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Deschner

Hello, Freunde Karl-Heinz Deschners,

Karl-Heinz Deschner ist tot: einer der wenigen Deutschen, die sich nicht krümmen ließen. (Pascal Beucker in der TAZ)

Ohne Befragung Edward Snowdens kann der deutsche Bundestag die NSA-Affäre nicht aufklären. Sollte die Vermutung stimmen, dass Billinger, CDU-Vorsitzender des zuständigen Untersuchungsausschusses, auf Druck Merkels zurückgetreten ist, um mit Snowdens Einladung nicht den Besuch bei Obama zu gefährden, sollten wir unsere Souveränität an der Garderobe des Weißen Hauses zurückgeben und uns als ergebensten Duckmäuserstaat von Gottes Gnaden eintragen lassen.

(Dazu Christian Bommarius in der BLZ)

Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, einem Bildungsmedium mit Kirchensteuer-charakter, treten gebildete Menschen auf, die mit Kinderhass hausieren gehen. (Heute werden in fast allen Medien Babys zum öffentlichen Gelächter ausgestellt, wie sie bei der ersten Bekanntschaft mit einer Zitrone so herrlich und herzerfrischend doof reagieren. Wozu haben wir sonst diese Blagen, wenn wir uns nicht über sie amüsieren dürfen.)

„Ganz ehrlich: Ich finde Kinder einfach doof. Alle meine Freundinnen kriegen gerade alle Kinder. Die halten sie mir so hin in der Hoffnung, dass bei mir endlich der Schalter umgelegt wird. Dann mache ich fünf Minuten Tante-Sarah-Kram und gebe das Kind wieder ab. Mich berühren Kinder nicht. Dann sollte ich

wohl auch keins machen, oder?“

Eine ältere Dame – „die einzige Diva, die wir in Deutschland haben“ – selektiert sogleich in erwählte und verdammte Kinder: „Kommt drauf an, gibt ja total doofe Kinder und total süße.“ (Christian Buß im SPIEGEL)

Gehörten die beiden Damen zu den total süßen oder den total doofen Kindern? Wer will noch Kinder haben, wenn man nicht vorher weiß, zu welcher Kategorie sie gehören werden?

Wäre eine Sendung: „Wir suchen das süßeste Baby Deutschlands“ nicht die richtige Blutzufuhr für die anämisch Öffentlich-Rechtlichen? Da sind die Amerikaner schon erheblich weiter. Sie kostümieren ihren weiblichen Kita-Nachwuchs wie Klein-Marilyn-Monroe, um das süßeste Kind der USA stolz als das ihre herumzureichen.

Auch Google und die Schufa wären mit Sicherheit an belastbaren Daten interessiert, ob kreditwürdige Zeitgenossen einst doofe oder süße Babys waren. Wo bleiben seriöse Langzeitstudien zum Thema: Sind Kinder volkswirtschaftlich noch vertretbar und/oder erwünscht? Können wir uns niedliche Störenfriede unserer wertschöpfenden Maloche noch erlauben?

Wenn der digitale Mensch in absehbarer Zeit unsterblich geworden sein wird, wird die Produktion von Kindern ohnehin eingestellt werden. Wo sollten auf einem begrenzten Planeten die vielen überflüssigen Menschen hin? Wer – religiös oder maschinell – unsterblich werden will, muss Kinder hassen.

Wer hätte in dieser „entzauberten“ Zeit ahnen dürfen, dass wir wieder bei den Kirchenvätern landen würden?

(Nach Max Weber leben wir in einer entzauberten Zeit, weil der jenseitige Christengott alle heidnischen Götter in Flur und Heide ausgerottet hat. Natur dürfen wir seitdem foltern und quälen, denn in ihr ist kein Leben. Bei Descartes hatten Tiere kein psychisches Sensorium. Experimentell konnte man ihnen nach Belieben Schmerzen zufügen, sie spürten ja nichts.

Doch jetzt kommt die Große Wende – dank ingeniöser Erfindungen aus dem Reich der Algorithmen. Wenn alle Dinge, Apparate und Gegenstände unserer täglichen Umgebung mit Minisensorien ausgestattet sein werden, haben wir unsere verzauberte Umwelt wieder zurück. Vorsicht, Tölpel, geh mit der Kaffeemaschine sanfter um, sie ist psychisch neu ausgestattet worden.

Früher waren wir umgeben von Göttern in Baum und Strauch, heute sind wir umrundet von fühlenden Kühlschränken, denkenden Thermostaten und omnipräsenten amerikanischen Augen.)

„Wer macht der Sünde meiner Kindheit mich gedenk? Ist vor Dir doch keiner rein von Sünde, auch das Kind nicht, das nur einen Tag lang auf der Welt ist. Was habe ich damals wohl gesündigt? Dass ich plärrend gierte nach den Brüsten? Nun sind ja Kinderglieder harmlos in ihrer Schwäche, aber nicht so das Kinderherz. Ich sah einen eifersüchtigen Kleinen, noch konnte er nicht sprechen, aber bleich, mit bitterbösem Blick schaute er auf seinen Milchbruder hin. Das ist doch wohl nicht Unschuld, bei reichem Fluss und Überfluss des Milchquells den andern Bedürftigen nicht als Genossen zu dulden.“ (Augustin, Bekenntnisse)

Nein, das ist keine Unschuld, das ist bitterböse Erbsünde und ein klarer Beweis für den Neoliberalismus, dass der kleinste Wicht ein Egoist und Feind aller andern Wichte ist. Im Plärren der Kleinsten bereits den Teufel quäken hören, das ist Hochkultur und die Überlegenheit des Geistes über alle gottverlassene Natur.

Erbsündige Kinder – ob doof oder süß – sind die Früchtchen erbsündiger Frauen. Wer belastet die werteschaffende Leistungsgesellschaft am meisten? Kinder und Frauen. Hätten die Frauen keine Kinder, wie locker könnten sie unser Wirtschaftwachstum in die Höhe treiben.

Wer beansprucht teure Renten, obwohl sie sich ein Leben lang nur mit ihren Kindern vergnügt haben? Die liebwerten Frauen, die noch immer Mütter und keine nützlichen Mitglieder der Gesellschaft sein wollen.

Wenn Frauen sich nicht bald entscheiden, totale Plagiate der Männer zu werden, wird selbst die langmütigste Evolution sie aus ihrem Munde speien.

Wie Recht hatte Tertullian: „Eva, Du bist es, die dem Bösen Eingang verschaffen hat. Noch lebt in dieser Welt das Strafurteil Gottes über dein Geschlecht fort; also muss auch deine Schuld fortleben. Du hast zuerst das göttliche Gesetz außer acht gelassen; du bist es, die den betört hat, dem der Teufel nicht zu nahen vermochte. So leicht hast du den Mann, das Ebenbild Gottes, zu Boden geworfen. Wegen deiner Schuld, musste auch der Sohn Gottes sterben.“

An allem Bösen ist Eva schuldig, selbst am Tode des Gottessohnes. Das lässt aufhorchen. Sonst waren die infamen Juden die Mörder des Erlösers. Nun verstehen wir langsam die These Otto Weiningers, dass Juden und Frauen unterirdische Ähnlichkeiten haben müssen.

Das Böse überhaupt hat mit dem Weib begonnen. Bei Jesus Sirach steht: „Ihretwegen sterben wir alle.“ Nach diversen Kirchenvätern, alles ausgewiesenen Frauenkennern, wurde Eva von der Schlange geschwängert und gebar den Tod. Bekanntlich war die Schlange Satan in Dildoform. Anstatt den allmächtigen Gott für die Vertreibung Adams aus dem Paradies verantwortlich zu machen – wo er ewig hätte leben können –, beschuldigten die Patriarchen Eva.

Eva muss für alle Schandtaten und Defekte eines allmächtigen Vaters im Himmel herhalten. Eva gebar Leben wie Tod, sie gebar jene Lebewesen, die bereits bei der Geburt dem Tode geweiht waren. Wäre sie gar nicht auf die Idee gekommen, Kinder zu gebären, hätte es gar keine sterblichen Wesen geben können.

Das Buch Henoch erzählt, dass Gott den Tod erschuf, um die Menschheit für Evas Sünden zu bestrafen. Paulus, asketischer Frauenfeind, gab ausschließlich Eva die Schuld am Sündenfall, Adam war gänzlich unschuldig: „Und nicht Adam wurde verführt, sondern die Frau liess sich verführen und übertrat das Gebot.“ (1.Tim. 2,14)

Wie kann sie gerettet werden? „Sie wird aber gerettet werden durch das Kindergebären, wenn sie in Glauben und Liebe sittsam bleibt.“ Auf Deutsch: wenn sie dem Mann gehorsam und untertänig bleibt.

Der Mann wird durch den Glauben, die Frau durchs Kinderkriegen gerettet. Was machen jene Frauen, die kinderlos bleiben? Sie wandern stante pede in die Hölle.

Im Jahr 418 verkündete ein Konzil, es wäre Gotteslästerung, den Tod als natürliche Notwendigkeit anzusehen und nicht als Folge von Evas Ungehorsam. Es muss Frauenhass sein, wenn auch heutige Literaten und Künstler den Tod verfluchen und verdammen. Wie müssen sie untergründig die Frauen verabscheuen, die durch ihre Schuld den Tod unter die Menschen brachten.

Barbara G. Walker zieht ein Fazit:

„Hier liegt der wahre Ursprung für die Angst und den Hass der Kirchenväter den Frauen gegenüber. Die Einstellung steigerte sich zu einer die ganze westliche Zivilisation durchdringenden Ansicht, die die Frau mit dem Tode gleichsetzte.“

Die Geburtsfähigkeit wurde der Frau aberkannt und ins Gegenteil verkehrt. Wer wurde an ihrer Stelle der Erfinder alles Lebens? Der männliche Vater im Himmel: „Alle Dinge sind durch Gott geworden und ohne Gott ist auch nicht eines geworden, das geworden ist.“

Das ist die wissenschaftlich-technische Agenda des Mannes für die letzten Tage der Heilsgeschichte. Alles durch den Mann, nichts ohne ihn. Er denkt gar nicht daran, die Frau als gleichberechtigte anzuerkennen. Warum bemerkt die Frau nicht diesen ungeheuren Männerschwindel und spielt brav ihre zweite, immer zu spät kommende, immer durch Kinder behinderte Idiotenrolle?

Für den gegenwärtigen Feminismus existiert weder Religion noch Geschlechterkampf. Wenn Männer etwas als Mythologie und Humbug abtun, halten sich die Frauen für zu dumm, um diese „Objektivitäten“ mit einem gellenden amazonischen Gelächter zu quittieren.

Gebären durch einen Mann – schon mal gehört? Der Neid der Männer auf die Geburtskompetenz der Frau ist derart hypertroph, dass er vor wildesten Theorien nicht zurückschreckt, um dem Weib Paroli zu bieten. Da ihm die Kleinigkeit der Vagina fehlt, muss er Kinder – durch den Mund gebären. Das spirituelle Wort, das am Anfang war und aus dem alles entstanden ist, musste zur Übervagina des Mannes werden. Und Gott sprach: lasset uns Menschen gebären nach unserm Bild. Und er sprach: Seid fruchtbar und mehret euch. Und immer wieder sprach er, bis er sich sagen konnte: Siehe, es war sehr gut.

Athene entspringt ihrem göttlichen Vater aus dem Kopf. Die heidnische Mutter Natur wurde von Jahwe in Eva und Maria degradiert. Die eine war zuständig für das Böse, die andere musste jungfräulich den Gottessohn gebären. Nicht in eigener Leistung: vom männlichen Gott wurde sie überschattet.

Der natürliche Mensch wird in der übernatürlichen Religion zum Sündenkrüppel erniedrigt, der neu geboren werden muss, bevor er in oberen Regionen satisfaktionsfähig wird. Der alte Adam muss in der Taufe ersäuft werden, damit er durch Geist von oben eine neue Kreatur werden kann.

Die weibliche Linie ist Natur, Geburt, Endlichkeit und Tod;

die männliche: Übernatur, Wiedergeburt und todlose Unendlichkeit.

Warum gelingt es den Frauen nicht, der männlichen Kampfansage mit einer illusionären Welt ihre ursprüngliche Natur entgegenzuhalten? Die Frau schafft es nicht, antimodern und fortschrittsfeindlich aufzutreten. Ihr fehlt die Verwegenheit, der männlichen Übernatur – die sich längst aufzulösen beginnt – eine volle und ganze Natur entgegenzusetzen.

Umgekehrt hat der Mann nicht die geringsten Bedenken, der weiblichen Natur den Tod zu verkünden. Das Symbol des Fisches war ursprünglich das salzige Sinnbild für die weibliche Vagina, das der Erlöser für sich entwendete, um seine männliche Geburtsfähigkeit zu beweisen. Erst wenn alles Natürlich-Weibliche vollständig erstorben ist, kann die Welt erlöst werden.

„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, trägt es viel Frucht. Wer sein Leben liebt, verliert es und wer sein Leben in dieser Welt hasst, wird es ins ewige Leben bewahren.“

Kann der Tod der Natur deutlicher und drastischer angekündigt werden? Der messianische Mann wird sein mörderisches Tun erst einstellen, wenn er die ganze Natur massakriert hat.

Hegel benutzt das johanneische Wort, um seine Dialektik als Versöhnung des griechischen mit dem christlichen Denkens zu deklarieren. Eine Riesentäuschung.

Seine dialektischen Gesetze wollen alle Widersprüche und Konflikte auf der Welt miteinander versöhnen. Wer aber zuvor sterben muss, kann sich mit seinem Widersacher nicht mehr versöhnen. Hegels Synthese aus Heidentum und Christentum musste scheitern.

Die Deutschen wollten die kolossalen Widersprüche ihres zwischen Athen und Jerusalem hin und her schwankenden Denkens zur Einheit bringen. Doch die unendliche Übernatur ist der Tod der endlichen Natur.

Das sehen wir in aller Klarheit erst heute. Sein und Nichtsein sind nicht kompromissfähig. Liebe zu Mensch und Natur ist mit Hass gegen Mensch und Natur nicht vereinbar.

Im Zentrum der Männerwelt stehen „selbstsüchtige Habgier, Aggressivität und eigennützige Verteidigung, nicht aber die Liebe zu zukünftigen Generationen oder die Erkenntnis, für die Kinder der Zukunft verantwortlich zu sein“. (Walker)

Wenn Natur geräumt wird, wird die Zukunft der Kinder eliminiert.