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Tagesmail

Dienstag, 21. August 2012 – Deutsche und Juden im Endkampf

Hello, Freunde der Liebe,

in den letzten 30 Jahren wurden im amerikanischen Bundesstaat Texas 484 Mörder hingerichtet. Jeder zehnte Todeskandidat erklärte sich in der letzten Minute seines Lebens für unschuldig. Die letzten Worte der Todeskandidaten sind Liebe, Familie und Dank.

Ein Kind kommt auf die Welt und sucht nach Wärme, Zuneigung, nach einer Familie, in deren Schutz es in die Welt gehen kann. Für viele Kinder ist die Welt ein Ort des Grauens, wo Menschen Schrecken verbreiten, um das eigene Grauen, den eigenen Schrecken loszuwerden.

Gibt es eine einzige Tiergattung, die sich und der Welt antut, was der Mensch sich und der Welt antut? Opfer werden zu Tätern und verzeihen in der letzten Minute ihren Tätern, die sie zu Opfern machten, damit die Gesellschaft sich nicht als Täterin empfinden muss. So viel Liebe können Menschen geben, die keine empfangen haben.

Für wie viele Menschen ist die Welt kein guter Ort?

Es sind nicht vier Jugendliche, die in Jerusalem auf drei Palästinenser einschlagen, dass sie knapp mit dem Leben davonkommen. Es sind vier Ultra-Jugendliche, die in Gehorsam das Werk ihres Glaubens tun. Der jüngste Angreifer ist dreizehn, seine rechtgläubige Mutter stellt sich vor den Gewalttäter, er habe nichts Schlechtes getan.

Die rechtgläubige Menge habe „mit Hass in den Augen“ das Opfer umringt, so eine Augenzeugin. „Ein Jude ist eine Seele, ein Araber ist ein Hurensohn,“ hätte der Mob

gerufen. Schwere Brandverletzungen erlitten in der letzten Woche eine fünfköpfige palästinensische Familie und ihr Fahrer, als Unbekannte einen Molotowcocktail auf das Taxi warfen.

Der Grund der Ausschreitungen, so eine Friedenserzieherin in Haifa, sei die „unerträgliche Toleranz“ bei Gewalt gegen Palästinenser.

Halten zu Gnaden, das ist nicht der Grund, das ist schon eine Folge. Der Grund ist eine religiöse Haltung, die sich auf einen Gott bezieht, der diese Schandtaten befiehlt. Dessen Forderungen sind uralt, heilig und unverhandelbar und unterminieren unaufhaltsam eine Gesellschaft, die ihre demokratische Rechtsverfassung nicht zäh, wehrhaft und alternativlos verteidigt.

Susanne Knaul schreibt in der TAZ einen kritischen Kommentar zu diesen Vorfällen. „Wie überzeugend kann ein Rechtsstaat sein, der sich selbst nicht an die eigenen Regeln hält“? Das ist ein Ursatz – auch für Deutschland, wo der Gesinnung der Rechtgläubigen ein erstes harmloses Türchen geöffnet werden soll und nicht die Angreifer, sondern die Verteidiger der Menschenrechte als Fundamentalisten geächtet werden.

Doch der Schuldige, Frau Knaul, ist nicht Netanjahu allein und dessen politisches Klima. Er ist nur Sprachrohr und Instrument eisenharter Gottesberauschter, die mit Gojim kurzen Prozess machen.

Die Deutschen sind nicht in der Lage, das Problem eines immer mehr aufkommenden religiösen Fanatismus von Russland über Ungarn, Rumänien, bis Israel miteinander in Verbindung zu setzen, um die identischen unheilvollen Strukturen in verschiedenen nationalen Ausprägungsgraden zu erkennen. Breivik war auch ein geifernder Tempelritter.

Die hiesigen Religionen stehen unter Heiligkeitsschutz. Nachdem der christliche und jüdische Selbsthass sich hinlänglich am Islam ausagieren konnte, ist dieses Ventil seit der Beschneidungsdebatte geschlossen. Alle drei abrahamitischen Religionen haben eine Unheilige Allianz geschlossen. Ab jetzt muss der religiöse Eiter neue Abflusswege, neue Opfer suchen.

Er hat sie im fundamentalistischen Atheismus gefunden, im dogmatischen Glauben an die Vernunft, bei den Verteidigern der Aufklärung. Die Hatz gegen diejenigen, die andere Götter, keine oder nicht die richtigen haben, darf beginnen.

Die Suche nach Ersatz-Hass-Objekten haben die USA exemplarisch vorexerziert, als sie nach dem überraschenden Ende des Kalten Krieges einsam und verlassen ohne Feindbild in Friedensstarre verfielen. Schon kam die verdammenswerte Rede vom planetarischen Friedensbonus auf.

Fukuyama begann in Menschen- und Engelzungen vom Ende der gewalttätigen Geschichte zu jubilieren. Die Demokratie hätte endgültig gesiegt, kapitalistisch gesättigte Nationen würden keine Kriege mehr gegeneinander führen.

Doch Geschichte lässt sich von utopischen Fantasmagorien nicht täuschen. Und führe uns nicht in Versuchung, damit wir nicht den ersten irenischen Schalmeienklängen folgen. Sie sind Gesang hexenhafter Sirenen, die paradiesische Frucht satanischer Antichristen, die in der Maske ewigen Friedens die Menschheit ins Verderben ziehen.

Der Gott der Geschichte erhörte die Seinen und sandte ein nagelneues Feindbild in der Version muslimischer Koranverehrer. Vielmehr, das Feindbild war nicht neu, es war uralt und wurde nur gewendet und runderneuert.

Allmählich entlarvt sich die Geschichte zur Kenntlichkeit und das ist ein großer Fortschritt. Hass und Feindschaft zeigen sich an jenen Ausdünstungsstellen, wo sie direkt und ungefiltert dem Boden der Religion entspringen. Vergesst das soziologische Gefasel vom Streit materieller Interessen, vom Kampf niedlicher partieller Machtversionen.

Die Geschichte beginnt – schon seit 2000 Jahren – ihre letzte Epoche und will jetzt in die Zielgerade einbiegen. Nun will sie wissen, wem die finale Macht am Ende der Geschichte zukommen soll. Dem mohammedanischen Mahdi, dem jüdischen Erlöser oder dem christlichen Messias: wer soll der rechte, wahre und einzige Triumphator nach all den geschichtlichen Irrungen und Verwirrungen sein?

Der Planet ist erobert, die Frontier aller Kulturen hat sich in Dunst aufgelöst, es existieren keine weißen Stellen mehr auf dem Erdenrund. Die Grenze ins Universum ist geschlossen, obgleich sie sich gerade zu öffnen scheint. Ein Fehlschlag auf dem Mars und ihr könnt Houston vergessen.

Der Expansionsdrang der Menschheit hat keinen Auslauf mehr, die Verhältnisse sind langweilig überschaubar, die Droge der Moderne, die Sucht nach dem Neuen, dem unüberschaubaren Risiko, dem kitzligen Event, kommt nicht mehr ans Ziel, findet immer weniger Befriedigung. Das Endspiel naht.

Bei Beckett nimmt „alles seinen Lauf“. Nur noch vier Krüppel gibt es auf der Welt, zwei davon in Mülltonnen, jeder hasst jeden, jeder ist von jedem abhängig. „Alles ist aus“.

In allen Winkeln der Welt beginnt die Hatz auf die letzten schwindenden Rohstoffe, die Claims werden abgesteckt. Mister Ryan, der nicht mal weiß, wo China liegt, weiß, dass er mit den Chinesen Schlitten fahren wird. Wenn sein Chef Mitt, der sympathische Mormone, das ungeliebte Weiße Haus übernimmt, wird der Nahe Osten glühen. Und wir können sagen, wir sind dabei gewesen.

Die innerisraelische Opposition gegen Netanjahus Säbelrasseln beginnt stärker zu werden. Peres soll Obama mehr trauen als Barak und Netanjahu. Der im Iran geborene Mofas hält einen militärischen Alleingang seines Landes für verfehlt. Netanjahu gefährde „Israels Unabhängigkeit und sein soziales und finanzielles Überleben.“

Die iranische Führung habe noch keine Entscheidung zum Bau der Atombombe getroffen, selbst nach einer potentiellen Entscheidung wären ein bis zwei Jahre notwendig, um sie zu bauen. Nicht Israel, nur die USA hätten die Möglichkeit, das Atomprogramm vollständig zu zerstören und das Regime zu stürzen. Wenn Mofas sich mit letzterem nur nicht täuscht.

Welch larvierte Untergangsstimmung muss in einem Land herrschen, dessen Überleben bedroht ist, wenn ein Krieg mit dem Iran entbrennen sollte!

Anstatt Mofas, Peres und andere kritische Stimmen zu unterstützen, waschen unsere vereidigten Philosemiten ihre Hände in Unschuld und schweigen still.

Sollte eine Katastrophe in Nahost ausbrechen und das jüdische Volk existentiell bedrohen, werden die Deutschen erneut mitschuldig sein. Weil sie unbeteiligt und teilnahmslos zuschauten, wie ein zunehmend ultrareligiöses Regime das ganze Land in den Abgrund manövriert.

Vor dem Holocaust hatten die Deutschen menschenfeindliche Grundsätze, nach dem Holocaust haben sie dieselben – nur unter umgekehrten, politisch korrekten Vorzeichen. Hinter einer pro-jüdischen Wohlwollensmaske verbirgt sich eine große, eine übergroße Schuld, die sie so wenig bearbeitet haben, dass sie dieselbe nur mit blinden und bedingungslosen Freunschaftsfloskeln übertäuben können.

Wie sie früher die Juden im christlichen Orkus versenkten, erheben sie jetzt die Davongekommenen in den Himmel der Unfehlbaren und Irrtumslosen, die weder kritisiert noch freundschaftlich attackiert werden dürfen. Infame Sünder und deren kontaminierte Nachfahren bis ins dritte und vierte Glied haben nicht das Recht, fehlerfreie Engel zu blamieren und vorzuführen.

Wenn die Engel aus selbstverschuldeter Unfähigkeit, aus biblizistischer Hass- und Rachepolitik vom Himmel fallen, ist deutschen Superfreunden und Verbündeten klar, wer die Alleinschuldigen sein werden: die Juden. Und sonst niemand mehr. Die Deutschen werden mit blütenreiner Weste davonkommen.

Erneut geht es um die verborgene Summierung von Schuld und Unschuld. Die Bücher, die am Ende aufgetan werden, um sich gegenseitig vorzuführen, müssen in geheimer Buchführung fertig geschrieben werden. Durch beispielhafte Bekenntnis- und Reuehaltung soll die Schuld der Deutschen reduziert werden, durch ungebremste Sünderhaltung und Menschenrechtsverletzungen soll die Summe jüdischer Untaten steigen – bis geläuterte Deutsche mit dem Finger auf die böse Juden zeigen können: seht, wer die wahren Hauptschuldigen sind.

Juden sind schuldig, aber sie werden nicht bestraft. Juden begehen Fehler, aber sie werden nicht kritisiert. Juden sind irrtumsfrei, und darin werden sie heimtückisch verstärkt. §1: Juden haben immer Recht. § 2: Sollten sie nicht Recht haben, gilt §1.

Die Deutschen heben ihre besten Freunde auf den höchsten Thron, damit die Fallhöhe umso effektiver wird. Was Juden nie und nimmer sind und werden dürfen: Menschen. Normale Menschen mit Ängsten, Fehleinschätzungen, liebenswerten Vorzügen und nervigen Schwächen.

Dass sie sich als Auserwählte fühlen, dafür müssen sie büßen: sollen sie es doch endlich vor allen Augen der Welt demonstrieren und beweisen. Nach vielen Jahrtausenden haben sie wieder einen Staat, sind als Gäste in der Diaspora nicht mehr von fremden und feindseligen Völkern abhängig. Lasst die neuen Juden in ihrem einst so vorbildlich neuen Staat nur ungehindert schalten und walten, sie werden schon sehen, wie weit sie es mit ihrer Selbstgerechtigkeit und ihren Starallüren bringen.

Die NS-Deutschen fürchteten, die Juden könnten die wirklich Erwählten sein und die Rasse der Arier übertrumpfen. Also mussten sie aus dem Weg geräumt werden: prophylaktisch und ultimativ.

Nun haben sich die Deutschen eine neue Strategie einfallen lassen. Nicht mehr mit der Brecheisenstange eliminieren, sondern in unbeweglicher und gefühlloser Freundschaft zuschauen, bis jene sich selbst paralysieren. Dann hätten die Deutschen den Wettkampf endgültig für sich entschieden – ohne sich einen Finger schmutzig zu machen.

Über all diese Trivialitäten darf von beiden Seiten nicht gesprochen werden. Der Zwischenstand des Turniers steht schlecht für die Deutschen. Ihre kollektiven Völkerverbrechen haben sie ins Hintertreffen gebracht. Hier hilft nur noch die Siegesstrategie der freundschaftlich mimenden unbeirrbaren Fürsorglichkeits-Tücke:

Durch Nettigkeit und Freundlichkeit sammeln wir glühende Kohlen auf euer Haupt. Wir verpacken euch solange in Glaube, Liebe und Hoffnung, bis ihr nach Luft schnappt und euch zur Kenntlichkeit entlarvt. Ab jetzt werden eure Schwächen und Laster auf eurem eigenen Konto verbucht. Eure historischen Niederlagen könnt ihr keinen dumpfen Wirtsvölkern mehr in die Schuhe schieben. Wir seifen euch ein mit Nächstenliebe, Gnade und Barmherzigkeit, wie wir es schon mit ganz andern Völkern getan haben. Vergesst nicht unsere ruhmreichen Kreuzzüge.

Kennt ihr Genies nicht den Begleittext, das Kleingedruckte unserer Agape: wir töten, was wir lieben? Gegen Judenhass sind wir immun, in aggressiver Nachsicht und Milde tragen wir euch auf Händen. Ihr wolltet uns in der Nachkriegszeit zu guten Menschen erziehen. Euer Ziel habt ihr voll erreicht, ja übertroffen. Wir haben unsere Lektion gelernt, wir sind perfekte Judenfreunde geworden. In unbeirrbarer Juden-Sympathie können wir abwarten, bis ihr euch selbst als Lemminge in den Abgrund stürzt.

Merkt‘s euch für immer: an eurem Desaster werden wir bis in alle Ewigkeit nicht mehr schuldig sein. Und zum letzten Mal: wir waschen unsere Hände in Unschuld.

In eurem Endspiel seid ihr allein, ganz auf euch gestellt, von aller Welt isoliert. Eure besten Freunde aus Amerika werden euch einige Bomber schicken. Danach werden sie viel heulen und Tränen vergießen – wenn euer Land verwüstet sein wird. Es ist der christliche Messias, der in Jerusalem Einzug halten wird. So wahr sein himmlischer Vater lebt.