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Europa

Hello, Freunde Europas,

Novalis, durch außergewöhnliche Gnade frühzeitig von den Toten auferstanden, fuhr mit einem unansehnlichen Renault R4 nach Straßburg und hielt vor dem Europaparlament eine aufsehenerregende Rede. Matthias Drobinski, Mundstück des Heiligen in der SZ, war ganz hin und weg:

„Novalis hat Europa die Leviten gelesen.“ Stopp, schlechter Anfang. Klingt nach dem Buch Levitikus im Alten Testament (3. Buch Mosis). Neutestamentliche Christen können das besser:

„Das Buch Levitikus in der Bibel vereint viele kleine, manchmal auch kleinliche Regeln. Novalis ist dagegen aufs Ganze gegangen in seinen beiden Reden in Straßburg. Im Vergleich dazu ist das Buch Levitikus harmlos.“

Hatte Drobinskis Heiland nicht den Leviten und Pharisäern die – Leviten gelesen? „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr verzehntet die Minze, Dill und Kümmel, und laßt dahinten das Schwerste im Gesetz, nämlich das Gericht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Dies soll man tun und jenes nicht lassen. Ihr verblendeten Leiter, die ihr Mücken seihet und Kamele verschluckt! Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr die Becher und Schüsseln auswendig reinlich haltet, inwendig aber ist’s voll Raubes und Fraßes.“

Alttestamentarisch-jüdisch-levitisch ist ein Irrweg.

(Hier schon lauert der spirituelle Antisemitismus in der Mitte einer christlichen Gesellschaft, wenn die Überlegenheit der neutestamentlichen Christen sich mit Verachtung der alttestamentlichen Juden paart. Solange die Bibel als heilige Schrift gilt, wird es unerbittliche Konkurrenz zwischen Christen und Juden um

das bessere Heil geben.

Da es der Zeitgeistphilosophie widerspricht, dass im Moralischen jemand besser sein darf als sein Wettbewerber, muss der Wettbewerb an sich geleugnet werden. Was also tun die christlichen Apologeten? Sie schleimen sich um die gehässige Konkurrenz herum, aber so, dass jeder christliche Leser spürt: jüdisch-alttestamentlich geht ja gar nicht. Das liebe Jesulein muss selbst an die Front.)

Da muss einer schon soteriologisch (soter = der Retter) aufs „Ganze gehen“. Das Ganze ist das Totale. Aufs Ganze gehen müsste nicht, könnte aber totalitär sein: hinweg mit lächerlichen Reformen und weltlichen Lösungen, die absolut nichts bringen. Der Heiland Europas kleckert nicht politisch, er klotzt mit Er-Lösung.

Das Totale wird totalitär, wenn es als Zwangsbeglückung auftritt. Nicht totalitär wäre es, wenn man der Einsicht der Menschen überließe, wie sie ihre Probleme menschlich lösen wollen und nicht durch Intervention eines übermenschlichen Soters. Irdische Politik? Igitt, mit solchen Peanuts geben Erlöser sich nicht ab.

„Novalis ist nicht als Politiker oder Staatsoberhaupt aufgetreten. Er hat sich nicht zu den Steuersparmodellen des EU-Kommissionspräsidenten Juncker geäußert und kein Alternativkonzept zum Frontex-Einsatz im Mittelmeer mitgebracht; er hat sich nicht in Politgrammatik versucht.“

„Die Politik ist in sich selbst nicht die letzte Instanz“, so klingt das politverachtende Credo des SZ-Schreibers, der in urchristlicher Tradition alles weltliche Tun des Menschen in der Polis beerdigt und seine ganze Hoffnung auf die Polis im Himmel richtet. Politgrammatik bedeutet: diese Politiker können kaum das ABC buchstabieren, geschweige eine gott-trunkene Rede halten. Ganz anders der von Gott Erwählte:

„Seine Botschaft aber ist voll prophetischer Kraft. Novalis hat in Wahrheitskategorien geredet: Da ertrinken Flüchtlinge im Meer. Da werden Menschen zur Ware und stören, wenn sie nicht funktionieren. Da wird ein Planet geplündert. Gerade das aber macht seine Botschaft politisch: Wer sich von diesen Wahrheiten anrühren lässt, dem lassen sie keine Ruhe mehr.“

Mit prophetischer Kraft – das klingt nach dem göttlichen Rhetoriker, der alle rhetorischen Künste der Griechen und Juden in den Schatten stellt: „Denn er lehrte sie wie einer, der Gewalt (!) hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten“. (Schriftgelehrte heißen im Neuen Testament rein zufällig: die Grammatiker) „Nie hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch redet.“

Erlöser sprechen die Wahrheit, Politiker sind Lügner und Schwätzer. Die innergriechische Kritik eines Platon und Isokrates an der degenerierten Polis, die die „Verleumder, Maulhelden und leichtfertigen Schwätzer“ als Zerstörer des Stadtstaats angreifen, nutzt das Neue Testament, um einen göttlich vollendeten, charismatischen Redner als himmlische Kontrastfigur zu konstruieren. Drobinskis Vorbild erhebt sich über alle Niederungen des Parteiengeklüngels und substanzloser Politik:

„Novalis durchbricht die politischen Kategorien Europas, ausgerechnet im Zentrum des politischen Europas. Ihm geht es um den Menschen, dessen Würde und Unantastbarkeit, um dessen Existenz als Gemeinschaftswesen. Fraktionen erscheinen ihm da zweitrangig.“

Utopien sind im politischen Bereich verboten, der Mensch ist beim Lösen seiner Probleme überfordert, Wahrheiten gibt es nicht, Rechthaben und Besserseinwollen als andere ist fluchwürdig – es sei, dass ein Heiliger des Weges kommt, seine Konkurrenten himmelweit übertrifft, die lautere Wahrheit spricht und das himmlische Reich als Utopie in die Lüfte projiziert: dann ist alles erlaubt, was sonst verboten ist.

Wer wird denn so uncharmant sein, von Doppelmoral zu sprechen? Wenn Utopie im heiligen Gewand daherkommt, ist alles im grünen Bereich:

„Es braucht aber gerade die europäische Politik mit ihren Schrittchen und Rückschritten das Kratzende der Utopie, das haben die Europawahlen im Mai gezeigt. Sie braucht auch das Spannungsverhältnis von aufgeklärter Religion und aufgeklärter Politik – weil sich beide einander verunsichern.“

Wenn zwei sich gegenseitig verunsichern, müssen sie aneinander gekettet werden: das gibt einen guten Klang. Was jedoch ist eine aufgeklärte Religion, Herr Drobinski? Das deutsche Christentum? Der vatikanische Papismus?

Unfehlbare Religion verunsichert keine Politik. Sie demütigt und killt sie. Aufgeklärt sein heißt, auf den Menschen setzen, Erlöserreligion heißt auf den Erlöser setzen. Das schließt sich aus for ever and ever, Halleluja.

Wir nähern uns dem Heilsfinale: „Europa und die Welt müssen nicht so bleiben, wie sie sind. Kann es besseren Trost geben für Europas Politik?“ (Matthias Drobinski in der SZ: Ein Papst geht aufs Ganze)

Politik braucht keinen Trost, sondern Ermutigung der autonomen Kraft des Menschen. Trost brauchen Unglückliche, die sich in hoffnungsloser Lage befinden, dennoch nicht verzweifeln wollen und also himmelwärts schauen:

„Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher wird mir Hilfe kommen? Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“

Das ist der Trost einer – unaufgeklärten Religion. Andere gibt es nicht im Lager der Erlöser.

Was aber sprach Novalis zu den europäischen Abgeordneten?

Er erinnerte an die „schönen glänzenden Zeiten, wo Europa ein christliches Land war, wo eine Christenheit diesen menschlich gestalteten Weltteil bewohnte. Ein Oberhaupt lenkte und vereinigte die großen politischen Kräfte. Unter ihm die die Zunft der Geistlichkeit – eine zum Himmel weisende, friedensstiftende Gesellschaft, einen schönen, wunderreichen Glauben verkündend. Der heilige Sinn war in diesen mittelalterlich echt katholischen Zeiten allgemein, und mit Recht widersetzte sich das weise Oberhaupt der Kirche der frechen Ausbildung menschlicher Anlagen auf Kosten dieses Sinns und unzeitigen gefährlichen Entdeckungen im Gebiete des Wissens.“ „In der Philosophie der französischen und deutschen Aufklärung konzentrierte sich der Hass gegen das Heilige – um zuletzt in der Französischen Revolution zum Durchbruch zu kommen. [Soviel zur „aufgeklärten Religion“] Endlich wird aus dem Konflikt und der gesteigerten Berührung der europäischen Staaten ein Staat der Staaten erwachsen: an seiner Spitze eine geistliche Macht. Und das wird das neue Europa, die neue Christenheit, die neue sichtbare Kirche sein, die alle nach dem Überirdischen dürstenden Seelen in ihren Schoß aufnehmen wird. Denn der Geist der Christenheit ist ein alles umarmender Geist.“

Okay, alles geschwindelt – außer dem demütigen Renault R4. Novalis ist mausetot und heißt heute Franziskus. Und dennoch ist nichts geschwindelt.

Was Novalis in seinem Aufsatz über die Christenheit schrieb, denkt der argentinische Oberhirte deckungsgleich. In seinem Buch „Die Romantische Schule“ fasst Rudolf Haym das Fazit des Novalis-Aufsatzes zusammen: „Novalis‘ Fragment wurde das Programm für jene, von Fr. Schlegel so oft variierte politische Anschauung, welche den Gipfel des Staatslebens in dem theokratischen Regiment und dem von diesem garantierten Gottesfrieden erblickte.“

Trost und Frieden für Europa, wenn die Völker in den Schoß der heiligen Kirche zurückfinden – das ist der kurze Sinn der päpstlichen Rede.

Franziskus ist der Stellvertreter des himmlischen Heils – und Drobinski, der seinen Heros wie Jesus stilisiert, ist sein medialer Prophet. Wer glaubt, unsere Medien hätten zur Religion einen „objektiven Abstand“, der muss mit dem Klammerbeutel gepudert sein. Unter dem getürkten Vorzeichen des aufgeklärten und flotten Säkularen leisten sie unverfrorene Missionierungsarbeit für das Heilige.

Mit anderen Worten: Europa ist in die Zeit der aufklärungsfeindlichen Romantik zurückgefallen, in der alle unlösbar scheinenden politischen Probleme durch Rückkehr ins selige Mittelalter erhofft wurden. Damals regierte nicht der deutsche Kaiser das Heilige römische Reich deutscher Nation, sondern der römische Herrscher aller europäischen Seelen.

Europa ist in der Krise – und also muss es ins Heilige regredieren. Wenn Cäsar über den Papst herrscht, sprechen wir von Cäsaro-Papismus. Europa ist dabei, sich in einen national zersplitterten Papismo-Cäsarismus zu verwandeln. Je mehr die Menschen der unteren Klassen aus den Kirchen flüchten, je mehr verbünden sich Eliten und Klerus zur gegenseitigen Machterhaltung.

Überall Kriege, Zwist und Aufruhr, wer kann hier noch helfen – außer Richter und Propheten, Erlöser und Heilande?

In den Bundestag wurde Prophete Biermann zur Steinigung der gottlosen Linken geladen, ins europäische Parlament wurde Oberprophet Franziskus geladen, um den geordneten Rückzug ins Mittelalter einzuleiten. Die Prophetennummern beginnen sich zu häufen.

In der Weimarer Republik gab es an jeder Straßenecke einen Propheten mit Silberblick und wallendem Haupthaar, der entweder den Untergang des Abendlandes oder den gloriosen Aufstieg ins Dritte Reich verkündete. Der Führer wurde zum Propheten aller Propheten, der alle Konkurrenten zu Wegbereitern und Türöffnern degradierte.

An welchem untrüglichen Symptom erkennt man die Regression eines Zeitalters? An der Stellung der Frau.

Männerhorden haben keine Hemmungen mehr, über die Vergewaltigung der Frau öffentliche Zoten zu verbreiten. Merkel ist keine mitfühlende Frau, sondern eine männermordende und weiberverachtende Megäre in der Maske einer gütigen Absolutistin. Wenn Kriege ausbrechen, sind Frauen und Kinder die Lieblingsopfer der Krieger.

Sagte Professor Münkler doch glatt, wir lebten in einer post-heroischen Gesellschaft. Weit gefehlt. Das Heldentum phallischer Geistträger besteht im kannibalischen Verzehr weiblichen und kindlichen Fleisches. Kriege sind männerzentrierte Reinigungsakte. Die Menschheit ist übermäßig angewachsen, sie muss gesund geschrumpft werden. Weg mit den Überflüssigen und Vielzuvielen. Die Menschheit ist zu fett geworden, sie muss wieder sehnig werden. Wenn Priester und Propheten mächtig werden, müssen Frauen zur Selbstverteidigung greifen.

Was also wollte Franziskus?

Er wetterte gegen die Wegwerf-Kultur. Dabei ist es das christliche Glaubensbekenntnis, das die Majorität der Menschheit bedenkenlos auf den Müll wirft. Der ewige Müllhaufen der Religion ist die Hölle. Gibt es einen größeren Verschleiß von Mensch und Natur als die Heilsgeschichte?

„Sich der Gebrechlichkeit der Menschen und der Völker anzunehmen bedeutet, das Gedächtnis und die Hoffnung zu bewahren“. (Papst-Rede in SPIEGEL Online)

Die Kirche nimmt sich lediglich jener an – und dies in illusorischen Versprechungen –, die sich ihrem Regiment beugen. Viele sind berufen, wenige sind auserwählt – und die sammeln sich in der Kirche. Der riesige Rest der Menschheit geht verloren. Politische Probleme werden ohnehin nicht gelöst. Sie gehören ins satanische Reich dieser Welt, das demnächst hopps gehen wird.

Der Papst geriert sich als Hüter der Natur und erinnert Europa daran, in ökologischen Fragen nicht müde zu werden:

„Wir müssen sie deshalb lieben und achten, stattdessen sind wir „oft vom Hochmut des Herrschens, des Besitzens, des Manipulierens, des Ausbeutens geleitet.“

Natur heißt Kosmos und wird im Neuen Testament mit Welt übersetzt. Die Christen dürfen nicht den Kosmos lieben, sonst wird der Vater der Welt böse, der den Kosmos zum Untergang bestimmt hat, um einen neuen aus dem Ärmel zu ziehen:

„Habet nicht lieb die Welt (= den Kosmos), noch was in der Welt ist! Wenn jemand den Kosmos liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.“ „Im Kosmos habt ihr Angst, ich habe den Kosmos überwunden.“ „Nicht für den Kosmos bitte ich, sondern für die, die du mir gegeben hast.“ „Unser Glaube ist der Sieg, der den Kosmos überwunden hat.“ „Weil ihr nicht aus dem Kosmos seid, sondern ich euch aus dem Kosmos erwählt habe, deshalb hasst euch der Kosmos.“ „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte bleiben bestehen“.

Wie alle Priester ist der demütige Franziskus ein Lügner mit bestem Gewissen. Natur ist minderwertig und muss untergehen, sie darf gar nicht gerettet werden: das wäre Blasphemie.

Warum hassen biblizistische Amerikaner alle ökologischen Rettungsmaßnahmen? Weil sie bibelfest sind – im Gegensatz zu einem unfehlbaren Stellvertreter Gottes.

Franziskus spricht viel von der Würde des Menschen. Den Begriff Würde sucht man in der Bibel fast vergeblich. Vor Gott besitzt der Mensch keine Würde. Entweder ist er ein für immer verdammter Sündenkrüppel oder ein allein durch Gottes Gnade geretteter Wüstling.

Wie so oft seit dem Sieg der Aufklärung über den Klerus entwendet die Kirche den Aufklärern die Begriffe, verfälscht und deutet sie um und deklariert sie als Früchte des Glaubens. Drei Beispiele:

a) Der Satz: du sollst Gott mehr gehorchen als den Menschen, ist ein wortwörtliches Plagiat aus der Verteidigungsrede des Sokrates, in der er kategorisch erklärt, nur dem Gott der Vernunft zu folgen und sich niemandem zu beugen, der gegen dieses Gesetz verstößt. Mit Gesetzestreue und Gehorsam gegen die Vernunft wollte Sokrates die Demokratie vor dem Untergang retten.

Mit demselben Spruch wollten die Urchristen die irdische Polis vernichten und die überirdische erobern.

b) Denn sie wissen nicht, was sie tun, war Jesu Verdammungsurteil über die Menschen, die ohne Offenbarung zu keinem sicheren göttlichen Wissen gelangen könnten.

Bei Sokrates war die ernüchternde Erkenntnis des Nichtwissens die Voraussetzung jedes echten, überprüften Wissens. Das schlimmste und verhängnisvollste war für Sokrates das Verhalten jener, die meinten, alles zu wissen, tatsächlich aber nichts wussten. Diese Scheinwissenden hielt der Hebammenkünstler für Totengräber der Polis.

c) Wo steht der folgende Satz? „Der Gerechte wird gegeißelt werden, gefoltert, in Fesseln gelegt, er bekommt beide Augen ausgebrannt und wird schließlich, nachdem er alles Schlimme erlitten hat, ans Kreuz geheftet. Dann wird er erkennen, daß man nicht darauf aus sein sollte, gerecht zu sein, sondern zu scheinen.“ – In einer schlechten Demokratie hat der wirkliche Gerechte keine Chancen.

Er steht nicht im Neuen Testament, sondern bei Platon, der das Schicksal eines Menschen zeichnet, der nicht gerecht scheinen, sondern sein wollte. Nur wahrhaft Gerechte sind in der Lage, eine gerechte Politeia zu gründen.

Der unschuldig ans Kreuz Genagelte war das Vorbild des Gekreuzigten auf Golgatha, der diese Welt durch Vernichtung retten wollte, um eine neue Welt zu ermöglichen. Modern gesprochen: die verdorbene alte Welt sollte sich neu erfinden.

Spricht Franziskus nicht auch von der Würde des Menschen? Ist er kein Bewunderer des deutschen Grundgesetzes, das alle Menschenrechte von der Würde des Menschen ableitet?

Achtung Priesterbetrug. Der heilige Vater spricht von der transzendenten Würde. Das ist das Gegenteil der demokratischen Würde. Es ist die Würde vor Gott und nicht vor der Vernunft des Menschen:

„Von der transzendenten Würde des Menschen zu sprechen, bedeutet also, sich auf seine Natur zu berufen, auf seine angeborene Fähigkeit, Gut und Böse zu unterscheiden, auf jenen „Kompass“, der in unsere Herzen eingeschrieben ist und den Gott dem geschaffenen Universum eingeprägt hat.“

Der transzendente (= jenseitige) Mensch muss dem Gesetz Gottes folgen, der wenige auserwählt und die meisten verflucht. Die Würde des Demokraten beruht auf der Vernunft aller Menschen. Der Universalismus des menschlichen Logos ist unvereinbar mit dem Partikularismus eines wahllos selektierenden Gottes.

Franziskus, Chef einer vernunftfeindlichen Großsekte, wollte keineswegs die europäischen Demokratien in ihrem Kampf gegen Unrecht und Naturzerstörung bestärken. Mit scheindemokratischen Schlagworten wollte er eine Missionspredigt halten: Europa soll in den Schoß der Kirche und des Glaubens zurückkehren. Widrigenfalls wird es vor die Hunde gehen:

„Es ist der Moment gekommen, den Gedanken eines verängstigten und in sich selbst verkrümmten Europas fallen zu lassen, um ein Europa zu erwecken und zu fördern, das ein Protagonist ist und Träger von Wissenschaft, Kunst, Musik, menschlichen Werten und auch Träger des Glaubens ist. Das Europa, das den Himmel betrachtet und Ideale verfolgt.“

Vor wenigen Jahrhunderten steckte die Kirche alle Fürsprecher der Vernunft und der autonomen Würde des Menschen ins Feuer. Heute benützt sie jene Begriffe, die sie einst verfluchte, um die Menschen mit List und Tücke – erneut in ihre Fänge zu locken.

Schon immer waren den Menschenfischern heilige Lügen gestattet, um die Seelen der Völker in ihr Netz zu locken. Der seelenrettende Zweck heiligt die amoralischen Mittel. Ihre Raffinesse, die Menschen mit verfälschten und geraubten Begriffen hinters Licht zu führen, haben sie derart perfektioniert, dass sie inzwischen selbst glauben, was sie anderen vorgaukeln.

Andere nennen es Lügen, sie nennen es – Religion.