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Tagesmail

Donnerstag, 21. Juni 2012 – Mosebach

Hello, Freunde der Wahrheit,

vom wem ist die Rede? „Wie dreist er die Welt belogen hat, er hat uns vorgeschwindelt, in Deutschland habe man sich in Kriegsjahren nur mit wärmeliefernden Maschinen beschäftigt, während man inzwischen weiß, dass er mehrere Patente auf Plutoniumbomben erworben hat. Er habe von einem neuen Glauben geredet, der den Menschen mit Feuer und Schwert zu bringen sei. „Wer nicht das Gleiche glaubt wie ich, der muss ausgerottet werden.“

Es ist derselbe Herr, der in der FR zur Lichtgestalt Nachkriegsdeutschlands verklärt wird.

In Deutschland herrscht die Lüge. Am wenigsten bei Politikern, am meisten bei der Intelligenz. Hier wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Da das Gebot „Du sollst nicht lügen“ nicht in den Zehn Geboten steht, ist Lügen erlaubt. Dreist werden historische Wahrheiten ins blanke Gegenteil verkehrt, unangenehme Fakten verschwiegen.

So weiß niemand, dass unsere bekanntesten Dichter und Denker keine Demokraten waren, diese zumeist heftig ablehnten und den Pöbel verabscheuten. Ab der Romantik wurden die meisten zu Faschisten. Zwar waren sie Graecomanen, aber nur vernarrt in Kunst und Mythos der Griechen. Von Demokratie war so gut wie nie die Rede, wird Sokrates ein einziges Mal bei den Weimaranern erwähnt?

Spätestens nach Napoleons Überfall hassten sie die Französische Revolution und alles, was nach Menschenrechten roch. Aus glühenden

Hymnikern auf die Freiheit wurden nationalistische, chauvinistische und totalitäre Fanatiker.

Vergleichsweise steht Kant gut da. Er trat für gleiche Rechte für alle Bürger ein, dummerweise hielt er die meisten für keine Bürger. Er trat für freies Denken ein, dummerweise nur für wenige unabhängige Intellektuelle. Zustimmend zitiert er Friedrichs Zynismus: „räsonniert, soviel ihr wollt, aber gehorcht.“ Er war Anhänger der Monarchie und des Rechtsstaats. Dass das Recht vom Volk debattiert werden müsste, davon war bei ihm nirgendwo die Rede.

Das NS-Regime fiel nicht vom Himmel, Goebbels PR-Maschine hatte keine Probleme, sich nach Belieben aus dem Fond der Geistesriesen zu bedienen. Noch heute gilt Nietzsche nicht als Vorläufer der erlaubten, ja, der gebotenen Amoral. „Ihr sollt nicht besser, ihr sollt böser werden“ wird metaphorisch umgebogen.

Die Gebildeten gelten automatisch als Humanisten, obgleich sie unverhohlen das Gegenteil propagieren. Die meisten waren unverhüllte Antisemiten. „Die Euthanasie des Judentums ist die reine moralische Religion mit Verlassung aller alten Satzungslehren, deren einige doch im Christentum (als messianischem Glauben) noch zurück behalten bleiben müssen.“

Der merkwürdige Satz stammt vom großen Königsberger, den Brumlik dadurch retten will, dass Kant hier von der Umwandlung des statutarischen Judentums in ein moralisch freies Volk spreche. Euthanasie heißt schöner Tod und bedeutete ursprünglich leichtes schmerzfreies Sterben, weder Sterbehilfe noch Tötung. Selbst wenn Brumlik Recht hätte, ist es dennoch eigenartig, dass Kant die erwünschte Erneuerung eines Kollektivs mit Selbsttöten in Verbindung bringt.

Zumal seine Sicht des jüdischen Volkes nicht positiv war: „Die unter uns lebenden Palästiner (!!) sind durch ihren Wuchergeist seit ihrem Exil, auch was die größte Menge betrifft, in den nicht unbegründeten Ruf des Betruges gekommen.“ Es erscheine zwar befremdlich, sich eine Nation von Betrügern zu denken, noch befremdlicher aber sei es, eine Nation von lauter Kaufleuten, die nur durch eine Art Aberglauben zusammengehalten werde, „keine bürgerliche Ehre sucht, sondern deren Verlust durch die Vorteile der Überlistung des Volkes, unter dem sie Schutz finden, und selbst ihrer untereinander ersetzen wollen.“ (Kant)

Juden sind „nicht-produzierende“ Glieder der Gesellschaft, sie suchen keine Ehre, überlisten ihr jeweiliges „Wirtsvolk“, ja ihre eigenen Leute. Keine sonderlich günstige Einschätzung eines ganzen Volkes, selbst wenn Kant Ausnahmen machte und philosophische Köpfe wie Moses Mendelssohn als einen Freund betrachtete. Wer ein ganzes Volk als Horde ehrloser Betrüger wahrnimmt, dem könnten schon mal verdeckte Vernichtungsphantasien unterlaufen.

Von allen geistigen Vorläufern des Nationalsozialismus war Kant noch der harmloseste. Houston Stewart Chamberlain, einer der wichtigsten geistigen Anreger Hitlers, war Kant-Verehrer, was ihn nicht davon abhielt, das Judentum als verkommene Rasse darzustellen.

Von solchen Kleinigkeiten hört man in normalen Kant-Vorlesungen kein Wort. Hegels totalitäre Weltsicht wird noch heute von Marxisten und Linken geleugnet. Lesen sie den Begriff Freiheit bei dem Schwaben, fühlen sie sich bestärkt, dass er Befürworter der Freiheit sei und wollen nicht zur Kenntnis nehmen, dass beim späten Hegel der Begriff das Gegenteil von dem bedeutete, was er in seiner Frühzeit bedeutet hatte.

So wird mit bestem Gewissen Carl F. von Weizsäcker zum Friedensfürsten und geistig integren Vorbild umgelogen, ohne seine wirkliche Rolle im Hitlerreich sehen zu wollen. Das Grauen muss aus der Hölle gekrochen sein. Wie konnte eine humanistisch gebildete Bevölkerung wie die deutsche solche Verbrechen unternehmen?

Womit wir beim nächsten deutschen Lügner wären, was Nietzsche nicht gewundert hätte. Die Deutschen, das Tiusche-Volk war für ihn ein Täuschevolk.

 

Der Gemeinte lügt die Menschenwürde des Grundgesetzes in das Werk des Heiligen Geistes um. „Gerade die Unverlierbarkeit der Würde – ihr character indelebilis – ist christliches Eigengut.“

Die Würde des Menschen wird zum Sakrament verfälscht, das durch Menschenhand nicht geschändet werden könne. Als ob nicht überall auf der Welt, auch in Deutschland, die Würde der Asylbewerber, der Fremden und anderer Minderheiten täglich geschändet werden würde.

Der fromme Lügenbold hat ganz offiziell bekannt gegeben, dass er sich mit Salafisten empathisch verbunden fühle, die die Blasphemie ihres Gottes nicht tatenlos hinnehmen würden, dass er zu keinerlei Empörungsgefühlen fähig sei, wenn intolerante Muslime sich gegen die Schmähung ihrer Religion zur Wehr setzen würden. „In diesem Zusammenhang will ich nicht verhehlen, dass ich unfähig bin, mich zu empören, wenn in ihrem Glauben beleidigte Muslime blasphemischen Künstlern – wenn wir sie so einmal nennen wollen – einen gewaltigen Schrecken einjagen.“

Genügt ein kleiner Molotow-Cocktail, der vor dem Haus explodiert? Oder darf – wie bei dem dänischen Mohammed-Karikaturisten – vermummt und bewaffnet ins Haus eingedrungen werden, um nach eingejagtem Schrecken die Maske abzunehmen und zu sagen: Huhu, beim nächsten Mal wird’s ernst?

Martin Mosebach ist zum terroristischen Schreibtischtäter aufgerückt. Sollte ein wirres Jüngelchen demnächst zur Tat schreiten und sich auf den katholischen Gentleman mit den tadellosen Manieren berufen – wäre das nicht ein Fall für den Verfassungsschutz? Müsste nach dem frei bekennenden Brandstifter nicht öffentlich gefahndet werden?

Der Katholizismus verbündet sich mit dem fundamentalistischen Islam, um religionskritischen Künstlern und sonstigen Gottesschmähern das Zittern beizubringen. Diese Koalition hat sich schon längere Zeit abgezeichnet. Schon immer war hinter dem Muslimen-Bashing der geheime Wunsch nach brüderlicher Kooperation zu spüren. Wenn schon die jesuanischen Weicheier nicht in der Lage sind, sich der Beleidigungen ihres Herrn und Erlösers zu erwehren, wäre eine kleine Zusammenarbeit mit tatbereiten Salafisten nicht verkehrt.

Keine deutsche Ästhetik von Rang, ohne die Kunst ins Reich des Unguten, Unmoralischen und Unschönen zu verweisen. Doch wehe, sie tut es konkret und politisch. Schon will man von seiner Ästhetik des Bösen nichts mehr wissen.

War das Grass-Gedicht nicht eine poetologische Zumutung, waren die Mohammed-Zeichnungen nicht Machwerke, bar jeder künstlerischen Qualität?

Aber Kunst dürfe doch alles? Sie müsse alles dürfen, andernfalls sei sie keine Kunst. Dieser Satz darf nicht weggewischt werden. Bleibt nur noch ein Ausweg, um das störende Objekt zu entfernen: man erklärt es zu einem kunstlos abscheulichen Ding, zu keinem Kunstwerk.

Man muss dem Frankfurter Literaten bescheinigen, dass er auf dem Papier kein Hasenfuß ist und vor keiner Konsequenz zurückschreckt. Mit einem Federstrich leugnet er den weltanschaulichen Neutralismus und führt die BRD zurück ins mittelalterliche Reich.

Ist in der Präambel nicht die Rede von einem Gott? An welchen Gott werden die Väter des Grundgesetzes wohl gedacht haben, wenn nicht an den christlichen? Tatsächlich? Ist der christliche Gott identisch mit dem jüdischen, der jüdische mit dem muslimischen? Religionshistorisch gesehen ja.

Sehen das die untereinander verfeindeten Abrahamiten auch so? Dann hätte es auch noch den deistischen, theistischen, pantheistischen, rationalen, instinktiven und voluntaristischen Gott gegeben.

Einerlei: Schluss mit dem Laizismus, Schluss mit der Trennung von Religion und Staat. Mosebach hat endlich die christliche Identität der BRD ausgegraben und fordert sie vehement und inquisitorisch ein.

Kaum fühlen sich Gläubige obenauf, schon werden die Folterinstrumente aus dem Keller geholt, der rechte Backen-Pazifismus ad acta gelegt. Das ist das Praktische an der Heiligen Schrift, der Vorläuferin des heutigen Warenhauses, dass man alles findet, was das Herz begehrt. Die Axt und den Rasierpinsel, die Kettensäge und das Erbauungsbuch. Wählet, es ist alles da. Die Bibel ist das Urbild des Selbstbedienungsladens. Was wollen die Herrschaften? Ein Lutherbäffchen, eine Friedensschalmei, eine Droh- und Scheltrede im Sonderangebot?

Die Kirche hat in der Nachkriegszeit ihre historische Sozialisation von der Frohbotschaft zur Nachfolgerin des römischen Reiches in Rekordtempo wiederholt und ist erneut auf der höchsten Stufe der ecclesia triumphans angekommen. Nun ist keine Zeit mehr zum Zögern und Zaudern, der Herr lässt seiner nicht spotten.

Ab dem 18.6.en 2012 wird zurückgeschossen. Natürlich nicht aus lieblosen Rachegefühlen. Nein, es ist zum Besten der Künstler, sich zu bescheiden und unter geistlicher Zensur kreativ zu werden. „Nicht alles aussprechen zu dürfen, von rigiden Regeln umstellt zu sein, hat auf die Phantasie der Künstler überaus anregend gewirkt und sie zu den kühnsten Lösungen inspiriert; berühmt ist die Devise: Die Zensur verfeinert den Stil, oder die Maxime des wahrhaft zensurerfahrenen Karl Kraus: Ein Satz, den der Zensor versteht, wird zurecht verboten.“

Heute hingegen sei Blasphemie vollständig risikolos. Das dürfe nicht so bleiben. Schon im Interesse der Kunst, die erst unter Druck zu ihrer wahren Form finde. Deshalb müsse Freiheit neu definiert werden.

Gauck, der andere Pastor, hat bereits mit Freiheit in Verantwortung vorgearbeitet. Mosebach legt den unverstellten Sinn dieses Satzes frei. Die beste Freiheit sei die, die sich freiwillig einschränke. Für den Künstler ist „Freiheit nicht ein Recht oder ein Bündel von Rechten“.

Wahre Freiheit sei eine innere, die Fähigkeit zur Selbstüberprüfung. Und für diese Freiheit müsse ein echter Künstler bereit sein, auch unangenehme Folgen zu akzeptieren. Wenn er schon mit dem Gesetz kollidieren muss, sollte er auch bereit ist, die Zeche zu zahlen und sich vor dem nächsten Gericht zu verantworten.

Ist er echter Gesinnungstäter, wird ihn eine läppische Strafe niemals von seinem Märtyrerwerk abhalten. Umso dringlicher, dass solche Restriktionen ins Gesetzbuch eingetragen werden.

Mosebach will die Kunst fördern, indem er sie knebelt und fesselt. Es ist wie in Sado-Maso-Studios. Je unfreier, desto orgastischer. Der Gipfel wahrer Lust ist die Einladung zur Vergewaltigung. „Die daraus entstehenden Unkosten wird er generös begleichen, auch wenn sie seine Existenz gefährden.“ Doch dieselben Risiken werden ihn auch vor Leichfertigkeiten abhalten: „Ist diese blasphemische Passage wirklich notwendig oder nur ein Schnörkel, eine Laune, eine Ungezogenheit?“

Nun erst sehen wir die wahre Motivation des politischen Vorstoßes von Mosebach. Es ist keine Angst vor der Beschädigung seiner heißgeliebten Kirche. Die wahre Mutter Kirche ist unzerstörbar und ewig. Nein, es geht um die Förderung der Kunst – durch staatliche Fesselspiele.

Die Gegenwartskunst leidet am Virus entfesselter, verantwortungsloser Freiheit. Mosebach will ihr den Hals zuschnüren und den Mund verkleben, damit sie wieder zu sich kommt, ihre wahren Fähigkeiten entdecken und entfalten kann.

Es ist wie in der Rede des Großinquisitors bei Dostojewski, der den Zwang der Kirche als Zwangsbeglückung des Menschen versteht, der von allzu großer Freiheit überfordert ist und Erlösung sucht im Kerker der Unfreiheit. „Die quälendsten Geheimnisse ihre Gewissens – alles werden sie uns bringen, und wir werden sie davon befreien, und sie werden unserer Entscheidung frohen Herzens glauben. … Alle werden sie glücklich sein, alle diese Millionen von Untertanen, alle mit Ausnahme von den Hunderttausenden, die über sie herrschen; denn wir, wir, die das Geheimnis bewahren, wir allein werden unglücklich sein.“ Auch bei Platon waren die herrschenden Weisen die Unglücklichsten, die sich für das Glück der Untertanen opferten.

Es will uns das Herz zerreißen, wie Torquemada Mosebach sein persönliches Glück riskiert, um uns glücklich zu machen. Indem er dem Pöbel die Freiheit nimmt und den geistigen Eliten die alleinige Entscheidungsgewalt übergibt. Das ist wahrer Altruismus und die höchste Form der Nächstenliebe, die auch im Gleichnis vom großen Gastmahl waltet.

Bei Platon ist ein Symposion die höchste Form lustvoller Geselligkeit und philosophierender Atmosphäre. Im Neuen Testament wird das Neues Testament > Lukas 14, 15 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/lukas/14/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/lukas/14/“>Gastmahl zu einem abstoßenden Ereignis, das nicht mal die Eingeladenen besuchen wollen. Erbost über die Undankbarkeit der Menschen befiehlt der Herr seinem Knecht: „Geh hinaus auf die Landstraße und an die Zäune und nötige sie, hereinzukommen, damit mein Haus voll werde.“

So geht’s mit Frohbotschaften, die niemanden überzeugen. Zu ihrem Glück müssen sie gezwungen werden. Mosebach liebt die Menschheit über alles. Um sie zu beglücken, schreckt er nicht davor zurück, ihr die Freiheit zu nehmen und auf Augustins Spuren der Inquisition zu wandeln.

Das Glück normaler Menschen ist das Glück der Kinder, ihre Unterwerfung unter den Willen des Vaters. „Solange die Menschen das nicht begreifen, werden sie unglücklich sein.“ (Dostojewski).

Martin Mosebach hat begriffen. Beim nächsten Vorstoß will er sich nicht mehr auf das von der Freiheit befreite Glück der Künstler beschränken. Tollkühn wird er das Glück aller Deutschen fordern. Und wenn darüber die Freiheit in Trümmer fiele.