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Freitag, 13. April 2012 – Inzest

Hello, Freunde der Züchtigkeit,

wer sich züchtig verhält, mit dem kann prima Nachwuchs gezüchtet werden, weiß jeder Tierzüchter. Die Gene müssen fremd gehen, damit gesunde Sprösslinge gezeugt werden.

Es sollen genetische Gründe sein, die das Inzesttabu begründen. In den abgelegenen Alpendörfern …, Sie wissen schon. Was sagen die pumperlgsunden Schwyzer und Tiroler zu solchen Angriffen gegen ihre Grind- und Kropf-Vorfahren? Wären es tatsächlich medizinische Gründe, genügte ein Kondomgebot, um dem Missstand vorzubeugen.

In Deutschland ist Inzest verboten, in anderen europäischen Ländern nicht. Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich? In dieser Frage darf jedes Land seine Sonderrechte haben, entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte und begründete das Rechtsgut, das damit verteidigt werden soll: es ist die Moral. Dazu Christian Bommarius in der BZ.

Das kann nur eine nationale Sondermoral sein. Die Menschenrechte hingegen sind entstanden, als die Aufklärung generelle Werte für alle Menschen forderte. Die Französische Revolution erkämpfte Gleichheit und Freiheit nicht nur für Gallier, die ihre Herkunft bis Asterix und Obelix lückenlos nachweisen konnten.

Wer zufällige Sondermoralen zum Kriterium des Rechts macht, wird demnächst auch die Blutrache im albanischen Hinterland, diverse Mafiaspezialitäten aus Süditalien oder die Todesstrafe in China verteidigen müssen.

Generelles Recht schlägt zufällige Moral, das war die Uraufklärung in Griechenland, als Wanderlehrer

die Gleichheit der Menschen entdeckten. Wenn Menschen gleich sind, müssen sie ein gleiches Recht für alle haben.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat seinen stolzen Titel verraten, er sollte sich Gerichtshof zur Einhaltung überkommener Moral nennen. Moral muss sich nicht mehr vor dem Recht recht-fertigen, sie ist moralisch, weil sie moralisch ist.

Europa schirrt auch im Juristischen ab und kehrt zurück in die Epoche vieler zersplitterter Einzelnationen. Zwei Geschwister, die sich gar nicht kannten, also nur biologische, aber keine psychischen Geschwister waren, ursprünglich nicht mal wussten, dass sie Brüderlein und Schwesterlein sind, heirateten und zeugten vier Kinder. Der Mann wurde bestraft und musste für drei Jahre hinter moralische Gitter.

(Warum eigentlich nur der Mann und nicht die Frau? Weil sie leicht behindert oder aber die unentbehrliche Mutter ist?)

Die Klage des Mannes wurde nun abgewiesen. Die Familie ist zerbrochen, die Frau will nichts mehr von ihrem Bruder-Mann wissen, sie habe ein schlechtes Gewissen wegen der unmoralischen Ehe. Den Kindern der Unzucht steht eine große unbelastete Zukunft bevor, gemäß dem neoliberalen Motto: du hast keine Chance, aber nutze sie.

Eine Begründung für das Inzestverbot klingt so: damit soll die abendländisch-christliche Famillje geschützt werden. Was in diesem Fall hervorragend gelungen ist.

Auch in diesem delikaten Fall fällt auf, dass die ach so säkulare Moderne ihre christlichen Wurzeln nur dann zur Kenntnis nimmt, wenn sie glaubt, damit paradieren zu können. Ansonsten werden religiöse Kausalitäten verdeckt und versteckt.

Man weiß grade noch, dass ägyptische Pharaonen Geschwisterehen waren und griechische Götter sich familiär beglückten. Man weiß vielleicht noch, dass Adam und Evas Kinder ohne Inzest sich nicht hätten fortpflanzen können, das Menschengeschlecht wäre bereits in der zweiten Generation ausgestorben.

Für Milliarden von Tieren ein Segen, wenn das Inzesttabu im Garten Eden und kurz danach von der damaligen Pardiesjustiz streng beschützt worden wäre.

Wenn Adam sich mit seiner eigenen Rippe paart, müsste das als besonders schwerer Fall von autistischem oder selbstreferentiellem Inzest gelten.

Wir alle sind Nachkommen archaischer Ur-Inzeste, sind wir möglicherweise deshalb so global meschugge?

Freud wusste auch nicht, wie man das Inzestverbot tiefenpsychologisch begründen könnte, dennoch hielt er das Verbot für eine Errungenschaft der Menschheit und Ödipus für einen sündigen Schlingel, weil er seine Mutter heiratete – die er gar nicht als Mutter kannte. Doch Dummheit und Unwissenheit schützen nicht vor Strafe.

Eine andere so genannte Begründung lautet, wenn das interfamiliäre Zeugen gestattet wäre, hätte die Menschheit sich nie gegenseitig kennen lernen können. Mit Inzestverbot erst wird der Mensch zum zoon politicon. Man löst sich psychisch nur von seiner Familie, wenn man sein Begehren exogam organisiert.

Man weiß, dass amerikanische Puritaner ihre flüggen Kinder mit etwa 14 in andere Familien abschoben, um ihr eigen Fleisch und Blut nicht zu sehr zu lieben. Ob das auch anti-inzestuöse Prophylaxe war, wissen wir nicht, könnte man aber vermuten.

Klar aber ist, dass Christen sich nicht allzu sehr lieben sollten, denn das geht von der Liebe zum himmlischen Vater ab. Außerdem sollte man sich nicht an jemanden hängen, den man im Himmel mit großer Wahrscheinlichkeit nie mehr wiedersieht, weil er in der andern Ecke des Universums gelandet ist, wo es wesentlich heißer zugeht.

Das mit dem Lösen von der Familie ist natürlich nur emotional gemeint. Erbmäßig soll das Eigentum schon zusammenbleiben. Von einem ökonomischen Inzestverbot hat man in der erfindungsreichen Moderne noch nichts gehört. Dass die großen Besitztümer steuermäßig immer weniger belastet werden, müsste eigentlich als Beihilfe zum wirtschaftlich-dynastischen Inzestverhalten bestraft werden.

Von Religion haben wir noch gar nicht gesprochen. Wenn das Inzestverbot den Sinn hätte, die Brüderlichkeit und Schwesterlichkeit der Menschheit in die Tat umzusetzen, wäre das ein vorzüglicher Gedanke. Man würde sich nicht nur von der Borniertheit der eigenen Familie, des eigenen Clans, der eigenen Rasse, sondern auch der eigenen Kultur und Religion lösen.

Dann wäre es Pflicht, dass Christ eine Kopftuch-Muslimin, Wallstreet-Maklerin einen armen Chinesen, brasilianische Voodoo-Priesterin einen sibirischen Mathematiker ehelichen müssten. Hei, wir wären eine echte Menschheitsfamilie.

Die jüdischen Ultras würden ihre Endogamiepflicht aus dem Talmud streichen, junge türkische Frauen müssten sich nicht länger von ihren Cousins, die sie noch nie leiden konnten (Inzest light), zum Altar führen lassen. Die inzestuöse Fixiertheit an eigene Sitte und Religion wäre innerhalb zweier Generationen verschwunden.

Die biblische Begründung finden wir im Altes Testament > 3. Mose 18,1 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/3_mose/18/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/3_mose/18/“>3. Buch Mose, Kapitel 18: „Keiner von euch soll seinen nächsten Blutsverwandten nahen, um ehelichen Umgang zu pflegen; ich bin der Herr.“ Folgt der ganze Katalog der Verwandtschaftsverhältnisse, am Ende auch die Tiere, die alle unter Sex-Tabu gestellt werden. (Damit müssten die Tiere auch als nächste Blutsverwandte gelten, was mit anderen Bibelstellen schwer verträglich ist.)

Am Schluss die allgemeine Begründung, die man bei heutigen Inzestverbotsfans nicht mehr lesen kann: „Ihr sollt euch durch nichts dergleichen verunreinigen, denn durch alles das haben sich die Heiden verunreinigt, die ich vor euch vertreiben will. Dadurch wurde das Land unrein, und ich suchte seine Schuld an ihm heim, sodass das Land seine Bewohner ausspie.“ ( Altes Testament > 3. Mose 18,24 f / http://www.way2god.org/de/bibel/3_mose/18/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/3_mose/18/“>3.Mose 24 f)

Es gibt also auch eine inzestuöse Bindung an ein Land. Bei Fromm ist irgendwo zu lesen, dass er jene Menschen für unerwachsen hält, die sich nicht von ihrer Heimat lösen können. Dahinter steckt der Glaube an einen Gott, der seine Erwählten dahin führt, wohin er sie führen will, sodass ihre wahre Heimat immer da ist, wo Gott ihnen ein Plätzchen anweist.

Die Römer sagten, ubi bene, ibi patria, wo‘s mir gut geht, da ist mein Heimatland; Neoliberale würden formulieren: wo ich prosperiere, da lass ich mich nieder, ein Grundgedanke der freien globalen Weltwirtschaft.

Man hat aber noch nie gehört, dass Industriemanager sich neben jenen umweltfeindlichen, rußigen Fabriken in Rumänien oder anderswo in der Taiga niedergelassen hätten, die ihnen den Reibach liefern.

Auch Finanz- Tycoons haben zwar viele Schlösser auf der Welt, doch ihren Hauptsitz in der Nähe der Mächtigen ihres eigenen Landes würden sie niemals aufgeben.

Fromme sagen, wo Gott ist, bin ich zu Hause. Da passt es gut, dass der SPIEGEL in seinem neuesten Heft sich auf die„Spurensuche“ nach der Heimat begibt, die die neuheidnischen Damen und Herren aus Hamburg rein biografisch-inzestuös verstehen, weil sie keinen persönlichen Gott mehr kennen.

Und hier kommen wir an ein Hauptelement des Antisemitismus. Während die Nationalsozialisten Blut und Boden als Heimat der privilegierten Rasse propagierten, setzten sie sich von den entwurzelten Juden ab, die sie als ewige Flüchtlinge verachteten: immer auf der Suche nach dem lockenden Mammon.

Für die Christen war der ewig wandernde Jude die Gestalt des von Gott bestraften Jesusmörders. Ja, schon im Brudermörder Kain ( Altes Testament > 1. Mose 4,2 / http://www.way2god.org/de/bibel/1_mose/4/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/1_mose/4/“>Gen. 4,12) sahen sie den Archetypus des unruhigen und gehetzten Internationalisten, immer auf der Flucht vor den Folgen seiner Schandtaten, die nirgendwo Wurzeln schlagen oder sich zu Hause fühlen können (eigenartigerweise hat das Wörtchen erden zurzeit Hochkonjunktur), die zu keiner Nation loyal und solidarisch sind. Wenn sie wie Heuschrecken das jeweilige Gastland abgegrast haben, verlassen sie alles nach der Devise: nach uns die Sintflut.

In dieser Nazi-Ideologie, die seit der Romantik ein wesentliches Element der Deutschen Bewegung ist, erkennen wir das antichristliche Moment, die Heimat des Menschen nicht mehr im Jenseits zu sehen, sondern die „Schätze der Erde, die an den Himmel verschleudert worden sind, als Eigentum der Menschen, wenigstens in der Theorie, zu vindizieren“ (= zurückzuverlangen). So hatte Hegel den Vorgang präzis beschrieben.

In der Religion hatte der Mensch sein Bestes an übernatürliche Phantasien entäußert, sich selbst verarmt, um die allmächtigen Figuren der Götter und Engel mit seinen Kostbarkeiten zu bereichern. Nun muss der Vorgang rückgängig gemacht werden, der Mensch muss seine „Schulden“ zurückrufen, seine Fähigkeiten und Kompetenzen als die eigenen erkennen, seine Projektionen verinnerlichen und zu neuem Selbstbewusstsein gelangen.

Wenn der Mensch seinen Außengott zurückruft und seinem irdischen Selbst einverleibt – Gott ist die Summe der Außenstände, die eingetrieben werden muss – wird aus Mensch ein Gott. Der bislang projektive Gott schlägt Wurzeln in seiner wahren Heimat, nämlich im Menschen, der zu einem realen Gott anschwillt und vor Kraft nicht mehr laufen kann.

Die bislang nur geglaubte Gottebenbildlichkeit („Er ist worden wie unsereiner“) wird zur handfesten irdischen Realität. Gott ward Fleisch, weil Fleisch zu Gott ward.

Die protestantischen Nazi-Theologen hatten – in Anlehnung an Fichte, der sein Ich für Gott und die Deutschen für die Heilande der Welt hielt – eine Vorliebe für das Johannes-Evangelium, weil es hier besonders schwarz-weiß oder dualistisch zugeht: Kampf des Lichts gegen die Finsternis. Hitler bevorzugt in seinen wichtigsten Reden den Vater-Sohn-Slang des Johannes: Wie ihr mich gefunden habt, so habe ich euch gefunden.

Das Wort ward Fleisch und kommt als Licht in die Finsternis der Welt: „doch die Finsternis hat es nicht begriffen.“ ( Neues Testament > Johannes 1,1 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/johannes/1/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/johannes/1/“>Joh. 1,1 ff) Das wahre Licht kam in die Welt, „doch die Welt erkannte ihn nicht.“ Das klingt nicht nach sofortigem Triumph. Das Böse wehrt sich und lässt sich nicht auf der Stelle auf die Matte legen.

Den Jüngern bleibt nur die Möglichkeit, an den Endsieg zu glauben und im Glauben vorwegzunehmen. „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Anrecht darauf, Kinder Gottes zu werden.“ ( Neues Testament > Johannes 1,12 / http://www.way2god.org/de/bibel/johannes/1/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/johannes/1/“>Joh. 1,12)

Nun kommt der entscheidende Schritt der Nationalsozialisten: mit Johannes über Johannes hinaus. Der Sieg des Wortes über das Fleisch, des Lichtes über die Finsternis war nur unvollkommen, hatte seine Vollendung in der Zukunft als Wiederkehr des Messias erst vor sich. Diese Verheißung erfüllte sich im Dritten Reich als dem irdisch gewordenen Reich des heiligen Geistes.

Der Führer als Sohn der Vorsehung fühlt sich identisch mit dem wiedergekommenen Messias, der die jüdischen Krämer aus dem Tempel jagen muss wie sein großes Vorbild. Die Endzeit ist gekommen, sie steht nicht mehr bevor. JETZT ist erfüllt in Raum und Zeit, was bislang nur im Modus des Glaubens angenommen werden konnte.

Die Deutschen sind die Endsieger und Erfüller aller heilsgeschichtlichen Prophetien. Mit ihnen ist das Tausendjährige Endreich Realität geworden. Vorher müssen die Christusmörder beseitigt werden, dann ereignet sich, was auch Hegel bereits dekretiert hatte: der absolute Geist hat in Deutschland, damals noch Preußen und Berlin, seinen finalen Alterssitz genommen.

Fassen wir zusammen. Aus einer anfänglichen Loslösung der Deutschen vom Christentum wird im Verlauf des Endkampfes eine Überidentifikation mit der Lehre von den letzten Dingen, die in Deutschland zur ultimativen Wirklichkeit wird. Die Deutschen erfüllen und übertrumpfen die Verheißungen des Johannes, der seinen Herrn sagen ließ: „Wer an mich glaubt, der wird die Werke, die ich tue, auch tun und wird größere als diese tun.“ ( Neues Testament > Johannes 14,12 / http://www.way2god.org/de/bibel/johannes/14/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/johannes/14/“>Joh. 14,12)

Seit dem jungen Hegel, der eine fulminante Kritik am Christentum geschrieben hatte, im Verlauf seines Lebens aber immer mehr zum Verteidiger der lutherischen Rose im Kreuz geworden war, wurde die regressive Entwicklung vom Revoluzzer zum reuigen Sünder zu einem typischen Schema der deutschen Intellektuellen.

Der Nationalsozialismus wurde zum Sammelbecken aller Enttäuschten und Geknechteten, die nach dem „Karfreitag“ der Niederlage im Ersten Weltkrieg die glorreiche Auferstehung eines Volkes erlebten, das aus dem Dunkeln unbeirrt ins Helle strebte und die Heilsgeschichte im Triumph beendete.

Hitler und die Seinen vollbrachten größere Werke als Jesus selbst vermocht hatte. Der, auf den jener verwiesen hatte, er würde ihn überragen und vollenden, kam aus dem unbedeutenden Braunau-Bethlehem, war ein unscheinbarer Zimmermannssohn oder gescheiterter Künstler und hatte in wenigen Jahren seinen Siegeszug bis an die Spitze der Deutschen vollzogen, die er zu Mitherrschern seines Weltregiments erheben würde.

Weil diese verhängnisvolle Eskalation religionskritisch begann, werden die Kirchen heute nicht müde, den Nationalsozialismus als gottlose Erscheinung zu brandmarken: im Faschismus endet, was mit Atheismus beginnt.

Richtig ist das Gegenteil, dass die aufgeklärte Kritik am Glauben noch zu sehr im Spannungsfeld des Dogmas einer Gottebenbildlichkeit verblieb, die aus dem bisherigen devoten Sünder eine omnipotente Siegerfigur gemacht hatte.

Wenn der Mensch sich zu Gott erhebt, ohne sich diesen Gott in seinem Hass auf Natur und Andersgläubige genauer anzuschauen, mutiert das Würstchen zum grenzenlosen brutalen Supermann.

Wenn man denn schon Wert drauf legt, auf seiner Visitenkarte als Gott h.c. bezeichnet zu werden, sollte man sich einen Gott suchen, der im Einklang mit Natur und Menschheit leben kann. Und nicht einen Kreator, der zuerst von seiner Schöpfung berauscht ist, sie im nächsten Moment im Zorn vernichten will, sie dennoch eine Weile mehr schlecht als recht vor sich hinvegetieren lässt, um sie am Ende total zu zertrümmern, damit er wieder vom Punkte Null an beginnen kann.

Merke: sage mir, welchem Gott du gleichen willst und ich sage dir, ob du eine Katastrophe anrichten musst oder aber den Menschen mit sich und der Erde versöhnen kannst.

Was hat dies alles nun mit der Heimat des Menschen zu tun? Wer auf einen übernatürlichen Gott verzichten kann, dessen Heimat ist die Natur auf dem blauen Planeten.

Doch Vorsicht! Wer, wie die Deutsche Bewegung, die Natur zu einem territorialen Sonderbezirk verfälscht, ihn einzäunt wie einen exklusiven heiligen Hain, den er Blut-und-Boden nennt, dessen Heimat ist nicht die Natur – die für alle Menschen da ist –, sondern der dualistische Himmel, den er auf die Erde brachte, um ihn einer irdischen Hölle entgegenzusetzen.  

Der auf Erden angekommene selbstbewusste Mensch ist wie Antäus, der seine Kraft aus dem Kontakt mit Mutter Erde bezieht. Die aber hat keine Lieblingskinder und abgesonderte Privilegierte. Jeder kann mit ihr in Kontakt kommen, der seine Augen nicht mehr aufrichtet gen Himmel, woher ihm Hilfe kommen soll. Hilfe kommt dem Menschen nur vom Menschen.

Womit wir bei der Auflösung des Inzestproblems angekommen wären. Es gibt keine andere Begründung des Verbots durch den Herrn der Heerscharen als die, dass die Seinen exklusiv sein und nicht wie die Heiden sein sollten. Seid nicht inzestuös, weil die Ägypter, die Kanaanäer und alle unreinen Heiden es sind. Unterscheidet euch, damit ihr etwas Besonderes seid. Wie, spielt keine große Rolle, Hauptsache: dass!

Dieses unbedingte Besonderheitsgebot des Alten Testaments wird vom Neuen Testament übernommen und perfektioniert. Auf dem Berg fordert der Prediger seine Jünger auf, etwas Besonderes zu sein und sich von allen anderen zu unterscheiden. „Denn wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, was habt ihr für einen Lohn? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? Und wenn ihr eure Brüder grüsst, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die Heiden dasselbe? Ihr nun sollt vollkommen sein.“ ( Neues Testament > Matthäus 5,46 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/matthaeus/5/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/matthaeus/5/“>Matth. 5,46 ff)

Wer sich inzestuös mit dem Besonderen, Separaten, Exklusiven verbindet, mit dem, was ihm am meisten ähnelt, alles andere ausschließt oder als minderwertig betrachtet, wer alle Menschen nicht als gleichwertige behandelt, der wird auch die Natur fragmentieren und die Welt in Trümmer legen.

Es gibt nur ein einziges Inzestverbot, das sich rechtfertigen lässt: wer seine Liebe auf wenige konzentriert, um viele andere abzulehnen, zu hassen oder zu vertilgen, der steht noch im Dienste eines übernatürlichen Vaters. Seine Heimat auf Erden hat er noch nicht entdeckt.

Lassen wir uns von keinem omnipotenten Gott einreden, die Liebe zur Erde und den Menschen sei ein verbotenes, narzisstisches Triebgeschehen.