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Tagesmail

Mittwoch, 18. April 2012 – Göttliche Inszenierung

Hello, Freunde des richtigen Zitierens,

hat der iranische Düsterling, dessen Namen wir hier nicht nennen, damit er keine Bühne der Selbstinszenierung erhält, wirklich das Land Israel mit Auslöschen bedroht oder waren es Übersetzungsfehler – wie noch Jakob Augstein bei Jauch andeutete? Keine Antwort.

Hat ein salafistischer Prediger tatsächlich vor Kindern gesagt, „dass derjenige, der nicht bete und dazu dreimal aufgefordert worden sei, getötet werden müsse und jeder gläubige Muslim das Recht dazu habe“? Nach einer Woche hat sich die Anklage als erlogen und erstunken herausgestellt.

Was nicht bedeutet, dass der glattrasierte Geschäftsmann mit schicken Anzügen solche Dinge nicht denkt.

Höchste Zeit, dass die unsichtbaren Gehirne für den Staat sichtbar werden. Nachdem schon lange „forensische Psychologen und Psychiater“ sich der staatlichen Justiz angedienert haben, stehen jetzt auch die Gehirngucker Schlange, um ihre staatliche Unentbehrlichkeit unter Beweis zu stellen.

Terroristengehirnen fehle ein bestimmter Balken zwischen beiden Gehirnhälften (oder so ähnlich), so die Spinner-Tomografen. Ein renommierter amerikanischer Neurologe hat um der Wissenschaft willen die Gehirne seiner eigenen Familie regelmäßig untersucht.

(An dieser Stelle müssen wir unterbrechen und fragen, ob die unmündigen Kinder dieses faustischen Wissenwollers frei genug waren, auch Nein zu den Untersuchungen zu sagen oder ob es sich hier nicht

um eine besonders tückische Variante einer szientivischen Pädophilie handelt?)

Das Ergebnis der gesamtfamiliären Untersuchungsreihe war vorhersehbar. Es gab ein verdächtiges Gehirn: das Gehirn des großen Forschers. Zum Glück konnte das Ergebnis auch ganz anders gedeutet werden. Wer ohne Balken (vorm Gehirn und in demselben) auskommen muss, kann besonders kreativ und einfallsreich sein. Wussten das nicht schon Neandertaler, dass Wahnsinn und Genie dicht beieinander liegen?

Psychiater haben sich seit Schaffung moderner Gefängnisse und psychiatrischer Einrichtungen um das Gemeinwohl überhaupt verdient gemacht. Randalierende Kranke und Einsitzende wurden solange mit Stromstößen therapiert, bis sie ziemlich ruhig waren und das Personal ungenervt frühstücken konnte.

Den Unterschied zwischen Gefängnissen und psychiatrischen Anstalten stellen sich nur Laien besonders groß vor, die noch nie das Glück hatten, in beiden Institutionen vorstellig zu werden.

In den Anstalten werden Leute, die noch einen gewissen eigenen Willen zeigen, zuerst mit Medikamenten ruhig gestellt, dann ans Bett gefesselt.

(Wenn Kleinkinder beginnen, ihren eigenen Willen zu entwickeln, nennt man das zur vorbeugenden Abschreckung: Trotzphase.)

In Gefängnissen umgekehrt, nein, noch besser. Dort kommt man in eine beruhigende Dunkelzelle. Sensorische Deprivation heißt das in bestem Neulatein, Entzug von Sinneseindrücken.

Mit solchen Reizentzugsmethoden kann man unruhige Patienten sedieren, ruhigstellen oder, wenn man sich zufällig in Guantanamo aufhält, verdächtige Bartträger zum Wohle des amerikanischen Volkes foltern.

Irgendwo haben sie eine fast total sensorisch deprimierte, pardon, deprivierte Kammer konstruiert, in der so gut wie keine Außengeräusche mehr zu hören waren. Länger als eine dreiviertel Stunde hält es dort niemand aus, sonst wird er ballaballa.

Fehlt noch eine ganz doofe Schlussfrage. Kann jemand erklären, warum so viele wissenschaftliche Disziplinen das Wörtchen „logen“ in ihrer Berufsbezeichnung haben: Psycho-logen, Neuro-logen, Futuro-logen, Kardio-logen, Theo-logen? Gerade letzteren hätt ich das am wenigsten zugetraut. Da muss doch ein bestimmtes Nest von semantischem Selbstverrat vorliegen. Müssen wir uns jetzt Sorgen um die Wissenschaften im Allgemeinen machen?

 

Harter Schnitt und zurück zu Grass, der mit Herzproblemen im Krankenhaus liegt. Logischerweise muss er eins haben und nicht keins, wie Poet Durs Grünbein behauptet hat und seinen FAZ-Artikel mit den reichlich herzlosen Worten beendete: Weg du, Günter Grass.

So geht man nicht mit unseren Granden um, denn so viele dieser Sorte haben wir auch nicht mehr. Ossi-Poet Durs ist bloß neidisch auf den Wessi-Nobelpreisträger, der ihm jetzt noch in sein eigenes Gedichte-Ressort reinhagelt. Warum kann der Wessi sich nicht mit ordinärer Prosa zufrieden geben?

Jetzt hat sich der versöhnliche Ingo Schulze zu Wort gemeldet und seinen Ossikollegen zusammengestaucht. Das mit Celan und überhaupt der Rechthaberei von Grass würde – nach seiner Wahrnehmung – gar nicht stimmen.

Ein ganz seltener Fall, wo ein Schriftstellerkollege sich zu Wort meldet und den alten Herrn verteidigt. Ja, der einzige Fall, den ich kenne.

Klaus Staeck hat in seinem Amt als Präsident der Akademie der Künste zwar mit drei Pflichtsätzen davor gewarnt, den Günter einfach so als Antisemiten zu diffamieren, dann aber kam nichts mehr. Wo waren die Äußerungen unserer Chefaufklärer wie Habermas, der sonst keine Privataudienz bei Ratzinger scheut?

Es geht nicht um Nibelungentreue, um Solidarität der immer mehr um sich greifenden kritiklosen Art, es geht um obligate Wortmeldung auf der Agora. Auf den luftigen Höhen der Diskurso-logen inszeniert man sich gern, indem man sich der Inszenierung entzieht. Kostbar ist, wer sich kostbar macht.

Vergessen wir nicht, Herr Habermas hat sich mit dem Thema „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ habilitiert, wo er den öffentlich-angstfreien Diskurs als normativ für eine demokratische Gesellschaft bezeichnete. Noch Fragen, Kienzle?

 

Womit wir elegant bei den Profi-Inszenierern der Gegenwart angekommen wären, ein anderer Titel für die Vierte Gewalt.

Was Inszenierer hassen wie die Pest sind Leute, die sich inszenieren und die Medien wie eine Bühne benutzen, obgleich sie bitterböse sind und das ganze Spektakel nicht verdient haben.

Von denen sind sie aber nun mal abhängig, weil sie reißerische Schlagzeilen benötigen – wenn die Eurokrise nichts mehr bringt, ein Schnäppchen-Präsident sich ins Klinkerhäuschen zurückgezogen hat, Grass erfolgreich ins Krankenhaus abgeschoben wurde und der Vorwahlenmarathon in den USA sich trotz bester „Live-Ticker-Inszenierung“ auch schon tot gelaufen hat.

Nun kommen die norwegischen Oberammergauer Festspiele mit satanischem Erlöser Breivik. Hätte letzterer die Chance – was Gott verhindern mag, auch wenn er tot ist –, Norwegen mit seinen Gewaltphantasien zu erobern und zum Führer der Fjorde zu werden, würden dieselben Medien umfallen und aus einem um sich schießenden Teufel den apokryphen Messias der Zukunft machen.

Eine Inszenierung ist etwas in Szene setzen, damit das Publikum im Saal, die republikanische Öffentlichkeit etwas sieht, was sie unbedingt sehen sollte, um eine fühlende und denkende Menschheit zu werden.

Das kann man mit zweierlei Methoden versuchen. Erstens mit Vorbildern, um den Leuten zu sagen: macht ihnen nach, dann werden wir zusammen glücklich. Zweitens mit abschreckenden Hauptfiguren oder paradoxer Intervention: so darf man es auf keinen Fall machen.

Damit die Schaubühne als direkte oder indirekte moralische Anstalt niemanden langweilt und auch niemand merken soll, dass hier Oberlehrer am Werk sind, müssen die präsentierten Stücke lustig, spannend und unterhaltsam sein, damit, wie bei Kindern, denen man den Hustensaft mit Honig mischt, die bittere Lektion niemanden abschreckt.

Ergötzen und belehren nannten das die alten Römer, und die waren Weltmeister der Inszenierungen mit Gladiatoren, wilden Tieren, Toten, Verstümmelten und Verletzten.

Leider gibt es noch eine dritte Variante. Man will die Leute unterhalten, aber nicht mehr belehren, sonst würden sie die Welt verbessern und in eine Utopie verwandeln. Und das wäre nach dem überaus lebhaften Professor Hörisch der absolute Wahnsinn, nämlich die absolute Langeweile.

Damit wir uns nicht langweilen, soll‘s ruhig Mord und Totschlag, Tsunamis und Finanzkrisen geben. Erstens, weil sonst alle Medialen arbeitslos würden, denn sie hätten nichts mehr Sensationelles zu melden, zweitens, weil die Menschheit sonst aufs Faulbett fiele und nichts mehr für Reibach und den planmäßigen Fortschritt täte.

Das hat schon der Königsberger Junggeselle gewusst, obgleich man ihm auf den ersten Blick gar nicht ansieht, was er für ein raffinierter Inszenierer war. Der hat sogar Mutter Natur zur obersten Weltbühnenregisseurin ernannt, indem er von ihr sagte:

„Der Mensch will Eintracht; aber die Natur weiß es besser, was für seine Gattung gut ist: sie will Zwietracht. Er will gemächlich und vergnügt leben; die Natur will aber, er soll aus der Lässigkeit und untätigen Genügsamkeit hinaus, sich in Arbeit und Mühseligkeiten stürzen.“ (Kant: „Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht“)

Natürlich, um das Bruttosozialprodukt voranzubringen und durch Fortschritt die Welt in einen neuen Garten Eden zu verwandeln. Nein, eben nicht. Kurz vor Erreichen des Ziels soll der Garten wieder mutwillig verwüstet werden und die ganze Chose von vorne beginnen.

Richtig: Sisyphus! Über welchen Camus den ungeheuren, aber kantisch korrekten Satz aussagte: Sisyphus muss man sich als glücklichen Menschen vorstellen.

Es sind also nicht nur die grämlichen Neugermanen, Nörgler und Bedenkenträger, die nur dann glücklich sind, wenn sie unglücklich sind. Es ist der gesamte Westen, womit wir die ganz Große Inszenierung der Moderne bereits im Visier hätten.

Das Dauerstück des theatrum mundi lautet in Schönschrift: „Menschheit, werde glücklich durch Wachstum und Fortschritt bis ins Unendliche – aber wehe, du wirst es.“

Man könnte das lustige und phantasievolle Stück kurz auch nennen: Geschichte oder Heilsgeschichte, was in der Neuzeit zu einer Einheit zusammengebacken ist.

Alles lechzt und hechelt nach Glück, Heil und Seligkeit, doch die Bratwurst vor der kollektiven Nase muss unerreichbar sein, sonst würden die Schlittenhunde faul und weigerten sich, sinnlos durch Alaska zu rasen.

(Die Schlittenhunde allerdings haben sich längst ihren menschlichen Schlittenführern angepasst; wenn man ihnen kein Futter und keine Pause gönnte, würden sie irgendwann mitten in der Eiswüste tot zusammenbrechen.)

Da hat Kant, der Junggeselle, der von Frauen nicht die geringste Ahnung hatte, Frau Natur einen bösen Streich gespielt, indem er das Bratwurstspiel einer männlichen Vaterreligion der weiblichen Natur anhängte, die diesen absurden Zirkus weit von sich weist und das Gegenteil behauptet.

Natur will, dass der Mensch gemächlich und vergnügt lebe. Aber nein, die Väter im Himmel haben das Sagen und die doofe Menschheit hält‘s im Zweifelsfall immer mit Vatern und verachtet die Mutter – mit Ausnahme der bisschen Gartenarbeit am Wochenende, um sich zu erholen, damit sie unter der Woche umso besser der Gesamtwurst hinterherjagen kann wie eine Horde hechelnder Vollidioten.

Damit die Absurdität der Inszenierung niemandem auffällt, müssen täglich viel Trara, Blut und Tränen fließen, auf dass man sich bestens unterhalten fühle. Immer viel Neues, obgleich niemand mehr was braucht. Das Alte in die Schreddermaschinen, um Platz zu machen dem Kreativen, Phantastischen.

Derselbe Vorgang wie bei den alten Römern, die den Finger in den Hals steckten, um zu kotzen, damit sie nach Belieben weiterfuttern konnten. Bulimie ist keine Krankheit nervöser Mädchen, sondern die der menschheitsbeglückenden Kapitalistenkultur.

Zu den Alphatieren des Bulimietheaters zählen unsere Medien, die sich ständig was Neues aus den Finger saugen müssen, um das Publikum von der Ödnis des immergleichen Fressens und Kotzens abzulenken und ihm die Halluzinationen vorzugaukeln, sie erlebten ständig was Anderes und Berauschendes.

Doch es sind nicht nur die ordinären Medien, die an den Drähten des Marionettentheaters ziehen. Fast die gesamte moderne Philosophie mit ihren ehrenwerten Schwarten in grün – die schönen Meiner-Ausgaben – beteiligen sich an den fröhlichen Volksspielen, indem sie es mit exquisiter Theorie unterfüttern.

Unter ihnen besonders jene „subjektiven Idealismen“ oder Denksysteme, die es nicht so mit der Natur haben. Genauer, die den Vorrang der Natur bestreiten und auf dem der Menschen beharren. Wer bestimmt wen? Die Natur den Menschen oder der Mensch die Natur?

Darauf antworten die meisten Denker des Abendlandes: der Mensch bestimmt die Natur. Was zumeist vornehmer mit dem Satz vom Vorrang des Geistes ausgedrückt wird. Womit klar gesagt ist, der Mensch hat Geist, die Natur aber nicht.

Hier sollten Frau Schwarzer und die Feministinnen eingreifen – bitte nicht Frau CDU-Schröder – und den arroganten Geistvätern und -männern den Hobel ausblasen. Blöderweise lesen Feministinnen zu wenig die schnuckligen grünen Meiner-Ausgaben, (die Grünen schon gar nicht, weshalb sie schnell in die Politik abdüsten, um die Natur zu retten, von der sie keine Ahnung haben), sonst würden sie auf der Stelle aufheulen und das alte Matriarchat auf höchster denkerischer Ebene ausrufen.

Einer der schärfsten Natur- oder Materieverächter – früher nannte man Natur noch Materie, was rein zufällig das Mütterliche heißt – unter den subjektiven Idealisten war ein irischer Bischof. Wie man weiß, haben Klerikale ein gestörtes Verhältnis zur Frau an sich. Auch wenn sich manche verheiraten dürfen, müssen sie im Prinzip die Pfoten von den Weibern lassen.

Das tat Berkeley und schrieb ein Buch, in dessen Zentrum die Lehre von der väterlichen Inszenierung stand. Auf gut Lateinisch: esse est percipi oder Sein ist Wahrgenommenwerden.

Man könnte die Formel heute aufhübschen, modernisieren und sagen: Sein ist Inszeniertwerden. Du bist nichts, Genosse, wenn du nicht irgendwo in Szene gesetzt wirst oder dich selbst in Szene setzt.

Wer sich nach Hintertupfingen als Eremit verzieht, ist selber schuld, wenn er ein Nichts oder eine Null bleibt. Die relevante Mehrheit besteht nur aus jenen, die sehen und gesehen werden. Will ich gesehen werden, muss ich mich dort in Szene setzen, wo ich auch gesehen werden kann.

Was hat das mit Natur zu tun? Natur oder Materie gibt es gar nicht, wenn sie nicht vom Großen Regisseur inszeniert wird. Also kann sie nur existieren, solange sie mit dem langen liebenden Blick angesehen wird.

Nicht von irgendjemandem, sondern vom Großen Auge – das zumeist im dreieinigen Dreieck gezeichnet wird, damit jeder weiß, wessen Auge auf allem ruhen muss, was leben und weben will. Wendet sich das Auge von jemandem ab, versinkt er in Bedeutungslosigkeit und Tod. „Das Auge des Herrn ruhet auf denen, die ihn fürchten, auf denen, die seiner Güte harren, dass er ihre Seele vom Tode errette.“ ( Altes Testament > Psalmen 33,18 f / http://www.way2god.org/de/bibel/psalm/33/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/psalm/33/“>Ps. 33,18 f) Wer verloren geht, für den gilt: „Seine Augen waren wie Feuerflammen“. ( Neues Testament > Offenbarung 19,12 / http://www.way2god.org/de/bibel/offenbarung/19/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/offenbarung/19/“>Offbg. 19,12) Hier sind einige dieser lebensspendenden und tötenden Augen.

Worauf Gottes Auge ruht, was ER mit dem Licht seines durchdringenden Blicks erzeugt und erhält, was ER mit seinem allwissenden Seh-Organ ins Leben ruft und in Szene setzt, das ist Wirklichkeit. Alles andere Tod und Verderben. Die Natur braucht Gottes segnenden Blick, Gott braucht die Natur nicht.

Diese Überheblichkeit hat der Mensch von seinem Schöpfer übernommen und die Natur zu einem abhängigen Ding gemacht, das von seinem Wort und Blick lebt.

Bei Kant schreibt der Mensch der Natur vor, was sie im Innersten zusammenhält. Ist bei ihm aber noch ein Rest selbständiger und unabhängiger Natur als Ding an sich vorhanden, gibt es bei Berkeley kein Nanogramm unabhängige Natur. Alles hängt vom überlegenen Subjekt des Menschen ab, der seinerseits von der allsehenden Inszenierung seines Schöpfers abhängt.

(Platons objektiver Idealismus ist das Gegenteil zu Berkeley: der Kosmos ist unabhängig vom Menschen. Hegels objektiver Idealismus – oh Herr, lass Klarheit regnen – ist das Gegenteil von Platon. Zwar ist die Natur objektiv, aber vollständig vom absoluten Geist, also von Gott abhängig. Hegel ist nur eine Variante Berkeleys, der Subjekt und Objekt miteinander versöhnt, aber unter der Regie des göttlichen Geistes.)

In Hegels folgendem Satz kann man an einem harmlosen Beispiel noch die schaffende Kraft des Schauens erkennen: „Das Hier ist z.B. der Baum. Ich wende mich um, so ist diese Wahrheit verschwunden.“ („Phänomenologie des Geistes“)

 

Jetzt endlich zu Breivik und den Medien, den gottgleichen Meistern der Inszenierung. Die Medien glauben, sie allein hätten das Recht des Inszenierens. Was sie auf die Weltbühne bringen, das ist – und nur das ist von Bedeutung. Wenn Menschen aber sich erdreisten, mit Hilfe der Medien sich selbst zu inszenieren, werden letztere ganz ganz böse oder skrupulös: dürfen wir den Schwerverbrecher bringen, wie er selber gebracht werden will, damit sein Ruhm sich in der Welt verbreite?

Werden die manipulierenden Medien durch solche raffinierten Selbstdarsteller nicht selbst manipuliert? Die Grundbotschaft der Vierten Gewalt an ihre Konsumenten lautet: Wir sind der Herr, euer inszenierender Gott. Ihr dürft keine anderen Inszenierer haben neben uns – sonst knipsen wir euch aus.

Norwegische Zeitungen sollen ihren Lesern die technische Möglichkeit angeboten haben, das Konterfei des Übeltäters einzuschwärzen. Der Teufel muss verschwiegen oder unsichtbar gemacht werden, damit man nicht seiner Gewalt anheim fällt.

Mitten in der Moderne sind wir von heiligen Röcken, Teufelsspuk und Höllenmagie umgeben.

Fortsetzung morgen 


Zum Breivik-Gesamt-Kommentar siehe: Kontroversen – Der Fall Breivik