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… zum Logos VII

Tagesmail vom 10.12.2021

… zum Logos VII,

Kein Neuanfang ohne Rückbesinnung:

„Die waren ebenso begierig, den Amis zu dienen wie vordem Hitler. Weil wir ja die Sieger waren. Deutsche haben immer Sieger respektiert. Für die Deutschen war Krieg Leben. Krieg war ihre Sache, das konnte man von den Italienern nicht behaupten. Die Professionalität der deutschen Soldaten hat uns damals stark beeindruckt. Bis hinunter zum kleinsten Landser wusste jeder, was Sache war. Und der Nazismus spielte ihnen bestimmt den deutschen Traum von der Weltherrschaft vor. Die hatten bis zuletzt daran geglaubt. Die Deutschen hatten sich ihrer Traumwelt anheimgegeben, etwa bis Stalingrad. Auf Niederlagen waren sie nicht programmiert. Und sie haben 1945 weniger das Gefühl gehabt, dass sie eine Diktatur verloren hätten, als ihr Vaterland. Natürlich nicht alle. Kollektivschuld war ja ein Reizwort zu dieser Zeit. Demnach lehnte man auch die individuelle Schuld ab. Aus „Das haben wir nicht gewusst“ wurde „Das haben wir nicht verdient“. Unrechtgefühl. Selbstmitleid. Und tief empfunden die Kränkung ihrer Vaterlandsliebe. Man hat an Deutschland geglaubt, und auf einmal war dieser Glaube nichts mehr wert. Man war Idealist gewesen, jetzt musste man ab in den Materialismus. Und wo blieb das Schuldgefühl damals, wo blieb das Bekennen, die Reue, verdammt noch mal? Das ist meine hauptsächliche Erinnerung, 75 Jahre zurück.“ (SPIEGEL.de)

Georg Ernst Troller, der 100-Jährige: „wo bleibt das Bekennen, die Reue, verdammt noch mal?“

Ohne Erkennen kein Bekennen, ohne Einsicht keine Reue. Haben die Deutschen wirklich erkannt und eingesehen?

Erkannten sie, dass sie von der Weltherrschaft geträumt – und den Traum in ein reales Inferno verwandelt haben? Sahen sie ihre Kollektivschuld ein? Nein, sie haben sich bemüht.

Ja, sie haben sich Mühe gegeben. Das war schon viel, verglichen mit anderen Völkern, die ihre wüsten Vergangenheiten bis heute nicht aufgearbeitet haben. Dafür werden sie von diesen als vorbildlich anerkannt.

Sie erfanden Buß-Tourismus , Reue-Rituale und atmeten erleichtert auf, wenn sie sagen konnten: wir waren dort, haben die Orte des Verbrechens gesehen, wie erschüttert wir waren. Jetzt aber genug, hinweg mit dieser grauenhaften Vergangenheit.

Auch wir haben das Recht zu leben. Waren die Verbrechen nicht die Taten unserer Väter und Mütter? Gilt die Schuld noch immer bis ins dritte und vierte Glied? Haben wir nicht das Recht wie andere Völker, unbelastet an unsere Zukunft zu denken?

Sich Mühe geben wurde zum Lieblingswort der Nachkriegsgeschichte. Er hat sich bemüht, sollte auf dem Grab eines energischen Kanzlers stehen. Sie hat sich bemüht, war die Losung einer allseits beliebten Kanzlerin.

Kann Mühe Einsicht und Erkenntnis ersetzen? Dann wäre sie das Gegenteil: sie würde davon ablenken, dass nichts erkannt, der Mensch der alte geblieben wäre. Mühe ist nur sinnvoll, wenn sie Erkanntes und Eingesehenes in die Tat umsetzen würde. Ideen sind vollkommen, sie können nur jene leuchtenden Zielpunkte sein, an denen wir unser Tun orientieren.

Waren sie kollektiv schuldig – oder gab es nur verruchte Einzeltäter und Verführer?

Wie hätten sie – da sie eine völkische Einheit waren – nicht kollektiv schuld sein können? Rühmliche Ausnahmen gab es, doch sie bestätigen nur die Regel.

„Sie hatten weniger das Gefühl, dass sie eine Diktatur verloren hätten als ihr Vaterland.“

Das betraf nicht nur die Generation der Täter. Das Gefühl: alles übertrieben, greift heute rapide um sich.

Die historischen Ursprünge und Wurzeln des Diabolischen werden heute ingrimmig beseitigt. Vor allem Gelehrte sind es, die die illustren Köpfe der Nation von aller Schuld befreien. Das Grauen muss vom Himmel gefallen sein. Die berühmten Namen waren Genies und Genies können keine Bösewichte sein. Die Katharsis der Nation wird nicht eher ruhen, bevor sie nicht ein normales Volk präsentieren können.

Ja, noch mehr: die Vergangenheit als vergifteter Boden der Gegenwart ist abgeschafft. Eine Vergangenheit als Schoß der Gegenwart gibt es nicht mehr. Jede Gegenwart beginnt am Punkte Null. Eine kontinuierliche Geschichte ist ausgeschlossen. Gestern das Alte, heute beginnt ein Neues.

Einsehen kann man nur beim erkenntniswilligen Blick in die Vergangenheit. Wie könnten die Deutschen erkannt haben, wenn sie ihre ganze Vergangenheit entsorgen? Die Kenner der Vergangenheit tun sich am meisten hervor bei der Generalsäuberung des Früheren.

Sie kennen Orte und Zahlen und waren vorschriftsmäßig erschüttert. Ist das identisch mit Verstehen? Wer verstehen will, muss die Anderen und sich verstehen wollen. Wie können sie verstanden haben, wenn sie noch immer die Stimmung verbreiten, dass es weder eine kollektive noch eine individuelle Schuld gegeben habe?

Eine Handvoll Schurken muss es gewesen sein, so unsere Historiker, die den Troß der Leichtgläubigen mit List und Gewalt verführten. Wie konnte Troller von der Professionalität deutscher Soldaten sprechen? Bis zum kleinsten Landser soll jeder gewusst haben, was Sache war?

„Das haben wir nicht gewusst, das haben wir nicht verdient“ – so sprachen sie im Jahre Null, so empfinden sie immer noch. Woher sonst sollten heute die vielen Führer-Verehrer kommen, wenn sie den höllischen Pfuhl verstanden hätten?

Gehört zum Verstehen der eigenen Person nicht auch das der anderen, um ein Gesamtverständnis zu entwickeln? Hätten sie sich nicht schon längst mit der Geschichte der Juden beschäftigen müssen, um zu begreifen, was sie ihnen angetan haben? Hätte es nicht unzählige Debatten und anamnestische Gespräche geben müssen, um die Ursünde der Christen gegen Juden zu begreifen?

Weder wollen sie ihren eigenen Glauben, noch den der Juden verstehen. Von jüdischen Aufklärern hörten sie so wenig wie von deutschen. Die Geschichte Israels? Nein, danke, kennen sie doch nicht mal ihre eigene.

„Unrechtsgefühl, Selbstmitleid“, „das haben wir nicht gewusst, das haben wir nicht verdient“. Hat sich bis heute irgendwas verändert? Würden sie die Beziehungen zu Juden oder Israelis immer besser verstehen: müsste nicht ein Klima wachsender Verständigung entstanden sein?

 Ja, sogar einer politischen Freundschaft mit dem Staate Israel, die Anerkennung mit solidarischer Kritik verbinden kann?

Wie aber ist die Lage? Jenseits von Verstehen und kritischer Distanz. Entweder blinde Loyalität, verbunden mit einer aus unbearbeiteten Schuldgefühlen resultierenden Überidentifikation und giftigen Angriffen gegen Israels Gegner und Feinde – oder uralte antisemitische Hassgefühle gegen das Jüdische per se.

Die Reaktion der Mächtigen ist weit entfernt von jedem Verstehen. Sie sind erschüttert und deklamieren pflichtschuldigst: nie wieder. Warum das Grauen geschehen konnte, darauf haben sie keine Antwort. Sie wollen es gar nicht wissen, sonst liefen sie Gefahr, ihre viel gerühmte Vergangenheitsbewältigung in Frage zu stellen. Nein, sie haben ihre Pflichten getan.

Hören wir, was die jüdische Philosophin Susan Neiman en detail zu sagen hat:

„Die Schwierigkeiten, die viele Deutsche haben, das Wort „Jude“ in den Mund zu nehmen, zeigen, wie kompliziert die Beziehungen zwischen Deutschen und Juden sind. Ich glaube tatsächlich, dass manch einer Angst hat, uns mit diesem Wort zu beleidigen.
Dass es weltweit eine unerhörte jüdische Vielfalt gibt und diese mittlerweile auch in Deutschland ankommt, ist bis heute für manche schwer zu verstehen. Ich weiß von einer Veranstaltung zu den „1700 Jahren“, in der es um „jüdische Vielfalt in Deutschland“ gehen sollte – sie wurde abgesagt, weil eine der Beteiligten einen zu kritischen Standpunkt zur Palästinenserpolitik der israelischen Regierung vertreten hat. Das ist gerade keine „Vielfalt“. In Tel Aviv oder New York wäre die Veranstaltung niemals abgesagt worden.
Jedenfalls ist es mit der „Normalität“ nun vorbei. Sobald es um Juden geht, reden wir fast nur noch über Antisemitismus. In diesem Klima werden Menschen öffentlich für Meinungen bestraft, weil diese angeblich antisemitisch seien.
Gauland und Höcke ziehen über die deutsche Erinnerungspolitik her, aber um den Nazi-Geruch loszuwerden, wollen sie bestimmte Juden umarmen. Für die AfD wirbt ja immerhin Jair Netanjahu, der Sohn des ehemaligen israelischen Regierungschefs. Bei mir haben sie es auch versucht.
Es fördert nicht den Kampf gegen Antisemitismus, wenn wir ihn sehen, wo er gar nicht ist.
Es gibt in Deutschland eine fast krankhafte Fixierung auf die jüdische Opferrolle. Juden waren die Opfer der Nazis, das ist richtig. Viele Deutsche verstehen es deshalb als ihre Pflicht, Juden zu schützen. Aber warum soll das heute zum Beispiel auch für Benjamin Netanjahu gelten?
Wenn Deutschland das Land der Täter ist, dann ist Israel das Land der Opfer? Das ist viel zu einfach. Ich habe fünf Jahre in Israel gelebt und weiß, dass dort, unter anderem durch die Besetzung der West Bank, jeden Tag Menschenrechtsverletzungen stattfinden; also spreche ich von einem Apartheid-Regime. Apartheid bedeutet einfach: zwei verschiedene Rechtssysteme für zwei Völker. Darum finde ich das deutsche Bekenntnis zur Solidarität mit Israel zu bedingungslos.
Es sind einige sehr hässliche Artikel über mich veröffentlicht worden. Schön war es nicht, aber das kann ich einstecken. Jüngere Menschen, wie etwa die Journalistin Nemi El-Hassan, haben viel Schlimmeres erlebt.
Mittlerweile wird der Vorwurf des Antisemitismus missbraucht, absolut. Netanjahu soll persönlich bei der Kulturstaatsministerin angerufen haben. Das war ein Fall von Instrumentalisierung, und so etwas trägt aus meiner Sicht dazu bei, den Antisemitismus zu schüren. Menschen mit Ressentiments fühlen sich bestätigt: Na also, die Juden wollen immer einen Vorteil aus ihrem Leid schlagen. Hinzu kommt, dass die Themen Antisemitismus und Israel dauernd verknüpft werden. So etwas geht auch vielen Juden gegen den Strich, vor allem, wenn aus einer philosemitischen Haltung heraus alles verteidigt wird, was die israelische Regierung entscheidet. Für mich zeigt das eher, dass wir wieder weit entfernt sind von einer normalen deutsch-jüdischen Beziehung. In der öffentlichen Diskussion über Israel und den Nahen Osten habe ich hierzulande bisher selten Antisemitismus erlebt. Netanjahu hat vor nicht allzu langer Zeit ein Gesetz durchgedrückt, das Israel als ausschließlich jüdischen Staat definiert. Viele Menschen in Israel, auch jüdische Israelis, waren dagegen. Heute aber fehlen die Nuancen in der Debatte, es werden Formeln auswendig gelernt und ohne Reflexion eingesetzt. Das muss irgendwann schiefgehen.
Nach zuverlässigen Schätzungen gehören nicht einmal die Hälfte der Jüdinnen und Juden hierzulande einer jüdischen Gemeinde an. Das Problem ist, dass der eher konservative Zentralrat der Juden den Anspruch erhebt, für alle zu sprechen – das tut er aber nicht. Ich finde, die linken Parteien in Deutschland sollten auch mal mit linken, progressiven Juden reden. Dass sich in Deutschland viele Jüdinnen und Juden sammeln, die nicht mehr einverstanden sind mit dem weitverbreiteten, aber sehr engen Blick auf das Judentum und auf Israel, war einer der Gründe, warum ich 2000 in dieses Land zurückgekommen bin. Am Ende funktioniert doch die Aufklärung genau so: Man tauscht sich aus und lernt. Das macht mir Hoffnung.“
(ZEIT.de)

Die ausführlichen Zitate waren notwendig, weil Neimans Argumente hierzulande nicht verbreitet werden. Wäre sie keine Jüdin und renommierte Philosophin, hätte man sie schon längst selbst als Antisemitin desavouiert.

Vor allem auf BILD und den Springerverlag treffen Neimans Anklagepunkte zu. Nicht Reichelt, nicht die Hetze gegen Minderheiten ist das Verheerendste an BILD, sondern ihr sogenannter Philosemitismus, den sie als Maske ihrer versteckten Judenverachtung benutzt.

Ihr schamloser Hass gegen die Palästinenser will den Eindruck erwecken, als spräche sie im Namen Israels. Die Juden werden dargestellt, als seien sie ideal und zugleich die rachsüchtigen Feinde aller Gojim.

Anstatt Verständnis für die israelische Situation zu fördern, das Kritik nicht ausschließt, wird die junge Demokratie zum idealen Gebilde verzerrt. Wen wundert es, dass Menschenrechtler diese Idealisierung nicht akzeptieren können. Unterstellt einmal, die BILD-Verantwortlichen „meinten es tatsächlich gut“ mit den Israelis, so wären die Wirkungen der Hasspostille umso gefährlicher.

Ohne BILD gäbe es in Deutschland keinen ständig wachsenden Antisemitismus. Aus Gründen irrationaler Schuldbewältigung wird Israel zu einem unfehlbaren Staat verklärt, seine palästinensischen Gegner hingegen als bösartiges Volk diffamiert. Seit Jahren erteilt Mathias Döpfner dieser neurotischen Doppelmoral seinen Segen. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. Die meisten deutschen Medien schweigen.

Nie wieder einen Holocaust, sollte die Grundregel einer gelungenen Vergangenheitsbewältigung sein. Das hieße: keine Menschen- und Völkerrechtsverletzung auf dem weiten Erdenrund gegen niemanden. Das desolate Verhältnis der Deutschen gegen Israel entlarvt ihre misslungene Vergangenheitsaufklärung.

Nicht nur BILD unterstützt die Hetzkampagnen gegen angebliche Antisemiten. Infamer könnten Verleumdungskampagnen nicht sein, als Juden in gute und böse einzuteilen. Die guten sollen die Menschenrechtsverletzer sein, die bösen die Kritiker derselben.

Fast alle jüdischen Kritiker des invertierten Philosemitismus der BILD werden hierzulande totgeschwiegen.

Neuanfang in der deutschen Politik? Wer ihn will, muss die Beziehungen zwischen beiden Staaten einer Erneuerung unterziehen. Doch die Mehrheit der Politiker ist zu feige, um sich den Argumenten Neimans anzuschließen oder die missglückte Beziehung zu Israel – als Folge einer misslungenen Vergangenheitsaufarbeitung – zu thematisieren.

Und wer regierte die letzten 16 Jahre in Berlin? Hat ein einziger Kommentar über Merkels Bilanz ihre verhärtete Doppelmoral in Sachen Aufarbeitung des Antisemitismus angeprangert? Betroffenheit ohne politische Folgen, Reue ohne Einsicht: bloßes Dröhnen hohler Parolen.

Der Holocaust wurde zu einem heiligmäßigen Tabu, das mit nichts verglichen werden darf. Was man nicht vergleichen kann, kann man auch nicht erkennen oder verstehen. Denn alles Erkennen ist Vergleichen. Nur wer vergleicht, kann zum Ergebnis kommen: dieses Verbrechen ist etwas Ungeheuerliches.

Mit unseren Vätern müssen wir uns vergleichen, um zu erkennen, ob wir sie durchschaut haben oder ob wir schon wieder ihren Spuren folgen. Wer sich nicht vergleicht, will nicht wissen, wo er steht. Vergleichen ist nicht Gleichsetzen. Penibel müssen wir wahrnehmen, wo wir unsere Väter überwunden haben und wo wir unbemerkt ihren unheilvollen Spuren folgen.

Doch nein, solche Gefahren sind Deutschen unbekannt, sie sind Herren ihrer durchschauten Vergangenheit. Warum erzählt man uns in hohen Worten von den Taten der Geschwister Scholl? Damit wir auf keinen Fall von ihnen lernen – indem wir uns mit ihnen vergleichen? Vergleiche hinken schnell, doch keine Vergleiche verurteilen uns zu Irrläufern und potentiellen Wiederholungstätern. Der deutsche Kampf gegen Antisemitismus entartet zur Erblindung einer törichten Nation.

Was folgt aus der Pervertierung des Antisemitismus-Vorwurfs? Zwei Beispiele:

Ein Linker wird als Antisemit verleumdet, weil er es wagte, sich für die Interessen der Palästinenser einzusetzen, ohne sich zu antisemitischen Verleumdungen hinreißen zu lassen:

„Ich distanziere mich deutlich von antisemitischen Hassparolen, egal wo und wann. Ich möchte ein freies und unabhängiges Palästina, ein Ende der Siedlungspolitik, und setze mich dafür ein, dass beide Staaten friedlich nebeneinander existieren können: Israel und Palästina.“ (SPIEGEL.de)

Micha Brumlik und Gert Krell kritisieren ein Buch der Wissenschaftlerin Julia Bernstein:

„Julia Bernsteins Mischung aus Kampf gegen Antisemitismus mit Kampf gegen Kritik an der Besatzung und an der großisraelischen Politik der israelischen Rechtsparteien führt bei ihr zu einer maßlosen Überziehung des Antisemitismusvorwurfs. Damit aber schadet sie dem Kampf gegen den real existierenden Antisemitismus.“ (Frankfurter-Rundschau.de)

Nicht nur Naturkatastrophen bedrohen die Menschheit, die Kriegsgefahren zwischen den atomaren Großmächten nehmen täglich zu.

Peter Brandt, Sohn von Willy, fasst zusammen:

„Entweder kommt es zu einer neuen Phase von Abrüstung, Entspannung und friedlicher Zusammenarbeit oder die globalen Konflikte münden in neuer Gewalt. Kurz: Die Atomwaffen sind der schnelle Selbstmord, der Klimawandel die langsame Selbstvernichtung. An die Stelle des Zwillingspaars Aufrüstung und Abschreckung müssen Entspannung und gemeinsame Sicherheit treten. Deshalb ist ein qualitativer Sprung im Denken notwendig, wie auch Willy Brandt uns mahnte: „Es gilt sich gegen den Strom zu stellen, wenn dieser sich wieder einmal ein falsches Bett zu graben versuchen sollte.“ Unser Kriterium für Abrüstung und Entspannung ist das Kant’sche Prinzip der Vernunft, dessen Gültigkeit unbedingtes Gebot werden muss und jederzeit zu gelten hat: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Konzept werde.“ (Berliner-Zeitung.de)

Ohne Kritik des Vergangenen keine Perspektiven auf neue Ufer. Neuanfang gilt nicht nur für Regierungen. Die Lebenschancen einer Demokratie wären illusionär, wenn die Völker alles ihren Mächtigen überließen. Die Eliten der Welt sind marode und zerschlissen.

Völker, übernehmt das Ruder.

Fortsetzung folgt.