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Mittwoch, 24. Oktober 2012 – Betende Pussys

Hello, Freunde der Roma und Sinti,

ein Denkmal für Sinti und Roma? Dann könne man auch gleich ein Denkmal gegen das Killen der Wale fordern, soll der Historiker Eberhard Jäckel gesagt haben. 1938 bereits hatte Himmler die „endgültige Lösung der Zigeunerfrage“ angeordnet. Den Mord an etwa einer halben Million Menschen nennen die Roma „Porajmos“, das Verschlingen.

Fast 40 Jahre dauerte es, bis unter Bundeskanzler Helmut Schmidt der Völkermord an Sinti und Roma anerkannt wurde. Für viele Jahre lang, so der Zentralratsvorsitzende Romani Rose, sei die Ermordung der Sinti und Roma für deutsche Historiker nur ein Anhängsel der Shoa gewesen.

Die deutschen Geschichtsgelehrten hatten im Historikerstreit Besseres zu tun, als umherziehender „Zigeuner“ zu gedenken. Sie mussten die dringliche Frage lösen, welcher Völkermord unter verschiedenen Gesichtspunkten am schrecklichsten und am wenigsten schrecklich war. Von Natur aus und bis in den Tod sind alle Menschen ungleich.

Noch heute wollen die Deutschen mit Sinti und Roma aus dem Osten und dem Balkan nichts zu tun haben. Nur wenn sie „Zigeunermusik“ in feurigen Puszta-Operetten machen, kann man sie zwei Stunden ertragen.

Heute wird das Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma in Beisein von Merkel

 und Gauck in Berlin eingeweiht.

 

Der Pastor hat es ausgesprochen, das unaussprechbare Wort. Was ist noch schlimmer als Blasphemie? „Als Fotzenaufstand, hat jemand gesagt, müsse das richtig übersetzt werden“, brauste Oberlutheraner Schorlemmer. „Der Glaube ist ein zartes Ding. Es gibt auch einen Intimbereich des Glaubens“. Der Intimbereich des Glaubens ist nicht flächengleich mit dem Einzugsbereich ordinärer Pussys. „Mein Vorwurf an diese Pussys ist, dass sie nicht beten, sondern provozieren“, erklärte der unerschrockene Streiter gegen die Verhunzung des Lutherpreises.

Das war schon seit Adam und Eva die Funktion der Pussy: den Mann zum Lustesel zu degradieren, anstatt den Herrn zu loben. „Pussy“ kommt schließlich weder bei Luther noch in der Bibel vor. Dafür das keusche Wort Schoß – meistens als entwendetes Fremddekor der Männer: er ruhte in Abrahams Schoß.

Vor allem dürfe man nicht die zartdenkenden Popenbrüder der russisch-orthodoxen Kirche verprellen, die besten Freunde Putins, so der Wittenberger. Die brachen den Kontakt zu den deutschen Protestanten ab, als die zum ersten Mal in ihrer Geschichte mit Frau Käßmann eine weibliche Bischöfin wählten. Einer Pussy-Bischöfin könnten sie nicht die Hand schütteln, erklärten die Recht-Gläubigen. Wer weiß, was diese unkeusche Hand gerade getrieben hätte.

Mit Ausnahme der unbefleckten Maria sind alle Frauen lebenslang unrein. Besonders unrein sind sie, wenn sie die Dreistigkeit besitzen, Kinder auf die Welt zu bringen:

„Und der Herr redete mit Mose und sprach: Sage zu den Israeliten: wenn ein Weib Mutter wird und einen Knaben gebiert, so bleibt sie sieben Tage unrein Danach soll sie noch weitere 33 Tage (33 Jahre alt wurde der Herr im unreinen irdischen Leben) daheim bleiben im Blute der Reinigung; sie darf nichts Heiliges berühren und zum Heiligtum darf sie nicht kommen, bis die Tage ihrer Reinigung um sind. Gebiert sie aber ein Mädchen, so bleibt sie zwei Wochen unrein wie bei ihrem Monatsfluss und sie soll dann noch 66 Tage daheim bleiben im Blute der Reinigung.“

Ein Mädchen ist doppelt so unrein wie ein Knabe. Nach der Zeit der Reinigung soll die Frau dem Priester noch ein einjähriges Lamm zum Brandopfer bringen, es können auch zwei Turteltauben sein. „Der Priester soll ihr Sühne schaffen, dann wird sie rein.“ ( Altes Testament > 3. Mose 12,1-8 / http://www.way2god.org/de/bibel/3_mose/12/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/3_mose/12/“>3.Mos. 12,1 Altes Testament > 3. Mose 12,1-8 / http://www.way2god.org/de/bibel/3_mose/12/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/3_mose/12/“>-8) Ohne gnädige Leistung des Priesters würde die Frau ihre Unreinheit nicht verlieren.

Heute haben sich in Russland die Bedingungen verschärft. Unreine Pussys müssen jahrelang in unreine Gefängnisse, um wieder rein zu werden. Sollten sie Kinder haben, umso schlimmer für dieselben. Warum haben sie den Fehler begangen, sich von Frauen gebären zu lassen, zumal von solchen, deren Zeugungs- und Gebärorgane nicht beten können?

(Thomas Gerlach in der TAZ zum „Intimbereich des Glaubens“)

Das Blut der Frauen galt seit unvordenkbaren Zeiten als bestaunenswerte Quelle des Lebens, das die Männer – lang, lang ist‘s her – mit heilig verbanden und anbeteten. Auch dies wurde vom männlichen Erlöser unfriedlich übernommen und zur eigenen Heiligkeit umdeklariert: „Dies ist mein Blut, dies tuet zu meinem Gedächtnis.“

In alten Mythen wurden Menschen aus Lehm gemacht, doch erst mit Blut wurden sie lebendig. Im Männermythos verwandelte sich das weibliche Blut des Lebens zum Odem des Mannes, woraus später der brausende heilige Geist wurde. „Da bildete Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Ackerboden und hauchte ihm Lebensodem in die Nase; so war der Mensch ein lebendes Wesen.“ ( Altes Testament > 1. Mose 2,7 / http://www.way2god.org/de/bibel/1_mose/2/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/1_mose/2/“>Gen. 2,7)

Von der geheimnisvollen Kraft des Menstruationsblutes hing gar das Leben der Götter ab. Die Griechen sprachen vom „übernatürlichen roten Wein“, den Mutter Hera den Göttern verabreichte. Weshalb Wilhelm Busch trefflich reimen konnte: „Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten Gaben.“

In der Frühzeit erkannten alle Götter die Überlegenheit der Großen Mutter an – eine Frühform von Mutter Merkel –, die die Götter einlud, in ihrem Blute zu baden und von ihm zu trinken, um danach glücklich zum Himmel aufzusteigen. (Jetzt ahnen wir, welche Probleme die CDU-Machos mit ihrer Vorsitzenden religionstiefenpsychologisch haben.)

Siegfried badete in Drachenblut, um unverwundbar zu werden, weshalb die Deutschen von ihren Hausdrachen reden, wenn sie ihre angetrauten Ehefrauen meinen.

Ägyptische Pharaonen wurden göttlich, wenn sie das „Blut der Isis“ tranken. Das Hieroglyphenzeichen für diesen Nektar und Ambrosia war die Vulva, eine rotgemalte Schlaufe, die das weibliche Genital wie das Tor zum Himmel darstellte.

Das heidnische Paradies befand sich im Gebärmutterzentrum der Erde, dem Sitz des magischen Springquells des Lebens. Der Garten Eden war das Lustzentrum der jugendlichen Welt. Der heilige Berg oder mons veneris spielt noch eine Rolle beim Ersteigen des Sinai, um Gottes Weisung abzuholen oder jenem Berg, auf dem der Heiland seine Predigt hielt.

Noch mittelalterliche Theologen waren überzeugt, dass der von Hexen getrunkene Abendmahlswein Menstruationsblut gewesen sei.

Im taoistischen China war Rot eine heilige Farbe und stand für Frauen, Blut, sexuelle Potenz und schöpferische Kraft (bei uns gelten Rothaarige als besonders sinnlich und hexenhaft). Weiß war die Farbe der Männer, sie bedeutete Passivität und Tod.

Nach tantrischen Vorstellungen war die Frau aktiv und kreativ, der Mann passiv und still, der komplette Kontrast zur abendländischen Männeridolisierung.

Weibliche Haarpracht gilt heute noch im Islam als erotisch unwiderstehlich, weshalb fromme Frauen ihre Haare mit Tüchern bedecken müssen. Bei uns gelten männliche Glatzköppe als besonders potent und zupackend. So kann man aus der Not eine Tugend machen.

So geht es quer durch alle heidnischen Mythen, die keinen Zweifel lassen an der lebensspendenden Überlegenheit der Frau, während Juden- und Christentum alles auf den Kopf stellten. Warum ist der Vatikan bis heute gegen weibliche Priester? Weil sie glauben, menstruierende Frauen würden den Altar entweihen.

Auch die neutestamentliche Liebe, Agape, war noch längere Zeit mit ursprünglich heidnischen Blut- und Lustelementen kontaminiert, weshalb lustfeindliche Kirchenväter voller Abscheu die Feier der Agape bei den Ophiten in Grund und Boden verfluchten. Ophiten verehrten die Schlange des Sündenfalls, die das Symbol für sexuelle Lust war.

Während der tumbe Adam noch nicht aufgeklärt war, paarte sich Eva mit dem Phallussymbol. Der Schreiber der Timotheusbriefe muss derselben Meinung gewesen sein, als er schrieb: „Und Adam wurde nicht verführt, das Weib vielmehr wurde verführt und ist in Übertretung geraten. Sie wird aber gerettet werden durch das Kindergebären, wenn sie in Glaube und Liebe und Heiligung mit Sittsamkeit verbleiben.“ ( Neues Testament > 1. Timotheus 2,14 f / http://www.way2god.org/de/bibel/1_timotheus/2/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/1_timotheus/2/“>1.Tim. 2,14 f)

Eva ist nicht Verführerin, sondern Verführte, weshalb wir die Gebetformel aus dem Vaterunser „und führe uns nicht in Versuchung“, aus männlicher Perspektive so deuten müssen: lass uns Männer nicht schwach werden wie die Frauen, die jedem Lustschweif anheim fallen.

Kinderkriegen ist eine Strafe, mit welcher Frauen ihre Sünden tilgen können. Wie können Mütter ihre Kinder lieben, wenn sie sie als Straf- und Sühneinstrumente betrachten müssen? Mutter, hast du mich gewollt, als du mich mit Papa zeugtest? Iwo, Kind, ich musste meine Strafarbeit vor Gott erledigen.

Zurück zu den Liebesorgien der Ophiten im Namen der Agape. Wärmstens empfohlen zur Erneuerung der kalten Gottesdienste landauf und landab. Die Welle der Kirchenaustritte wäre sofort gestoppt und ins Gegenteil verkehrt. „Sie teilen ihre Frauen gemeinschaftlich Ehemänner trennen sich von ihren Frauen und ein Mann sagt zu seiner Frau: Erhebe dich und zelebriere das Liebesfest (Agape) mit deinem Bruder. Und die Elenden vereinigen sich miteinander, nachdem sie sich in einer leidenschaftlichen Ausschweifung zueinander gesellt haben und bringen Gott ihre körperliche Lust als Opfergabe dar.“

Die Ophiten waren nicht die einzige „Sekte“, die Nächstenliebe geistig und körperlich verstanden.

(Nur nebenbei: Sekte ist ein Vernichtungswort der Großsekten, also der Kirchen, gegenüber konkurrierenden kleinen Gruppen, die ihren Gemeinden oft mehr zu bieten haben als die Großkirchen, die auch als kleine Sekten begannen. Medien scheuen sich noch immer nicht, „Sektenbeauftragte“ der Kirchen als neutrale Experten vorzustellen, die alle unliebsamen Gruppen als – na was wohl? – als gläubige Gurugruppen denunzieren.)

Wer hat den Geist der Liebe besser verstanden: die lebensfeindlichen Asketen, die sich später durchgesetzt und die abendländische Theologie dominiert haben – oder jene vitalen Gruppierungen, die den Geist der weiblich-heiligen Orgien erspürten?

Dort wurde das Natürliche zum ekelhaften Porno und zur Sünde, hier zu einem gemeinschaftsstiftenden heiligen Akt. Sollten es die letzteren sein, wäre jeder Swingerclub dem Geheimnis der natürlichen Liebe näher als die kalte Verachtung und klerikale Erniedrigung des Eros zu einem abstoßenden Sündenakt.

Der Sozialismus des Marx und Engels hatte anfänglich noch revolutionäre Sexualauffassungen. Doch nach ersten anarchischen Jahren wurden sie von Lenin mit aller Gewalt erstickt. Freier Eros und malochende Akkordarbeit, um Helden der Arbeit zu produzieren – das war wie Feuer und Wasser.

Es gibt nichts Erosfeindlicheres als der kapitalistische Betrieb im Kampf gegen die Natur, der alles Wohlfühlen im Keim erstickt. Nicht mal eine gute Atmosphäre in den Betrieben wird geduldet, denn es könnte zu falschen Verlockungen führen. Nur ein Drittel aller Beschäftigten fühlt sich von Depressionen und Missstimmungen am Arbeitsplatz frei.

Als es den Deutschen in den 80er Jahren zu wohl wurde, begannen sie sich zu langweilen. Wie triumphierend der Kommentar von Peter Scholl-Latour nach dem 9/11-Terrorakt in New York: die Epoche des fun ist vorbei.

Großes Aufatmen allüberall in den Etagen der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Erneut stieg die Wahrscheinlichkeit, dass die Deutschen wieder ranklotzen würden. Was sie auch sofort taten. Hatten sie doch ein unerträglich schlechtes Gewissen ob ihres sündigen Wohllebens.

Was waren das für sado-masochistische Wohltaten der Schröder & Fischer, als sie das triebgesteuerte Volk mit Hartz4 bestraften. Bestraft uns, geißelt uns, skandierten alle, uns geht’s zu gut. Schlampampen in Überfluss hält kein Deutscher mit protestantischem Arbeitsethos aus. Untertanen geht‘s nur gut, wenn es ihnen schlecht geht.

Im Grund geht’s uns noch immer zu gut – und das ist schlecht. Die Standardfrage: warum unternehmen wir so wenig gegen drohende Katastrophen, wäre damit beantwortet: uns geht’s nur gut, wenn’s uns schlecht geht. Noch Fragen, Kienzle?

Eine seltsame Frage hätten wir noch. Was hat matriarchale Lust mit Recht und Politik zu tun? Die Antwort finden wir bei dem Mann, der das Matriarchat allein dadurch fand, dass er die griechischen Mythen, Komödien und Tragödien aufmerksam las: Johann Jakob Bachofen.

Das Naturrecht, die Quelle der Demokratie, heute in den Orkus verbannt, war nach dem Zeitgenossen Nietzsches das Recht der Aphrodite, der Juno oder der Demeter, die Rechtsgrundlage des alten Matriarchats. Aphrodite ist es, welche die beiden Geschlechter mit Zeugungstrieb erfüllt, die Sorge für die Pflege der Kinder einpflanzt, zwischen Mutter und Kind das engste Band schließt und allen Geburten Freiheit und Gleichheit sichert.

Dieser Liebesgöttin ist jedes Sonderdasein verhasst. „Matriarchalische Gesetze waren nicht hierarchisch, sondern demokratisch, die Autorität der Frauen war eine natürliche.“ Die Welt der Großen Mutter war nicht nur zyklisch und naturfreundlich, sondern solidarisch und gleichberechtigt. Bachofen: „Aus dem gebärenden Muttertum stammt die allgemeine Brüderlichkeit aller Menschen (heute durch Geschwisterlichkeit zu ersetzen), deren Bewusstsein und Anerkennung mit der Ausbildung der Paternität (des Patriarchats) untergeht.“

Folgerichtig heißt es in Barbara Walkers Lexikon „Das geheime Wissen der Frau“: „Männerdominierte Gesellschaften neigen zu harten Strafen, Feindseligkeit gegen Kinder, Rivalität und sadistischen Elementen anstelle von leichter, liebevoller Sexualität“.

Nun wird klar, warum männliche Gelehrte so wütend werden, wenn es um Hinweise und Indizien für ein frühes Matriarchat geht. Damals wuchsen Kinder ohne harte Strafen auf. Depressionen waren unbekannt. Von Verbrechen war nichts zu hören. Neid, Gier und Ausbeutung waren so gut wie unbekannt.

Das muss der Garten Eden gewesen sein. Doch den kann‘s, nach Ansicht umfassend gebildeter Männer, nur in der Bibel geben – oder nirgendwo.

Nirgendwo heißt Utopie. Und paradiesische Utopien sind in realistischen Weltbildern der Männer nicht vorgesehen. Nur irreale Konsumhöllen.