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Freitag, 11. Mai 2012 – Kant und Walser

Hello, Freunde der Provokation,

Freiheit an sich ist schon eine Provokation. Geschweige Meinungsfreiheit. Religionen sind ziemlich empfindlich beim Einstecken, weniger empfindlich beim Austeilen.

Wenn sie durch den Kakao gezogen werden, fühlt sich ihr jeweiliger Gott sofort beleidigt, was schlimmer ist als ein Majestätsverbrechen. Wenn Götter hingegen provozieren, wackelt gleich die Welt und öffnen sich die Schleusen der Höllen. Vor allem Götter mit Alleinstellungsmerkmal.

Jede unfehlbare Religion hat ihre eigene Hölle, hätten wir also schon drei. Wo die sich befinden, hat noch niemand herausgefunden, auf jeden Fall diametral gegenüber den korrespondierenden Himmeln. In den drei Höllen sitzen jeweils die Anhänger der anderen beiden unfehlbaren Religionen und der schäbige Rest der Welt.

Eine Karikatur ist eine Übertreibung, um zu zeigen, was der Fall ist. Ob Mohammed-Karikaturen eine Übertreibung sind, hängt vom Auge des Betrachters ab. Seit ein Däne mit spitzer Feder den Propheten Allahs gezeichnet hat, lebt er in Gefahr.

Das kann nur damit zusammenhängen, dass die Anhänger des Propheten keine großen Freunde der Meinungsfreiheit sind, besonders, wenn es um die Freiheit Andersdenkender geht.

Wenn bestimmte Leute Karikaturen benutzen, um unfehlbare Himmel- und Höllengläubige zu kitzeln, mag das ein unfreundlicher Akt sein, politisch vielleicht sogar unklug, das Grundgesetz aber und die Meinungsfreiheit haben keine Einwände, ergo ist es erlaubt.

Wenn durch Zeigen von Karikaturen Getümmel entsteht, wer ist dann schuld?

Die Karikaturen, sagen – nicht allein die Provozierten, sondern gestandene Vertreter des Grundgesetzes und wollen schnell die Karikaturen verbieten.

Wenn bestimmte Gegner der Meinungsfreiheit und des Grundgesetztes Randale machen, Polizisten angreifen und verletzen, ist das mit Sicherheit nicht nur ein unfreundlicher Akt, sondern ein Verstoß gegen das Gesetz und muss geahndet werden: mit gesetzlichen oder mit ungesetzlichen Maßnahmen?

Mit ungesetzlichen, sagen Vertreter – der Gesetze, die den Gesetzesbrechern gleich alle Grundrechte entziehen wollen.

Das muss wehrhafte Demokratie sein, wenn beim Versuch, dieselbe zu retten, sie versehentlich ein bisschen erwürgt wird.

Dazu Christian Bommarius in der BZ: Leitartikel und Kommentar.

Netanjahu hat die bisherige Oppositionspartei Kadima mit Chef Mofas ins Boot geholt und damit eine stattliche Mehrheit zusammengebracht. Die er wofür braucht? fragen skeptische israelische Kommentatoren.

Vor Kriegen gab‘s stets große Einheitskoalitionen, wird’s also doch einen Angriff gegen den Iran geben? Im Koalitionsvertrag kommt das Thema Iran fast nicht vor.

Wird die neue Regierung nun die Siedlungen stoppen? Wird sie mit Abbas wieder über Frieden reden? Die Antwort weiß nur der Wind.

Ach so: Mofas hat noch vor kurzem Netanjahu als Lügner beschimpft. Nun sitzt er neben ihm am Kabinettstisch und kann‘s ihm ins Ohr flüstern.

 

Piraten und Künstler sind keine Freunde. Denn Künstler leben von ihrem geistigen Eigentum, geschützt vom Urheberrecht. Und das sei eine Errungenschaft bürgerlicher Freiheit, wie jetzt eine mächtige VIP-Gruppe – warum erst jetzt? – gegen die eigentumsverachtenden Piraten ins Feld führt.

Nun, Piraten sind Seeräuber und die rauben gern. Schon im Dekalog steht, dass niemand des Nächsten Weib und Eigentum – besonders das geistige – begehren soll. Sonst rasselts beim obersten Beschützer des Privateigentums.

Seltsamerweise ist Privateigentum selbst schon ein geraubtes Gut. Wenn man dem Wort privat glauben darf, das auf Deutsch berauben heißt. Privateigentum ist Eigentum, das der Allgemeinheit geraubt worden ist.

Die Erfinder des Privateigentums waren demnach die ersten Piraten, während die jetzigen Piraten das der Allgemeinheit geklaute Eigentum wieder der Allgemeinheit zurückrauben wollen. Piraten sind also viele kleine Robin Hoode oder wie der Plural von Hood heißt.

Das historische Unrecht der Privatiers wird von den Piraten wieder gutgemacht. Alles gut, oddr? Oh, ich vergaß: das ist frühsozialistische Ketzerei, wenn man daherredet: Eigentum ist Diebstahl. Das sagten früher vor allem Künstler und Intellektuelle, die heute alle auf der andern Seite stehen. Blickt noch jemand durch?

Während die Künstler sich mit Manifesten begnügen, um sich gegen Piraten zu wehren, ist die Bundesregierung schon einen Schritt weiter. Ab jetzt dürfen Seeräuber auch zwei Kilometer landeinwärts bekämpft werden. In Somalia.

Deutschland als größte Handelsnation dürfe den Schutz von Handelswegen nicht nur anderen überlassen, sagte Westerwelle. Versteht sich, dass in einem kritischen SPIEGEL-Artikel von Völkerrecht mit keinem Wörtchen die Rede ist. Auch nicht darüber, warum Somalia sich in einen failed state verwandeln konnte, der nicht mehr imstande ist, seine Räuber selbst zu kassieren.

Sollten sich demnächst noch mehr gescheiterte Staaten herausbilden, darf unsere tüchtige Armee es den US-Boys nachmachen und überall auf der Welt Räuber und Piraten fangen.

Im März hat Deutschland einen neuen Rekord erzielt: es exportierte Waren im Wert von fast von 100 Milliarden. So viel wie noch nie. Diese Werte wollen auf der ganzen Welt geschützt werden.

Je höher der Export, je mehr Soldaten brauchen wir in der ganzen Welt, um ihn vor aggressiven hungrigen Mäulern zu schützen.

 

An der Uni Viadrina in Frankfurt an der Oder machte ein Orthopäde seinen Master, indem er mit einer Röhre nachwies, dass hellseherische Fähigkeiten kein heller Wahn sind. Selbst Probleme mit Toten und andere Kleinigkeiten ließen sich in der fabelhaften Maschine mit links lösen.

Die professoralen Betreuer sprechen von einer hervorragenden experimentellen Studie. Andere von einer völligen „Entgleisung akademischer Qualitätsstandards“.

Die genialen Verifizierer des Übersinnlichen berufen sich in ihrer Arbeit auf einen Forscher Müller, der ein Verfahren erfand, um Lottozahlen vorherzusagen. Im Januar wurde Müller vom Landgericht Dresden wegen Betrugs zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Das hatte er nicht vorhergesehen.

Da wir eh bei der Wissenschaft sind, können wir uns auch gleich das seltsame Verhalten von Spermien anschauen, um von ihnen elegant auf ihre Produzenten zurückzuschließen, damit wir das Rätsel Mann ein für alle Mal vom Tisch kriegen.

Spermien schwimmen am liebsten mit dem Kopf zur Wand. Es wäre sicherlich zu kurzschlüssig, das typische Brett-vorm-Kopf-Verhalten der Männer nun ab Ursprung erklären zu können.

Wobei es den Spermien völlig gleichgültig zu sein scheint, ob sie an der linken oder an der rechten Wand entlangschliddern. Wenigstens hätten wir verstanden, warum links und rechts in der politischen Debatte von heute keine wesentliche Rolle mehr spielen kann. Entgegen Aussagen führender Politiker, die alle zur Mitte tendieren, schwimmen Spermien am liebsten extrem rechts- und linksbündig.

Hier hilft nur eine beherzte tiefenpsychologische Erklärung: Spermien sind vom Feminismus und anderen Verfallserscheinungen mittlerweilen so desorientiert, dass sie nur noch der Notstands-Devise folgen können: immer an der Wand entlang.

 

Hurra, die Philosophie lebt, sie hat sich – wie FDP-Kubicki – vom Koma erholt und findet zum agonalen Stil zurück. Der nebelwerfendste Denker prügelt den schönsten Denker.

Sloterdijk wurde vom ZDF suspendiert, weil die Altersquote des Kanals radikal von 61 auf 60,5 Jahre gesenkt werden soll. Dazu braucht der Sender frische adrette Nachwuchsdenker, die auch Jüngere ins Grübeln bringen können: das Philosophische Quartett darf nicht länger nur Lieblingssendung von Seniorenheimen bleiben.

Dazu ist der prächtige Precht hervorragend geeignet, hat er doch seinem Kind Oskar – nicht zu verwechseln mit Sarah Wagenknechts Liebstem – die Welt erklärt. Mit der naheliegenden kindlichen Frage: Warum gibt es alles und nicht nichts?

Diese Frage ist bei Kindern, die alles haben und mit allem überschüttet wurden, was sie niemals brauchen, vollständig nachvollziehbar. Übersättigt sozialisierte Kinder neigen zum Nichts, was verständlich, aber gefährlich werden kann. Auf diesem Boden der Angebote ohne Nachfrage kann allzu leicht ein Klima prä-terroristischer Ekelgefühle an Allem, sowie eine früh-blasierte Sehnsucht nach dem Nichts entstehen.

Der alterslos unfrisch wirkende Sloterdijk hat seine schärfste Waffe gezogen und den jungen Schnöselrivalen mit Andre Rieu verglichen, dem holländischen Orchesterchef, der sein Publikum nach Belieben mit Wiener Walzern ins Schunkeln bringen kann.

Hätte Sloterdijk die verfehlte Pädagogik seines dynamischen Rivalen wegen jesuanischer Über-Ich-Identifikation kritisiert – der frühreife Jesus imponierte schon mit 12 den Weisen des Landes –, dann hätten wir ihm unbedingt zustimmen müssen.

Warum muss man ausgerechnet den hellsten und von Natur aus philosophischsten aller Geschöpfe, den Kindern, den schwurbelnden Unsinn Erwachsener ein-bläuen, anstatt den Erwachsenen denselben mit Nachdruck aus-zubläuen?

Passend zum Abgang heißt die letzte Sendung des Duos Sloterdijk & Safranski: „Die Kunst des Aufhörens.“ Geladen ist – richtig – Guru Martin Walser, dem die ganze Medienmeute wie dem Rattenfänger vom Bodensee hinterherläuft, seitdem er orakelte, zu keiner Zeitfrage mehr Stellung zu nehmen. Er habe dem ewigen Rechthaben Ade gesagt.

Seitdem wird er herumgereicht wie ein Meteorit kurz vor dem Verglühen, damit er auf dem Weg zum Nichts noch die letzten Fragen der Menschheit beantworte. Die Interviewer müssen ihm vorher zusagen, dass sie ihm partout nicht Recht geben werden.

Womit wir schon bei besagtem Abschiedstournee-Schreiber wären, der sich raffiniert entzieht, um die kläffende Feuilletonhorde hinter sich her zu ziehen.

Zu Merkel befragt, antwortet er, er fühle sich glücklich, so eine Kanzlerin zu haben. Sie sei unangetastet von nichtswürdigen Heiligtümern der politischen Tradition, von konservativen Verschrobenheiten.

Da muss der Neoliberalismus eine sehr ehrwürdige Tradition sein, dass sie von der jungfräulichen Angie so exzessiv zur Anwendung kommt.

Folgt Walsers Alterscredo, für Meinungen nicht mehr in Frage zu kommen. Was ihn nicht daran hindert, über Schröder zu meinen, gegen ihn könne er partout nichts haben.

Weshalb auch, hat er doch nur die Mittelschicht ins Schlingern gebracht und die Unterschicht zur Minna gemacht.

Rechthaben sei kein befriedigender Bewusstseinszustand, wie Walser sein demütiges Mantra herbetet. Sprache sei nicht für Meinungen, sondern für Erfahrungen. Wie Faust will er direkt ad rem, ohne Umwege zur Sache. Meinungen sind mein und dein, Erfahrungen aber sind Offenbarungen vom Inneren der Dinge, die unmittelbar in den Himmel führen.

Sein Vater, der Wirt, habe ein Buch des schwedischen Wissenschaftlers und Mystikers Swedenborg gehabt, in dem geradezu naturalistisch das Innere des Himmels geschildert sei.

Fragt der SPIEGEL: „Sie sagen damit, man solle die Bibel als Literatur lesen?“ Antwort: „Als was sonst?“

Wenn man den Himmel naturalistisch schildert, handelt es sich da um Offenbarung – oder um natürliche Erfahrung? Ist biblische Literatur von oben inspiriert oder eine rein menschliche Erfindung? So genau wollte das der SPIEGEL alles gar nicht wissen.

Ob er religiös ist? Das Wort gefalle ihm nicht, aber Atheismus sei nicht der richtige Sport für ihn.

Also ja, er ist religiös, will nur ein anderes Wort dafür. Geht es hier um Wörter oder um eine Sache? Doch Wörter müssen wohl zur Kategorie Meinungen zählen und können nichts mit Sache zu tun haben. Wortlos zur Sache.

Leute wie Jean Ziegler in seinem Gerechtigkeitsfuror, der die Konzerne für die Alleinschuldigen am Übel der Welt hält, mag er nicht. Er sei ein Rechthaber.

Sonntagsredner Gauck wolle mit Kunst und Religion die Öden der Politik und der Ökonomie überleben. Beide Herren seien beneidenswert, weil sie sich gerechtfertigt fühlten. Jeder sei frei von Zweifeln, damit weit entfernt von ihm. Welche Zweifel hat Walser bislang geäußert?

Der SPIEGEL, der den Pastor zum Heilsbringer stilisierte, bringt es fertig, die Frage zu stellen: „Was sagt das über unser Land aus, wenn so ein Mann als Heilsbringer gefeiert wird?“ Soll man das noch Chuzpe nennen? Oder ein Bubenstück? Oder ein deutsches Medium, das Delirium hervorbringt und davon lebt, es wieder zu beseitigen?

Nennen wir es korrekt mit Hegel: Geist. Geist ist, was die Wunden schlägt, die er wieder heilt.

Gauck, so Walser, sei kein bloßer Rechthaber, er sei gerechtfertigt. Das erkenne man daran, dass er nicht mehr mit Argumenten arbeite. Bei ihm gebe es den Sprung vom Argument (eben wurden Gauck alle Argumente abgestritten) zum Absoluten, zum Nicht-mehr-Beweisbaren. Gerechtfertigtsein sei nicht beweisbar.

Walser kann die Register ziehen, wie es sein innerer Wirbelwind gebeut. Jetzt klingt‘s nüchtern nach Popper‘scher Wissenschaftstheorie, obgleich er sonst alles rechthabende Argumentieren vehement von sich weist. Die Redner des Absoluten seien nicht überprüfbar, sie verabscheuten Argumente.

Wissenschaftler müssen Rechthaben wollen, sonst bräuchten sie erst gar nicht anzutreten. Überprüfen ist Rechthaben unter schärfsten Bedingungen.

Dass ein solch absoluter Rechthaber als Heilsbringer im Land aufgenommen wird, erklärt sich Walser mit einer „weitreichenden Bedürfnislosigkeit“, die gut gegen Unruhen und Missstände sei.

Doch Gauck spricht nur im Namen jener Religion, deren Himmel man problemlos naturalistisch schildern könne, wie Walser selbst gemeint hatte. Pardon, nicht gemeint hatte, er hat ja keine Meinung, sondern wie er intuitiv weiß, weil er’s in Papas Buch gelesen hatte.

Jetzt kommen wir zum Höhepunkt der überprüfbaren Offenbarungskünste des Herrn Walser. Die Geschichte von Jakob und Esau sei „ungeheuer realistisch“, denn der Herr sagt: „den Jakob liebte ich, den Esau hasste ich.“ Und dies, obgleich beide noch im Mutterleib waren.

So ginge es aber in der Welt zu. Wir lebten in einer Gesellschaft, in der keiner weiß, ob er verdammt sei oder errettenswert.

Die schlimmsten und schrecklichsten Zustände der Welt, unter dem Einfluss von Religionen hervorgebracht, die an einen willkürlich selektierenden Gott glauben, hält Walser für eine von der Natur produzierte Realität.

Sonach gebe es nicht die geringste menschliche Verantwortung für das Elend der Welt. Die Kinder sind schon im Mutterleib dran schuld, ob der Herr sie liebt, ob sie also zu Heiligen oder zu Verbrechern werden. Breivik war sicherlich Esaus Nachfolger.

Der Moralismus, der aus Jean Zieglers Worten spricht, kann nur künstlich geblähte Selbstgerechtigkeit sein. Lasst alle lächerlichen Bemühungen fahren, die Welt zu verbessern.

Ohnehin wisse niemand, wer selig und wer verdammt werde. Finis mundi. Die Dinge sind, wie sie sind: wie sie in einer Heiligen Schrift unwiderlegbar niedergeschrieben sind.

Fassen wir zusammen:

Ein schriftstellernder Katholik geht in die Lehre des calvinistischen Karl Barth, der dem Menschen jedes Gefühl wissenden Gerechtfertigtseins abspricht.

Den Lutheraner Gauck mit seiner Rechtfertigungslehre wischt Walser vom Tisch und preist einen schwedischen Mystifax und naturalistischen Himmelsgucker.

Meinungen verwirft er, weil sie keine Erfahrungen wären. Unter dem demütigen Vorzeichen, keine Meinungen zu haben, verurteilt er hemmungslos und meinungsstark alle Andersmeinenden.

Dieser verwegene Liebling aller deutschen Edelfedern ist der wiedergeborene Hamann, ein Magus des Südens, Bewunderer eines Theosophen namens Swedenborg, gegen den kein Geringerer als Kant sein Buch schrieb: „Träume eines Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik.“

Daraus ein Zitat: „Die Sinnestäuschungen der Geisterseherei aber entspringen krankhaften Gehirnnerven, deren Besitzer man am besten einer Heilanstalt anvertrauen sollte.“

Kants Schlussfolgerungen aus der theosophischen Himmelsguckerei des Herrn Swedenborg waren absolut „negativ“ und führten ihn zu seinen philosophischen Grundgedanken.

Die Metaphysik müsse sich zukünftig solcher Pseudoerkenntnisse eines Geistersehers vollständig enthalten. Sie muss „zur Wissenschaft von den Grenzen der menschlichen Vernunft“ werden, die den „Boden der Erfahrung“ und des „gemeinen Verstandes“ nicht verlässt.

Was ist der Unterschied zwischen den Hellsehern der Viadrina und dem unfehlbar Unrecht habenden Wirrkopf Walser? Jene benutzten eine Röhre, dieser bedient sich einer Schreibfeder.

Die schwärmende Intelligenz hat einen Punkt erreicht, der sie hinter Aufklärung und Kant in die Tiefen religiöser Maßlosigkeiten und Selbstverwirrungen zurückwirft: außerhalb aller Grenzen der bloßen Vernunft.

Der deutsche Kollektivgeist auf seinen komplexesten Gipfeln ist dabei, die eh nie existierende Synthese aus Glauben und Vernunft über den Haufen zu werfen und Kant zu einem Nichtereignis zu stempeln.

Immanuel, Friede deiner Asche, sei froh, dass du in russischer Erde ruhst.