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Archiv-Tagesmails

Sonntag, 04. September 2011 – Ewiger Holocaust

Hello, Freunde Angies,

die Kanzlerin hat alle Termine abgesagt. Ihr Vater darf nun schauen, was er immer geglaubt. Eine ungewöhnliche Biografie, ein harter Mann. Früh aus Überzeugung in die DDR gezogen, angeblich, um den Atheisten das Evangelium zu predigen. War er Sozialist? Er verteidigte meist die offizielle SED-Linie gegen die BRD, doch den Genossen galt er als Gegner. Zwischen allen Stühlen wollte er offenbar unbeugsamer Lutheraner sein.

Die älteste Tochter Angela Dorothea (= das engelgleiche Gottesgeschenk) konnte nicht mit dem emotional unzugänglichen, ständig abwesenden Pray-aholic. Was auf Gegenseitigkeit beruhte. Angie, die noch zwei jüngere Geschwister hat, hielt sich an Mami, die zu Hause gebliebene Sprachlehrerin. Mit der CDU konnte der alte Kasner (Vater von Merkel) sich nie anfreunden.

Im Grunde läuft die Pastorentochter auf den Spuren des ungeliebten Vaters: gleich weit entfernt von allen erkennbaren Positionen ergibt noch lange keine eigene Position. Mit dem Rechenschieber sich von allem distanzieren, in der Hoffnung, Gottes Auge ruht auf dem Nichtfeststellbaren, ist noch immer die tief eingekerbte Haltung untertäniger Protestanten: cujus regio, ejus religio, wessen das Land, dessen die Religion: eine willkürlich wechselnde Tagespolitik, die Angie perfekt beherrscht, aber niemand mehr versteht. An die Stelle der zufällig herrschenden regio hat Angie die launische Demoskopie gesetzt. Wie sie zwischen


Jugendweihe und Konfirmation, Gott und Marx hin und her lavierte, laviert sie heute zwischen neoliberalem Nachschwatzen und folgenlosen Christensprüchen. Angie hat keine Kinder, aber schon mehrere Enkel. Ein Marienwunder in Oma-Version. Die WELT hat einige Erkenntnisse des Merkel-Biografen Langguth (ehemaliger CDU-Abgeordneter, heute Polit-Professor) zusammengetragen. Desgleichen BILD, die alle „befremdlichen“ Punkte der Kasner-Biografie und seine CDU-Allergie herausstrich.

Auch in Israel gibt es Protestanten. Sie haben es noch mal geschafft und die größte Demo seit Bestehen des „jüdischen“ Staates zustande gebracht. Es sollen fast ne halbe Million auf den Straßen von Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten gewesen sein. Eine erkleckliche Quote für das Mini-Völkchen mit der riesigen Bedeutung für die Weltpolitik.

Ulrich Herbert hat Götz Alys neues Buch über das hasserfüllte Verhältnis zwischen Juden und Deutschen auch gelesen. Mit Anerkennung, nicht ohne Kritik. Nicht alles sei mit Neid und Gleichmacherzwängen zu fassen. (Neid allein ist eh keine mörderische Kategorie) Das Hauptkontingent der jüdischen Opfer bestand nicht aus supererfolgreichen Mammonisten aus dem Westen, sondern aus bettelarmen, zerlumpten Stedl-Juden aus dem Osten.

Nicht Neid, sondern Abscheu vor ihrer Armut soll hier das Motiv der deutschen Vernichtungsbereitschaft gewesen sein, so der Freiburger Historiker. Götz Aly würde zwischen materiellen Gründen und politischem Furor eine allzu enge Kausalitätslinie ziehen. „Ideologie“ sei eben nicht etwas Ausgedachtes, wie Aly meine, sondern ein „Überzeugungsgebäude mit Welterklärungsanspruch und eigener Wirkungsmacht.“

Was auf arabisch Dschihad heißt, nennen die Hebräer Milchama. Abgeleitet von Mäläch, dem König: das kriegerische Geschäft des himmlischen Königs. Es gibt nur eine einzige nennenswerte Untersuchung zum Thema mit dem Titel: „Der Heilige Krieg im alten Israel“, die stammt von Gerhard von Rad. Schaut man bei Wiki nach unter „Heiliger Krieg“, wird diese Untersuchung erwähnt, sogleich aber für widerlegt erklärt. Gleichwohl wird nicht geleugnet, dass es eine „von JHWE (= Jahwe) gelenkte Kriegsführung“ gibt, die bis zur „späten jüdischen Apokalyptik“ durchgehalten wird. Dann aber – Ende gut, alles gut – „sich zu großen prophetischen Friedensvisionen fortentwickelt“.