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… zum Logos LXVII

Tagesmail vom 11.05.2022

… zum Logos LXVII,

aus den Tiefen des Weltraums erreicht uns die sensationelle Nachricht, dass das Universum die Machenschaften der Menschheit nicht länger hinnehmen wird. Eindeutig wurde das Vordringen des Menschen ins Weltall vom interstellaren Planetenparlament missbilligt. Die ersten Warnsignale wurden bereits auf dem Mars gemessen:

„Die Nasa-Sonde »Insight« hat auf dem Mars einen Erdstoß beobachtet. Ein überraschendes Ereignis, erklärt der Seismologe Simon Stähler. Es ist das mächtigste Beben, das je auf einem anderen Himmelskörper nachgewiesen wurde.“ (SPIEGEL.de)

Elon Musk kann kommen, der Mars zeigt sich gerüstet. Doch Musk fühlt sich durch die neusten Meldungen keineswegs entmutigt. Im Gegenteil. Gäbe es Schöneres, als im Dienste der Menschheit ein Opfer darzubringen?

Dem GENIE fehlt ein spektakuläres Kreuzerlebnis, um zur Lichtgestalt des ganzen Universums aufzusteigen. Auf der Erde beginnt er sich zu langweilen, hier hat er die Mächtigsten der Völker schon unter Kontrolle.

Die Pöbelherrschaft hat er bereits abgeschafft. Nicht gewählte Regierungen, sondern Er und Seinesgleichen entscheiden, was Recht und Gesetz, was den Regeln einer wahren Demokratie entspricht, wer eine Stimme haben soll im Kampf um die Zukunft. Plötzlich lässt Musk sein Bubigesicht fallen, er kann auch ganz anders:

„Der ehemalige US-Präsident Donald Trump kann sich Hoffnungen machen, rechtzeitig zum Rennen ums Weiße Haus 2024 zu Twitter zurückkehren zu können. Tech-Milliardär Elon Musk, der gerade dabei ist, das soziale Netzwerk zu übernehmen, würde Trump wieder auf die Plattform lassen. Die Entscheidung, den früheren Präsidenten zu verbannen, sei „moralisch falsch und einfach nur dumm“ gewesen, sagte Musk.“ (Sueddeutsche.de)

Auch Trump ist keineswegs eine Fehlgeburt der Evolution. Auch kein eitler Narziss, wie apolitische Seelenkenner ihn verharmlosen. Ihn drängt‘s ins himmlische Rollenfach:

„Niemand hat je mehr für das Christentum getan, niemand hat je mehr für Religionen aller Art getan als ich.“ (Frankfurter-Rundschau.de)

Trump, Jesus II, und Musk, Einstein und Kolumbus in einer Person, rüsten sich, die marode Erde vollends zugrunde gehen zu lassen, um all jenen den Weg ins Weltall zu bereiten, die sich dem Ruf der Zukunft nicht verweigern werden.

Nur wenige werden es sein. Denn noch immer gilt: Viele sind berufen, wenige auserwählt. Uralte Weissagungen werden endlich wahr. Elon und Donald, diese Beiden sind es, die auserwählt wurden, das Unwahrscheinliche zum Ereignis werden zu lassen.

Wahrhaftig, wir leben in romantischen oder frommen Zeiten. Die Vernunft ist abgeschafft, das Unwahrscheinliche möglich geworden. Das Unwahrscheinlichste aber ist die verborgene Sehnsucht der Menschen, die zwischen Algorithmen und Maschinen nicht sichtbar werden darf:

Ich möcht’ als Reiter fliegen
Wohl in die blut’ge Schlacht,
Um stille Feuer liegen
Im Feld bei dunkler Nacht.

Hör’ ich das Mühlrad gehen:
Ich weiß nicht, was ich will —
Ich möcht’ am liebsten sterben,
Da wär’s auf einmal still! (Eichendorff)

Wir haben Krieg. Nur vordergründig ist es ein Krieg zwischen Völkern, in Wirklichkeit ein Abschiedskrieg aller Völker, die sich in ihren innersten Regungen ertappt fühlen. Was sie bislang nicht denken durften, ist wahr geworden: das schreckenerregende Wunder vom Ende, vom Abschied alles Lästigen und Überlästigen, vom ewigen Einerlei, das sich ins Grenzenlose zieht, von der technischen Himmelsleiter, die sich im Abgründigen verliert.

Vor allem vom Mysterium der Ruhe: da wär‘s auf einmal still. Die Gattung hat das Rätsel eines schlichten Lebens in der Natur nicht gelöst. Stets musste sie hervorstechen, immer etwas Exquisites und Ungewöhnlichen bieten: die Spitze der Evolution, das Maß alles Lebendigen, der Vorschein eines Scheins im Drüben, das Ziel, dem alles zuströmt.

Die Menschheit versagte, sie hörte nicht auf ihre eigene Stimme. Was tat sie stattdessen? Sie unterwarf sich ominösen Stimmen, die es besser wissen wollten. Die das Geheimnis der Zeit entschlüsselt haben wollten: Zeit ist keine Domäne des Menschen, sondern eine Arena von Göttern und Übermenschen, denen sich die Menschen unterwerfen müssen. Als Marionetten einer übermenschlichen Heilsgeschichte, in der die Ehre ihrer Götter im Kampf gegen feindliche gerettet werden muss.

Es ging nicht mehr um die Zeit der Natur, denn die wurde von den Göttern in Eigenregie übernommen. Phantastische Götter kaperten die Zeit der Natur, um ihre eigenen Wahnideen durchzusetzen. Sie wollten Schöpfer und Vollender ihrer Heilsgeschichte sein, die Sieger eines Wettkampfes, die am Ende der Geschichte das Ein und Alles sein wollten.

Doch das Schreckliche war: es gab kein Götter, es gab keine Heilsgeschichte, es gab keinen Wettlauf um Alles oder Nichts. Es gab nur Projektionen der Menschen, die sich mit Hilfe von Götter-Kostümen Vorteile über ihre Nebenbuhler erhofften.

Die Menschen fanden nicht zusammen. Also mussten sie sich mit Hilfe von Jenseits-Geschichten gegenseitig aus dem Wege räumen. Dem Versagen des Menschen entsprangen die Götter, die sich nur durchsetzen konnten, wenn sie sich der Schwäche ihrer Geschöpfe bedienten. Sie selbst waren die Ohnmächtigsten, doch ihre Geschöpfe durften es nicht wahrhaben. Das taten sie bis heute nicht. Das Ganze nennt sich Weltgeschichte, der sich die Menschen unterwarfen.

Wir nähern uns dem Ende heiliger Weltgeschichten. Das wird uns nur gelingen, wenn wir die Götter als Projektionen unserer Allmachts- und Ohnmachtsgefühle zur Kenntlichkeit entlarven.

Die gesamte Geschichte der Menschheit als Göttererzählung ist gescheitert. Die Macht, die sich die Menschheit in Form von Göttergeschichten aneignete, diente nur der Unterdrückung ihrer Mitmenschen und der Zerstörung der Natur.

Welch erbarmenswürdige Farce. Homo sapiens wurde zum Cagliostro, zum Hochstapler der Evolution. Erniedrigen wir ihn in seiner erschwindelten Größe, um ihn zur wahren Größe des Menschen zu erhöhen. Und noch einmal: wir müssen von vorne beginnen.

Schauen wir einem Deutschen zu, wie er sich einen Neuanfang vorstellt:

„Diese Wochen sind Stoff für künftigen Geschichtsunterricht, unser Land darf nicht dasselbe bleiben. Wir erleben in diesen Tagen den Beginn der dritten Bundesrepublik.“ (Sueddeutsche.de)

Wenn‘s hierzulande wichtig werden soll, wird Geschichte beschworen. Das Kostbarste, zu dem die Deutschen fähig sind, muss in die Geschichte. Genauer: in die Geschichtsbücher. Nicht fürs Leben lernen sie, sondern für tote Geschichtsbücher.

Nicht fürs vitale Hier und Jetzt arbeiten sie, sondern für eine ominöse Zukunft oder eine archivierte Vergangenheit. Und wie beginnt man von vorne? Indem man die Geschichte einteilt. Am besten in drei Teile, vom Ersten bis zum Dritten Reich, von der ersten bis zur dritten Bundesrepublik. Die Drei der heiligen Dreieinigkeit verliert nicht ihre magische Wirkung.

Eine Epoche ist die der Angela Merkel: „Die schöne Zeit unter Angela Merkel, in der die Zumutungen des ökologischen Umbaus der Industriegesellschaft, einer neuen europäischen Sicherheitsarchitektur und einer wertegebundenen Außen-und Wirtschaftspolitik wider besseres Wissen hinausgeschoben wurden – diese schwerelosen Jahre, in denen noch mal schön billig gebraust und verbraucht wurde, sie sollten niemals enden. Und wir benötigen, um uns in der neuen Zeit zurechtzufinden, eine neue Republik. Die Herausforderungen, die wir nicht sehen wollten, kehren zurück.“

Wir sind bereits in der neuen Zeit – und niemand hat es bemerkt? Nur weil Scholz sagte, es werde Zeitenwende und also ward Zeitenwende? War die Zeit unter Merkel tatsächlich schön und schwerelos? War sie nicht erschlichen schön und erschwindelt schwerelos – was wir in einer rasenden Umwertung aller Werte heute enttäuscht konstatieren müssen?

Es war ein opiater Kollektivrausch, der das heutige Elend vorbereitet und verschuldet hatte. War Merkel die Hohepriesterin, die mit Myrrheschwaden ihre Untertanen in ihrer Selbstvernebelung eingelullt hatte? Gewiss war sie die offizielle Hauptverantwortliche, doch die Hauptschuldige war sie nicht.

Kann es eine Demokratie geben, in der das Volk nicht die Hauptschuld tragen muss? Wenn Politiker versagen – und Merkel versagte in allen Dingen – dann wäre es die verdammte Pflicht des Volkes gewesen, die Versager unter den Gewählten von ihrem Sessel zu holen. Grade hatten sie die Last ihrer Schuld im Dritten Reich auf sich genommen, da konnte nicht schon wieder eine neue Schuld ins Spiel kommen.

Machen wir‘s kurz: was waren denn nun die Gründe des Versagens? Und nicht zuletzt: welche Rolle spielten die Medien? Blieben sie als einzige ohne Schuld?

„Die größte Krise ist aber eine des Menschenbilds. Ideologie, Werte, niedere Instinkte – damit wollte man sich nicht befassen. Eine selbstbewusste Pädagogik der Werte des Grundgesetzes wäre nötig gewesen. Viel war von Werten die Rede, aber man traute der Macht der Interessen mehr. Die dritte Bundesrepublik muss die Frage erörtern, warum in lebenswichtigen Fragen eine so große Diskrepanz zwischen Wissen und Umsetzung bestand, wie Medien, Politik und Zivilgesellschaft einen besseren und konstruktiven öffentlichen Diskurs organisieren können. Bis eben noch wurden allein etablierte Medien reguliert, während aus unzähligen digitalen Kanälen die irrsten Lügen und Schauermärchen sprudelten.“

Waren es nicht die Medien, die die kleinste Kritik an Mutters Plüschsofa als Verleumdung zurückwiesen? Wieso waren sie „reguliert“, während die Shitstormer durften, was ihnen an Lug und Trug einfiel? Wo blieb in der rosigen Zeit die Kritik der Medien an Merkel?

Hatte Christoph Schwennicke nicht unmissverständlich die Korruption der Nähe beschrieben, mit der sich Kanzlerin und Medien gegenseitig betäubten?

„Anstatt mit vereinten Kräften Politiker mit harten und klaren Fragen in die Enge zu treiben, verkommt so eine Fragestunde zu einem Markt der Eitelkeit und der Gefallsucht.“ (WELT.de)

Wer hatte denn die Werte des Guten immer verhöhnt, die machiavellistischen Interessen aber wie eine göttliche Währung gehandelt? Wer sprach denn stets von der Seuche besserwisserischer Moralisten? Und wo bleibt heute die Selbstkritik?

Andere werden stets gescholten, vor allem die lärmenden Ränder der Geschichte. Doch in der Mitte, in der sie selber sitzen, darf die Demokratie von Silicon-Valley-Genies ungeniert in den Dreck gezogen werden.

Früher waren es immer die Populisten, heute sind es die Verschwörungstheoretiker, die an allem schuld sein müssen. Doch gibt es gravierendere Verschwörungen als der Aberglaube an den Fortschritt, an eine Heilsgeschichte, an höhere Geschichtsmächte, denen sich der Mensch unterwerfen muss?

In Klimafragen haben die Medien total versagt – geben sie heute mit verschämter Stimme zu.

„Die Berichterstattung übers Klima war lange eine Leerstelle. Die Berichterstattung übers Klima spielte sich ausschließlich in Wissenschaftsressorts ab, weit weg vom politischen Tagesgeschehen. Obwohl Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon damals warnten, wurde das Thema nicht ernst genommen. Geändert hat sich das spätestens mit der Uno-Klimakonferenz in Paris 2015, mit Greta Thunberg und den weltweiten Fridays-for-Future-Protesten. Wie können Journalistinnen und Journalisten diesem großen Thema gerecht werden – ohne dabei in Aktivismus zu verfallen?“ (SPIEGEL.de)

Man will es nicht glauben. Und das sollen die Medien sein, die angeblich schreiben, was ist? Ausgerechnet das Klima gehört nicht zu den Fakten? Müssen da die Jugendlichen von FFF kommen, damit unsere Beobachter in ihren Luxuslogen ein wenig aufwachen?

Wieder will man es nicht glauben: die Medien haben Angst, sie könnten in Aktivismus verfallen? Ist die FFF-Jugend nicht aktivistisch? Sind Aktivisten nicht vorbildliche Demokraten und leidenschaftliche Kämpfer für den Erhalt der Natur und für gerechte Verhältnisse unter den Menschen?

Wie alt ist die Ökologie-Bewegung? Sie begann vor etwa 50 Jahren in den USA. Ein halbes Jahrhundert benötigen unsere kritischen Gazetten, um ein Hauptproblem unserer Zeit zu entdecken. Doch bitte in dezenter Zurückhaltung. Wer sich ereifert, scheidet aus.

Wie einst die Christen, sind die Medien nicht von dieser Welt. Sie schweben in kostbaren Raumschiffen über der Menschheit und alles, was sie beobachten, hat mit ihrer Welt nichts zu tun.

Woher dieser Leichtsinn, der als Objektivität daherkommt? Schaunmermal, wen sie bewundern, vielleicht kommen wir der Sache näher.

Da gibt es einen hochgerühmten Experten für Quantencomputer, der die Meinung vertritt:

„Die Menschheit kann alle Probleme lösen, sagt der britische Physiker David Deutsch. Er weiß auch, wie: dass mit der Aufklärung im 18. Jahrhundert eine nie mehr endende Explosion menschlichen Wissens begonnen habe. Ich bin nicht der Erste, der auf diese Idee kommt. Der italienische Geologe Antonio Stoppani schrieb bereits im 19. Jahrhundert, er zögere nicht, den Menschen zu einer neuen Macht im Universum zu erklären, wirkmächtig wie die Gravitation. Das menschliche Gehirn, unterstützt von unseren Computern, kann das dafür nötige Wissen erschaffen – obwohl wir heute noch nicht wissen, wie. Deshalb sollte es unser oberstes Gebot sein, den Fortschritt so schnell wie möglich voranzutreiben. Und ich spreche hier nicht nur über den technischen Fortschritt, sondern auch über den moralischen, politischen und grundlegenden wissenschaftlichen Fortschritt. Sie können nie wissen, welche Erkenntnis sich als entscheidend für den Fortgang unserer Zivilisation erweisen wird. Das sind Folgen des Fortschritts, aber sie werden uns nicht zerstören. Jede Lösung eines Problems schafft neue Probleme – und auch diese sind wieder lösbar. Auf Fortschritt zu verzichten ist ein sicherer Weg in den Untergang. Dann stellt sich nicht mehr die Frage, ob, sondern nur noch, wann unsere Zivilisation zerstört wird.“ (SPIEGEL.de)

Die Menschheit könne alle Probleme lösen? Das ist ein Allmachtsglaube, den man mit der heutigen Weltuntergangsstimmung nicht mehr in Verbindung bringen kann. An der Wissenschaft könne es nicht liegen, dass alles abwärts geht? Der technische Fortschritt werde genauso vorangetrieben wie der moralische und politische?

Kein Wörtchen darüber, wie man all dies macht. Klingt das nicht wie die Aufforderung: gebt uns die Macht und unsere Genialität wird alles perfekt durchführen? Das Ganze klingt wie Nietzsches Rühmung des Übermenschen, dem nichts unmöglich war. Kein Wörtchen der Selbstkritik. Die Wissenschaft hat die Rolle der Erlöserreligion komplett übernommen.

Dann gibt es noch einen Exzellenteren im Club der Genies, den Mathematiker und Spieltheoretiker John von Neumann.

„Dass er dazu beitrug, ein Mittel zur Massenvernichtung von Menschen zu perfektionieren, war von Neumann bewusst. Die Vernunft schien ihm den Einsatz solcher Waffen zu gebieten, denn nur so lasse sich noch Schlimmeres verhüten. Eiskalt und ultrarational empfahl von Neumann den nuklearen Präventionskrieg, solange die Amerikaner den Sowjets noch überlegen seien: »Wenn Sie sagen: Warum sollen wir nicht morgen zuschlagen, dann sage ich: Warum nicht heute?«, soll er erklärt haben. »Und wenn Sie sagen: Heute um fünf, dann sage ich: Warum nicht um eins? »Für den Fortschritt gibt es keine Heilung«.“ (SPIEGEL.de)

Was immer dich zu vernichten droht, vernichte es zuerst, damit du nicht unter die Räder kommst. Fortschritt ist unaufhaltsam und besteht aus endlosen Folgen einer immer schrecklicher werdenden Zerstörungskraft. Die Physiker sind die allein regierenden Herren der Menschheit, denen sich alle unterwerfen müssen. Nicht Humanität entscheidet einen Konflikt, sondern die Überlegenheit der Rechenkunst. Philosophie gibt es nicht mehr, Menschlichkeit und Verständigungsbereitschaft sind spurlos verschwunden?

Die Göttergleichheit der digitalen Gehirne ist es also, was die Medien fasziniert? Trotz aller Hindernisse werden jene dafür sorgen, dass alle Probleme mit dem Genius des Rechnens und Kalkulierens gelöst werden. Früher oder später.

Das also ist der Grund, warum die Gazetten es nicht für nötig hielten, sich mit Klimaproblemen abzugeben? Sie glauben fest an geniale Gehirne, die die Kalamitäten des Fortschritts mit links beiseite räumen.

Ihr Allmachtsglaube ist identisch geworden mit dem Ohnmachtsglauben der Frommen:

„Bei Gott ist kein Ding unmöglich – beim Fortschritt der Wissenschaft auch nicht.“

Was den einen Gott, ist den anderen ihr omnipotentes Gehirn.

Die Naturwissenschaft kennt keine Verantwortungsethik. Alles, was ihr möglich erscheint, tut sie ohne Bedenken. Erst nach Lösung wissenschaftlicher Probleme darf die Frage gestellt werden: dient unsere Erfindung der Menschheit – oder trägt sie dazu bei, sie weiter ins Elend zu stürzen?

„Probleme beim Bau der Atombombe wurden zumeist von jener Faszination überblendet, die Oppenheimer so beschrieb: „Wenn man etwas sieht, was einem technisch reizvoll erscheint, dann packt man es an und macht die Sache, und die Erörterung, was man damit anfangen kann, kommt erst, wenn man technisch erfolgreich war. So war es auch mit der Atombombe.“ (in: Wagner, Die Wissenschaft und die gefährdete Welt)

Genies brillieren mit Glanzleistungen, an deren Nebenfolgen die stumpfe Menschheit zu Recht krepieren darf.

Fortsetzung folgt.