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Sonntag, 18. November 2012 – Keine Kita keine Betreuung

Hello, Freunde des Verpuppens,

hyperaktive Kinder sollen durch Verpuppen in den Schlaf finden, das sei gar nicht so unüblich, sagte der Geschäftsführer der Volkssolidarität. Darüber hinaus waren verschiedene Kinder in Decken fixiert, dann wurden sie allein gelassen.

Über Monate hinweg wurden Kinder unter den Decken mit Bändern und Windeln festgebunden. 30 Erzieherinnen kümmern sich in einer Altenburger Kita um behinderte und nichtbehinderte Kinder. Niemandem ist etwas aufgefallen, nur durch reinen Zufall kam der Vorfall ans Tageslicht.

Eine gute Idee, Kinder zu Puppen zu machen und in die Ecke zu stellen, dann stören sie wenigstens nicht. Das Schlimmste ist nicht, dass solche Dinge geschehen – Idioten gibt es überall –, sondern dass niemand etwas sieht. Und dass Eltern keinen Kontakt zu ihren Kindern haben, die unbefangen über ihre Geschehnisse im Kindergarten daherplaudern.

Sehen muss nicht als Kontrollwahn praktiziert werden, sondern als teilnehmende Beobachtung zum lebendigen Austausch unter KollegInnen und Eltern. Der Vorfall mag ein Einzelfall sein, das Nichthinschauen ist in Deutschland endemisch. Bei uns gibt’s nur denunzierende Blockwartmentalität oder vorsätzliche Blindheit. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.

Wenn keiner etwas gesehen hat, kann niemand zur Verantwortung gezogen werden. Kinder werden am Spalier ge-zogen, mit warmherzigem Blick werden sie nicht

zur Kenntnis genommen. Was sie selbst wollen, ist gleichgültig. Es genügt der Wille der Erwachsenen.

Im Liberalismus der allergrößten Freiheit werden sie zu Abziéhbildern ihrer geldscheffelnden Eltern. Hätten sie die Freiheit, sich gegen die Freiheit ihrer Autoritäten zu entscheiden und kein geldraffendes Leben zu führen? Im Westen ist eine bestimmte Freiheit zum Zwang geworden. Wer sich nicht frühzeitig der zwanghaften Freiheit zur Gier und Selbstdarstellung unterwirft, wird aussortiert.

(In einer amerikanischen Kaderuni für Biblizisten sind kritisch fragende deutsche Journalisten unerwünscht. So frei ist die Freiheit des gottgesegneten Neoliberalismus.)

Kinder sind Teufel oder Heilige. Menschen sind sie nicht. „Für die gesunde Entfaltung des religiösen Lebens ist es wesentlich, dass das Kinde bereits die religiösen Grunderfahrungen macht: „Geborgenheit und Führung, Gebot und Gewissensgehorsam, Schuld, Strafe und Vergebung, Gottesdienst und kirchliche Heimat“, so lesen wir‘s in einem Theologenlexikon. Wenn das Kind nicht früh mit Schuld, Strafe und Vergebung konfrontiert wird, wenn es eine religiös-unerfüllte Kindheit erleidet, ist es in der Gefahr, als Erwachsener zu religiöser Erkenntnis „nahezu unfähig“ zu sein.

Jesus wird gern als Kinderfreund dargestellt. Im Papismus wanderten bis vor kurzem alle ungetauften Kinder stracks in die Hölle. Ihre Schuld bestand darin, sich von ihren Eltern freiwillig zeugen und ins irdische Jammertal werfen zu lassen. Da die meisten Kinder das Erwachsenenalter erreichen, wandern sie als verworfene Erwachsene ebenfalls ins höllische Feuer.

Wer kennt nicht den Satz: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht? Doch wie sind Kinder? Jesu Antwort: „Wer nun sich selbst erniedrigt wie dieses Kind, der ist der Größte in Himmelreich.“ ( Neues Testament > Matthäus 18,1 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/matthaeus/18/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/matthaeus/18/“>Matth. 18,1 ff)

Woher die mediale Rankingsucht kommt, dürfte nicht mehr unklar sein. Wer ist der Größte im Himmelreich, wer ist der Letzte? Wer Liebling, wer Abschaum? Wer ist erwählt, wer verworfen? Erlösungsreligionen sind Sturmangriffe gegen die Gleichheit der Menschen. Vor Gott sind alle Menschen gleich – wertlos. Bis der Herr sie in Wertvolle und Satansbrut aussortiert hat.

Kinder sind vorbildlich, weil sie sich erniedrigen. Also muss man sie erniedrigen, damit sie vorbildlich sind. „Wer ein solches Kind um meines Namens willen aufnimmt, der nimmt mich auf.“ Nicht um seinetwillen soll das Kind aufgenommen werden, sondern um des Herrn Jesu willen. Das Kind an sich, losgelöst vom Heiland der Welt, ist wertloses Menschenmaterial.

Der Mensch darf nie Mittel zum Zweck sein, sagte Kant ausdrücklich gegen Jesus, sondern muss Selbstzweck sein. Doch der Protestantismus ist stolz darauf, Kant und Jesus, Aufklärung und Glauben zur Synthese gebracht zu haben. Im Neuen Testament dient das Kind nur als Mittel, um Jesu Namen zu preisen und dem „Freund“ des Kindes Punkte im Himmel zu verschaffen.

Warum der Herr die Kleinen als PR-Material in den Vordergrund stellt, hat die Bewandtnis: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen und es Unmündigen geoffenbart hast.“ Kinder sind leichtgläubig und unverständig, ihnen kann man die positiven Erfahrungen ihrer Nestfamilie mühelos ins Bild eines himmlischen Vaters transformieren oder die schlechten Erfahrungen durch jenseitige Nesterfüllung kompensieren lassen.

Der Hass gegen die griechische Weisheit ist der Urimpuls der christlichen Umwertung aller Werte. Weshalb bei uns alle Weisen als eitle Greise verhöhnt werden, wie neulich. Der Dalai Lama und Stéphane Hessel gemeinsam auf einem Podium, das ist für einen weisheitsallergischen Schreiber eine Qual.

Es kann gar keine Weisheit geben, wenn es keine Wahrheit gibt. Weisheit ist akkumulierte Wahrheit. Akkumulieren darf man bei uns nur Pinkepinke, keine offenbarungsfreien Erkenntnisse. Den autonomen Menschen vertritt heute kein einziger namhafter Philosoph, keine einzige herrschende Ideologie.

Das politische Grundgefühl ist das des Psalmisten: „Woher soll mir Hilfe kommen? Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ Würde einer sagen, Hilfe käme von autonomen Menschen, wäre er ein schmaltriefender Luftikus.

Kinder werden zu Unverständigen und Vernunftlosen degradiert, damit sie als Vorbilder zum Glauben taugen. Das ideale Kind ist leichtgläubig, erniedrigt sich und glaubt seinen Autoritäten alles aufs Wort.

Obgleich das Kind ein geborener Sündenkrüppel ist, ist es gleichzeitig von Natur aus christlich. Tertullian sprach von anima naturaliter christiana, von Natur aus ist die Seele christlich. Das passt zur Erbsünde wie Mutter Theresa zu Marilyn Monroe. Doch haarsträubende Widersprüche sind das Salz im Sauerteig des Glaubens.

Das Stereotyp des heiligen Kindes war keine Erfindung des Kindes in der Krippe, sondern war bereits den Heiden bekannt. In einem seiner Gedichte (Ekloge 4) prophezeit Vergil die Geburt eines göttlichen Knaben für das Jahr 40 ndZ. Dann werde Friede unter Menschen und Tieren ausbrechen. Auf Feldern wachse alles wie von selbst, Handel und Wirtschaft gebe es nicht mehr, die mühsame Arbeit auf den Feldern wird verschwunden sein.

Ab Kaiser Konstantin hat man Vergils Götterknaben in Christus umgedeutet und dem Verfasser eine von Natur aus christliche Seele zugeschrieben. Das Kind in der Krippe stellt nicht nur ein absolut Neues dar, es soll auch als harmlos-vertrauensvolles Kind die Seelen der Menschen erobern.

Doch das göttliche Kind in der Krippe ist eine Maskerade, um die Gegner durch Harmlosigkeit und Kleinheit irre zu führen. Hinter der Maske verbirgt sich der furchterregende Gottessohn, der mit himmlischer Macht ausgestattet ist, um die satanischen Gegner in Flucht zu schlagen. Das süße Jesulein in der Krippe war die absolute Kampfansage gegen den römischen Kaiser Augustus, der durch das schwache Kind vom Weltenthron gestoßen wird.

Getarnte Schwachheit ist seitdem die beliebteste Strategie der Christen, die gern die Letzten mimen, um die Ersten zu werden.

Zwischen Teufelsbraten und Erlöser schwankt das Bild des Kindes in hiesigen Breitengraden. Als potentielles Verführungsopfer ist es für Erwachsene gefährlicher als das versucherische Weib. Wer nämlich eins der Kinder zur Sünde verführt, „für den wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde.“ Der Herr hat eine frei flottierende Folterphantasie, auf solche subtilen Strafmethoden kommt auch nicht jeder.

„Wehe der Welt der Verführungen wegen.“ Dabei geht es nicht nur um sexuelle Verführungen, sondern allgemein um Verführungen zur Sünde. Wie können sündige Eltern ihre Kinder nicht zur Sünde verführen? Kinder ahmen ihre Eltern nach, ob sie gut sind oder nicht. Und vor Gott gibt’s nichts Gutes.

In der Tat: „Denn es ist zwar notwendig, dass die Verführungen kommen; doch wehe dem Menschen, durch den Verführung kommt. Wenn dich aber deine Hand oder dein Fuß zur Sünde verführt, so haue ihn ab und wirf ihn von dir.“ Das war die Paraphrase zum Freien Willen. Alles ist bereits vorentschieden, doch die Diener der Geschichte müssen dafür büßen.

Eigentlich müssten alle Eltern als selbstamputierte Krüppel durch die Welt gehen – dennoch würden sie ihre Kinder zur Sünde verführen. Der Reiz geht natürlich von den unschuldigen Kleinen aus. Denn wer in Sünde verstrickt ist, neidet den Unschuldigen ihre Unbeflecktheit und will sie sündig machen, damit er nicht allein der Versager ist. Wenn alle schuldig sind, wird die Schuld des Einzelnen erträglich, hoffen die Erwachsenen.

Massenneurose schützt vor Einzelneurose, konstatierte Freud den Zusammenhang zwischen dem Einzelnen und der Gruppe, weshalb der Einzelne Unterschlupf in der Masse sucht, um als Einzeltäter entlastet zu sein. Wenn‘s alle machen, bin ich aus dem Schneider – so die Hauptlegitimation der Mitläufer-Nazis nach dem Krieg.

Im Odenwald-Institut waren es immer die süßen Kleinen, die die armen Lehrer zum verbotenen Tun verführten. Auch Freud verwandelte unschuldige Kinder zu Versucherbestien ihrer Eltern. Dass Eltern sich in hohem Maß an ihren Kindern vergangen haben, wurde von Freud geleugnet.

Am besten, die verführerischen Satansbrocken verpuppen, fixieren und – den ganzen Tag in eine Kita stecken. Dann hätte man endlich mehr Zeit, die Not leidende Industrie tatkräftig zu unterstützen.

In der Debatte um das Betreuungsgeld ist der dänische Familientherapeut Jesper Juul der einzige Fachmann, der sich in die politische Debatte einmischt, die er für verlogen hält. (FR-Interview von Katja Irle mit Jesper Juul)

Nichts gegen den Ausbau von Kitas, so Juul, doch die angestrebte Politik Deutschlands, ja, der ganzen EU, sei eine Zwangsmaßnahme und habe mit demokratischen Gepflogenheiten nichts zu tun. Hinter der ganzen Debatte, die das Wohl des Kleinkindes in den Vordergrund stelle, steckten nur ökonomische Interessen.

Könnten Kinder in Kitas nicht besser gebildet werden als zu Hause? Nein, meint Juul. Nur bei etwa 10% aller Eltern wäre die Kita besser, für den großen Rest der Eltern würde das nicht zutreffen. Zahlen, die man in keiner Bundestagsdebatte hört.

Genausowenig, dass man in Skandinavien mit dem Krippenausbau schlechte Erfahrungen gemacht habe. Man habe zu sehr auf Quantität und zu wenig auf Qualität gesetzt.

24% aller Jungen und 10% aller Mädchen hätten angegeben, dass es ihnen nicht gut gehe. Mittlerweile gebe es viel zu viele kleine Kinder, die resigniert hätten. „Sie sind passiv, machen nicht mit und fühlen sich einsam.“ 22% aller Einjährigen hätten große Trennungsängste. Wenn Eltern dies beobachten, sollten sie noch ein paar Monate mit dem Abgeben der Kinder warten.

Die Ängste der Kinder werden stets von dem klassischen Satz weggewischt, das seien die Entnabelungsängste der Eltern. Das ist kein Trost für Kinder, denn sie sind identisch mit den Gefühlen ihrer Eltern. Kinder dürfen für die Emotionen ihrer Eltern nicht bestraft werden. Eltern auch nicht. Mit Vorwürfen und Gewaltmaßnahmen kann niemand sein Es bezwingen.

Eltern sollten sich von andern nicht vorschreiben lassen, was sie für gut halten und die Gesamtsituation selber überprüfen, so Juul. Auch in Dänemark gebe es eine kleine Bewegung von Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen wollen. „Ich finde, das hat seine Berechtigung“.

Bei uns gibt‘s nur schwarz oder weiß. Selbst Geldverdiener Steinbrück ist über Nacht zum Kinderexperten gediehen und hält das Betreuungsgeld für Mist.

In der Tat ist eine gute Kitabetreuung besser als eine schlechte Erziehung zu Hause. Doch wer schaut auf die Qualität der Kitas? Automatisch besser ist nichts auf der Welt.

Um einen sinnvollen pädagogischen Streit geht’s mitnichten. Hier muss Juul vollständig zugestimmt werden.

Oft genug lassen Industrievertreter in Talkshows die Katze aus dem Sack, wenn sie unverblümt vorbringen, sie könnten es sich nicht leisten, auf die Mitarbeit der Frauen zu verzichten.

Die gesamte Politik beteiligt sich an der kollektiven Heuchelei – auf beiden Seiten der Scheindebatte. Niemandem geht es um das Wohl des Kindes, es geht um das Wohl deutscher Profitmacher. Wieder einmal werden die Kinder am meisten belastet, weil sie die Schwächsten in der Reihe der Kombattanten sind. Alle wissen, dass Kita besser ist als alle Alternativen. Alle wissen, dass Heimchen am Herd eine Katastrophe ist.

Schon der Begriff Heimchen am Herd ist eine hinterfotzige Schmähung des Familiennestes aus dem Munde jener, die sonst keine Probleme haben, ihre Familie als Ort ihrer Ruhe und Seelenerholung zu preisen. Hier verhöhnen heroische Realisten, die in der Welt des Wettbewerbs hart und gefühllos geworden sind, das matriarchale Reich des Vertrauens und der Geborgenheit. Es ist der Triumph des allseitigen Konkurrenzdenkens über die Kontrastwelt der fürsorglichen Mutter – oder des zu Hause gebliebenen Vaters.

Die letzte bislang noch nicht eroberte Insel solidarischer Moral soll geschleift werden zugunsten einer angeblichen Chancengleichheit, die nichts anderes ist als frühzeitiges Eintrainieren des Kampfes Jeder gegen Jeden. Jedes Kind soll gegen jedes antreten. Du bist nichts, wenn du dich nicht gegen deine Spielkameraden mit Ellbogen und Grips durchsetzt. Der Geist der Rivalität soll den letzten Rest einer anderen Welt erobern.

Natürlich ist eine isolierte Mutter-Kind-Dyade nicht das Gelbe vom Ei. Warum aber wird den Müttern keine andere Welt gezeigt und ermöglicht? Die Welt solidarischer Mütter, die sich ihre Kita selbst organisieren und zusammen mit ihren Kindern die Welt erobern?

Wenn Eltern – wie im obigen Beispiel – nicht gelernt haben, hinzuschauen, wie sollen sie die Mängel einer Kita erkennen? Wenn sie nicht die Zivilcourage aufbringen, dem „Fachpersonal“ ihre Meinung zu sagen, wie können sie die Interessen ihrer Kinder vertreten?

Wieso wird als Dogma verbreitet, nur in der Erwerbsarbeit werden Mütter und Väter als Menschen anerkannt? Wo ist im gegenwärtigen Feminismus die Kapitalismuskritik geblieben?

Warum entwickelt man nicht völlig neue Perspektiven, dass Frauen als Mütter zu Hause bleiben können – und dennoch nicht isoliert sind? Und dennoch ihre Selbstwertgefühle entwickeln? Und dennoch ihren Kindern „ein ganzes Dorf bieten können“, in dem sie mit vielen Menschen in sinnvollen Kontakt kommen?

Sind zu diesem weltneugierigen Verhalten nur so genannte Fachleute in isolierten Aufbewahrungsanstalten fähig, die müde und lustlos Ringelpietz mit Anfassen veranstalten? Sind diese allzu oft überforderten Experten wirklich in der Lage, individuell mit Kindern über Gott und die Welt zu reden? Nicht so, dass die Ideologie klerikaler Trägervereine durch rituelle Gebete und erbauliche Gespräche über den „lieben Gott“ planmäßig erfüllt werden?

Ist die ganze Kitapflicht nicht ein weiterer Schritt zur Reetablierung der Religion auf dem Rücken unserer Kleinsten? Sind die meisten Kitas nicht dumpfe Bastel- und öde Zwangsveranstaltungen? Wollen lebhafte Kinder nachmittags wirklich schlafen? Oder werden sie mit sanfter und unsanfter Gewalt verpuppt, ein Begriff, der aus Nordkorea stammen könnte?

Über das Fixieren und Festbinden gibt’s große Aufregung, das normale Verpuppen ist nicht mehr der Rede wert. Als es noch die DDR gab, wurden in der BRD alle sozialistischen Krippen als totalitäre Veranstaltungen attackiert. Kurz nach Öffnung der Mauer griff der Kriminologe Pfeiffer aufs schärfste das Krippenritual des gemeinsamen Topfsitzens an. Solche Gefahren werden heute mit keinem Wörtchen mehr erwähnt. Der besiegte Sozialismus besiegt nachträglich seine Sieger.

Wenn Mütter zum Malochen gezwungen werden, weil die Familie sonst nicht über die Runden kommt, wird niemand mehr die Qualität der Kitas unter die Lupe nehmen. Jeder wird froh sein, wenn er überhaupt einen Krippenplatz erhält. Schon heute werden die Kleinen nicht wahrgenommen, ob sie freudig zur Tante Elisabeth gehen oder sich schreiend dagegen wehren.

Das Wohl des Kindes ist zur Chimäre geworden. Es geht ausschließlich um den ökonomischen Wettbewerb der Nationen, den Deutschland nicht verlieren will. Deshalb werden immer geringere Hungerlöhne bezahlt, damit die Mütter keine andere Wahl haben, als ihre Kinder abzugeben.

Dabei gäbe es sehr wohl eine Alternative, um Mütter finanziell unabhängig von ihren Männern zu machen, ohne dass sie ihre Freiheit opfern müssten: das bedingungslose Grundeinkommen BGE. Das BGE wird von den Grünen gar nicht erwähnt. Sie fürchten den Utopiemalus dieses brisanten Themas und wollen ihren mühsam erkämpften Pragmatismus nicht mehr aufs Spiel setzen. Die Macht in Berlin lockt.

Dass eine Mutter zu Hause kein Heimchen sein muss, zeigt eindringlich Sabine Rückert in der ZEIT, wo sie das Reich der Hausfrau und Mutter als Kosmos beschreibt, der die Frauen wesentlich mehr fordert und fördert als jede entfremdete, monotone Betriebsmaloche.

Welche Frau ist wirklich mit ihrer stupiden Arbeit zufrieden? Kommen wohlgelaunte Mütter am Abend nach Hause, die sich freuen, mit ihren Kindern noch herumzutoben? Oder ausgelaugte und ausgebrannte Befehlsempfängerinnen eines übelgelaunten Chefs?

Was musste früher eine selbstbewusste Frau alles können, um ihren Haushalt zu bewältigen? Was durfte sie alles können? Katharina von Bora buk das Brot, braute Bier, hielt das Vieh, kommandierte das Gesinde und fütterte sechs Kinder.

In der Ökobewegung gibt’s immer mehr Versuche, auf Genossenschaftsebene oder in sonstigen Wahlverwandtschaften ein neues uraltes Gemeinschaftsleben zu erproben. Solche Experimente werden das Zusammenleben der Zukunft vorbereiten.

Hier gibt es weder Ausbeuter noch Ausgebeutete. Hier kann jeder seine handwerklichen, intellektuellen und sozialen Fähigkeiten entwickeln. Hier haben Kinder ihr „Dorf“, das sie zu ihrer Entwicklung benötigen. Hier findet der Kontakt zur Natur statt. Hier lernen die Kinder, ökologische Grundsätze einzuhalten. Hier gibt es keine religiösen Indoktrinierungen, sondern anregende Gespräche, in denen Kinder ihre eigenen Gedanken äußern dürfen, ohne mit ewigen Höllenstrafen bedroht zu werden.

„Hausfrau kann heute ein ganz und gar politisch nicht korrekter Lebensentwurf sein, ein Widerstand gegen alle Aufdringlichkeiten des Zeitgeists. Die bewusste Hausfrau ist eine Rebellin gegen die Zwänge des Marktes. Sie macht nicht mit beim großen Rattenrennen. … Sie halten die Dinge zusammen und sorgen für eine Atmosphäre, in die man heimkehren kann.“ so Rückert.

Der momentane Feminismus hat nichts Besseres zu tun, als die Frau in die Fänge des Kapitalismus zu jagen. Noch immer gilt das Leitbild Simone de Beauvoirs, die ideale Frau ist die Kopie des idealen Mannes – auch wenn jener der jämmerliche Knecht seiner Vorgesetzten ist.

Keine asoziale Betreuung, keine tantenhaft betüttelnde Kita! Sondern freie Menschen, die sich frei assoziieren, um sich und ihren Kindern eine selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen.