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… zum Logos LXVIII

Tagesmeil vom 13.05.2022

… zum Logos LXVIII,

„Radioastronomen haben ein Foto des schwarzen Loches im Zentrum der Milchstraße aufgenommen. Niemand kennt sich dort, im Herzen der Galaxis, so gut aus wie der Physiknobelpreisträger Reinhard Genzel.“ (SPIEGEL.de)

Solche Meldungen interessieren nur Menschen, die der Meinung sind, mit ihren Kenntnissen über schwarze Löcher könnten sie der Menschheit nützen. Die Genies der Menschheit – und niemand übertrifft den SPIEGEL in Genie-Bewunderung – sind jene, die die trostlosen Verhältnisse auf Erden hinter sich gelassen und sich der wahren Probleme des Universums angenommen haben.

Wie orientiere ich mich, wenn ich plötzlich rabenschwarz sehe, in einem gigantischen Loch versinke, messtechnisch an die Grenze des Möglichen gelange?

Die Konflikte der Menschen in ihrer Jämmerlichkeit schrumpfen zu Nichts, wenn sich das Sein der Unendlichkeit in seinen wahren Dimensionen offenbart.

Solche Pioniere des Grenzenlosen brauchen wir, um die Kalamitäten des Begrenzten auf Erden in den Griff zu bekommen.

Wer im Drüben zu Hause ist, der ist selbst mit den Engeln des Jenseits vertraut.

„Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.“

Ach störet, störet sie nicht, die Himmelsforscher, sie stehen kurz davor, den letzten Schleier vor dem Urgeheimnis des Universums zu lüften, um das unbeschreibliche, alles durchdringende und zerstörende: also erlösende Gesicht des VATERS zu erblicken.

Schluss jetzt mit diesem Unsinn! Das war ein Fake der metaphysischen Art. Es gibt kein Jenseits der Natur. Denn Natur ist alles. Wir selbst sind Natur. Auch die schwarzen Löcher sind Natur, aber von jener Art Natur, die uns nichts mehr angeht. Der Mensch ist nicht mal fähig, sich mit der irdischen Natur ins Einvernehmen zu setzen. Was sollte er mit der Natur des Unendlichen anfangen?

Wer behauptet, dass die weit entfernte Natur den Menschen nichts mehr lehren könne? Just die Physiker, die jene Natur erforschen. Wie das? Welche Folgerungen ziehen sie aus ihren Erkenntnissen, die nur aus einer Reihe von Faszinationen bestehen? Eben keine.

Jene Forscher leben nicht mehr auf Erden. Ihr Blick auf das Alltägliche ist nur Abscheu und Verachtung: nichts als Konflikte, Kriege und Elend. Ihr reines Erkennen will mit diesen menschengemachten schwarzen Löchern nichts mehr zu tun haben.

Die Forscher der Schwarzen Löcher sind des Irdischen enthoben. Womit sie zu Vorbildern jener Beobachter wurden, die das Alltägliche zwar noch beschreiben, aber nichts mehr mit ihm anfangen können. Weder praktisch noch aktivistisch. Wieder eine Exzellenztruppe, die sich der schnöden Demokratie entzogen hat.

Doch, man sollte sich mit Schwarzen Löchern beschäftigen, auch wenn man nichts von ihnen versteht, meint die SZ. Das Faszinierende sei immer lehrreich, auch wenn keiner weiß, warum.

„Mindestens ebenso bereichernd kann etwas Orientierung über den Wissensstand zur Ordnung der Dinge im Kosmos sein, und dazu gehört auch der Abgrund der Gravitation im Zentrum der Milchstraße.“ (Sueddeutsche.de)

Welche mächtige Welt-Kaste hat sich der schmutzigen Politik noch nicht entzogen?

„Thiel bekennt sich zum Libertarismus – einer politischen Philosophie, die persönliche Freiheit über staatlichen Einfluss stellt – während er gleichzeitig die Politik des freien Marktes ablehnt, da freier Wettbewerb Profite senke. Wettbewerb sei „eine Ideologie, […] die unsere Gesellschaft pervertiert und unser Denken zerstört“. Freiheit und Demokratie hält Thiel für unvereinbar. Wettbewerb sei etwas für Verlierer, weshalb er Firmengründern rät, durch innovative Technologien Monopole aufzubauen, die er entgegen der klassischen Sichtweise als Fortschrittsmotoren propagiert. Dabei unterscheidet er zwischen „kreativen Monopolen“ und „illegalen Tyrannen oder Lieblingen der Regierung“, die keine Monopolrenten verdient hätten. Seine Thesen wirken als intellektuelle Rückendeckung für Technologiekonzerne, die eine dominante, marktbeherrschende Stellung anstreben, indem sie Konkurrenten kaufen oder vernichten. Dies gilt insbesondere für die Gedankenwelt des Silicon Valley, die Thiel mit seinen Ideen entscheidend geprägt hat. Hierzu zählt auch die von ihm gelobte Praxis, Behörden gegenüber zu lügen, um sich deren Einfluss zu entziehen, da aus seiner Sicht „Firmen über Staaten“ stünden.“

Demokratie ist tot. Lügen darf man wie gedruckt, um seine alleinherrschende Weltgeltung zu erobern. Werte sind dazu da, dass man sie zu seinem Vorteil missbraucht. Wenn sie dazu nicht taugen: weg mit ihnen. Wenn eine Demokratie ihre gefährlichsten Feinde mit Orden auszeichnet, was haben wir dann?

„Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt.“

Das ist ein Fundamentalangriff gegen die Demokratie aus der Mitte der Gesellschaft – und kein Mensch reagiert. Wäre nicht allmählich eine Zeitenwende für die Demokratie fällig?

Ohnehin sind die globalen Kasten der Mächtigen damit beschäftigt, mit der Menschheit das tödliche Spiel um Sein oder Nichtsein zu spielen. Sie langweilen sich sonst in ihren Luxuszentralen, in denen das alltägliche Leben unbekannt ist.

Nun spielen sie Krieg und Frieden, doch mit dem Frieden haben sie es nicht eilig. Tägliche Meldungen über den wechselnden Frontverlauf sind gute Meldungen für eine Zunft, deren Motto lautet: nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten.

Während die Weltherren in ihren Kommandozentralen über das Schicksal der Menschen entscheiden, werden die Schwächsten immer mehr unterdrückt. Irgendjemand muss die Last des Fortschritts ja tragen.

Dazu hat das Schicksal die Armen, Schwachen – und Kinder auserwählt. Wäre denn ein sorgloses, fröhliches Kinderlachen die passende Begleitmusik für eine abschüssige Zivilisation? Wären Müßiggänger auf Kosten des Staates die passende Unterschicht für eine ausgebrannte Kultur? Never.

Nein, nicht dass die, die in der Sonne leben, keine Lasten tragen müssten. Sie müssen dafür sorgen, dass die Schwachen für den maroden Zustand der Menschheit am meisten zahlen müssen. Denn diese tun ja nichts. Wer sich müht und abarbeitet, kann wohl Fehler machen, wer aber nichts tut, macht nur Fehler.

Als der Kapitalismus begann, war er das das gerechteste Wirtschaftssystem der Geschichte. Er belohnte die Tüchtigen und bestrafte die Faulen. Das war die Moral ihres Gottes. An den glaubt heute zwar niemand mehr, doch sein Belohnungs- und Bestrafungsmodell ist unersetzbar.

Wenn eine Wirtschaft ins Stolpern kommt, können nicht jene schuld sein, die sich am meisten reingehängt haben. Es müssen die anderen sein – und die müssen jetzt dafür büßen, dass sie nur die Hände aufhielten und Gott einen guten Mann sein ließen.

„Nun soll das Fordern vor allem auf Betreiben der Grünen entkernt werden, sie wollen sich auch sozialpolitisch profilieren – und zwar gegen das bei vielen ungeliebte „Hartz-IV-Regime“. Sie tun dies sehendes Auges gegen den Rat vieler Praktiker und Behörden. Ob Arbeitsagentur, Städtetag oder sogar der Sozialverband Deutschland – sie alle haben sich dafür ausgesprochen, Sanktionen als letztes Mittel beizubehalten. Weil sie in manchen Fällen eben doch geboten sind, auch wenn die Verweigerer und Trickser erfahrungsgemäß nur eine kleine Minderheit sind. Sanktionen können schmerzen und den Mangel verschlimmern. Sie können Hilfebezieher aber auch erst dazu bringen, sich auf eine Beratung einzulassen, auf Hilfestellung, auf Sprachkurse, auf eine medizinische Behandlung – auch wenn sie bisher üble Erfahrungen mit Behörden gemacht haben. Sie können Arbeitslose aus ihrer Isolation reißen, aus einer Lage, in der sie selbst keine Perspektive mehr kennen – andere aber schon. Manchmal braucht es einen solchen Impuls, um dem Leben nach Arbeitslosigkeit und Abstieg eine andere Richtung zu geben. Eine große Gefahr der jetzigen Pläne besteht darin, dass der Staat diese Menschen nicht mehr erreicht.“ (Sueddeutsche.de)

Merke: Strafen und Demütigen sind noch immer die besten Methoden, um Versager zur Raison zu bringen. Niemand hilft besser, als der, der zuschlägt und einfordert. Da geht ein Ruck durch den Körper der Bestraften und alle Kräfte werden wieder erweckt, die in Apathie verkommen waren. Das Prinzip dieser Strafe ist bekannt: unser Staat liebt uns nicht mehr, er hat uns schon lange nicht mehr geprügelt.

Nie sind die Mächtigen am Debakel eines Staates schuldig. Denn wären sie es, wie könnte man sagen: Kriege sind schlafwandelnd zustande gekommen? Wie kann ein Schlafender schuldig werden? Die Geschichte des Westens ist zur Märchensammlung der Schlafwandler geworden.

Völker als solche können nicht schuldig werden. Denn sie sind eine anonyme Masse. Schuldig werden kann nur der Einzelne, das unvergleichliche Individuum. Schuldig werden können, das ist die größte Auszeichnung geborener Sünder. Sie allein sind erlösungsbedürftig und -würdig.

Keine Gesellschaft ist ein monströses System, das die Einzelnen überfordern und zur Schuld verdammen würde. Es sind die Einzelnen, die sich selbst überfordern – sagen die Experten der Seele. Für Seelenkenner gibt es keine Gesellschaften, die ihre Mitglieder zur Schuld verdammen würden. Dies wäre unvereinbar mit der Unvergleichlichkeit der Individuen. Theokratien des Mittelalters bestanden nie aus formlosen Massen, sondern aus Einzelnen, die erwählt oder verworfen waren. Gott spricht nur mit Einzelnen:

„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein.“

In der 68er-Bewegung waren die Therapeuten eine kleine Weile gesellschaftlich orientiert. Unter ihnen Horst-Eberhard Richter und Erich Fromm. Als die Bewegung sich in Akademiker aufzulösen begann, verschwanden die politischen Therapeuten über Nacht.

Heute darf kein Patient seinen Therapeuten fragen: hat mein Psycholeiden etwa mit der Gesellschaft zu tun? Denn dies wäre eine Verleugnung der persönlichen „Schuld“. Oder gar eine leichtsinnige Attacke gegen die eigene Familie. Dass Familien Agenturen der Gesellschaft sind, darf heute nicht mehr gewusst werden. Auch hier gilt das Grundgesetz des Neoliberalismus: vor Gott und dem Mammon ist jeder für sich allein. (Eine Gesellschaft gibt es nicht, sagte Thatcher.)

Im folgenden Artikel legt ein Seelenkenner die ganze Gesellschaft auf seine Couch – und merkt es nicht. Er glaubt, es nur mit Einzelnen zu tun zu haben:

„Im Außen betonen die Betroffenen ständig, dass alles gut sei. »Ich liebe meine Arbeit. Ich habe eine tolle Familie«, sind Sätze, die wir immer wieder hören. Wenn man dann tiefer fragt, fühlt sich die Person von sich selbst entfremdet. Hat keine Lebensfreude mehr. Hinter den Wohlseinsbekundungen versteckt sich eine tiefe Lebenskrise, eine Depression. Das Überleisten verdeckt die Verzweiflung und die Angst, nicht zu genügen. Oft wird erst im Anamnesegespräch das Ausmaß der Erschöpfung sichtbar. Die Betroffenen haben es sozusagen vor sich selbst geheim gehalten. Sie haben sich eingeredet, dass doch alle so viel leisten. Und dass dies eben der Preis sei, wenn man erfolgreich und fürsorglich ist. Unsere Aufgabe ist es, ihnen zu vermitteln, dass es gut ist, sich Zeit und Muße zu nehmen. Dieses Leben von Wochenende zu Wochenende oder von Urlaub zu Urlaub kann ein Anzeichen für einen Burn-on sein. Und ein perfektes Leben, in dem Lebendigkeit und Muße fehlen, fühlt sich irgendwann nicht mehr richtig an. Wir müssen an die Gefühle kommen, das Herz berühren. Das geschieht etwa in der tiergestützten Therapie oder in der Musiktherapie, die im Rahmen der Behandlung ebenfalls stattfinden. Wenn die Menschen von einer Musik ergriffen sind oder einen Esel streicheln und spüren, wie sehr sie sich selbst nach Zärtlichkeit sehnen, passiert etwas mit ihnen. Und einmal im Jahr verbringe ich eine Woche im Kloster. In der Stille des Klosters komme ich völlig zur Ruhe und spüre sehr deutlich, was wirklich wichtig ist.“ (SPIEGEL.de)

Im Kloster, was sonst, kommt die Seele zur Ruhe. Wahres Leben in der Gesellschaft ist nicht mehr möglich. Nicht die äußeren Verhältnisse schädigen den Einzelnen, dieser schädigt sich selbst. Der atomisierte Einzelne ist an allem schuld, zugleich ist er der strahlende Sieger, der den Preis seiner Leistung zu Recht empfängt.

Die Welt der Erwachsenen ist zerschnitten und zerrüttet. Ein Wir gibt es nicht. Zurzeit ist die Familie dran, mit List und Tücke zerstückelt zu werden, damit jeder sich von jenen lösen kann, an denen er am meisten hängt. An jemandem hängen: das ist die Ursünde des atomisierten Ichs.

Emotionale Nähe ist keine Vertrautheit, sondern ehrlose Abhängigkeit. In einer erfolgreichen Gesellschaft flimmern nur noch Monaden durch wabernde Hitzewellen. Psychokenner regredieren zu flüsternden Seelsorgern im Winkel. Die Therapeuten haben sich von der Politik verabschiedet. Wieder eine Zunft, die davor gefeit ist, politisch tätig zu werden.

Die Gesellschaft ist vollends zur Maschine verkommen, die gefühllos funktionieren soll. Ziel ist die vollständig determinierte Gesellschaft mit vollständig determinierten Rädchen – die im Nebenberuf Geschöpfe Gottes sein sollen.

Bildung soll die Gesellschaft retten: gleiche Aufstiegschancen durch faire Bildung, heißt die trostloseste Lügenformel von „Reformern“, die nichts reformieren wollen.

Hier ein Ausnahmeartikel, der vieles kritisch anmerkt, was die Politiker in Endlosschleifen vor sich hin schwindeln:

„Chancengleichheit? Gibt’s im deutschen Schulsystem nicht. Wie gut der Unterricht ausfällt, ist ein Glücksspiel – abhängig von der Schule oder der Laune einzelner Lehrkräfte. Chancengleichheit gibt es im deutschen Schulsystem nicht. Stattdessen bestimmen Zufälle, nicht wahrgenommene Verantwortung und manchmal auch Willkür darüber, ob Kinder guten oder schlechten Unterricht erhalten. Was wir daher brauchen: nicht nur das Messen von Schulleistungen am Ende, sondern auch eine prozessbezogene Steuerung, die die Qualität von Unterricht untersucht.“ (SPIEGEL.de)

Wie kann es eine gleiche Bildung geben, wenn Bildung ein höchst individueller ungleicher Vorgang ist? Ungleich, weil alle Menschen ungleich sind – und in ihrer Ungleichheit vollkommen gleichwertig.

Kein Mensch hat dieselben Erfahrungen, Begabungen, Entwicklungen wie sein Nachbar. Wäre das so, lebten wir in einer Gesellschaft uniformierter Zahnräder, nicht in einer Gemeinschaft lebendiger Menschen, die sich ihrer Unterschiedlichkeit erfreuen, sich gegenseitig ergänzen und die Welt spannend, überraschend und solidarisch gestalten.

Gleichsein und gleichwertig sein ist niemals identisch, denn das wäre eine tote Welt. Cicero hat das griechische Wort für Bildung mit humanitas übersetzt. Bildung ist kein anonymer Drill im Dienste einer Wettbewerbsgesellschaft, sondern die Entwicklung des unverwechselbaren Ichs, das den Reichtum seiner Person in die universale Humanität einbringt.

„Zur Individualität muss in der Humanität die Universalität hinzutreten. Nur gesellschaftlich kann die Menschheit ihren höchsten Gipfel erreichen. Sie bedarf der Vereinigung vieler, um durch größere Mannigfaltigkeit der Anlagen ihren wahren Reichtum zu zeigen. Das Ideal der Menschheit kann nicht anders als in der Gesamtheit der Individuen erscheinen. Humanität beschränkt sich nicht auf den Einzelnen, sondern legt den Begriff der Menschheit zugrunde. In der Vollendung des Menschengeschlechts durch Entwicklung eines Reichtums an individuellen Formen, nicht in irgendeinem äußeren Zweck liegt die Bestimmung des Menschen.“ (Wilhelm von Humboldt)

Die Deutschen rühmen sich ihrer Denker und Dichter – um deren Erkenntnisse achtlos zu verwerfen.

Schulische Bildung ist heute ein Wettbewerb im Drill jener Fähigkeiten, die heute benötigt werden zur Schädigung der Natur und der Ausbeutung des Menschen. Eine Schande, hier von Bildung zu reden.

Bildung ist autonome Selbstentfaltung. Im Akt der Bildung Mensch lernt der Mensch sich selber kennen.

Heute ist Bildung zu einem ferngelenkten Zwang verkommen, bei dem kein Schüler mitreden darf.

Wie Bildung missbraucht wird zu einem außengelenkten Standardverfahren, zeigt der folgende Artikel:

„Die wenigstens Lehrkräfte nutzen dafür standardisierte Programme, die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eigens dafür entwickelt wurden – sondern haben eigene, individuelle Lösungen. Ein Arzt würde doch auch nicht für jeden Patienten ein neues Medikament entwickeln, sondern zuerst auf standardisierte, wissenschaftlich geprüfte Therapien zurückgreifen. Standardisierte Programme sind mit dem Selbstbild vieler Lehrkräfte nicht vereinbar. Sie fürchten um die Autonomie, die Hoheit über den eigenen Unterricht.“ (SPIEGEL.de)

Standardisieren, standardisieren, testen, testen, benoten, benoten, vergleichen, vergleichen, die Brävsten und Gehorsamsten werden die Gebildetsten. Wer Pisatests am besten besteht, ist der Vorzeigeschüler des Systems.

Schon wieder vergessen? Benoten ist subjektiv (selbst in der Mathematik und Physik) und ungerecht, ewiges Testen erzeugt Versagensängste bei den Schülern. Test- und Notenorgien dienen allein der angemaßten Überlegenheit der Lehrer – die heute nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht.

Was auch immer sie tun, sie werden gescholten. Folgen sie stur den altpreußischen Regeln, sind sie empathielose Feldwebel. Suchen sie ihren eigenen Weg, um die Herrschaft der Standardisierer und Tester zu untergraben, gelten sie als Sonderlinge und Schwärmer.

Wird in unseren Schulen Humanität gelernt? Werden Klimaprobleme besprochen? Wird politische Verantwortung besprochen und durchdacht? Wird persönliche Entwicklung in Verbindung gebracht mit menschenverbindender Humanität?

Nichts von alledem. Die FFF musste die Regeln der Schule missachten, um ihre Meinung an die Öffentlichkeit zu bringen. Lehrern ist es generell verboten, sich an der Schule politisch zu betätigen. Und das an demokratischen Schulen.

Wer hingegen wird gerühmt? Wer die besten Noten in Drillfächern abräumt: die zukünftigen Kenner schwarzer Löcher. Niemals jedoch die humanistisch Engagierten, die politischen Aktivisten, die sich für eine lebenswerte Welt einsetzen.

Was fehlt vollständig? Noten für die Mächtigen und Starken. Haben sie nicht in allen wichtigen Fächern versagt? Sind sie nicht bei allen Weltproblemen jämmerlich durchgefallen? Waren sie nicht durchweg windige Aufschneider und Hallodris, denen das Geschick der Menschheit gleichgültig war?

Haben sie ihre grenzenlosen Ziele nicht allesamt verfehlt? Ja schlimmer, haben sie sich nicht alle rationalen Ziele verboten, wahnhafte Fortschritts-Phantastereien hingegen lauthals gepriesen? Welche Ziele will man denn erreichen, wenn man sie sich alle verboten hat?

Streng genommen konnten sie gar nicht versagen, denn sie hatten keinerlei Kriterien, an denen sie sich messen konnten. Das Einzige, was sie wollten: sich auf Kosten anderer zu bereichern, um die Herren der Welt zu spielen. Sie hassen das Humane, um sich im Schutz des Inhumanen zu Masters of Universe aufzublähen.

Welcher Regierung dürfte man bescheinigen, sie sei gebildet und wolle wahrhaft das Wohl ihrer Nation, ja das Wohl der gesamten Menschheit?

Fortsetzung folgt.