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… zum Logos XII

Tagesmail vom 22.12.2021

… zum Logos XII,

Luther übersetzte die Schrift ins Deutsche. Den äußeren Papst ersetzte er durch das unfehlbare innere Wort der Bibel.

Eine Kleinigkeit unterließ er: er vergaß, das Deutsche ins Deutsche zu übersetzen. Äußerlich benutzte er die natürliche Sprache der Germanen, innerlich überfremdete er sie mit Begriffen des Übernatürlichen. Seitdem ist Deutsch ein Panoptikum zwitterhafter Begriffe, die laufend geklärt werden müssten, aber niemand macht sich an die Arbeit.

So verkommt die deutsche Sprache zu einem stehenden Gewässer, das zunehmend von Unrat verunreinigt wird. Zudem flüchtet sie ins Amerikanische, der weltbeherrschenden Sprache ihrer Besieger und Befreier, um sich den Flair zu geben: auch wir gehören zu den Siegern.

Früher wurden die Deutschen durch Popenlatein für dumm verkauft, dann durch Luthers Bibeldeutsch, die die meisten Hörer der Predigt nur dem Klang nach verstanden. Man glaubte, vertraute Worte zu hören und zu verstehen, aber verstand man sie wirklich?

Schon in den Anfängen der Verkündigung entstand die Frage:

„Verstehest du auch, was du liesest?“

„Euch aber ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches der Himmel zu erkennen, jenen aber ist es nicht gegeben.“ „Sooft jemand das Wort vom Reiche hört und es nicht versteht, kommt der Böse und raubt das, was in sein Herz gesät ist. Dies ist der, der welcher auf den Weg gesät ist. Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen und hören und doch nicht hören und nicht verstehen.“

Es gab mehrere Kategorien des scheinbaren bis wirklichen Verstehens:

„Auf felsigen Boden ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört und sofort freudig aufnimmt; er hat aber keine Wurzeln, sondern ist unbeständig; sobald er um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt wird, kommt er sofort zu Fall. In die Dornen ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört, und die Sorgen dieser Welt und der trügerische Reichtum ersticken es und es bleibt ohne Frucht. Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das Wort hört und es auch versteht; er bringt Frucht – hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach.“

Mit Absicht benutzt Jesus die normale Sprache und predigt in Gleichnissen, damit nicht Krethi und Plethi ihn verstehen. Seine Botschaft ist nicht für alle, Nichtswürdige und Verworfene könnten sich erfrechen, die Botschaft verstanden zu haben, um sich ins Himmelreich einzuschleichen. Das muss verhindert werden durch eine Sprache, die exoterisch daherkommt, aber ein esoterisches Geheimnis enthält. Jesu Lehre ist nicht universalistisch, sie bevorzugt die Einen und verflucht die Masse der Verlorenen.

Die christliche Botschaft spielt ein doppeltes Spiel mit der Menschheit. Äußerlich verstehen alle Menschen die Sprache des Heils, innerlich aber nur die Ausgewählten und Privilegierten.

Der gesamte christliche Westen ist esoterisch. Doch nur die Esoteriker der Straße werden geprügelt, die Repräsentanten der Religion bleiben ungeschoren. Jesu Botschaft ruft nicht alle Menschen unterschiedslos zum Glauben. Mit Absicht benutzt er Gleichnisse, um die Menschheit zu spalten: in die Minderheit der Eingeweihten – und die Masse der Ausgeschlossenen, die sich drehen und wenden können, wie sie wollen: sie haben keine Chance.

Die Schrift hat einen doppelten Sinn: den trivialen für alle und den geheimnisvollen für die Besonderen. Dementsprechend ist die Kunst der Hermeneutik oder der Deutung: Erleuchtete erforschen den geheimen Sinn der Worte, der sich hinter der normalen Sprache versteckt. Ungläubige hingegen werden in die Irre geführt durch den Schein einer alles-verständlichen Normalsprache.

Dies war der Grund, warum die Hermeneutik zu einer wesentlichen Disziplin der Moderne wurde, denn die Theologie infizierte alle Geisteswissenschaften. Äußerlich sprachen sie dieselbe Sprache, innerlich öffneten sich zwei Welten, die nichts miteinander zu tun hatten.

Das begann bereits in der Zeit der Reformation:

„Humanismus und Reformation waren in ihrer Wesens Tiefe durch einen Abgrund geschieden. Im Streit Luthers mit Erasmus ist das an den Tag gekommen. Erkannte die Reformation unter dem Durchbruch des Evangeliums neu die Autorität Gottes und seines in der Bibel bezeugten Wortes, so entdeckte der Humanismus (unter dem Einfluss des wiederentdeckten Griechentums) die Autorität des Menschen.“ ( H J. Kraus, Geschichte der historisch-kritischen Forschung des Alten Testaments)

Selbst die weltliche Philosophie wurde vom Fieber der Deutungskunst angesteckt und entwickelte sich zur philosophischen Hermeneutik, dessen Hauptvertreter der Heidelberger Philosoph Hans Georg Gadamer war – mit seinem Hauptwerk: „Wahrheit und Methode“.

Das Denken sollte sich emanzipieren vom falschen Vorbild naturwissenschaftlichen Messens und Rechnens – und von der esoterischen Auslegungskunst der Gottesgelehrten.

„Der hermeneutische Imperativ nach Gadamer besagt, dass, wer einen Text verstehen will, bereit sein muss, sich von ihm etwas sagen zu lassen. Weder sachliche Neutralität noch Selbstauslöschung sind gefragt, sondern vielmehr das Sichbewusstmachen der eigenen Vormeinungen und Vor-Urteile.“

Selbstauslöschung war die Demutshaltung der Schriftausleger, die sich ohne Klügeln der göttlichen Botschaft unterwarfen, um sich mit eigenem Denken nicht zu belasten. Sachliche Neutralität war die Haltung der Naturwissenschaftler, die die exakte Sprache der Naturgesetze zum Reden brachten.

Auch die Ähnlichkeiten beider Methoden sind unübersehbar. Vor Gottes Wort hat jeder Mensch zu verstummen, vor der Präzision der Naturgesetze jeder Forscher zu schweigen.

Natur war für Galilei die eigentliche Offenbarung Gottes. Allerdings mit einem wesentlichen Unterschied: was der biblische Gott meinte, war oft geheimnisvoll, vieldeutig und widersprüchlich. Was die Natur meinte, äußerte sie in unwandelbaren und allzeit überprüfbaren Gesetzen.

Natur sprach mit glasklarer Logik, niemand musste an überprüfte Gesetze glauben. Jeder konnte den Versuch unternehmen, die Erkenntnisse zu bezweifeln und experimentell zu widerlegen. Popper sprach von Verifizieren (bewahrheiten) und Falsifizieren (widerlegen).

Erst durch Heisenbergs Unschärferelation kam der – bis heute unauflösliche – Widerspruch ins widerspruchslose Gebäude der Physik. Wie strenge, eindeutige Gesetzesmäßigkeit und unberechenbare Wahrscheinlichkeit zusammenpassen, ist das Grundrätsel der Physik bis heute.

Gegenüber heutigen Medien, die sich einem neutralen Faktenpositivismus ergeben haben, hätte Gadamer einen gewichtigen Einwand:

„Der hermeneutische Imperativ nach Gadamer besagt, dass, wer einen Text verstehen will, bereit sein muss, sich von ihm etwas sagen zu lassen. Weder sachliche Neutralität noch Selbstauslöschung sind gefragt, sondern Sichbewusstmachen der eigenen Vormeinungen und Vor-Urteile. Der oder die Verstehende kann sich niemals neutral einem Text zuwenden.
Gadamer relativiert den Begriff der Neutralität, der eine Fiktion sei, da es unmöglich ist, dass ein Subjekt sich absolut von sich selbst distanzieren könne. Viel mehr legt Gadamer nahe, dass Lesende sich ihre Voreingenommenheit bewusst machen sollten, um für die Andersheit des Textes empfänglich zu sein.“

Das gilt nicht nur bei Texten, sondern auch bei Fakten. Bis heute haben die Medien – unter dem Diktat eines naturwissenschaftlich nachgeahmten Positivismus – nicht verstanden, dass alle Fakten der menschengemachten Kultur eine Sprache sind, die uns etwas mitteilen will. Bei ihnen neutral zu sein, ist nicht nur unmöglich, sondern verzichtet darauf, die eigene Position in der Welt besser zu verstehen.

Andere verstehen geht nur, wenn man sich selbst versteht. Verstehen ist ein Prozess des sich selbst immer besser Verstehens mithilfe anderer Stimmen, die mir etwas mitzuteilen haben, obgleich sie eine anderes Sprache sprechen als ich.

Wohin es führt, wenn wir die Natur nicht verstehen, da wir uns selbst nicht verstehen, zeigt die Klimakatastrophe. Wie lange schon will die Natur der Menschheit mitteilen, dass ihre Ausbeutung zu einer Katastrophe führen muss, wenn der Mensch seinen Naturkannibalismus nicht sofort beendet.

Wir sehen die Tatsachen, wollen sie aber nicht wahrhaben, geschweige verstehen. Also tun war, als führe das Schifflein munter voran, obgleich schon alle den riesigen Wasserfall rauschen hören, dem sie sich in tumber Gelähmtheit nähern.

Heute ähnelt die deutsche Sprache jedem beliebigen Gewässer der Welt, das vom Auswurf der Zivilisation überschwemmt wird. Die Deutschen lieben die Verwahrlosung ihrer Begriffe durch verwirrende Assoziationen und Widersprüche.

Sie reden von Dialektik und fühlen sich als Versöhner dieser Widersprüche – ohne die Probleme dieser Welt politisch aus dem Weg zu räumen. Es genügt ihnen, die Ungereimtheiten anzusprechen, um sie auch schon für gelöst zu halten. Früher sprach man von Beten.

Die Tatsache der Begriffsverwirrung durch wachsende Komplexitäten der Hochkultur war schon vor mehr als 2000 Jahren in China bekannt. Heute wollen wir sie noch immer nicht zur Kenntnis nehmen:

„Wenn die Begriffe nicht richtig sind, so stimmen die Worte nicht; stimmen die Worte nicht, so kommen die Werke nicht zustande; kommen die Werke nicht zustande, so gedeiht Moral und Kunst nicht; gedeiht Moral und Kunst nicht, so treffen die Strafen nicht; treffen die Strafen nicht, so weiß das Volk nicht, wohin Hand und Fuß setzen. Darum sorge der Edle, daß er seine Begriffe unter allen Umständen zu Worte bringen kann und seine Worte unter allen Umständen zu Taten machen kann. Der Edle duldet nicht, daß in seinen Worten irgend etwas in Unordnung ist. Das ist es, worauf alles ankommt.” (Konfuzius)

Klarer als der chinesische Weise kann man es nicht formulieren. In derselben Achsenzeit gingen die Griechen daran, ihre Begriffe in Ordnung zu bringen durch Streiten in den Volksversammlungen und durch Gründen von Philosophenschulen.

Der Sieg des christlichen Offenbarungsglaubens über die antike und germanische Welt erbrachte eine heillose Vermischung der Sprache der Vernunft mit der vernunftfeindlichen Sprache des Jenseits. Das ist der pathogene Status quo der Jetztzeit.

Alle babylonischen Verwirrungen der Moderne sind theologisch gewollt. Den Gottlosen soll bewusst werden, dass sie mit ihren autonomen Begriffen scheitern müssen. Nur die übernatürliche Sprache des Himmels könnte ihnen helfen, ihr Tohuwabohu in Ordnung zu bringen.

Was bedeutet beispielsweise der Satz: Am Anfang war das Wort? Kann er uns heute noch etwas sagen. Lassen wir Goethe zu Worte kommen:

Geschrieben steht: »Im Anfang war das Wort!«
Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
Ich muß es anders übersetzen,
Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn.
Bedenke wohl die erste Zeile,
Daß deine Feder sich nicht übereile!
Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?
Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!
Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
Schon warnt mich was, daß ich dabei nicht bleibe.
Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat
Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat.

Im Urtext des Johannesevangeliums steht Logos, eine Übernahme der philosophischen Sprache der Hellenen, die das Heilige Land besetzt hielten.

Logos war der Gegenbegriff zu Mythos, dem alten Götterglauben. Die athenische Aufklärung nahm Abschied von den Göttern und machte sich auf die Suche nach der Vernunft.

„Der Logos sucht die Wirklichkeit in vernünftiger Rede, in begrifflichem Ausdruck zutreffend wiederzugeben; der Mythos hingegen macht aus dem Begriff eine erdichtete Geschichte.“

Goethe denkt nicht daran, Logos mit Vernunft zu übersetzen – oder einer scharfen Kritik zu unterziehen.

Wie heutige Intellektuelle liebt es der Klassiker, in trüben Tümpeln zu waten. „Wort“ als Übersetzung kann er so wenig akzeptieren wie „Sinn und Kraft.“ Was bleibt? Die Tat?

Alle Klarheiten beseitigt? Nicht die geringste. Die Tat ist nichts anderes als das „faustische Prinzip“: „Faust will staunen und schaffen. Das Streben nach Sex, Macht, Geld und Sinn wird bei Faust vom Drang nach Erkenntnis und Emanzipation in den Schatten gestellt – vom Willen, selber zu bestimmen, wovon man getrieben wird, um keine Marionette der Natur zu sein, sondern Mitspieler, kein Opfer sondern Täter.
Opfer müssen warten, was mit ihnen geschieht, sie durchschauen das Geschehen nicht und haben weder Einfluß noch Durchblick. Faust will sich von der Geschöpflichkeit emanzipieren. Er will nicht ohnmächtig den Gestaltungskräften des Daseins als Werkzeug unterworfen und ihr Werkzeug sein, sondern diese Kräfte verstehen, im Griff haben und nutzen.“

Kurz: Faust will gottähnlich werden: „Bin ich ein Gott? Mir wird so licht! Ich seh in diesen reinen Zügen die wirkende Natur vor meiner Seele liegen!“ Doch er erkennt schnell: „Ein Schauspiel, ach ein Schauspiel nur, wo faß ich dich, unendliche Natur!“ Er benennt selbst, worum es ihm geht: Wirkkraft statt Wortkram.“

Faust bewegt sich auf den Spuren von Francis Bacon: kein philosophisches Geschwätz mehr wie die Griechen, sondern Wissen als Macht über die Natur und den Menschen. Aber auch das genügt noch nicht.

Der englische Weg der Naturbeherrschung durch Wissenschaft soll ergänzt werden durch die deutsche Tat: der Faustschlag mit dem Hammer als Eroberung der Welt. Die Goethe‘sche Tat wird zum Vorläufer des Willens zur Macht des Goethebewunderers Nietzsche.

Goethe empfindet die Natur als überlegene Macht, die er mit allen Mitteln überwältigen will. Seine Tat ist die Urtat, den Menschen aus der Rolle des Opfers zu befreien und zum Herrscher über die Natur zu ernennen.

Dies alles in Klardeutsch auszusprechen, dazu ist Goethe unfähig. Vieles überlässt er einer Deutung aus vagen Zusammenhängen. Seinen eigenen Widerspruch verdrängt er: wie kann ein Liebhaber der Natur dieser zugleich den Krieg erklären? Soll der Faustschlag ins Gesicht der Natur etwa eine Liebeserklärung sein?

Hier beginnt der deutsche Weg ins Verhängnis. Sie wollen die Welt retten – durch Zerstörung. Das Wunder soll geschehen: durch den Tod ins bessere Leben, ja, in die Unsterblichkeit. „Welt ging verloren, Christ ward geboren“: Welt und Christus sind unverträglich miteinander. Das ist die Botschaft des Weihnachtslieds: „Oh du fröhliche“.

Weihnachten, das Wunder der Geburt Jesu. Jedes Wunder ist ein Faustschlag gegen Naturgesetze, ein Attentat männlicher Erlöser gegen die überlegene Natur. Wie kommt der römische Kaiser in die Geburtsgeschichte Jesu? Das Reich des mächtigsten Mannes der Welt ist die zukünftige Beute des Heilands der Welt.

Es ist das Wunder: ein schwaches Kind in der Krippe wird alle Mächtigen der Welt vom Thron fegen. Sein Vorläufer Johannes prophezeit ihm eine Zukunft, die man sich gigantischer nicht vorstellen kann:

„In seiner Hand ist die Worfschaufel, und er wird die Spreu vom Weizen trennen und den Weizen in seine Scheune sammeln, die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.“

Wunder entstehen durch die Zauberkraft des Erlösers, sie sind Vernichtungswaffen eines eifersüchtigen Gottes gegen die rationale Natur der Griechen.

Der moderne Theologe schämt sich des Wunders als Grundlage allen Wirkens des Erlösers:

„Ein Wunder ist nach alttestamentarischer Auffassung nicht die Durchbrechung eines Naturgesetzes durch unmittelbares göttliches Eingreifen; denn das Alte Testament kennt kein Naturgesetz als eigenständige Größe neben Gott. Vielmehr führt es alles Geschehen auf Gott zurück.“ (RGG)

Das ist erleuchtete Deutungskunst der Theologen, um unliebsame Textstellen nach Belieben hinweg zu interpretieren. Gibt es keine Gesetze in der „sehr guten“ Schöpfung, kann es auch keine Wunder geben.

Kant hat jeden Wunderglauben aus dem Credo der Vernunft entfernt:

„Der Glaube an Wunder lähmt die Vernunft in ihrem Forschen und vernichtet das Vertrauen auf die schon bekannte Gesetzlichkeit des Geschehens. In einer „bezauberten Welt“ ist die Vernunft „zu gar nichts nütze“.

Wie reimen sich Christen die Weltgeschichte zusammen? Wenn sie modern sein wollen, schauen sie in die historischen Wissenschaften, wenn sie fromm sind, müssten sie in die Schrift schauen.

Dort könnten sie lesen: mit dem Kind in der Krippe erschien das Wunder, das die Welt erobern wird. Vor der Geburt des göttlichen Zauberers nichts als Dunkelheit. „Das Licht schien in die Finsternis, doch die Finsternis hat es nicht angenommen.“

Finsternis war die Herrschaft der Heiden, der religionstoleranten Hellenen und Römer. Danach die geistliche Katastrophe, die zur politischen wird. Es beginnt das totalitäre Regiment des Wunders.

„Gerade die römische Kaiserzeit hat zahllosen Kulten eine Toleranz gewährt, die die Welt erst seit dem Zeitalter der Aufklärung allmählich zurückerobert hat. Doch dann trat ein welterobernder Glaube auf, der für seine Gläubigen ein Monopol beanspruchte und der ganzen Menschheit das Recht auf die Betätigung ihrer Überzeugung grundsätzlich versagte.“ (Pöhlmann)

Über Nacht verwandelte sich das mächtig gewordene demütige Christentum in das gehässigste Gegenteil. Alles, was sich ihm in den Weg stellte, wurde zum Teufelswerk erklärte, das mit Tod und Vernichtung aus dem Weg geräumt werden musste.

Das war die Ouvertüre zum finsteren Mittelalter, in dem 1000 Jahre lang alles Vernunftdenken der Griechen unterdrückt wurde. Erst die Wiedergeburt der Griechen in der Renaissance öffnete die Pforten zur Neuzeit, in der Vernunft, Freiheit und Menschenrechte den Weg in die Demokratie antreten konnten.

Das Überleben auf Erden werden wir nur schaffen, wenn wir unsere religiös verseuchten Begriffe im Geist griechischer Humanität runderneuern.

Fortsetzung folgt.