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Alles hat keine Zeit LXXV

Tagesmail vom 05.02.2021

Alles hat keine Zeit LXXV,

„Tröstet, tröstet, mein Volk, dass es nicht zage mehr.
Freundlich, freundlich rede du und sprich dem müden Volke zu, bald ist die Qual vorbei.
Ebnet, ebnet der Engelgleichen die Bahn, bei Tal und Hügel fanget an.
Alles, alles Fleisch ist Gras. Das Gras verdorrt, das Fleisch erblich, das deutsche Volk bleibt ewiglich.“

Sie hörte den Ruf ihres Volkes und tröstete die Verzagten in ätherischer Botschaft:

„Ich hätte mir nie gewünscht, dass ich solche Entscheidungen treffen muss. Das muss ich Ihnen wirklich allen sagen.“ Es sei traurig und durchaus belastend. „Das geht an mir auch nicht spurlos vorüber, wenn keiner so richtig glücklich ist.“ Denken Sie einfach dran, mit jedem Tag, wo die Sonne wieder ein bisschen höher kommt, ist die Chance, dass wir das auch hinter uns lassen, sehr viel besser.“ (Berliner-Zeitung.de)

„Ich sehe ein leichtes Licht am Ende des Tunnels, aber es ist eine unglaublich schwere Zeit.“

„Die güldne Sonne
voll Freud und Wonne
bringt unsern Grenzen
mit ihrem Glänzen
ein herzerquickendes, liebliches Licht.
Mein Häupt und Glieder,
die lagen darnieder;
aber nun steh ich,
bin munter und fröhlich,
schaue den Himmel mit meinem Gesicht.“

Wie immer hatte sie gewartet, bis das Volk rief. Gerade als die Situation zu sieden begann, betrat sie die Bühne und widmete sich den Klagen ihrer Getreuen, die so lange ausharren mussten.

„Es ist der fünfte Bürgerdialog, dem sich die Kanzlerin in der Corona-Krise öffentlich stellt. Polizisten, Studenten und Dozenten, Azubis und ihre Ausbilder, Senioren und ihre Betreuer waren im vergangenen Jahr dran. 2021 haben Familien als erste das Wort – und sie machen davon reichlich Gebrauch. In diesem Termin kommt einiges zusammen für die Kanzlerin. Im Herbst hatte sie angekündigt, man wolle unbedingt vermeiden, die Schulen zu schließen. Es kam anders.“ (Sueddeutsche.de)

Es kam anders. Wie das? Hatte die Kanzlerin versagt? Schlug das Schicksal zu, das selbst Merkel nicht ändern kann? Schuld- und Ursachenfragen an seine geliebte Kanzlerin sind für Nico Fried unangebracht. Das vertraute Klima zwischen Oben und Unten würden sie nur stören.

Kann man mehr tun als fünf Bürgerdialoge in einem Jahr? Schon nützen es die Familien aus und überschütten die Vielgefragte mit endlosen Reden. Von ihrem Wort machen sie so „reichlich Gebrauch“, dass die Kanzlerin „mal doch“ unterbrechen musste. Welche Antworten gibt sie?

„Sie könne Frau Vogt „jetzt auch keine richtigen Antworten geben“. Warum sollte sie auch? Das Leben mit Kindern ist ihr unbekannt. Pädagogik – das ist ein weites Feld, da glaubt doch jeder eine Meinung zu haben. Harte und verlässliche Zahlen sind ihr da lieber. Sie ist Wissenschaftlerin, keine emotionale Wortemacherin.

Wissen das ihre Untertanen nicht? Wie kommt es, dass sie die Physikerin als Allzweckwaffe überschätzen? Ist sie zur Selbstkritik fähig?

„“Ich lasse mir nicht anhängen, dass ich Kinder quäle und Arbeitnehmer vernachlässige“, keilte die Kanzlerin zurück.“

Das lässt sie sich nicht anhängen, da keilt sie zurück. Von der Demütigen, die die andere Backe hinhält, ist nichts übrig geblieben. Christen sind keine Memmen, merkt euch das.

„Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“

Noch immer agieren die Deutschen nach ihrem uralten Motto: Wenn das der Kaiser, wenn das der Führer wüsste – dann würden sie den Kummer ihrer Untertanen sofort beenden. Doch sie wissen es nicht. Der Himmlische lebt so weit entfernt von den Bekümmernissen seines Volkes, dass er sich weit herniederbeugen muss, um die Aufgeregtheiten seiner Geschöpfe wahrzunehmen.

„Darum will ich hinabfahren und sehen, ob sie alles getan haben nach dem Geschrei, das vor mich gekommen ist; oder ob’s nicht also sei, daß ich’s wisse. Bin ich nicht ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht ein Gott, der ferne sei?“

Anfänglich war er ein naher Stammesgott wie alle nationalen Götter. Wie oft aber ließ er die Seinen in ihrem Elend verkommen? Um seine Existenz zu retten, musste er auffahren in die höchsten Höhen des Alls und zum alleinigen Gott aller Menschen werden. Das war eine Beförderung als Lohn für Versagen.

Einen Vorteil hatte die Erhebung in die Lüfte. Die Frage, warum lässt Gott das Böse zu, konnte nun beantwortet werden: er war zu weit weg. Er konnte es nicht sehen, er konnte es nicht wissen. Muss er denn alles wissen? Doch diese Antworten waren enttäuschend. Ein allmächtiger Schöpfer muss wahrhaft allwissend sein. Zur Omnipräsenz und Omnipotenz musste die Allwissenheit (Omniszienz) hinzugefügt werden. Anders kann man kein Schöpfer Himmels und der Erde werden, der mit dem Hauch seines Mundes befiehlt – und siehe, das bloße Wort wird zur Tat.

Das war noch nicht das Ende der Biografie eines Gottes. Denn wenn er allwissend war, konnte er sich hinter Ignoranz nicht mehr verstecken.

Er kennt das Böse, könnte es auch verhindern: warum tut er es nicht? Die Frage aller Fragen, die bis heute nicht gelöst wurde. Grund: sie ist unlösbar. Macht nichts, die Gläubigen wurden daran gewöhnt, dass sie a) nicht alles verstehen, was das Überirdische angeht und b) wozu hat Gott ihnen den freien Willen geschenkt, wenn nicht, um selbst gegen das Böse anzutreten? c) Sie sollten aufhören, Gott zum Sündenbock ihrer eigenen Fehler zu erklären, sie sollten vor der eigenen Türe kehren.

Die Beförderung eines regionalen Gottes zum Herrn über alle Dinge endet – in einem Debakel der Vernunft. Und höret, das ist gewollt! Nur so lässt sich erklären, dass der Allmächtige sich dem Diktat einer heidnischen Logik nicht beugt. Dass er menschlicher Denkgesetze spottet. Seine alles überragende Weisheit sollte die logischen Blasiertheiten der Ungläubigen billigen?

Das eben ist wahrer Glaube: was gegen alle Denkgesetze verstößt, alle logischen Gesetze der Natur über den Haufen wirft, den gesunden Menschenverstand krank aussehen lässt: eben das ist gewollt und muss geglaubt werden. Ich glaube, weil es verrückt ist; weil es die Regeln der Natur ad absurdum führt, eben darum ist es glaubwürdig.

In diesem Stadium des Kampfes zwischen dem Kopf des Menschen und seiner Neigung, sich höheren Mächten zu unterwerfen – aus Angst, sein Schicksal nicht aus eigener Kraft zu bestehen –, in diesem Stadium entstand das Urchristentum und beherrscht inzwischen mit seiner Selbstzerrissenheit die ganze Welt.

Spürten die Christen nicht die Absurdität ihres Glaubens? Natürlich, sind sie denn gehirnverbrannt? Je mehr die griechische Vernunft ins Abendland einsickerte, je mehr wuchs das Bedürfnis nach Klarheit. Am Anfang des erbitterten Kampfes zwischen Denken und Glauben stand das provokative Eingeständnis: Credo, quia absurdum.

Das war der Stein des Anstoßes, der nun geschleift werden musste. Es dauerte ein halbes Jahrtausend, bis das Ergebnis gefunden wurde: Jerusalem und Athen, sie passen nicht zusammen. Tertullian hatte recht. Doch die siegreichen Kräfte hatten sich nicht auf Tertullians Seite geneigt – sondern auf die gegnerische. Die Epoche des Lichts inthronisierte die Vernunft und verwarf den Glauben.

Warum aber versinkt die Gegenwart wieder in religiöser Untergangssehnsucht? Weil die Vernunft von Wenigen nicht ausreicht, um die Unvernunft der Mächtigen und ihrer vielen Untertanen aus dem Weg zu räumen.

Es war die Wiederholung der Antike. Die Aufklärung weniger Denker im winzigen Athen wurde umso unwirksamer, je mehr sich die neuen Weltreiche ausdehnten. Macht benötigt blind-gläubige Untertanen, keine Selbstdenker, die sich in alles einmischen, was sie nichts angeht.

Dieser Trend zurück in die Religion begann mit der Inauguration des Neoliberalismus, einer neucalvinistisch-aufklärungsfeindlichen Marktprädestination, die sich in Amerika – nach dem Ende des New Deal – die Verelendung der Massen zunutze machte, um deren Ohnmachtsgefühle mit himmlischem Trost zu dämpfen und mit Hass gegen die Sieger der Moderne zu fanatisieren. Der Markt freilich lässt nicht gleichmäßig regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenige werden siegen, die meisten gehen vor die Hunde. Gottlob gehört Amerika zu den Auserwählten.

Diese Analyse ist heute in Deutschland nicht zu vermitteln. Die Gründe:

a) Kritik an Freunden wie Amerika oder Israel ist nicht gestattet. Beide Staaten, von biblischen Fundamentalisten dominiert, müssen religiös unfehlbar bleiben. Kritik an Israel ist Antisemitismus, Kritik an den USA ist Antiamerikanismus und damit sekundärer Antisemitismus.

b) Amerika hat Deutschland von der Nazipest befreit und ist zum wohlwollenden großen Bruder Deutschlands geworden. Solche Lichtgestalten kritisiert man nicht.

c) Ohnehin ist die deutsche Tradition der letzten 500 Jahre – die Aufklärung und die gescheiterten Freiheitsbewegungen ausgenommen – nicht gerade kritikfreundlich. Von Luther bis Hitler galt die Untertanendoktrin:

„Ihr Knechte, seid untertan mit aller Furcht den Herren, nicht allein den gütigen und gelinden, sondern auch den launischen und eigenwilligen. Denn es ist Gnade, so jemand um des Gewissens willen zu Gott das Übel erträgt, und leidet das Unrecht … wenn ihr um Wohltat willen leidet und duldet, das ist Gnade bei Gott.“

Kommentar eines heutigen Historikers: „Der Sklavenstand ist mit dem Christenglauben vereinbar, da ja alle Christen Gottes Knechte (= Sklaven) seien.“ (A. Demandt, Der Idealstaat)

Noch heute sprechen führende Intellektuelle ungern von Demokratie, sondern am liebsten, mit Tremolo in der Stimme, vom STAAT. Staat ist zum Synonym für Römer 13 geworden: Seid untertan der Obrigkeit, denn es gibt keine, die nicht von Gott wäre. „Fürchtet Gott, ehret den König.“ Der König wurde zur frommen Kanzlerin.

Mit anderen Worten: Deutschland ist zu feige, um sich eine selbstständige Meinung zu bilden und sie Gott und der Welt entgegenzuhalten. Das gilt nicht nur bei engsten Freunden, sondern vor allem gegenüber den führenden Weltmächten, die nicht gerade Freunde der Demokratie sind.

Untertänigkeit wird heute nicht mehr mit frommen Vokabeln formuliert, sondern im Slang des Zeitgeistes:

„Man darf sich mal zurücklehnen und dem Wissenschaftssystem vertrauen, dass es zunehmend sehr wohl einen Überblick über die Lage der Pandemie hat und mit Hochdruck an Lösungen arbeitet. Man darf sich auch mal zurücklehnen und den Massenmedien vertrauen, dass sie versuchen, ausgewogene und gut recherchierte Informationen wiederzugeben. Man darf sich auch mal zurücklehnen und in den demokratischen, politischen Apparat vertrauen, dass er versucht, das Beste aus einer unübersichtlichen Lage zu machen, um unser gesundheitliches Wohl zu schützen.“ (Frankfurter-Rundschau.de)

Wie die unheilvolle deutsche Tradition von Historikern verharmlost wird, zeigt der folgende Versuch, das Reich des Kaisers Willem demokratieverträglich zu bagatellisieren:

„Zweifellos war dieses Reich militaristisch und ab den 1890er-Jahren auch kolonialistisch, litt unter den oft reaktionären Eliten Preußens und einem Bürgertum, das die Machtausübung als unmoralisch diskreditierte sowie Antisemitismus und Minderheitenfeindlichkeit akzeptierte. Doch eine Geschichtsschreibung, die sich darauf konzentriert und auch darin die Ursachen für Auschwitz und den Zweiten Weltkrieg finden will, greift zu kurz. Aus einer Sicht von 1914 war das Kaiserreich keineswegs übermäßig konservativ oder gar instabil. Ganz im Gegenteil erschien es den Zeitgenossen bemerkenswert modern in Fragen der Technik.“ (Berliner-Zeitung.de)

Na, das bisschen Antisemitismus und die Minderheitenfeindlichkeit. Wen juckt das heute? Hauptsache, mit der Technik ging‘s voran. Das nennt man Fortschritt. In Technik und Wissenschaft sind die Deutschen noch immer Weltspitze. Die Ersten, die den Impfstoff entwickelt hatten. Was sie politisch daraus machten, spottet jeder Solidarität. Wo bleibt der Protest charismatischer Virologen?

„Das Nein der Industriestaaten zur Aussetzung der Patentrechte ist nicht nur ein moralisches Versagen. Es ist auch kurzsichtig gedacht. Mit der Coronapandemie ist fast die gesamte Weltbevölkerung von einem gravierenden Gesundheitsnotstand betroffen. Das Ende ist nicht absehbar. Dennoch verhindern Deutschland und andere reiche Industriestaaten weiterhin eine global gerechte Versorgung mit Impfstoffen zur Bekämpfung der Pandemie.“ (TAZ.de)

Was Andreas Zumach aufdeckt, ist nicht nur die Blamage eines internationalen Solidaritäts-Versagens, sondern ein Bankrott der freien Wissenschaft, die angeblich Forschung um des Erkennens willen betreibt, in Wirklichkeit die Sklavin großer Konzerne ist.

America first, Deutschland zuerst, technischer Fortschritt zuerst, der Westen zuerst, das Christentum zuerst, Profit zuerst – Demokratie und Menschenrechte zuletzt.

Was Deutschland partout nicht zur Kenntnis nehmen will, ist das biblische Ethos aller amerikanischen Politik.

„Trotz Säkularisierung. In den USA gehören Bibelzitate zur Politik. Die Allgegenwart Gottes wird auf der Ein-Dollar-Note auch noch durch das Auge Gottes dokumentiert, entsprechend Sprüche Salomons 15,3: „Die Augen Gottes schauen an allen Orten beide, die Bösen und die Frommen.“ Und das alles bei doch strikter Trennung von Staat und Religion. Die Pilger, die einst auszogen, ihre und nicht die verordnete Religion auszuüben, wollten es so.“ (TAGESSPIEGEL.de)

Warum wollen die Deutschen die religiösen Bestandteile der amerikanischen Politik nicht zur Kenntnis nehmen? Weil sie christlich, aber nicht zu christlich, aufgeklärt, aber nicht glaubens-feindlich sein wollen. Sie wollen weder Fisch noch Fleisch, sie wollen lau sein.

Die Lauen aber wird Gott aus dem Munde spucken. Das ahnt ihr lutherisches Unbewusstes, weshalb sie von Gott bestraft werden wollen – durch Katastrophen, von denen die Coronakrise noch die harmloseste ist. Wen Gott liebt, den züchtigt er. Zu lange ging‘s den Deutschen im letzten halben Jahrhundert zu gut. Mit dem Wohlstand wuchs die Angst, den Überfluss nicht verdient zu haben. Deutschland braucht eine göttliche Katharsis. Je länger es den Deutschen gut geht, je mehr müssen sie die Strafe des Himmels fürchten. Also ist es besser, die Kollektivstrafe als selbsterfüllende Prophezeiung zu inszenieren.

„Gerade haben Millionen Menschen in aller Welt der Inaugurationsrede des neuen Präsidenten Joe Biden gelauscht. Sie kam wie viele dieser Reden seit der Inauguration George Washington nicht ohne Zitate aus der Bibel aus. Biden zitierte aus dem 30. Psalm den 6. Vers: „ … den Abend lang währt das Weinen, aber des Morgens ist Freude.“ Und er ermunterte das amerikanische Volk „die Seele zu öffnen, statt unsere Herzen zu verhärten“, ein Hinweis auf das 2. Buch Moses, 7. Kapitel, Vers 13 „Also war das Herz Pharaos verstockt, und er hörte sie nicht …“.“

Amerika verdankt seine demokratischen Elemente englischen Gentlemen, die in der Zeit Lockes glühende Freunde der antiken Griechen waren. Das Christentum hingegen wurde von Glaubensgruppen der Unter- und Mittelschichten auf den neuen Kontinent gebracht.

Im Gegensatz zu den ästhetisch und apolitisch orientierten deutschen Graecophilen war der demokratische Furor Athens in Britannien auf fruchtbaren Boden gefallen. Doch je mehr sich die ersten Amerika-Einwanderer als Gods new Land empfanden, je mehr verdrängten sie die Erinnerung an das verkommene Europa. Allmählich entstand der Eindruck, die Geschichte der Welt mit einem absoluten Neuanfang von vorne zu beginnen.

Trump als Christen zu bezeichnen, gilt den Deutschen als abwegig. Absurd ist ihre eigene Bigotterie, die unter Frömmigkeit perfekte Bibelerkenntnisse und das Verhalten einer Mutter Theresa versteht. Beides ist Unsinn, denn Gott hat fröhliche Sünder lieb. Nicht die Gesunden, die Kranken bedürfen des Arztes.

Wie verträgt sich Trumps Rüpelverhalten mit christlichem Glauben? Bestens. Zwar heißt es anti-trumpistisch:

„Rächet euch nicht selber, meine Liebsten, sondern gebet Raum dem Zorn Gottes, denn es steht geschrieben: Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr. So nun deinen Feind hungert, speise ihn, dürstet ihn, so tränke ihn. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.“

Rache also ist nur widergöttlich, solange sie vom Menschen ausgeht. Greift Gott stellvertretend für seine Frommen zur Rache, ist keine Grausamkeit verboten.

Paulus spielt auf eine Foltermethode an: Feindesliebe vergrößert die Schuld und Strafe, die den Feind in der Hölle erwartet. „Die Bösewichte in der Hölle schmoren zu sehen, gehört zu den Wonnen der Seligen.“ (Demandt)

Warum sind alle Amerikaner bis an die Zähne bewaffnet? Weil sich Christus und Feindeshass bei ihnen nicht ausschließen.

„Das Gebot der Feindesliebe bezieht sich mehr auf die innere Einstellung als auf äußere Taten. In seinen Gedanken müsse der christliche Soldat stets Geduld und Wohlwollen üben – in seinen Taten hingegen habe er strikt auf Erfolg zu achten. Zum Wohle der Betroffenen müsse man leider oft genug Gewalt anwenden. Als kämpfe man in erzieherischer Absicht, wie der Herr den Sklaven züchtigen soll. Der Christ führt Krieg, um dem Feind die Möglichkeit zum Unrecht zu nehmen. Der Sieg nützt dem Besiegten.“ (ebenda)

Wen Amerikaner mit Krieg überziehen, den lieben sie mehr als sich selbst. Liebe und Vernichtung können eins sein. Ihre privaten Waffen sind Instrumente der Nächstenliebe. Mit Verlaub: für Trumps Beziehung zu seinem Land gilt das Wort der russischen Bäuerin: „Mein Mann liebt mich nicht mehr, er hat mich heute noch nicht geprügelt.“

Die Deutschen sind von religiösem Masochismus geprägt. Just jene Frau, die für die schlimmste Dekadenz des Landes verantwortlich ist, haben sie am innigsten ins Herz geschlossen.

Gerade von ihr wollen sie verstanden werden. Gerade ihr wünschen sie Heil und Segen.

„Frau Vogt sagt am Ende, sie verstehe die Gründe für den Lockdown und habe „höchste Hochachtung“ für die Bemühungen der Kanzlerin. „Ich möchte“, sagt Frau Vogt zu Frau Merkel, „nicht in Ihrer Haut stecken“.“

Die Symbiose ist perfekt. Obrigkeit und Untertanen liegen sich in den Armen. Deutschland hat Gott und die Welt miteinander versöhnt.

Fortsetzung folgt.