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Mittwoch, 04. Juli 2012 – Feminismus und Kapitalismus

Hello, Freunde der Gleichberechtigung,

Anne-Marie Slaughter hatte es in ihrer beruflichen Laufbahn weit gebracht, bis zur Strategie-Beraterin von Hillary Clinton. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere erkannte sie, wie unglücklich sie war. Denn ihr 14-jähriger Sohn war unglücklich, störte permanent den Unterricht, war in Mathe durchgefallen und brauchte seine Mutter.

Als Postfeministin war Slaughter mit dem Glauben aufgewachsen, dass ihr alles zustehe: Erfolg im Beruf, eine glückliche Ehe und eine Familie. Wie konnte alles so schwierig sein, obwohl ihr Mann sie in allen Dingen unterstützt hatte?

Sie hielt inne, schrieb ihre Gedanken auf und kam zum Resumee: formal gesehen gebe es keine Probleme. Doch die wahre Kultur in Amerika sei noch immer familien- und damit frauenfeindlich. Das Ideal der amerikanischen Arbeitswelt sei noch immer der Mann, der „rund um die Uhr einsatzbereit ist, weil seine Frau ihm zu Hause den Rücken freihält“.

In der Leistungsgesellschaft werde das Familienleben nicht unterstützt. Auf familiäre Verpflichtungen werde keine Rücksichten genommen, es gelte als unangemessen, seiner Familie auch nur die geringste Priorität einzuräumen. „Man verlässt einfach nicht die hohen Kreise der Macht, um sich um die Familie zu kümmern.“ Schon während ihrer ganzen Laufbahn wurde ihr nahe gelegt, im Job nicht

über ihre Kinder zu sprechen, das widerspreche der Gewichtigkeit ihrer Position.

Männer hingegen, die nach der Arbeit Marathonlauf trainierten, wurden bewundert und durch Beförderung belohnt. Frauen hingegen, die früh aufstehen, um Lunchpakete zu packen und sich um die Kinder zu kümmern, werden bestraft.

Ein solcher Essay kann von keiner zurückgebliebenen deutschen Frau geschrieben werden, deren Dogma die Verträglichkeit von Familie und Beruf ist und die nichts Schlimmeres fürchten muss als den Vorwurf, Propagandistin des Mutterkults zu sein.

Das eingeborene Weib muss noch immer den Führer besiegen, der vor Jahrzehnten viele heldische Knaben von ihr gefordert hatte, um die Welt in den Abgrund zu stürzen. Seitdem ist die Geburtsrate kontinuierlich rückläufig, auch in diesem Jahr geht sie weiter zurück.

Das ist die desillusionierende Antwort der Frau auf die Forderungen von Industrie-Tycoons und hochemanzipierten, zumeist kinderlosen Karrierefrauen, nicht länger am Herd – sprich beim Kind – zu bleiben und die große Welt – sprich die fabelhaften Kreise der Männer und des Mammons – zu erobern.

Wo du nicht bist, da ist das Glück, lauten die Schalmeienklänge des außerhäusigen, kinderbefreiten Erfolgs. Man könnte auch variieren: wo keine Kinder, da ist das Glück. Damit ist das interne Ziel der weiblichen Nachkriegsemanzipation auf den Punkt gebracht.

Werde ein Mann, dann bist du die beste Frau. Das war das unterschwellige Ziel Simone de Beauvoirs, der modernen Urmutter der Gleichberechtigung der Frau, deren deutsche Schülerin Alice Schwarzer ist, die Herausgeberin von Emma.

Simones Ich-Ideal war nicht irgendein Mann, sondern ihr bewunderter Gefährte Jean-Paul Sartre, der unabhängige und erfolgreiche Denker und Dramatiker, der keinen einzigen Tag im kapitalistischen Alltag verbringen musste. Dass der geniale Jean-Paul nicht der Prototyp des modernen Mannes war, fiel der nicht weniger genialen Frau, die mit ihrem Gefährten ein freies Bohemienleben führte, so wenig auf wie all ihren Schülerinnen bis zum heutigen Tag.

Sartre hatte sich vom Existentialisten zum stalinbewundernden Marxisten entwickelt, weshalb sich sein Freund Albert Camus mit ihm überwarf. Die Streitfrage war, kann man im Sozialismus Mensch sein? Oder wenn nicht dort – im Kapitalismus? An welchem Menschsein soll sich die unterdrückte Frau orientieren?

In Beauvoirs feministischem Gründungsbuch „Das andere Geschlecht“ gibt es nur wenige Stellen über Marx, der Begriff Kapitalismus fehlt im Register. Doch am Ende des Werkes gibt es fast eine Liebeserklärung an Marxens Beschreibung utopischer Verhältnisse. Dort lässt sie den Trierer zu Wort kommen:

„Das unmittelbare, natürliche, notwendige Verhältnis des Menschen zum Menschen ist das Verhältnis des Mannes zum Weibe. Aus dem Charakter dieses Verhältnisses folgt, inwieweit der Mensch als Gattungswesen, als Mensch sich geworden ist und erfasst hat; das Verhältnis des Mannes zum Weib ist das natürlichste Verhältnis des Menschen zum Menschen. In ihm zeigt sich also, inwieweit das natürliche Verhalten des Menschen menschlich oder inwieweit das menschliche Wesen ihm zum natürlichen Wesen, inwieweit seine menschliche Natur ihm zur Natur geworden ist.“

Daraus zieht die adlige Französin ihre Summa: „Besser könnte man es nicht ausdrücken. Der Mann hat zur Aufgabe, in der gegebenen Welt dem Reich der Freiheit zum Sieg zu verhelfen. Damit dieser höchste Sieg errungen wird, ist es unter anderem notwendig, dass Mann und Frau jenseits ihrer natürlichen Differenzierungen rückhaltlos geschwisterlich zueinander finden.“

Geschwister sind nicht wie Mann und Frau, das Zeugen von Kindern, die erotische Geschlechtsspannung fällt bei ihnen weg. Befreit vom Sex und Kinderzeugen marschieren Brüderlein und Schwesterlein nach langen Kämpfen ins verheißene Finale der Geschichte: in den Garten Eden.

Dass Frauen noch immer einseitig die Kinder zur Welt bringen, ist für viele Suffragetten eine Zumutung der Natur. Man könnte es auch in Wendungen der katholischen Jugendreligion de Beauvoirs formulieren. Von allen Sünden der Sinnlichkeit gereinigt, gewinnen zwei engelgleiche, reine Wesen den Zugang zum Paradies.

Von Kindern keine Spur. Auch beim großen Vorbild Marx nicht, der nur in keuschen, also unklaren Worten, vom natürlichen Verhältnis von Mann und Weib spricht. Er lässt im Dunkeln, was er unter natürlich versteht.

Ist das Natürliche das Matriarchalische? Der Urkommunismus der Mutterhorde? Auf welcher ökonomisch-technischen Basis? Auf der Basis einer weiblichen Ackerbaukultur mit strikter Ausscheidung aller neuzeitlicher Technik und moderner Maschinen?

Offenbar nicht, wie wir aus anderen Stellen wissen, die die notwendige Erwerbsarbeit für einen behaglichen materiellen Wohlstand von einem ausgedehnten Maschinen- und Automatenpark erwartet. Das Einzige, was Menschen zu tun noch übrig bleibt, ist das Aufrechterhalten der maschinellen Funktionstüchtigkeit, wofür Marx drei bis vier Stunden täglicher Arbeit für ausreichend hielt.

Und dann? Was geschieht im Rest des Tages? Endlich fröhlicher Kinderdienst, nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer? Heiterer Alltag im Kreis der Clans und Gruppen, unabhängig von Sorgen des Überlebens? Beginnt dann jenes gute Leben in Muße, von dem Aristoteles sprach, der unter Muße den Inbegriff des guten Lebens verstand, das befreit ist von unwürdiger Erwerbsarbeit?

Hören wir eine der ganz seltenen Stellen von Marx, in denen er das erwünschte Leben beschreibt. Im Kapitalismus hat jeder Mensch seine arbeitsgeteilte Funktion, aus der er nicht entkommt, wenn er nicht verhungern will. Doch im Reich der Freiheit fällt das Joch zur einseitigen Spezialisierung weg:

„… während in der kommunistischen Gesellschaft, wo jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.“

Die Stelle ist berühmt, wird oft zitiert, aber nie interpretiert. Noch immer besteht der Alltag aus zwei sehr unterschiedlichen Teilen. Der Bereich der Notwendigkeit ist zwar geschrumpft, kann aber niemals abgeschafft werden, denn von Luft und Liebe können nicht mal Kommunisten leben. Sie haben alles gemeinsam, doch das Gemeinsame muss erst mal erwirtschaftet werden.

Die griechische Mußeklasse, wozu fast alle Philosophen gehörten, ruhte auf der Maloche von Sklaven. Sklaven wollte Marx keine mehr haben, dennoch Muße für die ganze Menschheit. Wer sollte arbeiten, wenn jeder nach Lust und Laune herumstreunen konnte?

Trotz Aristoteles verschmäht er das Wort Muße, es erinnerte ihn allzu sehr an das Büchlein seines kubanischen Schwiegersohns Paul Lafargue, den er als Kreolen und Mulatten bezeichnete und dessen Kritik an der „Arbeitsreligion der Arbeiterklasse“ er als Kosmopolitismus und Stirnerianismus diffamierte. Stirner war jener berüchtigte Philosoph, der den Egoismus des Einzelnen in den Vordergrund stellte.

Wie der Vorwurf des bornierten Egoismus mit dem des Kosmopolitismus zusammenpasst, hat noch kein Marxforscher entschlüsselt. Noch heute ist es unanständig in postmarxistischen Kreisen, dem „Mulatten“ gegen den Meister aller Klassen Recht zu geben. Ja, sich mit ihm überhaupt zu beschäftigen.

In der Sowjetunion waren Lafargues Schriften lange verboten, denn er übte Kritik am Fortschrittsbegriff des Marxismus wie an der Sucht nach Arbeit auch bei Proleten, die er trefflich Arbeitsreligion nannte.

Arbeit war für Christen die von Gott verhängte lebenslange Strafe für den Sündenfall des Menschen. Der alttestamentarische Satz gilt ohne Einschränkung auch für Paulus, der den Arbeitslosen – oder -unwilligen – lapidar mit dem Tode bedroht: „Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen.“ ( Neues Testament > 2. Thessalonicher 3,10 / http://www.way2god.org/de/bibel/2_thessalonicher/3/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/2_thessalonicher/3/“>2.Thess. 3,10)

(Götz Werner, eifriger Befürworter des Bedingungslosen Grundeinkommens, bemüht ausgerechnet einen Theologen, um die anstößige Paulusstelle nach gewohnter geistlicher Art weginterpretieren zu lassen, sodass das BGE inzwischen auch von den Kanzeln abgesegnet werden kann.)

Arbeit ist keine rationale Notwendigkeit im Dienst des Überlebens, sondern eine unaufhörliche Strafe an sich, die erst mit der Arbeitsunfähigkeit oder dem Tode endet.

Die hybride Kehrseite der Arbeitsstrafe darf nicht unerwähnt bleiben. Je mehr es dem Menschen mit Unterstützung der Technik gelingt, sich die Erde untertan zu machen und die Natur auszubeuten, je mehr Chancen hat er, das verlorene Paradies zurückzuerobern. Das war das Programm Francis Bacons, des Begründers der neuzeitlichen Technikideologie.

Für ordinäre DDR-Sozialisten waren Lafargues Thesen „Untergrabung der Arbeitsmoral“, woraus wir entnehmen, wie ähnlich sich Kapitalismus und Sozialismus sein müssen. Im Osten wurden ständig die Normen erhöht, im Westen lassen sich die Lohnabhängigen freiwillig in den Burnout treiben.

Nicht nur die kapitalistische Moral sei eine „jämmerliche Kopie der christlichen Moral“, so Lafargue, bei ihm kriegen auch die Proleten ihr Fett ab: „Arbeitet, arbeitet, Proletarier, vermehrt den Nationalreichtum und damit euer persönliches Elend. Arbeitet, arbeitet, um – immer ärmer geworden – noch mehr Ursache zu haben, zu arbeiten und elend zu sein.“ (Das Recht auf Faulheit)

Diese grundsätzliche Kritik hat auch den späteren real existierenden Sozialismus ins Herz getroffen. Noch heute sind viele von der Linken und SPD gegen das BGE, mit der Begründung, ohne Arbeit gebe es kein sinnstiftendes Leben. Alles andere sei Unterstützung der Faulheit.

Wenn ein utopisches Ziel vage bleibt, müssen die politischen Methoden, dieses zu erreichen, ebenso vage bleiben – oder par ordre du mufti auf eine totalitäre Methode eingeengt und zurechtgestutzt werden. Das geschah im Sozialismus, der nichts mehr anderes im Sinn hatte, als nur noch den Kapitalismus zu übertreffen: mit kapitalistischen Mitteln der Arbeitsreligion und der Naturausbeutung.

Marx hatte das Endziel als naturidentisches Verhältnis zwischen Mann und Frau beschrieben. Wie kann man eine Naturidylle mit naturausbeutenden Methoden erreichen? Das wäre, wie wenn ich einen Kuchen herstellen wollte, dessen einzelne Bestandteile ich schon beim Backen verzehrt hätte.

Bei Marx sollen im Reich der Freiheit Weib und Mann wie Adam und Eva im Paradies zusammenkommen. Von einem Kind ist nicht die Rede. Solange die Proleten unter der Knute der Ausbeuter leiden, sollen die Frauen mitmalochen und mitleiden dürfen. Die einzige Forderung, die Marx stellt, ist die gleiche Behandlung und Bezahlung von Mann und Frau. Auch hier existieren keine Kinder für Marx.

Der spätere Sozialismus hat das Verträglichkeitsproblem von Maloche und Familie durch die Einrichtung ganztägiger Kinderhorte gelöst, in die die Kinder nach Schema F, unabhängig von ihrer Entwicklung, abgeschoben wurden.

Wenn im Proletenparadies die Männer ihren englischen Gentlemen-Hobbys wie Fischen und Jagen nachkommen, sehen wir weder ein natürliches Zusammenkommen von Mann und Frau, noch ein Zusammenkommen von Eltern mit diversen kleinen Kinderlein.

Auch Marxens Utopie ist eine außerhäusige und kinderlose Idylle – für Männer und echte Kerle. Die kritisierte Unhäusigkeit des Kapitalismus wird von Marx nicht beendet. Selbst seine Utopie ist weder eine Familien- noch eine Clanidylle. Von einem natürlichen Verhältnis zwischen Frau und Mann ist nichts zu sehen.

Bei Marx ist der Mensch nicht mal in seiner utopischen Erscheinungsweise ein zoon politicon, sondern ein vagabundierender männlicher Einzelgänger.

Der Feminismus scheitert am Moloch Kapitalismus. Auch de Beauvoir verleugnet das Problem, indem sie sich gläubig an die marxistische Hoffnung eines Reiches der Freiheit klammert. Das ist nichts als die christliche Urversion aller Problemlösung durch Verweis auf den Himmel. Im Himmel soll alles besser werden, wenn wir bei seinen Englein sind.

Nur, was tun, solange wir auf Erden herumkrebsen? Solange wir es mit dem Kapitalismus zu tun haben?

Beauvoir hatte keine Kinder, auf einen Ausbeuterjob war sie nicht angewiesen, damit hatte sich das Verträglichkeitsproblem für sie erledigt. Ihr ging es nur darum, gleiche und gerechte Verhältnisse für Frauen im ungleichen und ungerechten kapitalistischen Männerbereich herzustellen.

Ihre Verträglichkeitsforderung war die Halbierung der Unverträglichkeit auf beide Geschlechter. Dass der Mann nicht minder ausgebeutet wird wie die Frau, nur mit anderen Methoden, kommt bei ihr nicht vor.

Wer Macht über andere hat, ist noch lange nicht frei. Die Befreiung der Frau ohne die des Mannes ist eine Illusion. Eine synchrone Befreiung von Mann und Frau unter kapitalistischen Verhältnissen ist aber undenkbar.

Vor diesem Problem ist Beauvoir ebenso gescheitert wie der Feminismus der 68er Bewegung, der zwar das Problem ahnte, indem er vom Nebenwiderspruch redete. Doch eher im trotzigen Ton, denn von Erkenntnissen geleitet. Als ob die Frauenfrage unabhängig vom wirtschaftlichen System hätte gelöst werden können.

Auch die aufbegehrenden 68er-Emanzen wähnten, sie könnten den Befreiungskampf ohne oder gar gegen die Männer führen, die in Wirklichkeit nicht minder deklassiert waren als sie selbst, nur mit komplementären Mitteln. Indem sie Erwerbsarbeit verrichten und Geld verdienen durften, hielten die Männer sich für privilegiert.

Das war keine geringere Fehleinschätzung als die der Frauen, sich schon deshalb für benachteiligt zu fühlen, weil sie bei den Kindern und vom Geld der Männer abhängig bleiben mussten. Doch es war nur das alte Spiel: divide et impera, teile und herrsche.

Der Streit um Emanzipation konzentrierte sich nicht zu weiblich-männlicher Kooperation gegen das „System“, sondern blieb ein Scharmützel zwischen Lahmen und Hinkenden. Indem Männlein und Weiblein sich beharkten, blieb das System bis heute unbehelligt.

Anstatt immer nur von Verträglichkeit zwischen Arbeit und Familie zu faseln, müsste der Feminismus sich endlich daran beteiligen, der despotischen Wirtschaft die Gräten zu brechen.

Was wäre gebessert, wenn Frauen alle Schaltstellen der Ökonomie erobert und alle Männer überholt hätten? Nichts. Dann würde sich nur dieselbe Debatte wiederholen, nur unter umgekehrten Vorzeichen: wie ist die Emanzipation des Mannes möglich?

De Beauvoir fordert zu Recht, dass Mann und Weib geschlossen auftreten müssten, um ihre Interessen zu verfolgen. Aber nicht erst im jenseitigen Reich der Freiheit, sondern hier und jetzt.

Anne-Marie Slaughter hat vollständig Recht, wenn sie die momentane Gesellschaft der Familien- und Kinderfeindlichkeit bezichtigt.

Wie sein Vorbild Jesus ist der Kapitalismus ein eifersüchtiger Gott: wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn. Rivalisierende Instanzen, Gruppen und Menschen, die sich seinem Einfluss entziehen wollen, wird er niemals dulden, sondern mit allen Mittel destruieren.

Die Familie ist niemals verträglich mit einem System, das seinen Vorteil in der Benachteiligung des andern sieht.

Die Moral der Familie, der Großfamilie, des Clans und jeder Gemeinschaft, die kein Räuberhaufen sein will, ist Solidarität. Die Moral des bedenkenlosen Wettbewerbs ist Beschädigen und Verächtlichmachen des Rivalen bis zu seiner Vernichtung.

Eine Verträglichkeit von Fördern und Beschädigen ist aussichtloser als die Entdeckung des Mannes im Mond.

Der moderne Feminismus hat sich aller gesellschaftlichen Probleme entledigt und glaubt, im Revier des kapitalistischen Mannes das Ei des Kolumbus gefunden zu haben. Er zappelt nur im Goldenen Netz trügerischer Verheißungen von Geld und Macht.

Selbst wenn es den Frauen gelänge, die Männer aus ihren Sesseln zu vertreiben, hätten sie nur eine neue Machtelite gebildet – das Gefälle zwischen Mächtigen und Ohnmächtigen bliebe das alte.

Ob Väter erloschen nach Hause kommen und in geistiger Abwesenheit die Couch besetzen – oder die Mütter: die Kinder spüren, dass der Kampf um scheinbare Dominanz auf ihrem Rücken ausgetragen wird. Am Ende werden alle verlieren.