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Samstag, 07. April 2012 – Inkubus und Sukkubus

Hello, Freunde des Inkubus,

an Ostern, dem lieblichen Fest, erkennt man die größte Kulturfälschung in der Geschichte der Menschheit am deutlichsten. Aus Natur wurde Übernatur.

Die Übernatur legt sich wie ein Inkubus auf die Erde, saugt ihr die Energie aus, eignet sich alles an, was ihr dienlich scheint, schmückt sich mit den Fähigkeiten der Natur, der man zum Dank alles in die Schuhe schieben kann, was man für schädlich hält.

Der Inkubus ist ein männlicher Dämon, ein Alb (woher Albtraum oder schwäbische Alb kommt) oder Waldgeist, der des Nachts über eine Frau kommt, um sie ungefragt zu penetrieren. Er bevorzugt die missionarische Stellung, woher sein Name kommt: der, der oben liegt und zwangsbeglückt, also ein veritabler Missionar. Liegt der Lügengeist unten und mimt das Weib, ist er ein Sukkubus.

Ostern ist das Fest der Fruchtbarkeit, einst legten sich die Menschen in die Ackerfurche und begatteten sich, um die Natur zu gleichem Tun anzuregen, fruchtbar zu werden und eine gute Ernte zu bringen.

Das orgiastische Naturfest wurde überlagert, verfälscht in ein wunderhaftes Spektakel aus Tod und Auferstehung. Wunder sind tödliche Attacken auf die Natur, Interventionen von oben, die das natürliche Gesetz angreifen und eliminieren, um etwas Unvergleichliches an seine Stelle zu setzen.

Dann geht das Spiel so: gibt’s gute Früchte, sind sie dem übernatürlichen Wunder entsprossen, gibt’s missratene, sind sie

die Früchte der minderwertigen, tückischen Natur.

Damit ist klargestellt, dass alles Gute von oben kommt, das Gegenteil von Mutter Natur oder ihren Anhängern. Das wurde zum Charakteristikum der gegenwärtigen Kultur. Menschenrechte und Demokratie entstammen biblischen Schriften; alles Menschenverachtende, Dionysische sind Erfindungen der Heiden.

Diese Schuld- und Verdienstverteilung hat sich auch der Christenfamilie inkubisch aufgeprägt, weshalb die meisten ehrbaren Familien zu unendlichen Albträumen wurden. Papa hatte immer Recht, Mutter verstummte.

Heute beginnt dieses bewährte Spiel zu kippen. Inzwischen wollen Frauen unverständlicherweise keine Sukkubi mehr sein. Männer, ich habe euch gewarnt, Inkubi aller Länder, vereinigt euch.

Übernatürliche Vorgänge imitieren die natürlichen, um sie überflüssig zu machen und auszusortieren. Das ist kein Wandel durch Annäherung, sondern Ausrotten durch Nachahmung.

Was Tod und Auferstehung in der oberen Wunderwelt, ist Säen und Ernten in der realen Natur. Der Lieblingsjünger beschreibt den Vorgang: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, trägt es viel Frucht.“ ( Neues Testament > Johannes 12,24 / http://www.way2god.org/de/bibel/johannes/12/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/johannes/12/“>Joh. 12,24)

Es geht nicht nur um Säen und Ernten, es geht um Wachstum und Profit. Wenn ein Weizenkorn allein bleibt, wirft es nichts ab, das Bruttosozialprodukt bleibt statisch. Stirbt es vorher, kommt‘s zur fruchtbaren Zerstörung, der Ertrag wächst und gedeiht, wir sprechen von einer dynamischen Wirtschaft.

Das wird auch im Gleichnis vom Weinstock erklärt: „Jedes Schoss, das nicht Frucht trägt, das nimmt er weg und jedes, das Frucht trägt, das reinigt er, damit es mehr Frucht trage. … Wenn jemand nicht in mir ist, der wird weggeworfen und verdorrt. … Dadurch wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht tragt.“ ( Neues Testament > Johannes 15,1 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/johannes/15/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/johannes/15/“>Joh. 15,1 ff)

Der Herr steht auf der Seite der Wachstumsideologen. Wer nur bewahrt, verrottet, der Gläubige erbringt exponentiellen Zuwachs, das christliche Dogma preist und verherrlicht den nicht zu sättigenden Hunger nach immer mehr. Es gehört zur Ehre der Natur, ausgesaugt und ausgeblutet zu werden, damit die Übernatur groß und stark werde und sich auf der ganzen Erde breit mache.

Wie schaffe ich Ertrag, Wachstum und Profit? Indem ich töte. Ich muss das Korn in die Erde legen, damit es abstirbt und aus dem Tod neues Leben erwächst.

Der Tod ist die Voraussetzung des besseren Lebens. Wenn wir töten, was wir lieben, geschieht es zum Zwecke ansteigender Rentabilität. Der alte Mist muss weg.

Christus ist kein Konservativer, der nur erhält, was vorliegt, er ist ein Progressiver. Mit seinen Pfunden muss man wuchern, die Kurven müssen nach oben steigen.

Die höchste Progressionsstufe ist das Erreichen des perfekten Ertrags, identisch mit übernatürlicher Vollendung: das Dasein in Herrlichkeit. „Es wird gesät in Verweslichkeit, es wird auferweckt in Unverweslichkeit; es wird gesät in Unehre, es wird auferweckt in Herrlichkeit; es wird gesät in Schwachheit, es wird auferweckt in Kraft.“ ( Neues Testament > 1. Korinther 15,42 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/1_korinther/15/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/1_korinther/15/“>1.Kor. 15,42 ff)

Aus Verwesung, Schwäche und Unehre wird Kraft, Unverweslichkeit und Herrlichkeit. Aus irdischen Kapitalien, die vermodern, verfallen und zugrunde gehen, werden unverrottbare Schätze im Himmelreich.

Wenn Jesus am Kreuz den Tod auf sich nimmt, legt er den Grundstein für seinen finalen Erfolg. Das Geheimnis des Durchsetzens und Siegens ist die geplante und vorsätzliche Selbst-Tötung auf Verlangen. Pilatus und die römischen Schergen sind nur gehorsame Instrumente des vorgeschriebenen Heilsplans.

Der Messias ist das Samenkorn, das sterben muss, um in Macht und Herrlichkeit aufzuerstehen. Nicht Hegel ist der Erfinder der modernen Dialektik, sondern der Erlöser.

Die griechische Dialektik verblieb im grünen, natürlichen Bereich. Die Natur erneuert sich im Wandel von Säen, Früchtetragen und – nein, nicht Absterben, sondern Zurückkehren in den Schoss der Natur, um den Rhythmus von vorne zu beginnen.

Der griechische Kosmos ist unsterblich, der Tod nur ein anderer Aggregatzustand des Lebens. Alles verwandelt sich, alles bleibt im unwandelbaren Schoss der Natur: Monismus.

Der christliche Dualismus zerreißt das kosmische Band der Verbundenheit, die ein absolutes Nichts des Bösen nicht kennt. Griechische Dialektik ist Einheit der Polaritäten, auf nichtkausale Wunder kann verzichtet werden.

Christliche Dialektik braucht den göttlichen Interventionisten, der die Widersprüche zwischen Sein und Nichtsein bis aufs Äußerste erweitert, alles Natürliche in der Mitte zerreißt und den Tod zum absoluten Feind des Lebens erklärt, der aus eigener Kraft nicht mehr zum Leben zurückfindet, sondern der wunderhaften Erlösung bedarf.

Hegels Dialektik bezieht sich zu Unrecht auf die Griechen. Wenn er das Zitat vom Weizenkorn zitiert, um Dialektik zu erklären, zerreißt auch er das kosmische Band und benutzt die Höllenfahrt des Herrn, um alle Erneuerung als „gesetzmäßiges Wunder“ zu deklarieren.

Gesetz und Wunder sind wie Feuer und Wasser, doch genau diese Unüberbrückbarkeiten muss das Gesetz der Dialektik zur Synthese bringen, Griechisches und Christliches soll miteinander vermählt werden. „Der Tod dieses Lebens ist das Hervorgehen des Geistes“, schreibt Hegel in der „Wissenschaft der Logik“.

Die Antithesen auf der zweiten Stufe der Dialektik sind keine salonhaften interessanten Debattenbeiträge, sondern absolut unverträgliche, bis aufs Nichtsein miteinander verfeindete Todfeinde, nicht anders als Satan der absolute Gegner des Gottessohnes ist – der dennoch von letzterem überwunden und zur Synthese geheilt wird.

Die Synthetisierung ist eine wunderhafte Heilung, die zugleich ein natürliches Gesetz sein soll. Jeder Widerspruch ist ein existentiell-tödlicher, der durch heilsame Dialektik in berechenbarer Zuverlässigkeit in Harmonie aufgelöst werden wird.

Dialektik ist Wunder als Gesetz. In den „Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie“ schreibt Hegel: „Die Entwicklung des Baums ist Widerlegung des Keims, die Blüte die Widerlegung der Blätter, dass sie nicht die höchste, wahrhafte Existenz des Baumes sind. Die Blüte wird widerlegt, durch die Frucht; aber sie kann nicht zur Wirklichkeit kommen ohne das Vorhergehen aller früheren Stufen.“

Das Naturgeschehen ist eine Kopie des Heilsgeschehens, das aus Tod und Auferstehung besteht. Alle Naturvorgänge sind unendlich viele Wiederholungen tödlicher Widersprüche, die zur Voraussetzung des spiralig nach oben zeigenden Lebens werden, das sein Ziel in der Vollendung des Seins erfährt, wo der Gegensatz zwischen Sein und Nichts für immer aufgehoben ist.

Das gilt nicht nur für die Natur, auch der Mensch muss sich diesem Gesetz unterwerfen, wenn er kein „trüber Gast auf Erden“ sein will. „Und solang du das nicht hast, Dieses Stirb und Werde, Bist du nur ein trüber Gast auf der dunklen Erde.“ (Goethe: „West-östlicher Diwan“)

Hegel will nachweisen, dass der Inkubus kein illusionärer Dämon, sondern ein integraler Bestandteil der Natur ist. Dass Natur und Übernatur eine Einheit bilden. Wunder und Tod sind keine Widersprüche zur natürlichen Kausalität. Das Unverträglichste ist nur Teil des Ganzen, das sich in der Allversöhnung am Ende der Zeit zusammenfindet.

Hegel ist Anhänger der theologischen Lehre der „Wiederbringung aller Dinge“ (Apokatastasis panton), die von griechisch beeinflussten Kirchenvätern wie Origenes geglaubt wurden, der sich keinen liebenden Gott mit ewiger Hölle vorstellen konnte.

Erst der westliche Dualist Augustin zerriss den Kosmos bis auf den Grund, verbot die „ketzerische“ Lehre der finalen Versöhnung und beharrte auf Himmel und Hölle als unversöhnlichen Ausgängen der Heilsgeschichte, die sich niemals zusammenraufen werden.

Diesen höllischen Pessimismus hat sich Augustin nicht aus den Fingern gesaugt. Er konnte sich auf heilige Schriften beziehen, die keinen Grund sahen, den Bösesten unter den Bösen irgendeine Hoffnung zu machen. Auch nicht nach Erleiden pädagogisch gedachter, interimistischer Fegefeuer. „Jede Pflanze, die nicht mein himmlischer Vater gepflanzt hat, wird ausgerissen werden.“ ( Neues Testament > Matthäus 15,13 / http://www.way2god.org/de/bibel/matthaeus/15/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/matthaeus/15/“>Matth. 15,13)

Hat Gott als Schöpfer aller Dinge nicht eh alle Pflanzen gepflanzt? Hier öffnet sich der Schleier des glaubenden Unglaubens an die Allmacht des Kreators. Es zeigt sich die „Fehlleistung“, dass Gott die überlegene Natur benützt, um bei Nacht und Nebel seine eigenen Früchtchen anzubauen.

Was nicht von ihm gepflanzt ist, muss vernichtet werden. Keine Hegel‘sche Dialektik kann hier das Verfeindete zueinander bringen.

Der Schwabe, der es nicht ertrug, dass das Sein in einem ungeheuren Missklang endet und der mit Hilfe seiner zauberhaften Versöhnungskunst am Ende der Tage Friede, Freude und Eierkuchen herstellen wollte, wird durch den unerbittlichen Galiläer widerlegt: „Lasset sie, sie sind blinde Führer von Blinden. Wenn aber ein Blinder einen Blinden führt, werden beide in eine Grube fallen.“ ( Neues Testament > Matthäus 15,14 / http://www.way2god.org/de/bibel/matthaeus/15/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/matthaeus/15/“>Matth. 15,14) An dieser Grube zerschellen die gutwilligen dialektischen Kinderträume des gelehrten Stuttgarters.

 

Zu Ostern warnt der Papst die Menschheit vor Hochmut. Sagt einer, der unfehlbarer Stellvertreter eines omnipotenten Gottes sein will. Kann es etwas Hochmütigeres geben? Dagegen hilft nur noch Füßewaschen auserlesener sauberer Füßebesitzer.

Wie viele Deutsche glauben an ein Leben nach dem Tod? Mehr als ein Drittel: 38%. Die Katholiken glauben mehr als die desolaten Protestanten.

Jetzt der Clou: welche Parteimitglieder glauben am meisten an das ewige Leben? Festhalten: die Anhänger von CDU und CSU glauben am wenigsten: 35%. Die Anhänger der Piraten und der Grünen sind die frömmsten: 39% und 40%. Luja sog i.

Ernst Elitz war Gründungsintendant des Deutschlandfunks und schreibt regelmäßig für BILD. Er hat keine Bedenken, in seiner Osterbotschaft die dicksten Lügen aufzutischen: dass die Menschenrechte dem christlichen Credo entstammten und identisch mit einer so genannten Nächstenliebe wären.

Andrea Nahles ist gläubige Katholikin und betet für alles in der Welt. Nur nicht für die drei Kandidaten Steinbrück, Gabriel und Steinmeier. Sacra, wie soll denn die Proletenpartei ohne Gottes Hilfe gewinnen? Nahles ist schuld, wenn die Roten wieder bei Mama Merkel unterm Rock landen. Vermutlich will sie das. Oder sollten die Drei von der Tankstelle etwa evangelisch sein? Hier tut sich ein ökumenischer Offenbarungseid auf.

Die FR ist just in time zu Ostern von Paulus fasziniert. Er habe aus der Osterbotschaft eine radikale, zugespitzte Konsequenz gezogen. „Sie macht alles neu.“

Hier irren FR und Paulus: „Alles neu macht der Mai, macht die Seele frisch und frei“. Wer‘s nicht glaubt, hier steht‘s.

Herr Pilz muss seine eigene Zeitung nicht lesen. Sonst hätte er im nächsten Artikel des Fachmannes nachlesen können, dass Paulus zwar Neues verkündigte, doch alles beim Alten ließ. Sklaven blieben Sklaven, Frauen blieben unter Kopftuch. Woran erinnert das nur?

Noch ein Profichrist, der Neues verspricht und Uraltes tut. Der den Muslimen in Bayern vorwirft, sie würden ihre integrativen Pflichten nicht erfüllen. Wogegen er als Innenminister auf die Wichtigkeit von Kruzifixen in Klassenzimmern pocht.

Die Protestanten verlieren immer mehr Leute, schon heute, mitten im christlichen Abendland, sind sie in der Minderheit, was ein Skandal ist, der vom Gesetzgeber umgehend verboten werden muss. Jetzt müssen sie schon ihre Kirchengebäude verkaufen.

Das kann den Katholiken nicht passieren. Sie umarmen weiträumig ihre bunten Kapellen, damit sie ihnen nicht genommen werden können.

Liebe Geschwister, spendet für die Lutheraner, bevor sie auf die rote Liste der aussterbenden Arten kommen.

Sonst heißt es unter Wüstlingen und Angebern: wer hat den Größten? Heute heißt es: wer hat den größten Jesus?

Die Kirchen hierzulande bestimmen noch über Tanzen oder Nichttanzen an den „hohen Feiertagen“. Es gibt immer mehr Proteste. Tanzt gegen die Christenscharia!

Warum spricht Winfried Kretschmann ein so betontes breites Schwäbisch? Weil er kein Schwabe, sondern reingeschmeckter Ostpreuße ist. Er ist kein Linker, glaubt nicht an das Glück, aber an den Engel mit dem Flammenschwert.

Weil er die Natur liebt, ist er Biologe geworden. Die Welt kann er nicht retten. War Welt nicht Synonym für Natur im Neuen Testament? Die Grünen wollen die Natur retten, glauben aber nicht, dass sie es können.

Bodo Ramelow ist Linker, aber auch Christ. (Das „aber“ streich ich nach obigen demoskopischen Daten.) Er betet nicht nur, sondern fordert auch von seinen GenossInnen Respekt – für den Papst. Bei so viel brüderlicher Pietät kann es nicht ausbleiben, dass der Papst alsobald – Linker wird.