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Tagesmail

Donnerstag, 08.03.2012 – Tag der Frau

Hello, Freunde der Wissenschaft,

nun kommen sie wieder zurück, die in den letzten Jahrzehnten nach Amerika gegangen waren, um Wissenschaft zu betreiben.

Es sind nicht die Honorare allein, die in Deutschland steigen und in Amerika fallen. Es ist auch das bessere deutsche System, das die Wissenschaftler in die alte Heimat treibt: von der guten Labor-Struktur über den „gradlinigen Austausch mit Kollegen“ bis zur gesellschaftlichen Solidarität.

Was nützen Spitzenergebnisse bei der Krebsforschung, wenn 50 Millionen Amerikaner keine Krankenversicherung haben und nicht von den Ergebnissen profitieren? Merken sie das alles jetzt erst, die cleveren Forscher vor dem Herrn? Was ist ein gradliniger Austausch und warum ist der Austausch in Amerika nicht gradlinig?

Sie forschten bislang allein für die Eliten und das ist ihnen nicht aufgefallen? Jetzt, wo der Koloss ins Schlingern kommt, verlassen sie die Titanic? Sie vermissen die Solidarität in Amerika, doch welche Beiträge zur Solidarität haben sie selbst geliefert, als sie sich hierzulande politisch nicht dafür einsetzten, um wissenschaftliche Rahmenbedingungen zu reformieren?

Er habe keine eigenen Erkenntnisse über die russische Wahl. Doch wenn er sich anschaue, wer von Unregelmäßigkeiten spräche wie die Grüne Marieluise Beck, dann zweifle er, ob die Kritik angemessen sei, sagte ein Herr Schröder. In Hannover muss es

ein merkwürdiges Nest geben. Verglichen mit diesen Diffamierungen der OSZE und der Rechtfertigung eines fremden Autokraten, in dessen Diensten er steht, sind Wulffs Taten pubertierende Torheiten. Gibt es Rücktritte im Nachhinein? Wer streicht diesen Kurier des Zaren aus der Liste deutscher Kanzler?

Die Zahl der Immigranten will er halbieren, der Sohn eines eingewanderten Ungarn. Wenn er sich noch weiter nach rechts bewegt, hat Le Pens Tochter bald keine Chancen mehr.

Der demokratische Geist Europas ist im Sinkflug. Merkel, Monti und Cameron sollen sich verabredet haben, den französischen Kandidaten Hollande nicht zu empfangen. Europa lässt sich immer mehr von Putins lupenreiner Demokratie anstecken. Vergessen wir nicht, auch Saubermann Monti ist nicht gewählt, sondern „Diktator auf Zeit“. Da ist Orban immerhin noch gewählter Diktator.

 

Was ist strategisches Schweigen? Wenn man in entscheidenden Situationen den Mund hält, keine Energie für nichtsnutzige Streitereien verschwendet und sich darauf konzentriert, aktiv durchzusetzen, was man für richtig hält.

Bitte keine Wutbürger, Gutmenschen oder prinzipielle Opponenten. Reden, Streiten ist von gestern. Verbissen und stumm werden Dinge angeschoben, durch-gedrückt, in die Gänge gebracht. So reden sie im Bobwettbewerb, im Topmanagement – und in emanzipierten Beziehungen, die nicht wissen, ob sie emanzipiert sind.

Die Frauen orientieren sich allein am männlichen Lohnabhängigen. Im Betrieb muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. So gut wie nie orientieren sich Männer an den Frauen, und wenn doch, gelten sie als Halbkastraten.

Natürlich muss den Machos die Macht genommen werden. Doch die Vorstellung, die Frau werde am Ziel sein, wenn sie die Macht besäße, die bisher die Männer innehatten, ist lachhaft.

Wenn beide sich nicht auf eine rationale Zwecksetzung der gesellschaftlichen Entwicklung oder eine humane Utopie einigen, in der sie sein können, wie sie es für richtig halten, werden sie aus der Maskulinisierung oder Ökonomisierung der Frau und der Verwaschlappung des Mannes nicht herauskommen.

Selbst wenn alle Spitzenpositionen von Frauen besetzt wären, was hätte sich an der Machtstruktur der Ungleichen geändert? Ob der Führungsstil der Frauen ein Hauch softer und humaner daherkommt: solange geführt und gehorcht wird, werden weder Frauen noch Männer „Freiheit in Verantwortung“ erleben.

Machtgefälle und Abhängigkeit sind Unfreiheiten, nach oben und unten, für beide Geschlechter. Das jährliche Gegacker der Profifrauen am so genannten Frauentag – in der TAZ ritualistisch vorgeführt unter dem diesjährigen Thema: die verschiedenen Formen der Unterordnung – ignoriert vollständig, dass kein lohnabhängiger Mann einen Deut freier ist als das Heimchen am Herd. Und wenn er noch so den Bevormunder und Besserwisser spielt.

Das Defizit des Einen ist immer das komplementäre Defizit des Anderen. Wer seine Partnerin schurigelt mit dem dezenten Hinweis: wer verdient hier die Kohle? der ist selbst geschurigelt. Hat man noch nie von der Herr-Knecht-Problematik bei Hegel gelesen?

Das gilt für die Herr-Magd-Beziehung gleichermaßen. Der Herr, der sich vom Knecht bedienen lässt, wird von dessen überlegenem Herrschafts-, nein Knechtschaftswissen bald eingeseift und mit schwejkscher List vorgeführt. Kein tölpelhafter Alleinverdiener, der von seinem angetrauten Weib nicht ihres Weges geführt werden könnte. Natürlich nur im privaten Bereich.

Auch der Mann ist im öffentlichen oder berufstätigen Bereich das Gegenteil eines Dominators und nur ein geländegängiges Würstchen. Emanzipierte Paare können sich die cleversten Arbeitsteilungen einfallen lassen: solange Karriere, Macht- und Geldzugewinn die einzigen Kriterien sind, an denen beide Geschlechter sich messen, werden beide zu kurz kommen, auch wenn eines die Oberhand gewönne.

Niemandes Herr, niemandes Knecht oder Magd, das müsste die Losung sein, wenn es um wirkliche Gleichberechtigung ginge.

Nicht der Mann ist der Feind der freiheitlich gesonnenen Frau, sondern der reiche und mächtige Mann, der den Rest der ohnmächtigen Männer kollektiv – entmannt.

Entweder werden beide Geschlechter frei oder keines. Der forsche Anti-Männer-Ton der TAZ-Frauen ist das Genderpfeifen im Walde, wenn frau nicht mehr weiß, wo sie steht. Vom System redet frau gar nicht mehr, als ob es längst bezwungen sei und nur noch die Kampffelder privaten Herrschens und Unterwerfens übrig geblieben wären.

Das ist die Reduktion des Elends auf die emotionale Kernidylle, in der alles schrecklicher sein muss als in der Wallstreet und der Frankfurter Börse zusammengenommen. Die Regenbogenromantiker lieben es, von Zeit zu Zeit ihre Idyllen zu dekonstruieren, dass die Fetzen fliegen.

Der heutige Feminismus wird von erfolgreichen Singlefrauen dominiert, die auf das verkappte Grauen der Paarbeziehungen nur mit Entsetzen herunterschauen. Da sie finanziell unabhängig sind – also ihre Abhängigkeiten von Verlegern, Chefredakteuren und launenhaftem Publikumsgeschmack ausblenden –, durchschauen sie nicht die Illusionen ihrer Nischenexistenz, die sich kein aufmüpfig Wörtchen gegen das System erlauben können, ohne schnell und unauffällig aussortiert zu werden.

Eine andauernde Paarbeziehung ist stets eine verdrängte Hölle, aus der die Frau ausbrechen müsste, wenn sie nicht so feige und auf Sicherheit gebürstet wäre.

Wenn aber Männer ausbrechen, flüchten sie nur vor der Verantwortung, verlassen ihre krebskranken Gattinnen, die sich für sie opferten oder lassen die unflüggen Kinder im Stich.

Kein einziger sinnvoller Beitrag aus der Sicht der Männer, kein einziger Versuch, aus weiblicher Sicht den Mann zu verstehen.

Reziprokes Verstehen und Erklären muss wohl dem Handbuch paartherapeutischer Gutmenschen entstammen und darf mit Achselzucken ins Regal zurückgestellt werden.

Bascha Mika war die einzige, die es einmal wagte, das eigene Geschlecht auf die Schippe zu nehmen. Ansonsten gibt es nur das Feindbild des autoritären, gefühlsarmen Schwanzträgers. Wenn die wehrhaft-tapfere Frau im Bett oben liegt, hat sie den erigierten Missionar endgültig zur Strecke gebracht. Natürlich können Liebe und Sympathie nur hinterlistige Fallen sein, damit die Frau ihre Gleichheit an der Garderobe der abgeschotteten Eigentumswohnung abgibt.

„Wenn ich mich verliebe, will ich mich aufgeben“. Dass Lieben bedeutet, sich zu gewinnen, indem man dazu beiträgt, dass der andere sich gewinne, scheint Retro-Poesie zu sein.

Vorsicht vor dem Eros, der nur Abhängigkeiten hinter sich herziehen kann. Eros als Zeugungslust im Körperlichen und Geistigen: vergiss es. Eros als leidenschaftliches Erkennenwollen, gemeinsam Erfahrungen sammeln, das System zwicken und brechen, wo immer es möglich ist? Eros als Zentrum des zoon politicon, ohne den keine Gemeinschaft und Gesellschaft menschlich sein kann?

Zum Eros gehört nicht die Sucht, sich abhängig zu machen, sondern jene Form von Vertrauen und Freundschaft, ohne deren Ingredienzien kein Gemeinwesen existieren kann.

Unter Freundschaft versteht man mittlerweilen eine Bedienungsanleitung für Facebook. Ein Knopfdruck und du hast Freunde in aller Welt.

Wo bleibt die Freundschaft unter Frauen, die mehr ist als Schwatzen über Windeln und Klagen über den vierschrötigen, maulfaulen Typ, den man allzu oft im Ehebett antrifft?

Sieht man beste Freundinnen gemeinsam Bücher lesen, hört man sie reden und streiten über Politik und Philosophie? Nach wie vor überlässt frau den ach so hohen Geist den Männern, die ihn schon längst verraten haben, weil sie den Spott der Frauen fürchten: schaut den großen Denker, nur im Bett bringt er’s nicht. Das war schon so bei Thales, der vor lauter Denken in den Graben stürzte und ein vorbeikommendes Weib verspottete ihn.

Als Frau wird man nicht geboren, zur Frau wird man gemacht. Inzwischen von der emanzipierten Frau selbst, die dem erwerbstätigen und mächtigen Mann in allen Nuancen gleich werden will. Wie er sich räuspert, wie er spuckt, das hat sie von ihm abgeguckt.

Von wem stammt der Satz: „Die heutige Arbeit ist keine Befreiung“? Simone de Beauvoir hat nicht nur die Linken angegriffen, dass kein Sozialismus von selbst die Frau befreie. Sie hat auch die kapitalistisch organisierte Arbeitswelt angegriffen. Just jene Malocherhölle, in die ihre heutigen Schülerinnen eindringen wollen, um sich von den Männern bescheinigen zu lassen: vorzüglich emanzipiert, mesdames.

Dass unter den Lobrednern der Frauen verdächtig oft BDI-Präsidenten anzutreffen sind, ist den Gebauchpinselten noch niemals aufgefallen. Jene Schlauköpfe wissen nämlich genau: Ohne Doppelbelastung der Frauen kein Anwachsen des Bruttosozialprodukts.

Im „immer schärfer werdenden“ Wettbewerb der Nationen können wir uns keine Mütter leisten, die ihren trostlosen Tag mit Kindern verbeuteln und ohne wärmende Akzeptanz am Arbeitsplatz orientierungslos im Universum herumschwirren.

Was für ein Hohn, die neu errungene Freiheit der Frau als Doppel-belastung zu definieren. Geht’s noch, Schwestern? Müsst ihr euch bestrafen, da ihr frei sein wollt? Müsst ihr eure Freiheit erst verdienen durch verschärfte Imitation der Männer, die gar nicht wissen, wie ihnen geschieht. Denn so vorbildlich und frei finden sie ihr Leben im ausgebrannten Beschleunigtwerden gar nicht.

Männer verstehen nichts von Frauen. Aber hallo, wie umgekehrt. Wenn Frauen tatsächlich so empfindsam wären, wie die Fama lautet, hätten sie schon längst ihre triefäugigen Löwengatten aus den Fängen neoliberaler Blutsauger befreit und letzteren das Nudelholz über den Scheitel gezogen – wenn sie spät abends oder am Wochenende schon wieder anrufen und das ganze Familienleben unterminieren. Ständige Rufbereitschaft ist der Tod der Familie.

Der Profit-Moloch lebt von zerstörten Freundschaften, kaputten Ehen und beziehungsgestörten, menschenähnlichen Robotern. Der typische Chef ist außerhalb seines Machtbereichs kontaktgestört und überaus eifersüchtig auf das familiäre Glück seiner Untergebenen, das er nach Strich und Faden destabilisieren muss.

Stabile Paare sind am wenigsten lenk- und steuerbar. Gebrochene Singles und verstörte Autisten sind die Traumpartner der Manager, die mit ihren Abhängigen noch privat und in aufgeräumter Männerstimmung per Bike durch den Schwarzwald düsen müssen.

Man will höhern Ortes geliebt werden. Es genügt nicht, seine Arbeitskraft nur um des Mammons willen zu entäußern. Der Traum des Ludwig von Mises ist wahr geworden: wer Geld und Arbeitsplätze zu vergeben hat, hat auch das Recht, geliebt zu werden.

Bewerbungsgespräche stehen nicht unter dem Motto, die Besten herauszufiltern, sondern diejenigen, von denen man mit hoher Wahrscheinlichkeit bewundert und geliebt werden könnte. Dann stimmt die Chemie, wenn ergebene Dankbarkeit und Treue zum Arbeitsplatz in der Luft liegen.

Die Männer haben die Frau zum „Anderen Geschlecht“ gemacht. Sie selber sind das Geschlecht im Zentrum des Geschehens, das die Hoheit der Definition hat. Wir Männer sind Wir, ihr Frauen seid die Anderen. Warum kehren die Frauen den Spieß nicht um und definieren sich als Wir und die andern als Andere?

Wer die Macht hat, Begriffe zu besetzen, hat die Macht der Begriffe über die ganze Welt. Dass der Mann sich zuerst in der Weltgeschichte vorfindet, danach die Frau, ist die Urerzählung der männlichen Erlösungsreligion.

Erst Adam, dann seine Gehilfin. Athene entsprang wenigstens dem Haupt des Zeus, Eva nur der überflüssigen Rippe Adams, der sie nicht um ihretwillen begehrte, sondern brauchte, weil er mit dem himmlischen Vater nicht allein konnte.

Und sie verließen Vater und Mutter und wurden ein Fleisch. Von einem Geist war nicht die Rede. Wenn man einem anhängt, muss man den andern verlassen. Jede Beziehung kostet was.

Verliebte sind asozial, vernachlässigen alle Freunde, um sich als Paar autark und unvergleichlich zu fühlen. Einen Menschen lieben, heißt die Welt vernachlässigen. Von wievielen Liebespaaren konnte man hören und lesen, dass sie sich zusammentaten, um sich gemeinsam der Welt zuzuwenden?

Die Liebe des messianischen Menschenfischers spaltet die Welt. Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden. Man kann nicht Welt und Heiland gemeinsam lieben. Wenn jemand die Welt lieb hat, ist die Liebe zum Vater nicht in ihm. Christlich lieben, heißt spalten. Wer Ihm folgt, muss Weib und Kinder verlassen, die Toten die Toten begraben lassen.

Bedingungslos muss man Ihm folgen und seine eigene, mühsam erbaute kleine Welt verleugnen. Das ist das geheime Vorbild der modernen Liebenden. Wen muss ich aufgeben und opfern, um dem Erwählten den Beweis meiner Zuneigung zu geben?

Passionierte Liebe ist Aufgeben der eigenen Identität, sich im Andern verlieren wollen. Doch dadurch hat der Andere kein Gegenüber mehr, er bleibt allein.

Wenn Ich sich aufgibt, kann es kein Du geben. Erst wenn ich mein eigenes Ich gewinne und entfalte, kann ein Du in mir sein Alter Ego erkennen, am Gegenüber sein eigenes Ich erkennen und entwickeln.

Ich und Du gewinnen gemeinsam oder verlieren gemeinsam. Völlig ausgeschlossen, dass der eine sich auf Kosten des andern entwickeln könnte. Das sind Wahnideen von Vampyren und Kannibalisten, die den andern aussaugen und sich davonmachen, indem sie Leichen hinterlassen.

Wenn in einer Partnerschaft einer beginnt, den andern zu missbrauchen und sich über ihn zu erheben, missbraucht und erniedrigt er sich selbst.

Dieses eherne Gesetz gemeinsamen Wachsens oder gemeinsamen Vergehens hat sich in der Emanzipationsdebatte noch nicht herumgesprochen. Frauen werden sich nicht weiterentwickeln, wenn sie nicht dafür sorgen, dass auch die Männer sich weiterentwickeln. Und vice versa.

Simone de Beauvoir hat eindringlich vor der wirtschaftlichen Abhängigkeit der Frau gewarnt. Vor der religiösen Abhängigkeit hat sie weniger gewarnt.

Solange die Frau die Rolle der Gehilfin spielt, die ihr vom göttlichen Mann zugedacht wurde, solange wird sie für den irdischen Mann das „andere Geschlecht“ bleiben.