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Dienstag, 12. Februar 2013 – Die Natur aufreißen

Hello, Freunde der Natur,

die nächste Stufe des Naturverschlingens steht bevor: Fracking oder Aufreißen. Frauen werden aufgerissen, Mutter Natur wird durch Fracking zersprengt, zermörsert und ausgelutscht. „Benutzt wird dazu ein Gemisch aus Wasser, Sand und verschiedenen Chemikalien, um das Gestein aufzusprengen und den Weg in Richtung Bohrloch freizumachen. Inzwischen ist die Technologie so weit entwickelt, dass damit auch bislang unerreichbare Vorkommen erschlossen werden können.“

Was wird die übernächste Stufe des Naturaufreißens sein? Die totale Transsubstantiation – magisch-sakramentale Verwandlung schnöder Natur in heilige Lebensmittel – der Materie in Leib und Blut von Terra Mater: nehmet hin und esset, das ist mein Leib, das ist mein Blut.

Nachdem die christliche Männerreligion der Natur die Fähigkeit des Lebens und Gebärens entwendet und miserabel plagiiert hat, verordnet sie ihr das Prinzip: das wahre Leben muss sich im Tode bewähren. Die alte Natur muss getötet und aufgefressen werden, damit sie durch ein Wunder von oben zu einer neuen virilen Seinsordnung auferstehen kann. Geburt muss durch Wiedergeburt, Natur durch Übernatur, die alte Erde durch eine neue, der alte Himmel durch einen neuen Himmel ersetzt und perfektioniert werden.

Das Weibliche ist das Alte, das getötet werden muss, damit es zum männlichen Neuen transsubstantiiert werden kann. Das Alte ist vergangen, siehe, ich schaffe alles neu.

Der katholische Begriff Transsubstantiation, die Verwandlung der Naturelemente in vollendete göttliche Substanz, ist die geheime Grundlage der westlichen Zivilisation und des technischen Fortschritts: minderwertige Natur – Bereich des

Sündigen und Bösen – soll in eine vollendete Männerordnung empor gehoben werden. Durch Technik, Wissenschaft und Beglückungsreligion. Die schnöde Materie – das Mütterliche – soll zu einem Geistprodukt männlicher Religion umgestaltet werden.

Geist heißt: vom Manne gemacht, der das Weib in allen Dingen überragt. Wer den sakramentalen Verwandlungscharakter der Technik, ihre theologische Substanz nicht verstanden hat, hat von der Moderne nichts verstanden.

Die Moderne ist keine säkulare Entfernung vom Credo. Im Gegenteil, sie ist eine Materialisierung des Geistes und eine Vergeistigung der Materie, eine totale Umwandlung der ersten Natur in die zweite, die der gottebenbildliche Mensch aus Nichts erfindet. Natur muss sich ständig neu erfinden, sonst muss sie abtreten.

Der Glaube ist nicht stehen geblieben auf der Ebene abstrakter und folgenloser Deklamationen. Er hat sich in die Erde eingegraben, hat die Natur gekrallt, ist zur Substanz geworden und ist nun dabei, die in Sünde gefallene Schöpfung in eine neue Schöpfung umzuwandeln. Technik ist selbsterfüllende Prophezeiung nach dem Motto: macht euch die Erde untertan durch Vernichtung der alten Welt und Erschaffung einer neuen Erde und eines neuen Himmels.

Da wir alle an diesem Prozess beteiligt sind, sind wir – ob wir wollen oder nicht – alle praktizierende Christen. Ohne Technik lebt heute kein Mensch mehr. Christsein bemisst sich nicht an Worten, sondern an Taten.

Nicht jeder, der zu mir Herr Herr sagt, wird in das Reich der Himmel kommen, sondern wer den Willen meines Vaters in den Himmeln tut. Das Tun des Willens, nicht das Plappern von Glaubensbekenntnissen entscheidet über das Jüngersein.

Das wesentliche Tun ist die Verwandlung und Resurrektion der Natur – hier wird Blochs Marxismus identisch mit dem Christentum, gemäß seiner Devise: der gottlose Materialismus ist das wahre Christentum. Ein Jünger sagte Ja, flüchtete aber und handelte Nein. Der andere sagte Nein, doch es reute ihn, er ging zurück und machte Ja. Welcher Jünger war der Folgsame?

Für die meisten Gläubigen ist Christsein das Abspulen von Glaubensbekenntnissen, und das Vollbringen moralischer Taten. Davon kann keine Rede sein. Bessere Moralität ist ohnehin so gut wie nicht erreichbar, auch gar nicht heilsnotwendig – sofern der Moralist im „Glauben“ ist. Er kann sündigen, so viel er will, wichtig ist nur die Vergebung der Sünden durch Kniefall vor dem gnädigen Gott.

Das christliche Credo kennt keine allmähliche Verbesserung des sündigen Jammertals. Aus Innensicht des Glaubens kann das Endreich Gottes nur durch Ihn eingerichtet werden.

Betrachtet man den Glauben hingegen religionskritisch, ist er eine gigantische selbsterfüllende Prophezeiung, die ihre profanen Ziele mit Hilfe eines aufwendigen Heilsapparats zustande bringen will. Willst du Macht über die Erde? Dann sag es nicht direkt, damit du deine Gegner nicht provozierst und sie auf dein Unternehmen aufmerksam werden, sodass sie Gegenmaßnahmen ergreifen können. Sondern nenne dein Unternehmen Glauben und schau dabei verträumt in den Himmel, als ob dein Glaube mit dieser Welt nichts zu tun hätte.

Plappere wie Peter Scholl-Latour das Wort des Herrn nach: Mein Reich ist nicht von dieser Welt, um deine Gegner einzulullen, als hättest du keinerlei Interessen an dieser schnöden Welt. Und vergiss hinzuzufügen, dass deine Legitimation aus der Überwelt stammt, der allmächtigen Herrin über alle Welt. Die Kraft und Stärke seines Sohnes setzte der Vater „über jede Gewalt und Macht und Hoheit und jeden Namen, der genannt wird nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen.“ ( Neues Testament > Epheser 1,20 ff /http://www.way2god.org/de/bibel/epheser/1/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/epheser/1/“>Eph. 1,20 ff)

Der Glaube soll die Erde verwandeln. Kein Atom der alten Erde soll in die neue übernommen werden. Alles muss im finalen Feuer zerglühen, um wie Phönix aus der Asche in neuer Substanz aufzuerstehen. Johannes, Vorläufer Jesu, taufte die Menschen mit Wasser. Doch der nach ihm kommen würde, „wird euch mit heiligem Geist und mit Feuer taufen, den Weizen in die Scheune sammeln, die Spreu aber wird er mit unauslöschlichen Feuer verbrennen.“ „Ein Feuer auf die Erde zu bringen, bin ich gekommen und wie sehr wünschte ich mir, es wäre schon entfacht.“ ( Neues Testament > Lukas 12,29 / http://www.way2god.org/de/bibel/lukas/12/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/lukas/12/“>Luk. 12,49)

Im Feuer muss alles geläutert werden, um zu sehen, ob es Bestand hat, damit es in wiedergeborener Gestalt übernommen werden kann oder ob es verbrannt werden muss. Das Feuer ist der Test ewiger Dauerhaftigkeit und Beständigkeit. Die Erfindung des atomaren Feuers war für viele Endzeitgläubige das Zeichen, dass der Messias vor der Türe steht.

Durch Tod und Verderben will der christliche Glaube die Natur perfektionieren und die Allmacht über alles Sein erringen. Die Phantasien über männliches Neu- und Wiedergebären durch den Tod sind keine Erfindungen des Christentums, sondern in anderen Kulturen und Religionen weit verbreitet. Im Christentum allerdings gewannen die Methoden, weibliches Gebären überflüssig zu machen, systematische Macht über die Welt.

In ihrem ausgezeichneten Lexikon „Das geheime Wissen der Frau“ hat Barbara Walker einen ganzen Artikel über das „Gebären durch einen Mann“ geschrieben. Die Männer konnten sich keine besseren Methoden vorstellen, um neue Mitglieder in ihre Bruderschaft aufzunehmen, als „die Novizen symbolisch zu töten und wiedergebären zu lassen, häufig von einer männlichen Mutter.“

Die Idee der Wiedergeburt durch eine Taufe mit Blut wurde von allen Mysterienkulturen der frühchristlichen Zeit geteilt. In den Mysterien des Mithras wurde der Initiand mit dem Blut eines geopfertern Stieres übergossen und als „wiedergeboren für die Ewigkeit“ erklärt“

Der Tod des Erlösers am Kreuz ist die Voraussetzung seiner Auferstehung zum Herrscher über das All und die Erhöhung zu Gott. Der homo novus als Sohn Gottes muss der alten Natur beweisen, das er ihr überlegen ist, von ihr nicht getötet werden kann, indem er den natürlichen Tod über sich ergehen lässt und doch sein Ziel der Herrschaft über die Schöpfung erreicht.

Die Abendmahlsworte des Paulus sind eindeutig: „Denn der HERR Jesus in der Nacht, da er verraten ward, nahm das Brot, dankte und brach’s und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird; solches tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen auch den Kelch nach dem Abendmahl und sprach: Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut; solches tut, so oft ihr’s trinket, zu meinem Gedächtnis. Denn so oft ihr von diesem Brot esset und von diesem Kelch trinket, sollt ihr des HERRN Tod verkündigen, bis daß er kommt.“

Das Gedächtnismahl ist keine Erinnerung an etwas Gewesenes, die Erinnerung weist in die Zukunft. Jesus soll gegessen und getrunken werden, um seines Todes zu gedenken, den er als Auferstandener überwand, um als wiederkehrender Erlöser die Weltherrschaft zu übernehmen. Der Heiland ist unvertilgbar, das ist die Lehre aus dem sakralen Kannibalismus.

Jesu Tod war nur ein Härtetest seiner Unüberwindbarkeit. Das Verspeisen des Heilands ist Zeichen des unbedingten Glaubens an die unzerstörbare Präsenz des Sohnes. Wir essen und vertilgen dich, weil wir dir vertrauen, dass du dich nicht ins Nichts auflösen wirst. Ein höheres Vertrauen ist nicht denkbar.

Im Abendmahl vereinigen sich die Jünger mit ihrem Erlöser zur unio mystica. Hegels Deutung des Abendmahls bestätigt diese Gedanken. Wer Gott isst und trinkt, erlebt den Genuss der Gegenwärtigkeit Gottes:

„Das Letzte in dieser Sphäre ist der Genuss dieser Aneignung, der Gegenwärtigkeit Gottes. Es handelt sich eben um die bewusste Gegenwärtigkeit Gottes, Einheit mit Gott, die unio mystica, das Selbstgefühl Gottes. Dies ist das Sakrament des Abendmahls, in welchem auf sinnliche, unmittelbare Weise dem Menschen gegeben wird das Bewusstsein seiner Versöhnung mit Gott, das Einkehren und Innewohnen des Geistes in ihm.“

Ist das nicht ein merkwürdiger Genuss, wenn man seinen Heiland vertilgen und verspeisen muss? Der Genuss besteht im frohlockenden Erlebnis, Gott zu vertilgen ohne ihn zum Verschwinden zu bringen. Als Sterblicher kann ich Gott besiegen und doch nicht bezwingen. Indem ich ihn esse und trinke, nehme ich teil an seiner Kraft und Stärke. Indem er sich verspeisen, aber nicht vertilgen lässt, zeigt er uns seine Überlegenheit über Tod und Leben.

Das Leben der Gläubigen ist das ununterbrochene Erschaffen der Gemeinde, die „ewige Wiederholung des Lebens, Leidens und Auferstehens Christi in den Gliedern der Kirche.“ Diese Wiederholung ist ausdrücklich im Sakrament des Abendmahls vollbracht.“ Dass Gott tot ist, ist der „fürchterlichste Gedanke, dass alles Ewige, alles Wahre nicht ist, die Negation in Gott selbst ist; der höchste Schmerz, das Gefühl der vollkommenen Rettungslosigkeit, das Aufgeben alles Höheren ist damit verbunden.“

Doch der Tod ist nicht das letzte Wort. „Der Verlauf bleibt aber nicht stehen, sondern es tritt nun die Umkehrung ein; Gott nämlich erhält sich in diesem Prozess und dieser ist nur der Tod des Todes. Gott steht wieder auf zum Leben; es wendet sich somit zum Gegenteil. Die Auferstehung gehört wesentlich dem Glauben an: Christus ist nach seiner Auferstehung nur seinen Freunden erschienen; dies ist nicht äußerliche Geschichte für den Unglauben, sondern nur für den Glauben ist diese Erscheinung. Auf die Auferstehung folgt die Verklärung Christi. Gott ist es, der den Tod getötet hat. Der schmachvolle Tod als die ungeheure Vereinigung dieser absoluten Extreme ist darin zugleich die unendliche Liebe. Christus hat die Sünde der Welt getragen, hat Gott versöhnt, heißt es.“ (Alle Zitate aus Hegels „Vorlesungen über die Philosophie der Religion“)

Lieben heißt Töten. Gott liebte seinen Sohn, indem er ihn am Kreuz töten ließ, damit er den Tod überwinden und Sieger der Geschichte werden kann. Dasselbe treibt der christliche Westen mit der Natur. Seine Liebe zur Natur erweist der Mensch im Akt des Tötens. Er tötet, was er liebt. Nur der erlittene Tod beweist die Unsterblichkeit des Menschen, der den Tod tötet und auf neuer Ebene von vorne beginnt.

Der Liebestod – wenn Eros und Thanatos eins werden – ist ein Akt des absoluten Vertrauens, dass die Liebenden in anderer Gestalt weiter leben werden. Ein Beweis, dass Gott nichts endgültig untergehen lässt. Wer Gott liebt, für den gibt’s keine endgültige Apokalypse. „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten wirken.“

Wenn der Westen unermüdlich die Apokalypse herbeiführt, ist es nur für ungläubige Augen die Sehnsucht nach Untergang. Für die Gläubigen ist es der feste Glauben, dass trotz Feuer, Tod und Hölle das Leben im Himmel weiter geht.

Die beiden konträren Haltungen zum Weltuntergang sind charakteristisch für das Verhältnis der Deutschen zur Apokalypse. Die einen sind in ständiger Angst, die sie hysterisch in die Welt hinausposaunen. Die anderen glauben fest daran – oder tun als ob –, dass der Untergang der Welt nicht das letzte Wort Gottes ist, sondern nur die letzte Prüfung vor dem Eintritt des Neuen Reiches. „Denn ich bin dessen gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Kräfte, weder Hohes noch Tiefes, noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unsrem Herrn.“ ( Neues Testament > Römer 8,38 f / http://www.way2god.org/de/bibel/roemer/8/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/roemer/8/“>Röm. 8,38 f)

Hier erkennen wir den riesigen Unterschied zwischen amerikanischer und deutscher Befindlichkeit. Die penetranten Warnungen der Deutschen vor dem Weltuntergang sind für Amerikaner das sichere Zeichen deren heidnischer Gottlosigkeit. Glaubensfeste Fundamentalisten wissen, dass die endgültige Apokalypse von Gott nur für die Ungläubigen vorgesehen ist. Gottes eigenes Land wird die Glaubensprobe ihres Herrn bestehen und sie werden ins Reich der Seligkeit gelangen.

Die Deutschen haben die Apokalypse schon mehrere Male erlebt. Vom 30-jährigen Krieg bis zu den beiden Weltkriegen. Der Glaube an ihre Unverwundbarkeit – den die Amerikaner trotz 9/11 immer noch haben – ist ihnen längst entschwunden. Dennoch ist ihnen der ursprüngliche Eifer zur Rettung der Welt durch Ökologie abhanden gekommen und einem untergründigen Fatalismus gewichen. Gegen den ruchlosen Optimismus der Amerikaner kommen sie nicht an.

Die Weltpolitik ist ein geheimer Kampf rivalisierender Glaubensrichtungen. Nicht rationale Gründe treiben das westliche Bündnis auseinander, sondern subkutane Differenzen nationaler Glaubensstile.

Es ist, als ob Amerikaner die Deutschen mit dem Wort charakterisieren wollten: Die Deutschen stammen von der Welt, deshalb reden sie wie die Welt und die Welt hört auf sie. Wir aber stammen von Gott. Wer Gott erkennt, hört auf uns; wer nicht von Gott stammt, hört nicht auf uns. Daran erkennen wir den amerikanischen Geist der Wahrheit – und den deutschen Geist des Trugs.

Es ist Unsinn, den wachsenden Abstand zwischen Amerika und Deutschland durch Annäherung Amerikas an Asien zu erklären. Amerikaner wenden sich immer mehr ihrem auserwählten Glauben zu. Den sie mit steigendem Fanatismus schützen müssen, weil er ihnen zu entgleiten droht.