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Alles hat keine Zeit LI

Tagesmail vom 07.12.2020

Alles hat keine Zeit LI,

hängt politische Kompetenz von der Erziehung ab? Wie kompetent muss die Erziehung in deutschen Elternhäusern und Schulen sein, wenn man die demokratischen Fähigkeiten der heutigen Bevölkerung unter die Lupe nimmt?

Woran erkennt man demokratische Fähigkeiten? An der Lust, an der Energie und am Sachverstand, die politischen Probleme zu lösen.

Woran erkennt man, dass Probleme gelöst sind? An der Fähigkeit zu überleben und gut zu leben:

„Das gute Leben ist das letzte Ziel menschlicher Handlungen. Das gute Leben ist das, was nicht als Mittel zu etwas anderem, sondern als Zweck an sich selbst angestrebt wird. Deshalb ist das gute Leben das einzige, worüber hinaus nichts anderes mehr gewünscht werden kann.“ (Aristoteles)

Das letzte Ziel unserer Handlungen nannte der griechische Philosoph „Eudaimonia“. Das Wort wird mit Glück übersetzt, bedeutet aber nicht Glück im modernen Sinn als Überlegenheit des Einzelnen im Konkurrenzkampf gegen alle oder als Bevorzugung durch ein zufälliges Geschick. Es bedeutet das gute Leben jedes Menschen inmitten des guten Lebens aller Menschen.

Damit scheiden alle Religionen als Lösungen aus, die irdisches Leid als Voraussetzung jenseitiger Selektion durch einen Gott predigen: wenige werden selig, die meisten verdammt. Erlösung ist keine irdische Lösung, sondern bedeutet, im Gegenteil, die Vernichtung des Irdischen.

Damit scheiden alle Philosophien aus, die nur individuelles Glück kennen, das auf Kosten aller anderen – und der Natur! – ein selbstsüchtiges Leben anstrebt.

Heute wird das gute Leben als unerreichbare, ja gefährliche Utopie geschmäht. Sie würde Hass gegen Andersdenkende predigen und die Menschheit durch illusorische Zielsetzung überfordern. Mit technischen Utopien hingegen – als Flucht ins Universum und Überwindung der Sterblichkeit – werden die Menschen geflutet.

Würde die Menschheit ihren bisherigen Todeskurs fortführen, wäre das ein Zeichen ihrer politischen Inkompetenz und ein Beweis für das Erziehungsversagen in Familien und Schulen. Um der jetzt drohenden Gefahr zu entgehen, müsste die Erziehung so radikal verändert werden, dass Problemlösungen als globale Anstrengung möglich wären.

Wenn gute Erziehung daran zu erkennen wäre, dass die Erzogenen wüssten, was sie in einer Welt erkennen könnten, um eine Utopie zu versuchen: was würde das für die Menschheit bedeuten?

Wäre der Kollaps nicht mehr zu verhindern: würde das nicht bedeuten, die Menschen seien so miserabel erzogen worden, dass sie sich weder ein treffendes Bild über die Welt machen noch ihre Denk- und Entscheidungskräfte so weit entwickeln konnten, dass sie ihr Schicksal selbst hätten bestimmen können?

Die Schwierigkeiten der Deutschen beim notwendigen Kurswechsel nähren den Verdacht: ihre Erziehungskünste in Schule und Elternhaus müssen versagt haben.

Eltern wären schuld, da sie sich der Erziehung ihrer Kinder durch Flucht ins Erwerbsleben und Abschieben in Kitas entzogen hätten. Wer Erziehung an Mietlinge – und wären sie noch so brillant – delegiert, lehnt Verantwortung für sein Kind ab.

Der Staat wäre schuld, weil er es – durch Verwerfung humaner Utopien – ablehnt, die Problemlösungs-Kapazitäten der Menschen so zu entwickeln, dass das Ziel des guten Lebens für sie erreichbar wäre.

Wer einen radikalen Wandel der Politik fordert, müsste einen radikalen Wandel der Erziehung einfordern. Wie Kinder erzogen werden, so werden sie eines Tages Politik betreiben.

„Dass die politische Einstellung oft schon im Kinderzimmer entsteht und durch spätere politische Bildung nur noch zum Teil verändert werden kann, daran besteht inzwischen wenig Zweifel. Entscheidend für die spätere Haltung ist der Erziehungsstil. Zwei konträre Stile kennzeichnen die beiden Enden eines Spektrums: der streng-autoritäre und der fürsorglich-mitfühlende. Dass man Kinder nicht hochnimmt, wenn sie brüllen, dass man ihnen möglichst nicht in die Augen schaut und versucht, ihren Willen zu brechen, waren bereits Tipps im Ratgeber »Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind« von Johanna Harrer, der in der Zeit des Nationalsozialismus empfohlene Lektüre für Mütter war. Das Buch, das noch bis in die Achtzigerjahre in Deutschland verkauft wurde, zeigt ein erschütterndes Erziehungsideal der Lieblosigkeit.“ (SPIEGEL.de)

Welche Fehlentwicklungen heutiger Erziehung müssten verändert werden?

Ziel der Erziehung dürfte nicht länger Anpassung an das bestehende (Unheils-) System sein, sondern müsste sich um das Wohin der jugendlichen Selbstbestimmung kümmern: im Denken und Handeln, Wahrnehmen und Entscheiden, im Abschied nehmen von Siegen und Besiegt werden. Nur eins müsste im Mittelpunkt stehen: das Erlernen globaler Fürsorge.

Dominanz im Wettbewerb, eigensüchtige Siegermentalität und Triumphieren über Abgehängte sind Hauptmerkmale der jetzigen Erziehung. Nennen wir sie neoliberal, denn sie kennt keine andere Motivation, als ihre Erziehungsobjekte der neoliberalen Wirtschaft unterzuordnen.

Erziehen heißt, den Heranwachsenden die Chancen der Selbstbestimmung in allen Dingen zu verschaffen. Jedes Kind muss die Urfragen der Menschheit autonom beantworten können:

In welcher Welt will ich leben? Wie soll das Zusammenleben der Menschheit aussehen? Was ist humanes Glück – oder ein gutes Leben für alle? Was muss ich lernen, um die Welt zu erkennen? Was muss ich tun, um die Welt als Heimat aller Menschen zu gestalten? Wie würdige ich die Natur, dass sie uns Menschen ernähren kann ohne Schaden daran zu nehmen? Was ist der Unterschied zwischen dem Erkennen dessen, was ist und dem, was sein soll? Was ist die beste Weise politischen Zusammenlebens? Wie kann ich mich mit Menschen auseinandersetzen, dass wir uns durch Verstehen und Streiten, Argumentieren und Erklären einer möglichen Verständigung annähern?

Eine gute Erziehung beschränkt sich nicht auf das psychologische Wie beim Hürdenlauf zum vorgeschriebenen Ziel eines individuellen Erfolgs und eines irreversiblen Ziels der Geschichte. Sie befähigt den Nachwuchs, seine Methoden und Ziele in eigener Regie auszusuchen und in Versuch und Irrtum zu erproben.

Auch die besten Erziehungsmethoden beschränkten sich bislang zumeist auf Fähigkeiten des Wettlaufs zu einem unbekannten Ziel. Nicht auf die Kompetenz, die Gesellschaft als Ganzes zu verstehen und ihren Fortgang in der Zeit mitzubestimmen. Welche Wirtschaftsweise ist die beste für Mensch und Natur? Gibt es eine automatische Geschichte, Heilsgeschichte oder Evolution, der sich jeder Mensch zu beugen hat? Muss es in allen Dingen einen eitlen und schädlichen Wettbewerb geben?

Der Weg ist das eine. Jeder Weg aber geht in die Irre, wenn die Richtung auf das Ziel nicht ständig überprüft, erörtert und durchstritten wird. Der Weg ist nicht das Ziel. Ohne Ziel, das immer konkreter festgelegt wird, gibt es keinen Weg, sondern nur ein Herumirren im Nebel.

Jugendlichen darf nicht vorgeschrieben werden, was sie in festgeschriebenen Zeitperioden zu pauken haben. Lernstoffe können nur Angebote sein. Die Erkenntniswilligen entscheiden selbst, was sie in welcher Zeit mit welcher Methode lernen wollen.

Indiskutabel die Methode, in standardisierten Zeiten festgesetzte Inhalte durch Belohnung und Strafe zu verinnerlichen. Lohn und Strafe per Zensuren sind Kopien der Erlöserpädagogik, die Menschen mit Seligkeit zu ködern und mit Verdammung zu bedrohen, um sie auf den rechten Weg zu zwingen.

Die Methode, Jugendliche in normierte Wesen zu verwandeln, die im Gleichschritt marsch voranschreiten, müssen Unteroffiziere erfunden haben. Die intelligentesten Gesellschaften der Geschichte kannten keine staatlichen Zuchtanstalten.

Welch eine Paradoxie: die „freiesten“ Gesellschaften der Geschichte haben die unfreiesten Schulen und Erziehungsmethoden. Heute herrschen keine Knüppel mehr, heute herrschen außengeleitete Lenkungs- und Reglementierungsmethoden, die unter dem Etikett des Wettbewerbs zufällig jene Begabungen begünstigen, die in der Fortschrittsgesellschaft am wichtigsten sind.

Nicht nur Inhalte, auch die Geschwindigkeit individueller Entwicklung werden mit der Stechuhr reglementiert. Träumende Spätentwickler haben keine Chancen. Früher konnte man erst im Alter klug und weise werden. Heute heißt die Devise: das Genie ist früh komplett, frei nach dem biblischen Motto: kaufet die Zeit aus, wachet, denn ihr wisset nicht, wann der Herr kommt. Wer einschläft, wird erst aufwachen, wenn der Zug abgefahren ist.

Die rechte Zeit, der rechte Augenblick, wird von den Herrschenden bestimmt. Der Kairos – alles hat seine Zeit – wird von der göttlichen Geschichte festgelegt. Zeit ist kein Angebot der Natur, sich individuell und frei zu entwickeln, sondern die Peitsche der Heilsgeschichte, die von Oben festlegt, was die Glock geschlagen hat. Im Mittelalter wurden an jeder Dorfkirche Turmuhren montiert, die den arbeitenden Kreaturen mitteilten, wie die Zeit vorangeschritten war. Jeden Augenblick konnte der Herr an der Pforte stehen und Einlass begehren.

Die Deutschen wollen Christen sein, aber von Etappen der Heilsgeschichte nichts wissen. Während Amerikaner sich immer mehr in der apokalyptischen Endzeit wähnen, lachen die Deutschen über „selbsternannte Apokalyptiker“. Inzwischen aber geschehen Dinge, die sich ihrem ach so aufgeklärten Bewusstsein entziehen:

„Unter Corona-Verschwörern geben zunehmend fundamentalistische Christen den Ton an. Sie verknüpfen antisemitische Klischees mit Endzeitrhetorik – und spannen verstärkt Minderjährige ein. Der sogenannte Siebenten-Tags-Adventist spricht von sich selbst als Corona-Leugner, in seinen Onlinepredigten bezeichnet er die Pandemie als »die letzte Zeit der Weltgeschichte«. Es sei an der Zeit, dass Gerechtigkeit geschaffen werde. Man werde nun »in den Kampf marschieren«, heißt es in einem Video. Der Widerstand gegen die Corona-Maßnahmen sei biblisch begründet: als ein apokalyptischer Endkampf Gut gegen Böse. »Diese Menschen«, sagt Eckert mit Blick auf Politikerinnen und Virologen, bekämen nun »das, was sie verdienen«.“ (SPIEGEL.de)

Kirchen, die es besser wissen müssten, halten sich raus. Obwohl sie an dem Zeitdiktat der Heilsgeschichte festhalten, wollen sie nicht als Endzeitschwärmer auf falschem Fuß erwischt werden.

Immer, wenn die Mächte der Welt zu wanken beginnen, erscheinen Unheilspropheten aus der Tiefe. Je mehr die Fundamente beben, je dreister werden die Drommeten des Untergangs die Massen zur Umkehr auffordern. Notzeiten sind Bekehrungszeiten.

Deutschland darf an Weihnachten wieder sündigen, damit der abendländische Glauben nicht gänzlich verloren geht. Danach aber kommt‘s knüppeldick: jetzt hattet ihr einige Tage Gelegenheit zur Selbstkontrolle – was habt ihr draus gemacht? Den strengen Januar habt ihr euch verdient.

Endzeitphänomene häufen sich. Im mächtigsten Land der Welt wird nicht nur die Demokratie demontiert, sondern 50 Millionen Amerikaner hungern:

„Armenhaus Amerika: Gerade zu Beginn der Weihnachtszeit sind das erschütternde Szenen, wie sie die USA seit der Great Depression der Dreißigerjahre nicht erlebt haben. Damals prägten bread lines das Straßenbild, heute sind es vor allem kilometerlange Autokorsos in den Vorstädten, auf Suche nach Nahrung. Jeder sechste Amerikaner leidet inzwischen Hunger. Schon vor der Pandemie hatten rund 35 Millionen US-Bürger nicht genug zu essen.“ (SPIEGEL.de)

Während die Wirtschaftskraft der Völker brach liegt, steigen die Rüstungsausgaben weltweit um mehr als 8%. Das sind Hunderte von Milliarden, die den arbeitenden Völkern entwendet werden, um wenigen Despoten grauenhafte Drohgebärden zu verschaffen.

An Friedenspolitik denkt niemand mehr. Überall wird aufgerüstet, um das Leben auf dem Globus nicht in Langweile verkommen zu lassen. Klima und Corona genügen nicht mehr, um die Sucht nach Risiko zu befriedigen.

Heribert Prantl erinnert an einen deutschen Friedenspolitiker, der zufälligerweise kein Christ war:

„Es ist das Wagnis der Versöhnung, das in der zitierten Warschauer Rede schimmert. Die Rede und der Vertrag, dem diese Rede gilt, sind ein Beispiel für großen politischen Mut; es war ein kühnes und ein notwendiges Unterfangen. Die große Geste der Demut, die heute im Mittelpunkt der Erinnerung an Brandts Besuch in Warschau steht. Der Demütige erkennt und akzeptiert aus freien Stücken, dass es etwas für ihn Unerreichbares, Höheres gibt. In der Regierungserklärung von Willy Brandt vom Oktober 1969 steht der programmatische Satz: „Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein – nach innen und nach außen.““ (Sueddeutsche.de)

Merkwürdig, dass Bundespräsident  Steinmeier nicht von Demut, sondern vom Mut zur Versöhnung spricht. Mut ist nur das Gegenteil von Demut. Im christlichen Glauben setzt Demut „die Unterwürfigkeit in einem Herr-Knecht-Verhältnis voraus. Demut ist sich demütigen vor Gott. Der Demütige erkennt und akzeptiert aus freien Stücken, dass es etwas für ihn Unerreichbares, Höheres gibt.“

Ein „kühnes Unternehmen“ kann kein demütiges sein.

Bei stolzen und selbstbewussten Griechen und Römern war Demut eine verachtenswerte Eigenschaft. Bei den Deutschen wird sie momentan zur inflationären obersten Tugend. Wie arrogant müssen sich die Exportweltmeister bislang gefühlt haben, dass sie plötzlich Asche auf ihr Haupt streuen müssen.

Wie erklärt sich der gläubige Katholik Prantl, dass nicht Christen vom Dienst zu dieser Versöhnung fähig waren – im Gegenteil, sie beschimpften Brandt als Verzichtpolitiker –, sondern ein Gottloser?

Vortrefflich, dass Prantl eine Friedenspolitik für die Gegenwart einfordert. Nur, mit wem?

„Brandt hat damals nicht das fehlende Vertrauen beklagt, er hat mit seiner Politik versucht, das gegenseitige Misstrauen zu überwinden und Vertrauen zu schaffen. Es fehlt heute ein Politiker seines Formats, diese Kühnheit zu wagen.“

Wo bleibt Prantls geschätzte Pastorentochter? Warum widersteht er der Magd Gottes nicht „ins Angesicht“ und klagt ihr sündiges Verhalten an?

Dabei bemüht sich die Kanzlerin verzweifelt, nicht die Sündlose und Vorbildliche zu spielen. Im Gegenteil: ihre Demut ist der Mut zum fröhlichen Versagen. Eine sinnvolle Politik betreibt sie nicht mehr. Hat sie auch, genau genommen – mit Ausnahme weniger Erleuchtungen – nie betrieben. Doch sie weiß, auf die Vergebungsbereitschaft ihres Volkes kann sie sich verlassen. Obrigkeit und Untertanen vergeben sich gegenseitig – anders wären ihre Sünden und Fehler bereits ins Unerträgliche gewachsen.

Sie versagt in der Europapolitik:

„Die Krisenkanzlerin macht keine gute Figur. Alle heiklen Fragen hat sie von ihrem EU-Botschafter in Brüssel aushandeln lassen, Merkel hielt sich im Hintergrund. Nicht einmal zu Gesprächen mit dem Europaparlament war sie bereit. Im Streit mit Ungarn und Polen spielt Merkel auf Zeit. Statt sich laut vernehmlich für die Rechtsstaatsklausel einzusetzen, setzt sie auf Geheimdiplomatie. Die EU-Kommission in Brüssel darf die „Folterwerkzeuge“ vorzeigen, also Budgetkürzungen und einen Ausschluss der Neinsager vom Corona-Hilfsfonds. Merkel schweigt. Die EU ist – das hat dieses katastrophale Jahr gezeigt – in einem desolaten Zustand. Und der deutsche Ratsvorsitz hat es nicht besser gemacht. Die EU hat in diesem tragischen Jahr ihr wahres Gesicht gezeigt: Sie ist und bleibt ein Club der Egoisten.“ (TAZ.de)

Sie versagt in der Coronapolitik:

„Aber selbst wenn man sich nicht intensiv mit Risikokommunikation befasst, merkt man schnell, dass ein Vakuum entstanden ist. Es wird viel über Regeln geredet, aber es wird nicht erklärt, weshalb sie notwendig sind, warum sie von wem so getroffen werden, was die Abwägungsprozesse sind. Die Menschen werden – wie im Frühjahr – wie Unmündige behandelt, denen man vorschreiben möchte, mit wie vielen Menschen sie Weihnachten feiern sollen. Es gibt keine langfristige strategische Perspektive, in welcher Art die Balance zwischen Infektionsschutz, Kapazität im Gesundheitssystem und den Folgen des Pandemiemanagements für die Gesellschaft hergestellt wird. Wir leben da gerade – konzeptionell – von der Hand in den Mund. Möglicherweise sind kleine Gruppen, in denen sich die Menschen gut kennen, gefährdeter als Massen mit flüchtigen Begegnungen. Daher macht uns nicht nur die Kommunikation zu den Weihnachtslockerungen so viel Sorge, sondern die Beobachtung, dass gerade Familienfeiern ideale Bedingungen für das Virus bilden.“ (Sueddeutsche.de)

In der Klimapolitik versagt sie – mit Ansage. Was sie verspricht, wird sie niemals halten:

„»Wir müssen auch immer an unsere industrielle Kraft denken«, betonte die Kanzlerin mit Blick auf Maschinenbau und Autoindustrie. Nach der Pandemie stehe Europa vor einem großen Wettbewerb. Die EU dürfe die Industrie daher nicht »vor eine Transformation stellen, die gar nicht zu bewältigen ist, sondern es muss auch machbar sein«.“ (SPIEGEL.de)

Während Merkels Regierungsjahren fiel Deutschland in der Rangliste der Umweltpolitik immer weiter nach unten:

„Deutschland hingegen liegt weit abgeschlagen auf Platz 19 – trotz Kohleausstieg und Klimapaket. Der für 2021 vereinbarte CO2-Preis war der Jury des Berichtes zu lasch und unambitioniert, um das Land zumindest unter die Top 10 zu heben. Besonders »besorgniserregend« finden die Autoren den weiterhin hohen Pro-Kopf-Ausstoß und hohen Energieverbrauch der Deutschen. Auch beim Verkehr ist keine Trendwende zu erkennen. Im Gegenteil: Diesel und Benziner bleiben dominant trotz höherem Absatz von E-Autos. Die gesamte EU rangiert in dem Bericht auch noch vor Deutschland auf Platz 16.“ (SPIEGEL.de)

Was ist machbar? Was industrielle Umweltsünder bestimmen. Nicht Merkel bestimmt die Politik, die Industrie bestimmt Richtung und Tempo der Entwicklung. Das müde Gesicht der Kanzlerin verrät: meine Zeit ist abgelaufen. Pro forma tue ich noch die notdürftigste Pflicht. Dann überlass ich Deutschland meinen Nachfolgern. Spätestens dann wird das Land merken, was es an mir verloren hat.

Seit Jahr und Tag hat sie sich keiner öffentlichen Debatte gestellt. Ihr letzter großer Auftritt war ein Tête-à-tête mit Anne Will. Hier sprachen zwei Königinnen miteinander, die von der Erfindung des Dialogs noch nichts gehört hatten. Der Kanzlerin öffentlich zu widersprechen gilt als Majestätsbeleidigung, die sie mit eisernem Schweigen quittiert. Was sie mit ausländischen Politikern, deutschen Ministerpräsidenten zu besprechen hat, bleibt intra muros. Hätte ein Gericht nicht entschieden, ihre geheimen Gespräche mit auserwählten Journalisten müssten veröffentlicht werden, würde sie diese Bestechung durch Vertraulichkeit schamlos fortsetzen. Warum nur wurde sie von den Medien für diese halbseidene Praxis nie angegriffen?

Demokratie ist die öffentlichste aller politischen Erfindungen, aber nicht in Deutschland. Hier dominiert Kabinettspolitik hinter verschlossenen Türen. Öffentlich bleiben nur noch Aufschrei und Geschwätz. In kargen Kommuniques wird dem Volk sein Schicksal mitgeteilt. Begründungen verbleiben im Allerheiligsten.

Einspruch: sie hat doch Wesentliches über sich preisgegeben:

„Auf die Frage, welche smarten Technologien sie zu Hause nutze und wann ihre Waschmaschine wasche, antwortete die Kanzlerin mit einem Grinsen: „Ehrlich gesagt, das macht mein Mann. Er stellt die an, meistens.“ (BILD.de)

Das Volk liebt sie für ihre entwaffnende Offenheit. Den Rest ihrer Mitläuferpolitik ins Nichts – für die Geschichtsbücher.

Fortsetzung folgt.