöserreligionen – ist bereits geschrieben. Man lese die Endzeitberichte der biblia sacra.

Wann begann die Globalisierung? Nicht mit dem Auftrag des Herrn, seine Gute Botschaft nicht nur den Juden, sondern der ganzen Welt zu verkünden. (Das war ein Universalismus der Verdammung und ein Partikularismus der Erlösung. Denn viele sind berufen, doch wenige auserwählt. Echter Universalismus beruht auf der Vernunftkompetenz aller Menschen.)

Der große Menschenfreund Jesus machte kein Hehl daraus, was er von den „Gojim“ hielt: „Es ist nicht recht, den Kindern das Brot zu nehmen und es den Hunden hinzuwerfen.“ Die Kinder waren die Kinder Israels, die Hunde waren die Ungläubigen.

Später reute es den Herrn und er befahl, die Hunde doch zu missionieren. Versteht sich, dass die bekehrten Hunde die unbekehrten noch heute als Hunde betrachten. Wenn Reagan und Dabbelju Bush die Welt in Gute und Böse einteilen, so teilen sie die Menschheit in Erwählte und Hunde.

Die wahre universelle Globalisierung begann mit der Epoche der Hellenisierung, in der die Humanität der griechischen Philosophie durch den Makedonen Alexander in die damalige Welt getragen wurde.

Fast alle Völker kennen die ursprüngliche Teilung der Menschheit in fremde „Untermenschen“ und „wahre Menschen“ ihres eigenen Stammes. Nicht anders die traditionellen Griechen, die sich für die Schönen-und-Guten, alle anderen für Barbaren hielten – Unzivilierte, die nur brbr stammeln können.

Erst die aufkommende Philosophie begann, die wesenhafte Ungleichheit der Menschheit anzuzweifeln und propagierte die Gleichwertigkeit aller Menschen. Auf diesem Humus wuchs der Glaube an die Menschenrechte. Alle nachsokratischen Philosophenschulen (nur Aristoteles war eine reaktionäre Ausnahme, der an der Berechtigung festhielt, Nichtgriechen zu versklaven; sein Schüler Alexander verwarf die Einteilung der Menschen in Herren und Sklaven) waren überzeugte Vertreter der Gleichheit aller Menschen.

Obgleich Alexander die vorderasiatischen Völker mit dem Schwert eroberte, wurde die Botschaft von der Gleichheit der Menschen von vielen begierig aufgenommen. Unter ihnen die Oberschichten (Sadduzäer) des jüdischen Volkes, die viele Teile des Alten Testaments mit dem Geist des Logos durchtränkten. Nur die damaligen Ultras, die Pharisäer, reagierten mit unversöhnlicher Feindschaft, sodass es zum makkabäischen Aufstand kam.

Nicht wenige aufgeklärte Juden der Moderne bedauern es, dass der damalige Weg der Hellenisierung des Jahweglaubens durch die Gewaltherrschaft der Ultras gestoppt wurde. Unter ihnen der deutsche Verleger Moritz Friedländer, der in seinem Buch „Griechische Philosophie im Alten Testament“ aus dem Jahre 1904 schrieb:

„Die Erben des Geistes der Weisheitsliteratur (die in besonderem Maß hellenisiert war) sind nicht die Schöpfer des Talmud, (dem Urbuch der Ultras), sondern die Diasporajuden in den hellenischen und hellenisierten Landen, in deren Schrifttum sich eben jene Synthese des von den Propheten verkündeten Judentums und der griechischen Philosophie vollzieht, die für die Weisheitsliteratur so überaus charakteristisch ist. Der Talmud kann fromme, sogar edle Juden, niemals aber innerlich freie Menschen heranbilden.“ „Der mächtigen Einwirkung des griechischen Geistes vermochte sich auch Palästina nicht zu entziehen.“

Friedländer ist sich bewusst, dass seine Meinung als „unjüdisch und gotteslästerlich“ verschrien werden wird. Dennoch hält er daran fest, dass „wir Juden des Westens nicht dem Talmud, sondern der hochentwickelten Kultur unsere höhere sittliche Bildung verdanken, während der Talmud den Juden des Ostens keine wirksame Stütze gegen die schädlichen Einflüsse der dort herrschenden Unkultur zu bieten vermag.“

Diese hochstehende Kultur der westlichen Diasporajuden war „erweckt durch eine mächtig wirkende neue geistige Bewegung, berührt von dem Zauberstab der seit Alexander d. Gr. den Orient überflutenden griechischen Ideen“. Aus dieser hellenistisch geprägten jüdischen Literatur sprach „nicht der Jude, sondern der Mensch, nicht der Volksgenosse, sondern der Weltbürger.“

Wären Deutsche und Juden im 19. und 20. Jahrhundert fähig gewesen, den von Friedländer gerühmten Weg einer Hellenisierung beider Religionen zu gehen, wäre ein Völkerverbrecher Hitler unmöglich gewesen.

Die Deutschen waren zwar leidenschaftliche Graecomanen, doch das Wesentliche der Griechen, ihre Demokratie und Menschenwürde, ignorierten und verschmähten sie. Stattdessen ertranken sie in apolitischer Schönheit und begnügten sich mit dem vordemokratischen Homer und dessen heroischen Mythen. Goethe wollte ein Sokrates-Drama schreiben – warum gelang es ihm nie?

Nach Friedländer hätten die Juden den Weg der intoleranten Dogmatisierung durch den Talmud verhindern können, wenn sie sich durch ihre Ultras nicht hätten zwingen lassen, sich von den gottlosen Heiden abzuwenden und zurückzukehren zum alleinseligmachenden Buchstaben eines Jahwe, der alle Ungläubigen zerschmettert.

Die „Deutsche Bewegung“ überschlug sich in Hass gegen Kosmopolitismus und Menschenwürde. Das schlug sich nieder im Kampf zwischen den Ideen von „1789 gegen 1914“. Man könne nicht alle Menschen lieben, die Deutschen seien berufen, die Heilande der Welt zu sein: so klang der messianische Partikularismus, der im Verhängnis des Dritten Reiches enden sollte.

Wie ähnlich die Parolen der Gegenwart: Deutschland kann nicht das Sozialamt der ganzen Welt sein. Die elementare Abneigung gegen die Flüchtlinge sind die Ausläufer der mit Fichte beginnenden Ideologie: hie rassisch überlegene Neugermanen, dort untermenschliche Parasiten und Fremdlinge, die uns das Fell über die Ohren ziehen.

Wenn Deutsche Menschen werden wollen, müssen sie die Fehlentwicklungen ihrer kollektiven Biografie wahrnehmen und in mühseliger Selbstbesinnung durcharbeiten. Das wäre die einzige Bildung, die zu Recht Bildung hieße. Bloße Appelle und wohlfeile Vorhaltungen genügen nicht.

Die Hellenisierung war eine verheißungsvolle erste Globalisierung im Bereich des östlichen Mittelmeers. Die Römer übernahmen vieles und humanisierten die Brutalität ihrer historischen Anfänge zur stoisch geprägten pax romana.

Als die christliche Kirche das morsche römische Reich übernahm, war es um jede humane Globalisierung für die nächsten Jahrtausende geschehen. Stattdessen eroberte die Globalisierung des schrecklichen Duos Soldat & Priester die nichtchristliche Welt. Es war eine Globalisierung, die keine war, sondern eine Selektierung der Menschheit in Erwählte und Verworfene.

Hier zum ersten Mal zeigte sich die listige Fähigkeit der Erlöser, Begriffe aus dem geistig überlegenen Heidentum zu entwenden und sie ins genaue Gegenteil zu verkehren. Fast 1000 Jahre erschlug die Kirche jedes freie Denken der europäischen Völker mit Stumpf und Stiel. Erst als es ihr nicht mehr gelang, den Geist der Vernunft zu vernichten, setzte sie sich an die Spitze der gegnerischen Bewegung und vertrat, was sie die ganze Zeit verflucht hatte.

Heute schreckt sie nicht vor der Lüge zurück, Menschenrechte und Demokratie erfunden zu haben. Fast alle Medien und Gelehrten haben den Riesenschwindel übernommen. Wenn ein Papst vor dem europäischen Parlament den Begriff Würde geschickt in transzendente Würde verfälscht, fällt das keinem Abgeordneten und medialen Beobachter auf.

Die falsche Globalisierung göttlicher Selektion und Subordination hat die wahre Gleichheit und Freiheit der Menschen vereinnahmt. Allmählich aber bemerken die Völker den transzendenten Trug und fliehen aus der Kirche. Doch ihre klerikal verseuchte Unbildung reicht nicht, den Trug auf den Begriff zu bringen.

Zeno, der Begründer der Stoa, hat die wahre und menschenfreundliche Globalisierung vor mehr als 2000 Jahren trefflich formuliert:

„Wir sollten nicht in Staaten und Bevölkerungen getrennt leben, die je ihr besonderes recht haben, sondern glauben, dass alle Menschen unsere Volksgenossen und Mitbürger seien; es sollte nur eine Lebensform und nur eine Staatsordnung geben, gleichwie eine zusammenweidende Herde nach gemeinsamem Gesetz aufgezogen wird. Der Gott, der diesen Staat zusammenhält, in dem es sonst keine Tempel, Götterbilder und Weigeschenke gibt, ist die Liebe.“ (Eros) Sein Ziel muss die Erziehung aller Menschen zur Rechtschaffenheit sein, sodass auch das Geld und die Gerichtshöfe überflüssig werden. Nur der Grad der Rechtschaffenheit, den der Einzelne jeweils erreicht hat, kann noch Unterschiede zwischen den Menschen begründen.“

Bei diesen Worten wird’s Getümmel unter den Utopiehassern geben. Ist das kein uniformer Totalitarismus, in dem jeder mit dem gleichen Maßstab gemessen wird?

Jede Utopie kann man in ein totalitäres Gebilde verunstalten, wenn man sie unter Folter und Gewalt setzt. Eine humane Utopie setzt auf freie Einsicht. Vernünftige Menschen kennen keinen profilneurotischen Ehrgeiz, sich krampfhaft durch skurrile und amoralische Irrationalitäten zu unterscheiden. Durch Selbsterziehung wollen sie sich in Humanität immer ähnlicher werden. „Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“ (Tolstoi)

Sich gegenseitig zum Vorbild zu nehmen, ist im Westen nur in technischer und ökonomischer Sicht erlaubt. In humanen Dingen sollen wir uns unähnlich, in inhumanen ähnlich sein: das ist die Perversion des liberal- ökonomischen Individualismus.

Wenn ein Land sich entschlösse, aus dem ökonomischen und technischen Irrsinnswettberb auszusteigen, wäre es über Nacht das Opfer aller gierigen Nachbarn. Wo ist hier die Freiheit? Hier waltet der Zwang zur absoluten Nachahmung. Kein Zwang mit militärischen Waffen, aber mit der unausgesprochenen Drohung, bei Nichtbefolgen aus dem Buch der Geschichte getilgt zu werden.

Die Globalisierung der westlichen Wirtschaft hatte nicht den Zweck, sich gegenseitig zu fördern: durch unentrinnbare Abhängigkeit wollten die starken Völker die schwachen aussaugen und zur Bedeutungslosigkeit verurteilen. Auf dem Rücken der Abhängigen wollen die reichen Länder den Wettlauf um die Weltherrschaft für sich entscheiden.

Adam Smith’s Tausch zwischen dem Bäcker und dem Metzger war ein Tausch auf gleicher Augenhöhe. Das gibt es heute nicht mal auf dem Dorf. Die Tauschpartner sind derart ungleich in Macht und wirtschaftlicher Stärke geworden, dass der Monopolismus der Einprozent die 99% des Rests bald unterjocht haben wird. Aus dem „Wohlstand der Nationen“ wurde der Wohlstand der Wenigen und der Unwohlstand der Allzuvielen.

Steinmeier und Gabriel, die beide CETA und TTIP durchpeitschen wollen, wissen nicht, was eine humane Globalisierung ist. Undemokratische Schiedsgerichte scheinen für sie kein Hindernis, einer falschen Globalisierung zu widerstehen.

Gabriels bisherige Versprechungen haben sich als Lug und Trug erwiesen. Die Einwände der Gegner verspottet er als Gefühle des Unwohlseins, auf die er keine Rücksicht nehmen könne.

Merkel, Gabriel und Steinmeier haben sich außerhalb der Demokratie gestellt. Ihr Vorhaben ist verfassungsfeindlich und müsste vor das oberste europäische Gericht.

Im Namen einer diktatorischen Wirtschaft werden alle demokratischen Einwände über den Haufen geworfen. Nicht nur diktaturfreundliche Medien, theokratische Propheten, postdemokratische Techniker und Geldsäcke: die Regierung selbst hat keine Probleme, die Demokratie auf dem Altar wirtschaftlicher Eitelkeiten zu opfern. Hier gilt Artikel 20 GG:

(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.

(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

Unsere Kinder, wagt Gabriel zu behaupten, werden uns einst heftige Vorwürfe machen, wenn wir wirtschaftlich nicht alles unternehmen, um an der Spitze mit zumarschieren.

Eine frechere Dreistigkeit gab‘s nie. Das Gegenteil ist richtig. Wenn wir die globale Wirtschaft nicht schleunigst drosseln und herunterfahren, werden wir in einer Klimahölle die Zukunft unserer Kinder in Rauch und Asche verwandeln.