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Alles hat keine Zeit LXXVI

Tagesmail vom 08.02.2021

Alles hat keine Zeit LXXVI,

Vertrauen. Habt Vertrauen in die Regierung. Warum so misstrauisch? Entspannt euch. Misstraut ihr anderen, weil ihr euch selbst misstraut?

Wem vertrauen? Ist die Regierung vertrauenswürdig?

Wer hat denn die Regierung gewählt? Wenn ihr kein Vertrauen mehr in sie habt: könnte es nicht daran liegen, dass ihr es seid, die sich getäuscht haben? Nun seid ihr unfähig, eure falsche Wahl zuzugeben. Habt ihr nicht verstanden, was Demokratie heißt?

Geht es euch gut, ist es das Verdienst eurer Mächtigen. Geht es euch schlecht, ist es die Schuld der Mächtigen. Immer die Mächtigen. Immer starrt ihr auf eure Obrigkeiten. Schon mal gehört, dass Demokratie Herrschaft des Volkes heißt? Wer die Falschen wählt, ist selber schuld. Wenn ihr nicht mehr zufrieden seid mit euren Granden: warum organisiert ihr keinen Generalstreik und erzwingt Neuwahlen?

Bis jetzt waren wir doch zufrieden. Erst seit Invasion dieser ….. dieser hunnischen Pest zerfällt die Regierung und mit ihr die wie geölt funktionierende Wohlstandsmaschine. Man weiß schon nicht mehr, wohin man schauen soll: überall Agonie, Dekadenz und der Gestank des Verfalls, die Ratten überfluten das sinkende Schiff. Und die Pest ist nur der Anfang, dann erst kommt das wahre Verhängnis – die brütende Hitze, die vertrockneten Äcker, der Tod der Natur.

Von der Ästhetik der Machtgesichter gar nicht zu reden. Darüber darf man gar nicht reden. Sind diese verzerrten, versteinerten und maskenhaften Gesichter nicht der schlagendste Beweis dafür, dass Macht entstellt? Ist der Spruch vom Schönen, Wahren und Guten nicht deshalb im Müll gelandet, weil das Verlogene und Ungute sich im Unschönen offenbart?

Das nimmst du zurück! Jetzt hast du eine Grenze überschritten. Und überhaupt, war dein Sokrates nicht der Hässlichste aller?

„Ein Ausländer, der sich auf Gesichter verstand, sagte, als er durch Athen kam, dem Sokrates ins Gesicht, er sei ein monstrum – er berge alle schlimmen Laster und Begierden in sich. Und Sokrates antwortete bloß: »Sie kennen mich, mein Herr!«“

Kanntest du diese Geschichte? Natürlich nicht. Sonst müsstest du zugeben, dass du widerlegt bist.

Moment mal, ist das nicht eine der schönsten Geschichten, die du je gehört hast?! Ein Mensch gesteht seine Hässlichkeit – und wird dadurch schön! Sokrates hatte Mühe, sich zu erkennen und seine schlimmen Begierden unter Kontrolle zu kriegen. Doch er schaffte es, weil er ehrlich zu sich war – im Gegensatz zu heutigen Politikern, für die Selbsterkenntnis eine Lachplatte ist.

Jetzt hör auf, hier herum zu tigern, setz dich und hör zu:

„Wer des Sokrates Reden hören will, dem erscheinen sie zuerst lächerlich; sie sind äußerlich in Worte und Ausdrücke gehüllt wie in das Fell eines übermütigen Satyrs. Denn von Lastseseln spricht er und von Schmieden und Schustern und Gerbern und über denselben Gegenstand scheint er immer dasselbe zu sagen, sodass jeder Unkundige und Geistesarme über seine Reden lachen muss. Öffnet man aber den Verschluss und vertieft sich in das Innere, so wird man zunächst finden, dass es die einzig wirklich vernünftigen Lehren sind, sodann aber auch, dass sie die göttlichsten sind und die meisten Bilder Tugend in sich bergen und das weiteste Gebiet, ja alles umspannen, worauf derjenige sein Augenmerk richten muss, der ein trefflicher und tüchtiger Mensch werden will.“ (Gastmahl)

Heute sind die Reden so komplex, dass nicht mal die Redner sie verstehen. Drohen die Sätze simplex zu werden, erfinden die Komplexen einen neuen Begriff – und schon ist eine alte Weisheit in einer neuen Erfindung verschwunden.

Da ist göttliche Imitation im Spiel. Wie Gott die Dinge benannte, so wurden sie. Weswegen heute ständig neue Begriffe erfunden werden müssen, um die alte Welt zu vernichten und durch gekünstelte Begriffe aus dem Nichts neu zu erschaffen.

Warum ist Sokrates, dieser hässliche Gnom, heute zur Klamaukfigur geworden? Weil er sich ständig wiederholt, das Gesetz der creatio perpetua (der endlosen Schöpfung) ignoriert, das Göttliche in der Vernunft sieht, auf tiefsinnige und hochtrabende Erkenntnisse verzichtet: „Was ist das Sein an sich? Was erwartet uns nach dem Tod? Gibt es einen Gott? Haben wir einen freien Willen? Erkennen wir die Natur, weil wir ihr vorschreiben, wie sie zu erkennen ist?“ Hohe naturwissenschaftliche Erkenntnisse, die mit dem praktischen Leben nichts zu tun haben, interessieren ihn keinen Deut.

Warum gibt es heute keine ernst zu nehmenden Philosophen mehr? Weil sie jeden Satz mit den Worten beginnen: ontologisch und metaphysisch gesehen… Die Marxisten kommen ohne ihr Zauberwort dialektisch nicht aus. Die Theologen überanstrengen sich mit der endlosen Vergewaltigung der Heiligen Schrift, die sie Hermeneutik nennen. Das Ergebnis der Gewaltanwendung steht a priori fest: die neueste Offenbarung ist immer auf der Höhe des (sündigen) Zeitgeistes.

Die Botschaft der Kanzlerin ist von entwaffnender Leere: Tut, was ich euch sage und begnügt euch mit meinen Worten der Demut. Zu denken gibt es nichts. Merkel hasst die Philosophie als lächerliche Weisheit der Welt.

„Merkel betrachtet Europas globale Schwäche und die transatlantischen Verwerfungen fatalistisch. Merkel ist nicht naiv, sie weiß, wie brutal China ist. Aber sie ist zu pessimistisch, was unsere Möglichkeiten betrifft, mit China angemessen und erfolgreich umzugehen. Angeblich hat Merkel gesagt, man müsse nehmen, was man jetzt bekommen kann, weil man es in fünf Jahren nicht mehr kriege.“ (WELT.de)

Sie denkt nicht daran, China Vorwürfe wegen menschenrechtsverletzender Politik zu machen. Sie will nur behend einige Vorteile abgreifen, bevor es zu spät ist, weil China zu mächtig werden könnte. Warum warb sie für den Betrugskonzern Wirecard, obgleich es längst belegte Vorwürfe gegen die internationalen Ganoven gab? Abzocken geht vor Moral? Dann hätte der Chor der Amoralisten in ihr das beste Vorbild.

Wie verkommen die deutschen Führungsschichten in Deutschland inzwischen geworden sind, zeigt der Fall Wirecard in krasser Beleuchtung:

„Gerade die Anhörung der Zeugen aus Bayern am Donnerstag hat gezeigt, dass es einen „Staat im Staate“ gibt, wie Cansel Kiziltepe von der SPD es formuliert. Die Probleme beginnen ganz oben: Spitzenpolitiker aller Couleur legten sich für Wirecard ins Zeug, obwohl die Berichte der Financial Times alle Alarmglocken hätte angehen lassen müssen. Das mittlere Verwaltungsmanagement in Bayern, aber auch im Bund, folgte den politisch Verantwortlichen und wollten Dinge möglich machen, die sie besser verhindert hätten. Die kleinen Beamten, wie jede von der Geldwäsche-Aufsicht in Bayern, waren von der Dynamik eines Verbrechens unter dem Einsatz von globalen Netzwerken überfordert. Die Reform des Staates, so zeigt sich, ist nicht eine Frage der Anschaffung von neuen Computern oder besserer Software. Es geht um die Rückkehr zu den alten Werten und Tugenden einer Verwaltung, die unbestechlich ist. Materiell sowieso, aber auch immun gegen den Hype in Zeiten, in denen die Technologie auch die dunklen Seiten der Menschen anstachelt.“ (Berliner-Zeitung.de)

Fatalistisch ist schicksalsgläubig. Bütikofer irrt, Merkel ist nicht schicksals-, sondern gottgläubig. Ein gottunabhängiges Schicksal gibt es für sie nicht. Das Schicksal liegt in Gottes Händen, weshalb sie nicht pessimistisch sein kann. Am Ende der Geschichte werden sie und der Rest der Auserwählten ins selige Leben eintreten. Allerdings, der Masse der Verdammten wird’s übel ergehen.

Hat sie Mitleid mit den Verworfenen in der Hölle? Solange sie im Fleische ist, wird sie diese Frage – die ihr ohnehin von keinem Journalisten gestellt werden wird – nie beantworten. Man stelle sich vor, die gläubige Frau wäre davon überzeugt, dass die Majorität der Demokraten in der Hölle schmoren wird!

Gottlob wird es zu solchen Peinlichkeiten nie kommen. Denn kein Journalist wird auf die Idee kommen, solche Intimitäten abzufragen. Über die angeblich wichtigsten Fragen des Heils schweigt das Volk Luthers.

Wie passt es zusammen, dass Merkel eine esoterische Lutheranerin, andererseits eine trockene Naturwissenschaftlerin sein soll? Noch nie wurde ein Wissenschaftler durch strenge Erkenntnisweisen davon abgehalten, ein gläubiger Mensch zu sein. Newton schrieb mehr (Geheim-) Bücher über die Apokalypse des Johannes als über Gravitation. Heute ist es chic geworden, Astronomie zu studieren und in die Tiefen des Alls vorzustoßen, um Gott und die Anfänge der Schöpfung zu finden.

Wie wissenschaftlich ist eigentlich die Physikerin auf dem Kanzlerthron? Öffnen wir die hässliche Kulisse der gegenwärtigen Politik und schauen wir, was sich hinter den biederen Masken verbirgt.

„Der frühere Sars-Forschungskoordinator der Weltgesundheitsorganisation findet, im Vorfeld politischer Entscheidungen müsse es einen Prozess des wissenschaftlichen Diskurses und der Risikoeinschätzung geben. Anders ließen sich die Kompetenzen der zur Pandemiebekämpfung notwendigen Fachwissenschaften schlecht einbeziehen. »Das sollten interdisziplinäre Teams sein, mit konträren Positionen und alternativen Herangehensweisen«, sagte Stöhr dem SPIEGEL. Auch Gesundheitsökonomen, Soziologen, Psychologen, Infektiologen, Ethiker und andere Wissenschaftler sollten zu Wort kommen. Aus dieser Vielzahl der Perspektiven sollte die Politik Entscheidungen ableiten. »Diesen wissenschaftlichen Diskurs sehe ich bisher nicht.«“ (SPIEGEL.de)

Vielleicht kann Merkel im Labor einsam vor sich hin forschen, aber einen wissenschaftlich-offenen Geist hat sie nicht. Der zeigt sich in der Liebe zum wahrheitserforschenden Streitgespräch, in dem alle Hypothesen, die zur Widerlegung traditioneller Erkenntnisse dienen könnten, frisch und frei vorgetragen werden müssen. Die Coronadebatte zeigt das Dunkelmännergesicht des Gegenteils. Geheimhaltung, Auswahl der Wissenschaftler unter dem Gesichtspunkt derselben Meinung wie die Kanzlerin. Nicht den Anhauch einer öffentlichen Debatte. Weshalb es nicht verwunderlich ist, das folgende Urteil zu hören:

„Im Übrigen haben wir ein ganzes Jahr verloren, weil wir viele Dinge noch immer nicht wissen: Wir wissen nicht genug darüber, wo die Leute sich anstecken, wie sie sich anstecken, und deshalb sind viele differenzierte, präzise Maßnahmen und Eingriffe bis heute nicht möglich. Zeit ging verloren, um mittelfristige Planung zu machen. Das formuliere ich tatsächlich als Vorwurf.“ (Sueddeutsche.de)

Seehofer schreckt nicht davor zurück, sich bei Wissenschaftlern geheime Erkenntnisse zu bestellen, die die Meinungen seines Ministeriums widerspiegeln sollen. Das ist Korruption der Politik und der Wissenschaft auf höchster Ebene.

Da es keine klärenden Debatten zum Thema Corona gibt, kann man endlos viele Artikel zum Thema lesen, ohne sich eine begründete Meinung bilden zu können.

Merkel gilt in Deutschland als nüchtern und tolerant. Wie kommt es, dass Ausländer, die mit der europäischen Politik vertraut sind, das ganz anders sehen?

„Immer, wenn es um die Bilanz von Angela Merkel, geht, wird behauptet, sie sei die große Dame des Konsenses. Das ist sie, aber gleichzeitig hat sie immer wieder und manchmal wie aus Versehen einen ungeheuerlichen Autoritarismus an den Tag gelegt: als sie nach Fukushima plötzlich und brutal den Atomausstieg beschließt; als sie die Parole Wir schaffen das ausgibt und eine Million Migranten aufnehmen will; als sie allein beschließt, den europäischen Wiederaufbauplan zu unterstützen. Viele sitzen dem Irrtum auf, dass das deutsche System wegen seines Konsenszwanges zu politischer Machtlosigkeit verurteilt ist. Diese drei Entscheidungen, die Merkel im Alleingang getroffen hat, zeigen, dass dies nicht stimmt, denn sie werden Deutschland über Jahrzehnte prägen. Die Deutschen wollen einfach nicht begreifen, dass sie die größten Profiteure des Euro sind, viel mehr als alle anderen.“ (WELT.de)

Alain Minc verweist auf Beispiele des undemokratischen Basta-Stils Merkels (stets im Tone der Demut), die in Deutschland kaum debattiert wurden: den plötzlichen Atomausstieg und die (einmalige) Aufnahme vieler Migranten. Die Migrantenpolitik wird im Rückblick benutzt, um die einmalige Menschlichkeit Merkels in der Welt zu verkünden. Der Atomausstieg wird heute als ökologische Weltpremiere gefeiert.

Ob die Entscheidungen richtig waren oder nicht: ein Aspekt wird hierzulande unter den Tisch gekehrt: waren sie demokratisch? Haben die Parlamente zugestimmt? Wurden die Fragen in der Öffentlichkeit debattiert? Merkel entschied über Nacht, einsam und allein. Sie handelte, als wären Erleuchtungen über sie gekommen.

Was Netanjahus Völkerrechtsverletzungen und den Kampf gegen Antisemitismus betrifft, ist die Kanzlerin eine Totalversagerin. Andreas Zumach kommentiert die Kritik der Bundesregierung am Internationalen Gerichtshofs, der die rechtswidrige Landnahme in palästinensischen Gebieten gerichtlich untersuchen will:

„Denn die Menschenrechtsnormen, die nach 1945 vor dem Erfahrungshintergrund von Schoah, Faschismus und Zweitem Weltkrieg vereinbart wurden, gelten universell und ausnahmslos für alle BewohnerInnen dieser Erde. Dasselbe sollte auch für die Strafbarkeit besonders gravierender Verstöße gegen diese Normen gelten. Die auch von der Bundesregierung vorgetragenen Einwände gegen eine territoriale Zuständigkeit des IStGH für die besetzten Gebiete liefen auf eine fortgesetzte Straflosigkeit für weitere Jahre oder Jahrzehnte hinaus – bis zu einer politischen Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts. Wer die Entscheidung des IStGH als einseitig gegen Israel gerichtet kritisiert, hat sie entweder nicht gelesen oder verbreitet bewusst die Unwahrheit. Es geht bei den jetzt ermöglichten Ermittlungen des Gerichts ausdrücklich um vergangene, derzeitige und künftige mutmaßliche Verbrechen ausnahmslos sämtlicher an dem Konflikt beteiligter Akteure.“ (TAZ.de)

Netanjahu hat dem Gerichtshof eine antisemitische Politik vorgeworfen, womit er in greller Klarheit bewies, dass es ihm nicht um die Bekämpfung des Judenhasses geht. Dass er jede Kritik an seiner Politik als Antisemitismus abqualifiziert, enthüllt seine wahre Motivation: Israel verbittet sich alle Kritik der ungläubigen Welt an seinen Menschenrechtsverletzungen. Wie der stets orthodoxer werdende Staat die UN und den Gerichtshof ablehnt, so lehnt er die universelle Moral der UN-Charta ab.

Der notwendige Kampf gegen Antisemitismus mit historischer Urteilskraft scheint weder Jerusalem noch Berlin zu interessieren. Beim nächsten Terrorangriff gegen eine Synagoge aber werden in Berlin Sätze aus dem Archiv geholt, die von heiligem Zorn beben werden. Die reziproke Heuchelei von Berlin und Jerusalem ist unüberbietbar.

Dass ein Minister Scheuer sich illegale Machenschaften im Licht der Öffentlichkeit erlauben kann, ohne dass die Kanzlerin ihn aus dem Kabinett wirft, ist selbst für Heribert Prantl, ihrem einstigen Bewunderer, nicht mehr nachvollziehbar. Noch traut er sich nicht, die Kanzlerin mit Namen anzugreifen:

„Andreas Scheuer ist ein Minister, der nicht mehr Minister sein dürfte. Er ist es und er bleibt es, weil den Entscheidern seine Entlassung derzeit nicht in den Kram passt. Irgendwann, wenn Gras über die Maut gewachsen ist, wird Scheuer dann wohl den Bayerischen Verdienstorden kriegen.“ (Sueddeutsche.de)

Verdient Merkels Politik Vertrauen? Welchen Prinzipien folgt sie? Handelt sie fatalistisch, pessimistisch, nüchtern-sachlich, fürsorglich, moralisch, ja, im Geist der Bergpredigt – oder eher kaltblütig interessengesteuert bis machiavellistisch?

Sie betreibt eine Politik, die in Deutschland partout nicht zur Kenntnis genommen wird: eine christliche. Und die ist identisch mit der Politik amerikanischer Fundamentalisten. Es gibt nur einen winzigen Unterschied: die Frommen in Amerika propagieren ihren Glauben lauthals, die Pfarrerstochter versteckt ihren Glauben hinter verschiedenen Masken.

Ansonsten gilt für beide Seiten: Politik wird nicht von Menschen gemacht, sondern von Gott. Die Heilsgeschichte nähert sich ihrem Ende. Wir stehen vor apokalyptischen Schreckensereignissen, die zum Jüngsten Gericht führen und die Menschheit in Selige und Verfluchte trennen wird. Natur ist nicht zu retten, der Kampf gegen die Klimakrise ist ein Haschen nach Wind. Gegen Gottes Regiment ist jede irdische Politik machtlos. Was kommen muss und vorhergesagt wurde, das wird kommen. Merkel ist Vollzugsbeamtin einer determinierten Heilsgeschichte.

Ist ihre Politik ein verwerfliches Täuschungsmanöver? Zum Teil. Denn jeder weiß, dass sie bekennende Lutheranerin ist. Wer wissen wollte, was das bedeutet, müsste nur in der Schrift nachlesen. Dort stehen die Grundlagen ihres „passiven Fatalismus“ in unüberbietbarer Klarheit.

In seinem Requiem hat Brahms einige Elemente des Glaubens eindringlich vertont:

Denn alles Fleisch, es ist wie Gras
und alle Herrlichkeit des Menschen
wie des Grases Blumen.
Das Gras ist verdorret
und die Blume abgefallen.

Ach wie gar nichts sind alle Menschen,
die doch so sicher leben.
Sie gehen daher wie ein Schemen
und machen ihnen viel vergebliche Unruhe.

Denn wir haben hie keine bleibende Statt,
sondern die zukünftige suchen wir.

Der Tod ist verschlungen in den Sieg.
Tod, wo ist dein Stachel?
Hölle, wo ist dein Sieg?“

Ungläubige sind wie Gras und Blumen: sie sind minderwertige Natur, die untergehen wird, denn sie ist verflucht. Wer auf Erden selbst-sicher leben will, ist ein Narr. Für seine Torheit wird er ewig büßen. Die Erde ist nicht die wahre Heimat des Menschen. Der Tod wird nur scheinbar über die Auserwählten kommen. In Wahrheit haben sie den Tod schon auf Erden überwunden. Die Hölle hat das Nachsehen.

Wer ist schuld am deutschen Dilemma? Die Deutschen oder ihre Kanzlerin? Letztere ist zu feige, um ihre religiösen Karten freimütig und vollständig auf den Tisch zu legen, die ersteren wollen von nichts wissen. In blinder Symbiose gehen beide dem baldigen Ende der Amtszeit der Kanzlerin entgegen. Danach – das bittere Erwachen.

Fortsetzung folgt.