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Weltdorfs XLIX

Hello, Freunde des Weltdorfs XLIX,

„übrigens: auch die Bibel eignet sich nicht zum Drehbuch der Rache“ – sprach KULTURZEIT und warf sich in die Bresche für das christliche Abendland. Rache, das predigen nur gottlose Gesellen wie Putin und Erdogan – übrigens, zwei tiefgläubige Männer.

Böse Menschen können nicht fromm sein. IS-Terroristen sind Gottlose, schreibt BILD. Gotteskrieger aus echtem Schrot und Korn sind immer friedlich und halten die rechte Wange hin, so der SZ-Chefredakteur. Und Prantl, Schalmei der SZ, sagte kein einziges Wort zur Rache-Predigt seines Kollegen.

„Nicht vor den gottlosen Psychopathen von ISIS müssen wir Angst haben. Sie werden untergehen wie jede andere Vernichtungsideologie der Geschichte.“ (BILD.de)

Alles, was nach Frieden, Freuden, Eierkuchen klingt, muss Religion sein. Klingt es nicht, muss es mit dem Diabolo zu tun haben. Deutschland wird zur rachefreien Wagenburg, ein Garten Eden mitten im Getümmel rasender Völker. Wozu brauchen wir eine Utopie der Vernunft, solange wir das heilige Jesulein haben? Die Gottlosen kommen und gehen, doch der Herr der Geschichte wird nicht vergehen und sie unter seinen Füßen begraben. Der Sieg der wahren Gotteskrieger ist nicht mehr aufzuhalten.

In diesen heil’gen Hallen
Kennt man die Rache nicht,

Und ist ein Mensch gefallen,
Führt Liebe ihn zur Pflicht.
Dann wandelt er an Freundes Hand
Vergnügt und froh ins bess’re Land.  

In diesen heil’gen Mauern,
Wo Mensch den Menschen liebt,
Kann kein Verräter lauern,
Weil man dem Feind vergibt.
Wen solche Lehren nicht erfreun,
Verdienet nicht, ein Mensch zu sein.

Freilich, wer sich nicht vergeben lässt, kann kein Mensch sein. Unsere Liebe verdient er nicht. Er muss raus aus den heiligen Hallen. Wer unsere übergroße Menschenfreundlichkeit verachtet, muss eine Zangengeburt aus Hass und Miserabilität sein. Woher sie kommen, was sie zur bösen Tat trieb: da koprokacken wir drauf. Wer sich nicht benehmen kann, hat unser wohlhabendes Leben nicht verdient.

Das Ausschließungsmerkmal beherrscht selbst die humansten Visionen:

Ja – wer auch nur eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!

Und wers nie gekonnt, der stehle

Weinend sich aus diesem Bund!

Wer keinen einzigen Freund hat, hat auch keinen verdient. Raus! Wer unsere Nächstenliebe mit Molotow-Cocktails erwidert, gehört nicht zu uns. Raus. Jede Guttat ist Energieverschwendung bei denen, die das Gute mit dem Bösen erwidern. Raus.

In Amerika findet ein unblutiger, ja legaler Putsch statt. Da regiert einer, der noch nicht in Amt und Würden ist. Rigoros schiebt er den schwarzen Amtsinhaber beiseite, der die Unverschämtheit besaß, eine weiße Siegernation zu regieren. Die Früchte seiner Arbeit werden ausradiert, seine Macht geht gegen Null. Schon jetzt kennt niemand mehr seinen Namen. Ordnung und Berechenbarkeit gibt es nicht mehr. Hätte Amerika eine funktionierende Demokratie, müsste der Putschist längst hinter Schloss und Riegel sitzen.

Der deutsche NS-Jurist Carl Schmitt ist der Denker der welthistorischen Stunde:

„Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet.“

Nach dem neuen Herrscher über den permanenten Ausnahmezustand wird es keine Berechenbarkeit mehr geben. Unberechenbarkeit ist das Spiel weltpolitischer Hasardeure. Die Deutschen mit ihrem lächerlichen Hang zu Ordnung und Berechenbarkeit werden sich noch warm anziehen müssen, erklärte John Kornblum, Ex-Botschafter der USA in Berlin. Die Weltpolitik der Zukunft wird unkalkulierbar sein.

Die Unberechenbarkeit der Wallstreet hat die biedere Politik überwunden. Berechenbarkeit – das war schnöde Spießer-Vernunft. Ab jetzt wird die Artistik des Unvorhersehbaren und Unberechenbaren das Weltgeschehen bestimmen. Nach langweiligen Moralpredigern kommen die Genies, die zaubern, erschrecken, verblüffen und die Welt in eine magische Zirkusarena verwandeln.

Vorbei die letzten Reste der Aufklärung. Es kommt die Wiedergeburt der Romantik auf globaler Ebene. Das Heil erklärt sich offiziell zur welterobernden Macht. Aufklärung, das war Attackieren der Religion auf dem Boden berechenbarer Endlichkeit.

„Das Unendliche war den Menschen so weit wie möglich aus den Augen gerückt in der Unterdrückung des unbefangenen Sinns durch die Wut des Verstehens und Erklärens. Das Verständige und Nützliche, das sind Interessen der Aufklärung. In allem sucht sie Zweck und Absicht. Alles, wie sehr es an sich ein Ganzes ist, will sie zerstücken und anatomieren. Sie ist die Gegnerin alles Originellen und Individuellen; eine erbärmliche Allgemeinheit und leere Nüchternheit ist ihr Ideal.“ (Rudolf Haym, Die Romantische Schule)

Die Vernunft der Aufklärung wollte das planbare Glück der Menschen im Rahmen seiner überschaubaren Endlichkeit. Die Romantik verabscheut alles Endliche, Planbare und Rationale. „Romantik ist noch im Werden, ja, das ist ihr eigentliches Wesen, dass sie ewig nur werden, nie vollendet sein kann. Sie kann durch keine Theorie erschöpft werden und nur eine divinatorische – göttliche – Kritik dürfte es wagen, ihr Ideal charakterisieren zu wollen.“

Statisches Sein ist die Welt von gestern, wo der Mensch noch abhängig ist von Etwas, was nicht er ist. In der Romantik erst wird der selbstbewusste Mensch zum Creator ex nihilo, der alles aus sich selber schafft. Im unendlichen Werden erfährt er seine göttliche Unendlichkeit. Die Welt wird zum Kunstwerk des Menschen, dem er seinen Geist aufprägt.

„Die Geburtsstätte der Romantik in der Philosophie Fichtes war jene männliche Gesinnung, aus der er erklärte, dass er der Dinge nicht bedürfe und sie nicht brauche, weil sie seine Selbständigkeit und Unabhängigkeit von allem, was außer ihm ist, aufheben und in leeren Schein verwandeln. Ein freier und gebildeter Mensch müsste sich selbst nach Belieben philosophisch oder philologisch, kritisch oder poetisch, historisch oder rhetorisch, antik oder modern stimmen können, ganz willkürlich, wie man ein Instrument stimme, zu jeder Zeit und in jedem Grade.“

Das ist die Allmacht des romantischen Subjekts, das in perfekter Ausgabe die Macht über Amerika errungen hat und nun daran geht, seine Willkür, sein unberechenbares Mäandern und proteisches Sichverwandeln aller Welt vorzuführen. Alles soll blutig ernst – und dennoch nichts als zynische Ironie sein, die im „steten Wechsel von Selbstschöpfung bis zur Selbstvernichtung gehen soll. Diese Formel soll den Konflikt zwischen Unendlichkeit und Endlichkeit des Ich ausdrücken. Die Ironie ist die Form des Paradoxen; er könnte ebenso gut sagen: des Irrationellen und Inkommensurablen.“

Damit hat die Romantik die Objektivität der Aufklärung überwunden. Sie vertritt jetzt die freie, unendliche Subjektivität, die keinen Maßstab neben sich duldet, der sie überprüfen könnte. Wird der Mensch zum allmächtigen Subjekt, das sich jeden Tag neu erfindet, fällt jede Form kritischer Politik hinweg. Ein Gott entzieht sich aller Maßstäbe. Sein Werden ins Unendliche duldet keine Bewertung durch Normen des Endlichen und Rationalen.

In Amerika ringen zwei gigantische Bewegungen miteinander: das Nützlich-Berechenbare kämpft mit der Sucht nach dem Irrationalen und Unberechenbaren. Wirtschaft will berechenbar sein, sich dennoch aller Berechenbarkeit entziehen und in magischer Sucht die nächsten Weltkrisen produzieren. Das Mathematische steht im Dienst des Phantastischen und Nihilistischen, das sich jeglicher Nützlichkeit und Wahrscheinlichkeit entzieht.

Pragmatismus und riskanter Illusionismus benutzen und bekämpfen sich gegenseitig. Hier der kalkulatorische Kaufmann, der auf überschaubaren Gewinn setzt, dort der Gläubige, der alle Grenzen des Irdischen negiert und ins unfassbare Universum expandieren will.

Die neocalvinistische Ökonomie steht unter der Dominanz der Zahl, des Gewinns und vergleichbaren Reichtums, gleichzeitig unter der Nötigung, dem Gesetz der unberechenbaren Heilsgeschichte Tür und Tor zu öffnen. Wachet, denn ihr wisset nicht, wann die Zeit kommen wird. Das Wissen der Weltbeherrschung wird umfangen vom Nichtwissen des Eschatologischen.

Das Berechenbare und Nützliche – der Profit – hat sich selbst ad absurdum zu führen durch den selbsthergestellten nächsten Weltbankrott, der eigentlich den Profit gefährden würde, wenn er ihn nicht durch magische Kräfte ins Unermessliche steigern würde. Durch die geniale Konstruktion des „too big to fail“ potenziert sich jeder Verlust zu einem noch größeren unerwartbaren Gewinn. Man könnte vom eschatologischen Bonus der Zockerwirtschaft sprechen.  

Bertrand Russell ahnte die kosmische Pietätlosigkeit des amerikanischen Pragmatismus. Seine Kritik wäre verständlicher gewesen, wenn sie die theologische Innenwelt des Pragmatismus herauspräpariert hätte. Wäre der Pragmatismus wirklich nur nützlich und berechenbar, entzöge er sich keinesfalls der nützlichen und berechenbaren Kritik. Das wäre eine Aufgabe der Vernunft. Doch die Heilsgeschichte entzieht sich jeder Bewertung und Berechnung durch den irdischen Verstand. Im amerikanischen Pragmatismus, der auf Fichtes gottähnlichem Ich beruht, wird die objektive Welt vernichtet zugunsten der subjektiven creatio ex nihilo.

Was geschieht durch das Anwachsen des Ich ins Unendliche bei gleichzeitiger Elimination der objektiven Welt? Das Tun des Menschen verliert seinen unabhängigen Maßstab und Halt, an dem er sich festhalten und messen könnte. Findet sich das Grandiositäts-Ich allein im Weltraum, ist es verloren. Es kann nicht überprüfen, ob es die wirkliche Welt zuschanden reitet oder ob es sich noch im Rahmen des Realisierbaren und Naturkompatiblen hält.

Das objektive Nicht-Ich ist die Natur, mit der die großkotzige Moderne Schindluder treibt. Der Gang des Menschen wird zum Höllenritt, der keine objektiven Maßstäbe mehr findet, an denen er sich messen könnte.

Goethe ahnte die Gefahren des Fichte-Ichs. Was Faust in hasardierende Lustangst versetzt, ist für Trump nichts als das bekannte Unternehmer-Risiko, das er lediglich auf die politische Bühne überträgt. Scheitern ist in seiner Siegerideologie nicht vorgesehen. Das ist der Unterschied zwischen einem – noch – skrupulösen, alteuropäischen Giganten-Ich, das vor sich selber bange wird – und einer nassforsch-bedenkenlosen Pietätlosigkeit in der Neuen Welt gegen alle Grenzen der Natur und der Moral. Bei Nietzsche allerdings verlieren sich alle Skrupulositäten.

Der Wille zur Macht der zukünftigen Weltgiganten kennt keine Grenzen mehr:

Faust: „Du hörest ja, von Freud‘ ist nicht die Rede.
Dem Taumel weih ich mich, dem schmerzlichsten Genuß,
Verliebtem Haß, erquickendem Verdruß.
Mein Busen, der vom Wissensdrang geheilt ist,
Soll keinen Schmerzen künftig sich verschließen,
Und was der ganzen Menschheit zugeteilt ist,
Will ich in meinem innern Selbst genießen,
Mit meinem Geist das Höchst‘ und Tiefste greifen,
Ihr Wohl und Weh auf meinen Busen häufen,
Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern,
Und, wie sie selbst, am End auch ich zerscheitern.

Max Webers Analyse des Kapitalismus hat den rationalen Kern des griechischen Urkapitalismus verkannt – der erst durch mangelnde Selbstkontrolle der verfallenden Demokratie ins Maßlose degenrierte. Werner Sombart war es, nicht Max Weber, der die Wiederentdeckung des Kapitalismus in der italienischen Früh-Renaissance erkannte. Der Calvinismus fand bereits alle Elemente vor. Er musste sie nur pathologisch ins Grenzenlose verzerren.

Indem eine ursprünglich rationale Wirtschaftsform in das Gehäuse einer theologischen Illusion transplantiert wird, erleidet alle Rationalität Schaden. Der ursprüngliche Zweck der Wirtschaft wird ins Gegenteil verkehrt. Das gute Leben ist nicht mehr Zweck der Wirtschaft, die Wirtschaft wird zum Selbstzweck des Lebens – das Leben wird zum Knecht der Ökonomie.

Dies hat Max Weber erkannt. Der „Erwerb von Geld und immer mehr Geld, unter strengster Vermeidung alles unbefangenen Genießens, wird aller Glücksmomente entkleidet. Der Mensch bezieht das Erwerben als Zweck seines Lebens, nicht mehr das Erwerben als Mittel zum Zweck der Befriedigung seiner materiellen Lebensbedürfnisse bezogen. Diese für das unbefangene Empfinden schlechthin sinnlose Umkehrung des „natürlichen“ Sachverhalts ist nun offenbar ein Leitmotiv des Kapitalismus, wie sie kapitalismusfremden Kulturen fremd ist.“ (Die protestantische Ethik)

Der ursprüngliche rationale Kern des Urkapitalismus, der die Menschen gut ernähren und die Völker in gleichberechtigtem Tausch einander näher bringen sollte, wurde durch den theologischen Rahmen der frühen Moderne ins Absurde verfälscht. Der Mensch ist nicht mehr Herr seines wirtschaftlichen Schicksals. Er muss reich und mächtig werden, um dem biblischen Imperativ zu gehorchen: macht euch die Erde untertan.

Alle irdischen Tätigkeiten verlieren ihren unbefangenen rationalen Lebenszweck und müssen sich heilgeschichtlichen Devisen unterordnen. Die Geschichte muss voran getrieben werden, damit das Ende kommen kann. Das Alte muss zerstört werden, damit das Neue erfunden werden kann. Natur muss zerstört werden, dass eine zweite neue Natur geschaffen werden kann.

Ökonomen, die nur sinnlos rechnen können, werden niemals den verborgenen Gehalt ihrer Disziplin erkennen, wenn sie nicht dazu übergehen, die Geschichte des theologischen Rechnens zu erfassen. Der Gewinn des Himmelreichs ist wie Zocken mit Risikokapital, auf welches der Spieler alles setzen muss. Alles oder Nichts.

„Abermals ist gleich das Himmelreich einem verborgenen Schatz im Acker, welchen ein Mensch fand und verbarg ihn und ging hin vor Freuden über denselben und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker. Abermals ist gleich das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte. Und da er eine köstliche Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“

Das Matthäusprinzip fordert den bedingungslosen Einsatz des eigenen Kapitals, um den maximalen Zinsprofit zu erwirtschaften:

„Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. Und den unnützen Knecht werft hinaus in die Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappen.“

Seit ihrer Zwangsvermählung mit dem Erlöserglauben ist die Ökonomie zur heilgeschichtlichen Despotin des Westens geworden. Es geht nicht mehr um die schlichte Art und Weise, die Menschen gut zu ernähren, es geht um einen Motor, die Geschichte an ihr Ende zu treiben, die Menschen zu selektieren und das erwählte EINPROZENT vom verlorenen Rest der Menschheit zu scheiden.

Trump beginnt eine weltpolitische Epoche, die Carl Schmitt vor fast 100 Jahren schon formulierte. Wirtschaft und Politik entlarven ab jetzt, was sie schon immer gewesen sind: irrational und unberechenbar. Bis jetzt hatten sie ihr gehirnloses und gefährliches Vorwärtspreschen verleugnet und dementiert. Ab Trump zeigt der Neoliberalismus sein unverhülltes Streben nach totaler Macht. Ab jetzt legen sie die Karten auf den Tisch und bekennen sich laut, ordinär und unmissverständlich zum Prinzip des Außerordentlichen. Das Außerordentliche aber ist das Gegenteil des Ordentlichen oder der berechenbaren Ordnung. Wir betreten die Epoche des vorsätzlichen Chaos.

Als Spieler, der in seinem Leben viel Glück hatte, glaubt Trump, das Chaos am besten zu beherrschen. Die deutschen Pfennigfuchser, die erst seit der Herrschaft des Neoliberalismus das Spekulieren lernten, werden erst mithalten können, wenn sie die Gesetze des „ehrbaren Kaufmannes“ vollends über Bord werfen und Gott schutzlos auf die hohe See folgen.

Die Idolisierung des Chaos erfordert eine Verschärfung des Freund-Feind-Denkens. Leo Strauss, Carl Schmitts gelehriger Schüler, hat sein Denken unter den amerikanischen Rechten verbreitet, aus denen Trump nun sein Kabinett zusammenstellt. Man könnte sich die Frage stellen, wie das Gebot der Nächstenliebe zum amerikanischen Egoismus passt.

Der Glaube ist selbst ein unübertrefflicher Seligkeitsegoismus. Der Nächste, der geliebt werden soll, ist auf keinen Fall der Fremde, sondern der eigene Stammes- oder Volksgenosse. Nächstenliebe als Fernstenliebe hielt die Deutsche Bewegung für einen übermoralisierenden Neurotizismus. Von hier kommt die Verachtung der Gutmenschen und die Hochpreisung der Amoralischen, allerdings nicht in seinem privaten Umfeld, sondern nur auf dem Gebiet machiavellistischer Politik. Das Gebot „Liebet eure Feinde“ bezieht sich nicht auf ferne Feinde, sondern nur auf private.

Die KULTURZEIT erweckte den Eindruck, als ob in diesen Krisenzeiten das Gefühl der Rache in Deutschland nicht zu finden sei. Sehr wohl aber bei Geistern wie Putin und Erdogan. Rein zufällig ist Putin russisch-orthodoxen Glaubens und Erdogan ein frommer Muslim. Womit erwiesen werden sollte, dass der deutsche Glaube ein besonders reiner und anderen Glaubensformen überlegener sein müsste.

„Rächet euch selber nicht, meine Liebsten, sondern gebet Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: „Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der HERR.“ So nun deinen Feind hungert, so speise ihn; dürstet ihn, so tränke ihn. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.“

Ist Rache kein christliches Prinzip, wenn Gott selbst sie exekutieren muss? Gehört Gott nicht ins christliche Credo? Was ist da rachelos, wenn einer sagte: ich räche mich nicht, aber mein mächtiger Vater wird kommen und dir den Schädel einschlagen?

Gott rächt sich an allen, die seinem Wort nicht folgen, mit barbarischer Rache, die einmalig sein dürfte unter allen Weltreligionen. Trumps verschärftes Freund-Feind-Denken wird die archaisch-religiöse Rache zum normalen Inventar der Politik machen. Schon jetzt beginnt er atomar zu drohen, um Amerikas außerordentliche Rolle zu unterstreichen. Schon jetzt will er islamistische Terroristen auslöschen. Wahrlich, wir gehen lustigen Zeiten entgegen:

„Die Heiligen sollen fröhlich sein und preisen und rühmen auf ihren Lagern. Ihr Mund soll Gott erheben, und sie sollen scharfe Schwerter in ihren Händen haben, daß sie Rache üben unter den Heiden, Strafe unter den Völkern; ihre Könige zu binden mit Ketten und ihre Edlen mit eisernen Fesseln.“  

 

Fortsetzung folgt.