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Natur brüllt! C

Tagesmail vom 26.07.2024

Natur brüllt! C,

Ausverkauf der maroden Männer! Die weibliche Erde beginnt sie auszulachen:

„Die Angst des Männlichen vor dem Lachen einer selbstbewussten Frau, die vor keinem männlichen Gebaren, und sei es auch noch so fies und schmutzig herabwürdigend, einknickt: Das kann nur verrückt sein! Was wagt die sich, was mutet die uns zu, wofür hält sie sich? Blanker Horror lugte durch die Bekundung Trumps hindurch: So eine will mich fertigmachen – und sie könnte es schaffen.“ (TAZ.de)

Es ist die Angst der Männer vor ihren Frauen, deren verborgene Überlegenheit sie nicht ertragen. Ergo müssen die Frauen erschlagen werden.

Da die Erde weiblich ist, muss auch sie erschlagen werden. Die Männer müssen sie übertrumpfen oder aus dem Wege räumen. Kampf gegen die Natur ist ein versteckter Geschlechterkampf.

Kamala Harris hat ein perfektes Gebiss. Sie wird mit jenem Lachen beginnen, das sich wie ein Tornado über die Welt verbreiten und die Männer aus ihren Machtsesseln davonjagen wird.

Globalisierung ist in Wahrheit eine weltumspannende Lachbewegung, keine todernst- verbissene sachlich sein sollende Völkerausbeutung.

Beginnt in Amerika erneut ein weiblich inspiriertes Wunder wie bei Eleanor Roosevelt, die ihren Mann zu einigen völkerrechtlichen Selbstverständlichkeiten ermuntern konnte, gegen die er sich lange gesträubt hatte?

War Gott der erste, der in seiner Schöpfung lachte? Nein, er lachte seine misslungenen Geschöpfe aus. Lachen und auslachen sind wie Lebensfreude und Schadenfreude.

Im biblischen Alter sollte Abraham seiner Sara noch Kinder machen?

„Darum lachte Sara bei sich selbst und dachte: „Nun ich welk bin, soll mich noch Liebeslust ankommen?“

Das war eine Misstrauenserklärung gegen den Schöpfer und damit eine Ursünde: „Ist denn irgendetwas unmöglich für den Herrn?“

Wenn Männer etwas nicht leiden können, ist es, dass Frauen ihnen etwas nicht zutrauen. Also muss Sara sich entschuldigen, dass sie ihren Herrn und dessen Oberherrn ausgelacht hat. Das verleitet sie sogar zum Schwindeln:

„Sara leugnete und sprach: Ich habe nicht gelacht. Denn sie fürchtete sich. Aber er sprach: Doch, du hast gelacht!“

Hier beginnt die Furcht der Frau vor den Aggressionen ihres Mannes. Zuerst war sie ehrlich, dann schlug er zu. Dem armen Mann – mitteninne zwischen dem Spott seiner Frau und seines Gottes – blieb nichts anderes übrig als die Schöpfung zu tyrannisieren und der Welt seine zweifelhafte Überlegenheit zu demonstrieren. Bis zum heutigen Tag hat sich an dieser Missachtung der Natur nichts geändert.

An jenem Tag seiner Verspottung erfand der Mann die Unterdrückung der Natur, den naturausbeutenden Fortschritt und die Gottähnlichkeit seiner Genialität.

Doch so einfach war sein Geschäft nicht. Gott war nicht nur ein liebender und zürnender, er war vor allem ein auslachender Gott. Zuerst das Spotten, dann das Zürnen:

„Aber der im Himmel wohnt, lachet ihrer, und der Herr spottet ihrer. 5 Einst wird er mit ihnen reden in seinem Zorn, und mit seinem Grimm wird er sie schrecken.“

Natürlich galt der göttliche Zorn nicht zuletzt den Heiden:

„Aber du, HERR, wirst ihrer lachen und aller Völker spotten. 10 Meine Stärke, zu dir will ich mich halten; denn Gott ist mein Schutz. 11 Gott erzeigt mir reichlich seine Güte, Gott lässt mich herabsehen auf meine Feinde.“

Wenn Gott das Wirken der Menschen verhöhnt, stärkt er den Stolz der Seinen. Die einen werden erhöht, die anderen erniedrigt. Soll das jener berühmte Universalismus sein, die gleiche Wichtigkeit aller Menschen?

Im Neuen Testament wird noch alles verschärft, denn die Gesetze des Alten Bundes hatten nicht genügt, um die Missratenschaft der Menschen zu zügeln. Der Sohn des Gottes musste Mensch werden, sterben und auferstehen, um die marode Menschheit zu erlösen.

Hier gab es gar nichts mehr zu lachen:

„Weh euch Reichen; denn ihr habt euren Trost schon gehabt. 25 Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet weinen und klagen. 26 Wehe, wenn jedermann gut über euch redet“.

Wenn Christen einen guten Leumund besitzen bei Ungläubigen, liegen sie falsch. Nur wenn sie niedergemacht werden in der Welt, sind sie im Himmel gut angeschrieben.

Erlösung heißt immer: Entweder–Oder. Stets geht es auf die Spaltung der Menschheit hinaus. Weshalb die Menschheit immer tiefer gespalten wird: in Reichtum und Armut, in Fortschritt und Zurückgebliebenheit, in Mächtige und Ohnmächtige, in Erlöste und Verfluchte.

Der Herr kümmert sich nur um das eine verlorene Schaf, die Masse lässt er laufen.

„Seht doch endlich ein, wie groß eure Schuld ist; erschreckt und trauert darüber! Ihr sollt nicht mehr lachen, sondern weinen; aus eurer Freude soll Traurigkeit werden. 10 Demütiget euch vor dem Herrn! Dann wird er euch aufrichten.“

Die Welt darf nicht lachen. Mit ihrem provozierenden, lauten Lachen wäre Kamala in früheren Jahrhunderten als Hexe verbrannt worden. Sollte sie die Wahl gegen Trump wider alle Erwartung doch nicht gewinnen, müsste sie in Kanada unterschlüpfen, denn dann wird’s für sie gefährlich.

Amerika steht am Scheideweg. Nach dem Krieg war es zum guten Mentor Europas, vor allem Deutschlands geworden. Doch seit drei Jahrzehnten versinkt es im Sumpf seiner unbearbeiteten Religionsneurosen:

„Die Vereinigten Staaten sind auf dem besten Weg, zu einem Problem für die Welt zu werden. … Die unermüdliche Geißelung einer „Achse des Bösen“ und die beharrliche Unterstützung Israels bei gleichzeitiger Arroganz gegenüber den Palästinensern veränderten Zug um Zug den Blick Europas auf die USA. Der einstige Friedensstifter war zum Störenfried geworden. Die Europäer, die wie gehorsame Kinder Gottes paternalistische Macht lange Zeit respektiert hatten, entwickelten jetzt beängstigende Zweifel am Verantwortungsbewusstsein der Führungsmacht.“ (Emmanuel Todd, „Weltmacht USA, Ein Nachruf“)

Was bedeutet das für die Grundlagen der westlichen Politik?

„So werden die USA … zur globalen Speerspitze einer Revolution gegen die Gleichheit, eines oligarchischen Umbaus, der auf Eliten eine Anziehungskraft ausüben dürfte. Inzwischen steht Amerika nicht mehr für den Schutz der liberalen Demokratie, sondern für noch mehr Geld und Macht für die Reichsten und Mächtigsten.“

Die Veränderung der USA ins Miserable war das Einfallstor für die Neoliberalen, die alle demokratischen Strukturen unterhöhlten. In wenigen Jahren werden wenige Milliardäre den Reichtum der Welt auf ihren privaten Inseln gehortet haben. Die Armen müssen gucken, wie sie über die Runden kommen.

Amerika ist ein gespaltenes Land. Einesteils will es ein christliches Land sein und einen christlichen Kapitalismus erfunden haben, andererseits will es besonders gleich und fürsorglich gegen alle sein – auch aus christlichen Gründen. Beide Parteien berufen sich auf die Heilige Schrift:

„Ihr aber, ihr Reichen, weint nur und klagt über das Elend, das über euch kommen wird! 2 Euer Reichtum verfault und eure Kleider sind von Motten zerfressen, 3 euer Gold und Silber verrostet. Ihr Rost wird als Zeuge gegen euch auftreten und euer Fleisch fressen wie Feuer. Noch in den letzten Tagen habt ihr Schätze gesammelt. 4 Siehe, der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, der Lohn, den ihr ihnen vorenthalten habt, schreit zum Himmel; die Klagerufe derer, die eure Ernte eingebracht haben, sind bis zu den Ohren des Herrn Zebaoth gedrungen. 5 Ihr habt auf Erden geschwelgt und geprasst und noch am Schlachttag habt ihr eure Herzen gemästet. 6 Verurteilt und umgebracht habt ihr den Gerechten, er aber leistete euch keinen Widerstand.“

Dieser Reichenschelte, die von Marx nicht schärfer hätte formuliert werden können, steht das Bekenntnis des christlichen Wohlstandskapitalismus gegenüber:

„Das wahre Evangelium in betreff des Reichtums ist der schuldige Gehorsam, dereinst das Problem der Reichen und Armen zu lösen und „Friede auf Erden, den Menschen ein Wohlgefallen“ zu bringen.“ (Carnegie, Das Evangelium des Reichtums)

Nun stehen sich zwei kontradiktorischen Aussagen über das Reichwerden gegenüber, die sich beide auf die Heilige Schrift beziehen. Schließen sie sich aus logischen Gründen aus?

Die Bibel kennt keine – heidnische – Logik, die sich erkühnen dürfte, über die Gültigkeit der Schrift zu urteilen. Die Parteien der Reichen und der Armen stehen sich diametral gegenüber und fühlen sich beide in gleichem Maße religiös legitimiert.

Logik ist für die Frommen eine völlig überschätzte Erfindung der Heiden, die im Revier des Heiligen nichts zu suchen hat.

Gerade an dieser Stelle nimmt das Ansehen der USA in der Welt heute einen irreparablen Schaden. Denn für die „heidnischen“ Völker ist Logik ein unersetzbarer Gradmesser für die Richtigkeit aller Erkenntnisse. Logik ist das Grundelement der Wissenschaft, also muss sie auch für alle Erkenntnisse gelten, auch in nichtexakten Wissenschaften.

Das „gute“ Amerika hatte im Zweifelsfall zwar auch die Logik verletzt, aber gleichwohl gefühlsmäßig für die Armen Stellung bezogen. Diese instinktive Parteinahme wurde längst von der wachsenden Macht der Superreichen verworfen.

Von den Superreichen hört man heute wenig Frommes, dennoch fühlen auch sie sich als unersetzbare Helden des Fortschritts, der die ganze Welt beherrschen soll.

Was ist das Fazit dieser Verwandlung der USA ins Schlechtere?

„Nur eine einzige Bedrohung schwebt heute über dem weltweiten Gleichgewicht: Amerika selbst ist von einer den Frieden schützenden zu einer räuberischen Macht geworden. Inzwischen steht Amerika nicht mehr für den Schutz der liberalen Demokratie, sondern für noch mehr Geld und Macht für die Reichsten und Mächtigsten.“

Von all diesen Problemen nimmt Deutschland keine Notiz. Bei uns wird nur noch der Wohlstand vermehrt. Da wir von den USA militärisch beschützt und ökonomisch behütet werden, geht uns das alles nichts mehr an.

Der amerikanische Streit zwischen der christlichen Bevorzugung der Armen und der der Reichen wird bei uns nicht geführt. Religion spielt nicht die Rolle wie im Neuen Reich Gottes, religiöse Stellungnahmen zu politischen Problemen bleiben unbekannt.

Vor allem kommt die Generalfrage hinzu: auf welcher Kultur steht das westliche Abendland? Auf der Kultur der logisch klaren und autonomen Vernunft der Griechen oder auf der Kultur der sich ständig widersprechenden Kultur des Wortes Gottes?

Diese Urfragen kennt Berlin nicht, weshalb die CDU links oder rechts, die Linke christlich oder unchristlich, die Grünen alles oder nichts sein können. Dieser Kleinkram stört hier niemanden, weshalb ein ständiges Koalitionschaos herrscht. Hinzu kommen die substanzlosen Standortbegriffe wie links rechts, extrem links, extrem rechts und Mitte. Niemand weiß, was sie bedeuten sollen. Hauptsache, man kann beliebig mit ihnen balancieren.

Dass der Westen dem Rest der Welt bigott vorkommt, interessiert niemanden. Heuchelei ist der nicht eingestandene Unterschied zwischen einem gepredigten Ideal und der nicht eingestandenen politischen Realität. Das wäre ein logisches Problem, denn zwischen Ideal und Wirklichkeit klafft eine wirkliche Kluft.

Diese rein geistigen oder philosophischen Konflikte existieren für Berlin nicht. So wenig wie für Talkshows, die sich oft streiten wie die Kesselflicker, doch ohne zu wissen, mit welchen Methoden sie die logische Überlegenheit einer Position feststellen können. Das Urdogma der Logik: wer sich in wichtigen Fragen widerspricht, kann nicht recht haben, ist hierzulande unbekannt.

Der Grund dieser Ignoranz ist die nie gestellte Frage: gilt in der westlich dominierten Welt die Logik der Heiden oder die Beliebigkeit des biblischen Sichwidersprechens? Solche „wissenschaftstheoretischen“ Fragen werden nie bei uns gestellt, geschweige beantwortet. Die politischen Folgen dieser Verdrängung logischer Fragen werden immer brisanter. Wen juckt’s??

Simpel gefragt: wer ist intelligenter: die Griechen oder die Hebräer? Wer hat dem Abendland die überlegene Weisheit übergeben – die Biblizisten oder die Klassiker aus Athen?

Das ist bereits eine uralte Frage, die inzwischen leider völlig untergegangen ist. In seinem Buch „Judentum und Hellenismus“ hat Martin Hengel die Frage penibel untersucht:

„Abraham wird dabei zum Kulturbringer für die westlichen Völker. Indirekt auch für die Griechen. Wir haben hier (in den heiligen Büchern) den ersten Beleg für die jüdische und christlich-apologetische Anschauung, dass die griechischen Philosophen ihre Weisheit von den Erzvätern und Mose bezogen hätten.“

Über diese plumpe Behauptung der Ultraorthodoxen kann man nur wiehern. Stoff für die laut lachende Kamala Harris. Solange diese „untergeordneten“ Wissenschaftsfragen nicht debattiert und gelöst werden, bleibt auch die weltpolitische Lage ein bleibendes Rätsel.

Fortsetzung folgt.

Aus technischen Gründen erscheint die nächste Tagesmail voraussichtlich erst
am 02. August 2024