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Samstag, 01. Dezember 2012 – Armageddon

Hello, Freunde Ägyptens,

in England, Frankreich und in den USA habe es 200 Jahre bis zur Stabilisierung der demokratischen Verfassung gedauert, in Ägypten könne es auch keine Wunder geben, sagt Rami G. Khoury zur gegenwärtigen Verfassungskrise in Ägypten. Dennoch sei er optimistisch, die meisten Menschen würden sich zwar noch religiös nennen, wollten aber keine religiösen Staaten. Die Skepsis des Westens sei unangebracht.

(Zumal bei den Deutschen, die noch nie eine demokratisch-verlässliche Verfassung aus eigener Kraft zustande gebracht haben, von aller Welt geliebt werden wollen, aber nicht mal zu EU-Ländern solidarisch sein können.)

Der derzeitige Pessimismus in Amerika und Europa sei ein Zeichen von Ungeduld. „Die Leute brauchen mehr Vertrauen in die Vernunft der gewöhnlichen Ägypter, Tunesier und anderer Araber.“ (TAZ-Interview von Jannis Hagmann mit Rami G. Khoury)

In langsamen Schritten überwindet humane Vernunft den Giftkern der Religion. Die überwiegende Majorität hat die Intoleranz der Offenbarungen abgelegt und will in den Reigen gleichberechtigter Völker – wo der Stachel des ungleichen Neoliberalismus auf sie wartet.

Jetzt wird die Phase der humanisierenden Um-Deutung der Heiligen Schriften kommen, von deren uralter Autorität man sich noch nicht trennen kann. Noch steckt den Menschen die Angst in den Knochen, vom Himmel verurteilt zu werden, wenn man seine eigene Welt aufbaut, zum Tyrannen der ungleichen Gnade nicht

zurückkriechen will. Weiter hats der christlich-jüdische Westen auch nicht gebracht.

Der nächste Schritt wird ein gemeinsamer aller drei Monotheismen sein: die Erkenntnis, dass Humanisierung von Intoleranz keine stabile Grundlage für Toleranz sein kann. Dass Toleranz aus heiligen Büchern nicht bezogen werden kann, sondern aus dem Glauben des Menschen an den Menschen. Von Göttern müssen nur diejenigen abgeschafft werden, die sich davon ernähren, dass sie Menschen beschämen, quälen, strafen und die Natur zur Schöpfung eines wahnhaften Mannes erniedrigen.

Sola gratia? Nein, sondern allein durch die Autonomie des freien, freudigen und solidarischen Menschen. Solo verbo? Nein, sondern allein durch die Vernunft, die sich in der Vernunft aller Menschen wiederfindet. Sola scriptura? Nein, sondern allein durch liebenden Streit, durch Gespräche der Menschheit mit sich selbst. Nachdem der Mensch den Gott erfand, sollte er Gott wieder abschaffen, um den Menschen finden.

Nach der unvermeidlichen, aber in die Irre gehenden Epoche der männlichen Hochkultur und ihrer affektgesteuerten Gewaltgötter muss eine neue Epoche eingeläutet werden: die Epoche des homo sapiens, des weisen Menschen. Die von Göttern anerzogene Scham, weise zu werden, ist die wahre Sünde des Menschen gegen sich selbst. Solange ihr euch weigert, Weisheit zu lernen, solange werdet ihr das Reich der Natur nicht erhalten.

Merkwürdig, wie bestimmte Begriffe, die einst das Menschsein ausmachten, kaum mit der Zange angefasst werden können. Man muss Handschuhe überziehen, sich eine Gesichtsmaske zulegen, um von Weisheit zu reden, von Besonnenheit, Klugheit, Wahrheit.

Die Abneigung, der Widerwille, ja, der Ekel vor den Idealitäten früherer Zeiten sind die abgelagerten Beinhäuser und Menschengerippe in der Tiefe religiöser Gewässer, wenn sie allmählich abfluten und ihre Myriaden abgeschlachteter Opfer ans Tageslicht kommen. Unter den Fluten der heiligen Worte liegen die anonymen Friedhöfe der Gottesopfer.

Unter der Herrschaft der Priester war es verboten, weise zu sein. Höchststrafe für Tugend und Menschlichkeit. Das Gute ist pervers, das Böse ist das Gute. Weise zu sein, war für Gottesanbeter so viel wie heidnisch-überheblich zu sein. Nichts hasste der labile Schöpfer mehr als den selbstbewussten Menschen. Wenn Gutmenschen in genialer Dämonophilie durchsiebt werden, spricht die Stimme Gottes aus den Menschenverächtern.

Ein Weltereignis, wenn in New York ein Polizist einem frierenden Obdachlosen warme Socken und Schuhe kauft. Was für ein cleverer Bursch, sich mit wenigen Dollars zur beginnenden Adventszeit in die Weltmedien einzuschleichen.

Dabei weiß jeder, wie viele gute Taten es auf der Welt gibt, für die sich kein Zeitbeobachter interessiert. Warum gerade der Eine? Weil es gar nicht um die gute Tat geht, sondern um die von der Unsichtbaren Hand auserwählte Einzigartigkeit, nein, nicht des einzigartigen Gutmenschen, sondern der einzigartigen Selektierer, die der Masse ihrer Leser oder Zuschauer das amerikanische Märchen verkünden: Du bist einzigartig, mein Sohn. Auf dir ruht mein Wohlgefallen. Dich habe ich entdeckt, du bist mein Werk.

Mit Moral hat das Werk der Barmherzigkeit nichts zu tun, sondern mit Offenbarung und Wiedergeburt. Danach war nichts mehr, wie es war. Es beginnt ein völlig neues Leben.

Jede Bambi-Verleihung ist eine Idolisierungsorgie der Verleiher, der Rest ist Staffage. Jeder Preisträger der Inbegriff des Ungewöhnlichen und Außerordentlichen: Er hat uns die Augen geöffnet.

Auch die TAZ schreckt vor der jährlichen Auszeichnung von Gutmenschen nicht zurück, wenngleich sie sich im täglichen Geschäft mit Hohn auf Gutmenschen von niemandem übertreffen lässt. Begegnen sich zwei Weise wie der Dalai Lama und der Franzose Stéphane Hessel, werden sie von der TAZ mit Ekelgefühlen zusammengestaucht. Nicht, weil jene eine Heuchelshow abgeliefert hätten, sondern weil sie weise sind und es vielfältig bewiesen haben. Was nicht bedeuten muss, dass sie perfekt sind.

Von genauer Kritik ist ohnehin nie die Rede. Entweder geht’s um echte Typen für die Szene oder ab in den Orkus der Lächerlichkeit. Gibt es etwas Vorbildliches, genügt der Hauch einer Schwachstelle und das Vorbildliche kannst du an der Wand abkratzen. Es muss unerträglich sein für Leute, sich mit Tugenden gemein zu machen. Weg, Versucher und Verführer zum tugendhaften Leben, die ihr mich zu einem Menschen machen wollt, lieber mit Stalin in die Hölle als mit euch in den Himmel.

Bad news are good news. Es ist nicht nur Raffinesse, schlechte Nachrichten als gute auszugeben. Die Raffinesse ist zum Dogma geworden, das aber über Nacht in ein Geschrei über die verwahrloste Welt umkippen kann, wenn die Hüter der schlechten Nachrichten selbst von der Schlechtigkeit angerührt wurden. Plötzlich liest man Sätze, die man zum letzten Mal in der Kinderstube gehört hat und nicht mehr hören konnte: Das tut man nicht, das gehört sich nicht.

Sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten – das Motto von H.J. Friedrichs –, wird noch immer allen Nachwuchsschreibern als Bergpredigt des Journalismus eingebrannt. Umso merkwürdiger, als Friedrichs selbst privatissime ein Gutmensch gewesen sein muss.

Moral ist Privatsache. Arbeit, Wirtschaft und Politik wird amoralischen Männerhorden überlassen, die das Kommando über die Welt an sich reißen. Sich gemein machen mit dem Guten? Geht’s noch? Friedrichs Nachfolger Wickert übernahm das Motto und schrieb dennoch dicke Bücher über Moral.

Entweder beherrschen die Rädelsführer der Meinungsbildung nicht mehr die deutsche Sprache oder sie sind schizophren. Kein Korrespondent muss in Tränen zerfließen, wenn man ihn bleich sieht beim Bericht über schreckliche Scharmützel. Das ganze ist nur ein törichtes Versteckspiel. Jeder Journalist wäre empört, wenn man ihn der Sympathie mit Assad verdächtigte. Doch zeigen darf er’s nicht. Das Objektivitätsspiel zur Tarnung der eigenen moralischen Asthenie.

Gott und objektive Beobachter lassen regnen über Böse und Gute. Es ist die Haltung vieler deutscher Eltern: mir egal, wer den Streit begonnen hat oder schuldig ist, zur Strafe kriegt ihr alle Facebook-Entzug. Götter sind für das Große und Ganze da, nicht für Peanuts in der Kinderstube.

Der Satz: wer nicht im Kleinen treu ist, ist es auch nicht im Großen, hat sich ins bombastische Gegenteil verkehrt. Die Leistungsträger der Eliten müssen sich um die Wirtschaft der Zukunft kümmern, um Beschaffung der Arbeitsplätze und die Eroberung des Weltmarkts, da haben sie keine Muße, sich mit Hartz4-Tarifen zu beschäftigen. Gerechtigkeitsfragen sind lästige Basisfragen, genügt es nicht, wenn die Überflüssigen nicht verhungern müssen?  

Die Aversion gegen das Gute liegt daran, dass seit 2000 Jahren das Gute den Menschen mit dem Höllenhammer eingebleut wurde. Wenn das ganze religiöse Über-Ich von ununterbrochenen Blitzen des Himmels zerfurcht und gezeichnet ist, will sich jeder zur emanzipativen Erholung mit Marquis de Sade beschäftigen. Ah, was für herzerweichende Schweinereien, was für exquisite Unflätigkeiten. Her mit den geschändeten Jungfrauen, den gekillten Lustknaben. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass selbst der KZ-Tourismus kein erkenntnisgeleitetes Bedürfnis sondern eine seelenreinigende Begegnung mit der Vierten Dimension des Bösen ist, die uns von den täglichen Schlacken des Gutseins befreien soll. Danach wird der spießige Alltag wieder erträglich.

Nekrophilie nannte Erich Fromm die Liebe zum Toten und Leblosen. Man könnte hier von Satanophilie sprechen. Wenn man jahrtausendelang Gott schlucken musste, verträgt man nur noch den Digestiv erlesener und gallenbitterer Bosheiten. Zeige mir, wie vertraut du mit dem Bösen bist und ich sage dir, welch furchtloser Charakter du bist.

Das freiwillige Böse ist Erholung und Seelennahrung des vom erzwungenen Guten ausgebrannten Opfers aller Tugend-Predigten der letzten 2000 Jahre.

Das gesamte Vorabendprogramm der Öffentlich-Rechtlichen besteht aus homöopathischen Krimis, die uns den Überdruss an unserem caritativen Leben erst erträglich machen. Keinen besseren „Absacker“ zum wohlverdienten Feierabend als eine gemütliche Leiche in Rosenheim, Leipzig, Frankfurt und allen Städten der BRD. Und wie unerbittlich-standhaft die Horden aller Kommissare – und Kommissarinnen – dem Bösen ins Auge schauen, dass es einem schaurig-wohlig über den Rücken rieselt!  

Doch all dies ist nichts gegen die regelmäßige Berichterstattung unserer Kanäle über Natur- und Kriegskatastrophen. Da werden mit Liebe zum Detail die genaue Zahl der Opfer genannt, ob Deutsche drunter waren und wie viele, aus welchen Ursachen das Feuer in Neustadt-Titisee entstand – zumeist ist über die genauen Ursachen des Unglücks noch nichts bekannt, sodass Spannung für die nächsten Tage garantiert ist –, mit wie vielen Pistolen von Heckler & Koch der Schulattentäter ausgerüstet war.

Über die Situation unserer Abgehängten in elenden Vororten haben die Medien seit Jahrzehnten nichts berichtet. Doch bei jedem Verkehrsunfall mit mehreren Toten verweilen sie in nekrophiler Verzücktheit. Die Ausnahme macht den Normalfall erst erträglich.

Ist der Ausnahmezustand ein böser, verstehen wir den Geistesblitz des Ausnahmedenkers Carl Schmitt: Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet. Diesen Satz haben sich die Medien unter den Nagel gerissen, deren Hauptbeschäftigung in ständiger Erfindung neuer Ausnahmen besteht – bis die Ausnahme zum Regelfall der Gesellschaft geworden ist.

Fragt man einen Passanten in der Fußgängerzone, ob er sich für einen guten Menschen hält und wo er das Gute gelernt hat, kommt mit Garantie der verschämte Hinweis auf heilige Schriften. Selbst der größte Kritiker der Kirchen hält sich für einen geheimen Jesus von Nazareth. Wie würde er sich schämen, wenn sein Ich-Ideal ans Licht käme.

Es ist der absolute Triumph der Nachkriegskirchen, die sich das ganze Erziehungswesen von der Kita bis zum schulischen Religionsunterricht unter den Nagel gerissen haben, dass alle Deutschen das Gute mit dem lieben Gott und dem Neuen Testament identifizieren.

Das einstmals griechenbesoffene Land weiß nichts mehr von Demokrit und Euripides, von der athenischen Urpolis, von kynischen und stoischen Menschenrechtlern, von Solon und Perikles.

Normale Menschen glauben, moralisch besser zu werden, indem sie das Böse unterlassen. Das Gute, dieser Satz steht fest, ist stets das Böse, das man lässt. Dies halten sie für einen Gemeinplatz und für den Kern der christlich-abendländischen Botschaft.

Nichts kann falscher sein. Gott benötigt den Teufel, um die ganze Heilsgeschichte notwendig und möglich zu machen. Ohne seinen höllischen Knecht wäre der Tattergreis im Himmel hilflos. Ohne das Böse geht in dieser Kultur nichts. Das Gute und Böse sind miteinander verkettet wie Herr und Knecht bei Hegel, wo jeder den andern in der Hand hat.

Das Gute bestimmt zwar das Ziel, doch das Böse ist die Energie, die den Menschen erst in die Gänge bringt. Gott braucht seinen Alter Ego, um die Menschen aus ihrer Trägheit herauszujagen.

Der faustische Pakt ist ein Pakt mit dem Teufel – im Dienst des Herrn. Genau so verstanden die Nationalsozialisten ihre heilsgeschichtliche Berufung. Um das finale Gute zu bewirken, muss man zum instrumentellen Bösen greifen.

So der Herr im Prolog zu Mephisto:

„Du darfst auch da nur frei erscheinen;

Ich habe deinesgleichen nicht gehasst:

Von allen Geistern, die verneinen,

Ist mir der Schalk am wenigsten zur Last.

Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen,

Er liebt sich bald die unbedingte Ruh;

Drum geb ich gern ihm den Gesellen zu,

Der reizt und wirkt und muss als Teufel schaffen.“

Der Teufel ist von Gott zum Erzieher, zum Knabenbegleiter der Menschen eingesetzt worden, zu seinem Coach und Fitnessmotivator (reizen und wirken = motivieren). Der Teufel muss die eigentliche Arbeit schaffen und den verwöhnten Menschen mit der Peitsche antreiben. Das pädagogische Programm des Mephisto ist eine durchdachte Strategie:

„Ihm hat das Schicksal einen Geist gegeben,

Der ungebändigt immer vorwärtsdringt,

Und dessen übereiltes Streben

Der Erden Freuden überspringt,

Den schlepp ich durch das wilde Leben,

Durch flache Unbedeutendheit,

Er soll mir zappeln, starren, kleben,

Und seiner Unersättlichkeit

Soll Speis und Trank vor giergen Lippen schweben:

Er wird Erquickung sich umsonst erflehn,

Und hätt er sich nicht dem Teufel übergeben,

Er müsste doch zugrunde gehen.“

Erst muss er zugrunde gehen, damit er erlöst werden kann. Die Verse des Teufels könnte man zusammenfassen: durch sinnlose Eventkultur und gierig-unerfüllbare kapitalistische Wünsche soll der Mensch auf dem Zahnfleisch kriechen. Erst dann hat er sich die Erlösung verdient. Der Teufel muss dafür sorgen, dass Faust tragisch scheitert. Dann hat er sein Klassenziel erreicht: letzter Akt, Engel, die Erlösung zieht den Vorhang zu.

Das ist der faustische Pakt: durch Scheitern zum Sieg. Punktgenau die Kopie des jesuanischen Pakts: durch Kreuz zur Krone, durch Leid zum Sieg. Faust ist die deutsche Bildungsausgabe des Herrn Jesus.

Die christliche Ethik ist keine Ethik des Guten unter fortgesetzter Überwindung des Bösen. Das Gute und das Böse sind zwei siamesische Zwillinge. Wer sie auseinander risse, würde beide erledigen. Sie brauchen sich gegenseitig wie der Nordpol den Südpol.

Schon bei Thomas von Aquin wird das Böse als kreative Potenz für das Heilswerk des Herrn geschätzt. Bei Machiavelli ist das Böse der wirksamste Mitarbeiter im Dienste eines guten Staates. Mandeville nimmt den rabenschwarzen Faden auf und beginnt das Böse konkret in die Wirtschaft zu übertragen: private Laster, öffentlich-ökonomische Tugenden. Bei Marquis de Sade wird der Teufel zu Gott.

Das geht ununterbrochen weiter bis heute. Ohne heiligen Egoismus kein homo ökonomicus, kein Wirtschaftswachstum, kein Wohlstand, der den Leuten zu den Ohren herauskommt.

Hat jemand neulich in ARTE das wunderbar dämonische Interview des amerikanischen TV mit der Ayn Rand, der unbestrittenen Gorgo des Neoliberalismus gesehen? Mitleid mit dem Nächsten ist das Böse, sagte sie abgründig. Ein Mr. Greenspan war der Meisterschüler der Prophetin des reinsten Neoliberalismus, den die Weltgeschichte bisher gesehen hat. Selbst Jeffrey Sachs zeigte sich erschüttert über den ungehemmten Amoralismus der erfolgreichen Romanschreiberin und verwies auf Hayek, der die Versager wenigstens nicht verhungern lassen wollte. Der sacro egoismo ist das mussolinische Element im überaus demokratischen Wallstreet-Kapitalismus.

Das offizielle Christentum gibt sich als Feindin des Bösen. In Wahrheit würde das ganze dogmatische Heilsgebäude zusammenkrachen, wenn der Sprit des Fortschritts, die Energie des ewigen Wachsens, die Motivation zur kreativen Unendlichkeit versiegen würde.

Das ist der Grund, warum es keinen moralischen Fortschritt geben darf: ohne Gottseibeiuns keinen Gott. Ohne Peitsche keine Beschleunigung zum Ende. Die christliche Ethik ist eine polare Ethik, das Gute ist kraftlos ohne das Böse. Der Teufel ist die andere Seite des Gottes.

Den Triumph des Bösen sehen wir im apokalyptischen Sieg des Teufels, wenn er die Majorität der Menschheit für immer ins Verderben führt. Dem Herrn der Geschichte bleiben eine Handvoll Auserwählter, ein Nichts im Vergleich zur massa perditionis (Masse der Verlorenen) im ewigen Feuer. Der Hauptstrang der gegenwärtigen Weltpolitik läuft auf den Endsieg der Hölle zu.

(WELT-Interview mit dem Apokalypse-Forscher Thomas Grüter)

Wer den Faktor des selbsterfüllenden Weltuntergangs nicht sieht, kann die unlösbaren Probleme der Politik nicht verstehen. Was nicht lösbar ist, ist apokalyptisch. Wenn die Intellektuellen der Moderne mit stolzer Brust die Unlösbarkeit der Dinge preisen, der Philosophie das Problemlösen sogar verbieten – woher soll uns noch Hilfe kommen?

Wenn die Menschheit nicht mehr die Kraft aufbringt, ihre Schwierigkeiten zu überwinden, hat sie sich dem Bösen übergeben. Das Böse ist, rational gesehen, die Unfähigkeit des Menschen, in der Natur gut und freudig zu leben.

Die griechische Ethik, die kein Böses kannte, sondern nur verhärtete Irrtümer, beruhte auf der Analyse des Bösen zur Überwindung und Ausscheidung desselben. Nicht durch Verdrängung und Verleugnung des Bösen in den Untergrund, von welchem aus das Verhalten des Menschen bewusstseinslos gelenkt wurde, sondern durch Verstäubung des Schlechten in Nichts.

Habe ich meine Irrtümer durchschaut, verschwinden sie geräusch- und ersatzlos für immer. So unerträglich schlicht die Aufgabe, die sich Sokrates gestellt hatte. Er trug „Sorge für die Seele (wörtlich: Therapie für die Seele), damit diese so gut wie möglich werde.“ Punkt, das war‘s und das wäre Weisheit. Wie ekelhaft.

Der Gott des Abendlandes hat Weisheit verboten und in die unterste Hölle verdammt, weshalb wir Abendländer uns fürchten, weise zu werden. Über uns schwebt die Drohung des liebenden Gottes: „Vernichten werde ich die Weisheit der Weisen, und die Einsicht der Einsichtigen werde ich verwerfen.“ ( Neues Testament > 1. Korinther 1,19 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/1_korinther/1/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/1_korinther/1/“>1.Kor. 1,19 ff) Wer sich erdreistet, einsichtig und weise zu werden, begeht eine Todsünde.

„Wo ist ein Weiser? Wo ein Wortfechter dieser Welt (= ein streitbarer Denker)? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Denn weil die Welt durch ihre Weisheit Gott nicht erkannte, gefiel es Gott, durch die Torheit der Predigt die zu retten, die glauben.“

Wenn die Weisheit der Welt vor Gott eine Torheit ist, gibt es nur die Wahl zwischen Weisheit der Welt und Gottes Torheit.

In Armageddon, so glaubt die Mehrheit der Amerikaner, wird es zum Endkampf kommen zwischen dem Guten und dem Bösen. Vor dem Fall der Mauer war dies der Endkampf zwischen den USA und der Sowjetunion. Heute geht es um die Schlacht zwischen dem Israel der Endzeit und den „Königen aus dem Osten.“ (Offbg, Neues Testament > Offenbarung 16,16 / http://www.way2god.org/de/bibel/offenbarung/16/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/offenbarung/16/“>16,16 und Neues Testament > Offenbarung 19,11 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/offenbarung/19/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/offenbarung/19/“>19,11 ff)

Dem Herrn sei Lob und Dank, dass diese wüsten Fieberträume mit Weltpolitik nichts zu tun haben.