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Blender

Hello, Freunde der Blender,

die Griechen wollen Blender, die sie regieren, befindet die WELT. BILD ist wütend, dass es die Wiederwahl des Blenders nicht verhindern konnte. Der jugendliche Widerstand der frechen Hellenen war kein Widerstand gegen die EU – wie BILD lügt –, sondern Auflehnung gegen eine Wirtschaftsweise, die, laut papa christianorum, Menschen verhungern lässt und tötet. Sollten Griechisch-Orthodoxe päpstlicher sein als deutsche Papstanbeter? Hätte Tsipras die Wahl verloren, wäre Brüssel in zynischem Hohngelächter erstickt.

Europa ist noch nicht verloren. Die Griechen waren die erste Nation, die den Kampf gegen die No-bail-outer oder Solidaritätsverweigerer oder europäischen Wirtschaftseliten begann – und nun fortsetzen wird. Die Erfolgsaussichten der Aufständischen werden davon abhängen, ob sie Verbündete in Europa finden werden, die ihnen nicht nur folgenlosen Beifall spenden. Eine Etappen-Niederlage ist nicht das Ende des Scharmützels.

Überall regen sich die Kräfte des Widerstands. In der Flüchtlingsfrage verhalten sich die zerstrittenen europäischen Nationen akkurat im Geist ihrer no-bail-outenden Verträge. Pacta sunt servanda, heißt auf Deutsch: der völkische Egoismus hat bedingungslos zu gelten, „humanitäre“ Fragen sind blauäugige Jugendträume.

Glaubte irgendjemand, die schizophrene Ethik der Europäer bliebe ohne Langzeitwirkung? Die Brutalität der Ökonomie würde die Humanität gegen Hilfesuchende fördern? Glaubte irgendjemand, die linke Hand wüsste nicht, was die rechte tut? Glaubten Junker & Merkel, Schäuble & Gabriel, den perfekten Menschen

im Spaltungsirresein erfunden zu haben? Werkel- und merkeltags könne man dem Nächsten die Luft abstellen, doch sonntags dürfe man Caritas „ohne Obergrenze“ verströmen?

Seltsam, dass der Name des neoliberalen Obergurus, Friedrich Hayek, in keinem Zusammenhang genannt wird. Die Eliten möchten verhindern, dass man in den heiligen Schriften des führenden Wirtschaftsdarwinisten nachschlägt und die faschistoide Armseligkeit seiner Argumente entdeckt. Die Gesetze der Wirtschaft sollen wie eherne Naturgesetze wirken, nicht wie kranke Einfälle „kontingenter“ Subjekte. (De Maizieres Begriff „Kontingenzflüchtlinge“ klingt wesentlich besser als kapitalistische Selektion nach Nützlichkeitskriterien.)

„Eine internationale Umverteilungsmaschinerie würde nicht nur die Leistungsfähigkeit der Weltwirtschaft schwächen und damit das Überleben der wachsenden Weltbevölkerung gefährden. Solche Hilfsmaßnahmen würden den fortgeschritteneren Ländern Verantwortung für eine immer größer werdende Zahl von Menschen aufbürden, deren Erhalt mit immer größeren Kosten verbunden sein würde, die zu tragen sie früher oder später entweder unwillig oder unfähig werden.“ (Biograph Hennecke über Hayek).

„Die willkürliche Unterstützung eines solchen Wachstums von außerhalb würde in nicht allzu ferner Zukunft Probleme hervorrufen, die viel ernster sind als die, denen wir gerade überstehen.“ (Hayek)

Vaclav Klaus, neoliberaler Hardliner und früherer Staatschef Tschechiens, macht keinen Hehl aus seiner linientreuen hayekschen Abneigung gegen schmarotzende Flüchtlinge, die nichts anderes können, als das homogene völkische „Human- und Staatskapital“ der Einheimischen zu untergraben. Menschen werden endgültig nach Heller und Pfennig berechnet:

„Die Wirtschaftswissenschaft spricht hierbei vom „Human- und Sozialkapital“, ohne den ein gesund funktionierendes Staatswesen unmöglich ist. Die heutige Debatte über die Zuwanderung ignoriert diese elementaren Fakten. Die von der Ideologie des Multikulturalismus benebelten Ideologen sehen darin kein Problem. Sie glauben, dass es möglich ist, die Gesellschaften in den einzelnen Staaten Europas problemlos mit den Migranten „aufzufüllen“.“ (WELT.de)

Haben die Deutschen sich in den letzten Jahrhunderten wirklich verändert? Liest man Hölderlin, muss man sich verdutzt die Augen reiben. Doch danket der Vorsehung, nichts wiederholt sich, lesen wir in deutschen Medien, die beim Verscharren der Vergangenheit genau wissen, wie diese gewesen sein muss.

„Die Tugenden der Deutschen aber sind ein glänzend Übel und nichts weiter; denn Nothwerk sind sie nur, aus feiger Angst, mit Sclavenmühe, dem wüsten Herzen abgedrungen, und lassen trostlos jede reine Seele, die von Schönem gern sich nährt, ach! die verwöhnt vom heiligen Zusammenklang in edleren Naturen, den Mislaut nicht erträgt, der schreiend ist in all der todten Ordnung dieser Menschen.“ ( Hyperion)

Die Moderne ist die Killerin der Erfahrung. Erfahrung ist gesammelte Klugheit der Vergangenheit. In der Moderne muss jeder seinen eigenen Weg gehen. Was durchaus sinnvoll wäre, wenn der Weg nicht darin bestünde, immer vom Punkte Null an zu beginnen. Lernen durch Lehrer der Vergangenheit, durch bewährte Erfahrung der Menschheit? Eine Sünde wider das tägliche Neuerfinden. Weder gibt es ein Lernen durch Vermittler, noch eine Vergangenheit, die es wert wäre, erforscht zu werden.

„Die Erfahrung kommt direkt ohne Vermittler, die alten Kategorien der Erkenntnis werden entbehrlich, Tradition spielt keine Rolle mehr, jede herkömmliche Grenze wird überschritten.“ (Gert Raeithel über Emerson)

Die uramerikanische Verdrängung des tyrannischen Alteuropas, die sich zur reaktionären Zukunftsvergötzung stilisierte, hat sich durch den Sieg der Befreier über die Menschenschlächter zur Fanfare des neuen Europas entwickelt. Die demokratischste Epoche der Neuzeit war vermutlich die Epoche der ersten selbstdenkenden Europaflüchter in die unendlichen Weiten des Neuen Kontinents – weitab von den Hexenprozessen der puritanischen Siedlungen des Ostens.

Inzwischen haben Fromme und Geldgierige dieses bezaubernde Uramerika erstickt. Was nicht heißt, das heutige Amerika sei nicht partiell noch immer freier, ökonomiekritischer und demokratischer als das versumpfte Neugermanien oder das in nationale Idiotien zurückfallende Paläo-Europa.

Wie unsichere Mädchen sich hässliche Freundinnen suchen, damit sie vorteilhafter erscheinen, suchen Despoten noch schlimmere Despoten, um sich als leuchtende Garanten der Freiheit zu präsentieren. Maßregelte der erste Despot den anderen: „Er verurteilte Cliquenwirtschaft und elitäres Verhalten. Mancher missbrauche seinen Dienst für die Gesellschaft, um im Namen des Allgemeinwohls die eigenen Leute zu begünstigen. Dienst dürfe „nicht mit Selbstbedienung verwechselt werden“.“

Von Gerechtigkeit könne im Regime des anderen keine Rede sein, wenn ein Sünder mit Millionenschulden davon kommt, weil er dem Despoten lieb und genehm ist (Tebartz-van Elst), kleine Sünder aber wegen Nichtigkeiten in die Hölle wandern. Und was war mit den Pädophilen? Irgendwas aufgeklärt? Irgendwas gebessert? Und was ist mit der Meinungsfreiheit der Schäfchen? Werden sie nicht exkommuniziert, wenn sie den Meinungen der klerikalen Obrigkeit widerstehen?

Will der klerikale Despot verhindern, dass es Erste und Letzte, Mächtige und Ohnmächtige gibt? Er denkt nicht daran:

„Jesus Christus habe die Menschen das große Paradox gelehrt, dass die Letzten am Ende die Ersten seien, erinnerte der Papst. Wer groß sein wolle, solle den anderen dienen „und nicht sich der anderen bedienen”. Niemand solle nach Überlegenheit über den anderen streben und sich von den allgemeingültigen Normen entbunden fühlen.“ (BILD.de)

Nun sind die Letzten die Ersten und überheben sich über die Ersten, die zu Letzten wurden. Just wie die marxistische Revolution. Die Letzten werden einst die Ersten sein, die Ersten fahren zur Hölle. Was hat sich geändert, außer, dass die Ersten und Letzten die Plätze tauschten? Sind die Gläubigen nicht die Ersten, die sich den Letzten der bösen Welt himmelweit „überlegen“ fühlen und sie am Ende der Tage entsorgen dürfen?

Gibt es eindeutige abendländische Werte? Auf keinen Fall. Abendländische Werte sind eine heillose Mixtur aus christlichen und griechischen Tugenden.

Schon die griechischen waren konträr, wenn auch offensichtlich und in aller Umstrittenheit. Es kämpften miteinander das Naturrecht der Starken (die griechischen Darwinisten) und das Naturrecht der Schwachen, die Quelle der Menschenrechte, der Freiheit und Gleichheit aller Menschen. Dieser Januskopf wurde nach dem Sieg der INRIs über die heidnische Welt mit antinomischen Werten einer Heiligen Schrift gewalttätig vermählt.

Der grässlichen Vergewaltigung der griechischen durch eine göttliche Moral entsprangen die vielköpfigen Monstren der Moderne, die nach Belieben heilig – oder aber mit weltlichem Hackebeilchen auftreten. Alles ist erlaubt, wenn nur der Segen des Heiligen darauf ruht. Und am Segen des Unseligen ist kein Mangel.

Luther verabscheute die Moral der heidnischen Vernunft. Der Papismus schmückt sich nach Belieben mit altgriechischen Anleihen in niederen Dingen – und mit ätherischem Dreiklang Glaube, Liebe, Hoffnung in Dingen des Heils. Das Kaufhaus zur ewigen Seligkeit hält alles parat, was Herz und Herzlosigkeit, Uneigennützigkeit und Egoismus, weltlicher und himmlischer Erfolg beliebig erfordern.

Wer sucht, der findet. Manches klingt ähnlich, ja gleichlautend, und ist doch das diametrale Gegenteil des anderen. Autonome Moral der Heiden ist die Stimme der Menschen, fremdgeleitete Moral der Frommen ist die Stimme Gottes, der mit Lohn und Strafe Unterwerfung und Gehorsam fordert.

Ein deutscher Expapst hielt Vernunft und Glauben für vereinbar. Seine Vernunft hatte er zuvor enthellenisiert, sodass sie keine Mühe hatte, mit der offenbarten Vernunft Gottes übereinzustimmen. Woran merkt man den Unterschied zwischen jenseitiger und diesseitiger Vernunft? Hören wir die Predigtworte des Joseph Ratzinger:

„Der Humanismus, der Gott ausschließt, ist ein unmenschlicher Humanismus.“

Mächtige Popen jammern gern und beklagen lautstark die obszönen Gotteslästerungen der Ungläubigen. Sie selbst geben sich mit solch lästernden Kleinigkeiten gar nicht erst ab. Sie lästern nicht, sie enthumanisieren, vernichten und schicken stante pede in die Hölle.

Einen Paragraphen gegen Menschenlästerung kann es in einer pseudodemokratischen Theokratie nicht geben. Das verhindert der Gott in der Verfassung. Die Würde des Menschen ist unantastbar? Von wegen. Gott darf alles antasten, sogar die weltliche Unantastbarkeit sündiger Kreaturen. In allen Dingen rangiert das Heilige in Deutschland an erster Stelle. Dann kommt lang, lang nichts – dann vielleicht der Mensch.

Alle Grausamkeiten der Welt werden den Gottlosen in die Schuhe geschoben. Auch wenn sie auf dem Mist der Gläubigen gewachsen sind. Vor absoluten Geschichtslügen schrecken die Popen nicht zurück – in heiliger Kooperation mit 90% aller professoralen Historiker.

„Aber das Nein zu Gott hat Grausamkeiten und eine Maßlosigkeit der Gewalt hervorgebracht, die erst möglich wurde, weil der Mensch keinen Maßstab und keinen Richter mehr über sich kennt, sondern nur noch sich selbst zum Maßstab nimmt. Die Schrecknisse der Konzentrationslager zeigen in aller Deutlichkeit die Folgen der Abwesenheit Gottes. … Die Abwesenheit Gottes führt zum Verfall des Menschen und der Menschlichkeit.“ (Alle Zitate unter reimbibel.de)

Hier ein Beleg für das Gegenteil unter vielen, die heute vom Mainstream eingedeutschter, christogener Historiker nicht zur Kenntnis genommen werden:

„Die nationalsozialistische Anschauung von Welt wäre ohne die christliche Religion und ohne die davon abhängigen Kognitions- und Wahrnehmungsmuster der deutschen kulturellen Tradition nicht entstanden. Es ist nicht zu bestreiten, dass die nationalsozialistische Weltanschauung in der deutschen christlich-kulturellen Tradition entstanden ist. Dass die Nationalsozialisten die Kirchen bekämpft haben, spricht nicht gegen die Ablehnung der Religion an und für sich, sondern nur dafür, dass sie bestimmte Inhalte der für die Mitglieder der katholischen Kirche sowie der protestantischen Kirchen verbindlichen Glaubenssätze verwarfen und die wirkliche oder vermeintliche Macht der kirchlichen Konkurrenz brechen wollten.“ (C. E. Bärsch, Die politische Religion des Nationalsozialismus)

Der sanfte Franziskus-Plagiator auf dem Thron des Unfehlbaren, der alle Menschen liebt, hat keine Probleme, die Nichtbeter zum Teufel zu wünschen und die Glaubenslosen den Dämonen zu übergeben:

„Wenn sich der Mensch nicht zu Jesus Christus bekennt, geschieht, was wir bei Leon Bloy lesen: Wer nicht zum Herrn betet, betet zum Teufel. Wer sich nicht zu Christus bekennt, gibt die Welt der Weltlichkeit des Dämons anheim.“

Altbischof Huber spricht dem Ungläubigen nur die Menschlichkeit ab. Gottlose sind für ihn notorische Unmenschen:

„Der Glaube bleibt unersetzlich; denn die Menschlichkeit des Menschen hängt daran, dass er sich auf Gott als den „ganz Anderen“ bezieht.“

Ohne Glauben zerfalle die Gesellschaft in „einander zerfleischende Wolfsrudel“, meint Matthias Matussek, ehedem Kulturchef des SPIEGEL. Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf – wenn er nicht sonntäglich die Kirche besucht.

Gott- und Glaubenslosigkeit seien die Ursachen des nationalsozialistischen und des kommunistischen Regimes, erklärt der frühere Kardinal von Köln und hat damit alle heidnischen Stechmücken mit einer Klappe geschlagen:

„Das System des Nationalsozialismus und des Kommunismus im vergangenen Jahrhundert hat uns gezeigt, wohin das führt: Nicht zu mehr Glück und Freiheit des Menschen, sondern an den Rand des Abgrunds, in letzter Konsequenz zur Abschaffung des Menschen. Dafür stehen die KZ’s und Gulags. … Die Kirche wird das Osterhalleluja noch singen, wenn der wissenschaftliche Atheismus vielleicht nur noch in den Geschichtsbüchern als Relikt menschlicher Verirrung vermerkt wird.“

Gläubigen Soldaten hingegen könne man „guten Gewissens Verantwortung über Leben und Tod anderer übertragen … in betenden Händen ist die Waffe vor Mißbrauch sicher.“

Und von welcher engelgleichen Kanzlerin stammt das liebliche Wort:

„Ein frommer Muslim in der Moschee ist mir lieber als ein besoffener Atheist im Freudenhaus?“ Woher weiß Merkel, wie es in Freudenhäusern zugeht?

Da darf ein vielgerühmter literarischer Sensibilissimus nicht abseits stehen, wenn es um das rechte Glaubenszeugnis wider alle Satansbraten geht:

„Diejenigen, die religiös unmusikalisch sind – wie man das heute so flott formuliert –, sind in ihrer Vollausbildung als Menschen beeinträchtigt. Unglaube ist ein Mangel. Ein Leben in völliger Abkehr von Gott ist eine reduzierte Existenz. Die seelische und auch die rationale Fülle des Menschseins ist dann nicht gegeben, wenn die Verbindung zum Schöpfer verödet ist.“ (Martin Mosebach)

Zu guter letzt darf auch das objektive ZDF im Reigen der symbolischen Heidenverbrennung nicht fehlen. Schließlich haben die Öffentlich-Rechtlichen einen religiösen Bildungsauftrag:

„Gottlose Gesellschaften sind fruchtbarer Nährboden für politischen und religiösen Extremismus, die Diktatur des Relativismus ist sein Dünger!“ (Elmar Theveßen)

Hier waltet kein Streit der Meinungen auf logischer Augenhöhe. Hier leistet sich die deutsche Gesellschaft einen mittelalterlichen Glaubenskrieg. Wenngleich hinter vorgehaltener Hand. Aber mit der Hassenergie fanatischer Inquisitoren.

Hier stehen wir vor der Urspaltung der deutschen Gesellschaft. Die Beherrscher der unsicheren Seelen der Deutschen sind weit hinter der Aufklärung zurückgeblieben und vergiften die Atmosphäre einer rationalen Gesellschaft mit Verdammungssprüchen moderner Kreuzzügler.

Christen predigen eine Moral, die – nach ihrer eigenen Aussage – nicht erfüllbar ist. Die Unerfüllbarkeit ihrer Gebote soll die Menschen nicht zu besseren Menschen machen, sondern zu jammernden und um ihre Seligkeit zitternden Sündenkrüppel erniedrigen. Dann erst sind sie reif für den Trost des Himmels. Selbst im erleuchteten Zustand sind sie nicht perfekt und werden es nie auf Erden. Nur ihre fromme Gesinnung macht ihre unvollkommenen Taten zu vollkommenen.

Für den Himmel sind sie vollkommen, doch für die Irdischen können sie lebensgefährlich sein. Die ungläubige Welt erlebt nur die schnöden Taten und nicht die apokryphe Gesinnung, die sich dahinter verbirgt. Geschützt von einer Aura der Unfehlbaren, können die Gläubigen die Welt mit unstillbarem Hass überziehen und sich noch einbilden, sie übten nichts als Nächstenliebe. Du kannst tun und lassen, was du willst, wenn du nur glaubst. Christliche Moral, die sich als unübertrefflichste der Welt präsentiert, ist die schändlichste und bigotteste – im Klang himmlischer Schalmeienklänge.

Muslime gehören zu Deutschland, aber nicht der Islam, dämonisiert CSU-Stoiber die Konkurrenzreligion der Christen. Genauso könnte er sagen: Christen gehören nach Deutschland, aber nicht das Christentum. Die Gläubigen aller drei Monotheismen haben die totalitäte Struktur ihrer Offenbarungsreligionen – nicht in allen Dingen, aber in hohem Maße – überwunden. Doch sie sind zu feige, sich diese Überlegenheit zuzugestehen und sich vom verhängnisvollen Text ihrer heiligen Schriften zu distanzieren.

Den Buchstaben, sie sollen lassen stahn – und dennoch radikal kritisieren. Wolkige Geistdeutungen mäkeln nur indirekt, ohne dem Text ein Haar zu krümmen. Das ist Feigheit vor dem Heiligen. Wer den heiligen Buchstaben nicht stehen lässt, ohne ihn mit einem aufgeklärten Buchstaben wegzuräumen, der wird vom Buchstaben terrorisiert – und terrorisiert selbst die Welt mit Hilfe des Buchstabens.

Mediale Hüter des rechten Glaubens reden gern von Symbolmoral und Symbolpolitik, den politischen Spezialfähigkeiten einer deutschen Pastorentochter. Was haben Symbole mit Plappern zu tun? Christliche Symbolpolitik ist Politik von Blendern, die ihre eigene Verblendung nicht durchschauen. Das macht sie brandgefährlich für die Überlebensfähigkeit der Gattung. Sie vertrauen einem Herrn, der morgen vor der Tür stehen und die alte Erde einkassieren könnte. Finis mundi.