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Tagesmail

Blinde Blindenleiter

Hello, Freunde der arabischen Revolution,

warum sprach Kienzle nicht von Tunesien, als er dem Arabischen Frühling jeden demokratischen Willen und jede demokratische Potenz absprach?

„Tunesien bleibt Vorbild. Anders als Ägypten – vom Nachbarn Libyen ganz zu schweigen – geht das Geburtsland der Arabellion seinen Weg zur Demokratie mit sicherem, ruhigem Schritt,“ schreibt Reiner Wandler in der TAZ.

Ist es nicht anstrengend und lächerlich, immer das Gute in der Weltgeschichte zu sehen? Der Pessimismus alter Männer hat immer recht und ist mühelos verifizierbar. Ein Blick in die Zeitung genügt, schon fühlen sie sich bestätigt.

Das Schicksal des Rechthabens tragen alte Männer in demütigem Trotz, nur Böswillige sprechen von Altersstarrsinn. Oh gewiss, sie leiden, wenn sie in den Abgrund sehen. Doch vor der trostlosen Wahrheit muss man tapfer sein. Männer sind doch keine Memmen. Kinder und Weiber brauchen das Eiapopeia der Hoffnung, echte Mannsbilder müssen heroische Pessimisten sein.

Es geht die Mär, dass Fortschrittler Optimisten seien. Nicht, was die Fähigkeiten der Menschen, sondern die ihrer problemlösenden Maschinen betrifft. Die Supermänner von Silicon Valley sind technische Lutheraner. Sola machina, lautet ihr Dogma, das sie in kristallinem Deutsch ins Siegel der Stanford University (dort, wo man nach Gumbrecht vor lauter Genies keine normalen Menschen mehr erblickt) eingraviert

haben: „Die Luft der Freiheit weht.“

Das ist verschämt biblisch: der Geist weht, wo er will. In Silicon Valley will er. Hat er zu wollen. Verschämt, weil man ja nicht religiös borniert erscheinen will – obgleich man es untergründig ist. Silicon Valley beglückt schließlich die ganze Welt, unabhängig von Rasse, Religion und Geschlecht. Vor Gott und der Maschine sind alle Menschen gleich. Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann noch Weib.

Stört dich dein Weibsein? Frier es ein, dann bist du frei. Stört dich deine farbige Haut? Geh zum Chirurgen und lass dir eine neue Haut überziehen, dann bist du frei. Stört dich dein hinterwäldlerischer Kopf? Geh zum Gehirntomographen und lass dir ein fortschrittskompatibles Gehirn einpflanzen, dann bist du frei.

Vor Gott sind alle Menschen frei? Im Original heißt es: vor Gott ist kein Ansehen der Person. Was in Buchstabendeutsch heißt: vor Gott sind alle Menschen sündig und wertlos. Erst wenn ER – mit verbundenen Augen – seine Lieblinge aus der Lostrommel gezogen hat, gibt es Gute und Böse.

Auch vor der Maschine sind alle Menschen wertlos – bis sie sich mit einem neuen Apple ausgestattet und perfektioniert haben. Dann erst haben sie sich dem Sumpf der Gleichheit entzogen.

Doch jetzt gibt es einen echten Fortschritt, weit über die Verblasenheiten des Pfingstgeschehens hinaus. Hieß es noch: „Der Geist weht, wo er will und du hörst seine Stimme, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er führt“, weiß man in Silicon Valley, wohin der Geist führen soll: ins Paradies der Maschinen, die alle Probleme der Menschen lösen werden.

Politische Utopien sind verboten, aber das Land Kanaan algorithmisch aus dem Wüstensand Kaliforniens zaubern, das elektrisiert die Anbeter der Zukunft.

Fortschritt durch Lernen, Einsicht und Klugheit darf es nicht geben, ein Fortschritt aber mit Hilfe der zauberhaften Maus ist das neu-nicänische Glaubensbekenntnis der Herren der Welt. Ist es nicht so, wie Poschardt jüngst schrieb: „In einer säkularen Welt sucht das Religiöse weltliche Ausdrucksformen“?

Gewiss doch, Herr Poschardt. Religion bleibt die unschuldige Triebkraft für das Kommende, doch wenn‘s schiefgeht, waren die „weltlichen Ausdrucksformen“ an allem schuld. Der alte Trick der Frommen: Gott ist Urheber alles Guten, das Böse wächst auf dem Mist seiner Kreaturen.

Dieses Urgesetz gilt heute in allen Bereichen der Moderne. Wächst die Wirtschaft, ist es das Verdienst der Eliten, schrumpft sie, wird der Staat von Schwachen und Parasiten ausgesaugt. Die Folgekosten der Krisen müssen die Schwachen zahlen, die nur arm wurden, um die Wirtschaft zu schwächen.

Frage: ist die Kampfparole: Deutschland ist nicht das Sozialamt Europas, von der AfD, von der NPD – oder der FAZ?

„Das jüngste Hartz-IV-Urteil des Bundessozialgerichts ist ein weiteres fatales Signal auf dem Weg in ein anderes Land. Es fügt sich aber in eine Rechtsprechung, die Europa als Solidargemeinschaft sieht – mit Deutschland als zentralem Sozialamt.“ Kommentiert Reinhard Müller in der FAZ, dem Blatt des – inzwischen verstorbenen – Kapitalismusstürmers Schirrmacher.

Sein Widerstand gegen zu viel Solidarität beruht auf dem Argument, zu viel Helfen verstoße gegen eine europäische Grundidee:

„Dabei steht hinter der Grundidee der europäischen Freizügigkeit das Ideal, dass jeder für sich selbst sorgen kann – und will. Das deutsche Sozialsystem, ja jede Solidarität bräche zusammen, wenn allen, die auch nur zeitweise ins Land kommen, die gleichen Sozialleistungen wie deutschen Staatsangehörigen versprochen und gezahlt würden. Dringend geholfen werden muss Menschen in Not. Aber nicht allen gleichermaßen, die es insbesondere aus europäischen Nachbarländern irgendwie hierher geschafft haben. Auch das wäre menschenunwürdig.“ (Reinhard Müller in FAZ.NET)

Menschen zu helfen ist menschenunwürdig. Das hört man nicht alle Tage. Was hätte Schirrmacher dazu gesagt? Und was hätte Augstein gesagt, wenn Schirrmacher das für richtig gehalten hätte? Müssen wir nicht folgern, die AfD ist nichts anderes als der operative Arm der FAZ? Ist es nur Zufall, dass Konrad Adam, heutiger Sprecher der AfD, einst Edelschreiber der FAZ und der WELT war? Sollte Augstein nicht lieber seine FAZ-Kollegen prügeln anstatt die bedeutungslose AfD zu „dämonisieren“?

Sind es nicht die – von der FAZ idolisierten – Silicon-Valley-Kreativen, die mit genialen Maschinen immer mehr Arbeitsplätze in der Weltwirtschaft wegrationalisieren? Welche Jobs bleiben da für Menschen, die arbeiten wollen, um sich selbst zu versorgen? Wer will denn nicht arbeiten, wenn er gesund und munter ist?

Im Übrigen: malochen ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Das sollten hochgebildete FAZ-Redakteure wissen. Oder sollte der Bildungsstand der FAZ-Redaktion inzwischen auf BILD-Niveau gesunken sein?

Muße war kein Faulenzen, sondern selbstbestimmtes Tun, Herr Precht. (In einem seiner TV-Gespräche, die alles andere als Dialoge sind, hatte der redefreudige Philosoph behauptet, in Athen hätte man alles getan, nur nicht gearbeitet.) Eine der vielen Dummheiten, die von Redaktion zu Redaktion, von Uni zur Uni weitergereicht werden.

Waren Adel und Klerus nicht deshalb privilegierte Klassen, weil sie selber bestimmen konnten, wie sie den ganzen lieben Tag verbringen wollten? Sein Tagewerk selbst bestimmen, ohne in Überlebensängste zu geraten: das war Muße oder Müßiggang, eine Tugend, die von der Romantik wieder entdeckt und der protestantischen Sündenarbeit entgegengestellt wurde.

In seiner „Idylle über den Müßiggang“ hatte Friedrich Schlegel geschrieben: „In der Tat, man sollte das Studium des Müßiggangs nicht so sträflich vernachlässigen, sondern es zur Kunst und Wissenschaft, ja zur Religion bilden!“

Es wird viel zu viel gearbeitet. Aber nicht in freiwilliger Freudigkeit, sondern erpresst von religiöser Todesangst. „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“, schrieb ein liebender Völkermissionar. Malochen unter dem Fallbeil des Hungertodes: damit wird heute der Planet ruiniert.

Arbeiten ist Eingreifen in die Natur. Massenhaftes Arbeiten ist massenhaftes Verwüsten der Natur. Der grenzenlose Malocher begnügt sich nicht mit seiner Nische, um anderen Lebewesen ihre Nische zu lassen, damit alle neben- und miteinander existieren können. (Kaum eine Tier-Doku, in der nicht der genüsslich-drohende Satz fiele: auch diese Tierart ist vom Aussterben bedroht.)

Die Malocher von heute müssen der Natur alle Haare vom Kopfe fressen, damit Reinhard Müller von der FAZ ins Schwärmen kommt. Gibt es unmäßigere Existenzen als leichtsinnig vor sich hin schreibende FAZ-Redakteure?

Gab es nicht einen Schwiegersohn von Karl Marx namens Paul Lafargue, der ein „Lob der Faulheit“ schrieb? Sehr zum Missvergnügen seines berühmten Schwiegervaters, der in der bourgeoisen Arbeit den Triumph des Menschen über die minderwertige Natur erblickte?

Dabei träumte Marx selbst von einer Gesellschaft, in der das Individuum machen konnte, was ihm gerade gefiel: „heute dies, morgen jenes zu tun, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe – ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden“. Im Reich der Freiheit würde es zur Aufhebung der Arbeit kommen. Es gäbe genug Maschinen, die den Menschen entlasten würden.

Nicht nur nach Marx, auch nach John Stuart Mill, Keynes, ja sogar nach Schumpeter war der stationäre Zustand der Wirtschaft unvermeidlich und wünschenswert. Eines schönen Tages hätte die Menschheit so viele Maschinen zur Verfügung, dass sie den größten Teil ihres Tages mit Müßiggang verbringen könnten. Wirtschaft sei kein unendlicher Selbstläufer, sondern habe endliche Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen. Das war‘s, Punktum.

Mill ging davon aus, dass die Menschen „im stationären Zustand zufrieden wären, lange bevor die Notwendigkeit sie dazu zwingen würde“. Noch nicht lange her, da schrieb Jeremy Rifkin ein Buch über „Das Ende der Arbeit“.

Heute ist von überflüssiger Arbeit keine Rede mehr – obgleich uns die Maschinen über den Kopf gewachsen und die nächsten Arbeitskiller-Roboter von Silicon Valley längst angekündigt sind.

Je weniger es zu tun gibt, um die Menschheit zu ernähren, umso mehr müssen die Abhängigen sich schinden. Das betrifft nicht nur das Versorgen mit Notwendigem, es betrifft ordinären Luxus und obszönen Reichtum. Der Planet quillt über von überflüssigem Geld, das gar nicht mehr weiß, welchen Unsinn es anstellen soll, um sich ins Unendliche zu vermehren.

Je reicher die Reichen, umso superreicher wollen sie werden. Dass sie mit ihrem gestohlenen Reichtum alle Armen mit links vor dem Hunger retten könnten, versteht sich nur für diejenigen nicht, die die wachsende Kluft zwischen Habenden und Nichtshabenden für einen Gottesbeweis halten.

Und die bürgerliche FAZ klatscht Beifall. Wohlwissend, dass der unstillbare Profithunger vom abendländischen Messias befohlen wurde.

Deutsche Christen, die noch immer einem verlogenen Evangelium der Armen anhängen, wollen sich das nicht eingestehen. Selig sind die Armen – im Himmelreich. Denn dort werden sie alle Reichtümer des Universums erben. Armut ist nur eine klitzekleine vorübergehende Prüfungszeit. Dann aber Gold und Edelsteine im Überfluss.

Die Amerikaner haben den goldenen Himmel nur auf die Erde vorgezogen. Deutsche Armutsanbeter haben dies bis heute nicht verstanden. Auf das Ende aller Dinge sollt ihr schauen, am Ende ist der arme Lazarus der Superreiche bei Abraham.

Was geschieht im Gleichnis von den anvertrauten Talenten mit dem Vertreter des „Degrowth“, des Schrumpfens aller Dinge, der sein Kapital vergrub, damit es nicht wuchern könne? Dieser prä-grüne Schrumpfkandidat – pardon, die Grünen haben das Schrumpfen längst aufgegeben – wurde vom Herrn der Heerscharen mit der Hölle bedroht:

„Du Schalk und fauler Knecht! wußtest du, daß ich schneide, da ich nicht gesät habe, und sammle, da ich nicht gestreut habe? So solltest du mein Geld zu den Wechslern getan haben, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine zu mir genommen mit Zinsen. Darum nehmt von ihm den Zentner und gebt es dem, der zehn Zentner hat. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. Und den unnützen Knecht werft hinaus in die Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappen.“

Wer diesen Text nicht verstanden hat, weiß nicht, warum die globale Wirtschaft Amok läuft. Doch Religion muss das strengst gehütete Tabu aller Zeiten bleiben – und wenn wir uns alle ins Messer stürzen.

Da gibt es einen deutschen Hüter des Wohlstands namens Michael Hüther, der kann es nicht lassen, das Wachstumsgebot seines Herrn und Heilands ins „Säkulare“ zu übersetzen und den zur geistigen Trägheit neigenden, in ihren Wohlstandsmatten schaukelnden Neugermanen einen neoliberalen Stachel ins Fleisch zu treiben. Den Deutschen mangele es an Mut und Risiko.

„Bei uns werden Veränderungen als Bedrohung, nicht als Chance gesehen. Die Bundesregierung kultiviert das durch alltägliche Bevormundung, von der Sozialpolitik bis zum Verbraucherschutz.“ (Michael Hüther in BILD)

Immer vorwärts durch die Tundra jagen die Tscherkessen und die ökonomischen Beschleunigungsbeschleuniger. Sie kriegen den Hals nicht voll, diese zählenden und rechnenden Sieger der Geschichte.

Risikoooo, das ist ihr Evangelium. Ob das Risiko im Dienst des Lebens steht, ob es Natur und Mensch gefährdet – interessiert die professionellen Grenzenüberschreiter nicht die Bohne. Risiko kommt vom italienischen Begriff für Gefahr. Hüther & Co kennen nur Gefahren, wenn Risiken vermieden werden.

Saturiert heißt satt, doch saturiert darf die Menschheit nicht werden. Satt sein ist Sünde wider den Geist. „Schon seid ihr satt geworden,“ blafft Paulus die Korinther an. Satt geworden heißt angekommensein, das darf es auf Erden nicht geben. Hunger und Durst nach Unendlichkeit muss das jämmerliche Leben auf Erden auszeichnen. Nein, nicht auszeichnen, sondern stigmatisieren. Religion, so Schleiermacher, ist Sinn und Geschmack fürs Unendliche.

Risiko ist die kürzeste Verbindung zum Unendlichen. Man setze alles auf eine Karte, um das Ganze zu gewinnen. Wer kein Risiko eingeht, um seine Seligkeit zu gewinnen, der ist nicht geschaffen fürs Himmelreich. Wie in den Gleichnissen vom Schatz im Acker und der Perle:

„Abermals ist gleich das Himmelreich einem verborgenen Schatz im Acker, welchen ein Mensch fand und verbarg ihn und ging hin vor Freuden über denselben und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker.
Abermals ist gleich das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte. Und da er eine köstliche Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“

Beim Zocken ums Himmelreich muss man Nerven wie Drahtseile haben. Wer garantiert, dass der Acker noch zu haben ist, wenn man sein Angebot machen kann?

Sind aktive Risikofreunde nicht das krasse Gegenteil zu deutschen Trübsinnsbläsern? Entkommt man deutschem Pessimismus nicht einzig und allein durch forschen Fortschritt und unwiderlegbaren Optimismus?

Wenn man Karen Duve zuhört, sind Eliten nur Fortschritts-Mimen und Optimismus-Darsteller. Es ist ihnen völlig gleichgültig, dass sie mit ihrem Risikoschwindel das Überleben der Gattung gefährden. Im Grunde wissen und ahnen sie, dass sie mit ihrem bewusstseinslosen Hetzen und Rennen das Leben auch ihrer Lieben in Gefahr bringen.

Das scheint ihnen derart unerträglich, dass sie sich in einen wahnhaften Tremor hineinsteigern. Warum kommen sie kaum noch nach Hause? Warum sind sie immer weniger imstande, ihren Kindern in die Augen zu schauen? Was antworten sie, wenn ihre Enkel fragen, was sie dazu beitragen, ihre Zukunft – die Zukunft künftiger Generationen – zu sichern? Warum hört man nicht mehr den Satz: Jugend ist unsere Zukunft?

Sollte Duve Recht haben – sie hat unbedingt Recht –, dann sind neoliberale Optimisten und technische Fortschrittler die eigentlichen Totengräber der Menschheit:

„Früher hat man Kolonien ausgebeutet und bis heute leben die Bewohner der Industrienationen auf Kosten anderer Ländern. Und jetzt müssen eben auch noch die eigenen Kinder – selbst in den Industrienationen – daran glauben. Die unter 20-Jährigen sollen ihre Zukunft als Tribut an ihre Eltern und Großeltern abtreten, damit die so weitermachen können wie bisher. Führungskräfte sind ja meistens so um die 60 Jahre alt. … Politiker und Manager haben 16-Stunden-Tage und sind abgekoppelt von der Gesellschaft, Freunden und Familie.“

Die Eliten von heute sind in Wahrheit larvierte Pessimisten, die keine Möglichkeit mehr sehen, das Unheil zu stoppen. Die Führer der Wirtschaft und der Politik haben die Menschheit schon längst aufgegeben. In phrasenhaften Gesten und vollmundigen Parolen aber tun sie, als arbeiteten sie an ihrer goldenen Zukunft.

Eigentlich wollte Karin Duve einen Roman schreiben. Doch als sie beim Recherchieren erkannte, wie es mit der Menschheit wirklich bestellt ist, musste sie einen Warnruf verfassen (Karen Duve: „Warum die Sache schiefgeht. Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um die Zukunft bringen“ ):

„Der kurze Zeitraum, den die Wissenschaftler für das Ende unserer Zivilisation voraussagen, hat mich erschreckt.“ (Karen Duve im TAGESSPIEGEL-Interview)

Wie lange noch wollen wir zuschauen, wie wahnhafte Psychopathen, die sich als Retter der Menschheit ausgeben, das Schicksal der Gattung bestimmen?

„Sie sind blinde Blindenführer. Wenn aber ein Blinder einen Blinden führt, werden beide in eine Grube stürzen“. – Sprach der Blindeste unter den Blindenleitern.