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Mittwoch, 13. Juni 2012 – Kunst und Romantik

Hello, Freunde des Glücks,

Bundespräsident Gauck hat die ersten Schritte in seinem Amt gemeistert. Das nimmt er als Lizenz, sich seinen Herzensthemen zuzuwenden. Warum ist die Freiheit dieser Gesellschaft so verantwortungslos?

Weil sie glückssüchtig und hedonistisch ist. Glück und Lust machen gleichgültig gegen die Bereitschaft, das Äußerste für seine Gesellschaft einzusetzen, das eigene Leben zu riskieren. Der Begriff „glücksüchtige Gesellschaft“ steht nicht im Redemanuskript. Er hat ihn spontan – oder beabsichtigt spontan – eingefügt. „Dass es wieder deutsche Gefallene gibt, ist für unsere glückssüchtige Gesellschaft schwer zu ertragen“.

Gauck spricht vom Demokratiewunder, wohl wissend, dass seine disziplinierten Zuhörer Wunder schon richtig assoziieren werden. Wunder sind Geschenke von oben. Also sollten wir dem Himmel für das Geschenk der Demokratie dankbar sein.

Gestern erlebten wir einen Amoklauf gegen die Vernunft, heute eine Probe-Attacke gegen das Glück. In der Wiederholung unserer unbearbeiteten Geschichte sind wir im Wilhelminismus angekommen.

Die deutsche Philosophie um 1900 wütete gegen die niedere Glücksideologie der Engländer, identisch mit Kapitalismus, und gegen die kalte Vernunft der Franzosen, die als Gottlosigkeit galt.

Das heroische Leiden, das Heldenhafte, der Wille zur Aufopferung, die Todesbereitschaft, der Wille zur Erlösung der Welt – wenn nicht anders mit der Waffe –, das war die glücksverachtende Kultur der Deutschen gegen

die lustbetonte, oberflächliche, gedankenlose Zivilisation der Franzosen und gegen den kapitalistischen Materialismus des englischen Liberalismus.

Es waren die Gedanken von 1914, als Deutschland der Welt seine neue Weltgeltung und seine Einzigartigartigkeit unter den Völkern demonstrieren wollte, gegen die Gedanken von 1789, als Franzosen sich die Demokratie eroberten, in hohem Maße vom christlichen Gott Abschied nahmen und die Gleichheit aller Menschen – mit Ausnahme der Frauen – proklamierten.

Die Deutschen hatten viel aufzuholen, da wollten sie nicht in verwechselbarer Gleichheit in die Schar geschichtsloser Völker eingereiht werden. Sie hatten Hegel verinnerlicht, dass der Weltgeist in seinem Lauf von Ost nach West in Deutschland (oder Preußen) seinen Höhe- und Schlusspunkt erreichen würde.

Sollten andere Völker diese Vorrangstellung der Deutschen nicht anerkennen, müsste der Gottesbeweis stattfinden: der Krieg, das Schlachtengetümmel, dessen Ablauf und Ergebnis die Lieblinge Gottes erweisen würden.

Fast kein deutscher Denker von Rang, der damals nicht einen Aufsatz oder ein Buch über diese schicksalsentscheidende Konfrontation zwischen „Ost“ und „West“, Pflicht und schnödem Glück, hierarchischem Ständestaat und uniformer Demokratie, Heldentum und Krämertum, patriotischer Ehre und kosmopolitischem Profit geschrieben hätte.

Darunter auch der junge Thomas Mann mit seinen „Betrachtungen eines Unpolitischen“, mit denen er gleichzeitig gegen seinen frankophilen, westlich und links eingestellten Bruder Heinrich polemisierte.

Jede Nation ist unvergleichlich und individuell, jede Nation muss ihre eigene Moral, ihr unverwechselbares historisches Profil entwickeln. Eine universelle Moral gibt es nicht, Kant wurde von Max Scheler versenkt, die Aufklärung war ein flacher Aufkläricht, Logik ist kindische Konsequenzmacherei der Rechner und Händler, tiefe Denker schätzen den unauflöslichen Widerspruch, das Geheimnis, das Irrationale, Dionysische, Willensmäßige, Affektive und Triebhafte.

Könnten wir Vernunftkiller Georg Diez und Glücksverächter Gauck miteinander kreuzen, erhielten wir schon eine passable Hybridbildung eines wilhelminischen Propagandisten der Gedanken von 1914. Man nehme einen Johann Plenge oder Rudolf Kjellen, den schwedischen Germanophilen. Oder Eduard Meier, den Historiker, Max Scheler, den Philosophen. E tutti quanti.

All jene, die man später unter den Begriff „Konservative Revolution“ brachte und von denen viele schnurstracks ins Lager des Nationalsozialismus wechselten. Unter ihnen Moeller van den Bruck, der mit seinem Buch „Das dritte Reich“ der schnell wachsenden Schergenbewegung den Namen gab.

Bei Gauck findet sich alles, was ihn zum Erneuerer des Thron & Altar-Bündnisses befähigen könnte. Schon küsst er die Fahne, predigt den Heldentod, preist die Bundeswehr, die er noch häufiger in frühere Kolonialgebiete schicken will, um Verantwortung für die Welt zu tragen. Nicht mit ökologischer Politik – mit solchen Träumereien hat der Bundespräsident bisher nicht viel am Hut –, sondern mit Waffen in der Hand.

Gauck, Diez und das Feuilleton werden den Deutschen schon noch einbläuen, dass Glück und Vernunft Wahngebilde sind. Und die Moral – wie die momentane Kunstkritik befindet. Womit der ideologische Komplex „1914“ komplett wäre.

 

Zwei Beispiele aus Artikeln des ZEIT-Ästheten Hanno Rauterberg:

Die Freiheit der Kunst entweiche, sobald „Künstler sich zu Agenten der Moral aufschwingen“ würden. Die ästhetische Erfahrung gewinne erst dort eine Tiefe, wo die „Kunst nicht gleich mit ethischen Ansprüchen beladen wird“. „Das Gute der Ästhetik ist nicht das moralisch Gute, es ist nicht das Verantwortliche, sondern gründet sich in einer Erfahrung des Unverantworteten.“ Da sollte Rauterberg sich mal mit Gauck kurzschließen, der vor kurzem die Documenta besuchte und auch danach von der Verantwortung nicht lassen wollte.

In der Kunst gehe es nicht um eine Anleitung zum richtigen Leben, sondern um die Erfahrungen des Zweifels. Eine seltsame Gegenüberstellung, immerhin war die Erfindung des grundsätzlichen Zweifels bei den Skeptikern eine Anleitung zum guten Leben, in dem man auf viele zweifelhafte Gewissheiten der Theorie verzichten konnte. Dieser Verzicht auf theoretische Gewissheiten aber führe den Menschen zur praktischen Gewissheit der Meeresstille der Seele.

Bei Rauterberg genau umgekehrt. Nach ihm geleite Kunst den Betrachter ins Unbestimmte, in ein Reich, in dem das Vertraute mit einem Mal unvertraut erscheine und sich Gewissheiten verlören. Welche Gewissheiten?

Man hat sich ja schon dran gewöhnt, dass Feuilletonisten nicht dran denken, ihre Sätze in verständiger Rede anzubieten. Offensichtlich sind an ihnen Künstler verloren gegangen, sonst würden sie nicht so viel Wert aufs Unbestimmte und Vage legen.

In der antiken Skepsis sollte man auf theoretische Gewissheit verzichten, doch zum Zweck der praktischen Gewissheit, dass der Mensch sein Glück finden könne. Die Stärke der Kunst, so die ZEIT, liege im Abstand zu den Kategorien des Richtigen und Falschen.

Wie muss man sich das Innenleben eines renommierten Kunstkritikers vorstellen, wenn er eine Ausstellung besucht? Der noch zum Frühstück seinen frechen Gören einen moralischen Anschiss verpasst hatte, weil sie wieder einmal nicht ihre Hausaufgaben gemacht haben?

Er muss innerlich ständig die Bitte des Vaterunsers repetieren: Und führe mich nicht in Versuchung – moralisch zu werden. Was ihm tatsächlich zu gelingen scheint, wenn er wie ein unbändiger amoralischer Löwe seine Redaktion stürmt, alle Kollegen wüst beschimpft, die Kolleginnen unsittlich begrapscht, den unfähigen Chef fristlos entlässt und nur noch gotteslästerliche Flüche von sich gibt. Nach einer guten Stunde Tob- und Fluchtherapie beruhigt er sich, entschuldigt sich formvollendet bei all seinen Opfern, setzt sich still an seinen Schreibtisch, um unbändige Thesen zur amoralischen Kunst in die Tasten zu hämmern.

Als Rauterbergs Kollege Diez die Documenta absolviert und parallel zur Moralvernichtung seines ZEIT-Kollegen die Vernunft waidgerecht zerlegt hatte, fand er sich seltsamerweise moralisch angeturnt. Eine solche moralische Verführbarkeit hängt vielleicht mit seinem fortgeschrittenen Alter zusammen. Im präsenilen Stadium neigt der Mensch zu moralischer Verklärung und weichlicher Harmoniebildung.

In den Kunstwerken empfand Diez zwar keine moralische Forderung, aber eine Haltung. „…als Lehre davon, wie der Mensch leben soll, im Einklang mit sich, vor allem aber mit allen anderen“. Aha, keine Vernunft? Eine Forderung mit dem moralischen Zeigefinger hätte er sich sicher verbeten.

In seinem Artikel über die Documenta geht der ZEIT-Schreiber Rauterberg noch einen Schritt weiter ins Kühne und Unvorhersehbare.

In Kassel gehe es um eine Grenzaufhebung. Von Reinhold Messner bis zu jedem Extremsportler müssen ständig die Grenzen der Natur überschritten werden. In der Kunst die Grenze zwischen Natur und Kultur. Das klingt verheißungsvoll, ist der Einklang aus Natur und Kultur nicht das Paradies? Rousseaus Traum retour à l’origine wäre in Erfüllung gegangen.

Wenn Humanisierung und Naturalisierung zusammenfallen, beginnen die Dinge beseelt zu werden. Dass alle Dinge eine Seele haben, wussten schon altgriechische Hylozoisten. Denn alles ist Natur, und Natur kann in sich nicht seelen- oder geistlos sein.

So ähnlich hat Marx formuliert, als er in seinen Frühwerken schrieb, der vollendete Naturalismus sei Humanismus, der vollendete Humanismus Naturalismus. Wer jetzt auf die Idee käme, Marx für einen Vorläufer der Ökologie zu halten, der irrte. Denn diese Einheit realisiert sich erst im Reich der Freiheit, wenn die Vorgeschichte des Menschen vorüber ist.

Solange die Utopie nicht vor der Tür steht, bleibt die Vorrangstellung des Menschen. „Die Weltgeschichte ist das Werden der Natur für den Menschen“. Die Natur besitzt keinen Zweck in sich, sie steht vollständig im Dienst des Menschen und muss sich für seine Zwecke aufreiben lassen.

Rauterberg fühlt sich in der Kasseler Kunstausstellung wie im Garten Eden. „In jedem Ding soll ein Ich zu Hause sein. Das logische Denken, ein Denken in Ursache und Wirkung, verliert an Bedeutung Am Ende könnte man meinen, dass auch die Gewalt, der Krieg, der Holocaust (!) irgendwie ursachelos und natürlich seien.“

Jetzt die Anti-Gauck‘sche Schlussfolgerung: „Wenn es keine klar definierten Subjekte gibt, gibt es auch niemanden mehr, der Verantwortung trägt. Animismus entlastet ungemein.“ Doch diese Regression in den Urschlamm unvordenklicher Einheit der Menschen: damit wolle die Documenta nicht zu tun haben.

Die Kunst verführt wieder einmal, hier zur Verantwortungs- und Schuldlosigkeit, sogar zur Akausalität. In diesem Urbereich ist alles möglich, selbst das Unmöglichste. Wenn die Documenta aber den Verbleib im Verantwortungslosen verbietet, lehrt sie dann nicht doch Moral? Doch über solche kleine Widersprüche sind deutsche Ästheten erhaben.

 

Mit schlüssigen Botschaften haben die Künstler eh nichts am Hut. Wenn man die Alexander Kluges und sonstige Schriftsteller hört, sagen sie apodiktisch, sie hätten nur Bilder und Geschichten anzubieten. Sie würden Geschichten erzählen wie man Kindern Märchen erzählt. Aha, ist die Kunst auf die Ebene der Kinderstube regrediert? Ist sie infantil geworden?

Bilder und Geschichten sind Mythen. Wenn man Wilhelm Nestles Werk „Vom Mythos zum Logos“ folgt, begann die Uraufklärung im alten Griechenland mit der Abwendung vom Mythos und der Zuwendung zum Logos:

„Der Logos sucht die Wirklichkeit in vernünftiger Rede, in begrifflichem Ausdruck zutreffend wiederzugeben“, schreibt Nestle. Der Mythos hingegen mache aus „dem Begriff ein Bild, aus einem tatsächlichen Sachverhalt eine erdichtete Geschichte.“ Dichter und Poeten dürften solche Geschichten erfinden, Denker aber nicht, die müssten sich an die Realität halten. Weil Dichter mit ihren Geschichten das Publikum täuschten, dürfte man sie nicht ernst nehmen. Ihnen ginge es nur um täuschenden Schein. Den andern hingegen um das Sein.

Hier wurzelt der alte Streit zwischen Poesie und Philosophie. Diesen Streit gibt es schon lange nicht mehr. Warum? Weil die täuschende Poesie die strenge Folgerichtigkeit der Denker schon längst besiegt hat? Das könnte sein und würde erklären, warum heutige Kunsttheoretiker schreiben, als seien sie in poetischer Trunkenheit und hätten den Logos längst gegen eine Linsensuppe verkauft.

Denn alle Schreibversuche der Ästheten haben mit rationaler Sprache nichts zu tun. Jeder parliert in seiner Privatsprache, niemand bezieht sich auf niemanden. Jeder kann alles und das Gegenteil behaupten. Der Fortgang des Geistes vom Mythos zum Logos wäre damit hinfällig geworden. Der Mythos ist ständig im Fluss und entzieht sich der klaren Kennzeichnung durch scharfe und eindeutige Rede.

Es geht dabei nicht um die prinzipielle Ablehnung des mythischen Bildinhalts, es geht um seine Überprüfung in dialogischer Streitrede mit Hilfe von Argumenten. Bilder und Geschichten sind unwiderlegbar, nach Popper können sie keine rationalen Gebilde sein.

Das Eine ist die Kunst, das andere ihre Erfassung im Logos, also in logischer Rede. Offenbar hat die Rede über Kunst vor dem Inhalt kapituliert. Die ästhetischen Theorien können nicht miteinander streiten, weil sie nicht über die kleinste Menge einer gemeinsamen Sprache verfügen. Damit haben sie den Kanon der argumentierenden Philosophie verlassen.

Bei jeder Frage: was ist Kunst, sind die Antworten beliebig bis autistisch. Denk dir selbst den Sinn von Kunst aus. Wenn das so ist, brauchen wir keine Kunsttheoretiker mehr, die mit gesalbter Stimme verkünden, dass sie nichts zu verkünden haben. Martin Walser war der bisherige Höhepunkt dieser Generalisierung des Unaussprechbaren.

Der Kunsttheoretiker, vermutlich selbst einmal Kandidat praktischer Kunst, ist in die Theorie der Kunst geflüchtet – um gleichwohl durch die Hintertür zum poetischen Künstler zu werden, der sich der logischen Rede mit Vehemenz verweigert. Wenn Theorie und Poesie miteinander verschmelzen, verlieren Poesie und Theorie gemeinsam.

Was ist der Reiz am Geschichtenerzählen? Erzähl mir keine Geschichten, pflegten Großväter zu ihren phantasiereichen Enkeln zu sagen, wenn diese ihre wilden Abenteuer mit der Realität verwechselten. Heute wollen erwachsene Künstler nur noch Märchen erzählen, Geschichten für Erwachsene.

Was ist der Sinn der ungeheuren Erzählwut? Wer eine Geschichte erzählt, erzählt einen kleinen Roman. Die Romantiker waren die letzten Geschichtenerzähler, deren Geschichten noch einen gewissen poetischen Zauber hatten. Die Realität in Romane zu verwandeln, nannte Friedrich Schlegel „Romantisieren.“ Was versteht er darunter?

Romantisieren heißt für ihn „dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein geben.“ Alles müsse sowohl natürlich wie wunderbar sein, so dass man glaube, bislang in der Welt nur geschlummert zu haben und nun erst ginge einem der rechte Sinn der Welt auf.

Theologen nennen diesen Vorgang Erweckung. Deutschland erlebte seine Wiedergeburt, als der Führer rief: Deutschland, Deutschland, wach auf, du hast genug geschlafen.

Mit anderen Worten: die Welt, wie sie ist, ist dem modernen Menschen unerträglich geworden. Er muss das Vertraute befremdlich darstellen, dass es unvertraut wird, das Begrenzte muss er in Unbegrenztes, das Natürliche in ein Übernatürliches und Wunderbares verwandeln. Genau das tut der Priester mit Brot und Wein, die er in einem wunderbaren Akt zu übernatürlichen Essenzen transsubstantiiert.

Wenn der Mensch die Natur nicht mehr erträgt, weil sie natürlich ist, muss er sie mit einem Glorienschein in das Produkt eines übernatürlichen Gottes transzendieren. Es ist die Verwandlung der Welt in die Schöpfung eines Schöpfers.

Was Naturwissenschaft, Technik und Ökonomie mit profanen Mitteln versuchen – die primitive Natur zu einer höheren menschengemachten Natur zu veredeln –, das betreiben die Künstler mit ihren romantisierenden und poetischen Wunderstrategien.

Der Vorgang der Verwandlung des Bekannten in ein Unbekanntes ist das genaue Gegenteil der griechischen Erkenntnis: der Verwandlung des Unbekannten in Bekanntes. Insofern ist die Romantik der Widerruf rationaler Erkenntnis und ein Programm der Ent-fremdung von der Erde.

Mensch! Nicht die Natur ist deine vertraute Heimat, sondern das Reich im Jenseits. Der Himmel wird nicht der Erde eingemeindet, die Erde wird durch Befremden und Unvertrautwerden abgestoßen, das Sehnen der Menschen soll sich nach oben richten.

Glück, Vernunft und autonome Moral sind die Auszeichnungen des irdischen Menschen. Wer die sündige Welt ablehnt, um sich in eine himmlische hineinzuphantasieren, muss den Stolz der Menschen als gotteslästerliche Hybris ablehnen.

Wer Wissenschaft und Kunst besitzt, der hat auch Religion. Wer jene beiden nicht besitzt, der habe Religion, sagte Olympier Goethe. Die Romantik bis zum heutigen Tag hat daraus den Schluss gezogen: wer keine Religion besitzt, der habe Kunst. Denn Kunst ist alte Religion in Form stets neuer Bilder und Erzählungen.

Wie Religion verfälscht auch Kunst die Wirklichkeit, indem sie ihr einen falschen Schein verleiht – damit der Mensch sie noch erträgt.

Man könnte vom Opium für die Intelligentsia sprechen. Der Pöbel guckt fern.