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Alfred Grosser

Hello, Freunde Alfred Grossers,

Dieter Graumann unternimmt alles, um den Zentralrat der Juden in Deutschland moralisch zu desavouieren. Der Zentralrat spricht nicht für die Juden in Deutschland, sondern nur für jene, die sich als Propagandainstrumente Netanjahus in Deutschland missbrauchen lassen. Es gibt noch andere Juden in Deutschland, die schärfste Kritik an der israelischen Militärwalze üben.

Graumann scheint vergessen zu haben, was Antisemitismus ist. Eine Warnung vor Antisemitismus ohne Warnung vor Antihumanismus ist eine verlogene Farce. Juden müssen geschützt werden, Palästinenser aber auch.

Wenn Juden wider alle Völker- und Menschenrechte Palästinenser ermorden, müssen sie auf die Anklagebank Internationaler Gerichte. Wenn Graumann die Warnung vor Antisemitismus benutzt, um dies zu verhindern, ist er kein Verteidiger der Humanität, auch kein Verteidiger jener Juden, die Humanisten sein wollen. Im Gegenteil, er beschädigt das Image der Juden in aller Welt, denn er unterstützt die Fraktion inhumaner Juden.

Sollte Graumann für den ganzen Zentralrat der Juden sprechen, lässt sich dieser als Instrument der Inhumanität und des Hasses gegen die Palästinenser missbrauchen.

Alfred Grosser ist ein vorbildlicher Humanist, der die jüdischen Gemeinden in

Deutschland und Frankreich kritisiert:

«Das Schlimme ist die ständige totale Identifikation mit Israel, auch wenn Israel momentan große Kriegsverbrechen begeht», sagte der französische Politologe, der 1925 als Sohn eines jüdischen Arztes in Frankfurt am Main geboren wurde und mit seinen Eltern nach Frankreich emigrierte.“ (Alfred Grosser zitiert in der TAZ)

Israel unterlässt nichts, um sich in der Welt verhasst zu machen. Die faschistische Regierung in Jerusalem fühlt sich nicht geliebt, wenn sie nicht von aller Welt gehasst wird. Die jüdische Paranoia (Avraham Burg) braucht tägliche Nahrung. Also unternimmt sie alles, um sich in der Welt verhasst zu machen. Ist ihr dies wieder gelungen und Kritik kommt auf, dass sie am Hass der Welt nicht unschuldig sei, kommt die nächste Keule: Am Antisemitismus der Welt sollen die Juden selber schuldig sein? Das sei der Gipfel der antisemitischen Infamie.

Als die brasilianische Regierung Israels Menschenrechtsverletzungen kritisierte, nannte der Sprecher des israelischen Außenministeriums Brasilien einen diplomatischen Zwerg. „Diese Beleidigung sorgt quer durch Lateinamerika für Empörung,“ sagt die amerikanische Nahostexpertin Phyllis Bennis in einem TAZ-Interview von Dorothea Hahn.

Uralter Antisemitismus ist etwas anderes als aktueller Hass gegen die unmenschliche Politik Israels – auch wenn dies vermutlich bei vielen Christen ineinanderläuft. Das Ausmaß des „wahren“ Antisemitismus könnte erst sichtbar werden, wenn Israel seine jetzige Besatzungspolitik gegen das palästinensische Volk einstellen würde.

Die gegenwärtigen Empörungswellen in aller Welt gegen Israel als genuinen und altbekannten Antisemitismus zu deklarieren, ist eine verlogene Kampagne, um Israels Untaten zu schützen. Konkreter Hass gegen konkrete Taten ist nicht identisch mit archaisch christogenem Antisemitismus, der religiösen Wurzeln entspringt und sich heute vielfach rassistisch camoufliert, um den religiösen Ursprung zu tabuisieren.

Früher konnte man den Begriff jüdische Lobby in Amerika nicht verwenden, wenn man nicht als Antisemit gelten wollte. Heute pfeifen es die Spatzen von den Dächern.

Frage von Dorothea Hahn: „Wieso hat ein so kleines Land wie Israel so viel Einfluss in der Hauptstadt der Supermacht?“

Antwort: „Die Pro-Israel-Lobby ist heute ein mächtiger Akteur in Washington. Diese Lobby besteht aus zwei Komponenten: Die eine kommt aus der jüdischen Gemeinschaft. Die andere ist die christlich-zionistische Bewegung. Beide sammeln Geld für politische Kampagnen, unterstützten Kandidaten und drohen Abgeordneten, wenn sie nicht mitziehen, ihre Konkurrenten zu unterstützen.“

In Deutschland hört man weder von innerisraelischer, noch amerikanisch-jüdischer oder deutsch-jüdischer Kritik an der biblischen Landnahme Israels.

Wie ist die öffentliche Meinung in den USA?

„Da gibt es eine totale Spaltung. Die Öffentlichkeit ist immer weiter von der einstimmigen Israel-Unterstützung im Kongress entfernt.“

Wie steht es im Innern der jüdischen Gemeinschaft?

„Dort ist die Veränderung noch dramatischer. Aipac (American Israel Public Affairs Committee), die einflussreichste Pro-Israel-Interessengruppe, hat immer noch viel Geld. Aber es verliert die Mehrheit des jüdischen Amerika. Es gibt jetzt drei Kräfte im Inneren der jüdischen Gemeinschaft: die Aipac, im Zentrum „J-Street“ und auf der Linken die – am schnellsten wachsende – „Jewish Voice for Peace“.“

Zur letzteren Organisation gehören Judith Butler, Noam Chomsky und Naomi Klein. Eine europäische Variante von J-Street ist J-Call, gegründet vom israelischen Politologen Zeev Sternhell, zu der Avi Primor, Daniel Cohn-Bendit und Micha Brumlik gehören. Keine Notiz in den manifest philosemitischen und apokryph antisemitischen Gazetten der BRD.

Hat Sharon sich schon mit dem Satz hören lassen: Wir regieren Amerika, so lässt Netanjahu in der Öffentlichkeit keinen Zweifel aufkommen, dass der Schwanz mit dem Hund wedelt. Kerry wird nicht nur abgehört, er wird coram publico wie ein dummer Junge abgekanzelt. Man höre sich den Ton an, mit dem Netanjahu den amerikanischen Außenminister geradezu bedroht:

„Aus Kreisen, die die Diskussionen zwischen dem Premier und US-Vertretern verfolgen, verlautete, Netanjahu habe Außenminister John Kerry persönlich geraten, seine Angaben über den Unwillen der Palästinensermiliz, sich an Feuerpausen oder gar ein Ende der Kämpfe zu halten, „nie wieder zu bezweifeln“.“ (TAZ)

Das sind Drohungen wie aus Mafiafilmen. Und was, wenn Kerry doch anderer Meinung wäre als sein bester Freund? Rüstet Israel schon heimlich gegen die USA? Ziehen sich die israelischen Genies aus Silicon Valley zurück, um Amerikas führende IT-Rolle in der Welt zu blamieren und dem Gespött preiszugeben?

Selbst Richard C. Schneider, ARD-Korrespondent in Israel, sagte in seinem gestrigen Beitrag in den Tagesthemen: die Israelis gerierten sich hier so, „als ob sie die eigentlich Mächtigen hier seien und letztendlich hängen sie ja eigentlich am Tropf der Amerikaner.“

Materiell hängen die Israelis am Tropf der Amerikaner, religiös ist es umgekehrt. Biblizistische Amerikaner hängen am Tropf der Juden, von denen sie die baldige Konversion zu Jesus erwarten, damit er in absehbarer Zeit als Messias auf Erden erscheinen kann. Die immer ultrareligiöser werdende israelische Gesellschaft wird ihnen was husten.

Vor Jahren galt es als die antisemitische Verschwörungstheorie, die herrschende Rolle der Juden in der Weltpolitik anzusprechen. Heute legt die Netanjahu-Junta keinen Wert mehr darauf, diesen Umstand zu verheimlichen. Im Gegenteil, man scheint stolz darauf zu sein, Amerika an der Leine zu führen. Sollte Amerika noch die stärkste Macht der Welt sein, muss die Herrin Amerikas die führende Macht der Welt sein.

Dazu braucht man keine Verschwörungstheorie in Form bekloppter Protokolle der Weisen zu Zion. Man muss nur Zeitung lesen und die biblischen Grundlagen der Weltbeherrschungsziele aller drei Monotheismen zur Kenntnis genommen zu haben.

In Deutschland, unterwürfig wie immer, hat sich eingebürgert, eine Theorie mit überlegener Geste zu widerlegen, indem man sie als Verschwörungstheorie verfemt. Beweise sind keine nötig. Wer zuerst Verschwörung sagt, hat gewonnen. Eine These zu widerlegen, ohne es selbst besser zu wissen oder eindeutige Beweise vorzulegen, ist selbst die dümmste Verschwörungstheorie.

In jeder Antisemitismus-Debatte gibt es eine Asymmetrie zwischen den bigotten Hütern der israelischen Junta und den Kritikern, die von den Hütern psychoanalysiert werden. Über die Verzerrungsmöglichkeiten der anderen wissen die Ankläger genau Bescheid, über ihre eigenen schweigen sie eisern sie. Es ist dieselbe Asymmetrie wie zwischen neurosefreien Analytikern und fehlbaren Patienten.

Popper nannte diese Asymmetrie den doppelt verschanzten Dogmatismus der psychoanalytischen Methode, die er bei Freuds Konkurrenten Adler als junger Mann in Wien kennen gelernt und wegen beliebiger Deutungsmethoden abgelehnt hatte.

(Nebenbei: dieselbe Immunisierung liegt den grenzenlosen Deutungskünsten christlicher Theologen zugrunde. Neue Deutungen verändern das historisch abgeschlossene Christentum – ohne dieses in Frage zu stellen. Indem man ad libitum deutet, kritisiert man, ohne die geringste Kritik geäußert zu haben. Wasch mich, Therapeut – aber mach mich nicht nass. Offenbare uns die Weisheit Gottes – über die wir selbst am besten Bescheid wissen. Die Bibel richtet und beurteilt die ganze Welt, indem sie von der ganzen Welt verfälscht und verändert wird.)

Zugrunde liegt die schwarz-weiße Weltunterscheidung der Monotheismen, von der sich auch der religionskritische Freud nicht lösen konnte. Der Analytiker ähnelt dem nicht sündigen und nicht irren könnenden Priester im Besitz des Heiligen Geistes, der Patient dem immer sündigen und irren müssenden Heiden.

Dieselbe ethnische Asymmetrie herrscht zwischen erwählten Israelis und verworfenen muslimischen Palästinensern. Als vor Tagen ein israelischer Soldat getötet wurde, erschien sein Bild in allen unterwürfigen Gazetten Deutschlands, von den mittlerweilen 1700 ermordeten Palästinensern, erschien bis heute kein einziges Bild. Gottes persönlicher Heilsblick fällt nur auf seine Lieben, die anderen lässt er verkommen, indem er sein Antlitz von ihnen wendet.

Norman Finkelstein, Sohn von Auschwitz-Überlebenden, gilt als böser Antisemit, da er einer der schärfsten Kritiker der israelischen Palästinapolitik ist. Wie Noam Chomsky, ein anderer aufrechter Kritiker, hat Finkelstein Einreiseverbot im Heiligen Land und in Palästina. Die beste Demokratie im Nahen Osten, die vorbildliche Villa im Dschungel, kennt kein Erbarmen mit ihren Kritikern. Wer sich nicht unterwirft, bleibt draußen.

Nach Finkelstein hat sich die zionistische Bewegung schon nach der Balfour-Deklaration im Jahre 1926 ins Messianische verändert und damit ihren ursprünglich säkularen, ja atheistischen Charakter verfälscht:

„Nach der Balfour-Erklärung wurde die zionistische Bewegung von einer messianischen Begeisterung erfasst und strebte von nun an danach, Palästina mit Hilfe einer Jüdischen Legion unter der Parole „In Blut und Feuer soll Juda auferstehen“ zu erobern. Als diese apokalyptischen Hoffnungen sich auflösten und die nüchterne Wirklichkeit des britischen Mandats an ihre Stelle trat, machte die zionistische Hauptströmung aus der Not eine Tugend. Sie übersteigerte den Begriff der Arbeit und machte sich daran, Palästina „Hektar für Hektar und Ziege um Ziege“ zu erobern … Besiedlung bedeutete lediglich Gewalt mit anderen Mittel.“ (Norman Finkelstein: „Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern“)

Die Landnahme-Politik Jerusalems ist demnach nichts anderes als die praktische Konkretisierung eines biblischen Messianismus. Die Ultrareligiösen wissen Bescheid, die angeblich Säkularen, die sich den Ultras unterstellen, wollen es nicht wissen.

Die Deutschen machen ohnehin die Augen zu. Die deutschen Kirchen rufen auf zu Demos gegen Antisemitismus, über das Elend in Palästina verlieren sie kein einziges Wörtchen. Die hochpazifistische Margot Käßmann verflucht unterschiedslos alle Kriege, über den Nahostkrieg schweigt sie wie ein Grab. Der letzte Satz ihrer Kolumne in der BAMS lautete: „Bleiben Sie behütet“. An das geschundene palästinensische Volk kann sie nicht gedacht haben.

Jeshajahu Leibowitz war ein universaler Gelehrter und einer der frühesten Kritiker von Erez Israel. In seinem Buch „Gespräche über Gott und die Welt“ (1994) schreibt Leibowitz:

„Überhaupt hat Israel aufgehört, ein Staat für das jüdische Volk zu sein. Israel ist nunmehr zu einem Machtmittel zur Erhaltung einer Gewaltherrschaft über ein anderes Volk geworden. Die Probleme des jüdischen Volkes werden heute im Rahmen des Staates Israel nicht behandelt; derartige Probleme finden ihre Lösung eher in Brooklyn, in den „chassidischen Höfen“. Diese Verlagerung der Probleme nach Brooklyn wird auf die Dauer nicht gut sein … Israel ist kein Staat, der eine Armee unterhält, es ist eine Armee, die einen Staat besitzt. Die Welt bringt heute dem Staat Israel keinerlei Achtung und Wertschätzung mehr entgegen, von aufrichtiger Sympathie erst gar nicht zu sprechen, so wie es in den ersten Jahren nach der Staatsgründung in weiten Kreisen üblich war. Aber noch viel entscheidender ist, dass der Staat Israel den meisten Juden selbst immer fremder wird – und gerade nicht den Schlechtesten unter ihnen, weil der Staat in seinem heutigen Zustand wirklich keinen Lorbeerkranz für das jüdische Volk darstellt.“

Dieselbe scharfe Kritik an Israel übt der Auschwitz-Überlebende Hajo G. Meyer in seinem Buch „Das Ende des Judentums, Der Verfall der israelischen Gesellschaft“: „Die Politik der israelischen Regierung hat Züge angenommen, die mit den zentralen Werten des Judentums unvereinbar sind. Der Konflikt mit den Palästinensern korrumpiert die israelische Kultur.“

Der Holocaust darf nicht dazu dienen, die monströsen Taten Israels zu decken. Das sei die völlig falsche Konsequenz aus der Shoa. „Dieser Impuls, den Holocaust als Messlatte zu missbrauchen, um Unrecht und Leiden anderer zu verharmlosen, übersieht eine einfache aber fundamentale Wahrheit. Dass nämlich Leiden, auch und gerade wenn es nicht zum physischen Tod führt, in vielen Fällen schlimmer sein kann als der Tod selbst. Es kann die Seele und das Leben eines Menschen zerstören, auch wenn dieser noch Jahrzehnte weiterlebt.“

Zwischen den Äußerungen jüdischer „Selbsthasser“ und jüdischer Netanjahu-Vasallen liegen Welten.

Die deutsche Öffentlichkeit wird von der Fraktion jüdischer Kriegsapologeten flächendeckend beherrscht. Über den existentiellen Streit zwischen humanistischen und anti-humanistischen Juden – die sich mit dem Etikett der Antisemitismus-Hüter dekorieren – wird sie mit keinem Jota unterrichtet. Die israelische Gesellschaft wird von einer galoppierenden Sinnkrise heimgesucht, die sie durch wachsende Fremd-Aggression kurieren muss.

Deutsch-jüdische und amerikanisch-jüdische Netanjahu-Unterstützer gehören zu den lautesten Schreiern der israelischen Unterdrückungs- und Tötungspolitik. Der Grund liegt auf der Hand: sie haben ein schlechtes Gewissen, weil sie sich weigern, ihrer patriotischen Pflicht im Heiligen Land nachkommen. Lieber widmen sie sich dem eigenen Wohlleben weit entfernt von allen Frontlinien und kompensieren ihre fehlende Präsenz durch verbale Militanz.

Die Deutschen, in allen Dingen Spitze, sind auch Weltmeister in der Disziplin: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen – und weltmeisterlich heucheln, dass sich die Balken biegen.

Wer solche deutschen Freunde hat, braucht keine Feinde mehr in der Welt.