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Freitag, 08. Juni 2012 – Freunde Israels

Hello, Freunde des Gottesschreckens,

der israelische Ministerpräsident will Frieden mit seinen Feinden schließen, denen er unentwegt das Land raubt. Gewöhnlicherweise wird Land heute nicht mehr geraubt, sondern in riesigen Dimensionen armen Ländern abgekauft. Es ist eine neue Form von Kolonialismus auf Geldbasis, Landgrabbing genannt.

Wenn Land in religiöser Motivation geraubt wird, spricht man von Landnahme. Kaum ein moderner Staat, der nicht auf ursprünglicher Landnahme basierte. Historisch gesehen, ist die heutige Weltkarte das Ergebnis unendlich vieler krimineller Akte, die nachträglich legalisiert wurden.

Es ist ein bedeutender Fortschritt der Menschheit, über frühere Verbrechen Gras wachsen zu lassen. Eine Revision der Weltverhältnisse zugunsten archaischer Eruptionen würde alle bisherigen Kriege und Weltkriege in den Schatten stellen.

Doch je näher das Unrecht an die Gegenwart heranrückt, die Opfer des modernen Kolonialismus noch immer als Opfer darben, umso dringlicher stellt sich das Problem nach Wiedergutmachung, nach Ausgleich zwischen Enteignern und Enteigneten. So bei den nordamerikanischen Indianern, die heute noch schwer unter dem Trauma der weißen Völkerwalze leiden, die ihren Kontinent platt machte.

In vielen durch Landnahme eroberten Staaten haben sich Eroberer und Eroberte derart miteinander vermischt, dass sie gar nicht mehr wissen, ob sie von Römern, Alemannen, Franken, Wikingern oder sonstigen Ethnien abstammen. Sind die verschiedenen Rassen

zur Einheit verschmolzen, ist die ehemalige Landnahme nur noch ein Kapitel für Schulbücher, die aktuelle Politik berührt sie nicht mehr.

Israel ist das prekärste Beispiel einer Landnahme mitten in der Neuzeit und damit ein singulärer Fall. Hauptverursacher des kollektiven Verbrechens an den Palästinensern sind die Deutschen, die durch ungeheure Verbrechen die Juden geradezu dahin trieben, sich endlich als wehrhaftes Staatsgebilde zu organisieren.

Man könnte es den mangelhaften Erfahrungen der Juden in staatlichen Dingen zuschreiben, dass sie als Opfer vieler Jahrhunderte nicht gleich die Balance zwischen berechtigter Wehrhaftigkeit und überdimensionaler Aggression finden. Die Angst sitzt ihnen in den Knochen, die Katastrophen der Vergangenheit könnten sich wiederholen. Im Schatten solch gefühlter Bedrohungen neigt man dazu, lieber härter zuzuschlagen, als potentielle Angreifer zur ruchlosen Tat zu ermuntern.

Eine rationale Politik gegenüber Israel müsste gekennzeichnet sein von eindeutiger, freundschaftlicher Kritik an ihren Menschenrechtsverletzungen, bei gleichbleibender Geduld mit den Schwächen ihrer staatlichen Anfänge. Die Deutschen müssten Wert drauf legen, dass die Rechte der Palästinenser zunehmend respektiert werden, dass man sehen muss, wie die Israelis mit ihren Nachbarn Frieden schließen wollen. Man kann keinen Frieden schließen ohne friedlichen Willen. Ist Israel ein Land mit friedensstiftender Gesinnung?

Zum ersten Mal seit langer Zeit hat ein israelisches Gericht angeordnet, fünf Häuser abzureißen, die illegal auf palästinensischem Boden erbaut wurden. Im sofortigen Gegenzug ordnete Netanjahu den Bau von 851 neuen Häusern an. Zur Begründung des systematischen Landraubs erklärte er: „Wir sind keine Fremden in Judäa und Samaria. Dies ist das Land unserer Patriarchen.“

Die Haltung der Regierung in Jerusalem ist nicht vom Bemühen geprägt, ihre Fehler selbstkritisch zu korrigieren und das Recht der Palästinenser zu respektieren. Im Gegenteil, Netanjahu beharrt auf dem unversöhnlichen Standpunkt, dass die israelischen Unrechtstaten biblisches Recht seien.

Die Bibel ist kein säkulares Rechtsbuch, sondern erzählt die Geschichte einer uralten Landnahme als göttlichen Bewilligungsakt. In Urzeiten war das Land Jesu in den Händen von Gojim, das Jahwe seinen Auserwählten als neue Heimat zugesprochen hatte: ein utopisches Land auf Erden, in dem Milch und Honig fließt oder ein zweiter Garten Eden.

Urvater Abraham war aus Ur in Mesopotamien gekommen, heute würde man ihn einen Iraker nennen. Aus der Sicht strenggläubiger Ultras gehören die palästinensischen Gebiete zum ehemaligen biblisch-jüdischen Großreich, weshalb die vorwiegend muslimische Bevölkerung dort keine Existenzberechtigung hätte und freiwillig das Feld räumen sollte. Und wenn nicht willig, dann eben mit Gewalt.

Besäßen die Theokraten uneingeschränkte Macht, würden sie die verachteten Arabushim mit Gewalt aus dem Lande entfernen. In Jordanien beispielsweise sei noch viel Platz für sie, dort gehörten sie hin. Das penetrante Landnahmeprogramm soll das gedemütigte und besetzte Volk entmutigen, je an eine schiedlich-friedliche Friedenslösung zu glauben – damit es beginnt, freiwillig das Feld zu räumen.

Die Regierung Netanjahus, die die Doktrin der Ultras unbeirrt und bulldozerhaft exekutiert, denkt gar nicht daran, Friedenssignale auszusenden. Es sei, man missverstünde Scheinparolen für die Weltpresse als echte Friedenssignale.

Es wäre zu einfach, allen Unfriedenswillen nur der Regierung zuzuschreiben. Diese Regierung ist ordnungsgemäß gewählt und wird von der Mehrheit der israelischen Gesellschaft getragen. Gäb‘s demnächst Neuwahlen, könnte Netanjahu mit seiner Wiederwahl rechnen. Eine wirksame Opposition existiert nicht mehr. Ohnehin scharen sich alle politischen Gruppierungen zusammen, wenn Gefahr von außen droht.

Also benötigt man externe Feinde, um innenpolitische Gegner in Schach zu halten. Hat man keine Feinde zur Hand, müssen sie durch Dämonisierung aus dem Boden gestampft werden, damit man im Brustton der Überzeugung sagen kann, dass der „Leuchtturm der Freiheit und Menschenrechte“ ringsum von Feinden umgeben ist.

Indem die Regierung eine doppelstandartige Außenpolitik verfolgt, erzeugt sie ein Klima des Abscheus und Widerwillens in den Bevölkerungen der Nachbarstaaten. Denn was sie von anderen fordert, tut sie selber nicht. Vom Iran verlangt sie das Ende des Versuchs, eine Atombombe zu konstruieren. Sie selbst verfügt schon seit Jahr und Tag über eine solche, kommt aber im Westen mit der absonderlichen Strategie durch, diese Tatsache weder zu dementieren noch zu bestätigen. Jedermann weiß es, niemand darf es sagen.

Israel beansprucht Sonderrechte für sich. Das ordinäre Völkerrecht gilt nur für die heidnische Welt, die ohnehin beschuldigt wird, mit List und Tücke das Unheil des heiligen Landes zu verfolgen. Wenn man tief in seinem Innern davon überzeugt ist, nur von Feinden umgeben zu sein, wird man keine andere Politik verfolgen, als sich gegen die vermeintlichen Attacken der Feinde zu rüsten.

Der Kern der israelischen Politik lässt sich mit den Worten charakterisieren, mit denen die Bibel das Verhältnis Altes Testament > 1. Mose 37 / http://www.way2god.org/de/bibel/1_mose/37/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/1_mose/37/“>Jakobs zu seinem Sohn schildert. „Israel (= Jakob) aber hatte Joseph lieber als alle seine andern Söhne, weil er ihm erst im Alter geboren war. Und er ließ ihm einen Rock mit Ärmeln machen. Als nun seine Brüder sahen, dass ihr Vater ihn lieber hatte als alle seine andern Söhne, wurden sie ihm feind und mochten ihm kein freundliches Wort gönnen.“ Zumal der junge Josef es schaffte, mit narzisstischen Träumen seine Brüder erst recht gegen ihn aufzubringen, die den Sinn seiner Träume auf den Punkt brachten: „Du willst wohl gar unser König werden oder über uns herrschen? Und sie hassten ihn noch mehr um seiner Träume willen.“

Wer Hass erzeugen will, muss sich über alle anderen stellen. Dann erhält er einen nie endenden Vorwand, die Hassgefühle der anderen prophylaktisch mit Waffengewalt zu bekämpfen. Indem das moderne Israel für sich beansprucht, Atomwaffen zu besitzen, anderen Ländern aber die Entwicklung solcher Endzeitwaffen verbietet, setzt es sich über seinen eigenen moralischen Standard hinweg und reklamiert Sonderrechte für sich.

Diese zum System gewordene Heuchelpolitik wird vom Westen übernommen, der es aus schlechtem Holocaustgewissen nicht wagt, Israel wie ein ganz normales Land zu behandeln und zu kritisieren. Vor Gott sind alle Menschen gleich verrottet und sündig, mit Ausnahme seiner Lieblinge.

Susanne Knaul kritisiert die Landraub-Politik des Netanjahu-Regimes mit dem Hinweis auf Stammvater Abraham, der sich das Land nicht einfach genommen, sondern gekauft hätte. (siehe Altes Testament > 1. Mose 23,12 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/1_mose/23/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/1_mose/23/“>1 Mos. 23,12 ff) Zum Kaufen gehören immer zwei, einer der kauft und einer, der verkauft. In den Anfängen des Zionismus gab es noch Landkauf in größerem Maß, die Familie Rothschild unterstützte diese Käufe. Heute wäre vermutlich kein einziger Palästinenser mehr bereit, sein kostbares Grundstück gegen hohe Angebote zu verscherbeln.

Der Hinweis Knauls ist mehr als naiv, er ist hilflos. Zudem erweckt er den falschen Eindruck, die abrahamitische Landnahme sei pazifistisch gewesen. Das Gegenteil ist der Fall. Man lese das Altes Testament > Das Buch Josua / http://www.way2god.org/de/bibel/josua/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/josua/“>Buch Josua, in dem Gott spricht: „Ziehe über den Jordan hier, du und dieses ganze Volk, in das Land, das ich ihnen, den Israeliten gebe Niemand soll vor dir standhalten können dein ganzes Leben lang.“ Gott selbst wird die Feinde Israels mit Feuer und Schwert vertilgen. „Denn nahe ist der Tag ihres Verderbens und ihr Verhängnis eilt herzu.“

Die Macht dieser Religion hat die staatenlosen Kinder Israels fast 2000 Jahre lang zusammengehalten. Dies gilt auch dann, wenn vielen säkularen oder atheistischen Juden diese Tatsache nicht bewusst war.

Religion in westlichen Staaten ist schon lange nicht mehr identisch mit bewussten Glaubensbekenntnissen, sie ist die beherrschende Kraft des kollektiven Unbewussten. Ohne dass wir es wissen, lenken uns biblische Geschichten aus dem Hintergrund, deren Einfluss wir nur korrigieren könnten, wenn wir sie aus dem ES in das bewusste ICH erhöben.

In Deutschland gibt man sich so aufgeklärt, dass man glaubt, das religiöse Unbewusste verleugnen zu können. In den USA glaubt die Majorität der Amerikaner ohnehin – ohne aufklärende Verflachung – direkt an diese Mythen. Eine Korrektur wäre eine Korrektur des Glaubens, im Lande Gottes eine blasphemische Undenkbarkeit.

Seitdem Bultmann in Deutschland die Entmythologisierung ausrief, dünkt sich die protestantische Theologie erhaben über Mythen, die früher eine Funktion gehabt hätten, heute aber nur noch vom Wesentlichen ablenkten.

Im modernen Israel gibt es viele eingewanderte Populationen mit höchst ungleichen Glaubensvorstellungen. Die aus arabischen und afrikanischen Ländern kommenden Sephardim sind wesentlich religiöser gestimmt als die aus Deutschland stammenden hochaufgeklärten Aschkenasim, deren einstiger großer Einfluss aber längst verblasst ist.

Die starke Gemeinde der russischen Juden kann man nicht zu den Strenggläubigen rechnen, politisch-atmosphärisch aber betreiben sie die Politik der Ultras. Was man an der Person des aus Moldawien stammenden Außenministers Avigdor Lieberman deutlich sehen kann, der von kritischen Israelis als faschistoid bewertet wird.

Der kollektiv-unbewusste religiöse Faktor der säkularen Gesellschaft nähert sich untergründig der Position der Ultras, deren zur Schau gestellte Rechtgläubigkeit man zwar ablehnt, gegen deren wachsenden Einfluss aber man kein wirksames Gegenmittel findet.

Hier hülfe nur eine konsequente religionskritische Haltung, die aber nirgendwo zu entdecken ist. Selbst die kritischsten Geister des Landes wie Uri Avnery zucken vor dem letzten Schritt zurück: einer strengen Analyse der friedlosen Politik im Spiegel der traditionellen Religion. Vermutlich aus der Furcht, das allerletzte Band der Gemeinsamkeit zu zerstören.

Denn die Frage ist noch immer nicht geklärt, ja, sie gilt als unbeantwortbar: was ist ein Jude? Der Anhänger einer Religion, einer Rasse? Rasse darf es bei linken Israelis nicht sein. Bliebe Religion. Das dürfte erst recht nicht sein, sagt nur der Kopf. Der Bauch fürchtet, überhaupt keine Gemeinsamkeiten mehr zu finden, wenn die Mythen der Bibel aus der Identität des Volkes entfernt werden.

Sich von Hitler in die Einheit einer Opfergruppe hineinzwingen zu lassen, verfängt immer weniger. Gerade jüngere Israelis wollen sich nicht durch eine Opferkatastrophe definieren lassen.

Die israelische Gesellschaft leidet an einem rapide wachsenden Identitätsverlust. Viele junge Paare verlassen bereits das Land, ausgerechnet in Richtung Berlin. Das ist den regierenden Hardlinern und Eliten mehr als peinlich.

Man müsste die wahren tiefenpsychologischen Probleme des Landes zur Kenntnis nehmen, wenn man dem Nachwuchs eine befriedigende und authentische Zukunft im Nahen Osten versprechen wollte.

Die Zeichen verdüstern sich, die Analysen Avnerys werden von Mal zu Mal pessimistischer, wenngleich er die Hoffnung nicht aufgeben will. Selbst Broders spärliche Aussagen über das Land, das er mit Klauen und Zähnen zu verteidigen glaubt, sind von Optimismus weit entfernt.

Die existentielle Angst geht um, das so hoffnungsvoll und genial begonnene zionistische Experiment könnte den Bach runter gehen. Wer wird dann der Schuldige sein? Nach Vorstellung der Ultras können‘s die wahrhaft Gläubigen niemals sein. Bleiben nur noch die bösartigen Gojim, die sehenden Auges zuschauen, wie das kleine Land von satanischen Feinden verschlungen zu werden droht.

Die militante Politik Jerusalems schafft sich ihre Feinde, denen man die Ursachen eines etwaigen innenpolitischen Versagens schon jetzt in die Schuhe schieben kann. Präventive externe Schuldzuweisungspolitik im Falle eines Auseinanderfallens der israelischen Gesellschaft: so könnte man die gegenwärtige Angstabwehrpolitik der Regierung auf den Punkt bringen.

Auch diese Politik ist längst von alten heiligen Schriften präformiert und als Politik des Gottesschreckens beschrieben worden. Bevor Gott die Feinde seines Volkes seinen Auserwählten übergibt, versetzt er sie in Angst und Schrecken vor dem Kommenden. Wie einer von den Feinden hellsichtig sagt: „Ich weiß, dass euch der Herr das Land gegeben hat; denn ein Schrecken vor euch hat uns befallen, und alle Bewohner des Landes sind vor euch verzagt.“

Nach dem Alttestamentler Gerhard von Rad gehört dieser sogenannte Gottesschrecken in die Kategorie der Kriegstheophanien und kann als sakrale Panik beschrieben werden. Der Gottesschrecken ist „eine panikartige Verwirrung und Entmutigung der Feinde, in der ihnen wie in einer Lähmung jede kriegerische Selbstbehauptung abhanden kommt und in der sie sich selbst umbringen.“

Das Verhängnisvolle aber ist heute, dass die Strategie des Gottesschreckens auch einem Ajatollastaat nicht unbekannt ist. Mit vielen Verfluchungen und Dämonisierungen versucht er, dieselbe Panik bei seinen Gegnern zu erzeugen. So gibt’s ein Patt zwischen den beiden verfeindeten Regierungen.

Die Gesellschaften allerdings hassen sich lange nicht so, wie es den Regimes ins Konzept passte. Vor kurzem gab es gar eine Kampagne gegenseitiger Sympathieerklärungen. Allein, es hilft nichts. Solange diese Gesinnungen nicht dazu beitragen, den Kurs der unversöhnlichen Eliten grundlegend zu verändern, solange wird der gegenseitige Gottesschrecken fortfahren, das apokalyptische Endzeitklima weiter einzuheizen.

Christliche Staaten schauen ungerührt zu, wie ein jüdischer und ein muslimischer Staat – stellvertretend für den Westen – ihre eigenen Erlösungs- und Untergangsphantasien ausagieren. Als schauten sie einem gottgesandten Experiment zu, welche der drei Religionen wohl den Ring des rechten Glaubens besitzt.