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Tagesmail

Donnerstag, 08. November 2012 – Merkels Luther

Hello, Freunde des Prangers,

im Laufschritt kehren wir ins Mittelalter zurück. Wer früher an den Pranger gestellt wurde, sollte zur öffentlichen Schande an einen Pfahl, eine Steinsäule gebunden und vom vorbeilaufenden Publikum geschmäht, beleidigt und bespuckt werden können. Einen der letzten Fälle soll es in Berlin im Jahre 1853 gegeben haben.

In Amerika gibt’s seit einiger Zeit fröhliches Auferstehen der pädagogisch durchdachten Lynch-Justiz. Zweimal hatte eine Frau in Cleveland eine falsche Abkürzung genommen. Zur Strafe muss sie sich mit einem Schild um den Hals an der Straßenkreuzung aufstellen: Ich bin eine Idiotin.

Würde man solche Strafen bei Wallstreet-Verbrechern aussprechen, wären alle Bürgersteige von New York von Herren in besten Anzügen gesäumt.

Wie verläuft die typische Choreographie eines deutschen Skandals? Ein kleiner Narr wird beim Tricksen, Durchstechen oder Schummeln entdeckt und von den Medien skalpiert. Stellt sich heraus, dass Mächtigere dasselbe und Schlimmeres taten – kein Echo im Walde mehr.

Nicht nur ein kleiner Pressesprecher wollte das ZDF auf die rechte Bahn bringen. Inzwischen sind es Söder, früher Franz-Josef Strauss und heute eine gewisse Angela Merkel. Schluss der Debatte.

Nicht nur ein Gernegroß namens Steinbrück kassiert bei maroden Kommunen

für erwiesene Dienstleistung am Wort ab, nicht nur Pastoren wie Gauck, sondern auch ein gewisser Alt-Bundespräsident namens Weizsäcker, der als Edelpensionär sein Volk zusätzlich für dargebotene Weisheiten abkassiert. Schluss der medialen Debatte.

Die Bochumer Stadtwerke müssen inzwischen die Preise erhöhen, anders können sie die exklusiven Redner nicht mehr bezahlen. Nun wird klar, warum ältere Herren, die nicht mehr das Wasser halten können, von Wasserwerken zur Unterstützung ihres Betriebs eingeladen werden.

 

Workaholics sind Süchtige, die kerngesund sind und eine „erotische“ Beziehung zu ihrer Arbeitswut haben, sagt Managerberater Reinhard Sprenger, der Eros zur alkoholischen Sucht degradiert.

Dass Eros eine Erkenntnisleidenschaft ist mit körperlichen Kollateralbeglückungen, kann ein Managerberater mit wenig Biss nicht wissen. „Menschen, die ein Stück Getriebenheit haben, die auch Biss haben, die in die erste Reihe wollen, die fast erotisch angezogen werden von dem, was sie tun. Sie wissen, dass ein Preis zu zahlen ist, und sie zahlen ihn gern.“ (Hallo, Sie, geben Sie mir noch zwei Stücke Getriebenheit mit Überbiss, was kosten die?) Was der Getriebene an der Kasse des Lebens zahlen muss, hat der Managerberater für sich behalten.

Zwei der arbeitsbesoffenen Erotiker haben Familie, aber nicht die Spur eines schlechten Gewissens. Vermutlich zu Recht, denn welche Familie fühlt sich durch die Anwesenheit eines Suchtkranken beglückt? Vermutlich steht im Familienvertrag: „Süchtiger darf die Familie auf einem quantitiv angemessenen Level subventionieren, unter der Bedingung, dass er sich auf Sichtweite von ihr fern hält und das Wohlbefinden der Familie durch Anwesenheit nicht stört.“

In Wahrheit sind diese Süchtigen die Ehrlichsten unter den Boni-Malochern. Wer einmal im Räderwerk angekommen ist, den stören soziale Kontakte mit so genannten Angehörigen, die noch nicht vollständig auf Knopfdruckverfahren umgestellt sind. Für Arbeitssüchtige ist das ganze Leben eine ununterbrochene, rasende Fahrt auf der Achterbahn mit unliebsam-intermediär-unbeschleunigten, also tödlich langweiligen Sozialkontakten.

Versteht sich, dass die Artikelschreiberin die Familien dieser kerngesunden Roboter nicht in Augenschein nehmen wollte. Die Gefahr hätte bestanden, dass sie die Höhe des Preises gesehen und gehört hätte.

Ralf Kurzweil, Messias seines deutschen Propheten Schirrmacher, irrte, als er prophezeite, in Kürze werde es künstliche Gehirne mit naturidentischen Gefühlen geben. Reinhard Sprenger kennt mehrere der Art. Womit bewiesen, dass Deutschland dem kalifornischen Siliconvalley in vivo weit überlegen ist.

(Eva Buchhorn im SPIEGEL: Die Besessenen – glücklich im Stress)

Bill Clinton hat die Beziehung zwischen Macht und Sucht präzise auf den Punkt gebracht: „Präsident zu sein ist so, wie einen Friedhof zu leiten: Du hast viele Menschen unter Dir, aber keiner hört zu.“ Er vergaß hinzuzufügen: Ich auch nicht.

Machtsüchtige – die Fortentwicklung der Arbeitssüchtigen – hinterlassen regelmäßig Friedhöfe. Mit lebenden Menschen können sie einfach nicht mehr.

Beschrieb ein kluger Edelschreiber den wiedergewählten Barack Obama so: vor seiner Macht sei er ein guter Kommunikator gewesen, an der Macht habe er die Kommunikation eingestellt.

Nonsens. Obama war nie Kommunikator. Kommunizieren heißt miteinander reden, sich austauschen. Obama war Prediger, der seine Offenbarungen von oben nach unten im Einwegverfahren mitteilte. Das Wörtchen zuhören fehlt im Wortschatz rede-süchtiger Charismatiker.

Wenn du wissen willst, welche Routen ein charismatischer Wordaholic genommen hat, ganz einfach: folge den Spuren seiner Friedhöfe.

 

Warum haben deutsche Behörden so viele Schwierigkeiten mit Entdecken und Entlarven von Neonazis? Weil es gar nichts zu entdecken und zu entlarven gibt. Diese Herren mit den akkuraten Schnauzbärtchen verstecken sich gar nicht und dienen als bekennende Nazis dem Vaterland mit der Waffe.

Kam ein junger Mann zur Bundeswehr, der von seinem Vorgesetzten gefragt wurde, ob er „Anhänger rechtsextremen Gedankenguts“ sei. Antwortet der junge Mann: „Ich denke nationalsozialistisch und bewundere die militärische Leistung der SS.“ Folgt zur Belohnung die Ausbildung am Sturmgewehr G3 und an Handgranatenwerfern.

 

Wenn deutsche Politiker eine politisch-moralische Wende ankündigen – sofort in Deckung gehen und den Notruf betätigen. Guido Westerwelle hatte zu Beginn der gelb-schwarzen Koalition eine geistig-politische Wende angekündigt, von der nur eine große geistig-politische Leere übrig geblieben sei, schreibt Holger Schmale in der BZ.

Doch was tun geistig-leere Politiker? Resignieren sie? Ziehen sie sich auf ihren Landsitz in der Provence zurück? Sie suchen die Unterstützung des Himmels und der Kirchen, verwerfen den Laizismus und suchen die kuschlige Nähe der Stillen und Frommen im Lande.

Auf der Synode der Evangelischen Kirche hat die Pastorentochter Merkel markig-lutherische Positionen bezogen. Welche Religion sei die meist verfolgte auf der ganzen Welt? Die christliche. Der Schutz verfolgter Christen sei deshalb ein wichtiger Teil deutscher Außenpolitik. Vor Gott sind alle Verfolgten gleich, nur nicht vor der deutschen Außenpolitik.

Da stehen uns ja bald Bundeswehreinsätze in Syrien ins Haus. Treu an der Seite Assads, der bekanntlich von Christen unterstützt wird, gegen muslimische Aufständische.

Werden im Radio Unglücke aus der Welt berichtet, fehlt nie der Zusatz: unter den Opfern keine Deutschen. Nur das Deutsche, das Deutsch-Christliche ist von Interesse. Wenn in Bangladesh Millionen Menschen von Flutkatastrophen betroffen und viele Toten zu beklagen sind, gibt’s bei uns einige Randnotizen. Wenn ein Tornado Gottes eigenes Land betritt und es wenige Tote zu beklagen gibt, werden wir von Sandy-Nachrichten tagelang überschwemmt.

Bei dem Herrn sind 99 Heiden nicht so viel wert wie ein gläubiges Schäfchen. „So wird im Himmel mehr Freude sein über einen Sünder, der Buße tut als über 99 Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.“

Wie viele Menschen rund um den Planeten müssen wegen westlicher Wirtschaftspolitik ins Gras beißen: sind das keine Opfer christlicher Religion? Selbst die allerchristlichste Entwicklungshilfe hat seit Jahrzehnten vor allem Tyrannen und westlichen Exporteuren genützt.

„Fanatismus, Einschränkung von Glaubensfreiheit, Geringschätzung von Glauben – das ist Teil unserer Welt“, predigt die säkulare Kanzlerin den Frommen. Gibt’s keine fanatischen Christen in Ost und West? Und warum sollte der Glauben höher geschätzt werden als der „Unglaube“?

Das ist wie bei Locke, der alle Weltanschauungen tolerierte, mit Ausnahme der Katholiken und der Gottlosen. Vor dem Grundgesetz sind alle Glaubens- und Unglaubensrichtungen gleich. Hier wird von der Kanzlerin persönlich das Grundgesetz unterhöhlt, mit freundlicher Unterstützung ihrer Schäfchen.

Sie erhoffe sich vom Lutherjahr 2017 eine „missionarische Komponente.“ Wie wär‘s mit Missionierung verstockter Juden, wie pietistische Kreise es schon länger praktizieren?

Der moderne Antisemitismus kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts begann, als deutsche Gelehrte, die keineswegs ausgesprochene Antisemiten waren, ihren jüdischen Freunden empfahlen, sich taufen zu lassen. Mit der Begründung, die jesuanische Ethik sei dem gesetzesbornierten Alten Testament weit überlegen. Mommsen griff antisemitische Äußerungen seines Kollegen Treitschke scharf an – und riet dennoch jüdischen Kollegen, sich von ihrem falschen Glauben zu trennen.

Nun kommt Philosemitin Merkel und stachelt die christliche Kirche zur Missionierung der Welt auf, wozu nicht nur Gottlose gehören, sondern auch Andersgläubige wie Katholiken, Muslime und eben auch Juden. Moshe Zuckermann wird nicht Unrecht haben, wenn er hinter dem forschen Philosemitismus vieler Deutscher ganz Anderes und Gegensätzliches wittert.

Nehmen wir die Presseorgane der Springergruppe. Axel Springer war ein altlutherischer Jesus-Fanatiker, der die Wundmale seines Herrn an seinen Händen vorzeigen konnte. Sein demonstrativer Philosemitismus beruhte auf religiösen Schuldgefühlen, von denen er sich durch großzügige Spenden und durch vollständige Kritiklosigkeit gegenüber dem neuen Staat Israel loskaufen wollte. Wie kann solch ein mit dem Gekreuzigten Überidentischer jene Menschen lieben, die nach Auffassung seiner lutherischen Religion am Tode seines Herrn schuldig waren?

Die lutherische Reformation habe, so Merkel, zu einem „mündigen und eigenverantwortlichen“ Menschenbild beigetragen. Lügenhafter und heuchlerischer kann‘s nicht mehr zugehen in diesem Lande.

Wo kam denn die bekannte und berüchtigte Untertanenmentalität der Deutschen her, die seit dem Augsburger Religionsfrieden 1555 an die Religion ihres Obertanen gebunden waren? Wo hat Römer 13 eine verhängnisvollere Rolle gespielt als bei den Deutschen? Welche adligen Lutheraner hatten im Dritten Reich – unter Hinweis auf Römer 13 – enorme psychische und religiöse Probleme, ihrem gottgesandten Führer die rote Karte zu zeigen? Wie viele literarische Zeugnisse gibt’s quer durch die Jahrhunderte, die schreckliche Loslösungskämpfe von einem rache- und strafsüchtigen Gott schildern?

Davon weiß eine Pfarrerstochter nichts, die im Schutze eines messianischen Sozialismus ihre wissenschaftliche Karriere mache durfte. In den 5 Jahren bis zum nächsten Wartburgfest werden wir von einem Tsunami an Geschichtslügen im Namen des Herrn überflutet werden.

Die frechste Dreistigkeit haben wir noch gar nicht erwähnt. „Die Bundesrepublik Deutschland ist ausdrücklich nicht laizistisch gegründet worden“, sagte Merkel in Bezug auf die Präambel des Grundgesetzes. (SPIEGEL: Merkel beim Kirchenparlament)

Selbst wenn die „Väter der Verfassung“ den Christengott gemeint hätten, wäre das keine Gottesverpflichtung für die Nachfahren in alle Ewigkeit.

Wie oft ist das Grundgesetz schon geändert worden? Wie heftig wird gestritten, ob im Rahmen der europäischen Integration die Verfassung verändert werden müsste? Wie viele Menschen verlassen jährlich die Kirchen, und all dies soll keine Folgen haben? Ist der Gott der Präambel ein Paragraph mit Ewigkeitsgarantie?

Das Volk will mit diesem Gott immer weniger zu tun haben, doch Gauck, Merkel und die Weizsäcker-Eliten kümmert‘s einen feuchten Kehricht und betrachten ihren Hausgott als zeitlosen Repräsentanten der Republik?

Die Identifikation des universellen Präambel-Gottes mir einem partiellen Christen-Gott bedeutet unstatthafte Privilegierung einer Konfession und ist verfassungswidrig.

 

Laizismus kommt von laos, das Volk. Laizismus ist die Herrschaft des Volkes, eine Demokratie ist keine Frommen- und Priesterherrschaft. Alle Begriffe, die nach Volk riechen, werden zurzeit entsorgt.

Populus ist das lateinische Wort für Volk. Klar, dass ein Populist einer ist, der das dumme Volk mit dümmlichen Versprechungen kapert. Da kann man schon die unausgesprochene Folgerung ziehen: niemals aufs Volk hören, es folgt nur seinen triebgesteuerten Bedürfnissen.

Haben wir etwa eine direkte Demokratie? Jeder Abgeordnete ist zwar vom Volk gewählt, aber dem Fraktionszwang und seinem allerchristlichsten Gewissen untertan. Schließlich gibt es kein imperatives Mandat in der deutschen Verfassung, mit Ausnahme des imperativen Mandats direkt von Oben.

Die Demokratie der Neuzeit konnte nur entstehen durch rigide Trennung von Religion und Staat. Das soll nun in einem Volk, das es nie zur selbständigen Eroberung der Demokratie schaffte, mit absurder Logik rückgängig gemacht werden. Je weniger Menschen dem Himmel die Treue halten, je mehr sollen sie am Schlawittchen mit Hilfe des Präambelgottes festgebunden werden.

Die Kirchen stehen immer mehr auf Grundeis, fürchten um ihre Pfründe und Machtpositionen. Da muss eine Heilige Johanna von Mecklenburg her, um ihnen anti-laizistische Flegelhaftigkeit beizubringen. Siehe, ich bringe euch große Freude, die euch demnächst widerfahren wird: bis zum Lutherjahr, meine Brüder und Schwestern im Herrn, werden wir das heidnisch-verödete Land in ein lutherisches Ajatollaland verwandeln.

Der Glaube bleibt natürlich Privatsache, doch das Private reißen wir uns allmählich unter den Nagel. Eine riesige PR-Machinerie des Klerus, subventioniert mit Millionen aus dem Steuersäckel des populus und laios, wird auf Plakaten und Litfasssäulen die Frage stellen: Bürger, vegetierst du noch oder glaubst du schon?

„Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“. Wie, wenn die Verantwortung vor den Menschen die Verantwortung vor Gott ausschlösse? Doch vor allem, vor welchem Gott? Ist jeder Gott identisch mit dem christlichen Himmel- und Höllengott? Waren die Väter der Verfassung nicht humanistisch gebildete Leute, die noch wussten, dass es einen Gott der Natur, der Vernunft gab, der sich ausdrücklich vom Gott der Bibel losgesagt hatte?

Xenophanes war einer der schärfsten Kritiker der Götter, doch an einem Gott des Kosmos hielt er fest. Spinoza war einer der befreiendsten Philosophen der Neuzeit, doch an einem Gott, der identisch war mit der Natur, hielt er fest. Wie kommt eine Physikerin, die kein Tüttelchen davon wissen will, dazu, die Präambel vor einer christlichen Lobbygruppe – fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit – dem christlichen Credo einzuverleiben?

Wie würden Merkel und ihre protestantische Klientel reagieren, wenn Muslime den Gott im Vorwort mit Allah übersetzten?

In Wilhelms Zeiten gab es einen gewichtigen Pastor, der den französischen Laizismus ebenso ablehnte wie die verruchte Aufklärung, und die Rolle der Deutschen in aller Welt rühmend hervorhob. Er hieß Adolf Stoecker und war der klerikale Hauptrepräsentant des Hof- und Altarideologie. Im Nebenberuf einer der schlimmsten Antisemiten der Neuzeit. Diese Seuche könnte demnächst noch hinzukommen, wenn die verlogene philosemitische Christentümelei sich zur Kenntlichkeit entlarven wird.

Es genügt nicht, sich für Luthers Judenhass ein billiges „Tschuldigung“ abzuringen. Luther war bibelfest und hat sich seinen Antisemitismus nicht aus den Fingern gesogen. Desgleichen die Hexen-, Türken-, Vernunft- und Bauernhetze. Für alles ein halblautes Sorry murmeln, sonst aber einen der verhängnisvollsten Hassprediger deutscher Zunge einen guten Mann sein lassen und ihn als Vorläufer der bürgerlichen Emanzipation rühmen? Das schlägt dem Fass den Boden aus dem Gesicht.

Von Anfang an hat das christliche Credo den weltlichen Staat gehasst und ihm apokalyptischen Untergang verheißen. Als der Untergang nicht kam, weil die Parusie verzog, ging man von der Verfluchung zur Domestizierung des Staates über, um die heidnischen Kräfte an die Kandare zu legen und das weltliche Schwert dem geistlichen unterzuordnen.

Jeder Staat ohne spirituelle Kontrolle war eine Räuberhorde, die eines Tages vom Herrn zerstört werden würde. Der Hass der Christen auf den Staat ist keine amerikanische Spezifität.

Allerdings gibt es zwei verschiedene Strategien, um ihn unschädlich zu machen

a) durch offene und ehrliche Ablehnung wie in den USA oder b) durch klerikale Übermächtigung wie in Europa – die erneut in zwei unterschiedliche Methoden auseinander fallen: a) der katholische Papismus (ecclesia triumphans), der sich über alle Machthaber stellt oder b) die protestantische Duckmäuserei (ecclesia patiens), die sich untertänig gibt, um durch Gehorsam die Obrigkeit an Gott zu ketten.

Christian Semler zitiert in einem TAZ-Artikel die Äußerungen der evangelischen Häupter, die über zunehmende Gotteskrise, Gottesferne der Deutschen klagen. EKD-Ratsvorsitzender Schneider entwarf auf der Synode ein düsteres Bild von der „Unkenntnis Gottes in zweiter und dritter Generation“. Die Gotteskrise führe zur Auslöschung der Erinnerungskultur und zur Ideologie der „Totalität der Gegenwart“.

Mit anderen Worten, wer nicht an die Zukunft des Kapitalismus oder des kommenden Erlösers glaubt, wer im Hier und Jetzt lebt, der ist ein totalitärer Präsenz-Ideologe.

Ihre Luther-Reha wollen sie „vor allem ohne Beschränkung auf die eigene Klientel“ betreiben. Luther gehöre allen.“

O danke, unsere geschenkten Lutheranteile gehen postwendend an die Absender zurück.

In allen Schulen, auf allen evangelischen und katholischen Akademien, auf allen Kanälen, wird demnächst Luther zum deutschen Helden in den Himmel gehoben, welcher Glaube und Aufklärung, Vernunft und Offenbarung vereint und Deutschland zu einer freidenkenden Bürgerrepublik gemacht habe.

„Die Vernunft ist die höchste Hur, die der Teufel hat“, so der Wittenberger Berserker.

Da werden einem sogar Teufel sympathisch. Die Huren waren es ohnehin schon.