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Mittwoch, 02. Mai 2012 – Gerechter Lohn

Hello, Freunde Europas,

die Stichwahl zwischen Hollande und Sarko entscheidet über das weitere Schicksal Europas, meint Robert von Heusinger in der BZ.

Es gibt zwei Hauptübel in der Wirtschaft, die Arbeitslosigkeit und die Inflation. Wer Inflation durch Sparen bekämpft, muss steigende Arbeitslosigkeit in Kauf nehmen, wer Arbeitslosigkeit durch steigende Staatsaufgaben bekämpft, riskiert steigende Inflation.

Merkel hat Europa auf eine typisch deutsche, protestantisch-asketische Sparpolitik verpflichtet und Sarko ist ihr gefolgt. Sein Herausforderer Hollande will das Steuer herumwerfen und riskiert lieber mehr Schulden, um die Wirtschaftskräfte zu aktivieren, als durch übermäßiges Bremsen den Karren zum Stehen zu bringen.

Die Wirtschaftspolitik Hollandes sei menschenfreundlicher, meint Heusinger, weil sie die Arbeitslosigkeit verringere und Wachstum fördere. Sie werde von mindestens Zweidritteln aller internationalen Volkswirte unterstützt, aber nicht von den führenden deutschen Ökonomen, die noch immer am Dogma Brünings festhielten, der die Wirtschaftskrise der 30er-Jahre durch Sparen verschärfte und die Machtübernahme durch den Nationalsozialismus erst ermöglichte.

Mag sein, dass unter gegebenen Umständen eine Wachstumspolitik kurzfristig arbeitnehmerfreundlicher ist, langfristig wird kein ewiges Wachstum die Probleme der Wirtschaft lösen.

Die Begriffe Gerechtigkeit, Solidarität und eine notwendig planetarische Ökopolitik sind endgültig aus dem Köcher genommen. Die Wirtschaft will sich mit

ihren eigenen technischen Instrumenten aus dem Sumpf ziehen, ohne auf politische Moral angewiesen zu sein, die allein in der Lage wäre, den untauglich gewordenen Instrumentenkasten der letzten beiden Jahrhunderte auszumisten und das Problem Wirtschaft auf eine grundsätzlich neue Basis zu stellen, die im Haushalt der Natur stabil wäre.

Bei Entscheidungen, die ebenso viele Probleme bereiten, wie sie lösen, ist es fast gleichgültig, ob ich die Alpha-Lösung bevorzuge oder die spiegelbildliche Beta-Lösung. In beiden Fällen erreiche ich schematisch gesprochen 50% Vorteile bei 50% Nachteilen – oder umgekehrt.

Eine Weltwirtschaftspolitik, die sich an nachwachsenden Naturressourcen orientiert, ohne sie durch Wachstum leerzusaugen, alle Menschen gerecht an den Früchten der gemeinsamen Arbeit beteiligt, haben beide Kandidaten nicht. Auch die sozialistischen Parteien sind in den falschen Alternativen einer ausweglosen Raub- und Zerstörungswirtschaft gefangen.

Soll ich voll auf die Bremse treten, dass der Karren stehen bleibt oder mehr Gas geben, und der jaulende Motor überhitzt und geht hopps? In beiden Fällen ist der Kollaps absehbar. Wer nur Pest und Cholera zulässt, wird Pest oder Cholera erhalten.

 

Die Deutschen haben jenen Stock verschluckt, lästerte Heinrich Heine, mit dem sie verprügelt wurden. Allerdings bei sehr beweglichem Rückgrat, wie wir 200 Jahre nach Heine wissen.

Bislang gab es noch keine Ideologie, die das Glück gehabt hätte, von Deutschen nicht mit Kotau beehrt zu werden. Sie lagen auf dem Bauch vor Kaisern, Fürsten, Absolutisten, Scheinparlamenten, imperialen Monarchen, Faschisten und Sozialisten. Nur bei Demokratien rümpfen sie die Nase und haben nicht geringe Bauchschmerzen.

Momentan hat der Begriff Postdemokratie Hochkonjunktur. Der Politologe Herfried Münkler warnt vor Überfrachtung demokratischer Erwartungen. Offensichtlich ist nach Ansicht des asymmetrischen Professors der Mensch zur Selbstbestimmung nicht fähig.

Der linke Professor Franz Walter setzt sein Vertrauen lieber auf stabile Insitutionen als auf unzuverlässige Zeitgenossen. Es geht doch nichts über stabile Polizei und eine zuverlässige Müllabfuhr. Das hilft über viele Charakterschwächen hinweg. Flexiblen Rückgratbesitzern kommt es sehr entgegen, wenn die Instanz, vor der sie stramm stehen, selbst beweglich und biegsam ist.

Die oberste Instanz ist die bewegte Zeit oder die Geschichte. Wenn dieselbe in jeder Dekade sich etwas Neues aus dem Ärmel zieht, kann der Deutsche sich sehr aufrecht fühlen, wenn er im Takt der Geschichte nach links, rechts, oben oder unten buckelt.

Nur nicht festlegen, bevor die zeitidentischen Gazetten nicht die neuesten Parolen ausgegeben haben. Was ist Retro, was ist Futuro? Schau nach, was wir zu denken haben und wo wir den Zeitgeist am Schwanz packen müssen, damit wir zur siegenden Kohorte gehören, womit biologisch erwiesen, dass jener männlichen Geschlechts sein muss.

Es ist eine üble Nachrede, dem Zeitgeist weiblich-modische Unbeständigkeit nachzusagen, wo doch jeder eifrige BRIGITTE-Leser weiß, dass die Moden sich beständig alle 20 Jahre wiederholen und sich also den kreisläufigen Rhythmen der Natur vollständig angepasst haben.

Als vor 2000 Jahren die Christen der zeitunabhängigen Wahrheit der Griechen die Knochen brachen und das Licht der Offenbarung in die desolate Geschichte scheinen ließen, dauerte es ein wenig, bis die Erscheinungen des Neuen sich zuverlässig im Verlauf weniger Jahre einstellten, weil die Wiederkehr des ganz Neuen sich noch immer an den Sankt Nimmerleinstag verzieht.

Wenn man schon auf die Parusie verzichten muss, dann will man das Neue wenigstens in erträglichen Häppchen serviert bekommen, weshalb die Postmoderne erfunden wurde, die darauf geeicht ist, das Alte unbarmherzig wegzupacken und wenn es uns noch so sehr ans Herz gewachsen wäre.

Da sind die Postmodernen so kaltherzig zu ihren wahren Gefühlen wie ein Amokläufer zu seinen Opfern, wenn er tut, was ein Mann tun muss, ohne sich von sentimentalen Gefühlen sekkieren zu lassen. Wenn das Neue sein muss, muss es sein und wenn es uns die Gräten bricht.

Es gibt wenige Deutsche, die an ihren Überzeugungen festhalten, auch wenn der Zeitgeist sie als Dinosaurier betrachtet, die – kein Mensch weiß, warum – noch nicht von hinnen gegangen sind.

Zu ihnen gehört die Adlige Jutta von Dithfurt, die seltsamerweise ihren Adelstitel abgelegt hat, um sich dem Volk gemein zu machen. Ist das schon höchst verdächtig, so erst recht, dass sie eine Karriere à la Joschka Fischer oder Daniel Cohn-Bendit ablehnte, wenn sie ihre Überzeugungen nicht zuvor in der Rumpelkammer jugendlicher Irrungen und Wirrungen abgelegt hätte.

Die Deutschen haben ein völlig gestörtes Verhältnis zum Lernen. Der Menschheit trauen sie nicht zu, aus ihrer Geschichte zu lernen. Wenn aber doch, muss das Lernen darin bestehn, dass das Alte regelmäßig aus dem Fenster fliegt.

Dass man lernt, indem man die Weisheit des Alten immer besser zu würdigen weiß, klingt für moderne Chamäleone wie Glaubensbekenntnisse sektiererischer Fundamentalisten. Man müsste den Unterschied zwischen zensierter Starrheit und denkender Einsichtsvermehrung kennen, um Osama bin Laden von Sokrates zu unterscheiden.

Was die beiden obigen Herrn dem Fortgang der grünen Idee in der europäischen Politik summa summarum gebracht haben – ob sie ihr nicht sogar geschadet haben – hat noch kein Historiker unter die Lupe genommen. Vermutlich aus Furcht, nichts zu entdecken außer kariösen Endmoränen der Ökoideen, die Fischer mit Lust zerschlagen hat, auf dass er die Turnschuhe mit staatstragenden Herrengaloschen austauschen kann.

Wenn Ditfurth den äußerlichen Erfolg der grünen Machos – der keiner war, sondern das pure Gegenteil – für sich ablehnte, um in kontinuierlicher Kärrnerarbeit an der Basis Haltung zu bewahren und mit Argumenten Einsichten zu stiften, darf man sich nicht wundern, dass einem flexiblen Wirtschaftsredakteur der FAZ, der ein Porträt der standhaften Frau versuchte, eher Gefühle des Mitleids kommen als Worte der Anerkennung.

Doch loben kann nur, wer selber lobenswürdig ist, sagte der Philosoph Günter Anders, der sich nur von Menschen preisen ließ, die er selber preisenswert fand. Mitleid kriegt man umsonst, sagte der neoliberale Hengst und fletschte die Zähne, doch Neid muss man sich verdienen.

Da muss Jutta Ditfurth wohl noch ein bisschen an sich arbeiten und ein paar Kröten mehr verdienen, dass sie einen neidischen Artikel verdient hat. Oder vielleicht unter dem Motto: Nie wieder Auschwitz, einen kleinen Krieg anzetteln, um den moralischen Fortschritt der Menschheit in Bewegung zu halten?

 

Der Tag der Arbeit ist kein kirchlicher Feiertag, das juckt den frommen SWR2 nicht die Bohne: er sendet zur besten morgendlichen Müslizeit Kirchenmusik. Kein Hannes Wader oder, na gut, den großbürgerlichen Konstantin Wecker. Die kriegen passenderweise am Tag der Arbeit eine Sendung: spätabends, wenn die malochende Bevölkerung schon in die Federn gesunken ist.

Am Tag der Arbeit muss selbstredend die Arbeit besungen werden. Am besten von einem protestantischen Multimedia-Pastor, der in BILD das trauliche Leben seiner arbeitsamen Eltern beschreibt, die nie Probleme hatten, Glauben, Shampooverkauf und Kinder unter einen Hut zu kriegen.

Dass Arbeit eine Strafe Gottes ist, hat der tüchtige Sprössling einer Drogerie nicht vergessen. Er erwähnt es nur nicht. Einige lustbetonte Arbeitsflüchter könnten auf die Idee kommen, sich nicht länger von jemandem bestrafen zu lassen, dessen Todesanzeige schon öfter in gottlosen Zeitungen stand.

Doch nicht genug: masochistisch, wie die Gläubigen eines himmlischen Quälgeistes nun mal sind, haben sie die Strafe in Lust verwandelt.

Womit nun allen gedient wäre. Den Arbeitgebern, die derart viel Arbeit vorrätig haben, dass sie die Menschheit mit dieser Gnadengabe unbegrenzt beglücken könnten. Den Arbeitnehmern, die ohne Arbeit nicht leben können, weil sie ohne Arbeit nicht leben dürfen, auch wenn sie mitten im Schlaraffenland angekommen wären.

Arbeit muss sein, auch wenn die Menschheit schon seit ausgehendem Mittelalter nichts leidenschaftlicher tut, als Arbeit per Maschinen, Automaten, Robotern und elektronischen Denkmaschinen überflüssig zu machen.

Marx, Rifkin und wie sie alle heißen, diese Träumer einer faulenzenden Menschheit, hielten nur jenen Fortschritt für sinnvoll, der uns mit schrumpfender Arbeit am Leben erhält. Im Reich der Freiheit sollten nur noch Spezialisten wenige Stunden pro Tag die Maschinen am Laufen halten, ansonsten an der Dreisam angeln gehen. (Aber bitte nicht grillen. Kaum wird’s warm, kann man‘s vor Rauchschwaden am Flüsschen nicht mehr aushalten).

Pastor Hahne kennt kein Pardon mit den meisten Arbeitnehmern, die innerlich gekündigt oder sich sonstwie ausgebrannt und krank fühlen – obgleich Ausgebranntsein gar keine richtige Krankheit ist, wie arbeitgeberfreundliche Mediziner befinden.

Wer immer nur Arbeit nimmt und nie selber gibt, ja, der kann mit seinem Leben niemals zufrieden sein. Geben ist immer noch seliger denn Nehmen. Weshalb altruistische Arbeitgeber prozentual wesentlich mehr im Zustand der Seligkeit schweben als egoistische Arbeitnehmer.

Wenn‘s keine Pflicht gäbe, Arbeit zu nehmen, würden die meisten Leute Gott einen lieben Mann sein lassen und auf der faulen Haut liegen bleiben. Seltsam nur, dass ein griechischer Heide das größte wissenschaftliche Werk der Weltgeschichte erschuf, ohne es je im Geringsten erarbeitet zu haben.

Jede abhängige Arbeit um des Lohnes oder Überlebens willen, lehnte er als Sklavenarbeit ab. Nicht nur das, er besaß die Kühnheit, sein frevlerisch Tun als Muße und Leidenschaft zu bezeichnen. Weil er in freiwilliger Selbstbestimmung tun durfte, was er tat, machte es ihm Spaß, zu sammeln, zu forschen, zu denken, zu lehren, aufzuschreiben und mit seinen Schülern im Gehen zu debattieren.

Was keinen Spaß macht, was erzwungen ist, befand Aristoteles, muss eine Maloche für Sklaven sein. Wenn wir dem freiheitssüchtigen und lustbetonten Heiden folgen, befinden wir uns nicht in einem Zeitalter abnehmender Sklaverei. Vielmehr nimmt die Sklaverei in planetarischem Maße zu.

Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens hat noch einen Rest an griechischem Geist zurückerobert. Niemand hat den menschlichen Traum schöner geträumt als die Griechen, sagte der Neuheide Goethe und der muss es wissen, denn er hat auch nie anständig gegen Zaster arbeiten müssen, weswegen er so viel Zeit hatte, um seine viel zu vielen Bücher zu schreiben.

Was ist ein gerechter Lohn, fragt Bettina Vestring in der FR einige Experten. Nach Aristoteles wäre der beste Lohn, wenn es gar keinen Lohn gäbe. Denn in gerechten Umständen hätte jeder genug zum Leben, um sich nicht gegen Lohn, und sei er noch so hoch, verkaufen zu müssen. Niemand hat die Menschen gefragt, ob sie geboren werden wollen. Warum werden sie dann damit bestraft, dass sie ihr Leben prostituieren müssen, um nicht zu verhungern?

Ein gerechter Lohn ist ein Widerspruch im Beiwort. Es gibt keinen gerechten Lohn. Lohn ist immer eine Machtfrage, die von jenen entschieden wird, die den Lohn bezahlen. Sie können sich bequem zurücklehnen und warten, bis die Lohnabhängigen vor der Türe Schlange stehen. Irgendwann brummt ihnen der Magen, dann hilft kein Beten mehr und sie müssen um Maloche betteln, wenn sie ihre Kinder nicht verhungern lassen wollen.

In Machtfragen entscheiden stets die Mächtigeren. Solange man sich zum geldwerten Humankapital erniedrigen und einem Arbeitgeber anpreisen muss, solange kann es keine Gerechtigkeit auf Erden geben. Kein Mensch mit Macht hat das verdammte Recht, mein Menschsein auf seiner Goldwaage auszurechnen.

Das ist die Crux im Grundgesetz, dass sie hochtönend von unantastbarer Würde spricht, aber eine Wirtschaft akzeptiert, in der es kein würdiges Leben geben kann, solange man seine Haut zu Markte tragen muss.

Vergesst eure käufliche Würde: würdig ist, was gerecht ist. Wie sie alle auf die Huren herabschauen, weil sie ihren Leib veräußern müssen, und sie selbst verhökern Leib, Seele, Selbstbestimmung und Lebenslust gegen einen schnöden Malus, den sie Bonus nennen, damit sie sich nicht den ganzen Tag schämen müssen.

Was sagen die Experten über gerechten Lohn?

Gerecht ist, wenn man mit seinem Lohn anständig leben und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann.

Gerechter Lohn ist, wenn man von seiner Arbeit leben kann.

Ein gerechter Lohn ist ein fairer Lohn, der im Rahmen der Tarifautonomie in jeder Branche gefunden werde.

Ein gerechter Lohn ist, der die gemeinsame Anstrengung aller an der Wertschöpfung berücksichtigt.

Ein gerechter Lohn ist die Voraussetzung zur Achtung der Menschenwürde.

Gerecht ist ein Lohn, wenn der Lohnempfänger das Gefühl hat, dass er angemessen bezahlt wird.

Gerecht ist leistungsgerecht, insofern Konsumenten bereit sind, die Leistung an der Kasse zu prämiieren oder nicht. Sollte das zufällig nicht reichen, gibt’s ja noch Hartz4. Das kriegen eh alle, die es verdient haben oder nicht.

Die meisten Auskünfte könnte man kurz zusammenfassen, gerecht ist, was gerecht ist. Damit sind wir schon einen erheblichen Schritt weiter.

Niemand ist auf die Idee gekommen, das Verhältnis von Arbeit und Leistung auf den Kopf zu stellen:

Solange ich arbeiten muss, ist meine Leistung entsprechend schlecht, denn sie ist erpresst. Bin ich frei, selbst zu bestimmen, was ich arbeite, weil ich auf keinen Salär angewiesen bin, bin ich am einfallsreichsten und leistungsfähigsten.

Warum geben Tycoons immer damit an, wie exorbitant arbeitsfähig sie sind? Weil sie gar nicht mehr arbeiten müssten. Was sie tun, machen sie freiwillig. Sie haben keine Sorgen, abzustürzen, sie müssen sich nicht verkaufen.

Solange es diese Zweiklassengesellschaft gibt, kann es keinen gerechten Lohn geben, weil jeder Lohn das Ergebnis einer unwürdigen Erpressung ist. Gerecht ist kein Feilschen um ein paar Groschen weniger oder mehr. Sondern die Abwesenheit von solchem Feilschen und Schachern.

Wir leben in den reichsten Epochen der Weltgeschichte, niemand müsste hungern, niemand müsste sich verkaufen, wenn der gemeinsam erwirtschaftete Reichtum so verteilt wäre, dass jeder autonom über sein Tun und Lassen bestimmen könnte.

Freie Menschen würden die Leistungen der heutigen erpressten und lohnabhängigen Menschheit in einem Bruchteil der heute verwendeten Zeit aufbringen. Sie wären wesentlich effektiver, rationaler und freudiger bei der Arbeit als die kühnsten Rationalisierungsexperten sich nur träumen ließen.

Es gibt heute eine ungeheure Verschwendung menschlicher Energie, die man buchstäblich sinnlos, ja kontraproduktiv in den Äther hinausbläst.

Nicht nur die Ressourcen der Natur werden maß- und wirkungslos verbraten, auch der Mensch gehört zur Natur, dessen vitale Lebensenergie man benutzt, um sie gegen ihn selbst zu wenden und ihn nachhaltig zu beschädigen.

Die meiste Energie brauchen die Menschen, um ihre eigene Energie auf kleinste Flamme herunterzufahren, unfruchtbar zu machen und die Kosten der Selbstkastration auf unterstem Lebensniveau zu stabilisieren, dass man am nächsten Morgen wie gewohnt mit unterdrücktem Hass und innerer Selbstdestruktion seinen Platz im Büro einnimmt.

Gerecht wäre, wenn die Menschheit in minimal-freiwilliger Energie tun könnte, was sie heute erzwungen und genötigt auf maximalistischem Verschwendungsniveau aus sich herauspressen muss.

Gerecht wäre, wenn die Menschen leben könnten, wie sie es sich schon immer erträumten, aber nicht erträumen durften, weil man ihnen unter die Weste jubelte, ihre Träume seien utopisch.

Mache deine Träume wahr, heißt die amerikanische Parole, die die Welt erobert hat. Gleichzeitig sind solche Träume nur erlaubt, wenn sie auf Kosten der Träume anderer gehen.

Es wird Zeit zu sagen: Menschheit, mach deinen gemeinsamen Traum wahr. Dein individueller Traum wird niemals wahr, wenn er die Träume aller andern Menschen ausschließt.